Die personenzentrierte Gesprächsführung nach C. Rogers

Im heutigen Fußball wird immer wieder über flache Hierarchien, einen partizipativen beziehungsweise transformationalen Führungsstil und Mündigkeit der Spieler geredet. Diese stellen jedoch oftmals nur die Konsequenz des zwischenmenschlichen Umgangs dar.

Methodische Probleme in der Definition

Bei der vereinfachten Definition komplexer Mannschaftskonstrukte werden häufig Buzzwörter wie die in der Einleitung erwähnten genutzt. Dabei wird aber vergessen, dass diese nur einen von außen gesehenen Teil des Mannschaftsgefüges wiedergeben, welcher innerhalb der Mannschaft dynamisch und variabel ist. Beispielsweise ist ein „Führungsspieler“ nicht in allen Situationen ein solcher, kuam ein Spieler ist bei jedem Thema „mündig“ und der Führungsstil des Trainers kann auch von Spieler zu Spieler variieren, insbesondere wenn dieser aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommt.

Dieses Problem ist auch in der psychologischen Wissenschaft bekannt. So vertritt zum Beispiel Hazel Markus diese Ansicht. Sie hat dafür ein psychologisches Konstrukt entwickelt, nämlich jenes der situativ wirksamen Selbst-Schema. Je nach Situation und der Eigenbewertung der Situation ist ein anderes Selbstkonzept aktiv. Dieses „working self concept“ ist also variabel und berücksichtigt die dynamische und interaktive Natur des menschlichen Verhaltens.

Dies ist eines vieler Indizien dafür, dass die letztlich vereinfachende Außendarstellung von Mannschaftsgefüge und Spielerpersönlichkeiten selten ausreichend ist. Wichtiger ist die Ursache für bestimmte Dynamiken; hier gibt es ein Konzept, welches in der psychologischen Beratung und Therapie sämtliche Themenbereiche und Stile durchzieht. Meistens befolgen die Toptrainer der Moderne dieses Konzept bereits intuitiv.

Die klientenzentrierte Gesprächsführung

Die sogenannte „klienten- oder personenzentrierte Gesprächsführung“ beschreibt in der Beratung und Therapie eine von Carl R. Rogers ab 1942 entwickelte Methode, um mit Patienten und Klienten umzugehen. Dabei wird anhand einfacher Richtlinien den Patienten und Klienten ein positives Gefühl gegeben, für Eigeninitiative bei der Lösungssuche und präziser Problemfindung geholfen.

So ist für den Beratungserfolg letztlich auch nicht entscheidend, welche Interventionen und Maßnahmen genutzt werden, sondern die Art der Beziehungsgestaltung. Dieser Effekt ist auch wissenschaftlich erwiesen [1]; unabhängig der Therapiemethode gibt es einen signifikanten positiven Effekt, wenn Rogers Gesprächsführungskonzept verfolgt wird.

Die zugrundeliegende humanistische Persönlichkeitstheorie Rogers‘ ist für die erfolgreiche Anwendung und die positiven Effekte im Grunde nebensächlich. Grundsätzlich basiert diese Theorie aber auf der Annahme, dass dem Mensch eine Aktualisierungstendenz innewohnt. Der Mensch besitzt ein Entwicklungsprinzip, welches den Menschen zur Ausnutzung seines Potenzials antreibt; später wird daraus die „Selbstaktualisierungstendenz“. Vereinfach könnte man sagen, dass aus Differenzen zwischen dem Erlebten (Aktualisierung) und dem Bewerteten (Selbstaktualisierung) sorgt Inkongruenz entsteht, welche dann psychische Probleme auslösen kann. Wissenschaftlich erwiesen konnte aber nur eine sehr ähnliche Theorie, nämlich jene der kognitiven Dissonanz.

Für den Fußballtrainer – und bis heute jeden Berater, Therapeuten oder sonst in sozialen Berufen arbeitenden Personen – stellen aber ohnehin lediglich die Grundpfeiler von Rogers‘ Konzept wichtige Anhaltspunkte im zwischenmenschlichen Umgang dar. Jeder Berater oder Therapeut möchte seinen Klienten positiv verändern; ebenso ist dies das Ziel eines Fußballtrainers.

Rogers‘ drei Grundaspekte

Um diese positive Veränderung beziehungsweise generell eine positive Beziehung zu besitzen, gibt es drei grundlegende Eigenschaften, welche der Therapeut bzw. Berater zeigen soll.

Empathisches Verstehen:

Die Bedeutung nach Rogers persönlich ist „den inneren Bezugsrahmen des anderen möglichst exakt wahrzunehmen, mit all seinen emotionalen Komponenten und Bedeutungen, gerade so, als ob man die andere Person wäre, jedoch ohne jemals die Als-Ob-Position aufzugeben“. Der Berater soll sich also in den Klienten hineinversetzen und seine Perspektive übernehmen versuchen.

Das grundlegende Ziel davon ist die angstfreie Aussprache von Gefühlen, Gedanken und Ideen seitens des Klienten. Er soll sich akzeptiert fühlen und durch diese Akzeptanz seine Gefühlswelt dem Gegenüber möglichst offen, ehrlich und frei schildern können. Die Schilderung ermöglicht bereits einen ersten positiven Therapieschritt. Desweiteren führt sie zu weiteren positiven Konsequenzen: Durch die Äußerung der Gefühlswelt wird ihnen eine negative Komponente bereits genommen, man kann sich auch effektiv distanzieren, die Gedanken können besser und direkter analysiert werden, zusätzlich kann der Berater eingreifen.

Bestimmte Gefühle kann er dann konkretisieren, das Verhalten und die Sprache des Patienten spiegeln, um ihm ein positives Gefühl sowie durch die Nutzung von Synonymen (aber nicht nur verbale Spiegelung möglich) einen leicht veränderten Einblick geben, aus welchem wiederum bestimmte Differenzen und eine genauere Beschreibung der Gefühle entnommen werden können. Die Nutzung vieler Adjektive, eines fragenden Sprechstils zur Anregung des Weitersprechens und –ausführens sowie das Aufgreifen des Repräsentationssystems des Klienten sind weitere praktische Aspekte der Umsetzung.

Unbedingte Wertschätzung:

Dies bedeutet „eine Person zu schätzen, ungeachtet der verschiedenen Bewertungen, die man selbst ihren verschiedenen Verhaltensweisen gegenüber hat“. Letztendlich bedeutet dies eine Akzeptanz des Gegenübers ohne Rücksicht auf sein Verhalten, auf seine Herkunft, seine Charaktereigenschaften oder ähnliches; also nicht nur eine vorurteilsfreie, sondern eine komplett urteilsfreie Haltung. Dies wird ebenso nicht nur verbal „umgesetzt“. Stattdessen ist auch der Inhalt und Tonfall der Sprache, die Mimik, Gestik und Körperhaltung wichtig.

Durch diese Akzeptanz wird das Grundbedürfnis nach Anerkennung und Selbstdarstellungsmöglichkeit eines jeden Menschen ermöglicht, was den Klienten wiederum zu einer kompletten Offenheit gegenüber dem Berater führen soll. Es hilft bei der Prävention von konformen und von der Gesellschaft erwünschten Aussagen, welche nicht der wahren Gefühlslage des Klienten entsprechen, stärkt die Selbstachtung und erzeugt somit erst die Möglichkeit zu einer richtigen Selbstbewertung. Das Wichtigste ist aber der Abbau von Angst- und Verteidigungsverhalten gegenüber dem Berater.

Kongruenz:

Die Kongruenz wird häufig als die fundamentale Eigenschaft von Rogers‘ Konzept bezeichnet. Sie bedeutet, dass „die Beraterin sich dessen, was sie erlebt oder empfindet, deutlich gewahr wird, dass ihr diese Empfindungen verfügbar sind und sie dieses Erleben in den Kontakt mit dem Klient einbringt, wenn es angemessen ist“. Das zeigt den ganzheitlichen Ansatz dieses Konzepts; nicht nur das Gefühlsleben des Klienten wird berücksichtigt, sondern auch die eigene. Ein nicht-kongruenter Berater kann nicht authentisch sein, wenn er sich eigene Probleme nicht eingesteht und diese (möglichst konstruktiv) in sein Berufsleben einbaut.

Kongruenz ist somit nicht statisch, sondern  ein aktives Bemühen um Wahrnehmung, Klärung und Offenheit gegenüber eigenen Gefühlen beim Therapeuten selbst. Hinzu kommt natürlich auch die Vorbildwirkung des Therapeuten, der natürlich nicht frei von Mängeln sein kann, aber mit einem offenen und ehrlichen Umgang mit diesen Schwächen den Klienten ein positives Beispiel ist.

Wie soll die Anwendung im Fußball aussehen?

Natürlich stellt sich hier die Frage, was dieses Grundkonzept aus der psychologischen Praxis für eine Bedeutung für den Fußball haben sollte. Neben dem Fakt, dass es eigentlich schlichtweg eine wundervolle Richtlinie für einen positiven Umgang miteinander darstellt, hilft es auch in der täglichen Coachingpraxis.

Durch das empathische Verstehen beispielsweise kann in Diskussionen über Taktik, Training oder auch schlichtweg die Leistung des Spielers die Meinung des Akteurs besser erfragt werden. Hält sich der Trainer immer wieder zu einer Perspektivenübernahme an, kann er auch zu besseren Erkenntnissen seines eigenen Coachings gelangen, welche Aspekte dem Spieler bislang noch unverständlich blieben oder missverständlich angekommen sind, erhält implizit Feedback durch die Spieler und kann selbst ein präziseres und für das Individuum passenderes geben.

Um dies zu erfüllen, ist die unbedingte Wertschätzung möglich. Sie bewahrt den Trainer auch von zu frühen Entscheidungen, was zum Beispiel bei einem Vereinswechsel oder bei Neuzugängen mit unterschiedlicher Vorgeschichte schnell der Fall sein kann. Auch bestimmte Spielertypen, die auf den ersten Blick nicht komplett ins System passen, können durch diese urteilsfreie Anschauung in einem anderen Licht betrachtet werden. Im persönlichen Gespräch werden die Spieler außerdem auch früher und offener zugeben, wenn sie mit einer bestimmten Maßnahme oder auch mit ihrer Position auf dem Feld oder gar generellen Rolle in der Mannschaft nicht zufrieden sind; Probleme innerhalb der Mannschaft sollten also früher und genauer erkannt sowie aus der Welt geschafft werden.

Die Kongruenz bezieht sich letztlich auf die Authentizität des Trainers. Der Trainer muss sich über seine eigene Gefühlswelt im Klaren sein, insbesondere bei etwas so Komplexem wie beim Coaching einer größeren Gruppe und dem zeitgleichen Verfolgen eigener Spielprinzipien. Ist er hier nicht im Reinen mit sich selbst, wird er daran scheitern und auch die Spieler nicht von seiner Idee oder der Art der Umsetzung überzeugen können. Oder um es mit Guardiola zu halten:

„Wir werden mit meinen Ideen spielen. Sonst kann ich nicht hier trainieren – wenn ich etwas sagen müsste, was ich nicht fühle. Es ist unmöglich, wenn ich den Spielern etwas sage, was ich nicht fühle. Sie sind intelligent.“

Fazit

Die klientenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers hat sich durchgesetzt, auch wenn sich sein humanistisch-philosophisches Bild nicht gänzlich halten konnte. In der modernen Psychologie werden in fast allen Settings (exkl. Schockinterventionen) diese Grundkonzepte des zwischenmenschlichen Umgangs durchgehend genutzt. Im Coaching hat dies ebenfalls Einzug gehalten. Der Schleifer ist vom Kumpeltyp abgelöst worden, die Spieler haben ihren Umgang mit dem Trainer, aber auch Medien und Mitspielern, verändert. Eine weitere Bewusstwerdung der dazugehörigen Aspekte durch die Nutzung der wissenschaftlichen Definition der klientenzentrierten Gesprächsführung sollte hier noch weitere Vorteile im Umgang mit der Mannschaft bringen.

 

[1]

Counselling is the recommended treatment for individuals with mild to moderate mental health problems of recent onset. In this evaluation of a primary care counselling service offering person-centred counselling, the Core Outcome Measure (CORE-OM) was administered at referral and at the beginning and end of therapy. A pre-post therapy effect size for 697 individuals over a 5 year period was 1.2. This compares with a waitlist (between referral and pre therapy) effect size of 0.24 for 382 individuals over a three year period. The results indicate that person-centred counselling is effective for clients with common mental health problems, such as anxiety and depression. Effectiveness is not limited to individuals with mild to moderate symptoms of recent onset, but extends to people with moderate to severe symptoms of longer duration.

Gibbard, I. & Hanley, T. (2008): A five-year evaluation of the effectiveness of person-centred counselling in routine clinical practice in primary care. Counselling and Psychotherapy Research, 8(4). p. 215-222.

[2]

In fact, these results are uniformly good news for Person-Centred/Experiential practitioners: Clients use our therapies to make large changes in themselves; these changes are maintained over time and are much larger than our clients would have experienced without therapy. Furthermore, our clients show as much change as clients seen in other therapies, including CBT, but only if bonafide Person-Centred, Process-Experiential and Other Experiential therapies were involved. 

JG 8. Januar 2019 um 17:54

Vermutlich wird auf diesen Kommentar kaum noch einer reagieren, aber dennoch habe ich meinen Senf abzugeben, mir sei es verziehen, dass ich einen Monolog führen werde.

Prinzipiell würde ich nicht sagen, dass der Schleifer abgelöst worden ist, wobei das natürlich wieder eine Sache der Defintion ist. Darunter verstehe ich einen Typen, der die Spieler zumindest mental auf eine Linie bringt und sie „rücksichtslos“ mitzieht, sofern eben jene mentale Linie vorhanden ist.

Das finde ich grundsätzlich nicht verkehrt, wobei es stark auf das Niveau und die soziokulturelle Situation der Mannschaft ankommt.

Von meinen Jungs verlange ich gerade im Zwischenmenschlichen für ihre Verhältnisse viel, sei es das Ballsack schleppen oder das Tore tragen, was vor meinem Einstieg nicht üblich war.
Dabei geht es mir um grundlegende Dinge wie Verantwortung, Respekt und Dankbarkeit, was man spätestens bei einer U17 bereits haben sollte. Wenn dem nicht so ist, muss man dort eben zum Schleifer werden, sodass dieser Typus doch irgendwie am Leben bleibt, gerade auf Jugendniveau im Amateurbereich.

Rein auf den Fußball bezogen agiere ich da ganz anders, daher ist eine Rolle des großen Bruders oder des Vaters (je nach Altersunterschied) durchaus up-to-Date, ein Schleifer 2.0 quasi. Um auf ein gewisses charakterliches Grundlevel zu kommen muss man eben bis zu einem gewissen Punkt so agieren, gerade, wenn die Basis fehlt.

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tobit 9. Januar 2019 um 14:04

„Schleifer 2.0“ wären nach deiner Definition ziemlich viele Trainer. Denke da u.a. an Klopp oder Favre, denen dieser Respekt sehr wichtig zu sein scheint und die eine sehr geschlossene Gruppe erzeugen können. Auch Tuchel hat da Elemente von, scheint aber nicht ganz so erfolgreich/überzeugend bei den weniger benötigten Spielern zu sein.
Wer hat denn bei deiner Mannschaft vorher die Bälle und Tore geschleppt? Nur der Trainer?

„Schleifer 1.0“ sind für mich mehr so alte „Offizierstypen“ wie Magath oder teilweise Mourinho. Da dient der Trainer als Projektionsfläche für ein Feindbild und nutzt das zur Bildung einer Gruppe oder nutzt den Konkurrenzkampf in der Gruppe zum Aufbau seiner Authorität. Außerdem bezieht sich der ursprüngliche Schleifer-Begriff (zumindest für mich) auch sehr stark auf die Trainingsmethoden („Hügel der Leiden“) und die Reaktion auf Misserfolg (Straftraining, …).

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kalleleo 10. Januar 2019 um 11:45

Inwiefern foerdert denn Tore tragen Verantwortung und Respekt?

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JG 22. Januar 2019 um 10:16

Ist es etwa respektvoll, wenn der Trainer jedes Tor mitschleppt, während sich Spieler davor drücken? Gerade auf Basis des ehrenamtlichen Engagements muss man sich gegenseitig Arbeit abnehmen. Der Trainer (im Idealfall) denkt sich Übungen aus, kümmert sich um viele Dinge außerhalb des Rasens usw., da ist es doch eine Frage des Respekts, dass man sich da als Spieler einbindet. Wenn man Respekt als Anerkennen von Aufwand, Position, Verhalten etc. definiert, kommt das dem doch sehr nahe.

Aber ja, vermutlich fallen viele Trainer unter mein „Schleifer 2.0“. Dennoch finde ich es schwer, dass auf das Profiniveau zu beziehen, da die Profispieler ein wenig „in ihrem eigenen Kosmos“ agieren, weshalb solche Dinge eher einen anderen Zweck haben (vgl. Strafenkatalog bei RB).

Bei mir dient das eher dem, dass man sich überall einbringen muss (auch sportliche Ideen/Rückmeldung!), um sich gegenseitig zu unterstützen. Wichtig, vor allem, wenn der Eintritt in die Arbeitswelt ruft.

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JG 22. Januar 2019 um 10:26

*einbringt statt einbindet

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Gut, aber… 4. März 2015 um 09:19

Schade, dass der sonst gute Artikel mit dem Fazit „Der Schleifer ist vom Kumpeltyp abgelöst worden […]“ endet. Das vermittelt ein falsches Bild. Kongruenz im Verhalten bedeutet nicht gleich Kumpel, sondern ist vom Typus des Coachs abhängig.

Die beschriebene Als-Ob-Position wird nicht aufgegeben, so kann auch eine professionelle Distanz gewahrt werden auch wenn man empathisch mit den meist jungen Spieler „mitschwingt“.

Grüße

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rince 18. September 2014 um 10:26

Ein Konzept von vielen, oder? Anbei basiert dies nicht auf eigenen wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern „vorgekauten“ Theorien. Eine Hausarbeit unter vielen, wobei eine Reflexion des Ganzen in Bezug auf anderen Ansätzen nicht stattfindet. Im Volksmund heißt so etwas „Schwammig“.. 😉
Es zeigt mir nur, dass neben BWL-Seminaren auch noch sozialpsychologische/interkulturelle Seminare im Profifußball in Mode kommen.

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RM 18. September 2014 um 12:51

Nö, sondern eigentlich eine Grundhaltung in der psychologischen Praxis, auf der fast sämtliche Konzepte und Interventionen aufbauen. Vorgekaute Theorien? Naja, nicht wirklich. Und was basiert denn nicht auf Vorideen? Das ist eigentlich der Anspruch der wissenschaftlichen Forschung in gewisser Weise. Hypothesenbildung und so. Wissenschaftliche Erkenntnisse – doch, klar. Gibt ja eine Unzahl an Studien dazu, die sich mit der Effektivität, aber auch mit der Art der Umsetzung beschäftigen.

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Felix 17. September 2014 um 11:11

Das ist glaub ich der erste Artikel von RM bzw. spielverlagerung, den ich verstanden hab. 😀
Ich find es faszinierend, wie viel ihr über Fußball wisst – einmal in der Breite (sowohl über das was auf, als auch über das, was neben dem Platz passiert) und natürlich auch in der Tiefe (Erklärungen, Beispiele, Verweise).
Am Fußball finde ich es so spannend, dass es so einfach scheint (wer mehr Tore schießt, gewinnt), aber in Wirklichkeit hochkomplex ist. Und zwar weil es so viele Komponenten gibt, die alle in gegenseitiger Wechselbeziehung stehen – Trainer, Spieler, Manager, Vereinsführung, Fans und Medien.
Und gerade deshalb finde ich es gut, dass ihr auch über das Geschehen abseits des Platzes schreibt. Erfolg hat nur derjenige, der auch hier souverän agiert. Ein Trainer kriegt ohne gutes Verhältnis zur Vereinsleitung nicht die optimalen Spieler, ohne gutes Verhältnis zu seinen Jungs keine Leistung, ohne gutes Verhältnis zu Medien und Fans ein schlechtes Image, was den Druck innerhalb eines Vereins extrem erhöhen kann.
Von daher: Bitte mehr von solchen Artikeln! 😉

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AP 13. September 2014 um 15:33

Stark

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pixote 13. September 2014 um 11:40

Interessantes Thema. Ich denke auch, dass z.T. durch gesellschaftlichen Wandel und damit einhergehende Veränderungen der Persönlichkeiten ein Kommunikationsstil immer mehr an Bedeutung gewinnt, der auf Situationen und Personen angepasst ist und von diesen Faktoren auch bestimmt wird. Auch für die Durchsetzung der Grundvorstellungen der Trainer, und damit ihrer grundlegenden Autorität, schein mir dieser stil gerade in einem Mannschaftsgefüge als sehr bedeutend. Einer wie Klopp ist hierfür wohl ein Paradebeispiel (meinem Eindruck nach): sehr kommunikativ und mit viel Empathie setzt er relativ deutlich seine Vorstellungen um bzw. sorgt dafür, dass die Spieler dies tun. Gleichzeitig ermöglicht dies dem Trainer auch, sich selbst zu reflektieren und zu verbessern.
Gerade auch der Umstand, dass viele gute Teams mittlerweile mit „Stars“ bzw. hochangesehenen Spielern gespickt sind, erfordert ja eine hohe Kommunikationskompetenz. Trainer wie Hitzfeld oder auch Ancelotti haben darauf hingewiesen, dass gerade die Gespräche mit den Ersatzspielern ein Hauptteil der Arbeit ist. Das fiel mir auch bei einigen Aussagen zu Mourinho auf, bei dem viele Spieler darauf hinweisen, dass er jedem das Gefühl gäbe, Teil des Teams zu sein (auch wenn er nicht gespielt hat).

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Dr. Acula 12. September 2014 um 23:10

Also ich muss schon sagen: die Entwicklung dieser Seite ist bemerkenswert.. Allein die letzten beiden Artikel, die Halbräume und heute der Psychologie-Exkurs, das ist aller erste sahne. Ob das im Sinne aller Leser ist (manche interessiert vllt wirklich nur eine Spiel-Analyse), sei mal dahin gestellt, aber ich für mich bin wirklich begeistert! Nicht nur die Breite an Themen; allgemein die Auseinandersetzung mit den Themen innerhalb der Artikel oder die Zitier-Weise: das ist wirklich toll.
Würde mir noch wünschen, dass manches Fremdwort (z.B. dieses „Schleifer“) vlt kurz in klammern erklärt wird; hatte noch nie davon gehört und google spuckt’s auch nicht gleich aus. Die Kommentare haben dann Abhilfe geschafft.
Weiter so

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ewerthon7 12. September 2014 um 00:44

besten dank für den tollen ausflug in die psychologie!
verstehen, wertschätzen und echt sein!
wie konnten aber die schleifer typen bis vor kurzem soviel erfolg haben?

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RM 12. September 2014 um 01:20

Naja, wie viele Schleifer gab es und wie viele hatten Erfolg? Wie war die Fußballgesellschaft früher? Und hatten die Schleifer eventuell andere Vorteile bei ihrem Teams, vielleicht sogar taktischer oder natürlich körperlicher Natur?

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Gh 12. September 2014 um 09:54

Autoritäre Systeme haben „Erfolg“. Beispiele auch im Fußball zu finden sollte nicht schwer sein. Worum es doch aber hier geht ist, Erfolg ohne den Einsatz manipulativer und damit oft destruktiver Strukturen zu erreichen. Letzendlich können die Ideen Rogers allerdings ebenso manipulativ eingesetzt werden wie klassische „machiavellistische“ Methoden.

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ewerthon7 12. September 2014 um 13:27

gefühlt waren sehr viele trainer die sich über die disziplin definierten….
der vorteil eines schleifers sind seine einfachen strukturen die grundlegenden organisatorischen dinge, disziplin und fitness sollten funktionieren aber damit kann man sicher nicht das gesamte potenzial einer gruppe herausholen……….
die gesellschaft war sicher weniger anspruchsvoll aber die psyche der spieler war die selbe…..

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Piwapopuh 12. September 2014 um 15:37

Um es ganz einfach zu machen :

Autoritär muss nix schlechtes sein, nur setze ich grundlegend MEINE Meinung durch…, hat in der Geschichte auch gut funktioniert, so lange es nicht alzu komplex wurde ….. (Bsp Deutschland nach Krieg- Unternehmenskultur usw).
Problem wenn alles komplexer wird und ich dennoch alles autoritär durchziehen will …… , ich mache Fehlentscheidungen. So ergeht es Grundig wie Felix Magath (beide autoritär geführt). Sie verschwinden in dem Moment vom Markt wenn der Entscheider seinen „Kompetenzkreis“ eindeutig verlässt,, weil er Fehlentscheidungen autoritär durchzieht.

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vangaalsnase 12. September 2014 um 19:29

Der Schleifer im Sinne von „Lauft bis ihr kotzt!“ ist sicherlich überholt. Ein autoritärer Führungsstil muss da schon differenzierter betrachtet werden. Das ist nämlich von der Situation abhängig: Wie gut sind meine Spieler? Wie komplex ist das Problem? Die Komplexität eines Problems ist natürlich ebenfalls vom Spielerniveau abhängig. Je besser die Spieler, desto einfacher die Lösung. Wenn aber das Niveau der Spieler nicht besonders hoch ist und infolgedessen ein komplexes Problem auftritt, empfiehlt sich ein autoritärer Stil.

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Vanye 15. September 2014 um 19:33

Ich wuerde vangaalsnase zustimmen. Ich glaube die Veraenderung hat weniger mit der Gesellschaft, sondern mehr mit dem gesteigerten Leistungsniveau im Fussball zu tun. In der Arbeitssicherheit gibt es das Konzept der „Bradley Curve“, die eine Steigerung der Arbeitssicherheit vorhersagt, wenn man ein Team von reaktivem Verhalten (natuerliche Instinkte), zu abhaengigem Verhalten (beaufsichtigt/autoritaer), zu unabhaengigem Verhalten (auf sich selbst achtend) zu voneinander abhaengigen Verhalten (auf sich gegenseitig achtend) entwickelt. Ich denke, dasselbe passiert in der Fussballhistorie. Es gab eine Zeit, in der Teams erfolgreich waren, deren Trainer ihnen sagen konnte, was zu tun war, danach war es wichtiger, dass die Spieler lernten sich selbst zu verbessern und jetzt muessen die Spieler lernen ihre Mitspieler zu verbessern und nicht nur auf sich selbst zu achten. Mit jedem Schritt steigert sich die Leistungsfaehigkeit und deshalb war autoritaer frueher gut, aber ist es jetzt nicht mehr, weil das allgemeine Leistungsniveau jetzt hoeher ist. In unterklassigen Ligen kann man mit autoritaer aber durchaus noch sehr erfolgreich sein.
Fuer die unterschiedlichen Verhalten muss man die Spieler natuerlich unterschiedlich schulen und mit ihnen anders kommunizieren.

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datschge 16. September 2014 um 17:50

Sehr interessanter Verweis auf Bradley Curve, das passt wirklich gut.

PS an den Webdesigner dieser Seite: Das Anti-Spam-Feld überlappt mit der Kommentareingabe. http://abload.de/img/glitchr3zo5.png

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ewerthon7 17. September 2014 um 10:57

das ist doch überhaubt nicht so! deine spieler haben immer ein gewisse qualität mit denen du arbeitest und das ist das selbe ob du in der bundesliga oder in der gurkenliga spielst. dan ist die qualität des trainers gefragt das er die spieler weiterbringt seine anforderungen an die spieler anpasst……….

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Vanye 18. September 2014 um 03:17

Ich sage nicht, dass der Trainer egal ist. Ich sage nur, dass er andere Dinge beibringen muss. In der Gurkenliga mag es reichen, klare Anweisungen zu geben: „Spielt den Ball zum Aussenverteidiger, wenn der Stuermer dich anlaeuft. Dann spielt die Linie entlang, wenn das nicht geht, Spielverlagerung ueber den Innenverteidiger.“ Wenn hinter solchen klaren Anweisungen ein Konzept steht, kann man damit in der Gurkenliga weit kommen, weil die meisten Mannschaften keine klaren taktischen Konzepte koennen. In der Bundesliga reichen solche simplen Konzepte nicht mehr, weil sich die meisten Mannschaften schnell darauf einstellen. Dann braucht es Eigeninitiative der Spieler ein alternatives Angriffskonzept zu probieren. Pressingfallen erkennen und vermeiden passt dann schon in die Kategorie fuer-andere-Mitspieler-mitdenken, weil ich sehen muss, ob der andere Probleme bekommen koennte, wenn ich zu ihm passe.
Natuerlich werden solche Dinge trainiert, aber Pressingfallen werden auf dem Spielfeld immer anders aussehen, deswegen reichen einfache „Mach es so“-Anweisungen nicht mehr aus und die Spieler muessen selbststaendiger handeln. Vielleicht werden solche Sachen auch in unterklassigen Ligen probiert, aber die Geschwindigkeit mit der diese Situationen in der Bundesliga entschieden werden muessen ist eine andere.

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adlermax 11. September 2014 um 18:59

Alter Schwede… Was ihr für ein Breite an Artikeln habt…. Unglaublich geil!

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hansi 12. September 2014 um 10:04

bitte wieder mehr auf das wesentliche, nämlich spielanalysen, konzentrieren

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Fabian 12. September 2014 um 11:18

Nein.

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AS 12. September 2014 um 12:26

Definitiv nein.

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M.G. 12. September 2014 um 13:05

Solange die Spielanalysen nicht darunter leiden…ich finds cool.
Nur das angestrebte“only english“ mancher Analyse stört mich etwas,aber auch da wird man Gründe haben.

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