QPRs Veränderungen unter Redknapp

Nach einem desolaten Start zogen die Investoren der Queens Park Rangers die Reißleine und entließen Trainer Mark Hughes, der zu viele Probleme nicht beheben konnte. Nun feilt Ex-Spurs-Coach Harry Redknapp an der Rettung des Tabellenletzten.

QPRs Grundformation unter Hughes…

Mini-Serie nach den Londoner Derbys

Mittlerweile hat die Mannschaft immerhin zwei Saisonsiege auf dem Konto und in den letzten beiden Spielen weder verloren noch ein Gegentor kassiert – nach einem überraschenden 1:0-Auswärtssieg bei den etwas zahnlosen Blues folgte im nächsten Stadtduell ein Remis zuhause gegen Redknapps Ex-Verein Tottenham.

Mit einem tieferen und weniger gestreckten 4-3-3, einem defensiv- und kampfstarken Mittelfeld sowie einer Mannorientierung konnte selbst das wirbelnde Angriffsspiel der Spurs zumindest soweit eingedämmt werden, dass der starke Julio Cesar nur bei wenigen Abschlüssen seine ganze Klasse wirklich aufbieten musste. Nur 7 von 18 Abschlussversuchen brachte Tottenham auf das Tor, bei Chelsea waren es gar nur 2 aus 26 Schüssen gewesen.

Allerdings war die Defensive nie das ganz große Problem von QPR gewesen – mit 36 Gegentreffern aus 22 Spielen liegen sie im unteren Mittelfeld der Liga, was allerdings auch nur durch die unzähligen Standard-Gegentreffer der Hughes-Zeit bedingt ist, als bei ruhenden Bällen manches Mal das Chaos ausgebrochen war. Angesichts der Tatsache, dass QPR durchaus viele Remis holte, aber kaum gewinnen konnte, lässt sich schon ablesen, wo das wirkliche Problem lag – beim Erzielen von Toren, um auch einmal enge Spiele zu den eigenen Gunsten entscheiden zu können. In der Tat ist das Team mit einem Torschnitt von nur knapp über 0,75 Treffern pro Spiel zusammen mit Aston Villa die schwächste Angriffsreihe in der Premier League.

Veränderungen im Offensivspiel unter Redknapp: Taarabt als Spielmachende Neun

qpr-redknapp

…und so stellte Harry Redknapp die Mannschaft am Wochenende gegen Tottenham auf.

Es gibt noch keine augenscheinlichen Verbesserungen, sondern nur einige lose Ansätze, doch zumindest die formativen Strukturen wurden verändert – und diese Veränderungen sind in der Theorie Voraussetzungen dafür, dass es in der zukünftigen Entwicklung noch besser werden kann. So hat sich in den letzten Spielen ein 4-3-3 abgezeichnet, in dem der eigentliche Spielmacher Adel Taarabt – bisher häufig als eingerückter Zehner von links in einem 4-4-2/4-4-1-1 aufgestellt – den Mittelstürmer-Posten besetzte und dort als spielmachende und dribbelnde Neun agierte.

Im zentralen Mittelfeld liefen Park Ji-Sung und Stephane M´Bia auf, wobei Ersterer auf halblinks als sogenannter Defensivstürmer nicht nur gewohnt arbeitsam nach hinten agierte, sondern auch im Offensivspiel eine interessante Rolle als Balancespieler einnahm, indem er situativ ballfern absicherte, bestimmte Räume besetzte und darüber hinaus für den sehr umtriebigen Taarabt einige Räume freiblockte oder Gegenspieler wegzog.

Dagegen war M´Bia sogar der etwas offensivere der beiden Achter  und band sich auf halbrechts in einige nette Dreieckskombinationen mit dem in die Spitze stoßenden oder nach innen gehenden Außenspieler Mackie sowie Taarabt einband und rochierte in diesem Zusammenhang auch einige Male hinter Mackie auf die Seite hinaus. Fast wie eine Art Wandspieler aus der Tiefe hielt er mit seiner physischen Präsenz Bälle und legte diese ab, übernahm also für das stürmerlos antretende QPR gelegentlich die Rolle als höchster Anspielpunkt in der Vertikalen – nur eben, dass er dafür als kampfstarker Mittelfeldspieler zunächst aufrückte.

Neben Park befreite und entlastete damit auch M´Bia den wichtigen und möglicherweise bald immer stärker aufblühenden Taarabt in vorderster Front, der sich vermehrt zurückfallen lassen konnte und Hilfe in seiner Nähe hatte. Diese Neuaufstellung der Offensive bedeutet zudem für das ganze Team mehr Optionen im Angriffsspiel, welche unter Hughes oftmals durch das Aufstellen einer klassischen Spitze in direkter Kombination mit dem sehr direkten und eher weniger kombinativen Mackie nicht vorhanden gewesen waren – wobei Zamora und vor allem Djibril Cisse ohnehin nie wirklich hatten überzeugen können. Aktuell wirkt das Ganze etwas kohärenter, wenngleich angesichts der Zahlen und Ergebnisse immer noch reichlich Luft nach oben ist.

Noch nicht alle Probleme behoben

So fehlt es besonders aufgrund der etwas tieferen und absichernden Rolle von Park an einer konstanten Diagonalverbindung zwischen den Interaktionen auf der halbrechten Seite sowie dem schnellen Linksaußen Shaun Wright-Philipps, der auf seiner Flanke recht linear in Richtung Grundlinie spielt. Dadurch können noch nicht alle Offensivoptionen genutzt und daraus stetig Torszenen kreiert werden. Problematisch ist darüber hinaus, dass die zu wenigen Szenen, die man dann doch erspielt, viel zu verschwenderisch weggeworfen werden. Gegen Tottenham wurden beispielsweise einige ordentliche Szenen im letzten Drittel aufgrund von überhasteten Zuspielen oder Abschlüssen aus unsinnigen Positionen zerstört.

In diesen Fällen müssen die Offensivspieler noch mehr Ruhe entwickeln, wenn sie in die höheren Zonen aufgerückt sind und gegebenenfalls häufiger auf das Nachrücken ihrer Hinterleute vertrauen – gegen Tottenham wurde dies besonders deutlich, da gegen das starke Pressing der Gäste kaum kollektive Aufbausituationen erzeugt werden konnten, sondern QPR fast nur über Umschaltmomente gegen das riskante Spiel des Gegners zu Aktionen vorne kam, bei der der Support aber erst recht gering ist. Umgekehrt müssen dann natürlich auch die tieferen Spieler sich besser mit einschalten, was schon unter Hughes ein Kritikpunkt war.

Gerade die beiden Außenverteidiger, wie zum Beispiel auf der linken Seite Fabio, spielen weiterhin zu zögerlich, obwohl sie von ihren Fähigkeiten eigentlich mehr für die Offensive beitragen könnten. Doch so zwingen sie ihre Vordermänner zum Laufen mit dem Ball und können ihnen keine Optionen im Spiel nach vorne geben, was dem Gegner das Verteidigen naturgemäß vereinfacht.

Ein Ausblick

Das einzige Ziel einer ziemlich missratenen Saison kann für die Queens Park Rangers nur noch das Verhindern des Abstiegs sein. Angesichts der Tatsache, dass sich der Rückstand mittlerweile in Grenzen hält, sollte dies für einen Trainer wie Harry Redknapp mit dem vorhandenen Spielermaterial bewerkstelligen lassen, wenngleich sich aus dem Team zumindest in diesem Jahr keine Topmannschaft mehr formen lässt.

Dafür gibt es noch zu viele Probleme oder Aspekte, die im Argen liegen, während das neue System noch nicht wirklich stabil ist. Schließlich besteht darin durchaus ein gewisses Risiko, einen Spielmacher wie Taarabt als Spielmachende Neun aufzustellen, wenn man – wie gegen Tottenham – nicht die nötige Kontrolle aufbauen kann – was an der Offensivleistung zu erkennen war und gar zu einer solchen oder einer solchen Situation führen kann. Solange sich diese Art von Partien aber nicht häuft und in Spielen gegen Mannschaften aus den mittleren und unteren Tabellenregionen die notwendige Ballkontrolle aufgebaut werden kann, damit Taarabt noch mehr Support erhält als von zwei Spielern auf halbrechts, sollte der Klassenerhalt aber gelingen. Mit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung unter Redknapp könnte dann in der nächsten Saison unter Umständen der Angriff auf die internationalen Ränge erfolgen.

Leonidas 16. Januar 2013 um 22:27

Ich würde mir sehr einen Artikel über das heutige Spiel Arsenal-Swansea wünschen.

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Johnboy 13. Januar 2013 um 22:06

Findest du nicht das mit park und mbia nicht die perfekte mischung im ittelfeld als achter aufgeboten wurden in dem spiel gegen tottenham ? Wenn ich richtig liege ist park vor der saison von manu zu qpr gewechselt und mbia spielte ja bei hughes teilweise sogar als innenverteidiger und ich halte zwar viel von mbia weil er eben so körperlich stark ist aber für mich ist er mehr ein defensiver mitteldfeld spieler als ein 8 mit anlagen eines spielers der in das srurmzentrum vordringt um die tiefe herzustellen wie fabregas beispielsweise bei barca das teilweise der fall ist. Um parks stil zu beurteilen kenne ich ihn zu wenig und weiß nicht ob er diese eigenschaft besitzt balance herzustellen was ich mit zu den intressansten eigenschaften zähle weil sie so schwer oder kaum zu trainieren ist. Ich kenne ihn nur als außenspieler bei manu obwohl er ja selten zum zug kam .
Du hast es ja auch angesprochen wie qpr gegen gegner aus dem oberen drittel agiert die selber auf ballbesitz bedacht sind und da seh ich auch große probleme da das system was redknapp spielen lässt sehr auf ballbesitz aus ist und ohne diesen nicht die vollen stärken aus dem system ausgeschöpft werden können wie dem dribbelnden taarabt deswegen würd ich mir wünschen oder eher ich würde mich sehr freuen wenn ihr bald mal eine kurze analyse von qpr gegen ein topteam anfertigen könntet . 🙂

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OM 14. Januar 2013 um 13:52

Bei der Mischung im Mittelfeld kommt es sicher darauf an, welchen Fokus Redknapp setzt. Gegen Tottenham war das sicher ein defensiverer Fokus.
Mbia hat einen der Schlüsselspieler Tottenhams, Dembélé, sehr effektiv ausgeschaltet. Nach vorne kam allerdings wenig, da Mbia leider kein besonders guter Passpieler ist. Wie du sagst, von seinen Anlagen seh ich ihn eher als Inneverteidiger.
Park ist für mich ein astreiner Achter.

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