Augsburgs Schnellangriffe schlagen Favres passive Gladbacher
Dank eines verdienten 2:1-Sieges über Borussia Mönchengladbach überwintert der FC Augsburg auf einem Europapokalplatz. Dabei überzeugte der FCA mit solidem Ballbesitzspiel und stellte die Nordrhein-Westfalen damit vor allem in der ersten Halbzeit vor Probleme.
Bereits in der zweiten Minute mussten die Augsburger nach einem Handelfmeter – verursacht durch Jan-Ingwer Callsen-Bracker – den Rückstand durch Nationalspieler Max Kruse hinnehmen. Im Anschluss an eine kurze Findungsphase dominierten die Hausherren dann allerdings die erste Halbzeit und drehten die Partie vollkommen verdient. Favres Umstellungen ab der 60. Minute bewirkten noch einmal ein Aufkommen der Gladbacher. Für einen Treffer sollte es allerdings nicht mehr reichen.
Augsburger Offensivstrategie: Flügeldurchbrüche aus tiefer Ballzirkulation
Wie schon die gesamte Hinrunde schafften es die Augsburger auch gegen die Gladbacher, die in einem 4-4-2-Mittelfeldpressing verteidigten, ihren Spielstil durchzusetzen.
Aus einem tiefen Ballbesitzspiel wollten sie nach Verlagerungen im ersten Drittel Schnellangriffe über die Flügel vortragen. Diese sollten zum einen nach Durchbruchsaktionen über die Außen finalisiert werden. Zum anderen dienten sie aber auch dazu die Borussia zurückzudrängen, um anschließend eine sichere Ballzirkulation aufzubauen.
Dabei agierten die Augsburger grundsätzlich asymmetrisch in der Interpretation der einzelnen Positionen. Auf Links war Außenverteidiger Baba deutlich offensiver als sein Gegenüber Verhaegh. Der Niederländer sollte zunächst die Ballzirkulation im ersten Drittel unterstützen und mit vertikalen Zuspielen auf den breiten Esswein für einen linearen Angriffsvortrag über die rechte Seite sorgen.
War Esswein der Durchbruchspieler auf der rechten Seite, kam diese Aufgabe auf dem linken Flügel Baba zu. Er sollte nach Verlagerungen immer wieder freigespielt werden und im Sturmzentrum Bobadilla oder den sehr stark ins Sturmzentrum einrückenden Caiuby bedienen.
An diese Abläufe angepasst, war auch die Rolle Halil Altintops recht unterschiedlich – je nachdem über welche Seite der Augsburger Angriffsvortrag stattfand. War der Ball im Aufbau vornehmlich auf der rechten Seite, positionierte er sich ballfern im Halbraum, um gemeinsam mit Baba und Caiuby für Verlagerungen bereit zu stehen. Befand sich der Ball im Aufbau auf Links, fiel Altintop immer auch wieder zurück und stellte die Anbindung nach vorne her.
In den Raum hinter dem schon im Spielaufbau hohen Baba orientierte sich in der Regel Daniel Baier, der aber auch zwischen Klavan und Callsen-Bracker abkippte. In diesen Zonen entzog er sich dem direkten Zugriff seines Gegenspielers und konnte spielgestaltend auf den Aufbau seiner Mannschaft einwirken. Im weiteren Angriffsverlauf agierte er dann allerdings absichernd und diente als Rückpassoption, die die Ballzirkulation unterstütze.
Dahingegen schob Markus Feulner stärker mit nach vorne und zeigte immer wieder nachstoßende Läufe. Im Aufbau positionierte er sich allerdings genauso wie Baier sehr tief und kippte vor allem im zweiten Teil der ersten Halbzeit viel zur Seite und neben Callsen-Bracker heraus, während Verhaegh nun weiter vorgezogen spielte.
Gladbachs passiver Zentrumsfokus im Spiel gegen den Ball / Augsburger Flügeldurchbrüche
Gladbachs 4-4-2-Defensivformation wurde von den Gästen als relativ passives und auf Zentrumskompaktheit bedachtes Mittelfeldpressing ausgeführt. Dabei gab es im Pressing keine Seite, auf die das Augsburger Spiel bewusst hätte gelenkt werden sollen.
Weil die Borussia auch selten die Höhe oder den Rhythmus im Pressing wechselte, verlief die Ballzirkulation der Augsburger im ersten Drittel in der Regel relativ ungestört. Situative 4-3-3-Stellungen auf den Flügeln, die durch ein Aufrücken Hazards oder Hahns entstanden, entwickelten wenig Zugriff, weil nachschiebende Bewegungen der gesamten Mannschaft fehlten.
Vor allem mit den im Anschluss an Verlagerungen von Verhaegh gespielten Vertikalpässen den rechten Flügel herunter hatte die Borussia zu Beginn des ersten Durchgangs Probleme. Favre entschied sich deshalb seine Mannschaft gegen den Ball im 4-4-2-0 agieren zu lassen, was dem FCA in puncto Durchschlagskraft über die Flügel einiges an Wirkung nahm.
Problematisch war allerdings, dass dadurch der Zugriff auf die Halbräume verloren ging, in denen Feulner und Baier die Ballzirkulation nun verstärkt antrieben. Ferner wies Weinzierl auch Verhaegh an, bereits in Aufbausituationen verstärkt mit nach vorne aufzurücken und im zweiten Drittel die Breite zu geben. Durch die daraus resultierende, engere Grundposition von Esswein belegte Augsburg die Viererkette der Gäste mit drei Mann und sorgte so dafür, dass deren horizontale Reichweite deutlich abnahm. Dabei blieb der Plan der Augsburger – über Flügelangriffe zum Erfolg zu kommen – prinzipiell gleich. Auf der rechten Seite fokussierte man die Durchbrüche jetzt allerdings über Paul Verhaegh und nicht mehr über Alexander Esswein.
Gladbachs Aufbauprobleme gegen Augsburgs Pressing
Grundsätzlich liefen die Gladbacher im gewohnten 4-4-2-System auf, das sich vor allem auf vertikale Halbraumangriffe über die eigene linke Seite fokussierte, während der rechte Flügel verstärkt als Verlagerungsoption dienen sollte. Mit Kramer und Xhaka agierten beide Sechser im Aufbau aus einer relativ hohen Grundposition, wobei ab Mitte der ersten Halbzeit auch ein verstärktes Abkippen von Xhaka forciert wurde, während Kramer sich im linken Halbraum positionierte.
Hahn, der auf dem rechten Flügel startete, bildete den Gegenpol zum einrückend agierenden Hazard, der viel im Halbraum zu finden war und immer wieder auch in die Spitze nachschob. Dort agierte Kruse auf der linken Seite stark ausweichend und rochierte immer wieder vor den Belgier auf den Flügel heraus.
Dass die Borussia im ersten Durchgang selber nur schwer ins Spiel kam, lag zum einen am Augsburger Pressing, gegen das der eigene Spielaufbau kein geeignetes Mittel fand. Das 4-4-2 der Schwaben, das auch immer wieder aggressive 4-2-4-Staffelungen hervorbrachte, fokussierte sich vor allem auf das Verschließen der vertikalen Passwege in den Halbräumen. Dabei wechselte der FC sowohl Pressinghöhe als auch –rhythmus immer wieder ab, was doch zu einigen Problemen bei der Borussia führte.
Als Konsequenz darauf fand ab etwa der 25. Minute das angesprochene, von nun an konsequente Abkippen eines der beiden Sechser statt. Dadurch sollten Jantschke und Brouwers mehr raumgreifende Dribblings ermöglicht werden – ein Stilmittel, das vor allem der verletzte Martin Stranzl herausragend beherrscht.
Das 4-4-2 der Augsburger konnte diese Vorstöße allerdings relativ gut auffangen, indem sich Altintop und Bobadilla relativ breit zueinander positionierten. Sie ließen so zwar den Passweg in den Sechserraum offen, allerdings hatte Gladbach hier mit Kramer meistens nur einen Spieler. Diese Zone nutzte Augsburg so einfach als kleine Pressingfalle, die durch das Rückwärtspressing der beiden Stürmer lebte. Grundgedanke der breiten Stellung Altintops und Bobadillas war, dass die beiden Brouwers und Jantschke daraus geschickter anlaufen und auf die Flügel abdrängen konnten. Passwinkel in die Tiefe wurden ungünstiger und bespielbare Lücken durch Baiers und Feulners zudem leicht herausgerückte Stellungen effektiv kleiner.
Gladbachs Doppelwechsel
Diese Problematik änderte sich auch zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht. Erst mit dem Doppelwechsel von Traore und Hermann für Hrgota sowie Hahn änderte sich die Spieldynamik zugunsten der Gladbacher.
Dabei nahm Traore zunächst die Position von Hahn ein, während Hermann über den linken Flügel kam, hier allerdings eingerückt agierte. Hazard ersetzte Hrgota und besetzte die Position des rechten Stürmers. Durch Hermanns vertikale Spielweise im Halbraum ergaben sich allerdings wenige Wechselwirkungen, zumal auch Kruses Zurückfallen aus der Spitze blockiert wurde. Weil auf der anderen Seite Traores breite Grundposition ebenfalls nicht zu der deutlich offensiveren Rolle Korbs passte, der jetzt genauso wie Dominguez weit nach vorne gezogen spielte, ordnete Favre schon bald einen Seitenwechsel der beiden Flügelspieler an.
Mit Hermann auf der rechten Seite gab es nun einen linearen, viel ins Sturmzentrum nachschiebenden Akteur, der immer wieder den Flügel für Korb öffnete. Auf der linken Seite spielte Traore stark eingerückt und besetzte so auch immer wieder den Zehnerraum, während Kruse für Verbindungen aus dem Aufbauspiel sorgte, das jetzt vermehrt von Kramer und Xhaka aus den Halbräumen gestaltet wurde.
In der Folge gelang es den Gladbachern deutlich besser in die Ballzirkulation und auch die zweite Angriffsphase zu kommen. Dies lag zum einen an den Anpassungen Favres, zum andern allerdings auch an den zu tiefen und flachen Staffelungen der Augsburger. Diese konzentrierten sich verstärkt auf die Absicherung und einen vermehrten Konterfokus, verloren dabei allerdings etwas den Zugriff auf die jetzt deutlich wirkungsvollere Borussia.
Fazit
Über 90 Minuten betrachtet war der Augsburger Sieg durchaus verdient. Vor allem in der ersten Stunde schaffte es der FCA durch eine stabile Ballzirkulation im ersten Drittel Favres Gladbacher effektiv zu bespielen. Dessen Anpassungen konterte Weinzierl im ersten Durchgang noch geschickt, ehe der Gladbacher Doppelwechsel und die daran geknüpften Veränderungen die Partie zum Schluss doch noch kippten.
2 Kommentare Alle anzeigen
Beetz 23. Dezember 2014 um 14:27
……….selten so ein Schwachsinn gelesen!!!!!!!
king_cesc 22. Dezember 2014 um 18:13
Gute Nachrichten für Augsburg!
Weinzierl weiß genau welche Spielertypen er haben möchte…
http://www.transfermarkt.de/perfekt-dong-won-ji-wechselt-bis-2018-zum-fc-augsburg/view/news/182682