Brasilien – Niederlande 0:3
Der taktische Absturz des eigentlich taktisch starken Felipao geht weiter. Im Spiel um Platz drei zeigt sich Oranje im Mittelfeld verbessert, knackt die Mannorientierungen und gewinnt zum Abschied von Louis van Gaal verdient.
Die traurige Halbfinalpartie von Belo Horizonte forderte ihre Umstellungen in der brasilianischen Mannschaft von Luiz Felipe Scolari und zog letztlich sechs personelle Wechsel nach sich. Abgesehen von der Rückkehr Thiago Silvas stimmten und wirkten die meisten davon allerdings nicht unbedingt positiv. Auf der anderen Seite nahmen die Niederländer nur zwei Veränderungen vor, nachdem die anfängliche Ablehnung des kleinen Finales für neue Motivation gewichen war. Für den nicht einsatzfähigen Nigel de Jong rückte Clasie ins Mittelfeld, das schließlich wegen Sneijders kurzfristigem Ausfall auch noch von de Guzmán ergänzt wurde.
Oranje knackt die Mannorientierungen
Wie schon in einigen vorigen Partien begannen die Brasilianer mit einem frühen Attackieren des gegnerischen Aufbaus – ähnlich zur Partie gegen Deutschland zahlte sich die aktive Ausrichtung aber nicht unbedingt aus. Durch aufrückende Bewegungen der Außenspieler auf die niederländischen Halbverteidiger stellten sie bereits früh zu, gingen daraus aber selten aggressiv zur Balleroberung über, was zusammen mit der nur mittelmäßigen mannschaftlichen Dynamik dieses Herausschiebens ein Kritikpunkt war. Gelegentlich versuchten sie es im Pressing mit einem asymmetrischen Zweiersturm, den Cillessen aber einige Male mit diagonal durchgestecken Pässen auf den freien Vlaar umspielen konnte.
Wenn es nicht anders möglich war, eröffneten die Niederländer mit langen Bällen, die aufgrund der fehlenden Defensivkompaktheit bei Brasilien immer wieder gefährlich wurden. Durch das mannorientiert auftretende Mittelfeld wurden Luiz Gustavo und Co. häufig von den strategischen Zonen weggehalten, da ihre niederländischen Gegenspieler sie zunächst gut banden. Zur brasilianischen Abwehrreihe entstanden daher immer wieder große Lücken, die Robben und der im Bewegungsspiel verbesserte sowie mit Freiheiten um sich herum effektiver ballsichernde van Persie wie vor der Entstehung des Elfmeters ausnutzen konnten. Gelegentlich stießen auch Wijnaldum oder de Guzmán mit intelligentem Gespür in diese Räume nach und knackten somit die brasilianischen Mannorientierungen.
Neben diesen in die großen Freiräume abtropfenden langen Bällen gab es für Oranje noch eine weitere Möglichkeit, die eigenen Angriffe auszulösen. Dies geschah über die linke Defensivseite, wo Blind sich immer wieder mit gutem Timing zurückfallen ließ und tief anbot, was Maicon zu simpel herauszog. In das große Loch hinter dem vorgeschobenen Rechtsverteidiger konnte beispielsweise de Guzmán hinausrochieren, dort direkte Pässe erhalten und anschließend das Aufrücken ermöglichen. Zudem wurden durch Maicons hohe Positionierung die diagonalen Kanäle in den Zwischenlinienraum erleichtert, so dass ein Achter, der ablegende van Persie und der herumdriftende Robben den Raum vor Thiago Silva überladen konnten. Der brasilianische Kapitän wurde dadurch in seinen Defensivoptionen beschnitten und in den richtigen Momenten von van Persies Flexibilität beschäftigt, so dass er nicht in der gesamten Weiträumigkeit des Spielcharakters die Kompaktheitsprobleme seines Teams ausbügeln und den Kollegen helfen konnte.
Verbessertes niederländisches Mittelfeld
Aus den von Blind über halblinks gestarteten Szenen versuchten die Niederländer es dann mit direkt durchgezogenen Angriffen, die aber oft nicht sauber genug ausgespielt wurden, oder fanden den Weg in ihr diesmal verbessertes Mittelfeld. Während Clasie mit seiner souveränen Grundhaltung und seinem Bewegungsspiel überzeugte, agierten Wijnaldum und de Guzmán offensiv eher wie eine vielseitige Doppel-Acht, die diesen Zonen im Vergleich zu den vorigen Partien neue Dynamiken brachte. Gerade im Halbraum zeigten sie gute Rochaden und Dreiecksbildungen mit den Stürmern, was in den Übergangsbereichen zum letzten Drittel ansehnliche Kombinationen durch die gegnerischen Lücken ermöglichte.
Gegen den wilden brasilianischen Rhythmus, der viele Ansätze trotz taktischer Anfälligkeit noch klärte, wurden auch diese Szenen aber nicht gut ausgespielt. Zudem ließ sich Oranje einige Male zu sehr auf die offenen Flügel leiten, wo beispielsweise Kuyt die eine oder andere Möglichkeit verschenkte. Über diese Seite fielen mit Durchbrüchen hinter Maxwell aber dennoch die beiden Tore von Blind und Wijnaldum – eine Schwachstelle, die Brasilien auch schon gegen die deutsche Mannschaft wehgetan hatte. Entsprechend forcierte Oranje in den höheren Zonen dann eher diesen Feldbereich, weshalb der bewegliche Robben und Wijnaldum häufig auch vom herüber schiebenden de Guzmán zusätzlich unterstützt wurden. Passenderweise brachte Letzterer nach einer Rochade hinter den hinausgezogenen Maxwell die Hereingabe vor dem 0:2 – ein Treffer, der sowohl eines der taktischen Mittel der Niederländer als auch die wirre Ausführung in den brasilianischen Mannorientierungen illustrierte.
Vorsichtigere Mannorientierungen provozieren lange Bälle
Die von den Niederländern bei diesem Turnier gut bekannten Mannorientierungen gehörten im Defensivkonzept Oranjes erneut zu den prägendsten Elementen. Dabei agierten sie anfangs etwas vorsichtiger und ließen die brasilianischen Außenverteidiger über gewisse Phasen frei, da sich Kuyt und Blind auf den Seiten eher an Ramires beziehungsweise dem zunächst links startenden Oscar orientierten. Dies ermöglichte ihnen durch die Überzahl der drei zentralen Verteidiger gute Defensivpräsenz und viele Möglichkeiten für situative Anpassungen durch herausrückende Bewegungen. So musste die Seleção – weil zudem Robben und van Persie in ihren typischen, passiven Halbpositionen aufmerksam die Innen- von den Außenverteidigern abtrennten und das Spiel ins zugestellte, ungeordnete Zentrum leiteten – oft über David Luiz aufbauen, der letztlich immer wieder nur zu langen Bällen greifen konnte. Diese stellten an oder hinter die letzte Linie aber praktisch gar keine Gefahr und zeigten erst später ansatzweise Wirkung, als sie etwas diagonaler in seitliche Lücken gebracht wurden.
Teilweise fiel Ramires von der rechten Seite in den tiefen Halbraum zurück, wurde nicht durchgehend verfolgt und versuchte dadurch einen freien Mann im Zentrum darzustellen. In den wenigen Szenen, in denen die Niederländer ihre Zuordnungen daran nicht so schnell anpassen konnten, nutzten die Brasilianer das Potential dieser Bewegungen nicht gezielt genug aus. Ansonsten wechselten die niederländischen Achter und Halbverteidiger beispielsweise ihre Zuständigkeiten – de Guzmán übernahm dann den zurückfallenden Ramires und der vorgeschobene Martins Indi bewegte sich im Dunstkreis des hochstehenden Paulinho.
Falls Luiz Gustavo zur Dreierkettenbildung zurückgefallen war, reagierten die Mannen van Gaals auf diese Situationen schnell, gaben die Deckung auf den Wolfsburger auf und ließen einen Rückstoß wie beispielsweise von Ramires durch den jeweils freien Mittelfeldakteur verfolgen. So kam es manchmal, dass sogar Clasie als tiefster Sechser wie ein nach links verschobener Halbstürmer ins Pressing ging. Die verschiedenen Umformungen der eigentlich improvisationsstarken Brasilianer – wie beispielsweise die kurzzeitige Auflösung eines klaren Linksaußen durch die zentral ausgerichteten Rollen Willians und Oscars – wurden von der Elftal in den Grundstellungen insgesamt balanciert aufgefangen.
Oscar dribbelt gegen die klarer werdenden Zuordnungen
Mit der Zeit kamen bei den Niederländern verschiedene Asymmetrien in die Logik der Mannorientierungen hinein, was auch durch Positionswechsel und Rochaden der Brasilianer mitbedingt war. So gab es beispielsweise eine Phase, in der Kuyt höher gegen Maxwell agierte, Blind allerdings tiefer als Gegner von Ramires blieb, so dass allein Maicon offen gelassen wurde. Gelegentlich waren Verlagerungen auf den Rechtsverteidiger möglich, der dann diagonal in den Block zu dribbeln versuchte, dort allerdings gegen die abwartenden Niederländer nicht genügend klare Anbindungen aufbauen konnte. In anderen Szenen war es genau umgekehrt, so dass Maxwell frei blieb und gelegentlich Robben (oder situativ van Persie, wenn die beiden zuvor getauscht hatten) dann etwas in 5-4-1-artige Ordnungen zurückging. Als die Mannorientierungen zunehmend klarer wurden und nicht mehr ganz so flexibel interpretiert wurden, gab es über Maicon die eine oder andere Möglichkeit für Zusammenspiel. Außerdem suchte Brasilien vermehrt Dribblings ihrer Einzelspieler gegen diese Logik. Insbesondere Oscar holte sich häufig sehr tief den Ball ab und versuchte dann zwischen den weglaufenden Mitspielern hindurch zu dribbeln, was die effektivste brasilianische Strategie vor der Pause war und ihrem Kreativmann fast einen Treffer nach einem langen Sololauf beschert hätte.
Solch ein gezieltes Aufbrechen der Mannorientierungen fehlte dem Gastgeber aber gerade zu Beginn noch – sie waren sich der Wichtigkeit ausweichender Bewegungen im Zentrum bewusst und rochierten dort mit verschiedenen Freilaufbewegungen auch herum, doch meist war dies zu unintensiv, ziellos und nicht miteinander synchronisiert, um effektiv zu sein. Später wurde es mit den erwähnten Dribblings und deren Unterstützung etwas besser, so dass die Souveränität der Niederländer etwas aufgebrochen werden konnte. Zum Ende der ersten Halbzeit forcierte der Gastgeber zusätzlich auch Vorstöße von David Luiz mit Ball, die ein relativ schnelles Aufrücken ermöglichten. Weil Kuyt wegen der klareren Mannorientierungen nun tiefer stand und die niederländischen Stürmer weniger konsequent agierten, hatte er einen offenen Kanal vor sich und konnte ungestört neben der Formation vorlaufen, was Luiz Gustavo dann absicherte. Im Zentrum formierte sich das Mittelfeld der Niederländer aber etwas kompakter und konnte die diagonalen Optionen blocken, zumal David Luiz wegen der eher rechtslastig ausgerichteten Bewegungen des Teams keine optimalen Anbindungen hatte. Alles in allem waren bis auf kleinere Ansätze über die erwähnten Dribblings – insbesondere von Maicon und Oscar – gegen die nicht unriskante Spielweise Oranjes nur wenige gute Szenen vorhanden, die meist eher aus Standards entstanden.
Zweite Halbzeit
Nach der Pause schienen die Brasilianer etwas besser mit diesen Mannorientierungen zurechtzukommen, da sie nun einige Male die Verteidiger herauslocken und anschließend diagonal in Lücken kommen konnten. Weiterhin fehlte es in Strafraumnähe aber an durchschlagskräftigen Mechanismen, so dass die Ansätze an der gegnerischen Endverteidigung scheiterten und der kleine Aufschwung verebbte. Anschließend waren immer wieder Angriffsversuche da, die sich auf die weiterhin ordentlichen Dribblingangriffe oder nun auch klar forcierte Doppelpässe stützten, doch brachten sie dies kaum einmal durch. Vor allem halblinks wurden diese in der Eröffnung wirkungsvollen Pärchenbildungen häufig gesucht, doch waren sie von den umliegenden Strukturen zu isoliert angelegt, um erfolgreich weitergespielt zu werden. In den Ausnahmen wehte brasilianisch-kombinativer Flair durch das Nationalstadion, den die Niederländer mal mit Glück, mal mit starkem Abdrängen und mal mit der aufmerksamen Beobachtung und dem dynamischen Zulaufen potentieller Passwege überstehen konnten. Generell wurde ihre Verteidigung nach einer unsicheren Startphase wieder etwas flexibler und situativ angepasster, was die Partie zumindest leicht beruhigte.
Im eigenen Offensivspiel ließ sich Oranje dagegen zunehmend vom wilden und teilweise unkontrollierten Rhythmus anstecken. So schlugen sie aus dem Aufbau unstrukturierte lange Bälle, während die offenen Räume im Mittelfeld zunehmend schlampig ausgespielt wurden, was eine Reihe an guten Kombinationsanfängen abwürgte. Manchmal schienen sie in den seitlichen Zonen etwas zu forciert auf schnelles Dreiecksspiel hinter die Außenverteidiger zu sein, was teilweise den Blick für andere Optionen blockierte. Wie schon in der ersten Halbzeit liefen sie auch einige Male etwas ungeschickt in die Endverteidigung der Innenverteidiger hinein. So verbuchten sie erneut nur vier Abschlüsse und mussten bis in die Nachspielzeit warten, ehe Wijnaldum noch einen Treffer nachlegte. Einschränkend muss man zur Überlegenheit Oranjes anmerken, dass die Kräfteverhältnisse im zweiten Durchgang bei weitem nicht so klar waren, wie sie vor dem Eindruck der Ausgangssituation, der brasilianischem Probleme im letzten Drittel und dem Spielstand erscheinen mochten und anschließend medial auch dargestellt wurden. Die kaum mehr sauber durchgezogenen Versuche der Elftal und eine Reihe an etwas glücklichen, improvisiert gelösten und unsicheren Situationen vor dem Tor Cillessens verneinen dieses krass gezeichnete Bild totaler Gegensätze zwischen den Teams. Dass die bessere und taktisch klar überlegene Mannschaft am Ende gewann, steht aber außer Frage.
Fazit
Die letzten beiden Spiele und auch schon gewisse Elemente der vorigen Auftritte schürten nun massive Kritik an Felipao, die überraschend berechtigt ist. Beim WM-Titel 2002 und insbesondere als erfolgreicher Vereinstrainer in Brasilien Ende der 90er-Jahre hatte dieser eigentlich schon mehrfach taktisch überzeugen können. Auch den Confed-Cup im vergangenen Jahr prägte er mit einigen interessanten Elementen wie den eingerückten Außenverteidigern oder der Pressingausrichtung im Finale. Anschließend blieben die Ergebnisse in den Testpartien stabil und es gab beispielsweise nur drei Gegentreffer im ganzen Jahr – doch dann brach man im Verlauf des WM-Jahres fast schon unerklärlicherweise taktisch ein und beging während des Turniers zu viele negative Stilbrüche wie die fehlenden Offensivverbindungen. In dieser Partie wiederholten sich gegen Deutschland auffällige und vor allem von der Herangehensweise her konkrete Fehler. Das Paradebeispiel ist die zu unflexible, klare, dabei aber trotz aktivem Rhythmus eher unintensive Ausführung der zahlreichen Mannorientierungen. Aber auch die damit zusammenhängende Fehleinstellung der Flügel im Defensivspiel kann man weiterhin anführen – gegen die deutschen Durchbrüche passte die Aufteilung von Hulk und Bernard überhaupt nicht, gegen die Niederländer stellte sich das Herausrücken der Außenverteidiger als fataler Schwachpunkt dar. Ein Beispiel für diese seltsame Sachlage bezüglich Scolaris taktischer Qualitäten: Im Weltpokal-Finale 1995 rang er mit Grêmio der legendären Ajax-Mannschaft van Gaals ein 0:0 nach 120 Minuten ab. Später lobte dieser die starken taktischen Anpassungen des Brasilianers, die es seinem Team so schwer gemacht hätten – davon war bei diesem zweiten Treffen der beiden praktisch nichts zu sehen. Am Ende steht aus brasilianischer Sicht vielleicht die Erkenntnis, die Besonderheiten in Rhythmus und Spielweise des erfolgreichen Confed-Cup-Finals gegen Spanien kontextlos übertrieben zu haben – es artete aus zu einem wilden Physis-Spiel. Die starke erste Halbzeit gegen Kolumbien machte noch die größte Hoffnung bei diesem Turnier – und dann kamen die beiden Spiele, die man gerne vergessen machen würde. Sicher ist nun ein Neuaufbau in der aktuellen Situation und im aktuellen Kontext ein absolut wichtiger Schritt. Allerdings sollte dieses Turnier mit seinen taktischen Problemen dabei nicht die Fehleinschätzung provozieren, der gesamte brasilianische Fußball müsse in allen Bereichen wie beispielsweise in Sachen Taktik oder Jugendausbildung generalüberholt werden. Es gibt an der einen oder anderen Stelle Verbesserungsbedarf, aber an guten Trainern oder Talenten besteht zumindest kein extremer Mangel. Schon in der jetzigen Ausgangsposition sind die Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft gut.
Bei den Niederländern geht ein Projekt zu Ende, das im August 2012 viel Interessantes versprach und dies auch einlösen konnte – auf erfolgreiche Art und Weise. Trotz einer fast tadellosen Qualifikation und einigen vorzeigbaren Testergebnissen wollte vor der WM in Oranje nur wenig Euphorie um van Gaals Neuaufbau aufkommen. Das furiose und taktisch herausragende 5:1 gegen den Weltmeister änderte dies und stellte den ersten großen Moment eines ereignisreichen Turniers dar. In der Vorrunde meisterten die Niederländer die schwerste Gruppe auf Rang eins und wurden dabei als Konterteam verschrien. In den K.O.-Spielen konnten sie dann den Torreigen trotz viel Ballbesitz aufgrund von Mittelfeldproblemen in Sachen Raumnutzung und Ballzirkulation nicht aufrechterhalten. Die etwas umgebaute Besetzung, die unpassende Einbindung Sneijders und die letztlich auf Grund der Gesamtlage etwas zu vorsichtige Ausrichtung waren dabei Störfaktoren. Gegen Argentinien konnten sie mit geringem Risiko das Elfmeterschießen nicht verhindern und verpassten das Finale denkbar knapp. Ein prägendes, fast schon skurriles Element des Turniers waren die zahlreichen, zuvor nicht so durchgehend praktizierten Mannorientierungen in der Defensive, die beeindruckend stabil blieben. Mit ein bisschen mehr Mut und Raumnutzung im Mittelfeld – in diesem Zusammenhang hätte auch der angekündigte, aber nicht genutzte 3-4-1-2/4-3-1-2-Hybrid interessant sein können – wäre sogar der ganz große Wurf möglich gewesen. Das Endfazit fällt trotz der kleineren Probleme in der K.O.-Runde mit diesem erfolgreichen Abschluss sehr positiv aus. Eine junge Mannschaft wurde entwickelt, viele neue Gesichter in die Elftal eingebaut, von denen nicht einmal alle bei der WM dabei waren. In der Qualifikation gab es nur einen Punktverlust, 2013 war ein weiteres Länderspieljahr ohne Niederlage, bei der WM blieb man zum ersten Mal in der KNVB-Geschichte unbesiegt, wie überhaupt kein einziges Pflichtspiel verloren wurde. So hat sich van Gaal mit der erfolgreichen WM-Teilnahme einen Lebenstraum erfüllt und würdigte seine beeindruckenden Jungs als die beste Gruppe, mit der er je gearbeitet habe.
9 Kommentare Alle anzeigen
Koom 16. Juli 2014 um 11:15
„Der taktische Absturz des eigentlich taktisch starken Felipao geht weiter. “
Hm… ich muss mal nachfragen: Worin begründet sich das, dass Scolari als taktisch stark bezeichnet wird? Seine letzten 4-5 „Arbeitsnachweise“ waren meiner Meinung nach eher mässig, wirkten auf mich sehr nach einem Trainer vom alten Schlag, der viel über Motivation kommt und mit vielen individuell starken Spielern relativ gut wirkt – ohne dabei aber als Ganzes mehr zu Erreichen als nur die Summe ihrer Einzelteile.
tomci 16. Juli 2014 um 12:52
Ja, bei Chelsea ist er ja total gescheitert.. Der WM Sieg 2002 verlief irgendwie unter meinem Radar, habe da keine Glanzpunkte in Erinnerung aber die Erfolge bei der Heim-EM der Portugiesen 2004 waren schon ganz respektabel.. Wobei, da war auch einiges glücklich, wie der Sieg gegen England.. Es machte immerhin schon den Eindruck, dass eine in der Theorie defensivschwache Mannschaft ganz gut aushielt bis die Engländer sich leergelaufen hatten.. das gelang, auch mithilfe einiger Fouls und Schwalben von Deco & co was sie dann später noch weiter perfektionierten wie 2006 beim „glorreichen“ Sieg gegen Holland:
http://www.kicker.de/news/fussball/wm/spielplan/weltmeisterschaft/2006/4/663110/spielanalyse_portugal_niederlande.html
Ausgefuchst im Sinne von absolutem Zynismus ist Scolari also vielleicht schon, was mir aber wieder als fragwürdiges Charakteristikum einer Trainerstrategie erscheint.
LM 14. Juli 2014 um 17:11
Martins Indi und De Vrij haben ein paar mal das Rausrücken aus der Fünferkette völlig neu definiert, da stand einer der beiden plötzlich im Pressing als höchster Spieler auf der Mittelstürmerposition 😀 und das Ganze in völlig normalen Pressing, nicht aus irgendwelchen wilden Spielszenen 😉
woody10 14. Juli 2014 um 00:50
Danke TR für die Analyse! Obwohl es für dich keine außergewöhnliche Analyse ist, muss ich anmerken, dass ich sie hervorragend finde. Das liest man, die Argumente sind logisch aufgebaut, gut strukturiert. Das kann man direkt so übernehmen, einfach ganz stark.
HW 13. Juli 2014 um 18:19
Ich hoffe dieses Spiel war der Schlusspunkt der schlechten Schiedsrichterleistung en diese WM. Der eine Assistent hat mind. zwei Mal bei Abseits Entscheidungen falsch gestanden und falsch entschieden.
Wie das bei einer WM mit den angeblich besten Offiziellen passieren kann, verstehe ich nicht.
Grabbe 13. Juli 2014 um 17:58
Danke für die Analyse und besonders für die Stellungnahme zu den Dingen, die Oliver Schmidt da gestern von sich gegeben hat. Das Narrativ vom Neuaufbau mag man zwar mit diesen Abschlussergebnissen mal aufziehen, aber gerade der Rundumschlag auf Kaderpool und Trainerqualität der Brasilianer war dann schon äußerst deplatziert. Abgesehen von Torwart und rechtem Verteidiger muss sich BRA auf keiner Position Sorgen machen, wo sie vorher nicht auch da waren…
Guergen 13. Juli 2014 um 17:29
Der Louis hat gesagt sein Traum sei es „einmal bei einer WM dabei zu sein.“ Das hat er sich erfolgreich erfüllt und damit die Schmach von 2002 getilgt. Ich denke, dass es ihm tatsächlich „nur“ darum ging einmal als Trainer die WM-Bühne zu betreten, denn eigentlich ist van Gaal doch ein Vereinstrainer, wie sich ja in seiner Philosophie zeigt.
Bei Cilessen war er ja fast zu seinem Glück gezwungen, das Vermeer nicht mehr in Frage kam.
Und trotz des „Sakrilegs“ der 3er bzw 5er Kette hat doch die Niederlande schon unter van Basten und van Marwijk sich eher defensiv und konterstark präsentiert, van Gaal hat das ganze „nur noch“ in die Spitze getrieben (was übrigens bei einem nationalteam, das ein System spielt, das in den Vereinen eher nicht gespeilt wird und bei der eine ganze Reihe von Spielern positionsfremd eingesetzt werden, schon recht beachtlich ist)
sappydharma 13. Juli 2014 um 15:14
Mit welcher Begründung hatte van Gaal damals eigentlich seinen Abschied nach nur 2 Jahren verkündet-vor allem wenn Teamchef sein ein Lebenstraum von ihm war? Ich rechen ihm am höchsten den Generationswechsel in der Defensive an, wo Heitinga und Co. gefühlte 100 Jahre agierten. Auch Cillessen zur Nummer 1 zu machen-beachtlicher Fussballer-war eine Spitzenidee.
TR 13. Juli 2014 um 19:09
Louis sieht sich eigentlich als Vereinstrainer, der jeden Tag mit seinen Spielern arbeitet. Das ist der große Nachteil als Bondscoach und das war der Grund für seine Entscheidung, nur eine Periode über zwei Jahre zu machen. Der Lebenstraum bestand dann nicht darin, den Job als Nationaltrainer auszuüben, sondern einmal eine Mannschaft zum Turnier zu führen und dann einmal an der WM mit Erfolg teilzunehmen.
Cillessen hat sich im Übrigen beachtlich gesteigert in gewissen fußballerischen Aspekten. Schlecht war er am Ball nie, aber er bolzte zu viel. Gegen Argentinien und teilweise auch gestern war das dann eine ganz andere Welt von ihm – da konnte man absolut positiv überrascht sein, wenngleich sich die Entwicklung etwas andeutete.