Mannschaftsporträt: Malaga unter Pellegrini 2012/13
Malaga ist eine der Überraschungsmannschaften Europas in dieser Saison. Im Kampf um die CL-Qualifikation hieß es, dass eine Niederlage das Aus für den Verein bedeuten würde – zu groß waren die Schulden. Doch Malaga setzte sich nicht nur gegen Panathinaikos Athen in der CL-Qualifikation durch, sondern konnte auch die Gruppe und das Achtelfinale überstehen.
Nun treffen sie im Viertelfinale auf den BVB, weswegen wir uns die Mannschaft etwas näher ansehen wollen. Vorab: Es ist eine taktisch interessante Mannschaft mit vielen kleinen Eigenheiten und zahlreichen Anpassungsmöglichkeiten.
Stabile Defensive
Nach Atlético Madrid und mit Real Madrid besitzt Malaga statistisch gesehen die stärkste Defensive der Liga. Hierbei profitieren sie von einer intelligenten Spielweise der Außenverteidiger, einem kompakten Defensivzentrum und intelligenter Deckungsarbeit. Wie nur wenige Mannschaften Europas – unter anderem Swansea City und phasenweise auch Shakhtar Donezk – spielt Malaga mit einer optionsorientierten Raumdeckung, die in der eigenen Hälfte positionsorientierter wird.
Dies hat zwei entscheidende Konsequenzen zufolge:
- Im Pressing kann Malaga oftmals die Kompaktheit aufgeben und große Räume öffnen, ohne dass der Gegner auf diese zugreifen kann. Insbesondere Valencia hatte bei ihrer Niederlage gegen Malaga damit große Probleme und konnte selten den Raum zwischen Sturm und Mittelfeld bespielen. Naturgemäß ist diese Spielweise aber bei einzelnen Fehlern instabil, weswegen die Doppelsechs bei Malaga enorm wichtig sein kann; dazu kommen wir aber noch.
- Stehen sie tiefer und spielen kein aggressives Pressing, orientieren sie sich ähnlich wie Borussia Mönchengladbach unter Lucien Favre stärker an ihren nominellen Positionen in der Grundformation. Einerseits können dadurch offensivbedingte Asymmetrien in den gefährlichen Räumen in der eigenen Hälfte neutralisiert werden, andererseits stehen sie kompakt und versperren die Mitte. Wie Gladbach lassen sie dadurch zwar einige Chancen zu, aber davon sind relativ viele Halbchancen, Distanzschüsse und Abschüsse aus Bedrängnis.
Zusammengenommen ergibt dies noch eine zusätzliche, interessante Synergie. Malaga presst oftmals nur mit einigen wenigen Spielern, diese fangen damit aber relativ früh und hoch an. Die Defensivspieler Malagas stehen tiefer und blocken Angriffe ab, falls diese durch die erste Pressingwelle kommen. In der Zwischenzeit können die höheren Akteure zurückkehren, pressen rückwärts und nehmen bei Misserfolg des Rückwärtspressings ihre üblichen Positionen ein.
Zusätzlich haben sie einige starke Einzelspieler in der Abwehr. Martin Demichelis kam phasenweise an die Stärke seiner Paradesaison 2007/08 heran. Gleichzeitig besitzt die Innenverteidigung viel Erfahrung, auch wenn es lange Zeit an der nötigen Kadertiefe mangelte (aktuell: 4 von 5 Kandidaten über 30 Jahre alt). Neben Demichelis kam in dieser Saison zumeist Weligton zum Einsatz, der einige gute Leistungen brachte.
Allerdings wurde im Winter noch Diego Lugano geholt, welcher – wie auch Rechtsverteidiger Sanchez – schon einige Einsätze erhielt. In den letzten sechs Partien gab es beispielsweise vier unterschiedliche Konstellationen und keine einzige wurde zweimal hintereinander genutzt. In der letzten Partie gegen Rayo spielten aber wieder Demichelis und Weligton, das erfolgreiche Duo der Hinrunde, zusammen.
Neben der überaus soliden Innenverteidigung überzeugt auch der Torhüter. Willy Caballero ist einer der besten Torhüter der Liga in dieser Saison und überzeugt durch hervorragende Fähigkeiten auf der Linie. Auch dank ihm fingen sie in dieser Spielzeit so wenige Gegentore. Ein weiterer Faktor sind die Außenverteidiger.
Situatives Aufrücken und Pärchenbildungen
Marcelo, Fabio Coentrao, Jordi Alba, Dani Alves, Filipe Luis oder Juanfran spielen allesamt bei den Topteams Spaniens und überzeugen durch ihre offensive Durchschlagskraft. Bei Malaga werden die Außenverteidiger anders genutzt. Sanchez und Gamez auf rechts oder Nacho Monreal auf links besitzen ihre Stärken nicht in der Offensive – allerdings besitzen sie auch in keinem Bereich wirkliche Schwächen.
Ihr positioneller Fokus wird dabei je nach Gegner und Situation gewechselt. Gelegentlich wurde zum Beispiel Nacho angewiesen, Räume auf links zu überladen oder Gamez hinterlief Joaquin konstant, um dessen Spielweise ideal zu unterstützen. Alternativ wurden sie in Schlussphasen nach vorne geschoben oder blieben (gegen Real Madrid zum Beispiel) verstärkt in der Tiefe. Mit Eliseu haben sie auch einen sehr offensiven Spieler als Alternative für links.
Seit dem Abgang von Monreal zu Arsenal spielen sie auf der linken Seite mit Victorino Antunes – eine wirkliche Änderung gibt es dadurch nicht, der Neuzugang lebte sich schnell ein und konnte auf Anhieb überzeugen.
Mit dieser konservativen Spielweise der beiden Außenverteidiger und ihrem spielintelligenten Bewegung hat Malaga auch nach Ballverlusten eine hohe Stabilität. Selbst bei Kontern können sie mit klarer numerischer Überzahl in der Defensive agieren und stehen überaus kompakt da. Diese starke Absicherung wird durch das defensive Zentrum ergänzt.
Variable Mitte
Das defensive Zentrum nimmt eine Schlüsselrolle im Spiel Malagas ein. Es ist dazu da, ein höheres Pressing zu unterstützen, leistet enorme taktische Arbeit und hilft im Aufbauspiel aus. Diese Doppelsechs wird von zwei unterschätzten und hochklassigen Akteuren gebildet, welche überaus positionstreu agieren. Jeremy Toulalan sieht zwar aus wie ein Rentner, bewegt sich aber taktisch überaus ansprechend. Sein Partner ist zumeist Ignacio Camacho, der in meinen Augen zu den größten Talenten auf der Sechser-Position gehört.
Offensiv schalten sich die beiden nur selten mit nach vorne ein. Ihre Aufgaben sind klar defensiv verteilt, sie dienen als sichere Anspielstationen für und vor der Abwehr, beherrschen den defensiven Zweikampf ebenso wie das Abfangen von Pässen auf höchstem Niveau. Aber nicht immer lässt Trainerfuchs Manuel Pellegrini mit einer so defensivorientierten Doppelsechs spielen.
Hin und wieder spielt Malaga mit einem 4-1-4-1 statt einem 4-2-3-1. Hier profitiert Pellegrini von der hohen Dichte an spielstarken Flügelstürmern, beweglichen Zehnern und offensiven Achtern, die er variabel einsetzen kann. Ein solcher Rollenspieler ist zum Beispiel Portillo. Er kann als Achter, als offensiver Außenspieler oder auch als hängende Spitze auflaufen, ist kein extrem starker Techniker oder herausragender Dribbler, kann aber durch seine Athletik, Stärken im Kombinationsspiel und gute taktische Bewegungen überzeugen.
Auch andere Spieler können auf dieser Doppelacht agieren. Einer davon ist Isco, der in dieser Saison bereits sämtliche Positionen in der Offensive zumindest für eine kurze Zeit besetzt hat. Isco gilt als eines der größten Talente im Weltfußball, besitzt eine hervorragende Technik, ist extrem gut im Dribbling und in seiner Bewegung auch gut geschult. Normalerweise kommt das Riesentalent über den linken Flügel oder die Zehner-Position. Vereinzelt wurde sogar ein 4-1-3-2/4-1-3-1-1 gespielt, in welchem Isco als offensiver Achter hinter einem hängenden und einem klassischen Stürmer.
Dies funktioniert auch, weil Isco sich sehr aufopfernd bewegt. Selbst wenn er zentral spielt (anstatt auf dem Flügel), geht er immer wieder auf die Flügel. Dort unterstützt er seine Mitspieler, hilft mit seiner hohen Pressingresistenz enorm im Kombinationsspiel auf engem Raum und kann seine Kreativität effektiv ins Spiel bringen. Wird im 4-1-3-2 gespielt, dann agiert meistens Joaquin oder Seba Fernandez als hängender Stürmer hinter Roque Santa Cruz oder Javier Saviola.
Ein anderer, potenziell sehr wichtiger Spieler ist in den letzten Wochen von einer langen Verletzung zurückgekehrt. Julio Baptista war vor seinen Knieproblemen und dem Durchbruch Iscos der wohl beste Offensivspieler Malagas. Der Brasilianer war bereits bei Real Madrid und in der Serie A aktiv und gilt in Form als Spieler von internationaler Klasse.
In Topform verbindet Baptista körperliche Robustheit mit brasilianischem Flair. Er ist dribbelstark, zeigt immer wieder kreative Aktionen und besitzt einen herausragenden Schuss. Dazu kommt eine für Brasilianer oft untypische Laufbereitschaft und effektive Defensivarbeit. Eventuell könnte er zu einem wichtigen Schlüssel für Malagas 4-1-4-1 werden, immerhin wäre er vom Papier her ein hervorragender Partner zu Isco.
Kein Wunder also, dass der eigentliche Kapitän Duda kaum zu Einsätzen kommt. Im zentralen Mittelfeld kann er sich nicht mit Toulalan, Camacho oder auch deren Ersatz Iturra messen, während er für die offensiven Flügel zu defensiv und für den linken Außenverteidiger zu offensiv ist. Einzig als spezielle taktische Maßnahme wegen seiner Fähigkeitenvielfalt, seiner Passsicherheit oder als psychologischer Faktor spielt er aktuell noch eine Rolle.
Eliseus Asymmetrie und Joaquins spezielle Rolle
Eine solche taktisch interessante Rolle für Duda wäre eventuell auf dem linken Flügel möglich, um bestimmte Schlüsselspieler des Gegners auszuschalten oder als Achter mit Isco für mehr Stabilität – doch auch hier hat sich die Konkurrenz mitunter sehr stark entwickelt. Auf links gibt es mit Eliseu einen defensivstarken Spieler, der mit viel Dynamik und Laufstärke seine Rolle erfüllt.
Gleichzeitig fungiert Eliseu als Breiten- und Flankengeber, kann offensiv wie defensiv stark spielen und agiert etwas tiefer als Joaquin auf der gegenüberliegenden Seite. Diese Asymmetrie wird bewusst in Kauf genommen. Während Eliseu von der Rollenverteilung her als Mittelfeldspieler agiert, ist Joaquin nämlich eher ein Stürmer; immer wieder darf er in bestimmten Spielen und/oder Situationen zocken, beteiligt sich weniger am klassischen Defensivspiel und geht offensiv verstärkt in die Spitze.
Dank Isco und Eliseu kann er diese maßgeschneiderte Rolle auch ideal spielen. Joaquin nutzt dabei sein tolles Dribbling, seine intelligente Bewegung und eine hohe Schnelligkeit, um vom rechten Flügel bis auf die linke Seite zu rochieren oder in die Sturmspitze zu stoßen. Dort fungiert er situativ als zweiter Stürmer, was gleichzeitig Isco Räume öffnet.
Dieser lässt sich nämlich nicht nur aus Stabilitätsgründen auf die Seite fallen, wenn er in der Mitte spielt. Dort kann Isco nämlich auch dank der Bewegung Joaquins freie Räume vorfinden, zum Dribbling ansetzen und mit Anlauf Richtung Tor oder ins Kombinationsspiel gehen.
Allerdings waren diese drei – Eliseu, Joaquin und Isco – die einzigen drei systemtauglichen Flügelstürmer bis zum Winter. Portillo und Duda sind nur in bestimmten Situationen und bei einer gewissen taktischen Anpassung einsetzbar, ähnliches trifft auch auf den eigentlichen Sechser Iturra zu. Einen klassischen und systemtauglichen Flügelstürmer gab es also nicht.
Im Winter wurde auf dieser Position nachgelegt. Lucas Piazon, den wir bereits bei der U17-WM vor zwei Jahren genauer beobachtet haben, wurde von Chelsea ausgeliehen, während der ehemalige Spielgestalter von Dinamo Zagreb, Pedro Morales, ebenso verpflichtet wurde. Letzterer dürfte zwar einige Chancen erhalten, allerdings auf höchstem Niveau (noch?) keine Rolle spielen.
Im letzten Spiel gegen Rayo Vallecano zeigte er aber als kreativer Flügelstürmer eine sehr starke Leistung und war auch an den Toren beteiligt. Neben der nötigen taktischen Disziplin dürfte er aber auch physisch noch nicht ganz im Stande sein, auf höchstem Niveau konstant zu überzeugen.
Ebenso muss man bei Piazon noch abwarten. Der Jungstar ist hochtalentiert, aber auch noch unerfahren und in seiner Spielanlage unausgereift. Inwiefern er eine Rolle gegen den BVB oder in größeren Spielen in der Primera Division spielen kann, bleibt zu bezweifeln. Interessanter dürfte eher die Besetzung der Mittelstürmerposition sein.
Variable Sturmbesetzung
Nominell hat Malaga zwei realistische Optionen mit Santa Cruz und Javier Saviola auf der Mittelstürmerposition. Auch Sebastian Fernandez könnte als Mittelstürmer auflaufen, doch bislang erhielt er seine (wenigen) Einsätze vorrangig als hängender Stürmer. Greift Malaga auf ihr 4-1-3-1-1 zurück, können auch Baptista, Isco oder Joaquin als hängende Stürmer auflaufen.
So oder so benötigt Malaga aber auch einen klassischen Mittelstürmer. Santa Cruz ist hierbei die fixe Alternative. Er spielt wirklich konstant als Mittelstürmer, hält seine Position, gibt dem Spiel Tiefe und agiert vorne als Wandspieler. Saviola hingegen agiert meistens als ausweichender Mittelstürmer, rochiert auf die Flügel und öffnet Räume für Isco und Joaquin.
Dies wirkt sich auch auf den Offensivstil aus. Mit Saviola wirkt das Spiel Malagas deutlich raumnutzender und kombinativer. Gleichzeitig können sie mit weniger Spielern attackieren und stehen defensiv stabiler. Falls Santa Cruz spielt, dann wirken sie etwas durchschlagskräftiger und tororientierter, verlieren aber mehr Bälle im Kombinationsspiel und finden seltener zum Abschluss.
Dennoch bedarf es bei Malaga auch in nächster Zeit genauer Beobachtung, denn taktisch haben sie einiges in petto. Mittelfristig wäre es zum Beispiel auch möglich, dass sie vereinzelt in ihrem 4-2-3-1 mit einer falschen Neun (Joaquin oder Isco) und einer vertikalen Zehn agieren. Dazu hätten sie die passende Absicherung und die dafür benötigten Flügelstürmer.
Gegen Rayo Vallecano wurde hierbei eine interessante Variante davon genutzt. Joaquin spielte als Mittelstürmer und bewegte sich sehr viel entlang der Horizontale, während der nominelle Zehner immer wieder in die Spitze stieß. Man presste in einem 4-2-3-1, die beiden Flügelstürmer waren mit Isco und Neuzugang Morales sehr kreative Akteure, die invers spielten. Ob dies gegen den BVB so genutzt wird, bleibt abzuwarten. Allerdings könnte dies im Konterspiel und auch im Offensivspiel mit der enormen Dynamik und den taktisch harmonisch anmutenden Bewegungen überaus gefährlich werden.
Malagas Pressing
Die womöglich interessanteste taktische Eigenheit ist Malagas Pressing. Wie bei der Deckung sind sie hierbei sehr variabel und passen sich dem Gegner gut an. Dadurch entsteht eine überaus flexible Defensivarbeit. Unter anderem spielten sie gegen Barcelona deswegen schon mit einem hohen asymmetrischen 4-3-3-Mittelfeldpressing, welches zuerst zu einem asymmetrischen 4-3-2-1 und später zu einem 4-4-1-1 in der eigenen Hälfte wurde. Diese Asymmetrie wurde durch den Fokus des Offensivspiels auf Joaquin und Isco bedingt, während sich Joaquins Gegenüber, Eliseu, tiefer orientierte.
Dies ermöglicht auch den Sechsern ein hochinteressantes Verschieben in der Mitte; mit Eliseu auf links haben sie in der zweiten horizontalen Linie der Formation eine gute Breitenstaffelung und die beiden Sechser können die vermeintlich offene Seite hinter dem hohen Joaquin als Pressingfalle nutzen. Dadurch versperren sie effektiv Angriffe und Joaquin kann dann im Rückwärtspressing helfen. Ein weiterer Vorteil betrifft das offensive Umschaltspiel.
Verliert der Gegner den Ball, hat Malaga nach hohen Ballgewinnen nicht nur drei Spieler vorne, sondern auch die drei kombinationsstärksten. Allerdings geht Malaga dann nur selten Richtung Tor – sie konzentrieren sich auf ein Festsetzen im letzten Spielfelddrittel und ein spielerisches Herausspielen von Angriffen. Darum haben sie bislang kein einziges Tor nach Kontern in der Liga erzielt.
Ihre Stärke liegt also vorrangig in der Defensive – sie können asymmetrisch pressen, sie können im 4-4-2/4-2-3-1 (ähnlich wie Dortmund) pressen oder auch mit einem 4-3-3/4-1-4-1, falls sie ohne zwei Sechser spielen. Vereinzelt rückt auch einer der Sechser nach vorne und attackiert den aufbauenden gegnerischen Mittelfeldspieler, auch wenn dies eher selten genutzt wird. Dennoch ist Malaga keineswegs nur eine Defensivmannschaft. Sie haben offensiv einige interessante Aspekte, auch wenn sie im Vergleich mit spanischen und europäischen Spitzenmannschaften eher wenig Tore erzielen.
Offensive Bewegung
Wie schon im Pressing und in der Deckung verfügt Malaga auch in der Offensive über viel Variabilität. Formativ habe ich das bereits beschrieben; ob 4-1-3-2, 4-4-1-1, 4-1-4-1 oder 4-2-3-1, alles ist möglich, auch wenn das Spielermaterial relativ ähnlich bleibt. Viel wichtiger als irgendwelche Zahlenkombinationen ist dabei die offensive Bewegung.
Malaga greift meistens mit eher wenigen Spielern an und hat deswegen viele Unterzahlsituationen. Allerdings agieren die Akteure sehr flexibel und beweglich. Sie verlassen ihre Positionen und suchen die Verbindung zueinander, wodurch sie bestimmte Zonen überladen. In diesen Engen kombinieren sie überdurchschnittlich gut und können dadurch auch gegen kompakte Abwehrreihen für Gefahr sorgen, wenn diese nicht ausreichend Druck entfachen oder individualtaktische Schwächen zeigen.
Dazu gibt es einige Rochaden. Joaquin schiebt nicht nur in die Mitte oder ins Sturmzentrum, sondern wechselt vereinzelt auch mit anderen Akteuren für einen längeren Zeitraum die Position. Dieses technisch starke Bewegungs- und Kombinationsspiel mit intelligenten Unterzahlkombinationen und vereinzelten zonalen Überladungen dürften allerdings nicht nur die größten, sondern auch einzigen großen Stärken Malagas sein.
Wegen ihrer numerischen Unterzahl würgen sie viele ihrer Angriffe selbst ab. Vorne im Sturmzentrum fehlt ihnen ein konstant effektiver Stürmer. Aktuell ist es der erst 20jährige Isco, der die interne Scorerwertung anführt.
Dies erklärt auch die Schwächephase Malagas in den letzten Wochen. Wenn Isco aus dem Spiel genommen wird und die gegnerischen Mannschaften sich intelligent an die Bewegungen der Offensivspieler Malagas anpassen, dann versanden die meisten Angriffe im Nichts. In den letzten fünf Partien hatte Malaga kein einziges Mal mehr als vier Torschüsse.
Fazit
Malaga ist eine hochinteressante Mannschaft mit vielen interessanten taktischen Kniffen, einigen Stärken und gewissen Schwächen, die auch in Verbindung zu diesen Stärken stehen. Ihre Offensive kann an guten Tagen – wie gegen Valencia – hervorragend anzusehen sein und schafft es dann auch, konstant Gefahr zu erzeugen. Wie in den letzten Wochen kann sie jedoch auch über längere Phasen ohne den nötigen Biss im letzten Spielfelddrittel sein und an Ineffektivität kranken.
Fast scheint es, als ob die Neuzugänge im Winter sowie das Mitspielen in zwei Wettbewerben ihren Tribut gefordert hätten. Die Eingespieltheit und das Kombinationsspiel auf engstem Raum sind schwächer geworden, was sich natürlich auf die Resultate auswirkt.
Gegen den BVB dürfte es allerdings noch nicht so weit sein. Dort werden eher das defensive Zentrum, das Defensivspiel und die kombinatorischen Fähigkeiten der Offensivspieler Malagas entscheidend sein. Dazu gibt es aber auf einem eigenen Vorbericht von uns auf zdfsport.de in den nächsten Tagen mehr.
16 Kommentare Alle anzeigen
GoalImpact 12. Mai 2013 um 20:39
Falls noch nicht bekannt, hier ein Video in dem Pellegrini über Taktik spricht.
http://www.uefa.com/trainingground/coaches/video/videoid=940113.html
MAHG 3. April 2013 um 17:50
Super Artikel! Sehr schön auf die Wichtigkeit von Isco eingegangen.
Ich selbst ein großer atletico Madrid fan und als halbspanier, jemand der sich sehr um die spanische liga kümmert bin begeistert und verstehe jetzt das spiel von malaga viel besser
Berni 3. April 2013 um 13:59
Wenn ich die Team-Analysen der deutschen Gegner lese, habe ich irgendwie immer das Gefühl, dass der dt. Club garkeine Chance haben wird. Auf dem Spielfeld sieht das meist völlig anders aus.
Auch Malaga wird allgemein stärker geschrieben als sie sind. Hat jemand das Hinspiel gegen Porto gesehen? Oder auch das Rückspiel, wo sie ohne Überzahl wohl auch nicht weiter gekommen wären.
Ich habe nur vor einer Sache ein wenig Bammel. Und das ist, wenn der Gegner ein starkes Angriffspressing gegen Dortmund spielt und gleichzeitig Santana auf dem Platz steht. Denn mit ihm und Weidenfeller hat Dortmund dann gleich zwei fußballerisch eher schwache Spieler im Aufbau, was mindestens zu vielen Ballverlusten führen kann. Aber selbst das wäre immer noch besser als der eine fatale Bock, der hoffentlich auch heute ausbleibt.
Ich hoffe auf ein Resultat mit dem der BVB im Rückspiel zu Spielbeginn weiter wäre. Das dürfte reichen. Mit guter Chancenverwertung heute wäre ich aber auch nicht überrascht, wenn es so ausgeht wie in Amsterdam.
RM 3. April 2013 um 14:07
Porto war im Hinspiel etwas besser, soweit ich weiß. Und es geht hier um die besten Mannschaften – natürlich wirken die in der Analyse herausragend. Wenn wir ein Porträt über den BVB oder Bayern machen würden, wäre es ähnlich. Bei Juventus wurden aber beispielsweise die Gegentore angeführt und wie sie entstanden.
Bei Malaga merkt man aber im Porträt beispielsweise, dass der Linksaußen eine gewisse Problemstelle auf allerhöchstem Niveau ist. Die Sechser sind entweder zu defensiv (Doppelsechs) oder der Verbindungsspieler ist zu offensiv (Isco und Co.). Außerdem greifen sie in Unterzahl an und haben noch kein Kontertor erzielt.
Daniel_DM 3. April 2013 um 14:40
Ich sehe Santana als nicht erheblich schwächer als Subotic. Diese vielen Fehler im Aufbau schienen eher psychologischer Natur zu sein. Im Rückspiel gegen Donesk war er ziemlich sicher.
Allgemein glaube ich, dass deutsche Mannschaften extrem pressingresistent sind. Ziemlich aggressives Angriffs / Mittelfeldpressing mit schnellem Umschalten spielt doch die halbe Bundesliga.
AlexF 3. April 2013 um 14:52
Du sprichst einen sehr guten Punkt an, den ich teile. Die deutschen Mannschaften sind generell sehr an Pressing gewöhnt, da die Bundesliag in diesem Punkt schon ein sehr hohes Niveau hat. Ich denke nicht, dass Dortmund da Probleme bekommt.
nougat 3. April 2013 um 13:55
reus und götze werden die da hinten ordentlich durcheinanderwirbeln und wenn das nicht reicht, muß halt lewa nochmal ran.
halbfinale ist pflicht, wenn die weißwürste den pott holen – nach barca 😉
eric 3. April 2013 um 13:15
@Daniel „Wenn man nicht gerade Bayern heißt funktionieren spielerische Lösungen gegen Dortmunds Mittelfeld einfach nicht.“
Außer es handelt sich um (spielstarke) spanische Mannschaften.
Daniel_DM 3. April 2013 um 14:05
Gerade die Spiele gegen Real haben doch gezeigt, dass Dortmund gegen Spielintelligenz im Grunde immer eine Lösung hat. Auch gegenüber Raum- und passorientiertem Pressing können Götze, Lewandowski und Gündogan (als entscheidende Akteure) ihre Lücken finden.
Bayern Antwort darauf (natürlich nicht nur darauf) ist ja rustikales, mannorientiertes Pressing, bei dem sie ihre individuelle athletische Überlegenheit ausspielen. Und so wie Manndeckung Rochaden wirkungslos macht, lässt sich dieses Pressing im Grunde nicht mannschaftstaktisch umspielen.
Daniel 3. April 2013 um 10:01
Im Grunde sollte Malagas Spielstil Dortmund sehr liegen. Kompakte Mitte, inverse Flügelspieler, defensive Außenverteidiger.
Dortmund bekommt immer dan Probleme, wenn:
– der Gegner mit starken Außenverteidigern die Fügel überlädt. Gerade wegen Reus auf links.
– der Gegner die Flügel breit macht und über Flanken zum Erfolg kommen will
– der Gegner extrem vertikal spielt und sehr schnell umschaltet (Hannover, Stuttgart)
– Der Gegner das Spiel schnell verlagert, weil sie so sehr auf eine Seite verschieben
– Der Gegner extrem agressiv spielt und so seine Zweikampfstärke und Dynamik ausspielen will
In meinen Augen spielt Malaga einfach zu sauber und zu spielerisch um Dortmund gefährlich zu werden. Wenn man nicht gerade Bayern heißt funktionieren spielerische Lösungen gegen Dortmunds Mittelfeld einfach nicht.
Paul 2. April 2013 um 20:03
Kleiner Fehler am Rande: Malaga hat nicht gegen PAOK sondern gegen Panathinaikos Athen gespielt. Ansonsten herrvorragende Analyse und ich bin froh, dass Malaga endlich mal die verdiente Aufmerksamkeit bekommt. Pellegrini ist für mich einer der, wenn nicht der beste Trainer der Welt. Was er mit Villarreal und jetzt mit Malaga geleistet hat ist herausragend
GoalImpact 2. April 2013 um 16:41
Danke. Interessant, dass Du die Außenverteidiger so gut siehst. Die kommen bei mir nämlich eher als Schwachstelle heraus. Das kann aber natürlich auch an ihrem Offensivspiel liegen und nicht (wie von mir unterstellt) am Defensivverhalten.
Trainer T. 2. April 2013 um 16:03
Wir dürfen uns also mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine eher defensive Mannschaft einstellen, die dann über Isco, Joaquin und Saviola (oder Santa Cruz/ evtl Baptista) ihr Glück vorne versucht? Mit den kleinen, technisch begabten und quirligen Spielern dürfte unsere Abwehr evtl ein paar Probleme bekommen, falls es Dortmund nicht schafft vernünftig die Räume zuzumachen und zu doppeln. Doch das dürfte machbar sein.
Die Stärken von Dortmund scheinen zu überwiegen. In der Offensive haben auch wir sehr schnelle und kombinationsstarke Spieler, gegen die die überalterte Defensive ihre Probleme bekommen könnte. Bender wird im Mittelfeld mal wieder alles abräumen, was es abzuräumen gibt. Einzig Schmelle macht mir ein wenig Sorgen, ob er ohne Behinderung (Maske) gegen den starken Joaquin konzentriert zu Werke gehen kann. Und Hummels Ausfall ist natürlich sehr bitter. Allerdings bin ich mit Santana etwas zufriedener als in den vergangenen Jahren, sodass er das Spiel vielleicht auch diesmal ohne gravierende Einzelfehler über die Bühne bringen kann.
Weidenfeller dürfte bis auf sein schlechtes Positionsspiel besser sein, als sein Gegenüber. Unsere Abwehr wäre trotz der Ausfälle mindestens gleichwertig. Im Mittelfeld müssten wir Meilenweit überlegen sein, wenn die Frechheit über die Routine siegt. Und im Sturm haben wir mit Lewa einen der besten Stürmer Europas in unseren Reihen. Taktisch sind wir sicherlich nicht schlechter und vom Einsatzwillen könenn uns eh nur wenige das Wasser reichen.
Ihr sieht: ich bin objektiv optimistisch! 🙂
AlexF 2. April 2013 um 15:48
Vor allem die Flügelbesetzung ist für das Spiel gegen Dortmund hoch interessant, da sie genau auf die Dortmunder Außenverteidiger passen. Gegen Pizceck einen defensiver agierenden Akteur und gegen Schmelzer einen offensiveren. Das passt sehr gut um Überladungen von Dortmund auf der rechten Seite zu verhindern. Es wird wohl die Frage sein, ob Schmelzer das Timing für Vorstöße findet, oder sich zurückhält um die Gefahr zu bannen.
Dortmund könnte gut versuchen die rechte Seite zu bespielen, da dort mit Toulalan der undynamischere der beiden Sechser spielt und Joaquin manchmal zockt. somit ein überladen möglich wäre. KJedoch muss man dabei die potenzielle Pressingfalle umgehen.
mananski 2. April 2013 um 14:52
Malaga ist wirklich eine Mannschaft zum Verlieben, genauso wie Villarreal 10/11, Tschechien bei der Euro 04, generell Bielsa-Mannschaften oder Leverkusen 01/02. Ich freue mich auf das Spiel und hoffe sogar ein bisschen, dass Malaga weiterkommt. Pellegrini macht einen richtig guten Job. Unter solchen Umständen soviel aus der Mannschaft herauszuholen, und das mit solch einer Spielweise auch noch, ist ganz groß.
Daniel-Mika 2. April 2013 um 13:06
Werden noch mehr Mannschaftsportraits folgen?