Hannover 96 – Borussia Mönchengladbach 3:1
Die Bundesliga-Partie am Samstagabend in Hannover war taktisch hochinteressant. Tayfun Korkut widersprach mit seinen Vorgaben seinen eigenen Ankündigungen und triumphierte mit Hannover 96 gegen Borussia Mönchengladbach mit 3:1.
Wo ist das Ballbesitzspiel?
Bereits in der letzten Woche war von Ballbesitzspiel und Kurzpassmaschinerie bei Hannover 96 nichts zu sehen. Vielmehr stellte Tayfun Korkut entgegen der Verlautbarungen zum Amtsantritt seine Mannschaft auch gegen Borussia Mönchengladbach auf hohe Kompaktheit und enge Linienabstände ein. In der 4-4-2-Grundformation positionierten sich die beiden Viererbänder nah beieinander und machten Kombinationen in mittige Zonen äußerst schwierig, da gerade Max Kruse und Raffael bei einer etwaigen Ballaufnahme direkt von mehreren Hannoveranern umstellt wurden.
Gladbach begab sich deshalb in der ersten Halbzeit auf die Suche nach einer günstigen Lücke, einer effektiven Raumbewegung, einer cleveren Drehung mit Ball. Allerdings konnte man keine konstante Präsenz im offensiven Drittel entwickeln. Die Passzirkulation beschränkte sich auf tiefere Räume und nicht selten wurde ein Angriff durch einen Rückpass unterbrochen. Teilweise war zu wenig Direktspiel zu erkennen und die Anzahl der Ballkontakte der jeweiligen Spieler zu hoch.
Zudem ergab sich für Hannover eine günstige Konstellation. Die Niedersachsen fächerten nicht breit auf und durch diese Kompaktheit im Zentrum wurden die Pässe der Fohlen auf die Außenbahnen geleitet. Allerdings waren Flanken aufgrund der nicht vorhandenen Luftpräsenz im Angriff der Gladbacher keine ernsthafte Option für die Gäste. Daraus resultierten immer wieder Abbrüche, Rückpässe und folglich der Neuaufbau im mittleren Drittel.
Vertikale Rothemden
Korkuts Mannschaft war zudem darauf fokussiert, im Umkehrspiel die Gäste mit längeren Vertikalbällen auszuhebeln. Mehrmals konnten aus dem tief gestaffelten Mittelfeld heraus Zuspiele durch die Halbräume gelangen und die Tempostärke von Leonardo Bittencourt oder auch Artjoms Rudnevs genutzt werden. Manuel Schmiedebach verbuchte drei erfolgreiche Pässe über längere Distanz in der ersten Halbzeit. Zweimal klärte Marc-Andre ter Stegen im Herauslaufen Chancen von Hannover. Einmal vergab Bittencourt, einen Schuss von Mame Diouf wehrte ter Stegen ab.
Wenngleich die Borussia eindeutige Dominanz ausstrahlte (65% Ballbesitz im ersten Durchgang) und lange Zirkulationszeiten aufwies, waren die Niedersachsen offensiv gefährlich und warteten sehr diszipliniert auf einen abfangbaren Ball für den nächsten Vertikalangriff. Beispielsweise die hoch aufrückenden Außenverteidiger der Gäste ermöglichten Konterszenen für Korkuts Team.
Zweite Halbzeit: Favre erhöht die offensive Präsenz – Hannover nutzt seine Chancen
In der zweiten Halbzeit änderte sich das Bild nicht signifikant. Es ergab sich für beide Mannschaften etwas mehr Raum. Die Ballbesitzanteile blieben gleich und Hannover strahlte durch Schnellangriffe und längere Zuspiele weiterhin Gefahr aus. An dieser Stelle sollte ter Stegen nochmals explizit gelobt werden. Der Gladbacher Torhüter stand aufmerksam an der Strafraumgrenze und vereitelte mehrere Torszenen. Das 1:0 der Hausherren konnte er trotzdem nicht verhindern. Artjoms Rudnevs traf in der 57. Minute per Kopf. Zuvor tauchte Bittencourt auf der linken Seite auf und Szabolcs Huszti rückte zudem in Richtung Außenbahn raus, nachdem der Ball in der eigenen Hälfte erobert wurde. Die Gladbacher blieben passiv. Huszti flankte in den Strafraum und Rudnevs konnte am langen Pfosten den Ball im Tor unterbringen.
In der Folge wollte Lucien Favre die Grundausrichtung nicht vollends aufgeben. Er wechselte Branimir Hrgota für Juan Arango ein. Der Schwede positionierte sich etwas höher und druckvoller in Richtung Tor. Trotzdem spielten sich die Gäste immer wieder in der gegnerischen Kompaktheit fest. In der 74. Minute brachte Favre seinen nächsten Bankspieler in Person von Amin Younes, für den Herrmann den Platz verließ. Der 20-Jährige brachte sich mit seinen Kombinations- und Dribblingfähigkeiten gut ein. Kurze Zeit später kam zusätzlich Peniel Mlapa aufs Feld. Der Stürmer, für Granit Xhaka eingewechselt, sollte in der vordersten Reihe für mehr Präsenz sorgen. Allerdings war er in der ersten Szene sofort am zweiten Gegentreffer beteiligt. Er ließ sich am linken Strafraumrand von Huszti ausspielen. Die Hereingabe verwandelte Diouf per Kopf.
Nahezu im Gegenzug verkürzten die Gladbacher durch Mlapa auf 1:2. In der Schlussphase übernahmen Kramer und der mittlerweile tiefer positionierte Raffael den Spielaufbau. Die Fohlen bleiben ihrer positionellen Aufstellung nahezu treu. Die Räume für die vordersten Spieler waren sowieso schon eng, sodass Favre auf personelle Erhöhungen in der vordersten Linie verzichtete. Lediglich Raffael pendelte zwischen Sechser- und Zehnerraum. Kramer kippte, wie eigentlich regelmäßig in der zweiten Halbzeit, zwischen die Innenverteidiger ab und schob den Aufbau an. Allerdings waren die Staffelungen der Borussen nicht optimal. Schlussendlich nutzte Diouf eine ungeordnete Situation zum Entscheidungstreffer.
Fazit
Hannover 96 erlebt unter Tayfun Korkut eine interessante Entwicklung. Gegen die beiden Top-Teams aus Wolfsburg und Mönchengladbach war seine Mannschaft sehr penibel auf die Struktur im 4-4-2 bedacht. Die beiden Viererketten bildeten einen engen Block und machten Kombinationen nahezu unmöglich. Im offenen Spielaufbau wirkten die Hannoveraner hingegen eher einfallslos und kamen mit Pressingwellen nicht klar. Dafür waren die vertikalen Offensivaktionen im schnellen Umschaltspiel konstant gefährlich.
Die aufgerückten Gladbacher, die sich immer wieder in der Hälfte des Gegners festspielten, wurden mehrmals überrascht und zudem durch das Tempo von Bittencourt und Co. überlaufen. Bei den Hausherren brach lediglich Huszti aus der Grundformation aus und überlud auch temporär die linke Seite oder versuchte sich als Passgeber aus der Mitte heraus. Doch in der Arbeit gegen den Ball sortierte sich auch der Ungar ins vorgegebene Korsett wieder ein.
Die Fohlen kamen insgesamt mit dem Gegner nicht zurecht. Favre vertraute ebenfalls auf eine relativ feste Formationsstruktur, wodurch beispielsweise die Doppelsechs meist konstant den Raum im Zentrum besetzte. Es gab wenig Überraschungsmomente bei den Borussen und in höheren Räumen wurde vor allem Max Kruse effektiv ausgeschaltet. Der deutsche Nationalspieler wies im engen Netz der Hannoveraner aber auch einige individuelle Schwächen auf und war kein Faktor im Gladbacher Spiel, die die zweite Partie in der Rückrunde verloren.
24 Kommentare Alle anzeigen
LJ 5. Februar 2014 um 10:27
Ich glaube wenig beachtet wird, dass Korkut seine Defensivketten zwar kompakt organisiert hat und damit den Eindruck erweckt, er wolle ein Defensivbollwerk errichten. Tatsächlich zieht er dann aber einen antizipierenden Spieler (Schulle) einem tacklingstarken Spieler (Pocognoli) auf LV vor. Ich verstehe das so, dass dahinter eine offensive Grundidee steht: Mit einem Bittencourt auf LM der auch mal was wagen darf und auch mal Räume hinter sich öffnen darf in bestimmten Situationen. Das hat gegen Wolfsburg wunderbar geklappt. Hätte Leo in den jeweiligen Situationen jedoch den Ball verloren, dann wäre seine Seite weit offen gewesen. Offensichtlich wollte Korkut dies mit dem Antizipationsspieler Schulle absichern.
Halfarsen 5. Februar 2014 um 16:19
Stimme ich vollkommen zu. Eigentlich ein Armutszeugnis, aber: Schulz ist, was die Antizipation UND den Spielaufbau betrifft, leider immer noch der kompletteste Linksverteidiger bei 96. Nicht mal so unwahrscheinlich, dass er auch nach Panders Rückkehr in der Startelf bleiben wird. Gut, es gibt noch Prib, der die Position auch schon gespielt hat, oder Korkut könnte Sakai / Rajtoral nach links ziehen – die beide durchaus besser mitdenken/mitspielen als Pocognoli. Dass irgendeine dieser Varianten zur längerfristigen Lösung taugt, halte ich jedoch für unwahrscheinlich. Die linke Abwehrseite bleibt weiterhin eine Baustelle.
mk 5. Februar 2014 um 18:13
Sehe ich anders.
Schulz hat definitv seine Qualitäten, aber die zeigt er in meiner Wahrnehmung am deutlichsten in der IV. Und da auch nur mit Marcelo als Nebenmann. Die beiden zusammen sind schon sehr stabil und zuverlässig. Bei Marcelo stört mich manchmal nur sein wirres, kontextloses Rausrücken und seine Unsicherheit am Ball unter Druck, bei Schulz geht mal das Stellungsspiel in die Hose. Aber auf LV ist mir Schulz tatsächlich auch ein bisschen zu wenig dynamisch. Zur Zeit kann man das ganz gut kaschieren, aber da wir langfristig ja noch variabler und dominanter werden wollen, glaube ich nicht, dass Schulz die Idealbesetzung ist. Dass Pocognoli nicht besonders spielintelligent ist, kann ich vielleicht einsehen, aber sooo schlecht ist er in meinen Augen wirklich nicht.
Sakai auf links ist glaube ich keine gute Idee, das würde ihn ja noch mehr verunsichern, als es manchmal kleine Fehler zu Beginn eines Spiels schon tun. Rajtoral war ok, aber auch logischerweise noch keine Offenbarung. Da muss man mal die nächsten drei, vier Einsätze abwarten. Mittelfristig glaube ich, dass wir mit Pocognoli und unter Umständen Prib schon überdurchschnittlich gut aufgestellt sind. Freirollen gibts bei Korkut wohl für niemanden, daher halte ich Offensivdrang auf den AV für ganz unproblematisch.
Zur Zeit ist Schulz als LV wohl die richtige Lösung, aber das ist – da bin ich relativ sicher- nur für den Übergang.
LJ 6. Februar 2014 um 00:09
Nun, Korkut hat allerdings anders entschieden. Es ging mir darum, den Gedanken dahinter zu erfassen. Die Erläuterung warum ein Spieler ggf. auf eine andere Position gehört solltest Du vielleicht an den Trainer adressieren…
CF 6. Februar 2014 um 11:37
„Aber auf LV ist mir Schulz tatsächlich auch ein bisschen zu wenig dynamisch.“
In der jetzigen Struktur wäre zu viel Dynamik fatal. Als RV oder LV brauch man nicht zwingend Dynamik. Ein andere Spielertyp als Schulz würde eher schaden. Man bräuchte einen ähnlichen Spielertypen, mit höherer individueller Klasse.
Prib könnt man lässig einbinden als LV, wäre eine Option, mögliche spielerische Weiterentwicklung.
mk 6. Februar 2014 um 12:18
Dass Schulz zur Zeit und bei der derzeitigen Ausrichtung die richtige Wahl ist habe ich nicht bestritten und würde es auch nicht tun.
Wenn man mal genau hinsieht kann man vielleicht lesen, dass ich auf die Aussage reagiert habe, Schulz wäre der kompletteste LV im Kader und die Position wäre ne Baustelle. Und das seh ich eben aus genannten Gründen anders. Daher bin ich mittelfristig nicht von Schulz auf LV überzeugt, zur Zeit logischerweise schon einigermaßen.
CF 3. Februar 2014 um 11:02
Gladbach hat aus meiner Sicht immer Probleme gegen Gegner die die Halbräume durch intelligentes Defensivspiel für sich gewinnen oder gerade Defensive sehr kompakt halten. Dortmund hatte z.B mit guten Pressingfallen ein Übergewicht, Nürnberg hinderte Kruse und Raffael mit guten Mannorientierungen daran sich im Halbraum aufzuhalten und drängte sie aus der Formation und Hannover war halt sehr kompakt in diesen Räumen. Auf diese Probleme mit den Halbräumen agieren die beiden Stürmer aber gerade Kruse sehr allergisch. Sie können ihre typischen Bewegungsmuster nicht wirklich ausführen und viele Synergien fallen in sich zusammen. Kruse und Raffaels Bewegungsmuster ändern sich nun und es entstehen immer wieder ziemlich Dynamik arme Situationen außerdem ist die Ballzirkulation nicht mehr so durchschlagkräftig und die Offensive Staffelung ist nicht mehr so gut, da bestimmte Räume nicht mehr besetzt werden. Dieses Problem muss Favre wirklich mal angehen sonst gibt es stark Probleme,wenn sich die Gegner stärker auf Gladbach einstellen. Man müsste eine andere Struktur entwickeln die dann über andere Räume stärke Dynamik erzeugt.
Die in den letzten Minuten ausprobierte Struktur wäre vielleicht ganz interessant mit Kramer als alleiniger Sechser und dann mit Kruse und Raffael auf der 8 im Sturm dann Mlapa mit einer eher Raum schaffenden Rolle. Alte Rochaden, Strukturen könnten bei behalten werden aber man könnte noch ein paar neue Muster hinzufügen. Viele Muster treten ja oft auf, die zwar sehr viel Dynamik haben, aber wenn man sie richtig presst halt sehr schwer aufrecht zu halten sind. So könnte man ein noch variableres und während dem Spiel Muster schaffendes Spiel praktizieren. Raffael könnte sich mehr aufs Aufbauspiel konzentrieren und er hätte mehr offene Räume in die er kreiseln kann bei eigenem Ballbesitz. Spiel Xhaka sind ihm diese Räume oft versperrt und er kann sich nur in wenige Räume begeben. Dazu könnte Mlapa auch als Zielspieler, mit starkem Fokus auf zweite Bälle gesehen werden, dies könnte gegen Gegner die halt stark pressen, praktiziert werden.
Tromsoe 3. Februar 2014 um 00:17
Also ich fand man konnte schon Ansätze an ein eher Ballbesitz orientiertes Spiel erkennen. Zwischenzeitlich ließen sich auch längere Passphaseb erkennen in denen die Gladbacher gelockt wurden um auf zu machen für schnelle Nadelstiche durch die agilen Offensiven. Korket wird das Kind nicht mit dem Bade ausschütten sondern langsam seine Ideen umsetzen und das Spiel der roten weiter entwickeln. Ganz nach dem credo „prüfet alles das gute behaltet“. Ich bin gespannt an einem guten Tag kann so eine 96er Truppeauch den Bayern gefährlich werden… nun zumindest wagt man wieder ein wenig positiver nach vorne zu schauen. Ich denke so ist Platz 6-9 drin!
WZ 2. Februar 2014 um 12:37
Mal ne allgemeine Frage: seit der Wundertrainer in München dort das 4-1-4-1 eingeführt hat, hört man überall die Vorzüge dieser genialen Aufstellung. Es wurde dann auch sehr schnell für die N11 „empfohlen“. Der eine Stürmer soll dann am besten auch noch keiner sein.
Nach einigen Jahren, in denen es immer hieß, man spiele im modernen Fußball nur noch mit einem Stürmer, vorzugsweise im 4-2-3-1, oder sogar noch viel besser gleich ganz ohne, beobachtet man doch momentan öfter mal Aufstellungen mit 2 Stürmern, meist im 4-4-2. Hannover und Gladbach dürften hier beispielhaft sein. 2 Stürmer waren diesen Spieltag bis jetzt auch bei Stuttgart, Augsburg und Freiburg zu sehen. Frankfurt kommt evtl heute noch dazu. Auch der FCB spielte am Mittwoch die letzte halbe Stunde mit 2 Stürmern.
Hier nun also meine Frage(n): lässt sich eine gewisse Tendenz weg von dieser 1 oder gar Null Stürmer Debatte verzeichnen? Läuft es aktuell eher Richtung Doppelspitze (Klotz + Spielstarker, Klotz + Klotz, Spielstarker + Spielstarker)? Welche Vorteile und Nachteile bringt’s? Und: wie würde das bei der N11 aussehen?
mk 2. Februar 2014 um 13:59
Diese ganze Diskussion ist finde ich wahnsinnig populistisch und nicht wirklich mit breiter Kompetenz geführt. Ich kann nichts zu den grundsätzlichen Vor- und Nachteilen sagen, aber es ist doch alles eine Frage der jeweiligen Möglichkeiten, die man als Trainer hat. Wenn man spielstarke und flexible Typen im Kader hat, erhöht man sich ja seine Möglichkeiten enorm, auf verschiedene Gegner und Spielsituationen zu reagieren, wenn man mit einem falschen Neuner spielt. Vor allem wenn man dann noch sehr intelligente und abschlussbegabte Spieler dahinter spielen lassen kann.
Aber viele Mannschaften haben auch einfach nicht die Möglichkeiten, so spielen zu lassen und die bauen dann einfach ein System um andere Typen auf. Es kommt immer drauf an, wie man sein eigenes System durchkriegt, finde ich.
Und abgesehen davon fallen mir außer vielleicht Lasogga und Mölders (Kießling…? Auch eher nicht) nicht viele Stürmer in der Liga ein, die man berechtigt als Klotz bezeichnen kann. Alle vier Stürmer von gestern Abend zum Beispiel sind ja alles andere als unbeweglich.
Wie gesagt, grundsätzliche Aussagen über Überlegenheiten von Systemen zu treffen finde ich schwierig (vielleicht auch, weil ich zu wenig Ahnung habe), weil dir das beste System nichts nützt, wenn du nicht die Spieler dafür hast.
Aber in der N11 zB fände ich es eine Verschwendung von Potential, wenn man sich der Variante ohne „echten Stürmer“ (was auch immer das heißen soll) verschließen würde.
Coala 2. Februar 2014 um 16:02
—————— Neuer —————
– Boateng – Hummels – Badstuber –
——— Lahm —- Schweini ——-
— Müller — Kroos — Reus —
——— Götze — Gomez ———-
Spielverderber 2. Februar 2014 um 19:01
Was macht den einerseits ‚Kruse + Raffael‘ zu nem 4-4-2 und andererseits ‚Krose + Özil‘ zu nem 4-2-3-1?
Die Grafik die das TV vor Spielbeginn einblendet, aber sonst?
Genauso kann ich auch die Beatles, Stones und Queen in die gemeinsame Schublade ‚britische Rockbands‘ stecken. Die Wahrheit ist halt aufm Platz (oder im Ohr).
MR 2. Februar 2014 um 20:32
Es gibt keine Tendenzen im Fußball. Es gibt nur Trainer, die kopieren, anstatt zu kreieren.
Es gibt übrigens auch keine Stürmer im Fußball.
Und kein 4-1-4-1.
CF 2. Februar 2014 um 12:10
Korkut hatte auch gestern schon ein paar sehr interessante Ansätze, die er vielleicht mit der Zeit noch weiter ausführt. Was ich z.B sehr gut fand war das situative 4-3-3 Pressing mit Stindl als linker Flügel und Deckungschatten auf die Halbräume. Dies hat viel Potential da es ziemlich gut passt, wenn Stindl dann noch einige gute Laufwege zeigt in dieser Position könnte er das Aufbauspiel der Gegner schon ziemlich in Bedrängnis bringen.
Rajtoral ist aus meiner Sicht ein sehr guter Einkauf der in naher Zukunft eine wirklich Verstärkung sein kann. Ich fand ihn gestern aber noch nicht ideal eingebunden gerade, in die ein eher selten auftretende Struktur, hat er gar nicht gepasst, wenn sich das Spiel zu stark auf ihn fokussierte und er die Struktur bespielen musste sprich Entscheidnugsfindung getestet wurde hat er noch ein paar mängel und zeigt ziemlich komische Entscheidungen. Dann musst Schmiedebach ziemlich stark verschieben um dort die Struktur zu bespielen und Rajtoral stand im toten Raum und war nicht mehr von belangen für die Situation. Hätte lange Wege laufen müssen um ein paar Synegien zu schaffen welche Aufgrund der Dauer der Situation aber nur wenig Sinn gemacht hätten.
Angeblich haben viele Spieler spezifische Passmuster aber gestern ist mir aufgefallen das die Passmuster der Spieler stark durch die Struktur bestimmt werden in der sie sich gerade befinden, heißt jeder Spieler hat eigentlich keine wirklichen Passmuster und wenn nur sehr schwach, sondern sie bespielen immer die gerade vorhandenen Struktur. Die Entscheidungsfindung bestimmt dann quasi welche Struktur er sieht, welche er bespielt und wie. Heißt die Entscheidungsfindung zeigt dem Spieler halt die einzelnen Struktruen und er sieht halt manche mehr als andere und somit bespielt er sie öfters. Ist mir halt aufgefallen gestern, weil die Spieler die in bestimmten Räumen waren immer ähnliche Pässe gemacht habe und dann dachte ich mir halt, dass sie ja dann theoretisch alle die gleichen Passuster haben müssten, aber da ist ja sehr unwahrscheinlich also habe ich weiter gedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es eigentlich keine Passmuster gibt sondern nur Entscheidungsfindungen, die je nach Spieler, dann halt imme ähnliche Strukturen bespielt. Setzt man den Spieler aber woanders ein hat er andere Strukturen um sich und somit auch ander Passmuster. War nur eine grobe Idee wo mich eure Meinugn mal interesseiren würde.
Halfarsen 2. Februar 2014 um 01:29
Mehr als markant, dass 96 unter Korkut bei Ballgewinn wesentlich befreiter nach vorne kombiniert. Slomka legte hohen Wert auf die kontrollierte Besetzung von Räumen, auch in Ballbesitz, wodurch einige Muster von Gegenangriffen blockiert, aber auch Umschaltmomente abgewürgt wurden. (Mal abgesehen davon dass er der, vom Umfeld getriggerten, Versuchung fast aller 96-Trainer erlag, nach ein, zwei Jahren offensiver spielen zu wollen, und damit sein eigenes System verwässerte.) . Das hat Korkut nun ausgemerzt – mit Hilfe der Spieler, denen sein neuer Stil von Offensive zu liegen scheint.
Dafür gehen die Roten aber auch kaum mehr auf den zweiten Ball, da der erste totale Priorität hat. Mit der Folge, dass sie direkt nach Ballverlust anfällig sind.
Weiterhin werden Seitenwechsel ungenügender abgesichert als dies meines Erachtens unter Slomka über weite Strecken der Fall war. Vorwiegend verengt sich das Gefüge zur Mitte, wo allerdings insbesondere Marcelo gestern wie ein Turm stand und 12 von 13 Zweikämpfen gewann.
Offensichtlich hat Korkut schon nach kurzer Zeit einige Potentiale aktiviert, die unter Slomka verschüttet waren. Unverkennbar muss er aber auch noch dazulernen. Man darf gespannt sein, inwieweit er seinen Stil noch ändern wird, ob die Mannschaft langfristig erreicht und vielleicht weiterentwickelt und ob er von den nackten Zahlen her in die Fußstapfen von Slomka treten kann – zutrauen tue ich ihm beides!
kokovi 2. Februar 2014 um 01:10
Im Gegensatz zu Slomka gibt es Ansätze von Kombinationsfußball. Außerdem passen die Laufwege besser zu den langen Bällen, die häufig gespielt werden. Und so hoch, wie die Gladbacher heute oft standen, waren sie m.E. auch selbst schuld.
CF 2. Februar 2014 um 11:36
Hannover hat doch relativ wenig lange Bälle gespielt, wenn ist nur selten Gefahr durch diese entstanden. Zum Vergleich Dortmund, Schalke, Wolfsburg, Mainz, Bremen, Stuttgart, Hamburg und Hoffenheim haben in Prozent mehr lange Bälle gespielt als Hannover. Sprich 8 von 13 Teams haben diesen Spieltag mehr oder gleich viele (Schalke) lange Bälle gespielt.
Man merkt finde ich auch das lange Bälle eigentlich nicht im Sinne von Korkut sind. Bittencourt war z.B öfters mal Zielspieler der langen Bälle was mit einer guten Staffelung, die Hannover um diesen Raum hatte zwar trotzdem zu einigen Ballgewinnen führte, aber trotzdem nicht besonders eingeübt wirkte. Es ist zwar ganz gut gemacht, gerade die Laufwege der Stürmer sind serh gut daran angepasst aber ich würde sagen das ist eher ein taktischens Übergangsmittel und die Entwicklung eher woanders hingeht.
Puscherbilbo 2. Februar 2014 um 00:30
Die Beschreibung liest sich so, als würde Hannover offensiv ähnlich wie unter Slomka spielen nur ohne die zuletzt immensen Abstimmungsprobleme in der Defensive. Täuscht das?
Halfarsen 2. Februar 2014 um 01:33
Nein, sie agieren ganz anders. Weniger mechanisch und mehr kombinativ. Was auch Nachteile in der Defensive mit sich bringt.
CF 2. Februar 2014 um 11:43
Ich finde die Auffteilung bei Kontern schon ziemlich mechanisch naja ok mechansich ist vielleicht der falsche Begriff aber es gibt schon ein paar öfters wiederkehrende Staffelungen, welche dann ziemlich mechansich bespielt werden . Ich würde auch sagen das es sehr ähnlich zu Slomka ist. Er hat eigentlich nur wenig geändert, was er geändert hat sprich Pressing leicht, Verhalten der Sechser in der Defensive, Auffteilung bei Kontern, Hustzi und halt neue Spieler waren sehr gut.
Ich persönlich war ein bisschen enttäuscht von der Veränderung, da ich mir mehr erhofft habe.
Zagłębie rules 2. Februar 2014 um 13:26
Ich lese immer wieder “ ich habe mir mehr erhofft“ auch im BVB Thread, oder bei Guardiola. Solche Aussagen sind mir absolut unverständlich. Das Zusammenwirken der einzelnen Komponenten im Fußball ist einerseits sehr komplex, andererseits aber kann bereits eine minimale Veränderung schon ein sehr große Veränderung mit sich ziehen. In der ersten Hälfte fiel mir auf dass bei einigen vielversprechenden Angriffen, die meist mit einem Diagonalpaß auf Linksaußen eingeleitet wurden ein zweiter Spieler hinter dem Rücken des Zielspielers in Position lief und auch schon den Abwehrspieler überlief, der Zielspieler ( einmal Rudnevs einmal wars glaub ich Bittencourt) dann den Ball aber anhielt statt schnell weiter zu spielen. Ich hatte jedes mal den Eindruck dass der erste Spieler die Situation a, nicht erkannt hat oder b, nicht sicher war ob er den Ball weiterspielen sollte. Ist eigentlich nur ne Kleinigkeit hat aber mitunter eine große Wirkung. Korkut hat doch schon eine ganze Menge bewirkt. Die Körpersprache ist ganz anders.
MrF4rmer 2. Februar 2014 um 13:34
Aber auf diese kleinen Änderungen kommt es doch gerade an. Ein neuer Trainer soll kein neues Team mit neuen Strukturen entwickeln, sonder grundsätzlich erstmal nur erfolgreicher spielen. Und das erreicht er meistens (va. bei einem Trainerwechsel mitten in der Saison) durch kleinere Anpassungen. Diese können später natürlich noch weiter ausgebaut werden, um auch die Spielidee des Trainers besser einzubringen.
Und an diesem Punkt muss man sagen, dass es Korkut sehr gut macht. Er verändert nicht zu viel. Die Spieler werden nicht überladen.
Ich denke, man wird dennoch erst in einigen Monaten die wahren Früchte seiner Arbeit sehen.
mk 2. Februar 2014 um 13:48
Ich glaube das, was „mechanisch“ wirkt ist einfach die grundsätzliche Slomka-Konterstuktur, die man wohl aus dieser Mannschaft nicht mehr komplett rauskriegt. Bei Ballgewinn gibts zwei, drei Halbraumpässe und dann wirds brutal vertikal. Das funktioniert, aber vor allem funktioniert es wieder. Daher kann ich den Eindruck schon teilen, dass es im Offensivspiel sehr an die erfolgreichen Slomka-Zeiten erinnert.
Und die engen Abstände und die lokalen Kompaktheiten im Zentrum haben wir in Hannover vor zwei, drei Jahren ja auch sehr oft gesehen.
Trotzdem gibt es finde ich einige signifikante Unterschiede, obwohl die natürlich nicht groß sind. Eigentlich hast du da ja schon alles angesprochen.
Entscheidend sind in meinen Augen im Moment Schmiedebach/Stindl und das Pressingverhalten insbesondere der Stürmer.
Was ich cool fand (und vor allem stolz bin, dass ich es gestern im Stadion selber gesehen habe und es jetzt im SV-Artikel erwähnt wird) war, dass 96 bewusst die außen frei gelassen hat. Beide Außenverteidiger (die übrigens unter Slomka sowohl personell als auch taktisch in meinen Augen niemals so gespielt hätten => noch eine Änderung; weniger dynamik nach vorne, sondern eher zentrumsorientiert und auf Stabilität bedacht) waren ja bei Ballbesitz Gladbach auffällig nach innen orientiert und haben den Gladbachern immer schön den Weg zur Grundlinie angeboten, weil man ja weiß, dass sie das gar nicht wollen. Und wenn Gladbach dann die Flügel mit einem der Sechser und manchmal noch Kruse überladen hat, fehlten ihnen die Anspielstationen im Zentrum, sodass sie wieder hintenrum gehen mussten. Das war schon interessant anzusehen.
Aber deine Enttäuschung kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich hätte auch mit noch größeren Veränderungen gerechnet, aber ist das denn in einer zweiwöchigen Wintervorbereitung überhaupt machbar? Ich glaube, es ist ne sehr gute Entscheidung, erstmal Grundlegendes einzubauen, was nicht ganz unbekannt ist, und das mit ein paar effektiven Neuerungen anzureichern. Und alleine wenn man sich die zur Auswahl stehenden Innenverteidiger anguckt, wird das mit dominantem Ballbesitzfokus glaube ich so einfach nicht. Da bin ich mal auf die Sommervorbereitung gespannt, ob man da durch die Spielstruktur die individuellen Schwächen im Passspiel (unter Druck) ausmerzen kann.
CF 3. Februar 2014 um 10:08
Klar hat er schon sehr viel geändert und es passiert auch oft, dass nach einer Trainerentlassungen erst einmal zurück zu den Anfängen gegangen wird, was ich auch sehr gut finde. Ich bin auch nicht wirklich enttäuscht, aber anhand seiner Pressekonferenzen hätte ich mir ein bisschen mehr aktives Spiel , höheres Pressing und mehr überladende kombinativere Aktionen vorgestellt. Ich bin mir aber auch ziemlich sicher, dass er sich wie du schon sagst in der Sommerpause mit dem Team dort hin entwickeln wird. Mit Hofmann hat er schon eine sehr gute Wahl getroffen, da ich ihn gerade im Aufbauspiel schon ziemlich gut finde und ganz gut wäre für ein auf Ballbesitz ausgerichtetes Spiel.