Manchester City – Arsenal FC 1:1

City mit fehlenden Anbindungen und eventuell im Schongang, Arsenal mit viel Ballbesitz und wenig Durchschlagskraft: Das vermeintliche Topspiel bot wenig Spektakel, dafür jedoch ein paar interessantere Aspekte.

Grundformationen

Der Gastgeber aus Manchester lief im 4-4-2 auf. Vor Torhüter Hart bildete Kompany zusammen mit Lescott die Innenverteidigung, flankiert wurden sie von Zabaleta und Clichy.

Auf der Doppelsechs spielte Neuzugang Javi Garcia zusammen mit Yaya Touré. Während Letzterer mit seiner Dynamik die vertikalen Wege gehen und so den Anschluss an die Angreifer gewährleisten sollte, spielte der Spanier recht unauffällig den horizontalen, absichernden Part vor der Viererkette.

Startformationen

Links offensiv begann mit Scott Sinclair ein sehr schneller und direkter Spielertyp. Anders sah es auf der rechten Seite auf, wo mit David Silva ein spielmachender, nach innen ziehender Akteur auflief.

Im Sturm neben Aguero etwas überraschend der ehemalige Wolfsburger Edin Dzeko – viele hatten gegen Arsenals große Verteidiger den quirligen Tevez erwartet.

Arsenal lief in einem System ohne echte Spitze auf. In der Einblendung vor dem Anpfiff stand Podolski vor der Dreierreihe Ramsey-Cazorla-Gervinho im Sturm, im Spiel gestaltete sich die Sache aber anders:

Nicht Podolski, sondern Gervinho war in der Regel der höchste Spieler bei Arsenal. Der Ivorer hielt sich zwischen Clichy und Lescott auf und bot sich für Schnittstellenpässe an.

Podolski agierte dafür wie in der Nationalmannschaft auf dem linken Flügel, Cazorla und Ramsey besetzten die Mitte und den halbrechten Raum im Wechsel. In Zahlen konnte man das System also am ehesten als ein loses 4-2-3-1 oder stark asymmetrisches 4-2-4-0 bezeichnen.

Auf der Doppelsechs gab es im Prinzip die identische Paarung wie beim Gegner: Der Spanier Arteta gab den tiefliegenden, horizontal verschiebenden Spielmacher, während der körperlich starke Diaby vertikal zwischen den Strafräumen agierte.

Vor Ersatzkeeper Mannone verteidigten Jenkinson und Gibbs auf den Flügeln, Mertesacker und Koscielny im Zentrum.

Arsenal mit viel Ballbesitz

Arsenal hatte mehr Ballbesitz, was besonders an der Aufstellung Ramseys lag. Der Waliser ist kein gelernter Flügelstürmer, sondern ein spielmachender Typ für die Positionen 6,8 und 10. Ramsey zeigte sich sehr lauffreudig und orientierte sich immer in die ballnahen Zonen, um dort Überzahl zu schaffen. Arsenal konnte so leicht in Ballbesitz bleiben, was jedoch auch an der Ausrichtung der Citizens lag.

Der Gastgeber wirkte etwas müde vom Match in der Champions League gegen Real und stand mit beiden Viererketten recht tief. Die Stürmer waren weitesgehend von der Defensivarbeit befreit. Interessant, denn gerade gegen Gegner mit mindestens drei zentralen Mittelfeldspielern setzt Mancini in der Regel auf den fleißigen Tevez, der dann ein Auge auf einen der gegnerischen Sechser hat. Dzeko und Aguero blieben aber nach leichtem Anlaufen der Londoner Defensive möglichst weit vorne stehen, vermutlich um so auf 2gegen2-Situationen zu spekulieren.

Arsenal mit viel Bewegung im letzten Drittel, jedoch ohne große Chancen

Arsenals Offensivkräfte rochierten in der ersten Halbzeit sehr viel, sodass es häufiger vorkam, dass alle vier nominellen Offensivspieler auf einer Seite waren, um dort zu kombinieren – der ballferne Außenverteidiger rückte in diesen Situationen weit auf, um eine Option in der Breite zu geben.

Die Gunners konnten mit den technisch starken Spielern wie Ramsey und Cazorla einige gute Kombinationen in den überladenen Halbräumen zeigen, ohne dabei aber für Torgefahr zu sorgen.

Die beste Chance vergab Gervinho kläglich, als er nach einem Ballgewinn im Mittelfeld schön per Steilpass bedient wurde, die Ballannahme aber derart misslang, dass es erst gar nicht zur 1gegen1-Situation mit Hart kam.

Diese Szene war symptomatisch für Gervinhos Spiel: Er zeigte immer wieder intelligente Läufe, konnte sich mit seiner Schnelligkeit und Beweglichkeit auch häufig im Dribbling durchsetzen, scheiterte dann aber zu oft an seiner mäßigen Technik oder an seinem Übermut – ist er erstmal am ersten Gegner vorbei, sucht er zu oft das zweite Dribbling, anstatt zu passen.

Fehlende Anbindungen sorgen für Probleme im Offensivspiel von Manchester

Der amtierende Meister aus Manchester hatte Probleme, offensiv Akzente zu setzen. Dies lag vor allem an den fehlenden Verbindungen zwischen den Spielern. Hier spielten mehrere Faktoren, die kausal zusammenhängen, eine Rolle:

  • Defensivorientierte Außenverteidiger
  • Zurückhaltung von Yaya Touré
  • Zwei zu klare Sturmspitzen

Zabaleta und Clichy unternahmen nur sehr selten Vorstöße, sodass die Breite im zweiten und dritten Drittel von Sinclair und Silva gegeben werden musste. Dies bedeutete, dass ein großes Loch zwischen den Sechsern und den Stürmern entstand. Während Dzeko und Aguero wohl darauf warteten, dass Yaya Touré diesen Raum mit seinen typischen Vorstößen „erobert“, war dieser aber mehr darauf bedacht, den Raum vor der Viererkette – wissend um die Stärke Cazorlas zwischen den Linien – dicht zu halten.

Arsenal presste im 4-1-4-1. Wenn Silva den verwaisten Zehnerraum besetzte, ließ sich Diaby wieder fallen. Die Zurückhaltung der Sechser und Außenverteidiger sorgte für eine zu starre Trennung in Abwehr und Angriff beim Meister.

Silva versuchte dies dann zu kompensieren, indem er von seiner Position auf rechts in die Mitte ging. Gibbs und somit der komplette Abwehrverbund Arsenals konnte aber extrem weit mitverschieben und verengen, da Zabaleta viel zu selten in den von Silva freigegebenen Raum startete.

Arsenal verteidigte geschickterweise im Wechsel zwischen 4-2-3-1 und 4-1-4-1. Bei letzterer Anordnung schob Diaby vor und überließ Arteta den Sechserraum. Dies passierte immer dann, wenn Silva die rechte Seite besetzte und City den Raum vor Arsenals Viererkette nicht besetzte. Zog der Spanier in eben jene Zone, kam Diaby zurück, um Arteta zu unterstützen.

Manchester konnte sich so kaum Chancen erarbeiten und wurde nur nach Standards gefährlich, wie beim 1:0 durch Lescott. Der Führungstreffer sorgte dann naturgemäß dafür, dass sie sich nicht groß um die Probleme in der Offensive sorgten. Es reichte nun also das Warten auf Standards, individuelle Fehler oder Einzelaktionen eines ihrer Topspieler.

Auswechslungen und Umstellungen in der zweiten Halbzeit

In der zweiten Hälfte brachte Mancini den Sechser Jack Rodwell für Linksaußen Sinclair. Silva wechselte auf die linke Seite, Rodwell orientierte sich nach halbrechts und spielte dort nicht bedeutend höher als Touré und Javi Garcia. In den Situationen, in denen Silva in die Mitte driftete entstand ein rautenähnliches 4-3-1-2, ansonsten glich es einem stark asymmetrischen 4-4-2.

Der Plan hinter Rodwells Einwechslung war wohl die Stärkung des Zentrums, was Touré wiederum bessere Absicherung für seine gefürchteten Vorstöße geben sollte. Außerdem spielte Silva nun in der Regel gegen das vermeintlich schwächste Glied der Londoner Viererkette. Der Spanier kam allerdings kaum in die aussichtsreichen Duelle mit Jenkinson, da City zu langsam nach vorne spielte, Ramsey war so schon häufig zum Doppeln zur Stelle.

Auch Wenger wechselte im Verlauf der zweiten Halbzeit und brachte mit Walcott und Giroud zwei direktere Spieler. Podolski und Diaby verließen das Feld, Arsenal agierte fortan im 4-1-4-1 mit Giroud im Sturm, Gervinho auf links, Walcott auf rechts und Ramsey und Cazorla zentral vor Arteta.

Mit Giroud wollte Wenger etwas mehr Präsenz im Strafraum schaffen, was aber nur mäßig gelang. Lescott und Kompany bewachten ihn bei Flanken sehr gut, sodass der Franzose blass blieb.

Letztendlich erzielte Koscielny den verdienten Ausgleichstreffer – symptomatisch für das Spiel – nach einer Ecke. In den Schlussminuten wollte keiner mehr verlieren und so blieb es bei der Punkteteilung.

Ein kleiner Exkurs: Was Schalke und Dortmund aus diesem Spiel mitnehmen können

Bekanntlich trafen hier zwei Gegner der deutschen Mannschaften in der Champions League aufeinander, deshalb hier noch ein paar Aspekte, die für Schalke und Dortmund bei ihren Duellen mit den englischen Topklubs wichtig werden könnten:

Arsenal

  • Automatismen im letzten Drittel fehlen noch, da die Mannschaft neu formiert wurde – vor allem van Persies Abgang konnte noch nicht kompensiert werden.
  • Tun sich schwer gegen tief stehende Mannschaften, dafür aber brandgefährlich mit den schnellen Spielern bei Kontern. Könnte Schalke entgegen kommen, da sie gegen Arsenal Außenseiter sind und es sowieso nicht mögen, das Spiel selbst zu dominieren.
  • Raumdeckung bei Standards: Arsenal steht bei generischen Ecken mit 6-7 Spielern auf der eignen Fünfmeterlinie aufgereiht. Hier könnte Schalke mit gut geschlagenen Ecken und geschickten Laufwegen auf jeden Fall für Gefahr sorgen.
  • Mertesacker und Vermaelen sind keine ausgewiesenen Sprinter, hiervon könnten Farfan und Co. bei Kontern profitieren.

Manchester City

  • Bisweilen bleiben 3 Spieler, darunter Silva, vorne stehen. Die schnellen Außenverteidiger sollten dies für Vorstöße nutzen, während die Sechser eher konservativ spielen und Gegenkonter absichern.
  • Körperlich ist Manchester City eine der stärksten Mannschaften Europas, was sich sowohl in der Luft, als auch am Boden bemerkbar macht. Bender dürfte hier bei entsprechender Fitness den Vorzug vor Gündogan und Leitner erhalten, auch Großkreutz kann hier auf seine Chance hoffen.
  • Tourés Vorstöße müssen gebremst werden. Der Ivorer vereint wie kaum ein anderer Spieler die Eigenschaften Technik, Physis und Dynamik, wenn er erstmal mit Ball losgelaufen ist, kann man ihn nur schwer stoppen. Hier muss der BVB aufpassen, dass man im Zentrum sehr eng steht, sodass Touré den Ball früh auf die Flügel verteilt.

Fazit

Lange sah es nach einem Sieg für Manchester aus, den man im Nachhinein wohl als abgezockt bezeichnet hätte. Arsenal tat viel mehr für das Spiel, konnte aber zu selten Torgefahr erzeugen. Wengers Aufstellung legt nahe, dass er wohl mit einer offensiveren Ausrichtung des Meisters gerechnet hatte.

Die defensiven Spielweise der Außenverteidiger hatte viele, taktisch interessante Konsequenzen – jedoch zu viele für ein spektakuläres Spiel. Da auch keinem der Ausnahmekönner ein Geniestreich gelang, ist es kaum verwunderlich, dass die Tore nach Standards fielen. Hätte Gervinho den Ball in der 15.Minute besser angenommen, hätten wir vielleicht ein attraktiveres Spiel gesehen, da Manchester dann irgendwann offensiver geworden wäre.

german_gooner 27. September 2012 um 20:59

„Mertesacker und Koscielny sind keine Sprinter, hiervon könnten Farfan und Co. bei Kontern profitieren.“

Koscielny kein Sprinter?Laurent ist einer der schnellsten Innenverteidiger in Europa.Verstehe nicht,wie ihr zu der Einschätzung kommt…

Ansonsten einfach mal bei Messi und Agüero nachfragen,die können das sicherlich bestätigen 😉

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Leonidas 26. September 2012 um 10:38

Über Zonal-Marking bei Standards kann man sicher diskutieren. Gibt Vor- und Nachteile. Meiner Meinung lag der Fehler auch nicht am System, sondern an Mannone, der überhaupt kein Fussball spielen sollte. Seine Strafraumbeherrschung ist einfach lächerlich schlecht.
Zu Koscielny: Das ist einer der schnellsten Innenverteidiger in Europa und sehr wohl ein Sprinter.
Ansonsten starke Analyse!

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shadowchamp 25. September 2012 um 18:32

mich als Arsenal Fan freut diese analyse besonders
ich bin gespannt was diese Mannschaft erreichen kann denke potential hat die Mannschaft ( aber hängt auch viel noch von der individuellen entwicklung ab)
aber mal sehen was gegen Chelsea geht ( finde diese eingespielter als city da city noch viel mit den Formationen experimentiert )
da fällt mir gerade so ein sind eigentlich aus spiele aus der Serie A geplant würde gerne etwas über Juventus wieder lesen, denn finden deren Entwicklung in den letzten beiden Jahren doch bemerkenswert ( und gegen Chelsea haben sie das auch international bewiesen) aber ihr habt sicher auch viel zu tu mit den beiden neuen Rubriken (die auch wirklich klasse sind 🙂 )

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Flowbama 24. September 2012 um 21:37

„Bisweilen bleiben 3 Spieler, darunter Silva, vorne stehen. Die schnellen Außenverteidiger sollten dies für Vorstöße nutzen, während die Sechser eher konservativ spielen und Gegenkonter absichern“

Was ist ein „Gegenkonter“? Ein Konter gegen den Konter? Oder ist es ein Pleonasmus, also ein normaler Konter? Oder wolltest du nur „Gegenstoß“ schreiben?

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RM 24. September 2012 um 21:50

Ein Gegenkonter ist ein sofortiger Konter, nachdem ein gegnerischer Konter abgefangen wurde.

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Gunner89 24. September 2012 um 18:36

Ich muss euch bei gervinho recht geben. Hätte er eine bessere Ballannahme oder Schusstechnik hätte man das Spiel gewonnen. Langsam frag ich mich echt wie der in Frankreich so viele Tore machen konnte.

Wo liegt eig. der Vorteil vom Zonal Marking bei Standarts? Wie Jamie Redknapp in der Halbzeitpause richtig gesagt hat: Die Spieler, die angerannt kommen sind doch im Vorteil gegenüber den Spielern, die am Fünferraum stehen?

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Gunner89 24. September 2012 um 18:37

Achso…cool dass ihr wiedermal eine Analysie über Arsenal gebracht habt 🙂 Danke

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Max 24. September 2012 um 18:51

Der Vorteil liegt m.E. vor allem darin, dass sich die Verteidiger ganz auf den Ball konzentrieren können und nicht Gefahr laufen ihren Gegenspieler oder den Ball aus dem Auge zu verlieren.
Entscheidend ist hier der Laufweg zum Ball – der Abwehrspieler muss den Ball auf dem höchsten Punkt seiner Sprungkurve köpfen.
Die Spieler die angerannt kommen haben zwar mehr Schwung, aber auch eben den weiteren Weg zum Ball hin.

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blub 24. September 2012 um 19:02

Wenns so läuft wie es soll, dann steht man nicht.
Jeder spieler deckt den Raum vor sich und startet in diesen hinein.
Positiv: so kann man den Gegner nicht aus den Augen verlieren, jeder spieler weis genau wo es hingeht.
negativ: es ist schwieirg sich anzugewöhnen IMMER mit maximaler power in den Kopfball zu gehen, weil man oft Gegner nicht sehen kann.
Mit vielen guten Kopfballspielern kann man so das risiko persönlicher Fehler minimieren.

Natürlich gibt es ein gewisses Risiko, aber eine perfekt getetene Ecke zu einem perfeten Laufweg ist sowieso nicht zu verteidigen, auch nicht von einer Mannorientierung.

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