Blick über den Tellerrand – Folge 14
Blicken wir diesmal über den Tellerrand, erspähen wir große Derby-Zeit in La Liga und einen „neuen alten“ Trainer für Miroslav Klose.
Spiel der Woche I: Valencia CF – Levante UD 2:0
In diesem Valencia-Derby traten die Gäste und Außenseiter von Levante – in den vergangenen Vergleichen aber durchaus erfolgreich – grundsätzlich mit einer hohen Mannorientierung gegen das Aufbauspiel Valencias an, führten diese aber eher passiv aus, rückten also bloß auf, ohne wirklich aggressiv auf den Ballgewinn zu gehen. Dabei agierten Barral und Rubén García als eine Doppelspitze gegen die Innenverteidiger, während ein jeweils weit herausrückender Sechser – meist Diop – sich um Oriol Romeu kümmerte. Die zentralen Freiräume dahinter nutzte Valencia nicht immer konsequent genug aus, konnte sich aber meistens über etwas seitlichere Zonen aus diesen gegnerischen Stellungen lösen.
Manchmal fiel Linksverteidiger Bernat ruckartig nach hinten und bot sich an, manchmal wich einer der beiden defensiven Mittelfeldspieler nach rechts in jene Lücke, die der hochschiebende Barragán hinterließ, wenn er Ivanschitz nach hinten drückte. Diese Umformung wurde vor allem in der Anfangsphase des Matches generell häufig durchgeführt – vor allem dann, wenn der Ball bereits auf anderem Wege nach vorne gekommen war. Dafür nutzten die Hausherren gelegentlich auch lange Bälle, unter anderem von Torwart Diego Alves, und gingen dabei auf Abpraller, die sie in ihre dann aufgerückte tiefste Linie prallen lassen wollten – so entstanden mit „nur“ 84 % Passgenauigkeit letztlich 70 % Ballbesitz. In diesen Szenen nach dem Aufrücken übten die Hausherren dann viel Kontrolle aus und zeigten über den herausgekippten Sechser eine ordentliche Ballzirkulation, aus der heraus es allerdings an Durchschlagskraft und somit – trotz des hohen Engagements – wirklich gefährlichen Szenen fehlte.
Der Grund dafür lag darin, dass sie viele von den beiden offensiven Flügelspielern initiierte Aktionen fuhren, die aber recht klar an der Seit entlang liefen und oftmals nur von den jeweiligen Außenverteidigern unterstützt wurden. Besonders die konstante Besetzung in den Halbräumen ging den Gastgebern ab, wo einzig der als hängender Stürmer agierende und situativ immer wieder zu beiden Seiten rochierende Jonas half und verbindend wirken wollte. Dagegen blieb der jeweils ballferne Flügelspieler meistens unbeteiligt, während die Sechser – Oriol Romeu sicherte ohnehin ab – ausgenommen der Umformung im zweiten Spielfelddrittel sich zu viel in vertikalen Bahnen bewegten.
Gerade Parejo schien seinen durchaus vorhandenen Drang auf die Flügel und in die Halbräume überraschend zu zügeln – einmal brach er ein Hinterlaufen des halblinks dribbelnden Piatti im Umschaltmoment recht seltsam ab – und zeigte stattdessen vor allem nachrückende Aktionen in den Strafraum. Obwohl aufgrund der schwachen Halbraumverbindungen die meisten Angriffe aus dem Ballbesitz dann über simple Flügelaktionen mit Flanken – gerade Piatti war hier sehr engagiert, aber nur wenig effektiv – beendet wurden, fand er dabei selten gefährliche Läufe. Potentiell deutlich interessanter waren seine gelegentlichen Vorstöße in den seitlichen Halbraum, die er zwar gut anlegte, aber im Hinblick auf die Dynamik zu oft nicht optimal timte.
Eine der wenigen Ausnahmen, als er zusammen mit Jonas auf halbrechts einem dortigen Angriff half und der Brasilianer somit im Strafraum aussichtsreich zum Abschluss kommen konnte, führte nach einer Viertelstunde direkt zu einer der besten Gelegenheiten der Partie. Ansonsten waren es eben die meiste Zeit wenig variable Flügelangriffe, die in vielen Fällen mit Flanken aus ordentlichen, aber nicht idealen Positionen endeten. Die reine Besetzung des Strafraums für diese Spielweise stellte sich durch den nachrückenden ballfernen Akteur und Parejos Läufe zwar durchaus üppig dar, hatte aber aufgrund den mittelmäßigen Positionierungen und der ordentlichen Strafraumverteidigung des Gegners aber nur selten Erfolg.
Immerhin war Valencia mit ihrer Spielweise gegen Konter oder Schnellangriffe, die Levante zu forcieren versuchte, gut abgesichert und überstand somit die gelegentlichen Aktionen des Rivalen. Dieser hatte einige interessante Anlagen, kam wegen Ivanschitz´ arbeitsamer Rolle vor allem über rechts und zeigte dort durch die beweglichen Barral und Rubén García gute Rochaden zur Seite sowie Unterstützung für Ríos. Auch wenn sowohl Diop als auch Simao sich zu dieser Seite verschoben, schafften sie es aber nicht oft genug, diese Wechselwirkungen aus der Tiefe konstant zu bedienen und damit in Schwung zu bringen. Häufig mussten sie somit auch auf lange Bälle, für deren Abpraller sie zwar ordentlich standen, dies aber nicht kollektiv und konsequent genug forcierten. So war die Anlage eine andere als jene, die 2011 mit Rechtsüberladungen einmal in ungeahnte Höhen führte.
Gegen das Spiel von Valencia kamen sie mit deren längeren Zirkulationsphasen und gelegentlichen Wechseln auf lange Bälle außerdem kaum zu wertvollen Ballgewinnen in höheren Bereichen. Wenn sie bei den wenigen Ausnahmen die Lücken im Mittelfeld der Hausherren – zwischen dem tiefen Romeu und dem höheren Parejo – einmal ansteuern konnten, agierten sie etwas unruhig und blieben meistens mit nicht klar genug ausgespielten Aktionen an der stabilen letzten Linie der Gastgeber hängen. Einige Male gelang es ihnen immerhin, zumindest Standards zu provozieren, die nicht ungefährlich waren und letztlich die Hälfte ihrer Abschlüsse ausmachten.
Im Verlaufe der Partie entwickelte sich für Valencia auf rechts neben dem hohen Vorschieben durch Barragán und dem Öffnen des dahinter liegenden Raumes auch noch eine andere Möglichkeit für das Aufrücken, die zunehmend wichtiger wurde als das Herauskippen – über direkte Pässe des Rechtsverteidigers, der etwas tiefer ging und Ivanschitz´ Passivität in dieser Hinsicht nutzte, auf Feghouli, der bei diesem recht einfachen, aber in den richtigen offenen Situationen genutzten Mittel gute Finten zeigte.
Durch den stetigen Druck und die Konsequenz, mit der Valencia ihre Spielweise aufgebaut hatte, fiel schließlich irgendwann der Treffer – kurz vor der Halbzeit war es für die Führung soweit. Vorausgegangen war ausgerechnet ein Herausschieben Parejos auf links im zweiten Spielfelddrittel, was stark in Richtung Herauskippen ging. Bereits in den Minuten zuvor hatte es so etwas – neben den direkten Pässen von Barragán auf dem anderen Flügel als zweite neue Maßnahme – vermehrt gegeben, wenn Valencia das kollektive Aufrücken bereits weitgehend abgeschlossen hatte, so dass Parejo antreibend wirken und Piatti in den Halbraum hatte gehen können.
Zunächst spielten die Hausherren solche Szenen gerade in den zentraleren Bereichen noch zu inkonsequent aus, doch beim Tor kamen sie aus dieser Struktur einmal klar am Flügel durch. Weil Piatti die Schnittstelle in der Kette durch seine Bewegung in den Halbraum aufzog, konnte Parejo mit einem Pass aus der Tiefe den vorstoßenden Bernat zur Grundlinie schicken. Dank seiner indirekten Arbeit ohne Ball gelang es Piatti dann im Anschluss an die folgende Flanke, mal den Abpraller nach missglückter Kopfballabwehr in aussichtsreicher Position zu erhalten, da er in den unbesetzten Halbaum eingedrungen war:
Es war die spielentscheidende Szene aus Sicht von Valencia, die in einem weniger interessanten zweiten Durchgang verwalten konnten und später noch auf 2:0 stellten.
Interessant zu beobachten: Lazios Veränderungen unter „neuem altem“ Trainer
Interessant war vor der letztlich mit 1:0 gewonnen Heimbegegnung gegen Inter bei Lazio eher die Frage, wie viel sich überhaupt unter Edy Reja ändern würde, der nach der großen und „facettenreichen“ Posse um Vladimir Petkovic zu Lazio zurückkehrt, die er 2012 verlassen hatte. Großartig Neues war von Reja nicht zu erwarten, der auch bei seiner ersten Amtszeit nicht unbedingt durch zukunftsweisende Konzepte aufgefallen war, wenngleich er in der aktuellen Situation eine sinnvolle Lösung sein dürfte, um die bisher missratene Saison im zweiten Teil noch etwas geradezurücken – Reja steht für solide Arbeit, für das klar zu Erwartende, aber eher weniger für Innovation oder konsequente Offensivideen, und ist keinesfalls als Gegenstück zu seinem Nachfolger bzw. nun Vorgänger zu sehen.
Tatsächlich war in der Realität gegen Inter gar nicht so viel geändert in der 4-1-4-1-Grundformation, die unter Petkovic einige Male etwas aufgeweicht, nun aber wieder fester und mit bewährtem Personal auf den Platz gebracht wurde. Dabei agierten die offensiven Außenspieler insgesamt recht breit und hoch, während die beiden Achter González und Hernanes ebenfalls eher positionstreu ausgerichtet waren. Tendenziell nahm das unter Petkovic immer mal wieder forcierte Rochieren und Unterstützen auf den Seiten ab, während ihre Bewegungen in der Vertikale verstärkt und dadurch die Präsenz im Strafraum erhöht werden sollte. Gerade das Timing bei diesen Läufen klappte besser als in den meisten Partien unter Petkovic und war dafür verantwortlich, dass die Flanken und sonstigen Hereingaben – unverändert ein prägendes Merkmal, das nicht unbedingt von der größten Kreativität zeugt – diesmal zumindest konstant Gefahr andeuten konnten und druckvoll wirkten.
Die gelegentlichen Löcher in den Halbräumen wurden von Lazio dann aber durch eine Änderung gut bespielt, die im Hinblick auf die Offensive wohl die klarste sein dürfte, die es im ersten Spiel nach Rejas Rückkehr zu sehen gab – das Zurückfallen von Miroslav Klose wurde wieder deutlich intensiviert. Dessen teilweise konstant tiefere Positionen waren zu seiner Anfangszeit bei den Biancocelesti an der Tagesordnung gewesen. Diesmal ging er sehr häufig tief in den rechten Halbraum, etwas breiter als González, um dort Vertikalpässe aus den hinteren Bereichen zu empfangen und anschließend den Aufbau zu erleichtern.
Entweder zeigte er Ablagen – wobei ihn González gelegentlich entlastete, indem jener in diese Zone ging und dann für den einrückenden Außenverteidiger klatschen ließ – oder versuchte das Spiel mit seinen Dribblings nach vorne zu tragen, was einige Male gut gelang, seinen Kollegen das Vorrücken vereinfachte und individuell durchaus an Kloses Stil und Wichtigkeit bei der WM 2006 erinnerte. Sein verstärktes Zurückfallen und die Bedeutung für den Aufbau gehörten neben den etwas klarer definierten Positionen und den Vorstößen der Achter also zu den auffälligsten Offensivveränderungen.
Inwieweit dies nach einer bisherigen Partie wirklich repräsentativ – auch wenn es gerade im Hinblick auf Kloses Rolle nicht unähnlich zur vorigen Amtszeit Rejas aussieht – ist, muss sich noch zeigen, da vor allem die generelle Ablagenspielweise auch eine besondere Anpassung an die insgesamt sehr konsequenten Mannorientierungen in der Inter-Defensive gewesen sein dürfte, die ihre Wirkung in der einen oder anderen Szene auch nicht verfehlte. Gerade dieser Plan von Reja, der neben den gewohnt arbeitsamen Grundmechanismen und –aktionen seiner Angriffsakteure auch einige ansehnliche Dynamiken im zweiten Drittel und den Übergangsräumen erzeugte, dürfte den Laziali-Anhängern Mut für geschickte taktische Anpassungen geben. Gerade in der Offensive fehlte es bei Vorgänger Petkovic hier zumindest zwischen einzelnen Spielen an der Konsequenz – er trat eher in verschiedenen Saisonphasen mit umgebauten Grundsystemen an, wenngleich seine Mannschaft im Spielerischen immer einzelne Ausreißer-Begegnungen hatte, und überzeugte bei spezifischen Gegner-Anpassungen vor allem in der Defensive.
Hier wurden nun unter Reja die Mannorientierungen etwas stärker konturiert, die Pressinghöhe passiver nach hinten verlegt, das situative Herausrücken einzelner Akteure eher situations- und gegnerbezogen praktiziert denn in einen Kontext voriger mannschaftlicher Verschiebungen eingebettet. So blieben die Grundmechanismen und viele Facetten – beispielsweise Kloses tiefe Positionierung mit dem grundsätzlichen Verstellen des gegnerischen Sechsers – gleich, wurden aber in tiefere Ebenen gezogen und passiver, klassischer, allgemeingültiger – im Gegensatz zu Petkovic und seinen Pressingplänen schienen die Gegner-Anpassungen hier nicht ganz so detailliert – ausgeführt.
Spiel der Woche II: Real Sociedad – Athletic Bilbao 2:0
In dieser intensiven und teilweise chaotischen Begegnung setzte Athletic Bilbao direkter auf ein recht frühes und vor allem mannorientiertes Pressing mit einigen situativen Übergabemechanismen zwischen Mittelfeld und der Sturmreihe, das sich insgesamt als durchaus effektiv erwies und Real Sociedad zu einer Reihe von langen Bällen zwang, die letztlich mehr als 20 % der Gesamtpässe des Gastgebers ausmachten. So pendelte bei Athletic mal der ballferne Außenstürmer zwischen seiner Mannorientierung auf dem Flügel und Übernehmen zentralerer Gegner im Zuge des Verschiebens, während die Innenverteidiger teilweise weit herausrückten oder die Mittelfeldakteure sich sehr anpassend verhielten.
Einige Male ging dabei Iturraspe sehr tief und teilweise zu nah an die letzte Linie, so dass in kleineren Lücken und auf den Seiten dann und wann ein paar Freiräume entstanden, die Real Sociedad ansatzweise mit ordentlichen Ablagen der vordersten Reihe auf nachlaufende Sechser bespielen konnte. Solche Szenen zu nutzen gestaltete sich allerdings als enorm schwierig, da die Dynamik der Aktionen direkt stimmen musste. Doch auch wenn Real Sociedad immer wieder zu langen Bällen gegen das Attackieren des baskischen Rivalen greifen musste oder sich nur mit solchen „riskanten“ Direktangriffen zu lösen vermochte, kamen sie dennoch zu ihren Szenen und hatten generell einige ihrer besten Ansätze über die seitlich geschobenen Mittelfeldspielern – ob das der leicht nach rechts gehende Bergara war, der vorstoßende und eher nach links tendierende Pardo oder Spielmacher Xabi Prieto, der mit seinem unauffälligen Stil viel auf der rechten Bahn antrieb.
Außerdem gehörte die Rochade zwischen dem aufstrebenden Jungstar Antoine Griezmann und Mittelstürmer Immanol Agirretxe – dieser war eindeutig der am stärksten ausweichende Akteur des vorderen Offensivquartetts, das insgesamt etwas zu raumtreu und klar agierte – zu den auffälligsten Merkmale im Angriffsspiel der Hausherren und wurde teilweise überraschend konstant praktiziert, so dass sie auch über mehrere Spielphasen hinweg oder situativ gegen den Ball – ansatzweise wie Mario Mandzukic in der vergangenen Spielzeit oft Franck Ribéry unterstützte – vorhanden war.
Letztlich gab es in den Offensivaktionen der Hausherren allerdings zwei größere Probleme. Erstens agierten die Außenverteidiger phasenweise zu defensiv, weshalb der Raumtreue der vorderen Akteure am Flügel die Unterstützung aus der Tiefe fehlte, die nur Xabi Prieto und der im Timing mit gelegentlichen Schwierigkeiten agierende Pardo einige Male einbringen konnten. Zweitens fielen die phasenweise ziemlich schwachen Staffelungen auf, bei denen sich zu viele Akteure in der letzten Linie ballten und dort nicht dynamisch genug positioniert waren, wodurch das Zusammenspiel in formativen Anordnungen wie beispielsweise der Dreiecksbildung erschwert, dagegen dem mannorientierten Gegner das Freilassen bestimmter, eigentlich gefährlicher Zonen erlaubt wurde.
In die andere Richtung griffen auch die Hausherren durchaus gerne mal zu einem frühen und mannorientierten Pressing, mit dem sie die Mannen aus Bilbao attackierten, was allerdings sporadischer praktiziert wurde. Deren Sechser standen im Aufbau phasenweise – aber meistens gut in den richtigen Abschnitten – recht hoch und waren somit nicht immer sofort einzubinden, konnten dann allerdings bei möglichen langen Bällen auf die Abpraller unterstützen, was sie auch insgesamt kompakt taten. Wenn Athletic dann weiter vorrücken konnte, ging Real Sociedad aber meistens in eine geschickt leitende Strategie über und konnte ihre Gegner somit einige Male effektiv auf die Flügel lenken.
Hier litten diese dann in der letzten Konsequenz an nicht unähnlichen Problemen wie Valencia gegen Levante oder eben das gegnerische Heim-Team und ließen die konsequente Unterstützung auf den Seiten vermissen. Einige Male versuchte Ander Herrera auf links zu helfen, was Muniain aber nicht immer gut ausspielte. So kamen ihre besten Aktionen über die rechte Außenbahn mit dem sehr offensiven und polyvalenten Óscar de Marcos zustande, wo sich auch Mikel Rico – aufgrund der sehr unauffälligen Art, wie seine Spielintelligenz und seine saubere, unspektakuläre Technik angelegt sind, ein wenig vergleichbar mit Andreas Lambertz – im Bereich des zweiten Drittels einige Male gut zur Dreiecksbildung einschaltete, wenngleich die Gäste dann nicht mehr die optimale Besetzung des Zentrums bieten konnten. Folglich mussten sie wie Valencia viele Angriffe mit Flanken beenden, von denen sie letztlich ganze 37 Stück schlugen, die aber bis auf einige Ausnahmen nicht konstant genug Abnehmer wie Aduriz fanden.
Insgesamt war es ein offenes und zerfahrenes Spiel mit vielen Unterbrechungen, Ballbesitzwechseln und Pressingaktionen. Zudem gab es immer wieder ungewöhnliche, fast eigentümliche Wechsel von sehr anspruchsvollen, zugestellten sowie recht engen und dann wieder ziemlich unkompakten Phasen, Szenen, Aktionen, was sich jeweils gerade in den Offensivstellungen des letzten Drittels niederschlug. Über weite Teile der ersten Halbzeit wirkte Athletic in einem ziemlich ausgeglichenen Match über die hereingegebenen Flanken und die etwas besser ausgespielten Konterszenen leicht gefährlicher, aber es war auch nur ein Schein. Gleichsam könnte man sie als vorne engagierter und einfacher zum Abschluss kommend bezeichnen, wohingegen Real Sociedad nicht ganz so viele, aber die konsequenteren Möglichkeiten für sich verbuchte – das alles sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass beide Teams in der Offensive mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen und nicht wirklich zu überzeugen wussten, was nicht allein durch das jeweils starke Pressing bedingt war.
Vielen Dank an laola1.tv für das Bildmaterial!
14 Kommentare Alle anzeigen
LM 8. Januar 2014 um 09:54
Nur so aus Interesse als Düsseldorfer, ich nehme an du meinst unseren Andreas „Lumpi“ Lambertz, TR? Siehst du seine Technik also besonders sauber?
Ich sehe ihn da auch deutlich stärker, als er oft betrachtet wird, aber seine Technik ist doch, gerade was Pass- und Schusstechnik angeht, meiner Meinung nach nicht sonderlich konstant.
In der Hinsicht nervt übrigens auch massiv, dass er im Düsseldorfer Umfeld im Moment so extrem krititsiert wird. War zwar schon immer etwas vorhanden, aber momentan ist es wirklich schlimm. Liegt wohl daran, dass er immer mal wieder vielversprechende Situationen mit ungünstigen Entscheidungen oder eben brutal unsauberen Pässen zunichte macht :/
TR 8. Januar 2014 um 23:29
Ja, hast du eigentlich alles ziemlich treffend beschrieben. Wie auch bei Mikel Rico ist es bei Lambertz eben diese etwas versteckte und unauffällige Technik, die gerade bei wenig betrachten Annahmen, in schnellen und unerwarteten Situationen oder zwischendurch einfach für kürzere Phasen auftritt. Das ist natürlich viel weniger beachtet als Schüsse, Pässe (bei denen er noch etwas wechselhafter) oder längere Zeitabschnitte. Solche Beobachtungsphänomene findet man in grundsätzlich ähnlicher Ausprägung u.a. bei Großkreutz oder Schönfeld von Bielefeld – die sind alle technisch auf jeweils besondere Weise sehr stark und gleichzeitig noch spielintelligent, aber das fällt eben deshalb kaum auf, weil sie auch gar nicht so wirken (was bei den sehr seltsamen Bewegungsabläufen, dieser arbeitsamen Lethargie und Wechselhaftigkeit von Lambertz noch heftiger ist). Hinzu kommt, dass solche Akteure dann in kleineren Teilbereichen von Technik und Spielintelligenz dann tatsächlich etwas limitiert sind und kleinere Schwächen haben – die daraus resultierenden Aktionen finden aber viel mehr Aufmerksamkeit und werden dann zusammen mit dem generellen Eindruck auf die verallgemeinernde Ebene des Gesamtaspekts wie bspw. Technik projiziert.
Von daher finde ich es schade (und auch überraschend angesichts seiner Vereinstreue und Verdienste), dass er dermaßen viel kritisiert wird. Hat mir trotz einiger Mängel immer sehr gut gefallen, ist ein besonderer, interessanter und weitgehend unterschätzter Spielertyp, den gerade Norbert Meier auch immer wieder nett einbinden konnte.
LM 9. Januar 2014 um 09:41
Danke für die Antwort!
Dass so viel Kritik unterwegs ist, liegt natürlich auch an den gestiegenen Ansprüchen im Umfeld und den ganzen Leuten, die jetzt Wunder erwarten…
Ich freu mich immer wieder über Lumpis “Solo-Pressing“, wenn er mit wedelnden Armen nen Verteidiger anrennt, der grad mal sein Blickfeld weggedreht hat…ich stell mir immer vor, dass er dabei schreit 😉
TR 10. Januar 2014 um 00:32
Haha, yeah, sehr gut mit den wedelnden Armen und dem Schreien. Spieler müssen mehr brüllen, wobei Lambertz da eher so eine besondere und unauffällige Unterform des Brüllens haben müsste, die seltsam zu seiner Art passt.
CF 11. Januar 2014 um 03:44
Beim Pressing mehr brüllen 🙂 Man darf leider keine Spieler als Spieler anschrein hätte aber bestimmt Effekte auf die Entscheidungsfindung 😉
SCP-Poker 8. Januar 2014 um 00:29
Leider ist das Rooneyszenario doch sehr unwahrscheinlich, weshalb ein Artikel wohl nur Perlen vor die Säue wäre.
Da wäre ein Artikel über Alternativen die gehandelt werden informativer, auch wenn MR schon angedeutet hat, dass er sich nicht an Spekulationen beteiligen will.
Bernhard 7. Januar 2014 um 21:51
Ich weiß es passt hier überhaupt nicht zum Thema, aber wäre ein Ausblick auf Robert Lewandowskis Rolle bei den Bayern zu viel verlangt?
Ich würde ganz lieb darum bitten… 😉
CF 7. Januar 2014 um 22:40
Ist aus taktischer Sicht finde ich nicht so interessant. Wird wahrscheinlich ähnlich wie Mandzukic spielen. Ist aus meiner Sicht auch kein schwer einzubindender Stürmertyp und von den Bewgungsmustern nicht so variabel und modern das man ihn noch anders einbinden könnte als bei Dortmund.
Was interessant wäre ien Artikel in dem man sich vorstellt das Rooney bei Dortmund spielt der würde so viele aus taktischer Sicht interessante Aspekte bringen und würde von den PAssmustern perfekt auf die Bewgungsmuster der Dortmunderspieler passen.
woody10 7. Januar 2014 um 20:59
Hallo,
erstmal ein großes Dank für den Blick über den Tellerrand!
Leider habe ich Lazio nicht gesehen und vom Valencia-Derby auch nur die zweite Hälfte, in der Valencia noch sehr ähnlich wirkte(was wegen dem erst kürzlichen Amtsantritts von Pizzi völlig normal ist) wie in den letzten Wochen.
Deshalb möchte ich mich auf das baskische Derby fokussieren. Wie schon gesagt war es ein etwas chaotisches und etwas zerfahrenes Spiel, bei dem Bilbao insgesamt wegen der etwas stabileren Anlage wohl verdient gewann, jedoch auch RSSS sehr gute Chancen vorfand.
Überhaupt ist ein gestrecktes, schnell hin und her gehendes Spiel eine große Stärke von Sociedad, da sie stark kontern können. Langer Ball auf den Stürmer oder manchmal auch bewusst auf Xabi Prieto, dann Läufe in die Tiefe, Schnittstellenpässe, hohe Pässe in die Tiefe auf Griezmann und teilweise Vela. Ansonsten halt Dribblings von Vela und teilweise Griezmann, die vier vorderen öffnen sich gegenseitig Räume und nutzen sie auch ziemlich gut, da sie halt individuell auch ziemlich stark sind. Im defensiven Mittelfeld hat heuer Ruben Pardo einen großen Schritt gemacht, sehr feiner Spieler, dazu auch mit guten Assistwerten heuer (8), spielt sehr gute Pässe. Manchmal trifft er defensiv noch nicht ganz die richtigen Entscheidungen, ist manchmal auch zu passiv, jedoch ist er in Ballbesitz sehr wichtig für den Übergang nach vorne. Manchmal hat er leider auch Timingprobleme wie beschrieben und ist auch vom Naturell aus kein Spieler, der aggressiv auf die Seite rochiert. Und ja, hinten sind sie halt auch ziemlich eingespielt, offensiv sind die Außenverteidiger jedoch noch nicht so durchschlagskraftig wie letzte Saison, auch wenn Martinez`Halbfeldflanken sogar manchmal gefährlich wurden.
zu Beginn der Saison wollten sie ja eher 4-1-4-1 artiger Spielen, mit tieferem Xabi Prieto und dem Einbau von Granero, was potentiell ziemlich cool hätte werden können (plus Pardo), jedoch fehlten die gewohnten Bewegungsmuster sowohl in der Offensive als auch in der Defensive. Xabi Prieto als zweite, hängende Spitze im Pressing wurde vermisst und auch offensiv gingen ihnen seine unterstützenden Fähigkeiten etwas ab, der Zwischenlinienraum war schwach besetzt, die Wege für Prieto nach vorne zu weit.
Arrasate wackelte nach dem schwachen Saisonstart.
Man erfing sich dann mehr und mehr und spielt in der Liga nun seit einiger Zeit sehr ordentliche Ergebnisse ein, währenddessen es in der CL nicht klappte. Teilweise hatten sie auch Pech(v.a. gegen Shakhtar, mehr hab ich in der CL nicht gesehen, aber gelesen, dass sie auch in anderen Spielen Pech hatten).
Sie scheinen nun jedenfalls wieder in der Spur zu sein und können definitiv heuer die Euro League erreichen.
Bei Athletic gefällt mir Valverdes Arbeit, v.a. das Pressing ist stark. Das war auch unter Bielsa schon stark, jedoch ist es nun deutlich raumorientierter und gemäßigter, jedoch sehr effektiv. Natürlich gehen sie auch nach wie vor einige situative Manndeckungen ein, jedoch ist es grundsätzlich ein raumorientiertes Pressing (sah in diesem Spiel wohl wegen der gespiegelten Mittelfedpositionen etwas mannorientierter aus, bzw. war es das auch. Kann man ja nicht widersprechen). Ich hab mal vor der Saison ein Interview mit Iturraspe gelesen, in dem er von Valverdes Arbeit sprach. Es ging um die Raumdeckung, dass nun immer geholfen/unterstützt/abgesichert wird, dass man noch stärker als Kollektiv agiert, dass man lernt, gemeinsam zu verteidigen,… Ja, Valverde hat ganze Arbeit geleistet und das Pressing sehr schnell einstudieren können. Meine Vermutung: Er hat wohl sehr von Bielsa profitiert, denn der ist ja, obwohl er mannorientiert spielen lässt und somit die Spieler oftmals alleine in Duelle schickt, ein Kollektivtrainer ist und seinen Spielern einen großen Arbeitsethos einimpfen kann. Da sich im Kader nicht sooo viel getan hat, und vllt auch wegen der baskischen Mentalität, hat man sehr arbeitswillige Spieler, die sich für Defensivarbeit nicht zu schade sind. Die Laufstärke ist wohl der Hauptgrund waren Benat kaum spielt. (hab da auch mal was wegen angeblichen Streit mit Valverde gelesen, da dieser ihn, wenn er Benat spielen ließ, dann nur auf der Zehn, wo sich Benat nicht so wohl fühlt wie auf der vertikalen Sechs und auch nur mäßige Leistungen brachte). Ja, Mikel Rico ist ein eigenartiger Spieler. Dachte lange, dass er „nur“ laufstark, athletisch und zweikampfstark ist. Er ist aber auch in gewissen Maßen pressingresistent und passstark, auch wenn er diese Fähigkeiten nicht dauerhaft einbringen kann und überhaupt manchmal falsche Entscheidungen trifft oder sprichwörtlich „durch die Wand“ will.
Persönlich freut es mich, dass es bei Muniain, der eine ziemlich schwache letzte Saison spielte, auch wenn es in diesem Spiel nicht so aussah, wieder deutlich besser läuft. Ist gut eingebunden, trifft bessere Entscheidungen und was er sonst alles kann, weiß man eh. Auch freut es mich sehr, wie kontinuierlich Ander Herrera sich steigern kann. Macht jede Saison einen Schritt vorwärts (auch wenn es auch bei ihm wie bei der gesamten Mannschaft letzte Saison nicht so lief). Hatte heuer schon einige sehr starke Leistungen, spielt etwas weiter vorne als 10er, hat viele Aufgaben. V.a. im Raumöffnen hat er sich gesteigert, spielt mehr letzte Pässe, riskantere Pässe, wirkt dennoch teilweise strategisch. Unter Bielsa war er eher ein verbindender Akteur wie Kroos derzeit unter Pep. Der höchste Mittelfeldspieler war oft de Marcos mit seinen aggressiven, durchschlagskräftigen Vertikalläufen.
Und auch Susaeta verdient ein bisschen Lob. Ohne Ball ist er sehr stark, wählt die richtigen Wege. Ist so eine Mischung aus Harnik und Thomas Müller.
Fred 7. Januar 2014 um 22:42
Wow, danke für dieses geilen Beitrag!
CF 7. Januar 2014 um 17:18
Habe jetzt auch nicht so viel Bilbao gesehen aber finde sie gerade Offensive leider gar nicht chaotisch sondern ziemlich ruhig auch von den Bewgungsmuster der einzelnen Spieler ist das nicht chaotisch sonder ganz fut strukturiert alle Spieler sind mehr oder weniger ganz gut eingebunden. Aber Defensive mag das an den Mannorientierungen liegen aber auch ein bisschen an Munian der in den Pressingaktionen zum Teil sehr dynamisch aber auch chaotisch dadurch entstehe zum Teil hektische Situationen.
king_cesc 7. Januar 2014 um 09:50
Ist dieses chaotische eigentlich typisch für Fussball im Baskenland?
Ich kenn mich jetzt nicht wirklich aus, aber mir erscheinen Bilbao-Spiele öfter als zerfahren…
blub 7. Januar 2014 um 11:15
Ich denke das liegt an den vielen agressiven Mannorrientierungen die Bilbao häufig einsetzt.
king_cesc 7. Januar 2014 um 11:49
Vielleicht ist das ja grundsätzlich verbreitet? Ich dachte vielleicht kennt sich da jemand mehr aus. Das mit den Mannorientierungen spielen die doch nicht erst seit Bielsa oder?