FC Barcelona – Atletico Madrid 4:1

Atleticos sehr kompaktes 4-4-2 funktioniert in der ersten Hälfte nahezu perfekt, ein Distanzschuss und ein Tor nach Ecke bringen Barcelona dann die Führung. Selbige sorgt in Kombination mit einigen taktischen Anpassungen für eine lockere zweite Halbzeit, in der der designierte Meister nichts anbrennen lässt.

Grundformationen

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Barcelona begann das Spiel im 4-3-3. Vor der Innenverteidigung Pique/Puyol sicherte Busquets ab. Jordi Alba startete auf der linken Seite, rechts erhielt Adriano den Vorzug vor Dani Alves.

In der Kreativzentrale spielten Iniesta und Xavi, wobei Letzterer wie üblich etwas tiefer spielte, während Iniesta die Verbindungen ins letzte Drittel herstellen sollte. Helfen sollte ihm dabei Messi, der in seiner Paraderolle als falsche Neun auflief.

Die Flügelstürmer Pedro und Alexis Sanchez streckten das Spiel im letzten Drittel und verhielten sich sehr positionstreu – es gab also wenige Läufe ins Sturmzentrum, auch Positionswechsel waren selten zu sehen.

Bei gegnerischem Ballbesitz, was der Regelfall war, spielte Atletico ein extrem kompaktes 4-4-1-1/4-4-2. Die Viererkette um die Innenverteidiger Miranda und Godin stand anfangs recht hoch, die Außenverteidiger Juanfran und Filipe ließen sich zudem von Pedro und Sanchez nicht auf die Flügel ziehen.

Das Vierermittelfeld davor spielte ebenfalls sehr eng beieinander, meistens sogar noch enger als die Abwehrreihe. Falcao und Diego Costa agierten gegen den Ball vornehmlich in der eigenen Hälfte, in der sie wenige Meter vor der Mittelfeldreihe verschoben.

Barca ohne Risiko, Atletico unheimlich kompakt und diszipliniert

In der ersten Halbzeit zeigten die Gäste aus Madrid eine äußerst disziplinierte und intelligente Leistung im Defensivspiel. Das 4-4-2 war sehr kompakt, da die Abwehrreihe hoch und die Stürmer sehr tief standen. Da sowohl die Außenverteidiger als auch die Flügelspieler im Mittelfeld sehr weit einrückten, ergab sich ein Block, in dem es sehr schwer war, zwischen die Linien zu kommen.

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Atletico stand sehr hoch und kompakt, in der Regel sogar noch stärker als hier. Falcao und Diego Costa agierten ebenso wie die Mittelfeldreihe ca. fünf Meter tiefer, gleichzeitig blieb die hohe Abwehrreihe bestehen.

Barcelona wurde durch diese Spielweise schnell auf die Flügel gelenkt. Den Raum dort nutzten sie allerdings nicht gut, da Adriano und Alba sich zunächst zurückhielten. Möglicherweise sollten sie Pique und Puyol nicht in 2vs2 Kontersituationen mit Falcao und Costa laufen lassen, vielleicht sollten sie aber auch erstmal abwartend agieren und als sichere Rückpassoptionen dienen.

Oft wird  gegen so kompakt auftretende Mannschaften wie Atletico versucht, vom Flügel diagonal zwischen die Linien zu kommen und dass Pressing so zu umspielen. Barcelona versuchte dies selbstverständlich, scheiterte aber. Dies lag vor allem daran, dass Jordi Alba und Adriano oft die falschen Entscheidungen im Passspiel trafen. Nur sehr selten banden sie ihre Vordermänner Pedro und Sanchez mit ein, die an der Linie klebten und stets anspielbar waren. Sie hätten die beiden Flügelstürmer problemlos anspielen und im Anschluss falsch hinterlaufen/“vorderlaufen“ können, was gerade Alba eigentlich sehr gerne macht.

Dennoch schaffte es Barca, Atletico Stück für Stück weiter in die eigene Hälfte zu drängen. Sie standen häufig mit der Viererkette am Strafraum, rückten aber im Gegensatz zu vielen anderen Mannschaften, die es mit den Katalanen zu tun bekommen, nach Ballgewinn oder erzwungenen Rückpässen wieder vor.

Der Laufaufwand der Gäste war also nicht zu unterschätzen und sollte im Laufe des Spiels noch an Bedeutung gewinnen.

Sinnbild für Atleticos Defensive und Offensive: Das 1:0

Verlor Barcelona den Ball, suchte Atletico sofort den Ball in die Spitze. Falcao – übrigens schneller als man denkt – stellte Pique und Puyol in Laufduellen oft vor Probleme und schloss aus nahezu jeder Position ab. Nachdem der Kolumbianer in der Anfangsphase den Pfosten getroffen hatte – voraus ging eine für ihn typische Freilaufbewegung mit anschließendem technisch anspruchsvollen Kopfall – vergab der Starstürmer eine weitere Gelegenheit.  Bei einem Konter nutzte er seinen Geschwindigkeitsvorteil, schoss aber frei vor Valdes am langen Pfosten vorbei.

Eine nahezu identische Szene brachte dann die zu dem Zeitpunkt nicht unverdiente Führung für Atletico:

1-0A

Atletico weiter nach hinten gedrückt. Die enge Stellung der Mittelfeldreihe verschließt die Passmöglichkeiten ins Zentrum. Messi holte sich wie in dieser Szene häufig den Ball ab, fand aber keine vertikalen Anspielmöglichkeiten. Folge: Pass auf Xavi…

...der mangels Anspielstationen sofort wieder prallen lässt. Schön zu sehen, wie Atleticos Mittelfeldakteure flexibel herausrückten und Druck erzeugten.

…der mangels Anspielstationen sofort wieder prallen lässt. Schön zu sehen, wie Atleticos Mittelfeldakteure flexibel herausrückten und Druck erzeugten.

Diego Costa antizipierte den Rückpass auf Messi und attackiert diesen. Nach dem Ballgewinn...

Diego Costa antizipierte den Rückpass auf Messi und attackiert diesen. Nach dem Ballgewinn…

...spielt er quer auf Falcao, der Busquets und Puyol überlauft und per Heber zum 1:0 vollendet.

…spielt er quer auf Falcao, der Busquets und Puyol überlauft und per Heber zum 1:0 vollendet.

Auffällig war, dass Atletico stets darauf bedacht war, keine Gegenkonter zu kriegen. Sie rückten recht spärlich mit auf, meistens waren neben Falcao und Costa nur die beiden Außenspieler an den Gegenstößen beteiligt, und bemühten sich, möglichst jeden Angriff abzuschließen.

Dies gab ihnen die nötige Zeit, wieder in die Grundordnung zurückzukehren, was in der ersten Halbzeit ohne Ausnahmen funktionierte.

Zwei untypische Tore bringen die Vorentscheidung

Atletico machte im ersten Durchgang fast alles richtig. In puncto Chancen führten sie qualitativ wie quantitativ, zudem versperrten sie Messis Arbeitsbereich so, dass dieser keinen Einfluss auf das Spiel hatte. Doch mit dem Halbzeitpfiff führte Barcelona 2:1. Was war geschehen?

Die Gäste aus Madrid fing sich zwei extrem ärgerliche Gegentore, da diese für den FC Barcelona absolut atypisch waren. Den Ausgleich erzielte Adriano per Fernschuss, der eigentlich gut verteidigt wurde. Dass der Brasilianer den Ball jedoch derart perfekt trifft, ist für die Madrilenen bitter.

Adriano erhält nach einer Spielverlagerung von Iniesta den Ball am rechten Flügel. Er hat keine Anspielstation, eine Flanke auf die "Kopfballungeheuer" in der Mitte ist keine Option.

Adriano erhält nach einer Spielverlagerung von Iniesta den Ball am rechten Flügel. Er hat keine Anspielstation, eine Flanke auf die „Kopfballungeheuer“ in der Mitte ist keine Option.

Ein Mittelfeldspieler kommt zum Doppeln. Adriano hat keine Anspielstation und kein Tempo: Was tun? Er läuft diagonal vom Tor weg und schießt mit links in den linken Winkel.

Ein Mittelfeldspieler kommt zum Doppeln. Adriano hat keine Anspielstation und kein Tempo: Was tun? Er läuft diagonal vom Tor weg und schießt mit links in den linken Winkel.

Nach dem Traumtor durch Adriano fing sich Atletico dann unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff noch ein Tor nach einer Ecke. Sie stellten die Kurzpassoptionen immer wieder zu, sodass Barca hohe Eckstöße spielen musste. Pique kam am langen Pfosten an den Ball, legte ihn nach innen. Puyol leitete mehr oder weniger glücklich auf Busquets weiter, der einschob – 2:1.

Was Barcelona in der zweiten Hälfte besser machte

BarcaBewegung2hz

Busquets spielte in der zweiten Halbzeit tiefer, was die Außenverteidiger und folglich auch die Flügelstürmer nutzten. Atleticos Formation wurde so gestreckt, was den Katalanen auch das Gegenpressing erleichterte.

In der zweiten Halbzeit stellte Vilanova sein Team leicht um: Busquets ließ sich nun sehr häufig zwischen oder neben Puyol und Pique fallen, sodass eine gestreckte Dreierreihe im Aufbau entstand. Diese hatte es leichter, die zwei vorderen Atletico-Akteure  zu umspielen.

Weiterer Positiveffekt: Alba und Adriano konnten weiter vorschieben, für Breite sorgen und ihre Vordermänner befreien. Pedro und Sanchez durften nun enger spielen und die Räume zwischen Innen- und Außenverteidiger bearbeiten.

Dies zwang die äußeren Mittelfeldspieler Atleticos wiederum, etwas breiter zu stehen, um bei Pässen auf Alba und Adriano nicht zu weit weg zu sein. Folge waren günstigere Passwinkel für die Gastgeber, die den Ball geduldig zwischen zweitem und dritten Drittel laufen ließen.

Besonders die linke Seite profitierte von der modifizierten Spielweise: Am Ende kamen mehr als die Hälfte aller Angriffe über diesen Flügel.

Sanchez machte mit seinen Diagonalläufen Platz für den nachrückenden Jordi Alba, der entweder per Seitenwechsel bedient wurde oder aber Raum für Iniesta schuf. Dieser ließ sich immer wieder in den linken Halbraum fallen und unterstützte Puyol, Busquets und Pique beim Spielaufbau. Letzterer zeigte übrigens einige gute Vorstöße mit Ball, die nun wegen Busquets´ veränderter Positionierung abgesichert waren.

Keine Kontermöglichkeiten für Atletico

Durch die etwas gestrecktere und wegen Sanchez´ und Pedros Läufen deutlich tiefere Pressingordnung fiel Atletico das Kontern extrem schwer. Wo in der ersten Halbzeit noch kurze Verbindungen zwischen den „offensiven“ Außen und den beiden Stürmern waren, klafften nun große Lücken. Die Passwege waren jetzt weit, die Pässe klar vorhersehbar.

Zudem hatte Barcelona mit Busquets einen zusätzlichen Mann im Zentrum, sodass Pique und Puyol nicht mehr in Gleichzahl gegen Falcao und Costa verteidigen mussten – natürlich ein erheblicher Vorteil, wenn so viel Raum abzudecken ist.

Das gefürchtete Gegenpressing der Katalanen kam nun auch deutlich besser zur Geltung, da sie selbst enger, der Gegner dafür breiter agierte. So konnte nach den seltenen Ballverlusten schnell Überzahl in Ballnähe hergestelllt werden, Folge waren lange Bälle oder Ballverluste Atleticos.

Atletico verliert die Disziplin und offenbart große Lücken

Zwischen der 55. und 65. Minute hatten die Gäste aus Madrid eine wilde Phase. Es wirkte so, als wollte ein Teil des Teams ein Angriffspressing spielen, während die andere Hälfte weiterhin tief verteidigte. So liefen Falcao und Costa Barcelonas Dreierkette im Aufbau an, dahinter rückte das Vierermittelfeld nach. Die Vierkette blieb jedoch recht tief in der eigenen Hälfte, sodass teilweise 20 Meter zwischen der ersten und zweiten Kette lagen.

Barcelona von dem scheinbaren Pressing nicht verunsichern und spielte einfach drumherum. Die Außenverteidiger ließen sich wieder ein Stück fallen, waren so schnell anspielbereit und konnten diagonal in den großen Raum zwischen gegnerischem Mittelfeld und Abwehr spielen.

Das 3:1 durch Messi fiel durch eine ähnliche Situation. Voraus ging jedoch keine Pressingszene Atleticos, sondern ein Angriff, bei dem die Viererkette nicht weit genug nachrückte und somit ein zu großes Loch vor sich zuließ.

Atletico rückt bei einem eigenen Konter nicht im Kollektiv auf. Die Abwehrreihe bleibt zu tief. Nach dem Ballverlust klafft eine riesige Lücke zwischen Abwehr und Mittelfeld.

Atletico rückt bei einem eigenen Konter nicht im Kollektiv auf. Die Abwehrreihe bleibt zu tief. Nach dem Ballverlust klafft eine riesige Lücke zwischen Abwehr und Mittelfeld.

Mit etwas Glück kommt der Ball zu Sanchez auf dem linken Flügel. Sofort sucht er mit einem Diagonallauf den freien Raum...

Mit etwas Glück kommt der Ball zu Sanchez auf dem linken Flügel. Sofort sucht er mit einem Diagonallauf den freien Raum…

...und findet Messi. Dieser vollendet wie gewohnt aus knapp 20 Metern. Stark, wie Sanchez nach dem Pass in die Schnittstelle geht und Messi so den Weg frei macht.

…und findet Messi. Dieser vollendet wie gewohnt aus knapp 20 Metern. Stark, wie Sanchez nach dem Pass in die Schnittstelle geht und Messi so den Weg frei macht.

Spätestens jetzt war das Spiel endgültig entschieden, Atletico hatte aufgegeben und versuchte nichts mehr, um das Spiel noch zu drehen. Sie verteidigten bis zum Schluss tief im 4-4-2, Barca ließ den Ball ohne Druck zirkulieren und war ebenfalls nicht auf mehr aus.

Dass Godin sich kurz vor Schluss noch mit einem Hackentrick im eigenen Strafraum versuchte, bestrafte Messi noch mit seinem 90.Tor im Jahre 2012.

Fazit

45 Minuten lang kontrollierte Atletico die wichtigen Räume und war bei den überfallartigen Kontern gefährlich. Falcaos Kopfball an den Pfosten, Adrianos Traumtor, das nicht alle Tage vorkommt, sowie ein Eckballgegentor sind unglückliche Umstände, die den Madrilenen den Rückstand brachten.

Die Maßnahme, Busquets leicht nach hinten zu verschieben, was die Außenverteidiger höher und die Flügelspieler enger agieren ließ, erleichterte den Katalanen die Ballzirkulation. Der Umstand, dass sie in Führung nicht auf ein weiteres Tor angewiesen waren, spielte natürlich ebenfalls eine große Rolle.

Die kurze Phase, in denen Atletico unsortiert war und größere Räume bot, nutzte Messi dann zur Vorentscheidung. Bei einem 2:1 hätte Atletico in der Schlussphase nochmal mit konsequentem Flankenspiel und über Standards zum Ausgleich kommen können, so war die Partie aber nach einer Stunde entschieden.

Das geduldige Kombinationsspiel bei eigener Führung ist für Barcelona die beste Verteidigung, Atletico fand keine Mittel, ihnen den Ball abzunehmen und länger zu behalten. Mit 75% Ballbesitz und 92%iger Passgenauigkeit zwang Barca Atletico nach dem 3:1 zur Aufgabe.

Vielen Dank an Laola1.tv für das Bildmaterial!

Tank 21. Dezember 2012 um 14:48

Schöner Artikel. Besonders wie die Kettenreaktion nach Busquets Abkippen in die Verteidigung erklärt wurde, fand ich sehr aufschlussreich.

Hoffentlich war es nicht Vilanovas letztes Spiel als Barca-Trainer. Sieht ja zum Glück nicht danach aus.

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perdinho 19. Dezember 2012 um 11:43

Klasse Analyse!

Ich hatte das Glück am Sonntag im Stadion gewesen zu sein und kann die Analyse nur bestätigen.
Vor allem in der ersten Hälfte hatte Barca keine einzige Chance aus dem Spiel heraus. Und wie Falcao abgeht ist ein Wahnsinn. Also wie er vor allem beim 1:0 alle einfach stehen lässt. Zumal man ja Puyol auch nicht gerade der Langsamste ist.
Aber genauso gut wie Simeone seine Mannschaft eingestellt hat, so gut hat Vilanova in der Pause reagiert. Beides klasse Trainer.
Auch die Vorstöße von Piqué, welche bejubelt wurden, fand ich großartig. Welche natürlich auch nur durch Busquets möglich waren. Und was letzterer an Bällen quasi aufsaugt ist auch einfach unglaublich.

War ein klasse Spiel mit einem verdienten Sieger.

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getürkt 18. Dezember 2012 um 17:05

Großes Lob für die zutreffende Analyse!

Deckt sich haargenau mit meiner Beobachtung (nicht, dass ich sie als Maßstab zu Beurteilung der Analyse nutzen würde).
Die erste Halbzeit hat Atletico super gespielt, auch sind sie meiner Meinung nach verdient in Führung gegangen. Wäre bloß Falcao vor dem Tor kaltschnäuzig wie immer gewesen…
Schade das im Prinzip zwei „zufällige“ Tore von Barca das Spiel entschieden haben. Ich hätte es wesentlich interessanten empfunden, wenn Atletico mit einer Führung in die Kabine gegangen wäre, denn dann wären die möglichen Anpassungen von Barcelona noch interessanter geworden, wobei ich mich frage, ob es dennoch die Selben gewesen wären. Naja aber alles „hätte, wenn und aber“ bringt nichts, es sollte einfach für Atletico nicht sein.
Barca in der Form und mit dem quäntchen Glück wird für jede Mannschaft sehr sehr schwer zu bespielen sein.

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Lino 18. Dezember 2012 um 06:24

Noch ein Aspekt: Barca hat teilweise versucht auf den Außen zu „drippeln“, also sowohl Jordi Alba, als auch Iniesta uns Sanchez standen extrem breit, um dann den Raum auf den außen, den Atletico ja recht frei gelassen hat, mit stark vertikalen Laufwegen (Doppelpässen, Kreuzen etc.) zu bespielen. Sehr interessanter Aspekt in einm 4-3-3, allerding weiß ich noch nicht, ob ichs „erfolgreich“ fand oder nicht. In der 2. Hz sahs jedenfalls besser aus, was aber im Wesentlichen an der veränderten Stellung von Busquets bzw. den Außenverteidigern lag

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blub 18. Dezember 2012 um 00:48

Busquets hat vielleicht geholfen den Raum abzudecken, aber wenn man gegen falcao und Consta ins laufduell kommt ist busquets keine so große verstärkung zu Pique und Puyol. der Teilaspekt mit den höheren AVs finde ich hier deutlich relevanter.

Ich hab teile des Spiels gesehn und fand Altetico eigentlich recht stark.von der anlage her hatten sie das potential Barca zu schlagen.

Frage: wie kann denn Adriano den VORZUG von Dani Alves erhalten? Ich hab wenig Barca gesehn und Frage mich ernsthaft wie das sein kann.

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PP 18. Dezember 2012 um 01:08

Zu dritt kannst du dich natürlich besser zu den Stürmern stellen als zu zweit, was etwaige Laufduelle erleichtert oder bestenfalls schon vorher verhindert.

In der ersten Halbzeit war es richtig gut, in der zweiten fand man allerdings kein Mittel, um irgendwie torgefährlich zu werden. Möglicherweise hat da auch die Frustration eine Rolle gespielt. So eine eine erste Halbzeit gegen Barca und trotzdem Rückstand, hm…

Adriano mausert sich mit seiner Vielseitigkeit immer mehr zum Stammspieler. Schnell, beidfüßig, und mittlerweile auch vertraut mit dem Barca-Spiel. In der Liga je vier Einsätze als Links- Innen- und Rechtsverteidiger, dazu noch fünf Tore. Dani Alves hat fast den kompletten Oktober wegen eines Muskelfaserrisses verpasst. Im November dann fünf Spiele gemacht, wieder verletzt. Gegen Atletico war es sein erster Kurzeinsatz seit 25.11.! Ist bisher also nicht seine Saison, zumal ja kaum jemand so von der Physis lebt wie er.

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blub 18. Dezember 2012 um 09:41

ok, verletzung bei alves, das kann ich nachvollziehen.

ja, mir ist klar das man zu dritt den Raum besser zustellt und besser in den zweikampf geht weil man noch ne absicherung hat.

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Tank 21. Dezember 2012 um 14:45

PPs letzter Satz zu Dani Alves ist der wichtigste. Dani Alves hat, sei es durch Verletzungen oder Alter oder beides, etwas an Physis abgebaut und das ist für ihn fatal. Sein Spiel war schon immer ein Tanz auf der Rasierklinge, den er nur tanzen konnte, weil er 2-3 Lungen zu haben scheint. So hat er die Löcher, die ein so offensiver AV wie er zwangsläufig hinter sich reißen muss, kleingehalten. Diese Löcher werden nun größer.

Dann muss man sich auch noch die veränderte Position auf dem anderen Flügel angucken, um Alves‘ aktuelle Situation zu verstehen. Früher konnte er auch deshalb so zerstörerisch offensiv wirken, weil mit Abidal eine defensive Bank auf der anderen Seite stand. Nun spielt da aber mit Jordi Alba ein Spieler, der dem Dani Alves von vor 2-4 Jahren nicht unähnlich ist.* Das ändert auch Alves‘ Rolle. Er kann nicht mehr so ganz ungezügelt offensiv agieren, was seinem Spiel natürlich nicht zu gute kommt. Eine Reaktion auf Albas Rolle könnte es sein auf rechts einen defensiveren Außenspieler zu installieren, um die alte Ordnung (eine Seite offensiv-eine Seite defensiv) wieder zu etablieren.

Will man das, so ist für mich aber Adriano nicht die erste Wahl auf rechts. Der ist zwar sehr schnell (was nie schlecht ist), bringt aber defensiv kein sonderlich gutes Stellungsspiel mit. Beispielhaft sieht man das an Barcas Abseitsfallen, die Adriano gerne mal aufhebt oder fast aufhebt. Montoya ist da deutlich stärker und verfügt, zusammen mit Alba, über das beste Passspiel der Außenverteidiger. Außerdem ist er, wenn er dann mal aufrückt, verdammt gefährlich in seinen Aktionen.

Die eleganteste Lösung bzgl. der AVs wäre es sicherlich zwei nominell gleich offensive Spieler aufzustellen, die dann situativ entscheiden, wer wie offensiv mitgeht. Ob Alves dafür der richtige Mann… ich weiß es nicht. Ich denke die Zukunft gehört dem Duo Alba-Montoya.

Eine Sache aber noch zu Adriano: Als er zu Barca kam, dachte ich, der kann defensiv gar nichts. Offensiv hatte er Power, ja, aber defensiv hat er zu Beginn jede (realistisch: 85%) Aktion vermasselt, ergo entweder nen Gegner ziehen lassen, Pass nicht unterbunden etc. oder ein Foul begangen. Das war zum Heulen. Heute ist er da viel weiter. Er ist nach wie vor nicht der Paolo Maldini 2.0, aber auch kein unvertretbares Risiko mehr. Hätte ich nicht gedacht. Wenn also Adriano anstatt Montoya der neue Stammrechtsverteidiger bei Barca wird, dann wäre das nicht das erste Mal, dass ich den Jungen unterschätzt habe.

* Ehrlich gesagt ziehe ich Jordi Alba 2012 sogar Dani Alves ca.2009 vor. Alves besticht im Defensivbereich ja primär durch seine wahnsinnige Bissigkeit im Zweikampf. Bissig ist Alba auch, aber dazu kommt noch eine Antizipationsfähigkeit, über die Alves meiner Erinnerung nach nie so sehr verfügte. Außerdem ist Albas Kurzpasspiel noch einen Ticken sauberer.

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RM 21. Dezember 2012 um 15:07

D’accord, aber eine Sache sticht mir sehr ins Auge: Du ziehst Jordi Alba wirklich Dani Alves vor?

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Tank 22. Dezember 2012 um 21:28

Nur damit wir uns recht verstehen: Der Vergleich ist Dani Alves zu seiner besten Zeit (ca. 2008-2010) vs. Jordi Alba zu seiner besten Zeit (2012). Und ja, ich würde Jordi Alba sogar dem besten Dani Alves vorziehen.

First things first: Natürlich war Dani Alves ne absolute Wucht. Auch jetzt ist er immer noch ein sehr guter Spieler, aber 2008-2010 war er wohl der beste Rechtsverteidiger der Welt (Maicon, Lahm und Sergio Ramos als Konkurrenten). Sein Beitrag zu den Erfolgen des FC Barcelona ist groß, auch wenn das Herz dieser Truppe zweifelsohne in der Mitte schlug und schlägt.

Für mich kommt der Vergleich zwischen Alves und Alba schlussendlich auf eine Frage, der der Diskussion um einen Plan B bei Barca nicht unähnlich ist.

Natürlich hat Dani Alves, grade im Vergleich mit einem Allerweltsrechtsverteidiger, viele Qualitäten, die ihn für Barcelona prädestinieren. Sein Offensivdrang hilft dem Team Breite herzustellen, sein Verständnis mit Messi ist großartig, seine Kurzpassfähigkeiten gut und er gibt (gab) Assists en masse. Durch seinen Offensivdrang schnürte er seine direkten Gegenspieler hinten ein und war so ein wichtiger Bestandteil im Dauerdruck den Barca auf ihre Gegner ausübte. Außerdem hat er ein paar echte Glanzspiele gegen Cristiano Ronaldo gemacht

Trotzdem ist er kein La Masia-Spieler und auch kein Spieler, der spielt wie ein La Masia-Spieler. Er ist, wenn auch nicht gänzlich, so doch verschieden. Ein Barca-Spieler ist, bildlich gesprochen, zuallererst mal eine Passmaschine und jemand der unglaublich mit Raum umgehen kann.

Nun ist Alves, wie gesagt, durchaus gut im Passspiel. Was sein Raumverständnis angeht, ist er nun auch nicht schlecht oder so. Aber, und das ist ein großes Aber, beides sind nicht seine herausragenden Qualitäten. Oder besser gesagt, über beides verfügt er nicht so extrem, wie es für einen herausragenden La Masia-Absolventen typisch ist (ergo Busquets, Xavi, Iniesta, Messi und… du ahnst, wen ich noch hier einreihen würde).

Das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Dani Alves bringt reichlichst andere Qualitäten mit, von denen Barca oft genug profitiert hat. Der Typ ist an guten Tagen halt ne Ein-Mann-Armee, eine Naturgewalt, was ziemlich cool für die Mannschaft ist. Er ist manchmal sogar grade deshalb so wertvoll, weil er etwas anders tickt. Wenn Xavi und Co. sich mal festpassen, dann bringt schonmal ein anarchischer Alves-Run oder ein Hammer aus der zweiten Reihe die Entscheidung.

Mein Punkt bleibt aber: Der Alves tickt ein bisschen anders.

Nun zu Alba: Der gleicht Alves in vielen Aspekten, das muss zunächst festgehalten werden. Ist auch sehr offensiv, versteht sich gut mit Messi, gibt Assists, rennt wie doof, etc.. Aber er kommt aus La Masia und das merkt man auch. Sein Passpiel ist mal sowas von geil und defensiv ist Alba so so gut im Antizipieren von Schnittstellenpässen, im Kleinmachen bestimmter Räume usw.. Sein ganzes Spielerprofil (bis zur Körpergröße) ist so offensichtlich für diese Mannschaft gemacht, dass es mir als nicht ganz unparteiischem Beobachter eine Freude ist. Ein absoluter Supertransfer des Sommers (Zaunpfahl wink wink).

Als exemplarisches Beispiel der La Masia-Tradition hilft er dem Team ihre eh schon absurd starken Kernkompetenzen noch besser auf den Platz zu bringen. Das tut Alves nicht ganz so stark. Dafür hat Alves dieses gewisse Extra.

Ich glaube, dass Barca stärker von einem Spieler profitiert, der die Kernkompetenzen noch höher schraubt als von einem Spieler, der das nicht tut, dafür aber was anderes einbringt.

Daher: Alba > Alves

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