Türchen 5: 박주호

Mit 24 Jahren kam Joo-Ho Park nach Europa. Vermutlich spielte er schon zuvor wie ein Spieler internationaler Klasse. Schade, dass das keiner wirklich bemerkt hat. Dabei zeigte er beim FSV Mainz 05 sogar, dass er das auf mehreren Positionen kann.

Flexibler und intelligenter Linksverteidiger

Seine Stammposition war die des linken Außenverteidigers in einer Viererkette. Park entspricht hierbei aber nicht dem klassischen Typus eines Außenverteidigers, der Breite gibt, stur vertikal auf und ab rennt, nur um defensiv möglichst stabilitätsorientiert und offensiv möglichst flankenorientiert zu agieren. Im Gegenteil: Gegen den Ball überzeugt Park durch eine gekonnte Balance aus Risiko und Sicherheit. Situativ kann er nach vorne rücken, sich von seinem nominellen Gegenspieler (meist der gegnerische Flügelstürmer) lösen und Pässe auf diesen abfangen, einen anderen Spieler des Gegners unter Druck setzen oder schlichtweg die Angriffe des Gegners von seiner Seite wegleiten.

Offensiv sind seine unüblichen Stärken und kaum vorhandenen Schwächen noch eindrucksvoller zu sehen. Park klebt selten an der Auslinie, sondern orientiert sich immer etwas am Halbraum. Dadurch steht er oftmals besser anspielbar für die zentralen Spieler, kann sich nach Ballannahmen je nach gegnerischer Position auch um diesen herum drehen, weil er noch Raum bis zur Auslinie hat, oder lässt den Ball direkt diagonal in den Halbraum / Richtung Mitte prallen. Dadurch zieht er dynamisch an seinem Gegenspieler vorbei, erzeugt Probleme im Übergeben, kann eine Überzahl herstellen und gefährliche Pässe in die Tiefe spielen.

Bei klassischen Flügelaktionen ist er außerdem überaus kombinationsstark, sehr gut in der Entscheidungsfindung und technisch äußerst sauber. Diese Mischung war es auch, die ihn im vergangenen Jahr kurz vor und durchgehend nach der Winterpause ins Mittelfeld beordern sollte.

Strategisch tadelloser Sechser

Im zentralen Mittelfeld benötigt man das SV-Buzzword „Pressingresistenz“.

Damit ist grundsätzlich gemeint, dass man sich unter Druck durchsetzen kann, ob durch eine weiterhin intelligente Entscheidungsfindung und Aufrechterhaltung der Erfolgsstabilität in Verbindung mit hoher Handlungsschnelligkeit, durch eine enorm saubere Ballverarbeitung, durch die richtige Art der Ballannahme, ein passendes Dribbling oder schlichtweg durch eine herausragende Nutzung physischer Aspekte.

Park kann das – fast alles davon sogar. Unter Thomas Tuchel wurde er darum auch immer wieder als Sechser in einer Doppelsechs genutzt, wo er seine defensive Raffinesse, seine Geschicklichkeit und Geschmeidigkeit im Zweikampf und im defensiven Bewegungsspiel ebenso ausspielen konnte wie seine Fähigkeiten in der Offensive. Die strategisch hervorragende Entscheidungsfindung – über welche Zonen baut man auf? Ist der Pass in die Spitze jetzt vonnöten oder warten wir eine bessere Situation ab? Mit welchem Pass kann man den Gegner in eine weniger gute Staffelung zwingen? – mischt er mit einer starken Technik am Ball selbst und sehr sauberen Pässen.

Für die Ballzirkulation der Mainzer war Park in dieser Phase Gold wert. Ob Park so gut im umsichtigen Aufbauen von Angriffen ist, weil sein Vater Architekt ist? #argumentierenwieimMainstream

Wegen seiner Stärken in der Offensive, in engen Räumen und auch in der Dynamik gegen den Ball wurde er sogar häufig in einer offensiveren und abgesicherteren Rolle genutzt.

Allzweckwaffe auf der Acht

4-1-4-1? 4-3-1-2? Sechser oder Achter? Park kann alles davon. Ist eine bestimmte Rolle erwünscht? Eher absichern heute oder doch lieber ein paar diagonale Durchbrüche? Oder wollen eher mit einem Nadelspieler innerhalb der gegnerischen Formation agieren? Kein Problem, Asiens Antwort auf Philipp Lahm ist ja da.

Durch seine Fähigkeiten in engen Räumen kann Park sogar in engen Zonen im letzten Drittel die Ballzirkulation erfolgsstabil aufrechterhalten; eine seltene Fähigkeit, insbesondere für einen nominellen Defensivspieler. Seine Flexibilität ermöglicht es ihm im Spielverlauf – ob nach einer Umstellung oder innerhalb einer Situation – unterschiedliche Positionen und Rollen einzunehmen. Park kann einen aufrückenden Außenverteidiger absichern, diesen dadurch bis ins letzte Drittel vorschieben lassen und sogar für längere Situationen ohne Qualitätsverlust dessen Position übernehmen, wenn es benötigt werden sollte.

Ähnliches ist auf der Sechs, der Acht, dem linken Flügel und dem Zehnerraum der Fall, obgleich bei letzteren beiden natürlich geeignetere Spieler auf dem Platz stehen sollten. Für einzelne Umformungen, Spielzüge und Abläufe ist dies aber im modernen Fußball eine nicht zu unterschätzende Waffe, die sich in den letzten Monaten im Lazarett der Mainzer befand.

Besonders interessant sind höhere Positionierungen Parks nicht nur wegen seiner offensiven Fähigkeiten und dem geringen Qualitätsverlust unter Druck, sondern auch wegen seiner Defensivarbeit. Seine Antizipations- und Reaktionsgabe im Verbund mit geistiger und körperlicher Dynamik sorgen dafür, dass er in höheren Zonen nicht nur sehr schnell Zugriff herstellen und gegenpressen kann, sondern auch die richtige Wahl trifft, ob, wann und wie man denn in dieser Situation gegen den Ball arbeiten kann.

Doch Park kann man nicht nur von seiner Linksverteidigerposition diagonal nach vorne schieben; auch die andere Richtung wäre denkbar. Während der Ära Tuchel hatte ich einst die Prognose abgegeben, Park würde konstant im zentralen Mittelfeld agieren. In Anbetracht der Spieweise unter Kasper Hjulmand wird es womöglich Zeit für die nächste Prognose:

Der Park, der kann auch Halbverteidiger!

Ich als Bayernfan hatte mir gewünscht, dass Park im Sommer zum FC Bayern kommt (gemeinsam mit Daniel Baier natürlich). Zwar nicht als Stammspieler, aber als Ergänzungsspieler, der unterschiedliche Rollen ausüben kann. Sowohl Park als auch Baier sind gestandene Spieler, die vermutlich internationales Niveau in einem solchen Umfeld verkörpern würden, die keine Zeit und Spielpraxis mehr für größere Entwicklungssprünge benötigen und weder enorme Gehalts- noch Aufstellungsansprüche stellen würden.

Park wäre mir hierbei nicht nur als interessante Option als falschem Außenverteidiger auf links und im zentralen Mittelfeld ins Auge gestochen, sondern schien und scheint besonders als Halbverteidiger geeignet. Diese Spielweise zeichnete sich schon damals (Anfang Juli, sh. hier und hier) ab, ebenso wie die besondere Rolle des linken Halbverteidigers in Person von Alaba.

Park könnte meiner bescheidenen Meinung nach ohne Probleme eine „Alaba-lite“-Rolle spielen; nicht ganz so durchsetzungsfähig, weiträumig und energisch, aber prinzipiell mit ähnlichen aufrückenden Läufen, intelligenter Ballverteilung und Defensivaufgaben. Man stelle sich vor, was Guardiola mit einem solchen Spieler machen könnte – und in Anbetracht all dieser Verletzungen gar machen müsste. Jetzt liegen die Hoffnungen aber auf Hjulmand.

Fazit

Normalerweise hätte dieses Zitat aus unserem privaten Autorenchat schon für den gesamten Artikel gereicht:

„Eigentlich wollte ich ja Philipp Lahm für den Adventskalender, aber Joo-Ho Park geht auch. Immerhin ist das der asiatische und physischbetontere Lahm.“

Oder dieses Tuchel-Zitat:

„Joo-Ho Park ist ein taktisch und fußballerisch ausgesprochen versierter Fußballer“

Ende des Fazits.

PJ 28. August 2015 um 20:35

Na dann sehen wir mal wie sich Park jetzt auf internationalem Niveau unter Tuchel macht 😉

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nutella 5. Dezember 2014 um 19:56

Glaubt ihr, dass Hjulmland in der Lage ist das Potenzial des Mainzer Kaders auszunutzen? Vor allem mit Koo und Joo-Ho Park sind ja richtig geile Spieler dabei.

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Dolmetscher 5. Dezember 2014 um 17:39

슈필벨라게룽 좋다!

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CV 5. Dezember 2014 um 14:42

Boah, Koreaner von Mainz und trotzdem falsch geraten. But oh well. Auch ein sehr cooler Typ.

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Isco 5. Dezember 2014 um 13:19

Wieso seid ihr euch denn alle so sicher, dass es Ki wird? Britton wäre doch sicher auch möglich? Generell hat Swansea immer noch ein paar sehr interessante Spieler 🙂

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fluxkompensator 5. Dezember 2014 um 13:42

zugegeben, jonjoe shelvey wäre ein kracher! der typ ist einfach grandios!

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Isco 5. Dezember 2014 um 13:48

Ich finde ja auch Montero in einigen Aspekten sehr interessant, keine Ahnung um das zum „Liebling“ reicht

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Todti32 5. Dezember 2014 um 13:54

Weil Ki ein rundrum geiler Fußballspieler ist^^ Ich seh nur einen Grund, der gegen Ki spricht: er war vor 2 Jahren schon einmal im Adventskalender.

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LM1895 5. Dezember 2014 um 17:36

Der Grund sollte reichen, es kommen dieses Jahr nur Leute, die bisher keinen Artikel haben 😉

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JH 5. Dezember 2014 um 12:59

Mal wieder sehr genialer Artikel. Einfach so weitermachen! 😉
Und auf morgen (Ki) freue ich mich schon ganz besonders 🙂

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fluxkompensator 5. Dezember 2014 um 12:50

der asiatische fußball hat sich stark entwickelt in den letzten 5 jahren. anfangs wurde ja noch ji sun park als marketinggag von manchester united verspottet, anschließend musste er als stereotyp für den fernöstlichen fußballer herhalten, der nur laufen kann. kagawa, jo hoo park oder auch ki von swansea (darauf wird’s im morgigen türchen wohl hinauslaufen!) stehen inzwischen aber für eine generation von vielseitigen fußballern, die den modernen anforderungen oft umfassender gerecht werden, als so manch‘ europäische ausgebildeter spieler.

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Koom 5. Dezember 2014 um 13:19

Nicht alle (Son bspw. nicht so, wird aber auch besser) aber doch sehr viele asiatische Fußballer kann man ja beinahe nach holländischem Vorbild sehen. Selten nur auf eine Position bezogen, technisch stark, taktisch stark, fleissig und diszipliniert.

Ich denke, dass größte Problem stellt noch die Sprachbarriere dar, aber wenn man das in Kauf nimmt und sich um die Integration bemüht, sind das exzellente Verpflichtungen und ein Gewinn für jede Mannschaft.

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Ein Zuschauer 5. Dezember 2014 um 13:20

Stimme dem zu was du zur neueren Generation asiatischer Spieler sagst (Koo und den cooleren von den beiden Sakais könnte man noch erwähnen), aber das morgen wird ja wohl Britton werden. Zu Ki gab es ja auch schon einen Artikel und Britton ist halt der englische Daniel Baier.

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mk 5. Dezember 2014 um 15:01

Der uncoolere der beiden Sakais ist manchmal aber auch ein bisschen cooler als er scheint. Aber Sechser sollte er zugegeben lieber nicht spielen ;).
Ansonsten ein wie üblich sehr schöner Artikel. Der Adventskalender ist schon was sehr feines. Nur ärgerlich dass ich zwischen Koo und Park schwankend Koo getippt habe…

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Daroslav Jrobný 5. Dezember 2014 um 16:08

Ist es schlimm, beide Sakais cool zu finden?

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Ein Zuschauer 5. Dezember 2014 um 18:42

Ja^^ Nur Hiroki ist cool.
Der ist halt für einen Außenverteidiger ziemlich kreativ und kommt auch stärker über Intelligenz als Physis und passt folglich mehr in eine Reihe mit Park, Ki und Koo (Co) als Gotoku.
Gotoku finde ich zwar nicht unbedingt schlechter aber er ist halt als Spielertyp etwas normaler und linearer.

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mk 5. Dezember 2014 um 19:03

Achso, ich dachte du meinst es andersrum. Eigentlich ist Hiroki erst im letzten Drittel hin und wieder interessant und kreativ, auf dem Weg dahin ist er doch eher klassisch und auch fast ein bisschen physischer als Gotoku. Also ich finde Gotoku passt eher in die genannte Reihe als Hiroki (wobei der natürlich auch sehr diszipliniert und lautstark ist).

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Stefan 5. Dezember 2014 um 19:04

Wobei Hiroki trotzdem ne ziemliche Kante ist für die Position mit seinen 1,84m 😉

Vernachlässigbar ist die Physis damit sicher auch nicht bei ihm, auch wenn er wirklich nicht vor allem darüber kommt 😎

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MR 7. Dezember 2014 um 19:55

Ich glaub, da wurden Gotoku und Hiroki verwechselt.

Ist mir auch mal passiert, die Vornamen wären andersrum auch viel passender. ^^

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LM1895 5. Dezember 2014 um 12:19

Hurra, Treffer mit meinem Tipp von gestern 😀

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Peda 5. Dezember 2014 um 12:09

„Joo-Ho“ hätte am Nikolaustag aber besser gepasst, nicht?

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Michael N. 5. Dezember 2014 um 12:35

Warum? Ich denke dabei eher an Piraten.
Joo-Ho und ne buddel voll Rum 🙂

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