Juventus – Fiorentina 1:1

Die Fiorentina erzielte im Hinspiel des Europa-League-Achtelfinales bei Juventus ein wichtiges Auswärtstor und hat durch das 1:1-Endergebnis eine gute Ausgangslage. Die Mannschaft von Vincenzo Montella profitierte dabei von passiven Bianconeri, die vor allem in der zweiten Halbzeit die gewohnte Kompaktheit zum Teil vermissen ließen.

Bereits am vergangenen Sonntag trafen beide Mannschaften im Juventus Stadium aufeinander und die Turiner gewannen mit 1:0, nachdem die Fiorentina in der ersten Halbzeit komplett indisponiert war. Aber Montella schöpfte auch Hoffnung. „Ich weiß nicht, wie viele Mannschaften in Turin so aufgetreten sind, wie wir es im zweiten Durchgang getan haben“, sagte er vor der Europapokal-Begegnung. Für manche Zuschauer muss das zweite Spiel innerhalb weniger Tage ein Déjà-vu-Erlebnis gewesen sein. Allerdings hatten die Viola dieses Mal ein besseres Ergebnis erreicht.

Grundformation

Beide Trainer nahmen im Vergleich zum Wochenende zahlreiche personelle Veränderungen vor. Bei Montella blieb es nicht nur bei einem halben Dutzend Spielerwechseln, er änderte sogleich noch die formative Ausrichtung seiner Mannschaft. Anstatt eines 4-3-3 mit zwei höheren Außenspielern (Juan Cuadrado und Juan Vargas) setzte er auf eine flachere 3-1-Raute im Mittelfeld und dazu zwei Spitzen, wobei Alessandro Matri positionsorientierter agierte, während sein Nebenmann Josip Ilicic ausweichender auftrat. Hinter den beiden Neunern positionierte sich Kapitän Borja Valero als Drahtzieher im Mittelfeld. Die Sechs besetzte David Pizarro, während auf den Halbpositionen Alberto Aquilani und Matias Fernandez die Raute komplettierten.

Grundformation

Grundformation

Antonio Conte blieb, wie gewohnt, beim 3-1-4-2 und tauschte nur ein paar Namen auf dem Spielerbogen aus. Anstatt Fernando Llorente und des verletzten Carlos Tevez liefen Pablo Osvaldo und Sebastian Giovinco in vorderster Linie auf. Auch Paul Pogba blieb für Claudio Marchisio auf der Bank. Den zentralen Part in der Dreierkette und damit ersten Ball im Spielaufbau übernahm Angelo Ogbonna.

Die zwei Gesichter der Alten Dame

Eine halbe Stunde konnte man ein aggressives und situativ hoch pressendes Juve mit aufrückenden Außenspielern und dynamisch in den Raum stoßenden Achtern erleben. Bereits in der dritten Minute traf die Alte Dame zur Führung. Ein hoher Ball in den Strafraum konnte der kleine Giovinco mit der Brust auf Vidal prallen lassen, während sich die toskanische Abwehr in Mannorientierungskonfussion befand. Der Chilene netzte per Flachschuss ein. In der Folge wirkte die Fiorentina sehr unsicher. Es ergaben sich einige Ballverluste im mittleren Drittel, wobei die Viola nicht ins Gegenpressing übergingen, sondern sich passiv zurückzogen. Damit machte man es Juventus einfach, die gerade durch ihre Konzentration in den Halbräumen immer wieder in freie Zonen kamen, ohne Druck das Sichtfeld verändern konnten und dadurch präzise in ihrem Spiel wirkten. Außerdem wurde für die Turiner das Kombinieren bis in den Strafraum ermöglicht und gerade in diesen ultraengen Räumen wirken Vidal und Co. von je her gefährlich.

Zugleich öffnete die tendenzielle Asymmetrie der AC Florenz die linke Seite für Juventus ein Stück weit. Aquilani orientierte sich als weiterer Passstratege vom halbrechten Raum häufiger ins Zentrum. Ilicic kippte seinerseits situativ nach rechtsaußen hinaus, tat dies aber zunächst nur in der Anfangsphase und blieb trotz allem relativ hoch. Damit blieb Facundo Roncaglia ein Stück weit auf sich allein gestellt und positionierte trotzdem gegen den Ball tief. Dieses Verwaisen der Außenbahn nutzte wiederrum Kwadwo Asamoah, der mit dem Spielgerät große Dynamik entwickeln kann und zugleich einige Diagonalbälle in Ruhe verarbeiten konnte.

Hinzu kamen mehrere Szenen, wo Roncaglia im Spielaufbau, noch auf der Höhe der Strafraumlinie, auf seiner Defensivseite durch den aufrückenden Asamoah und den hinauslaufenden Osvaldo eingekreist wurde. Insgesamt wirkte der Aufbau der Fiorentina gehetzt, da die Bianconeri situativ nach vorn schoben und durch ihre 2-2-Staffelung im Zentrum die Passwege abschnürten.

Mit zunehmender Spielzeit in der ersten Halbzeit gewannen die Toskaner allerdings an Dominanz. Juventus zog sich zurück und ermöglichte dem Gegner mehr Ballbesitz. Allerdings war das für die Fiorentina nicht gewinnbringend. Aquilani und Borja zirkulierten eher tief und man kam selten vom zweiten ins letzte Drittel. Matri war nahezu komplett abgemeldet und hatte in der ersten Halbzeit nur neun Ballkontakte. Die gewollte Kompaktheit der Turiner spiegelte sich auch dadurch wider, dass sich Osvaldo tief bewegte und nur noch Giovinco für Konter weiter vorn bereit stand. Mit vereinzelten Umschaltmomenten für Juventus und einen Lattentreffer von Vidal ging es dann in die Halbzeitpause.

Gomez‘ Bestrafung

Als die Mannschaften aus der Kabine kamen, wirkte die Begegnung wieder offener. Das lag allerdings daran, dass die Gäste nicht mehr diese Dominanz ausstrahlten oder ausstrahlen wollten. Andererseits waren Matri und Ilicic bei Kontern nicht dynamisch genug und verloren mangels Unterstützung stets den Ball. Nach rund einer Stunde versuchte Juve die eigene defensive Passivität ein Stück weit herunter zu schrauben. Allerdings wurde just in dem Moment die Fiorentina druckvoller, kam über die Halbräume oder brachte den Ball über die weit aufrückenden Außenverteidiger nach vorn.

Trotzdem blieben zwingende Aktionen Mangelware. Gerade Borja wirkte, Stratege hin oder her, nicht wirklich pressingresistent und verlor mehrmals in der Mitte das Spielgerät. Bei aller Passivität generierte die horizontale Variabiliät der Achter und Neuner von Juventus eine gute Kompaktheit und machte es der Fiorentina insgesamt schwer. Montella wechselte den Ausgleichstreffer dann quasi ein. In der 67. Minute kam Mario Gomez für Matri, wenig später betrat Vargas für Aquilani den Platz.

Ilicic agierte etwas tiefer und bereitete aus dem rechten Halbfeld das Tor vor. Er spielte einen halbhohen Ball diagonal vor Ogbonna, während Gomez zwischen Martin Caceres und Ogbonna in den Strafraum startete und den Ball unter den herauslaufenden Buffon ins Tor schob. Danach wurde Juventus mit dem drohenden Remis vor Augen nochmals aktiver. Gerade der eingewechselte Pogba hatte noch einige Aktionen. Im Gegenzug war Gomez der Zielspieler, der sich vor der letzten Reihe der Turiner positionierte. Es blieb schlussendlich beim 1:1.

Fazit

Juventus hat in dieser Saison bereits Spiele nach Führungstreffern und durch die dann selbst verordnete tiefere Kompaktheit gewonnen. Allerdings brachte man dieses Mal die Fiorentina grundlos in die Partie. Eigentlich war die Spielanlage der Toskaner nicht so gut strukturiert, dass sie gegen ein höher pressendes Juventus wirklich gefährlich geworden wären. Im Gegenteil, die anfänglichen Ballverluste der Gäste verdeutlichten deren partiell mangelnde Pressingresistenz im Zentrum. Allerdings hatte die Fiorentina ingesamt 60% Ballbesitz und kam nicht derart unter Druck in vielen Phasen. In der zweiten Halbzeit zeigte sich bei den Hausherren eigentlich nur noch die linke Seite, durch den mehrmals weit nach vorn sprintenden Chiellini bedingt, bedrohlich. Schlussendlich flehte man aber schon geradezu um einen Gegentreffer, den Gomez dann auch erzielte. Es war kein guter Tag für die vecchia signora auf dem Weg zum angepeilten Europa-League-Finale im eigenen Stadion.

Daniele 19. März 2014 um 10:57

Ich denke Borja Valero wurde als „10er“ aufgeboten um Pirlo zu bewachen, diese wurde von ihm mannorientiert verfolgt. Dass die beiden Außenverteidiger eigentlich Innenverteidiger sind, hat man in der Anfangsphase gemerkt, da die Außenbahnen in den ersten 20 Minuten vor allem defensiv sehr „offen“ waren.
Jedoch war dies nach eigener Aussage der Plan von Montella. Er wollte die Mitte verschließen und nahm die „offenen“ Räume über Außen gerne in Kauf. Deswegen musste ein Spieler wie Cuadrado 90 Minuten auf der Bank ausharren.

Juve war leider sehr passiv in der 2. Halbzeit und deswegen ging das 1-1 in Ordnung.

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DonQuichotte 17. März 2014 um 18:25

Barca – Man City; Real, Athletico.. hoffe, dass spätestens über den Clasico eine Analyse kommt. Immerhin befinden sich Barca und Real in einer blendenden Verfassung…

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juventino 14. März 2014 um 19:30

Es schockiert mich immer wieder, wie unwichtig Pokalturniere für Conte zu sein scheinen. Immerhin hat er mal nicht Peluso spielen lassen, aber auch mit Isla, Giovinco und Caceres ist es gegen die Fiorentina relativ unangenehm. Nicht, dass ich diese Spieler grundssätzlich schlecht finde (bis auf Peluso), aber er kann die Europa League doch nicht so unwichtig finden. Das Gleiche gilt auch in Bezug auf die zweite Halbzeit, gerade nach dem Spiel am Wochenende. Man kann doch nicht hoffen, dass man den Spielstand 45 Minuten lang runterspielen kann, anstatt auf das zweite Tor zu spielen.
Schade, dass der Viola der Ausgleich gelang. Ich glaube aber, dass es auch gut ist, wenn Juve mal ein wenig unter Druck ist. Ich hoffe konnte weicht dann mal ab von seiner extremen Wettbewerbsrotation (auch bei der Coppa Italia, nächste Saison dann wieder) und nimmt die diversen Wettbewerbe ernster.
Grundsätzlich gefällt mir der Kader gut in dieser Saison, die Neuzugänge haben sich gut eingefügt und einige Akteure haben sich auch weiterentwickelt (z.B. Isla oder Caceres) oder kamen aus ihrem Formtief (z.B. Marchisio). Ich hoffe aber auch, dass Conte in der nächsten Saison wieder auf eine 4er Kette in der Deffensive umstellt. Der Kader zudem ist allemal da, vor allem auch, um flexibel spielen zu können (4-3-3, 4-3-1-2, 4-2-2-2, 4-2-3-1)

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golg 14. März 2014 um 19:08

erst einmal vielen Dank für den kleinen Artikel! zum Spiel: spannend und unterhaltsam. mich hat Florenz beeindruckt. ich glaube, da steckt einiges an Potenzial in dieser Mannschaft. wenn Gomez, Rossi, Cuadrado alle fit und eingespielt sind, könnte da einiges nach vorne gehen! würde mich freuen, wenn ihr das mal im Auge behaltet, auch im Hinblick auf die Form unserer Nationalspieler. Gomez bspw gefiel mir gestern gut in seinen Laufwegen. das war alles andere als ein Ausharren zentral vorm Strafraum. war öfter auch mal tiefer und seitlicher anspielbar um das Spiel schnell nach vorne zu leiten. vll gibt es ja Richtung WM ein Special mit Stärken, Schwächen, möglichen Zusammenstellungen, etc. wie vor der EM … 😉

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HD15 14. März 2014 um 18:10

@Mananski
zu 1. kann ich größten Teils auch nur zustimmen. Die Aufstellung klang ziemlich nach lassen wie unseren Passstarken Spieler mal den Ball hin und her spielen und mal gucken was geht und was Juve zu lässt. Nach 30 min Pressing von Juve hat ihn das 1:0 wohl auch gereicht und sie haben eigentlich nur noch verteidigt und so gut wie nix zugelassen bis Gomez kam und dann alleine die Defensive von Juve beschäftigen musste.
zu 2. ist eigentlich ein ordentlicher defensiver 6er der die Bälle verteilt, ist nur auch schon bisschen älter, hat in der Situation jetzt nicht so optimal gepasst noch soo ein Spielertyp zu bringen, der nicht richtig Tempo ins Spiel bringen konnte aber kam ja auch eher aufgrund der Verletzung von Mati. (und achja bei Fifa hat er eine Sprungkraft von 91 … ??? vielleicht liegt da ja irgendwo seine besondere Fähigkeit …?).
zu 3. Weil Borja eigentlich der bessere Dribbler ist in engen Räumen finde ich … aber die Frage stellt sich jetzt im Moment auch nicht mehr wenn Mati etwa ein Monat ausfällt mit Bänderverletzung.

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Mananski 14. März 2014 um 10:40

1. Die Fiorentina hatte keine Außenspieler auf dem Feld außer Ilicic, der aber auch zentral gespielt hat. Auch die Außenverteidiger waren gelernte Innenverteidiger. Denke man hat auf Unentschieden gespielt. Hat auch gut geklappt, aber mir gefällt die Fiorentina besser mit einem 3-er Mittelfeld und Außenspielern im 3-5-2 oder 4-3-3.
2. Ambrosini finde ich nicht gut, er verschleppt immer das Spiel, ist langsam… Was kann der eigentlich gut, dass er so lange bei Milan und jetzt bei der Fiorentina spielt?
3. Borja sollte weiter hinten spielen, warum lässt man nicht Mati und Borja tauschen?

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