FC Sevilla – SC Freiburg 2:0
Die erste Auswärtspartie des Sport-Clubs in der Europa League brachte keine Punkte ein. Im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán bestraften die Hausherren des FC Sevilla die größer werdenden Lücken bei den Freiburgern in der zweiten Halbzeit und gewannen mit 2:0.
Grundformation
Im Vergleich zum Bundesligaalltag wirkte zu Spielbeginn die Freiburger Grundformation ohne große Veränderungen. Auf dem Papier sah es zunächst wie das typische 4-4-2 aus. Dies stellte sich allerdings dann anders dar. Hinter der einzigen Spitze Mike Hanke agierte dabei der unerfahrene Tim Albutat. Der 21-Jährige spielt ansonsten in der Regionalligamannschaft der Breisgauer und dabei vornehmlich im zentralen Mittelfeld. Das verdeutlicht die Ausrichtung. Der erste Ansatzpunkt von Trainer Christian Streich war eine starke Verengung der Räume in der Mitte beziehungsweise der Halbräume, sodass sich der Spielaufbau von Sevilla nicht entfalten konnte.
Zentraler Aufbauspieler bei den Andalusiern ist der Ex-Schalker Ivan Rakitic, der sich in den letzten Jahren zu einem stabilen Akteur auf der Doppelsechs entwickelt hat. Abkippend nahm er am Donnerstagabend bereits sehr tief die ersten Bälle auf und versuchte diese entsprechend auch relativ weit hinten zu spielen. Vor ihm positionierte sich eine offensive Dreierreihe sowie die zuweilen isolierte Sturmspitze Bacca. Die beiden Außenspieler Perotti und Jairo nahmen häufiger den Weg in die Halbräume oder drängten die Außenverteidiger nach innen. Allerdings entsprach das Vorgehen weniger Christian Streichs Aussagen vor dem Spiel.
Gegen den Ball
Vor der Partie betonte er noch, dass er ein sehr flügellastiges Spiel vom Gegner erwarte. Dem war dann doch in weiten Teilen nicht so. Vor allem im ersten Spielabschnitt verstand es seine Mannschaft sehr gut, den Aufbau der Andalusier zu stören. Dazu lief Hanke sehr früh horizontal dem Ball hinterher, während sich in seinem Rücken Albutat und der aufrückende Gelson Fernandes positionierten und situativ auf den Ballführenden gingen. Nicolas Höfler blieb dabei weiter zurück und schirmte häufig Piotr Trochowski oder später Marko Marin in diesem Dreieck ab. Zudem verengte vor allem Coquelin von der linken Seite zusätzlich den Raum.
Damit waren Lücken für Vertikalpässe von Rakitic – solange Freiburg diesen Aufwand läuferisch leisten konnte – weitestgehend nicht vorhanden. Häufiger musste er oder auch sein Nebenmann Iborra einen Sicherheitspass ohne Raumgewinn wählen. Mit diesem konsequenten Abdichten konnten die Gäste lange Zeit das Tempo stark herausnehmen und auch zuweilen die individuellen Schwächen in der eigenen Defensive überdecken. Denn sobald doch ein hoher Ball oder scharfer Vertikalpass durch die Halbräume kam, wurde es meist gefährlich vor dem Tor der Breisgauer. Die Abstimmung zwischen dem Innen- und Außenverteidigerpärchen passte häufig genauso wenig wie das Übergeben der zu attackierenden Spieler zwischen den beiden Außenbahnakteuren.
Harmlosigkeit in der Offensive
Etwaige Entlastungsangriffe blieben außerdem Mangelware. Sofern der SC das Spielgerät eroberte, war es meist innerhalb weniger Momente wieder verloren. Einzig Mike Hanke konnte als Wandspieler einige Bälle festmachen, verhielt sich aber im Weiterleiten zu den nachrückenden Freiburgern zu langsam. Insgesamt fehlte es dem Bundesligisten bei eigenem Ballbesitz an präzisen Zuspielen und einer wirklichen Idee, wie Sevilla auszuhebeln wäre. Die Andalusier konnten durch einfaches Anlaufen und Zustellen fast jeden Offensivdrang im Keim ersticken. Auf den Flügeln fehlte den Außenverteidigern der Mut weit aufzurücken und durch Überladungen zu Flankengelegenheiten zu kommen. Damit waren hier Coquelin und Klaus häufig isoliert und ohne Anspieloption.
Nachlassendes Pressing
Die Devise konnte nur zwangsläufig lauten, das torlose Remis über die Zeit zu bringen. Allerdings hielten die Freiburger das sehr laufintensive Pressing nicht über neunzig Minuten durch und gingen in der zweiten Halbzeit immer häufiger inkonsequent auf den Ballführenden, sofern sich dieser noch weit in der eigenen Hälfte befand. Die Breisgauer verlegten sich auf ein späteres Anlaufen, obwohl sogleich Lücken bei den scharfen Steilpässen der Andalusier aufbrachen.
Genau solch eine Situation bedingte dann das 1:0. Ein scharfer Vertikalball auf Bacca konnte nicht verhindert werden und er kam in der Schnittstelle frei vor Torhüter Baumann durch. Diagne musste die Notbremse ziehen und der anschließende Elfmeter brachte die Führung für die Hausherren ein.
Im Anschluss waren Trainer Streich fast die Hände gebunden. Er musste mit Höfler die Viererkette auffüllen und konnte lediglich noch Sebastian Freis einwechseln. Aber auch das Dreieck Freis-Hanke-Mehmedi vermochte keinen wirklichen Druck aufzubauen, konnte nur selten die Bälle in der Hälfte von Sevilla halten und Angriffe initiieren.
Fazit
Das vornehmlich destruktive Spiel des Bundesligisten zahlte sich am Ende nicht aus. Es war über die gesamte Spielzeit nicht möglich, die Passwege zu zustellen und das Pressing in aggressiver Weise aufrecht zu erhalten. Von der Spielanlage her fehlte sicherlich die ordnende Hand von Julian Schuster, aber vielmehr war wieder einmal auffällig, dass den Freiburgern ein Kreativspieler im offensiven Bereich aktuell abgeht, wobei der noch verletzte Neuzugang Vladimir Darida eine Option darstellen könnte.
Bei der Heimmannschaft aus Sevilla war alles erneut auf Ivan Rakitic zugeschnitten, der mit insgesamt 101 Ballkontakten das Spiel aus der Tiefe heraus dirigierte und meist erste Anspielstation im Aufbau war. Zu Anfang konnten die Hausherren wenig Tempo bei Ballbesitz entwickeln, steigerten sich aber dann zunehmend, da ihnen die Wege geöffnet wurden. Stark wirkte die einzige Spitze Carlos Bacca, der einige Vertikalpässe gut verarbeiten konnte und durch seine unermüdlichen Bewegungen zwischen den Freiburger Linien stets anspielbar war.
7 Kommentare Alle anzeigen
AkkiAkkermann 4. Oktober 2013 um 22:22
Das 4-1-4-1 wurde diese Saison bereits schon gegen Liberec praktiziert, ich meine sogar, das auch schon in der BuLi gesehen zu haben (womöglich gegen Dortmund?).
MR 4. Oktober 2013 um 22:34
Mit Mehmedi als höherer Acht/zweitem Stürmer wechselte es flüssig zwischen 4-4-2 und 4-1-4-1.
http://www.ruhrnachrichten.de/sport/bvb/Entscheidende-Eroeffnung-BVB-Spiel-gegen-den-SC-Freiburg-verspricht-gute-Unterhaltung;art11635,2138864
fs984 4. Oktober 2013 um 12:44
Danke für den Artikel! Die Saison ist die erwartet schwere Spielzeit für die Freiburger. Kann man nur hoffen, dass die hinzugekauften noch verletzten Spieler Pilar und Darida irgendwann die Qualität auf den Platz bringen, die sie in früheren Mannschaften zeigten.
Trotz der vielen Abgänge hatte ich vermutet, dass man die defensive Stabilität der vergangenen Saison halten könne, da sie im defensiv Bereich bis auf ein Sechser niemand kompensieren mussten. Vielleicht ist Freiburg gerade daher ein gutes Beispiel dafür, dass eine Offensive, welche den Ball behaupten kann und viel Ballbesitzzeit hat, eine Abwehr maßgeblich stärken kann.
VS 4. Oktober 2013 um 15:16
Dies ist sicherlich ein Aspekt warum es hinten bisher beim SCF hapert. Ein andere Aspekt ist jedoch, dass das Pressing nicht so exzellent funktioniert wie letztes Jahr, beziehungsweise es in manchen Phasen stark nachlässt.
ibrakadabra 7. Oktober 2013 um 01:56
Einen weiteren Aspekt, warum die Abwehr manchmal etwas blöd aussieht, sehe ich darin dass es der einzige Mannschaftsteil ist, der von der Rotation, die bei der Dreifachbelastung notwendig ist, völlig unberührt bleibt.
Während die Offensive ständig durchgewechselt wird, hat die Abwehr um Sorg, Diagne, Ginter und Günther mit wenigen Ausnahmen immer durchgespielt!
Viele Gegentore gegen Dortmund sind bei der Qualität Diagnes und Ginters hoffentlich auch der mentalen Müdigkeit zuzuschreiben. Da ist es fast schon von Vorteil, dass sich Diagne da zur Zeit eine kleine persönliche Pause nimmt.
blub 7. Oktober 2013 um 23:45
Von Dortmunds Offensivspielern eingeäschert zu werden, passiert doch im Moment jedem, nur kriegt nicht jeder dabei 4 Tore.
Außer Braunschweig und Neapel hatte da nicht wirklich jemand was im Griff und die auch nur relativ.
Das Freiburg in der Vierkette so gut wie garnicht gleichwertig Rotieren kann ist aber tatsächlich mittelfristig ein Problem.
Hody 4. Oktober 2013 um 11:40
Ihr habt so Recht, ohne einen kreativen wird es Freiburg dieses Jahr nichts werden, ich hoffe und bete dass Darida und Pilar bald einsatzfähig sind.