FC Bayern München – Hertha BSC 3:2
Jos Luhukay fordert Pep Guardiola heraus.Für uns ein interessantes Duell, denn bislang konnte sich Luhukay sehr gut behaupten, unter anderem auch gegen Thomas Tuchel. Seine Hertha hätte mit ihrer Mischung aus intelligentem Aufbauspiel, sehr schnellem und sauberem Konterspiel sowie stabiler Defensive eine Gefahr für die Münchner werden können – und das waren sie dann auch.
„Berlin war die beste Mannschaft, gegen die wir bisher gespielt haben“ – Pep Guardiola
Einfache Taktik in (meist) guter Umsetzung
Thomas Tuchel versuchte es vergangene Woche mit einem 5-2-2-1 und hatte lange Zeit Erfolg damit. Luhukay kopierte diese Taktik aber nicht, sondern versuchte etwas „Einfacheres“; die Herthaner spielten in einem 4-4-1-1, welches aber überaus gut organisiert war; die Tore der Bayern fielen nach langen Bällen in den Strafraum, zwei Mal gar aus einer Standardsituation.
Beim 4-4-1-1 pressten die Herthaner, wenn möglich, schon in einem hohen Mittelfeldpressing und versuchten die Bayern mit vielen situativen Manndeckungen unter Druck zu setzen. Diese Manndeckungen waren flexibel und wurden oft gewechselt, teilweise wichen zum Beispiel die Außenverteidiger der Viererkette nach vorne oder die nominellen Außenstürmer nach hinten. Auch Hosogai schob einige Male mannorientiert nach vorne, löste sich aus der Mittelfeldviererkette und stellte kurz ein 4-3-1-2 her.
Zusätzlich rückten die Herthaner im Mittelfeld weit ein und wollten mit hoher Ballorientiertheit die Räume beengen, während die Viererkette dahinter etwas breiter blieb und wegen langen Seitenwechseln oder Diagonalbällen in ballferne Räume vorsichtig beim Einrücken blieb. Die Münchner lassen nämlich oft gerne einen zentralen Spieler, z.B. den Mittelstürmer im letzten Spielfelddrittel oder auch Schweinsteiger im zweiten Spielfelddrittel ballfern (oder tlw. auch ballnah) ausweichen, um die Außenbahn zu besetzen.
Mit dieser Spielweise konnte die Hertha relativ eng stehen und das Ballbesitzspiel der Bayern fand eher eine Ebene tiefer statt, als es bislang praktiziert wurde. Zwar war dies formativ gesehen keine herausragende Spielweise, aber da sich die Stürmer Herthas in den Sechserraum zurückzogen, zwangen sie die Bayern oft zum Abkippen; besonders nach der Einwechslung Martinez‘ sollte dies von den Münchner oft gespielt werden.
Der Grund war einfach: Da die Hertha mit diesem 4-4-1-1/4-4-2 tief stand und die Innenverteidiger in Ruhe ließ, hatten diese nur riskante Anspielstationen und das Mittelfeld der Bayern war oftmals isoliert. Die Bayern wollten dagegen mit viel herauskippenden Bewegungen Schweinsteigers vorgehen, wirklich effektiv wurde dies nicht. Dieser stand zum Beispiel in Minute 18 links außen und besetzte eine Minute später plötzlich den rechten Flügel. Beides sollte die Hertha über die Außenbahnen aber nicht öffnen. Stattdessen überlegte sich Guardiola dann ein paar andere Varianten.
Intelligente Einwechslungen in der Not
Die Einwechslungen Bayerns in der ersten Hälfte waren von Guardiola wohl nicht geplant. Sowohl Toni Kroos las auch Arjen Robben schienen wegen Verletzungen ausgewechselt zu werden. Dennoch war die Wahl der Einwechselspieler und der darauffolgenden Veränderungen taktisch durchdacht und zeigte auch Wirkung.
Wie üblich stellten die Bayern mit der Einwechslung von Mario Götze und jener von Mario Mandzukic im Angriffsabschluss und in der Offensivstaffelung auf etwas Klassischeres um. Die Formation wirkte nun wieder eher wie ein 4-2-3-1, in welchem Schweinsteiger und Lahm eine leicht asymmetrische Doppelsechs bildeten, während Götze sich manchmal fallen ließ, aber sich meistens horizontal im Zwischenlinienraum bewegte.
Mandzukic spielte wieder sehr ausweichend, Thomas Müller rückte dafür auf den rechten Flügel. Hierbei wurden neue Wechselwirkungen erzeugt: Müller besetzte oft das Sturmzentrum und Mandzukic übernahm seine Position; manchmal ging aber auch Götze auf die Seite oder Rafinha sicherte im Halbraum ab, wodurch dann Mandzukic und Müller sich in der Mitte wiederfanden.
Das sorgte dafür, dass die Bayern wieder vermehrt flankten und versuchten den Ball in die Mitte zu bringen und abzuschließen oder eben dann den darauffolgenden zweiten Ball zu erobern. Die Konsequenz war ein konstant tieferes Zurückdrängen der Hertha und eine höhere Ballzirkulation der Münchner, Götze und Mandzukic machten drei Kopfballtore.
Aber die Veränderungen gingen weiter.
Guardiola reagiert auf Herthas lange Bälle und verändert das Abkippen
Es war das erste Mal, dass Guardiola im Spielverlauf auf eine tiefere Formation umstellte. Die Herthaner konnten mehrmals den Ball im ersten Drittel gut zirkulieren lassen und spielten dann lange Bälle auf die Flügel oder in offene Räume bei den Bayern.
Im Pressing waren sie gut, wenn der Ball von Bayern erobert wurde, ging es ebenfalls schnell nach vorne. Dazu bewegte sich Ramos ausweichend und intelligent, Schulz zog oftmals von links in den Halbraum und dazu kamen gute Staffelungen am ballfernen Pfosten, die auf das stark ballorientierte Verschieben der Münchner abgesehen waren. Auch die Raumdeckung bei Standards bespielten die Herthaner gut.
Neben dem Umschalten generell muss Luhukay auch für seine Spielerwahl ein Kompliment gemacht werden. Mit Ramos als ausweichendem Stürmer, Ben-Hatira als Mischung aus offensivem Mittelfeldspieler und zweiter Spitze sowie den guten Aufrückbewegungen über die Flügel und natürlich dem Mittelfeldduo Hosogai und Skjelbred gab es eine gute Dynamik in der Arbeit gegen den Ball, dazu kam die Möglichkeit zu einer stabilen Spieleröffnung und dem intelligenten Anbringen von Kontern.
Immer wieder konnten die Herthaner dadurch schnelle Vorstöße kreieren, sie sorgten für reelle und für taktikpsychologische Probleme beim Gegenpressing der Bayern, die selbiges nur vor der Halbzeit sehr gut praktizieren konnten. Dies dürfte wohl auch die Ursache sein, wieso Guardiola nach dem 3:2 reagierte und Thomas Müller auswechselte.
Mit Javi Martinez auf der Sechs veränderte sich nicht nur die Defensivformation, sondern auch die offensive. Martinez kippte in der ersten Phase stärker ab und stand teilweise hinter den Innenverteidigern, welche ein paar Mal an den gegnerischen Stürmern vorbeiliefen und in Richtung defensivem Halbraum zogen. Von dort aus spielten sie, wenn möglich, Diagonalbälle in die Mitte. Gleichzeitig wurde auf ein 4-1-4-1 zurückgestellt, nun bildeten Lahm und Schweinsteiger die Doppelacht, Götze ging nach rechts und Mandzukic blieb vorne, er wich immer wieder nach rechts aus.
Problematisch war aber, dass die Bayern nun weniger hoch pressten und weniger lange Ballbesitzzeiten verbuchen konnten. Das sorgte gemeinsam dafür, dass die Spielweise nicht mehr so flexibel war und das Gegenpressing noch stärker abnahm. Vermutlich auch wegen van Buyten und der speziellen Spielweise Herthas stand die Viererkette jetzt tiefer, Martinez war wohl auch wegen seiner Kopfballstärke die passende Einwechslung für diese Spielweise.
Damit standen die Bayern jetzt stabiler, offensiv wie defensiv, wichen aber trotz 4-1-4-1 von ihrer Spielweise etwas ab. Es gab weniger Druck und Kontrolle im Spiel, die Fluidität im letzten Drittel war nicht mehr so gegeben und die Hertha tastete sich in Ballbesitz über die Flügel wieder etwas nach vorne.
Aus einer schwachen Anfangsphase mit einer sehr guten Phase danach wurden die Münchner nun wieder schwächer und es wirkte beinahe, als ob sie sich auf die Tugenden der vergangenen Saison konzentrierten: Stabile Ausrichtung in Führung bei weniger Kontrolle und der dafür sich bietenden Möglichkeit zu kontern, welche die Hertha aber nicht zuließ.
Luhukay versuchte stattdessen die Flügel noch zu verstärken. Mit Sami Allagui brachte er in der 78. Minute einen offensiven Spieler statt eines Linksverteidigers, der gut spielende Schulz ging eine Ebene tiefer und man versuchte die Bayern-Seite mit Götze und Rafinha stärker zu attackieren, auch Ramos ging nun noch fokussierter auf die linke Außenbahn in seinen ausweichenden Bewegungen. Gegen Ende kam sogar noch Ronny, um auf ein 4-1-3-2 umzustellen, aber die Bayern konnten mit etwas Glück das drohende Unentschieden verhindern.
Fazit
Jos Luhukay machte wieder einmal sehr vieles richtig und stellte die Bayern über fast die gesamte Spielzeit vor große Probleme. Lange Zeit wurden sie gänzlich vom Abwehrdrittel der Hertha zurückgehalten, später stand die Hertha dort stabil und kompakt, man ließ nur wenige klare Chancen zu. Im Spiel nach vorne versuchte man es mit schnellem Umschalten und raumgreifenden Aktionen in Ballbesitz, wodurch die Bayern einige Male in Not gerieten.
Die Münchner wirkten defensiv nicht so kohäsiv, wie bisher, in der Schlussphase wurden sie erstmals in dieser Saison passiver, ohne dabei den Ball zu haben. Dies witterte Luhukay und schob noch einmal alles nach vorne, die Bayern standen aber relativ stabil, ließen ein paar Halbchancen zu, müssen sich aber dennoch Gedanken machen, wieso die Hertha überhaupt so weit kam.
Am Ende hieß es nämlich 13:10 Schüsse und 5:5 Torschüsse, was durchaus auch ein Unentschieden oder gar eine knappe Niederlage hätte bedeuten können. Guardiolas Anpassungen waren zwar durchaus gerechtfertigt und letztlich durch die beiden Ausfälle zu Spielbeginn ohnehin unter schwierigen Bedingungen entstanden, trugen aber schlicht und ergreifend nicht die gleichen Früchte wie bisher. Ein schwer zu bewertendes und schwer zu analysierendes Spiel, welches die Bayern intern sicherlich noch ansprechen werden.
40 Kommentare Alle anzeigen
Tzaduk 28. Oktober 2013 um 17:16
Ich finde auch schön zu sehen, dass die Liga sich von Woche zu Woche weniger vor Bayern fürchtet. Nicht nur, weil ich kein Bayernfan bin, sondern auch, weil die Liga sowieso schon spanisch anmutet – mit zehn Punkten Vorsprung vor den „Normalen“. Und weil ich als Berliner der Hertha auch gerne mal die Daumen drücke, bin ich froh, dass ausgerechnet Luhukay derjenige ist, der bisher am stärksten von denjenigen profitiert hat, die schon gegen Bayern gespielt haben.
Andererseits ist genau das auch das, was Luhukay m.E. nach nach Berlin gebracht hat: Eine Spur Bescheidenheit, was die Ziele betrifft und eine Menge an Lernfähigkeit aus eigenen Fehlern. Das war normalerweise nicht so Herthas Ding unter dem Hoeneß ihm sein Bruder, welcher wo auch Hoeneß heißt. Mit dieser Lernfähigkeit alleine kann Hertha schon den Abstieg verhindern 🙂
Wenn die nächsten Mannschaften aus dem Spiel ebenfalls lernen, und Bayern demnächst mal eine Truppe erlebt, die sich nicht von hohen Bällen ins Bockshorn jagen lässt, dann werden wir bald den ersten bayrischen Punktverlust erleben. Wobei ich dem Pepe genug zutraue, dass er wiederum lernfähig genug ist, sich auch für solche Fälle den einen oder anderen Trumpf in den Ärmel zu stecken.
Überhaupt: Mandzukic? Alter Falter – kommt rein und macht die Sache klar. Lewandowski wird sich in den A…llerwertesten beißen, dass er unbedingt zu Bayern wollte…
Strafraumautist 28. Oktober 2013 um 17:29
Eine lernspirale? Klingt so gut, dass es wunschdenken sein muss.
datschge 28. Oktober 2013 um 22:30
Die Lernspirale hat sich dank SV angefangen zu drehen, und dank Guardiola kann ihr nun keiner mehr entkommen. 😉
Fabian 28. Oktober 2013 um 16:07
Noch besser als der Artikel ist nur der Kommentarbereich hier. Ganz fettes Lob mal wieder an SV und die gesamte Commity. So macht der Montag Spaß 🙂
Aamteur 28. Oktober 2013 um 12:39
Großes Kompliment an die Alte Dame, die doch – im Vergleich zu beispielweise Mainz – erfrischenden Fußball zu spielen wussten. Dabei hat man erkannt, sich in München als qualitativ schwächeres Team hinten reinzustellen und über die gesamte Spielzeit ein Defensivkonzept erfolgreich umzusetzen, mehr als schwierig ist. So beschränkten sich die Berliner in ihrem „Matchplan“ nicht nur vollkommen auf ihre Defensive, sondern boten den Münchern auch in der Offensive Parolie.
Einige, kleine Punkte aus meiner Sicht:
Die System- bzw. eher vielmehr die Frage nach der Anordnung und der Aufgabenverteilung?
Habe ich das nur so empfunden, oder hat der Alaba ziemlich offen im Aufbauspiel die Breite gegeben? Es sah für mich wie eine asymmetrische 4-Kette aus, Alaba stand dabei ziemlich oft auf Höhe der IV. Warum?
Lange Bälle?
Manchmal haben die Bayern lange Bälle ohne Not herausgespielt, dass ich mich nach dem Sinn frage. Selbst wenn der Mandzukic ein Kopfballduell gewinnen sollte (die entscheidenden hat er ja auch gewonnen xD), ist es doch sehr schwierig aus solchen Situationen heraus den Ball zu kontrollieren, auch wenn naürlich auf der anderen Seite eine schnelle bzw. eher einfachere Überbrückung des Mittelfelds als Vorteil herangeführt werden kann.
Aber ich finde bzw. dachte, dass das doch Peps Spielidee widerspricht. Daher meine Gedankengang, dass er den Gegner mehr ins Spiel einbinden möchte – unterschwellig.
Wie im Artikel angeführt, haben die Müncher auch nicht mehr das totale Gegen- und Angriffspressing praktiziert. Bildlich gesehen, rückt der Gegner bei eigenen Ballbesitz eben auch ein bisschen aus seiner „Bunkerstellung“ und schafft damit Raum für Konter.
Das Gegen- und Angriffspressing verführt ja quasi gegnerische Mannschaft mit langen Bällen zu operieren und in der Defensive zu „verharren“.
Van Buyten…
Vielleicht auch ein Punkt, weshalb Pep etwas „defensiver“ spielen lassen hat. trotz seines fortgeschrittenen Alters ist er immer noch eine guter Abwehrspieler, doch lassen sich seine technischen und Schnelligkeitsdefizite nicht verbergen. Auf mich wirkt er unter Guardiola etwas nervös, muss sich mehr beweisen, besonders im technischen Bereich (wie Pässe, Ballkontrolle von hohen Bällen etc.), weshalb seine Aktion (auf mich zumindest) leicht überhastet und nicht vollkommen souverän aussehen.
Lukinger 27. Oktober 2013 um 19:37
Im letzten Absatz des Fazits steht, dass die Wechsel Guardiolas nicht die Auswirkungen hatten wie sonst.
Da kann man aus meiner Sicht sowohl Zustimmen, als auch Widersprechen.
Zustimmung: Er hat es nicht geschafft durch die Wechsel die Kontrolle über das Spiel zu gewinnen.
Widerspruch: Er hat Spieler eingewechselt die alle 3 Tore geschossen haben. Er hat somit durch seine Wechsel auf jeden Fall das Ergebnis positiv beeinflusst.
argus 27. Oktober 2013 um 20:41
Vielleicht war sich Guardiola auch genau den dann tatsächlich eingetretenen Auswirkungen bewusst und hat gestern ausnahmsweise eher auf pure Effizienz gesetzt. Eventuell schon ahnend, dass Wechsel, die mehr Spielkontrolle hätten bringen können, nicht ansatzweise so ertragreich gewesen wären.
Aber wir wissen es nicht.
asti80 27. Oktober 2013 um 12:18
Ich finde es interessant, dass Bayerns Spiel in den letzten zwei Partien in der Liga sich geändert hat. Ich würde es darauf zurückführen, dass Guardiola inzwischen verstärkt auf das 4-2-3-1 setzt. Vorallem wenn sie wie gegen Mainz oder gestern gegen Hertha zurückliegen.
Das 4-1-4-1/4-3-3 ist eine Formation bei denen die Spieler ihre Stärken nicht so recht ausspielen können. Da ist es viel zu sehr auf Robben/Ribery ausgerichtet. Aber wenn man auf 4-2-3-1 setzt, können sowohl Götze auf der 10, als auch Müller auf der falschen 9 ihre Stärken viel besser ausspielen.
splattercheffe 27. Oktober 2013 um 13:59
Würde ich anders sehen. Die letzten beiden Spiele waren wohl eher auf Umstände wie den Plan des Gegners oder Verletzungen zurückzuführen. Ich bin mir sicher, dass Guardiola im Prinzip das 4-1-4-1 bevorzugt, wobei man doch aus den bisherigen Partien lernen kann, dass er diese Grundformation jederzeit während des Spiels anzupassen vermag.
Bayern hat so viele Spieler auf Weltklasse-Niveau, die alle sehr verschiedene Stärken haben, dass es ohnehin möglich ist, verschiedene Systeme durchzuspielen. Und DAS halte ich für eine große Stärke von Pep: er setzt die Spieler sehr variabel ein und fördert damit die Anpassungsfähigkeit enorm (bestes Beispiel natürlich die Lahm-Versetzung), und ich denke, auf Dauer und Fitness aller natürlich vorausgesetzt, profitieren vor allem die Jungs, die NICHT auf eine „Lieblingsposition“ festgelegt sind.
Erkinho 27. Oktober 2013 um 20:38
Das sehe ich auch so. Die Münchner haben einen außerordentlich ausgeglichenen Kader und Guardiola erkennt welche positionsspezifischen Attribute bei seinen Spielern vorliegen (ganz extrem bei „Pippo“ Lahm). Andererseits ist es schon seltsam ihn nach den jüngsten Spielen derartig gedankenverloren auf der Bank gesessen gesehen zu haben. Er tüftelt und tüftelt.
geco87 29. Oktober 2013 um 14:37
Irgendwie blicke ich nicht mehr ganz durch. Sowohl gegen Mainz als auch gegen die Hertha kommt Götze ins Spiel und schon spielen die Bayern kein 4-1-4-1 mehr, sondern eher ein 4-2-3-1. Ja, kann der Götze nicht mit einem anderen Achter spielen oder lag es allein am Spiel? War das wirklich gewollt oder ließ sich Schweinsteiger jetzt „aus eigenem Antrieb“ etwas mehr fallen als er es als Achter im 4-1-4-1 tut? Ebenso fiel mir die nach der Umstellung „klassisch“ breitere Stellung der AV auf, die auch nach der späteren Rück-Umstellung ins 4-1-4-1 (Martínez als Sechser) blieb.
Martínez Einwechslung als Sechser sehe ich übrigens als zukunftsweisend, denn vielleicht ist er mit seiner herausragenden Kopfball- und Zweikampfstärke gegen die meisten Gegner die beste Besetzung auf dieser Position und würde den „falschen“ Außenverteidigern mit seiner körperlichen Präsenz noch mehr den Rücken freihalten als Lahm oder Schweinsteiger. Vielleicht nimmt er schon bald eine Hybridrolle wie Busquets im Clásico vor einigen Jahren ein, so dass Bayerns Formation auch in der Defensivarbeit 3-4-3/3-5-2-artiger daherkommt.
SP 29. Oktober 2013 um 15:11
In der Sache mit Martinez stimme ich vollkommen mit dir überein. Die Umstellung zum 4-2-3-1 nach der Einwechslung Götzes würde ich einfach so beurteilen, dass Götze nun mal im Vergleich zu Kroos und Schweinsteiger deutlich offensiver ist und auch häufig höher steht. Wenn also Götze ins Spiel kommt, muss der andere achter natürlich etwas defensiver arbeiten, um dies auszugleichen. Es ergibt sich also automatisch ein 4-2-3-1. Als Martinez ins Spiel kam, war dies nicht mehr ganz so nötig, da Martinez in der Defensive sehr präsent ist und daher Schweinsteiger auch wieder höher stehen konnte.
Im übrigen möchte ich anmerken, dass ich noch nicht so erfahren im Umgang mit Taktik bin. Wenn also jemand mich bei falschen Einschätzungen berichtigen würde, wäre ich sehr dankbar.
SG3DL 27. Oktober 2013 um 10:17
Götze ist um Längen besser verglichen mit Kroos.
HG 27. Oktober 2013 um 11:59
Was Kroos zur Zeit in den Spielen zeigt, ist pure Weltklasse. Wieso wird er so unterschätzt?
Pep 27. Oktober 2013 um 12:15
Wird er doch nicht. Er hat bisher super gespielt, die letzten 3 Spiele waren aber schwach. Da ist Götze momentan deutlich stärker und muss spielen.
Strafraumautist 27. Oktober 2013 um 12:48
Ich würde die beiden nicht einmal vergleichen. Beide sind sehr gute Spieler mit einem Zug zur Größe, aber sie sind so unterschiedlich in ihrer Spielart auf den Platz, dass ich mir schwer tun würde einen Favoriten zu wählen. Ich denke, dass sie beim FCB und in der N11 noch oft gemeinsam spielen und voneinander profitieren werden.
SP 27. Oktober 2013 um 12:19
Ich find das auch unmöglich. Es versteht nun mal einfach keiner, dass nicht alles im Fußball aus dribblings besteht und er wird kritisiert, weil er langsam ist. Meiner meinung nach verbessert er sich aber diese saison deutlich in der defensivarbeit, ist immer gefährlich aus der distanz, unglaublich passsicher und pressingresistent und haut ab und zu totale traumvorlagen raus. aber die sachen bemerkt immer keiner, weil er halt keiner ist, der die ganze zeit mit dribblings und ähnlichem in den mittelpunkt kommt.
Feierbiest 28. Oktober 2013 um 13:07
So sieht es aus. Kroos hat in dieser Saison nochmal einen enormen Schritt nach vorne gemacht, was Spielübersicht, Defensivstärke und taktisches Verständnis betrifft. Die Statistik nach den ersten beiden CL-Spielen, als er gegen die beiden stärksten Gegner von über 150 Pässen nur einen Fehlpass gespielt hat, ist ja bekannt. Ich verstehe daher auch nicht, was diese ständigen Vergleiche mit Götze sollen. Für mich ist es sehr wahrscheinlich, dass Götze vermehrt als F9 auftauchen wird, spätestens dann wenn Thiago wieder ein Thema für die Startelf ist. Wir werden dann die Zentrale bestehend aus Schweinsteiger, Kroos, Thiago und Götze haben, was ja auch nicht so schlecht ist.
datschge 27. Oktober 2013 um 13:06
Sein häufig völlig überfrühter Abschluss wird eher überschätzt. Seine Schussgenauigkeit setzt er zu oft aus suboptimalen Positionen ein, wodurch er nach Mandzukic und knapp Müller die meisten Schüsse im ganzen Kader abgibt, aber im Anteil der Schüsse aufs Tor bzw. Torverwertungen mit den schlechtesten Wert hat. Die dahinterliegende Entscheidungsfindung war schon vor zwei Jahren seine große Schwäche, und hat augenscheinlich seitdem nichts daran geändert.
Davon abgesehen ist er diese Saison unter Guardiola 1A.
Pep 27. Oktober 2013 um 13:28
Seine Standarts sind oftmals auch nicht das Wahre. Aber was sich gesteigert hat diese Saison ist das Spiel nach vorne. Er spielt zwar immer noch extrem viel quer und zurück, aber auch wesentlich öfter mal nen Pass nach vorne. Bei Kontern spielt er leider oft in den Rücken des gestarteten Mitspielers. Zum Beispiel läuft er in der Mitte mit Ball und spielt aus seiner Sicht nach Links. Das aber mit der rechten Innenseite. Warum nicht mit dem Linken Fuß in den Lauf legen? Übrigens möchte ich jetzt nicht Kroos hier niedermachen, er ist schon gut. Aber er wurde speziell in den letzten Wochen so hochgelobt, da schaut man halt mal genauer hin.
Theodor 27. Oktober 2013 um 03:46
Großes Kompliment an die Hertha. Fand das schon eindrücklich, wie sie durch das Stellungsspiel den ballführenden Bayern-Spielern oftmals das Leben schwer machten: Kaum hatte einer der Bayern den Ball, verstellten ihm 3 Spieler die Zuspielwege und setzten ihn so unter Druck.
Daraus (und wohl auch aus einer gewissen Müdigkeit aufgrund der vergangenen Wochen) resultierten (für meine Wahrnehmung) erstaunlich viele ungenaue Zuspiele.
Daß der Hertha die Kräfte nicht ausgingen, dürfte auch mit dem Anschlußtreffer zusammenhängen, der in den Spielern nochmals Energiereserven freisetzte.
Aus Bayern-Sicht das erfreulichste an diesem Tag war für mich zweifelsohne die Rückkehr von Martinez. Brachte in der Defensive einiges an Struktur und Sicherheit rein.
Schlicke 26. Oktober 2013 um 21:34
5 Schüsse aufs Tor, alle Tore durch Halbfeldflanken, 2 davon durch Standards. Da war nicht nur etwas, sondern eine gehörige Portion Glück dabei. Interessant finde ich, dass die deutschen Clubs Guardiola und die Bayern in letzter Zeit vor größere Probleme als die CL-Gegner. Wolfsburg, Mainz, Hertha, Freiburg, Leverkusen, die (leider damals grauenhaft verpfiffene) Eintracht: Das waren alles knappe Spiele, bei denen ein Punktverlust zumindest denkbar gewesen wäre und nur in zwei der sechs Partien eingetreten ist.
RM 26. Oktober 2013 um 21:38
Bei Leverkusen würde ich sogar sagen, dass diese mit Abstand am schwächsten waren, Mainz und Wolfsburg wurden dann letztlich nach Anpassungen mMn zurecht besiegt, wobei es schon schön zu sehen ist, wie gut sich die Bundesliga in gewissen Aspekten gegen die Bayern und Guardiola behauptet.
splattercheffe 27. Oktober 2013 um 13:35
Mir erschließt sich beim besten Willen nicht, wieso Tore aus Standards automatisch mit einer „gehörigen Portion Glück“ in Verbindung gebracht werden. Schon klar, dass man von Guardiola/Bayern immer den vierfachen Doppelpass mit anschließendem genialen Hackentrick-Tor erwartet, aber dass das Kopfballspiel von Mandzukic nunmal eine Qualität darstellt, die ihresgleichen sucht, ist vielleicht taktisch nicht so ergiebig und interessant, gleichwohl schlicht, und das wurde auch schon erwähnt, ein weiterer Pfeil im Köcher.
Trotzdem hat’s die Hertha gestern richtig gut gemacht, für mich speziell in der Offensive mutig und die Risiken/Löcher in der Defensive der Bayern klasse bespielt, speziell wenn man es mit den von Schlicke angesprochenen Wolfsburg, Mainz, Leverkusen, Frankfurt vergleicht. Wobei man auch da die Kirche im Dorf lassen muss: die Siege gegen Wolfsburg und Mainz gingen mehr als in Ordnung, das Remis gegen Leverkusen war ja wohl der Witz des Jahres, und Frankfurt „grauenhaft verpfiffen“? Geht’s auch ’ne Nummer kleiner?
Gestern wäre ein Unentschieden okay gewesen. Vielleicht kann die Liga das von der Hertha lernen: gegen Bayern nicht nur den Defensiv-Plan zu schmieden, sondern sich auch zu überlegen, wie man Tore erzielt und die eigenen Stärken zum Tragen bringt.
Schlicke 27. Oktober 2013 um 14:58
Grundsätzlich sind wir uns glaube ich einig, splattercheffe. Standards sind ein Pfeil im Köcher, gerade wenn man kopfballstarke Spieler wie Mandzukic hat. Bei Nürnberg unter Hecking haben die Freistöße von Kyiotake in Kombination mit guten Standards auch schon den ein oder anderen Punkt gebracht. Ich bin auch ein Befürworter des Eintrainierens von Standardvarianten (und auch des Verteidigens von diesen Situationen), da diese gerade auf höchstem Niveau den Unterschied machen können.
Bei dem Spiel gestern war es aber schon sehr glücklich, wenn man sich 5 Schüsse aufs Tor herausspielt, daraus 3 Tore fallen und alle 3 durch gemeinhin als ungefährlich geltende Flanken aus dem Halbfeld fallen. In der Häufung ist das schon ungewöhnlich, da die Entwicklung der Gesamtsituation bei einem Standard dann doch deutlich vom Zufall abhängt.
Bezogen auf das Eintracht-Spiel bleibe ich bei meiner Einschätzung. Selbst ein so cooler und anständiger Trainer wie Veh hat nach dem Spiel förmlich gewütet und die Beeinflussung des Ergebnisses durch den Schiedsrichter war durch ein aberkanntes reguläres Tor und einen nicht gegebenen Elfmeter enorm.
Für deinen letzten Absatz bitte 5€ ins Phrasenschwein oder als Spende an sv.de 🙂
FCB-Fan 27. Oktober 2013 um 15:23
Wobei man auf einigen Bildern erkennen konnte, dass Meier den Ball mit der Hand berührt hat, d.h. das Tor wurde zu Recht nicht anerkannt, wenn auch mit der falschen Begründung 😉
Und was den Elfmeter angeht, das ist eine kann/muss aber nicht- Entscheidung, v.a. in der Nachspielzeit und weil Meier mehr draus macht, als es war. Zudem wäre es zu der Szene gar nicht gekommen, wenn der Schiedsrichter zuvor auf Eckstoß Bayern und nicht auf Abstoß Frankfurt entschieden hätte, obwohl ein Frankfurter am Ball war. Ist zwar ein wenig Erbsenzählerei, aber naja
SP 27. Oktober 2013 um 16:59
anders ausgedrückt: fehler passieren und man muss halt damit klarkommen
splattercheffe 27. Oktober 2013 um 17:20
Das Tor von Götze war natürlich auf jeden Fall Glück, da bin ich ganz bei Dir, Schlicke. Da war er ja selbst überrascht, dass der drin war.
Ja, gestern war schon an der Grenze, sowenig herausgespielte Chancen hatte Bayern selten. Es ist nur so, dass in meinem Umkreis der Anspruch an den FCB teilweise Höhen erreicht hat, die kaum mehr zu fassen sind. Frei nach Uli Hoeneß: wenn man sich schon für Siege entschuldigen muss… Aber prinzipiell sind wir uns schon einig, klar.
Die 5 Euro würde ich natürlich nur der sv.de zukommen lassen, nicht dass die noch bei den Herren vom DSF-Doppelpass landen; ich wollte aber eigentlich keine Phrase dreschen, sondern nur meiner Sehnsucht Ausdruck verleihen, dass sich in München der Gegner mal traut, mitzuspielen, anstatt nur die neuesten Destruktionsmechanismen vorzuführen… die Hertha hat’s ja super gemacht!
Aus München ist übrigens zu hören, dass Pep, der ja diese Woche zum ersten Mal die Schotten am Trainingsgelände komplett dichtgemacht hat, verstärkt Standards trainiert hat… naja, wer’s glaubt.
pb 27. Oktober 2013 um 20:39
Naja, Hertha ist hinten bei hohen Bällen schon ziemlich anfällig. Lustenberger und auch Langkamp haben ihre Stärken eher im Ablaufen und der Antizipation als im Luftkampf, dazu kommt Kraft mit einer absolut unterirdischen Strafraumbeherrschung. U.a. das nicht unbedingt verdiente Siegtor der Stuttgarter fiel ja auch auf diese Weise.
Ob Pep das erkannt und bewusst Mandzukic als Zielspieler für hohe Bälle eingewechselt hat oder einfach nur durch Verletzungen zu seinem Glück gezwungen wurde ? Keine Ahnung…
Schlicke 28. Oktober 2013 um 16:33
@ pb: Die Anfälligkeit der Hertha bei hohen Bällen kann ich nicht beurteilen, gibt es da Statistiken? Habe Langkamp bei Augsburg aber schon als „Turm in der Schlacht“ mit grundsolidem Kopfballspiel erlebt. Und Brooks (der nicht gespielt hat) ist eigentlich auch ein kopfballstarker Spieler, habe das nicht als „Baustelle“ angesehen.
Wenn die Schwäche von vornherein bekannt gewesen sein sollte und Flanken als ein Rezept ausgemacht worden wären, hätte Pep Mandzukic doch wohl von Beginn an gebracht, oder? Natürlich war es eine richtige Einwechslung, sie erfolgte aber noch nach der von Götze, spricht also eher gegen deine Vermutung und für meine „Glück-Hypothese“. Habe aber wenig Spiele der Hertha gesehen und daher nur vage Eindrücke von der Mannschaft.
pb 29. Oktober 2013 um 11:12
Keine Ahnung bzgl. Statistiken, habe als Fan aber alle Hertha-Spiele dieser Saison gesehen und die Schwäche in der Luft hat eben nicht nur in der Partie gegen die Bayern Punkte gekostet.
Das kann man auch nicht einem einzelnen Spieler anlasten, Langkamp ist ja nicht wirklich schlecht beim Kopfball, aber eben ziemlich durchschnittlich für einen IV. Das Problem entsteht erst in der Kombination mit dem tatsächlich kopfballschwachen Lustenberger und Kraft, der leider keinerlei Strafraumbeherrschung hat.
Insgesamt funktioniert die Abwehr bisher aber natürlich sehr gut, Hertha hat eine Tordifferenz von +5 und in dieser Saison noch keine Klatsche kassiert.
U.a. deswegen wird es Brooks wohl sehr schwer haben, wieder in die Startelf zu kommen. Word on the street is, Luhukay will den Jungen auch ein wenig erziehen…Nach Bundesliga- und Nationalmannschaftsdebut ist es ja kein Wunder, dass er ein wenig abgehoben ist.
Bundesligatrainer und ihre Mitarbeiter sind aber natürlich nicht die Nixblicker, als die sie manchmal hingestellt werden. Die Analysten haben Herthas Anfälligkeit bei hohen Bällen gesehen und werden ihre Chefs entsprechend beraten. Schalke und Hoffenheim werden ihre Spielweise wahrscheinlich nicht umstellen, Leverkusen und Augsburg allerdings schon.
datschge 28. Oktober 2013 um 22:27
Ich denke schon, dass das von Guardiola bewusst so geplant war. Ich finde es auffällig, wie seit dem Start der Saison die Ansätze von ihm alles in allem sehr pragmatisch geworden sind: Er weiß um die Palette von Möglichkeiten, die der Kader ihm bietet, startet mit einem Idealansatz, und passt das wo notwendig noch im Laufe des Spiels an. Er wird sicher nicht zufrieden gewesen sein, wie dieses Spiel gewonnen wurde und wird sicher versuchen, in Zukunft ohne diese Methoden auskommen zu können. Aber er ist sich offensichtlich nicht zu schade, im Fall der Fälle darauf zurückzugreifen bzw. die Spieler derart gewähren zu lassen. Finde ich gut so. Sicher wird er mit der Zeit Teilaspekte daraus neu kombiniert weiterverwenden, um zu einem universellerem System zu gelangen.
Koom 29. Oktober 2013 um 13:03
Hm, schwer zu beurteilen. IMO widerspricht „lang und hoch aus dem Halbfeld“ doch sehr, was man von Guardiola bislang so gesehen und gehört hat.
Meine Vermutung: Die Mannschaft ist nach eigener Aussage momentan platt oder zumindest angeschlagen, weil Anspruch und Intensität im Training an Körper und Geist höher ist. Und scheinbar verfällt sie dort teils automatisch, teils dann vom Trainer geduldet/gefördert in die (erfolgreichen) Muster der Vorsaison, sobald es mal mit Tiki-taka nicht klappt.
Ich bezweifle, das Guardiola das möchte. Er akzeptiert es momentan und blockiert es nicht, aber das wird ziemlich sicher nicht das sein, was er von seiner Mannschaft sehen will. Auch wenn sie platt ist und vor allem, wenn der Gegner sich mal intensiver wehrt.
RM 29. Oktober 2013 um 13:11
Ich kann mir beides vorstellen: Guardiola fielen keine Anpassungen rein, um das Spielgeschehen und das Ergebnis klar zu seinen Gunsten zu drehen (darum meine Kritik an ihm, die eher ein Lob an Luhukays Team ist), weswegen er die alten Mittelchen nutzte und eine erkannte Schwäche der Herthaner bespielte. Gleichzeitig denke ich aber, dass er kein wirkliches Problem damit hat, solange man das Spielgeschehen ebenfalls dominiert – was aber nicht geschah, darum kein klarer Sieg im Trainerduell (und bei den Kopfbällen war man ja auch sehr effizient, viel mehr gefährliche davon gab es nicht einmal); Flanken sind ja nicht per se schlecht oder Anti-Ballbesitz, sie können durchaus sehr gut genutzt werden und das geschah bislang auch. Aber sie dürfen nicht das einzige Mittel sein.
datschge 29. Oktober 2013 um 16:14
Verschiedene Dinge:
– Guardiola ist ein absoluter Kontrollfreak. „Automatisch“, „zufällig“ und derartige Vokabeln kann ich mir in seinem Wortschatz nicht vorstellen. Kontrolle ist das A und O, und nur daraus ergibt sich auch eine Präferenz für Tiki-Taka. Wenn sich also selbst nach einer Halbzeitpause eine solche Spielweise nicht ändert sondern sogar noch forciert wird, dann kann man schon davon ausgehen, dass dies auch von Guardiola so gewollt war.
– Dass diese Spielweise kaum Guardiolas Ideal entsprechen dürfte, sollte klar sein. Aber man darf auch nicht den Fehler machen, Guardiolas frühere Aussagen bezüglich Barcas Stärken, Schwächen und Ideologie als seine persönlichen Dogmatismen auszulegen. Ich halte ihn für viel pragmatische als z.B. van Gaal es war. Er wird, wenn es um was geht (und die Punkte sind momentan sehr wichtig), nicht aus ideologischen Gründen Baustellen aufmachen. Wenn in bestimmten aktuellen Kontexten (gut anpassender Gegner, schwere Beine und leere Köpfe bei den eigenen Spielern) ein eingespieltes System vielversprechender ist als alle anderen Möglichkeiten, wird er es nutzen.
– Durch den Kader mögliche und funktionierende Teilaspekte werden dann auch weiterverwendet. Hohe und weite Bälle sind bei Bayern nicht verpönt, sondern werden für Spielverlagerungen u.ä. sogar gezielter eingesetzt. Insofern ist das auch ein beständiger Anpassungsprozess von Guardiola. Sollte die Konstellation wie gegen Hertha öfters auftreten, gehe ich absolut davon aus, dass er dies auch versuchen wird, weiterzuentwickeln. Alles natürlich mit dem Ziel, letztendlich über die Kombination von verschieden funktionierenden Ansätzen erst zum (sporadischen) Erfolg und dann zur noch universelleren Kontrolle (= planbarer Erfolg) zu kommen.
Sah ich mit meinem vorherigen Post alles schon angedeutet, ist aber so vielleicht noch etwas klarer.
Koom 29. Oktober 2013 um 20:56
Ich möchte dir nicht widersprechen, datschge, weil du einfach auch Recht haben könntest damit. Wir spekulieren über etwas, was wir niemals bewiesen bekommen werden, außer wenn Guardiola mal weg ist und Lahm mal wieder ne Runde Biographien schreibt o.ä. 😉
Persönlich würde ich erst mal bei meiner These bleiben, bis ich mal wieder ein Spiel sehe, wo sich der Gegner hart wert, man aber trotzdem beim (zweifelsfrei favorisierten) tiki-taka bleibt. Hoffenheim ist möglicherweise zu defensivschwach, aber könnte auch so ein Gegner aus der Reihe Mainz und Berlin sein, der nicht schon vorher in Ehrfurcht erstarrt, sondern etwas vor hat. Ansonsten in absehbarer Zeit dann eben Dortmund. Vermutlich der momentan einzige Gegner, den vielleicht Guardiola sogar beinahe fürchten wird (falls deren Verletzungsmisere nicht weiter anhält).
datschge 30. Oktober 2013 um 21:28
@Koom: Guillem Balagués Buch über Guardiola ist lesenswert.
RM 30. Oktober 2013 um 21:37
Und ich werde auch eines schreiben!
Koom 26. Oktober 2013 um 19:46
Hm, weder Mainz noch Hertha stehen jetzt im Verdacht, überragende Fußballmannschaften zu sein (beide haben exzellente Trainer und willige Spieler, zweifelsfrei). Ist das jetzt gerade bayernbedingt, das es etwas rumpelt im Gebälk (gegen Mainz kaum Torschüße, gegen Hertha wäre ein 3:3 nicht unverdient gewesen)? Also fahren die Spieler gerade etwas ihre Ambitionen herunter, Guardiolas System durchzusetzen und verfallen mehr in die Mechanismen der Heynckes-Saisons?
Potsdamer 27. Oktober 2013 um 02:05
Wer letzte Saison die 2. Bundesliga verfolgt hat, wüßte was in Berlin aufgebaut wurde. Die Spiele gegen Gladbach und (mit Pech) gegen Hannover und Stuttgart sprechen da schon eine deutliche Sprache. „Überragend“ sind sie noch lange nicht, aber eine Überraschung sind für Fußballkenner schon lange nicht mehr. Ein 5-8. Platz am Ende der Saison erscheinen sehr realistisch.