1. FC Nürnberg – Hamburger SV 1:1

Der 1. FC Nürnberg und sein neuer Trainer empfingen die Hamburger und deren bislang wohlgefälliges Rautensystem.

Nürnbergs Spielausrichtung

Die Nürnberger spielten offensiv ein 4-2-3-1, doch defensiv formierten sie sich in einem tiefen und passiven 4-4-1-1. Dabei unterstützte Timo Gebhardt den alleinigen Mittelstürmer Tomas Pekhart im Pressing und daraus entstand bisweilen ein 4-4-2. Die zwei höchsten Akteure pressten dabei aber nur lose knapp über der Mittellinie – Nürnberg wollte den Ball nicht unbedingt und ließ die Hamburger in ungefährlichen Zonen in Ruhe.

Grundformationen zu Beginn

Grundformationen zu Beginn

Gebhardt orientierte sich aber lose an Milan Badelj und wollte damit den gegnerischen Spielgestalter kalt stellen. Dieser musste deswegen oftmals sehr tief zurückweichen, ließ sich vereinzelt sogar hinter die Innenverteidiger fallen oder kippte nach außen heraus. Alles in allem funktionierte die Nünberger Ausrichtung gut. Sie sahen zwar wenig vom Ball in der Anfangsphase, aber ließen keine Chance zu und agierten kompakt, während Hamburg den Ball zirkulieren ließ.

Obwohl die Gäste den Ball kontrollierten, konnten sie den gegnerischen Abwehrverbund nie ausspielen. In den Raum zwischen die Linien kamen sie selten und sie wurden meist in die Halbräume oder auf die Außenbahn abgedrängt. Gleichzeitig konzentrierte sich Nürnberg auf schnelle Konter mit viel Bewegung in die aufgefächerte Formation der Hamburger.

Robert Mak und Alexander Esswein starteten einige Male von der Seite hinter die Abwehr, Pekhart passte seine Bewegungen daran an und Gebhardt hielt Bälle. Er sollte als einigermaßen pressingresistente Anspielstation entlang der gesamten Spielfeldbreite nach Löchern für tödliche Pässe in den Raum suchen.

Es kommt Bewegung in die HSV-Raute

Die vereinzelten Mannorientierungen sowie die Deckung auf Badelj versuchten die Hamburger mit viel Bewegung auszugleichen. Rafael Van der Vaart agierte fast wie eine klassische Zehn – mit erhöhten Defensivaufgaben. Immer wieder ließ sich der eigentlich höchste Spieler der Raute zurückfallen, holte sich Bälle vor der Abwehr ab und wollte damit Badelj entlasten.

Auch Dennis Aogo war stark ins Aufbauspiel miteinbezogen, was wohl daran lag, dass er den aufrückenden Marcell Jansen gut absichern kann und sich darum einige Male diagonal nach hinten bewegte. Dort war er anspielbar und unterstützte Badelj im Aufbauspiel. Eine weitere interessante Bewegung war das mehrmalige Aufrücken Heiko Westermanns, wenn Badelj zurückging, um die freien Räume zu bespielen.

Mit der Zeit nahm diese Bewegung aber ab, denn die Nürnberger schoben nach einer halben Stunde etwas höher und pressten früher. Davon lebten auch die Hamburger auf. Zuvor war die Bewegung zwar interessant gewesen und half den Ballbesitz zu behalten, doch im letzten Spielfelddrittel war man inexistent. Der zurückfallende Son sorgte ebenfalls dafür, dass es an Präsenz im Zwischenlinienraum mangelte.

Bruma und Skjelbred kamen bereits in Halbzeit 1 neu ins Spiel - es veränderte aber nichts.

Bruma und Skjelbred kamen bereits in Halbzeit 1 neu ins Spiel – es veränderte aber nichts.

Später konterten die Nürnberger schneller und pressten früher, wodurch die Bewegung Sons und letztlich auch Rudnevs, der dann öfters in die Halbräume ging, besser wirkten. Das Spiel wurde offener, aber beide Teams waren nicht präzise genug, um wirklich zwingende Angriffe herauszuspielen.

Somit wurde das Team trotz für die Offensive taktisch guter Ideen träge, denn es fehlte an der nötigen Dynamik im Kombinationsspiel im letzten Drittel, wodurch Nürnberg durchgehend die Kompaktheit behielt, während der HSV rechtzeitig Konterangriffe abfangen oder per taktischem Foul stoppen konnte.

In der zweiten Halbzeit

Zu Beginn der zweiten Spielhälfte schien es, dass die Nürnberger weiterhin ihren positiven Trend aufrechterhalten könnten. Sie waren bereits gegen Ende der ersten Halbzeit nicht nur defensiv gut, sondern wurden auch in der Offensive stärker. Allerdings konnten die Hamburger nach relativ kurzer Zeit das Spiel wieder stärker zu ihren Gunsten drehen.

Ein wichtiger Faktor war neben dem Aufrücken der Außenverteidiger auch die Einwechslung von Per Skjelbred.

Zuvor war Arslan der offensiv klar unauffälligste Spieler in der Raute gewesen und hatte trotz sicheren Pässen kaum einen Angriff aufbauen können. Skjelbred war präsenter, vertikaler und konnte dennoch eine ähnliche Passsicherheit an den Tag legen – außerdem war Skjelbred jener Akteur, der die meisten Torschüsse beim HSV vorbereitete.

Desweiteren standen die Hamburger mit fortschreitender Spieldauer defensiv sicherer und waren gleichzeitig offensiv präsenter. Die Außenverteidiger rückten nun weiter mit nach vorne und hielten die Breite konstanter, wodurch in der Mitte mehr Platz frei wurde. Hamburg kam dem Tor nun näher, was auch daran lag, dass das Wechselspielchen zwischen Badelj und van der Vaart deutlich besser umgesetzt wurde. Kam der Angriff dann in die Endphase, schoben teilweise beide Akteure nach vorne und konnten dadurch für mehr Spielstärke sorgen.

Das Problem in der ersten Hälfte beim HSV: sie hatten keine Anspielstationen in gefährlichen Räumen und über die Seiten gab es nicht ausreichend Druck im Aufrücken. Hier eine Szene, wie sich Van der Vaart fallen ließ und daraus partout nichts machen konnte

Das Problem in der ersten Hälfte beim HSV: sie hatten keine Anspielstationen in gefährlichen Räumen und über die Seiten gab es nicht ausreichend Druck im Aufrücken. Hier eine Szene, wie sich Van der Vaart fallen ließ und daraus partout nichts machen konnte

Dennoch waren sie ebenso wenig wie die Nürnberger nicht zwingend genug. Insbesondere die Nürnberger müssen sich vorhalten, dass sie

  • die wenigen gefährlichen Angriffe, welche sie vorrangig in der ersten Halbzeit hatten, nicht verwerteten.
  • gegen die sehr hoch aufgerückte Hamburger-Abwehr und das offensive Spiel nicht besser und öfter konterten. Dazu sei aber gesagt, dass die Hamburger sich über weite Strecken stark in der Angriffsvereitelung zeigten. Später agierten die Innenverteidiger deutlich proaktiver, rückten öfters heraus und orientierten sich intelligent an den Bewegungen von Pekhart und Gebhardt. Letzterer wurde einige Male bei der Ballannahme nach längeren Bällen schnell gestellt und gepresst, wodurch er sich nicht drehen konnte.

Das Tor und die Auswirkungen auf das Spielgeschehen

Das Tor für die Hamburger fiel letztlich folgerichtig durch einen Angriff über die Außen, wo Raum frei wurde und nach einem Kurzpass eine Flanke an den zweiten Pfosten Artjom Rudnevs fand. Zuvor hatte Nürnberg Markus Feulner statt Timothy Chandler als Rechtsverteidiger gebracht, über dessen Seite dann das Tor fiel.

Doch nur fünf Minuten später konnte Nürnberg nach einem Einwurf ebenfalls eine Flanke, allerdings flach und scharf in die Mitte, anbringen und ausgleichen. Nach dem Ausgleich war es also das gleiche Bild, wie vor der Führung: Hamburg kontrolliert den Ball, kann ab und zu durchkommen und hat  eine gute Chance unter schwierigen Umständen, während Nürnberg weit in der eigenen Hälfte in einer mannorientierten Raumdeckung verschiebt und individuell nach möglichen Zugriffen mit losen situativen Mannorientierungen sucht.

Fazit

Es war weder ein taktisch noch spielerisch berauschendes Spiel. Dafür fehlte es den Nürnbergern an der Konstanz: bis auf ein paar Minuten um die Halbzeitpause herum konnten sie nur vereinzelt Kontern und diese waren zumeist nicht gut zu Ende gespielt. Hamburg konnte viele Bälle abfangen und mit wenig Mann gut verteidigen, was sich insbesondere in der zweiten Halbzeit bezahlt machte. Dort hatten sie weiterhin mehr vom Ball, trauten sich aber weiter nach vorne und konnten dank der erhöhten Zahl angreifender Akteure gefährlichere Angriffe herausspielen.

Absolut überzeugend waren sie dennoch nicht, ebenso wenig wie die defensivstarken Nürnberger, deren Leistung aber mit fortschreitender Spieldauer weniger stabil wurde. Ein Sieg für die Hamburger wäre wohl wegen der stärkeren zweiten Halbzeit vertretbar gewesen.

Andy 21. Januar 2013 um 10:18

„Dazu sei aber gesagt, dass die Hamburger sich über weite Strecken stark in der Angriffsvereitelung zeigten.“

Ist das ein Euphemismus für „Sie haben den Gegner kaputt getreten?“

Ich fand besonders zum Ende der ersten halbzeit haben die Hamburger jeden Konteransatz durch Fouls sofort im Keim erstickt.

12-13 Hamburger Fauls in der ersten Halbzeit und 3 (?) gelbe Karten für tackische Fouls! Dann zu schlussfolgern, dass Nürnberg nicht klar genug gekontert hat finde ich ein bisschen hart.

Aber Hamburg hat die zweite Hälfte klar dominiert und ich bin froh das es 1:1 aus gegangen ist 😉

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RM 21. Januar 2013 um 10:27

Taktische Fouls zum passenden Zeitpunkt sind doch eine gute Idee zur Angriffsvereitelung, oder nicht?

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Andy 21. Januar 2013 um 11:18

Auf jeden fall ist das legitim.

Was ich sagen will:

Es war nicht (nur) schlecht von Nürnberg.

Eher war es war clever von Hamburg.

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PFawkes 21. Januar 2013 um 20:40

Naja auf Dauer ist das nicht gerade eine gute Idee, Diekmeier und Jansen dürfen sich das z. B. im nächsten Spiel nicht nochmal leisten sonst darf Fink direkt mal beide AVs ersetzen weil sie mit 5 gelben Karten gesperrt wären. Arslan musste nach 38 Minuten raus weil er bei einem strengeren Schiri schon vorher hätte Duschen dürfen und zu 10 noch knappe 50 Minuten über die Zeit bringen ist nicht gerade förderlich für das eigene Spiel.

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RRamirez 20. Januar 2013 um 20:54

der Mann heißt übrigens Markus nicht Stefan Feulner 😉

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