Lupfer und Zirkulation gegen Mauern und Fünferkette
In einem abermals hervorragenden Spiel gewinnen die Bayern gegen den SC Freiburg souverän mit 2:0. Dabei hatten die Münchner mehr Schüsse als die Freiburger Ballbesitz in Prozent. Die Gäste aus dem Tabellenkeller versuchten mit einer tieferen Ausrichtung und schnellen Kontern den Schaden in Grenzen zu halten, aber beschnitten sich damit selbst.
Christian Streich baut eine Mauer
Normalerweise sind die Freiburger eine sehr aktive und intensive Mannschaft. In ihrer bisher besten Saison unter Streich, als sie vor zwei Saisons fast auf Platz vier landeten, galten sie sogar phasenweise als eine der wenigen Ballbesitzmannschaften der Liga. Auch wenn sie sich sogar in dieser Spielzeit primär über das Pressing definierten, so war der eigene Anspruch durchaus ein anderer – sogar gegen den FC Bayern.
„Wir wolle den Ball habbe“, sagte Christian Streich zum Beispiel in der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel gegen den FC Bayern damals. Egal gegen wen, so Streich, wollen die Freiburger den Ball haben; außer dieses Mal gegen die Münchner. Im 5-4-1 staffelten sich die Gäste und waren somit schon formativ gesehen überaus defensivorientiert. Natürlich lassen sich alle Formationen durch eine bestimmte Interpretation derselben offensiv oder defensiv, doch hier war dies nur ansatzweise der Fall.
Teilweise standen die Freiburger nämlich mit der Abwehrkette nur wenige Meter vor der Strafraumkante, das Mittelfeldband befand sich knapp davor und Mehmedi als alleiniger Mittelstürmer stand nahe am Mittelfeld, gut und gerne 15 Meter weg von der Mittellinie. Meist versuchte Mehmedi zwar Tiefe zu geben und stand höher, doch beide Varianten waren ineffektiv im Konterspiel, weil Mehmedi nicht schnell genug unterstützt werden und gegen die starken bayrischen Innenverteidiger nicht im Alleingang Chancen erzeugen konnte.
Bayern profitierte von der formativen Ausrichtung der Freiburger durch das Offenlassen der bevorzugten eigenen Ausweichzonen. Die defensiven Halbräume neben Mehmedi und vor der Mittelfeldreihe Freiburgs wurden immer wieder flexibel besetzt; zwar situativ auch von den Offensivspielern, aber vorrangig von den einrückenden Außenverteidigern, Alonso und den aufrückenden Innenverteidiger. Das erzeugte eine Reihe von Folgeproblemen, welche Freiburg nicht in den Griff bekam.
Freiburgs Intensität nicht schnell genug für Bayerns Kombinationen
Die Streich-Elf definiert sich im Pressing meist über ihre enorme Intensität und das Jagen, fast schon Hetzen, des Gegners zum Ballverlust. Manchmal machen sie das sogar über eine leicht inkompakte Spielweise, in der ihnen die offenen Räume bewusst sind und diese sehr aggressiv angelaufen werden. Das sehr kompakte und grundsätzlich positionsorientierte 5-4-1 war hierbei eine charakterlich leicht unpassende Ausrichtung. Sie hatten nicht die üblichen Räume und Bewegungsschemen.
Zwar versuchten sie ein paar Mal ihre Formation umzuformen und auf diese Art und Weise zu pressen, konnten dadurch aber kaum Zugriff herstellen. Es gab nämlich viele situative Mannorientierungen, welche aus dem 5-4-1 andere Staffelungen erzeugten. Ein paar Mal verfolgten die zentralen Mittelfeldspieler gegnerische Läufe in die Tiefe oder stellten den Zwischenlinienraum zu, bewegten sich aber auch herausrückend nach vorne. Bayern ließ den Ball jedoch sehr gut laufen und umschiffte diese Bewegungen intelligent mit ihrer Zirkulation sowie der variablen Positionsfindung.
Besonders auffällig waren die Umformungen der Freiburger auf den Flügeln. Ballnah schoben die Flügelstürmer und ein paar Mal auch die Flügelverteidiger vor, um sich nahe eines Gegenspielers zu positionieren. Bei den Flügelstürmern war dies mehrmals sogar so, dass sie über längere Phasen etwas höher standen als die restlichen Mittelfeldspieler und dadurch die Viererreihe auflösten. Druck konnten sie damit jedoch nicht aufbauen. Dies lag neben Bayerns Intelligenz, der guten Raumaufteilung und der individuellen Qualität auch an zwei großen taktikpsychologischen Aspekten der Münchner Spielweise.
Lupfer, lange Bälle und das Erzeugen von Kombinationsstrukturen
Die Ausweichzonen generierten einfache Ausruhphasen für die Bayern. Gerieten sie unter Druck, spielten sie den Pass zurück, wechselten meist die Seite und nahmen jegliche Beschleunigung aus den Freiburger Pressingbewegungen. Diese kurzen Ausruhphasen hatten aber einen weiteren enorm wichtigen Effekt: Sie konnten sich ihre nächsten Angriffe zurechtlegen. Zwei Konsequenzen dieser Ruhe und Planungsmöglichkeit sorgten für große Probleme bei Freiburg.
Am auffälligsten dürften die hohen Vertikal- und Diagonalpässe hinter die Abwehr gewesen sein. Beim ersten Tor war es gar ein Lupfer Xabi Alonsos von nur wenigen Metern hinter der Strafraumgrenze auf Ribéry in den Strafraum hinein, der die Linien der Freiburger überspielte und eine Großchance herstellte. Schon wenige Minuten zuvor spielten Alonso und Rafinha Pässe hinter eine tiefstehende Abwehr Freiburgs – allerdings von der Mittellinie aus. Dort waren sie unbehelligt von allen Pressingversuchen, die Offensivspieler konnten sich frei bewegen und mit Dynamik in die Räume hinter die Abwehr starten.
Das bringt uns direkt zum zweiten Punkt: Dem Vorbereiten von Kombinationen und dem Erzeugen der passenden Strukturen. Die Münchner Spieler haben sich unter Guardiola in puncto strategischer Positionsfindung eindeutig weiterentwickelt, auch wenn man schon unter Heynckes sicherlich zu den besten Teams Europas gehörte. Jetzt ist diese Stärke aber noch etwas weiträumiger angelegt und variabler. Immer wieder positionieren sich mehrere Spieler der Bayern so, dass der Passführende mehr als eine Option hat und dass jede dieser Optionen ebenfalls direkte Optionen hat.
Dadurch waren die Kombinationen der Münchner in einigen engen Räumen gar schneller als der Zugriff, den die Freiburger herstellten, wodurch diese nicht in die Zweikämpfe kamen. Häufig konnte Bayern dadurch versuchen durchzubrechen oder sich gekonnt in bessere Zonen zu spielen. Scheiterten diese Durchbrüche und Kombinationen, war das wie üblich sehr gute Gegenpressing zur Stelle und verhinderte fast alle Kontermöglichkeiten Freiburgs. Bayern hatte schlichtweg zu viel Zeit in den Ausweichzonen, um das Spiel in den engen und gepressten Zonen zu organisieren, womit Freiburg nicht klar kam. Womit der Analyst nicht klar kam, war aber die Münchner Spielweise in der Schlussphase.
Sprachlosigkeit zu Bayerns Spielweise am Ende
Zu Beginn war die Offensivorganisation der Bayern trotz hoher Flexibilität mehr oder weniger klar. Müller und Götze gaben zwei sehr offensive und etwas asymmetrisch angelegte Achter in einem 4-1-4-1, welches mehr denn je wie ein 4-1-2-3 aussah, und balancierten gleichzeitig die einrückenden Bewegungen Robbens und Ribérys. Die beiden spielten aber oftmals auch sehr breit und kamen über die Flügel nach vorne. Alonso als Strukturgeber auf der Sechs und Rafinha mit Bernat in den üblichen freien und variablen Außenverteidigerrollen komplettierten das Ganze. Nach der Einwechslung Schweinsteigers zur Halbzeit blieb dies prinzipiell gleich, auch wenn gefühlt die Flügelstürmer flexibler waren und einander stärker suchten. Auch war Schweinsteiger natürlich etwas tiefer als Müller und Götze zuvor, während Müller die Position Lewandowskis im Wechsel mit Götze übernahm. Allerdings war Götze meistens der tiefere Verbindungsspieler und Schweinsteiger stieß ebenfalls häufiger mit nach vorne. Eine sehr variable Spielweise, prinzipiell aber noch verständlich.
Wer aber wo genau spielen sollte, als Shaqiri für Alonso eingewechselt wurde, war nicht mehr wirklich klar. Schweinsteiger agierte vor der Abwehr und ging häufiger in den rechten defensiven Halbraum, Ribéry und Robben tauchten plötzlich gemeinsam im Sechserraum zentral und halblinks neben Schweinsteiger auf, Shaqiri sprintete frenetisch horizontal entlang des Zwischenlinienraums, Götze gab überall Verbindungen und die Außenverteidiger waren ebenfalls überall anzufinden. Und Mittelstürmer Müller sowieso. Was also gespielt wurde? 4-1-2-3 vermutlich mit extrem einrückenden und flexiblen Flügelstürmern, noch freier als bisher in dieser Partie und zwei sehr balancierenden Spielern auf der Acht.
Fazit
Eine hervorragende Partie der Bayern gegen besonders in der Offensive harmlose Freiburger. Über 80% Ballbesitz und mehr als 30 Schüsse unterstreichen Bayerns Dominanz. Beinahe hätten sie sogar ihren bisher einmaligen Rekord eingestellt keinen Schuss in einer Partie zuzulassen, doch zwei Versuche in den letzten 25 Minuten zerstörten diese weitere statistische Untermauerung einer fast einmaligen Dominanz. Eine fast schon skurrilere Statistik ist aber die Anzahl der Fouls. In dieser Partie gab es nur acht Fouls – das dürfte so eine Art Rekord sein. Was verrückt ist, immerhin spielte Freiburg gegen die Bayern; und die sonst so extrem intensive Streich-Elf hatte so wenig Zugriff, dass sie nur auf drei Fouls war. Die erste eindeutige Taktikpsychologiestatistik?
41 Kommentare Alle anzeigen
Bernhard 17. Dezember 2014 um 20:03
Seit dem gestrigen Spiel frage ich mich mehr denn je ob die Bayern den richtigen Fitnesstrainer haben.
Ich bin bei Gott kein Experte auf diesem Gebiet, aber ein Artikel von Raymond Verheijen zum Thema Verletzungen und ihre Vermeidung (http://www.11freunde.de/artikel/wird-der-bundesliga-falsch-trainiert) hat bei mir etliche Fragen unbeantwortet zurückgelassen.
Betrachten wir das gestrige Spiel:
-) Lewandowski wurde durch ein gegnerisches Foul in Mitleidenschaft gezogen – kann passieren
-) Beatia und Xabi Alonso haben sich ohne gegnerischen Einfluss eine Verletzung zugezogen
Ich möchte nicht polemisieren, aber seit Heynckes‘ Abgang ist die Zahl der Verletzten beim FC B doch absurd hoch. Bloß Robben widerlegt die „These“ des falschen Fitnesstrainer. Das Spiel gestern hat mir den Artikel, welcher Guardiolas Arbeit lobt, wieder ins Gedächtnis gerufen.
Hat jemand von euch andere Theorien dazu?
Mich würde interessieren was RM dazu denkt.
HW 17. Dezember 2014 um 21:31
Früher Weihnachtsurlaub, mein spontaner Gedanke während der Sportschau. 😉
Peter Vincent 17. Dezember 2014 um 17:34
Das 4-1-2-3 ist mir in den letzen Spielen auch aufgefallen und ich könnte mir vorstellen, dass wir es auch in Zukunft oft sehen werden. Ich hoffe, noch in der Saison mal ein ZM aus Lahm, Thiago und Götze zu sehen im klarer 1-2 Staffelung. =)
maverick.91 17. Dezember 2014 um 15:57
Finde es immer lustig wenn man liest das bayern ja ach so fair spielen würde. Eine wesentlich interessantere Statistik als die totale Anzahl der Fouls ist bei solchen ballbesitzverhältnissen die der Fouls pro ballbesitz (gab es vor einigen Jahren schonmal zu barca) da erkennt man dann wieder klar die Handschrift guardiolas das taktische Fouls als Mittel der Wahl dienen um Konter zu unterbinden.
da sind meiner Meinung nach die Schiris in der Pflicht den Begriff taktisches Foul neu zu interpretieren (hat Klopp schon im dfb Pokal angesprochen letztes Jahr)
HW 17. Dezember 2014 um 17:56
Zunächst ist es positiv, wenn absolut wenig gefoult wird.
Bei der relativen Betrachtung einer agressiven Spielzeit muss man sehr viel einbeziehen: Tatsächliche Spielzeit, Verhältnis von Offensivfouls zu Defensivfouls, Härte der Fouls.
Das kann so einfach nicht beantwortet werden.
Ich persönlich muss auch sagen, dass taktische Fouls zwar wichtig sind, aber man darf eine Diskussion auch nicht in eine bestimmte Richtung drücken und die harte der Fouls vernachlässigen.
In diesem Spiel hat Bayern fünf Fouls begangen! 5!!!!! Selbst wenn man sagt, Freiburg hatte so wenig Ballbesitz, dafür wären das viele Fouls der Bayern gewesen, man kann nicht abstreiten, dass es als absolute Zahl wenige Fouls sind. Und diese wenigen Fouls können sich die Bayern aufgrund ihres hohen Ballbesitzanteils erlauben. Bayern erarbeitet sich also zuerst eine Situation in der sie sich über die Anzahl der Fouls nicht mehr wirklich sorgen machen müssen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass andere Teams nicht seltener taktisch Fohlen. Bayern kann das vielleicht mit höherer Intensität machen, weil der Gegner selten den Ball hat. Aber diesen strategischen Vorteil haben sie sich einfach erarbeitet. Ich kann das eigentlich nur anerkennen. Wenn wirklich jeder Ballgewinn des Gegners mit einem Foul beantwortet würde, hätten die Bayern auch Probleme z. B. mit gelben Karten (das eine Spiel gegen den BVB kann ich nicht als Maßstab nehmen). Aber Bayern hat mit Abstand die wenigsten Verwarnungen der Liga. Kann man wieder auf den Ballbesitz schieben (also auf eine strategische Überlegenheit), aber grundsätzlich sehe ich keine besondere Aggressivität bei den Bayern.
HW 17. Dezember 2014 um 17:58
Korrektur: natürlich fohlt nur ein Team in der Bundesliga, alle anderen foulen.
wombat 17. Dezember 2014 um 20:46
sehr nice, oder neudeutsch: very nett…
HW 17. Dezember 2014 um 21:44
Ei sänk ju wärie Matsch!
Dagobert 18. Dezember 2014 um 12:31
Habe mir den Spaß gemacht und das mal Ausgerechnet:
Team Foul Foul/Sp Foul/minøBB
Bayern München 157 9,8 0,29
VfL Wolfsburg 209 13,1 0,28
Bor. Mönchengladbach 185 11,6 0,24
Bayer Leverkusen 273 17,1 0,35
FC Schalke 04 229 14,3 0,28
FC Augsburg 244 15,3 0,31
1899 Hoffenheim 268 16,8 0,32
Hannover 96 244 15,3 0,31
Eintracht Frankfurt 244 15,3 0,29
1. FC Köln 185 11,6 0,21
1. FSV Mainz 05 242 15,1 0,31
SC Paderborn 07 208 13,0 0,24
Hertha BSC 291 18,2 0,32
Hamburger SV 278 17,4 0,35
VfB Stuttgart 223 13,9 0,27
Borussia Dortmund 189 11,8 0,27
Werder Bremen 250 15,6 0,29
Leider lässt die Kommentar Funktion keine Tab Sprünge oder mehrere Leerzeichen am Stück zu, daher etwas unübersichtlich.
Quelle der Rohdaten: http://www.bundesliga-statistik.de
Kann nicht feststellen, dass die Bayern in Relation zum Ballbesitz viele Fouls begehen.
Was unbestritten ist, dass viele Fouls der Bayern „taktische Fouls“ in der nähe des gegnerischen 16ers sind, die der Unparteiische naturgemäß nicht als solche bewertet.
An dieser Stelle auch ein riesen Kompliment an diese Seite. Macht sehr viel Spaß beim lesen und man lernt sehr viel dabei.
Dreser 18. Dezember 2014 um 13:14
@Dagobert: Danke fürs Ausrechnen – aber wie kommst Du denn genau auf die Werte?
Wenn ich Deine Legende richtig deute, dann sind „Foul/minøBB“ doch die Gesamtanzahl der Fouls geteilt durch den Durchschnitt über alle Spiele der Anzahl der Minuten, in denen die Mannschaft Ballbesitz hat.
Wenn dem nämlich so ist, wie ich das interpretiere, dann kann es nicht sein, dass die Mannschaft mit dem meisten Ballbesitz und den wenigsten Fouls pro Spiel keinen signifikant kleineren Wert hat, als die anderen Vereine: Der Zähler (Fouls) ist der kleinste Wert, der Nenner (minøBallbesitz) ist der grösste Wert aller Vereine, konsequenterweise muss das Ergebnis signifikant kleiner sein, als bei allen anderen Vereinen.
Oder verstehe ich da was falsch?
Dagobert 18. Dezember 2014 um 13:19
Ja Du hast das „ohne Symbol“ ø übersehen. Es bedeutet Fouls pro Minute in denen die Mannschaft KEINEN Ballbesitz hat. Nur dann kann sie auch foul spielen.
Dreser 19. Dezember 2014 um 01:59
Sorry, ich habe dieses Symbol missverstanden als „Durchschnitt“. So gesehen machen die Zahlen Sinn. Allerdings zeigt das auch nur, dass Bayern total in der Mitte bei den Fouls liegt. Wenn man dann noch den Ort des Foulspiels einbezieht, wird man wahrscheinlich (habe leider keine Daten zu Hand, mit denen ich das belegen kann) feststellen, dass es praktisch keine Fouls in gefährlichen Situationen in Strafraumnähe gibt.
Das macht Sinn und passt zu der immer besser werdenden „Chancenverhinderungstaktik“ der Bayern – während bei Heynckes und auch bei Guardiolas erster Saison es doch immer recht viele Chancen bzw.Kontermöglichkeiten für die Gegner gab, werden diese immer weniger.
HW 18. Dezember 2014 um 13:21
Es ist wahrscheinlich pro gegnerischem Ballbesitz gemeint. Also Fouls wenn man nicht den Ball hat.
Bayern liegt laut diesen Werten etwa in der Mitte, bezogen auf gegen. BB. Sie sind also nicht „fairer“ in ihrer Verteidigung, aber seltener genötigt zu verteidigen. Ist natürlich besonders unfair, wenn man dem Gegner nie den Ball gibt.
The Soulcollector 19. Dezember 2014 um 14:01
Naja unfair ist es nicht. Aber es kann schnell langweilig werden. Nämlich dann wenn man mit dem Ballbesitz nicht mehr angreift sondern nur verteidigt. Das ist bei Bayern aber zur Zeit nicht der Fall und deshalb gucken wahrscheinlich auch immer noch viele neutrale Zuschauer Bayernspiele, weil es dort eben Offensivfußball gibt.
Sollten die Bayern aber irgendwann nur noch verteidigen und mit 1:0 gewinnen, dann wird es schnell langweilig und das ist weder gut für Bayern noch für die Liga.
HW 19. Dezember 2014 um 14:27
Guardiola will gerade vermeiden, dass Ballbesitz zum Selbstzweck wird.
HW 19. Dezember 2014 um 14:29
PS
Bayern muss sich auch nicht darum sorgen, ob der Gegner attraktiv spielt. Das ist nicht ihre Aufgabe. Sie müssen „nur“ ihre Fans zufriedenstellen.
HW 18. Dezember 2014 um 13:14
Was heißt „unbestritten“? Sieht man irgendwo in den Statistiken den Tatort oder eine Einteilung nach Foul-Typus?
Ich kann das auch nicht genau beantworten, aber mir war das damals bei Barca in der Champions League aufgefallen.
Der wichtigste Punkt ist natürlich, wie viele Offensivfouls die Statistik verzerren. Der nächste Punkt wäre der Vorwurf Bayern foult oft taktisch. Nun, wenn der Schiedsrichter das nicht so bewertet, dann muss ich zunächst davon ausgehen, dass es kein taktisches Foul ist. Ein taktisches Foul hat nichts mit dem Tatort zu tun. Wenn Bayern ins Pressing geht, dann foulen sie sicher auch mal. Aber wollen sie dann wirklich nur den Konter verhindern und nicht den Ball erobern (was grob die Definition eines taktischen Fouls ist). Oder wollen sie tatsächlich meistens den Ball erobern? Ich glaube nicht, dass Bayern nur brutal oder zerstörerisch presst, sie wollen einfach den Ball wieder haben. Sicher gibt es auch Situationen in denen es vorrangig um die Konterverhinderung geht. Aber das ist bei jedem Team so.
Was ich sagen will: Es ist schwer aus den Statistiken ein Motiv abzuleiten. Daher halte ich mich mit Vorwürfen zurück.
Dagobert 18. Dezember 2014 um 14:28
Nein, aus der Statistik geht das nicht hervor. Das ist subjektive Wahrnehmung. Und natürliche wollen die Bayern primär den Ball sofort zurück erobern. Wenn das aber schief geht, nehmen sie meiner Meinung nach das Foul in kauf. Der Konter ist unterbunden und Bayern kann sich neu formieren.
Man könnte diese Fouls als taktische bezeichnen. Allerdings wertet das kein Schiedsrichter tief in der gegnerischen Hälfte so.
Das soll auch kein Vorwurf sein. Ist dann einfach clever gemacht.
HK 18. Dezember 2014 um 14:40
Interessante Zahlenspielerei. Mit der Logik bzw. Wertigkeit habe ich da so meine Probleme.
D.h. doch dass eine Mannschaft mit wenig Ballbesitz quasi eine erkleckliche Anzahl an Fouls gut hat. Ich mache also 50% mehr Fouls werde aber da ich 60% weniger Ballbesitz habe als fairer gewertet. Das mögen vielleicht Statistiker so sehen, bei Fußballfreunden habe ich da eher Zweifel.
Zu der These: Wenn das aber schief geht, nehmen sie meiner Meinung nach das Foul in kauf. Der Konter ist unterbunden und Bayern kann sich neu formieren.
drängt sich mir die Frage auf: Im Gegensatz zu wem? Es gibt also Mannschaften die bei der Balleroberung keinesfalls ein Foul in Kauf nehmen?
HS 18. Dezember 2014 um 15:19
Natürlich ist das Gang und Gebe im Fußball, dass man nach verlorenem Gegenpressing ein Foul in Kauf nimmt um den Konter zu verhindern. Finde aber auch, dass das bei den Bayern (auch bei mir: subjektive Eindrücke) verstärkt forciert wird. Teilweise für mich (dank deren guter Absicherung) sogar zu stark, so dass ich mich ärgere, wieso er jetzt foult, weil doch noch ein Ballgewinn (was ja immer wieder die Chance auf einen schnellen Gegenangriff bedeutet) möglich gewesen wäre. Außerdem merkt man, dass die Bayern teilweise sehr geschickt foulen, eben um ein taktisches Foul nicht als solches aussehen zu lassen (dabei muss man früh dazwischengehen, ansonsten gibt es gelb, wenn man von hinten einem in den freien Raum davonziehenden Gegner am Trikot zieht, zB). Ich denke, das ist auch von Pep so vorgegeben und eintrainiert, auch wenn das jetzt für manche vllt. nach einer bösen Unterstellung aussehen wird, aber in meinen Augen spielen Fouls als taktisches Mittel heutzutage eine große Rolle und sind dabei auch legitim – und gerade bei Bayerns hoher Stellung und dem intensiven Gegenpressing halte ich sie für unabdingbar, wenn sich Räume für den Gegner auftun, die man nicht bespielt haben will (bzw im Falle von Bayern foult man schon bevor sich diese Räume auftun, weil diese Typen einfach so unglaublich gut das Spiel lesen können).
Dreser 19. Dezember 2014 um 02:09
Ich stimme mit Deiner Meinung über diese Fouls überein – allerdings kommt mir gerade noch ein anderes Thema in den Sinn: Mir fällt auf, dass Bayern in dieser Saison auffalllend häufig „von hinten“ den Ball erobert – Basti, Ribery und Götze machen das perfekt mehrmals pro Spiel im Mittelfeld, aber gerade die Verteidiger stechen da besonders in der Rückwärtsbewegung noch heraus. Das beste Beispiel ist das Wegspitzeln des Balls von Günther durch Rafinha gegen Freiburg.
Das ist mir in der letzten Saison nicht so aufgefallen und es scheint mir so, dass solche Aktionen extra eintrainiert werden.
Was meint Ihr?
HW 19. Dezember 2014 um 09:54
Ein Kommentar von gestern ist wohl verloren gegangen.
Betrachtet man die andere Seite, ein Team mit extrem wenig Ballbesitz, dann muss dieses Team viel cleverer verteidigen weil sehr viel verteidigt werden muss. Ansonsten würde man aufgrund der Anzahl der Fouls irgendwann Probleme durch Verwarnungen bekommen.
Vielleicht hat Leverkusen deswegen recht viele Fouls, sie sind sehr aggressiv haben aber keinen Ballbesitzanteil wie die Bayern.
HW 19. Dezember 2014 um 10:22
@HS
Dass man als hoch stehendes Team nach einer nicht erfolgreichen Pressingphase auch taktisch foult, ist sicher normal. Die Alternative ist der Konter des Gegner bei dem man vielleicht sogar in einen Platzverweis „gezwungen“ wird.
Allerdings machen das nicht nur Teams wie Bayern, sondern fast alle Teams um ihre Abwehr zu sortieren (eigentlich ist das klassisches Zeitspiel in der Defensive).
Man muss beim Foul immer beachten, ob der Verteidiger überhaupt den Ball erobern wollte oder nicht. Solange man im Pressing ist, ist dies sicherlich das Ziel (außer im false Pressing). Nur wenn der Verteidiger tatsächlich nicht auf den Ball, sondern auf den Mann geht oder wenn ein eindeutiger Angriffsvorteil in der 1gg1-Situation unterbunden wird, kann man eine Verwarnung aussprechen. Wenn der Gegner dagegen eigentlich noch nicht im Angriff ist, kann man allenfalls über die absolute Zahl der Fouls Spieler verwarnen.
Wenn man für die Bayern einen strengeren Maßstab anlegen würde, dann müsste man den auf jedes Team übertragen, womit sicher niemand glücklich wäre.
JFG 17. Dezember 2014 um 13:04
„Auch wenn sie sich sogar in dieser Spielzeit primär über das Pressing definierten, so war der eigene Anspruch durchaus ein anderer – sogar gegen den FC Bayern.“
Was ist damit gemeint?
LZ 17. Dezember 2014 um 14:48
Damit ist gemeint, dass der SC Freiburg in besagter Spielzeit den Anspruch hatte, selber das Spiel zu gestalten und nicht (wie in dieser Saison) fast ausschließlich auf aggressives Pressen konzentrieren
rookie 17. Dezember 2014 um 09:52
Ich bin froh, dass es hier Leute gibt die die unglaubliche Leistung von Guardiola und seinen Spielern halbwegs würdigen, ich schaue seit etwa fünf Jahren fast jedes Spiel der Bayern live und die Mannschaft ist Welten, Welten besser wie unter Heynckes. Ich kann mich an genug Spiele erinnern, die so liefen wie gestern. Tief stehende Mannschaften Bayern hat überragenden Ballbesitz, es ergeben sich aber keine zwingenden Torchancen und dann kommen doch ein paar Konter durch. Das überragende ist doch, das Bayern fast keine Konter mehr kassiert, gestern wurde es einmal gefährlich. Und sie erzeugt auf engstem Raum eine 100 prozentige Torchance nach der anderen. Übrigens, weil immer alle die Niederlage gegen Real anführen. Im Hinspiel hatte Bayern in derem Stadion, in der ersten Halbzeit sie sowas von im Griff, minutenlang kamen sie nicht an den Ball, das Stadion war fassunglso und mücksmäuschenstill, es gab Kommentare aus Spanien die sagten, noch nie wurde Real so dominant und mutig im eigenen Stadion beherrscht. Mit Lewandowski und dem heutigen Robben hätten sie das Spiel auch gewonnen. Trifft Bayern dieses Jahr auf Real mit Lahm, Thiago, Alaba und Robben in Bestform, weiß ich wer gewinnt, aber dazu wird es wegen der Verletzten nicht kommen und so wird Real wohl die entscheidenden Konter setzen können.
rookie 17. Dezember 2014 um 10:00
ach so, bevor erwidert wird, dass Bayern das Rückspiel klar verloren hat. In dem bekannten Buch wird ja erläutert, dass Guardiola sich von seinen Spielen auf eine Taktik a la Matthäus, Berthold und Co. eingelassen hat. Also keine, aber mit Herz spielen, mal dazwischen grätschen, ein Zeichen setzen, Gras fressen, bla bla, sorry ist polemisch, aber was Matthäus und Hamann nach dem Leverkusen Spiel im Fernsehen über Guardiolas Taktik abgelassenn haben (er verwirrt die Mannschaft, ein Stürmer gehört in die Mitte…= war unglaublich. Ich bin so froh dank Löw und Guardiola (und anderen Trainern) nicht mehr Völler-Fussball sehen zu müssen. Wohl kein Zufall, dass manche Ex-Fussballer Kommentatoren u. manche Trainer werden.
Pauli 17. Dezember 2014 um 10:49
Der war Weltmeister, Europameister oder hat Länderspiele gemacht! Das war zwar vor 20, 25 oder gar 40 Jahren, trotzdem muß der doch wissen wie es geht. Das heute nicht mehr so gespielt wird wie 1990 oder 1974 kann man sich ja gerne mal in alten TV Wiederholungen anschauen.
Wieviel Trainer in der Bundesliga mit taktischer Idee / Weitsicht sind denn ehemalige „Erfolgsspieler“? Nur die wenigsten.
Koom 18. Dezember 2014 um 09:36
Würde ich an Trainers Stelle auch so behaupten. 😉
Isco 18. Dezember 2014 um 08:19
Das kommt aber schon sehr auf die Definition von Dominanz an.
Richtig viele Chancen hatten sie ja nicht, zugelassen haben sie schon eine Menge.
HW 18. Dezember 2014 um 09:13
Bayern ist damals schon verdient ausgeschieden. Interessant an diesen Spielen war, dass Bayern so Bayern-untypisch spielte.
rookie 18. Dezember 2014 um 21:09
es stimmt schon, die Dominanz war in einer für Real nicht wirklich gefährlichen Zone und führte entsprechend auch zu kaum Chancen. Schön anzuschauen war es trotzdem.
Dr. Acula 17. Dezember 2014 um 09:17
Erinnerte mich stark an das CL VF Hinspiel gegen ManUtd, als ManUtd ähnlich verteidigt hat, auch dort konnte bayern ungehindert bis ins letzte dritte kommen; allerdings verpasste es bayern damals noch, DAS Mittel gegen Tiefstehende Ketten zu verwenden: Lupfer.. Allerdings sind Ferdinand und Vidic natürlich auch andere Kaliber, die letztes Jahr gegen Bayerns halbfeld flanken so zml jeden Ball gewonnen haben.
M1Schmitt 17. Dezember 2014 um 01:15
wenn man dieses spiel sieht wird einem doch übel
man muss doch gerade nach so einem spiel irgendwie daran denken eine größere chancengleichheit zu erzielen.
WEnn alle spiele so wären würde man doch keinen fußball mehr schauen wollen
HansPeter 17. Dezember 2014 um 01:32
Also dir wird übel wenn du grad einer der drei TopManschaften Europas anschaust, die mit „lässigen“ Kombinationen und statt sinnlosen Flanken mit Hebern versucht eine Lösung gegen einen extrem tiefstehende Abwehr zu finden und die auch findet?
Um ehrlich zu sein mir auch, deshalb hab ich mir danach VFB-HSV angesehen. Da wurde ich dann richtig glücklich.
M1Schmitt 17. Dezember 2014 um 01:49
das tolle daran hab ich garnicht erkannt
nur in festgefahrenen fremd vorgegebenen mustern gedacht
SF-96 17. Dezember 2014 um 08:28
Also ich finde, dass man die Bayern-Spiele der letzten Wochen gut anschauen konnte. Klar, die Spiele waren nach wenigen Minuten nicht mehr ausgeglichen, aber was dort spielerisch geliefert wurde, war schon klasse!
bsg 17. Dezember 2014 um 10:48
Haha wenn alle Spiele so wären, hieße das, dass es noch andere richtig geile Mannschaften gäbe und die müssten dann ja auch zwangsläufig irgendwann gegeneinander spielen… no? Hört sich fantastisch an!
Alternativ betrachtet, wenn alle Spiele von bayern so langweilig sind, kann mensch sich immer noch Stuttgart vs HSV geben, hm?
hab ich was verpasst/übersehen?
bsg 17. Dezember 2014 um 10:51
@hansPeter: hätte ich mal deinen Kommentar gelesen, hätte ich keine Redundanz posten müssen X-/
HW 17. Dezember 2014 um 11:54
Naja, einseitige Partien können nicht der allgemeine Standard sein.
Wer gestern Real bei der Club-WM gesehen hat, war sicher stärker enttäuscht. (Natürlich ist das schwer vergleichbar.) Gerade in der ersten Halbzeit langweilten mich die diagonalen Bälle auf die Außenverteidiger, die dann ins 1 gegen 1 gehen sollten. Lupfer hinter die Abwehr hätte ich in dem Spiel gerne gesehen.
Es gibt halt verschiedene Arten von guten Spielen. Ebenbürtige Gegner, die sich ein spannenden Wettkampf liefern. Oder eine Mannschaft, die so gut spielt, dass es Freude macht ihrer Technik und Taktik zu zuschauen.
Von Bayern kann man im Verlauf der Saison sicher beide Spielverläufe erwarten.
Jimbo 17. Dezember 2014 um 00:42
@CollinasErben
Das Spiel Bayern – Freiburg war das fairste seit der Erhebung der Anzahl an Fouls. Jochen Drees pfiff nur acht Freistöße. (af)