Manchester City – Liverpool FC 2:1
Boxing Day und im Etihad Stadium kam es zum Topspiel der Premier League zwischen Manchester City und dem FC Liverpool. In einer temporeichen und offensiv geführten Partie mit einigen ambivalenten taktischen Ansätzen triumphierten am Ende die Citizens mit 2:1.
Grundausrichtungen
Manchester City muss weiterhin den Ausfall von Sergio Agüero verkraften und Manuel Pellegrini setzte nicht auf einen Nebenmann von Alvaro Negredo, sondern er bot eine 4-2-3-1-Grundformation auf. David Silva sollte als Nadelspieler und beweglicher Zentralakteur hinter Negredo agieren. Dazu fanden sich der oft ausweichende Samir Nasri und der geradlinige Flügelmann Jesus Navas im Startaufgebot wieder.
Brendan Rodgers ließ auch in dieser Partie die Dreierkettenvariation außen vor. Dafür prägten ein fluides Mittelfeld und hohe Außenverteidiger das Bild. In einer Mischung aus 4-3-3 und 4-1-4-1 war Jordan Henderson verstärkter hinter der Spitze Luis Suarez. Allerdings rückte gerade Joe Allen halbrechts auf, machte aber auch in der Positionierung Fehler. Stratege Lucas Leiva ordnete dafür aus der Zentrale heraus und gab in guten Phasen einige Rhythmusimpulse.
City offensiv variabel, defensiv passiv
Manchester City bot eine Mischung aus rasantem Umschaltspiel und raumschaffendem sowie chaosstiftendem Offensivspiel. Gerade die offensive Dreierreihe war kombinativ nur schwer zu fassen und konnte mit der Unterstützung von Yaya Toure rasch Räume überladen oder effektiv die gegnerischen Reihen überspielen. Auffällig war, wie schnell City zuweilen nur noch Liverpools letzte Reihe vor sich hatte. Silva oder Toure gaben bei geordneten Ballbesitzphasen meistens vor, über welche Räume die Gastgeber zu Torchancen gelangen wollten. Gerade David Silva, der auch engste Situationen meistens lösen konnte, wich beispielsweise auf halbrechts aus, wodurch er das herkömmliche Außenbahnspiel von Manchester um einige Varianten bereicherte. Jesus Navas glänzte wie eigentlich immer durch lineare Flügelläufe und Flanken ins Zentrum. Ein Doppelpass mit Pablo Zabaleta war manchmal noch inbegriffen, ansonsten war der Spanier auf die Grundlinie fokussiert. Schaltete sich Silva allerdings auf diese Seite ein, wurde es um einiges überraschender. Zumal die Mannorientierungen Liverpools nicht immer funktionierten beziehungsweise vor allem Aly Cissokho einige Probleme hatte und keinen richtigen Zugriff auf Navas bekam. Zudem rückte zuweilen Mamadou Sakho heraus und verfolgte Silva lange, wenn dieser auf den rechten Flügel auswich. Im Offensivspiel Manchesters darf Alvaro Negredo nicht unerwähnt bleiben. Er ließ sich einige Male gut in den Zwischenlinienraum fallen und konnte zugleich durch horizontale sowie diagonale Läufe Räume für Silva oder auch Nasri schaffen. Da Negredo nicht starr im Zentrum blieb, konnte er auch in Ballbesitzphasen von City für Öffnungen sorgen. Zudem schaltete sich Toure immer wieder ein. Er ging von der Doppelsechs aus vertikal nach vorn, während Fernandinho absicherte. Da die Vorstöße Toures, der wie gewohnt sehr gut Bälle abschirmte und den richtigen Zeitpunkt für eine Verlagerung auslotete, dosiert waren, behielt Manchester die Stabilität bei. Beide Außenverteidiger der Citizens hatten zuweilen unterschiedliche Aufgabenfelder. Nasri war zentrumsfokussierter und überließ Aleksandar Kolarov häufiger die Außenbahn, wodurch dieser wieder Breite gab. Zabaleta agierte bei seinen Vorstößen eher als Kombinationsstelle für Navas und war weniger auf eigene Hereingaben konzentriert.
Gegen Liverpools Offensive verhielt sich City in der Regel passiv und nutzte nur sehr situativ aggressiveres Pressing in höheren Räumen. Zu Anfang waren noch mannorientierte Attacken der beiden Sechser augenscheinlich. Insgesamt zogen sich die Hausherren aber tiefer zurück und waren vor allem auf Raumverknappung fokussiert. Oftmals wurden Henderson oder Sakho ein Stück weit laufen gelassen. Allerdings überreizte Manchester dieses Element ein wenig. Beim 0:1 durch Philippe Coutinho in der 24. Minute waren die Linien tief vor dem Strafraum positioniert. Joleon Lescott rückte nicht konsequent heraus und konnte Suarez bei dessen Weiterleitung hinter die Kette nicht mehr stören.
Liverpools Zentrumsfokus
Im Gegensatz zu City waren die Gäste in ihren Offensivaktionen geradliniger und auf weniger Ballkontakte konzentriert. Liverpool initiierte seltener Ballzirkulationen und suchte direkter den Weg zum Tor. Abweichend von der eigentlichen Grundformation rückte vor allem Coutinho stärker ins Zentrum. Zudem stieß Allen noch halbrechts nach vorn, sodass sich in der Mitte einige Überladungen ergaben. Suarez ließ sich auch situativ fallen und stach durch einige gute Lochpässe und Weiterleitungen hervor. Liverpool war variabel, wenn es darum ging, wer in welcher Schnellattacke in die vorderen Schnittstellen vordrang. Diese zentralen Vorstöße der Sechser und Achter hatten aber auch ihre Nachteile. Beim 2:1 durch Negredo, das infolge einer rasanten Umschaltsituation fiel, konzentrierten sich auch einige Liverpooler im offensiven Zentrum, sodass die Mannschaft nummerisch nur noch unzureichend hinter den Ball kam und Manchesters Angriff nicht mehr stoppen konnte.
Probleme beim Spielaufbau
Vor allem in der zweiten Halbzeit ergaben sich bei Liverpool, die nun mehr Ballbesitz hatten, größere Ungenauigkeiten im Spielaufbau. Sakho geriet dabei in den Fokus, weil er mehrere Fehlpässe spielte. Aber auch Lucas oder Allen, der im zweiten Durchgang einige Male abkippte, konnten selten Abhilfe schaffen. Da die Offensivkräfte eher in die Mitte tendierten, standen Cissokho und Johnson bereits beim ersten Ball tendenziell auf Achterhöhe und blieben im Anschluss als Breitegeber hoch stehen. Die Reds wirkten aus der Abwehr heraus verunsichert und City presste deshalb auch höher, lief Sakho auch seitlich an, um ihn zu einem abfangbaren Zuspiel auf die linke Seite oder vertikal in den linken Halbraum zu leiten.
Trotzdem sollten diese Probleme die insgesamt ansprechende Leistung Liverpools nicht schmälern. Obwohl die Kompaktheit der Gastgeber nicht einfach zu überwinden war, schafften es die Reds zu Torchancen zu gelangen. Suarez war mit seiner Agilität einmal mehr der entscheidende Mann, wenn es darum ging Offensivaktionen und Abschlüsse zu kreieren. Er ließ sich fallen, überzeugte im Passspiel oder auch durch ballfernere Bewegungen, um Löcher in der Citizens-Abwehr zu reißen. Zudem war Coutinho nicht positionsfokussiert, hing manchmal halblinks zurück und spielte Steilpässe aus der Tiefe heraus oder er war wichtige Anspielkomponente im schnellen Umschalten. Ähnliches galt für Sterling, der eher die Außenbahn hielt.
Fazit
Tempo und zahlreiche Strafraumaktionen infolge von Steilpässen oder Flankenläufen begeisterten die Zuschauer. Doch auch von der jeweiligen Spielstrategie war die Begegnung im Etihad sehenswert. Beide Mannschaften hatten ähnlich viel Ballbesitz, ein nahezu gleichhohes Passniveau, beide Teams versuchten es mit Vorliebe mit rasanten Überraschungsangriffen und waren defensiv passiv, aber auch situativ aggressiver.
Liverpool war von der Grundformation her gut aufgeteilt und auch gerade auf den Flügeln einigermaßen passabel abgestimmt. In der Mitte waren hauptsächlich Allens Raumbewegungen nicht immer nachvollziehbar. Dafür bemühte sich Henderson in der Vertikalität ständig. Suarez brachte sich stark in die Zirkulation ein und hatte viele Ballkontakte und intelligente Zuspiele.
Manchester City stand dem Gegner in der Offensive in nichts nach. Man konnte auch aufgrund der Spielertypen zwischen längeren Ballstafetten und linearerem Zug zur Torchance variieren. Zudem nutzte City vor der Halbzeitpause einen Fehler des Gegners zu einem erfolgreichen Konterangriff, musste aber im zweiten Durchgang auch so manche brenzlige Szene überstehen. Schlussendlich gingen die Citizens als Sieger vom Platz.
3 Kommentare Alle anzeigen
Wiktor-Maslow 28. Dezember 2013 um 11:49
Findest du nicht, dass City massiv versucht hat, den Spielaufbau von Lucas (64 Pässe) und Skrtel (39 Pässe) auf Sakho (74 Pässe) zu lenken?
CE 28. Dezember 2013 um 12:15
Auf alle Fälle. Man darf natürlich Sakho auch nicht ganz unrecht tun. Er hat in der zweiten Halbzeit fünf Fehlpässe gespielt. Zweimal sehr ungünstig an der linken Seite des eigenen Strafraums, zweimal höher in der eigenen Hälfte nach innen. Ansonsten kamen auch viele Pässe auf Lucas, Henderson u.a. an. ManCity hat teilweise den Aufbau zu Sakho forciert und ihn auch etwas nach außen getrieben, wo es im eigenen Drittel naturgemäß schwierig wird, wenn man nicht gleich auf einen langen Schlag setzt. Mir sind aber auch Szenen noch in Erinnerung, wenn mich nicht alles täuscht, wo Skrtel nicht unter massivem Druck quer zu Sakho passt und dieser angelaufen wird.
Wiktor-Maslow 28. Dezember 2013 um 13:18
Ich war von Lucas etwas enttäuscht. Er hat ja eigentlich eine ordentliche Technik und sehr gute Übersicht, deswegen hätte er sich noch etwas ballfordender verhalten können. Wenn er häufiger freier aus der Aufbaudreierkette vorgerückt wäre, um sich anzubieten, zum Beispiel.
Generell gefällt mir Allen auf der Acht nicht so, meiner Meinung nach ist er ein organisierender Spieler aus der Tiefe, der das Spiel von dort lenken sollte. Lucas hat da aber auch seine Stärken.