Werder Bremen – Eintracht Frankfurt 1:1
Bremen sichert den Klassenerhalt mit einem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt. Es war ein Spiel dreier unterschiedlicher Phasen: Zunächst drückt Bremen, dann dominiert Frankfurt und zum Schluss spielen beide Teams die Zeit runter.
Nach einer Saison voller Enttäuschungen wollte Werder Bremen am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt sichern. Trainer Thomas Schaaf schickte dieselbe Mannschaft auf das Feld, die bereits beim 2:2 gegen Hoffenheim begonnen hatte. Für die Gäste aus Frankfurt stand ebenfalls viel auf dem Spiel: Sie wollten die Qualifikation für die Europa League besiegeln. Armin Veh ließ sein Team im bekannten 4-2-3-1 spielen, musste aber auf Meier verzichten. Dafür agierte Inui zunächst hinter der einzigen Spitze Lakic.
Bremen presst früh
Von der ersten Minute weg agierten die Bremer aggressiv und leidenschaftlich. In ihrer 4-4-2-Ordnung schoben sie weit nach vorne, um die Frankfurter früh unter Druck zu setzen. Gerade nach Ballverlusten waren sie hellwach. Bargfrede rückte aus dem Mittelfeld heraus, um zusammen mit seinen Vorderleuten den Gegner unter Druck zu setzen. Die beiden vordersten Akteure konnten dadurch weiter aufrücken und bereits die gegnerischen Innenverteidiger im Spielaufbau stören.
Frankfurt setzte gegen die aggressiven Bremer in der Anfangsviertelstunde auf lange Bälle. Inui lauerte vorne an der Kante zum Abseits und hoffte, einen langen Ball hinter der Bremer Abwehr erlaufen zu können. Dieses Kalkül ging jedoch nicht auf. Entweder kamen die von den Verteidigern gespielten Bälle so ungenau, dass Bremen sie einfach erobern konnte, oder Inui stand im Abseits. Insgesamt viermal pfiff der Schiedsrichter Inui wegen einer Abseitsstellung zurück.
So waren es die Bremer, die das Spieltempo der ersten Minuten diktierten. Anders als in der vergangenen Woche, als sie viel über die Flügel angriffen, liefen die meisten ihrer Spielzüge durch das Zentrum. De Bruyne zeigte sich sehr umtriebig. Er versuchte, zwischen den Frankfurter Ketten Freiräume zu finden. Hunt und Petersen antizipierten diese Läufe de Bruynes und übernahmen seine Position auf dem rechten Flügel.
Frankfurt ließ sich von diesen Positionswechseln recht leicht aus der Fassung bringen. Ihre Raumdeckung funktionierte nicht, zu oft ließen sich die Mittelfeldspieler oder die Außenverteidiger aus ihren Positionen locken. Bremen bespielte diese freien Räume hinter oder zwischen den Ketten direkt und scheute sich auch nicht, halbhohe Bälle in diese Lücken zu spielen. Gerade als Frankfurt sich etwas zu fangen schien, fiel der Bremer Führungstreffer. Er war eine Kombination aus dem robusten Zweikampfverhalten von Bargfrede und der freien Positionierung de Bruynes, der das Tor von der linken Seite aus erzielte (22.).
Frankfurt findet ins Spiel
Nach dem Führungstreffer zogen sich die Bremer zurück. Das Angriffspressing stellten sie fast gänzlich ein. Stattdessen agierten sie äußerst passiv und setzten Frankfurt kaum unter Druck. Sie zogen sich früh an den eigenen Sechzehner zurück und bauten hier eine Mauer aus neun Feldspielern auf; nur Petersen blieb meist vor dem Ball.
Frankfurt brauchte einige Minuten, um sich auf die neuen Verhältnisse einzustellen. Sie versuchten nun, die Bremer durch eine breite Formation auseinanderzuziehen. Inui wechselte fortan gänzlich auf die linke Position, nachdem er zuvor bereits öfters mit Matmour die Positionen tauschte. Auf rechts sorgte Aigner ebenso für Breite. Beide Außenverteidiger stießen immer wieder nach vorne, um ihre Vordermänner zu unterstützen.
Frankfurt zeigte, was sie in dieser Saison so erfolgreich machte: Aufrückende Außenverteidiger gepaart mit großer Passsicherheit. Sie schafften es, die Kontrolle über das Spiel zu übernehmen und Ball und Gegner laufen zu lassen. Am gefährlichsten waren sie, wenn Rode im Zentrum zu Dribblings ansetzte. Sobald er zwischen Kroos und Bargfrede den Ball hatte, zog sich die Werderaner Mittelfeldreihe zusammen und öffnete Räume auf den Flügeln, die Rode anspielte. Hierbei zeigte sich auch die hohe Qualität des umworbenen Frankfurters in Punkto Ballsicherheit und Übersicht.
Gefährlich vor das Tor kamen die Frankfurter vor der Pause jedoch nicht. Dazu fehlte vor allem den Flanken die Genauigkeit. Mehr als einmal landete eine Hereingabe in den Händen von Mielitz. Aber auch Werder Bremen trug seinen Teil zur fehlenden Torgefahr des Gegners bei: Sie hielten das Mittelfeldzentrum geschlossen und sorgten dafür, dass Frankfurt nur über die Außen kommen konnte – von wo wiederum keinen Flanken den Weg auf Lakic‘ Kopf fanden.
So gelang den Frankfurtern erst nach der Pause der Ausgleichstreffer. Bremen rückte zwar jetzt etwas weiter vor, die Frankfurter behielten jedoch weiterhin die Kontrolle über das Spiel. Eine der wenigen guten Flanken fand in der Mitte Matmour, der den Ball hielt und zu Lakic weitergab (51.).
Niemand will den Sieg erzwingen
Nach dem Gegentreffer fingen sich die Bremer wieder. Schaaf brachte mit Junuzovic (62. für Kroos) einen vertikaleren Mittelfeldspieler. Nachdem Kroos und Bargfrede sich zuvor nach hinten drücken ließen, rückte Junuzovic weiter auf und sorgte für erhöhten Druck auf die Frankfurter. Sein Eifer übertrug sich auf die gesamte vordere Reihe, die jetzt wieder aktiver das Aufbauspiel der Frankfurter lenkten. Direkt nach Junuzovic‘ Einwechslung entstand daher ein Box-to-Box-Spiel: Werder nutzte seinerseits die freien Räume der aggressiv aufrückenden Frankfurter besser aus, gleichzeitig aber hinterließen sie auch Räume für Gegenstöße.
Spätestens ab der 70. Minute verflachte das Spiel. Beide Mannschaften brachten nicht mehr Spieler als nötig vor den Ball. Die Außenverteidiger hielten sich zurück. Mit diesem Ansatz neutralisierten sie sich im Mittelfeld. Dieser Effekt verstärkte sich noch einmal, als Schaaf Akpala (82., für Yildirim) brachte und auf ein 4-4-2 umstellte. Beide Mannschaften konnten die Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff nicht mehr halten, es gab keine Anspiele mehr nach vorne.
Fazit
Es war ein Spiel, das sich in Drittel einteilen lässt: Die ersten 30 Minuten dominierten aggressive Bremer, die zweiten 30 Minuten spielte Frankfurt Handball um den Bremer Sechzehner. In der letzten halben Stunde waren beide Teams auf Augenhöhe und riskierten nichts mehr. Das 1:1 ist das logische Resultat des Spiels.
Werder Bremen hat den Klassenerhalt geschafft – etwas, was aufgrund der eigenen Ansprüche nicht allzu viel Freude bei Thomas Schaaf auslöste. Auch für Frankfurt bedeutet dieses Ergebnis kein Grund zur uneingeschränkten Freude. Sie werden am letzten Spieltag noch einmal alles abrufen müssen, um den angestrebten Europapokal-Platz zu erreichen.
14 Kommentare Alle anzeigen
Roberto78 13. Mai 2013 um 17:39
Achtung, OT:
Heute haben einige Webseiten darauf hingewiesen, wie Adblocker ganze Online – Geschäftsmodelle versauen. Das Problem dabei ist, dass beim Aufruf einer Seite mit aktiviertem Adblocker die Werbung nicht geladen wird; ergo der Werbende in dem Moment nichts zahlt, in dem die Seite aufgerufen wird.
Da es bei spielverlagerung schon seit geraumer Zeit auch solche potentiell blockierbaren Banner gibt, möchte ich darauf hinweisen, dass es ein kleines Zeichen der Solidarität mit den Betreibern der Seite sein könnte; beim eigenen Adblocker eine Ausnahme für diese Domain hinzuzufügen.
Das muss natürlich jeder Nutzer selbst entscheiden.
Wolfsmond 13. Mai 2013 um 19:33
Oh, gut zu wissen!
Uli 13. Mai 2013 um 23:02
Vielleicht sollten die SV Autoren auch einmal in einem Artikel darauf hinweisen, dass man bei jeder Adblock Variante Ausnahmen definieren kann und sollte wenn man ihre Arbeit hier schätzt. Viele Nutzer scheinen das nämlich gar nicht zu wissen, da Adblock einmal installiert und dann vergessen wird.
Ich selbst ertappe mich regelmäßig dabei lieb gewonnene Seiten effektiv um Einnahmen zu bringen, weil ich schlicht vergesse das Adblock irgendwelche Einblendungen automatisch entfernt. Alternativ kann man aktive Adblocker auch erkennen und einen alternativen Text ala „Wenn du unsere Arbeit schätzt, füge bitte eine Ausnahme in deinem Adblocker hinzu“ einblenden.
Wenn die Finanzierung momentan unproblematisch ist, kann man natürlich darauf verzichten aber ich denke mit zunehmender Popularität wird das Thema sicherlich auf den Tisch kommen.
RM 13. Mai 2013 um 23:42
Vielleicht sollten die SV Autoren auch einmal in einem Artikel darauf hinweisen, dass man bei jeder Adblock Variante Ausnahmen definieren kann und sollte wenn man ihre Arbeit hier schätzt. Viele Nutzer scheinen das nämlich gar nicht zu wissen, da Adblock einmal installiert und dann vergessen wird.
Wir merken zwar, dass die Einnahmen doch deutlich kleiner sind, als erwartet / errechnet, aber wir wollen ja auch nicht nervig oder sonstwas sein. Wer will, kann AdBlock für uns ausschalten und wir freuen uns, aber jemandem auf die Nerven gehen wollen wir beziehungsweise will ich persönlich auch nicht durch dauernde Hinweise oder ähnliches.
Roberto78 14. Mai 2013 um 01:25
Das hat nichts mit nerven zu tun! Dem Nutzer kostet es einen Mausklick, die Ausnahme hinzuzufügen und er hat ja keinen Mehraufwand / Qualitätsverlust / whatever…
Wie Uli schon sagte: man vergisst es einfach, wenn der Adblocker seinen Job macht! Umso wichtiger ist, daran zu erinnern, dass es auch eine Finanzierungsquelle; und sei sie noch so gering; sein kann.
TB 14. Mai 2013 um 12:21
Mich nervt Werbung, deshalb benutze ich AdBlock (und freue mich, dass dies die Autoren nicht stört und ich keinen diesbezüglichen Hinweis sehe).
Außerdem: Solange ich nicht auf ein nerviges Banner klicke bringt auch die Ausnahme nix, falls es sich um Pay-per-Klick-Werbung handelt.
seils 15. Mai 2013 um 09:53
„Das hat nichts mit nerven zu tun! Dem Nutzer kostet es einen Mausklick, die Ausnahme hinzuzufügen und er hat ja keinen Mehraufwand / Qualitätsverlust / whatever…“
Mit dem Adblocker kann es nun wirklich jeder halten wie er will, aber glauben mit dem Abschalten desselben ginge kein Qualitätsverlust einher, sollte man dann doch nicht:
http://spam.tamagothi.de/2013/05/13/adblocker-abschalten-ich-glaube-es-hackt/
Roberto78 15. Mai 2013 um 10:51
@seils: Jo, der Typ trifft schon ins Schwarze; kann dem nur zustimmen. Auf SPON und der restlichen Content – Industrie wird mein Adblocker auch zukünftig seinen Job verrichten. Mir ging es aber um die Ausnahme bei einem unterstützungswürdigen Projekt. Dafür nehme ich dann auch mal das blöde Tracking in Kauf. Und das bedeutet für mich persönlich in dem konkreten Fall dann eben keinen Qualitätsverlust.
Inf 13. Mai 2013 um 01:42
Würde noch hinzufügen, dass Frankfurt sein Tor aus dem Abseits erzielte. Am Ende eine Nebensächlichkeit für eine SV-Spielanalyse, aber für die Leute(sofern es Sie gibt) die den Artikel lesen und ansonsten nichts vom Spiel gesehen haben ein trotzdem interessantes Detail.
Wolfgang Würz 13. Mai 2013 um 15:40
Lieber Mitinteressent, diese leidige Abseitsdiskussion („der linke Fuß war zwei Zentimeter vor dem rechten Fuß des Verteidigers“) ist derart überflüssig. Leider sind es gerade die schlechtesten Kommentatoren, die sich nach der x-ten Wiederholung daran ergötzen, dass es „ja Abseits war“. Dabei ist Fußball ganz einfach: Abseits ist es dann, wenn der Schiri gepfiffen hat. Ansonsten ist es ein reguläres Tor!
Conraldinho 13. Mai 2013 um 22:28
Du hast vollkommen recht. Ich kann diese „der-rockzipfel-war-aber-im-abseits-und-ich-schlaufuchs-erkenne-es-immer“-Litanei auch nicht mehr hören. Es geht um den unlauteren Vorteil, den sich der Stürmer schafft und nicht um Millimeter! Und im Zweifel eben immer für den Stürmer.
Baukster 13. Mai 2013 um 22:28
In diesem Fall war das Abseits aber recht einfach zu sehen, weil beide Spieler direkt nebeneinander standen.
Außerdem hat man früher ja auch nicht gesagt: „Schwerkraft ist, wenn der Fürst es als solche anerkannt“ Sondern man hat auf den Apfel geschaut: Wo er runterfällt, da ist es Schwerkraft. Wo er hochfällt, da ist es keine Schwerkraft. Abseits ist es, wenn jemand gemäß Abseitsregel im Abseits steht.
CPH 14. Mai 2013 um 07:20
Das ist zum einen diskussionswürdig und zum anderen auch völlig unerheblich für den taktischen Verlauf des Spiels, auf den sich diese Seite spezialisiert hat.
Wolfgang Würz 12. Mai 2013 um 21:14
Wieder einmal prima Zusammenfassung! Keine Ergänzungen! Danke.