Real Madrid – FC Bayern München 2:1 (1:3 i.E.)
Nach einer Anfangsphase ohne taktische Zwänge fängt sich Bayern und zieht ins Heimfinale ein. Schweinsteiger und Kroos dominieren, Neuer glänzt im Elfmeterschießen. Abkippende Sechser bleiben bestimmendes Element dieser Halbfinalpaarung.
Personal und Aufgaben
Mourinho änderte seine Aufstellung gegenüber letzter Woche nur geringfügig. Der offensivere Marcelo ersetzte den im Hinspiel schwachen Coentrao als Linksverteidiger. Dass Arbeloa auf der anderen Seite deutlich defensiver spielte, sollte mit der halbrechten Positionierung Khediras, der als box-to-box-player agierte, kompensiert werden. Neben dem deutschen Nationalspieler lief Xabi Alonso auf, der wie gewohnt den Spielaufbau übernehmen sollte.
Vor der Doppelsechs bot Mourinho wie erwartet Ronaldo, Özil, di Maria und Benzema auf. Ronaldo hielt sich zumeist links auf, jedoch nur in Ballbesitz. In der Defensive positionierte er sich häufig neben Benzema im Zentrum und wartete auf Konter.
Özil und di Maria tauschten nicht so häufig die Positionen, wie es letzte Woche noch der Fall war. Das lag vornehmlich daran, dass di Maria offenbar instruiert wurde, breiter zu stehen, um Spielverlagerungen – in der Regel von Alonso – zu empfangen. Dies gelang in der Anfangsphase recht häufig.
Im Vergleich zum Hinspiel gab es auf Seiten der Münchener keine Änderungen. Die Innenverteidigung Boateng/Badstuber wurde von den offensiven Außenverteidigern Lahm und Alaba flankiert, die die inversiven Flügelspieler Robben und Ribery unterstützen sollten. Im zentralen Mittelfeld agierte wieder das flexible Trio Gustavo, Schweinsteiger und Kroos. Letzterer lief zwar nominell als Zehner auf, ließ sich aber immer wieder fallen, um im Aufbau gegen das Pressing der Spanier zu helfen.
Die Horrorvision eines jeden Trainers: Die Anfangsphase
Direkt zu Beginn des Spiels begingen die Bayern einen groben Fehler. Während es im Hinspiel noch blendend funktionierte, Xabi Alonso keine Zeit am Ball zu gewähren, da er durch Gomez oder Kroos gestört wurde, verpasste man es in der ersten Viertelstunde, ihn an seinen gefürchteten Diagonalbällen zu hindern. Di Maria positionierte sich sehr breit auf dem rechten Flügel und konnte einige Male im letzten Drittel die Spielverlagerungen von Alonso verarbeiten, da Bayern im Verbund auf ihre rechte Abwehrseite gerückt waren.
Alaba wurde – wie schon im Hinspiel – offenbar von Mourinho als Schwachstelle ausgemacht und so war es nur logisch, dass Real versuchte, di Maria in direkte Duelle mit dem jungen Österreicher zu schicken. Dies gelang in den ersten Minuten mehrere Male, was letztendlich mit einem Elfmeter belohnt wurde. Dass Alaba keineswegs eine Schwachstelle war, bewies der schnelle Linksverteidiger nicht nur mit seinem energischen Vorstoß, mit dem er Robbens Großchance fast postwendend nach dem 1:0 einleitete.
Beide Teams hatten mit großer Unordnung zu kämpfen und so war es kaum verwunderlich, dass viele Torchancen entstanden. Gomez bot sich bei Ballbesitz im letzten Drittel ungewohnt häufig außerhalb des Sechzehners an, wohin ihm weder noch Ramos noch Pepe gerne folgen wollten. Zwei recht gefährliche Fernschüsse waren das Produkt dieser Bewegungen.
Doch nicht nur Real hatte Probleme in der Defensive: Nach dem frühen Rückstand presste Bayern stark, ließ die Viererkette aber dennoch relativ tief stehen, wohl aus Angst vor Ronaldos und Benzemas Geschwindigkeit. Es ergaben sich folglich zu große Lücken, die besonders Mesut Özil in die Karten spielten. Aus der Position zwischen der Münchener Abwehrlinie und Mittelfeld gab er den Assist für Ronaldos 2:0, allerdings muss man zugeben, dass Özil den Ball hier überaus glücklich nach einem Pressschlag unweit von ihm erhielt und Ronaldo leicht im Abseits stand.
Ronaldos „Defensivarbeit“ und wie Bayern daraus Kapital schlug
Wie oben bereits erwähnt hatte Ronaldo wohl die Aufgabe, bei gegnerischem Ballbesitz in der Spitze zu bleiben, um zusammen mit Benzema auf Konter zu lauern. Die Idee war in der Theorie relativ sinnvoll, da Ronaldo und Benzema mit ihrer Geschwindigkeit gute Konterspieler sind, die nach Ballgewinn in die Räume hinter Bayerns Außenverteidiger geschickt werden sollten – ein Terrain, in dem sich die beiden ganz im Gegensatz zu Badstuber und Boateng sehr wohl fühlen.
In der Praxis sah es allerdings so aus, dass Bayern dank ihrer Überzahl im Mittelfeld und Passsicherheit kaum gefährliche Ballverluste hatte, was auch an Gustavos vielen kleinen Fouls lag. Kroos und Schweinsteiger konnten das Spiel nun dominieren, die beiden hatten mit Abstand die meisten Ballkontakte (Kroos: 103, Schweinsteiger: 133) und Pässe (83 und 121) im Münchener Team, bei Real erreichte nur Alonso mit 107 Ballkontakten und 91 Pässen ähnlich gute Werte.
Da Ronaldo und Benzema ja bei gegnerischem Ballbesitz vorne blieben, ordnete Real sich in einem 4-4-2 an. Hier war nun die Frage, wer den linken Flügel übernehmen sollte. Zur Auswahl standen Özil und Alonso, welche beide nicht optimal für diese Position geeignet sind. Weil die Wege für Özil in beide Richtungen sehr weit gewesen wären – er musste bei Ballgewinn ja möglichst schnell wieder ins offensive Zentrum, da Ronaldo auf den linken Flügel driftete – spielte Alonso zumeist vor Marcelo, wenn Bayern den Ball hatte.
Aufgrund der numerischen Überzahl des Münchener Mittelfelds stand die Viererreihe di Maria-Khedira-Özil-Alonso sehr eng beieinander, was den Außenverteidigern Lahm und Alaba viel Raum und somit Zeit am Ball brachte. Der Sechserraum der Bayern wurde von den Madrilenen nun gar nicht besetzt, also bot sich immer eine sichere Anspielstation nach hinten.
In der Entstehung des Elfmeters zum 2:1 konnte man dann schön die Auswirkung von Ronaldos sehr zentraler Ausrichtung erkennen. Um es den Bayern nicht möglich zu machen, einfach im Verbund sehr weit einzurücken, musste Marcelo viele Läufe an der Linie machen, damit auch auf der linken Seite Breite gegeben war. Folgerichtig entstand eine riesige Lücke zwischen ihm und den Innenverteidigern, welche die Bayern nicht nur einmal ausnutzten. Vor dem Elfmeter konnte Toni Kroos den Raum hinter dem aufgerückten Marcelo besetzen und eine Flanke auf Gomez schlagen.
Zweite Halbzeit von Vorsicht, Verlängerung von Angst geprägt
In der zweiten Halbzeit bot sich ein deutlich ruhigeres Bild. Offenbar hatten beide Trainer mit aller Deutlichkeit klargemacht, dass man nun nicht mehr so viel riskieren sollte. Beide Teams griffen fortan mit Bedacht – und mit weniger Spielern an. Bayern vermied es in Ballbesitz, Ronaldo und Benzema allein gegen Badstuber und Boateng zu lassen und stellte den beiden Gustavo oder auch mal einen der beiden Außenverteidiger zur Seite.
Bei Real hielt sich Marcelo nun etwas mehr zurück und bot nicht mehr so große Räume hinter sich an. Da auch Khedira stark auf die Defensive fokussiert war und Alonso sowieso nicht gerne das zweite Drittel verlässt, griff Real häufig mit nur 4 Spielern an und hoffte auf einen Geniestreich. Da sie sich allerdings acht oder neun Bayern gegenüber sahen, entstand kaum Gefahr – auch die Freistöße und Ecken brachten nichts ein.
Die beiden tiefliegenden Spielmacher Alonso und Schweinsteiger suchten nun häufig den Raum hinter dem jeweiligen aufgerückten Linksverteidiger und versuchten von dort aus, das Spiel zu gestalten. Bayern gelang dies deutlich besser, Özil gegen Schweinsteiger nicht so diszipliniert verteidigte wie Kroos bzw. Gomez gegen Alonso. In einem Spiel, in dem Ribery einen besseren Tag erwischt und Robben im Abschluss präziser ist, hätte Bayern aus dieser Überlegenheit deutlich mehr machen können, da Schweinsteiger viele gute Pässe auf die beiden Außenbahnen schlug.
Die Waage hatte sich nun also bei einem leichten aber relativ ungefährlichen Übergewicht der Bayern eingependelt und sowohl die Zuschauer als auch die Beteiligten warteten auf den entscheidenden Fehler oder auf die entscheidende Einzelaktion. Da aber beides ausblieb, gingen die physisch sowie psychisch sichtlich erschöpften Teams in die Verlängerung, in der dann noch weniger passierte.
Auswechslungen
Heynckes wechselte nur ein einziges Mal (95.Minute) und brachte Müller für Ribery, der sich gegen Arbeloa aufgerieben hatte. Müller war zwar sehr engagiert und rotierte mit Kroos und Robben, allerdings gelang ihm persönlich wie seit Wochen recht wenig, auch die Unterstützung hielt sich ob der Vorsicht sehr in Grenzen. Nach einigen Minuten der Rotation blieb Müller auf rechts und Robben auf links, wahrscheinlich um Flanken für Mario Gomez zu bringen.
Mourinho wartete ebenfalls lange mit seinen Auswechslungen und brachte Kaká in der 75. Minute für di Maria. Özil wich auf den ungeliebten rechten Flügel aus, während Kaká als Zehner für Dynamik im Zentrum sorgen sollte. Wie bei Müller sorgten aber Formschwäche und mangelnde Unterstützung für ein Verpuffen der Auswechslung.
In der Verlängerung brachte Mourinho dann noch Higuain für Benzema, um die müde Bayernabwehr noch einmal zu fordern. Des Weiteren kam Granero für Özil, um auch dem Letzten zu zeigen, dass man endgültig auf Sicherheit bedacht war.
Viele hatten sicherlich den schnellen Callelon sowie den umtriebigen Olic auf der anderen Seite als Einwechselspieler erwartet. Beide hätten jeweils für Tempo und Unruhe sorgen können, allerdings wollte wohl keiner der beiden Trainer nur einen Hauch offensiver werden. Gegen Olics Einwechslung sprach dann auch die Tatsache, dass Müller rechts und Robben links für Flanken sorgen sollten.
Ribery, Robben und Gomez
Ähnlich wie im Hinspiel klebte Arbeloa förmlich an Ribery. Auch wenn sich der Franzose in tiefe Positionen fallen ließ, folgte ihm der spanische Außenverteidiger und vermied – auch unter Inkaufnahme meherer Fouls – dass Ribery sich drehen konnte. In der Offensive gelang Ribery nicht viel, kein Mal schoss er aufs Tor und nur ein einziges Mal flankte er. Seine Passquote war mit 81% zwar recht gut, dennoch war es die zweitschlechteste der Feldspieler der Bayern (Gomez: 79%).
Defensiv zeigte der kleine Franzose allerdings eine ansprechende Leistung. Mit einer gesunden Portion Aggressivität und hoher Disziplin fügte er sich in eine geschlossene, kompakte Defensive ein. Auch wenn ihm heute nicht viel gelang, „band sein Potenzial“ Arbeloa hinten, was dafür sorgte, dass di Maria auf dem rechten Flügel meistens alleine war.
Arjen Robben auf dem rechten Flügel wollte es in diesem Spiel offenbar allen zeigen und präsentierte sich sehr abschlussfreudig. Nach Ronaldo (10) und Gomez (8) gab er die meisten Schüsse ab (6), wovon zumindest die Riesenchance in der Anfangsphase in einem Treffer enden musste. Dass er nach seiner Vorgeschichte gegen Dortmund (Elfmeter + Großchance) den wichtigen Elfmeter zum 2:1 verwandelt zeugt meiner Meinung nach von mentaler Stärke, ebenso wie die Cleverness, im Elfmeterschießen dann nicht anzutreten.
Mario Gomez, oft gescholten für seine ungelenk wirkenden Bewegungen und technischen Schwächen zeigte in einem sehr körperbetonten Spiel gegen Ramos und Pepe, dass er mehr ist als jemand, der die Bälle über die Linie drückt. Auffällig häufig ließ er sich ins Mittelfeld fallen, um Pässe in den Fuß gespielt zu bekommen, die er dann mit seinem Körper behauptete. Dies ermöglichte seinen Mitspielern zum Einen, die Räume hinter Marcelo zu nutzen und zum Anderen, hinten herauszurücken. So ließ man sich nicht von Real hinten reindrücken und konnte lange Ballbesitzphasen genießen, die in solch einem Spiel physisch wie auch psychisch sehr wichtig sein können.
Real zu fokussiert auf Ronaldo
Auffällig – nicht nur in diesem Spiel – ist die unheimlich starke Fokussierung Reals auf Ronaldo. Mit 2 Toren und 10 Abschlüssen legt er zwar beeindruckende Zahlen an den Tag, allerdings muss man hier auch die daraus resultierenden Probleme ansprechen. Die mangelnde Defensivarbeit, die daraus entstehenden Freiheiten für den gegnerischen Rechtsverteidiger und die ungewöhnliche (Un-)ordnung in der Mittelfeldreihe habe ich ja bereits thematisiert. Dazu kommt noch der Faktor Ausrechenbarkeit. Khedira und di Maria gaben je einen Schuss ab, Benzema drei. Sämtliche anderen Abschlüsse sind Produkt von Ronaldo. Klar kann dies an einem guten Tag für mehrere Tor reichen, doch wenn er wie heute mit einem Gegenspieler wie Lahm konfrontiert wird, den er im direkten Duell selten schlagen kann, wird es schwer für Real Madrid.
Ronaldo ist derart dominant, dass er dann auch aus unmöglichen Positionen draufhält, anstatt die Kombination zu suchen. Angesichts Özils Übersicht, Benzemas intelligenten Bewegungen und di Marias Dynamik sehe ich da verschenktes Potenzial. Ich denke, Ronaldo würde bei etwas mannschaftsdienlicherer Spielweise trotzdem genug Abschlussmöglichkeiten bekommen. Gerade in Spielen wie diesem ist die Ausrechenbarkeit dann zu hoch, zumal Real die meiste Zeit mit nur vier Spielern angriff.
Fazit
Betrachtet man die gesamten 210 Minuten Spielzeit, ist Bayern verdient ins Finale eingezogen. Sie hatten in beiden Spielen mehr und bessere Torchancen, einen besseren Spielaufbau, mehr Ballbesitz und eine besser funktionierende Defensive. Real tat sich im Herausspielen von Torchancen schwer und vertraute vielleicht zu sehr auf Ronaldo. Dessen freie Rolle bei gegnerischem Ballbesitz war einer der Hauptgründe für das Aufblühen von Kroos und Schweinsteiger – wobei dies für Letzteren eher für das Rück- als für das Hinspiel gilt.
Das Abkippen von Schweinsteiger/Kroos und Alonso hinter ihre offensiven Linksverteidiger war ebenso ein bestimmendes taktisches Element wie das Einstreuen von kleinen taktischen Fouls. Beide Teams verstanden es recht gut, Kontersituationen für den Gegner zu vermeiden, was allerdings auch der Reihenfolge der Tore geschuldet sein dürfte.
Hätte Robben postwendend nach Ronaldos Elfmeter freistehend am Fünfmeterraum zum 1:1 ausgeglichen hätte sich ein sehr konterreiches Spiel entwickeln können. So glich die erste Halbzeit einem Albtraum für die Trainer und einem Fest für die Zuschauer. Die zweite Hälfte und insbesondere die Verlängerung war dann von Vorsicht und Angst dominiert.
Meiner Meinung nach ließ Mourinho seine Mannschaft nach dem schnellen 2:0 zu passiv agieren und hatte auch nach dem „Ausgleich“ durch Robben nicht den Mut oder Willen, das Spiel unbedingt gewinnen zu wollen.
Ob es dann im Elfmeterschießen mentale Stärke, Glück, clevere Anordnung der Schützen, ein guter Torwart, Schicksal oder Gerechtigkeit war, was Bayern ins Finale brachte, werden wir nie erfahren, mein Eindruck bleibt jedenfalls, dass es verdient war.
Im Finale erwarten uns dann zwei von Gelbsperren geschlauchte Mannschaften, dessen Trainer sich nun in den nächsten Wochen – vor allem in der Defensive – einen Plan B ausdenken dürfen.
Statistiken von www.whoscored.com
79 Kommentare Alle anzeigen
Jourl 4. Mai 2012 um 21:18
Könntet ihr bitte nächstes mal genauer auf das Mittelfeld der Bayern achten ? Mich würde es mal interessieren wie die Aufgaben von Gustavo ,Schweinsteiger Kroos ausschauen. Wäre das möglich 🙂 ?
Karl 30. April 2012 um 12:05
Ich habe nun sowohl das Hin- als auch das Rueckspiel zweimal gesehen, und es ist mir auch aufgefallen, dass sowohl Schweinsteiger auf der einen Seite als auch Xabi Alonso auf der anderen Seite sehr haeufig zwischen den linken IV and linken AV agieren, um von dort aus die Baelle zu holen und zu verteilen. Ich glaube, ein aehnliches taktisches Mittel hat Ihre Seite auch beim Spiel Dortmund gegen Bayern bei Kehl festgestellt und naeher erlaeutert. Die Vorteile liegen auf der Hand: Erstens schafft man somit eine Ueberzahl im eigenen Drittel und eine gute Anspielstation fuer den Spielaufbau, zweitens kann man gute Diagonalpaesse schlagen, wie Alonso in der Anfangsphase des Rueckspiels gezeigt hat.
Ich habe diesbezueglich einige Frage an PP:
1) Ist das positionsbedingt, dass diese „Spielmacher“ die linke Seite gewaehlt haben (also kuerzere Laufwege, um zurueckzugehen), oder haette man auf der rechten Seite auch denselben Effekt erzielen koennen? Ich finde interessant, dass sowohl Kehl als auch Schweinsteiger bzw. Alonso alle zu der linken Seite gehen.
2) Wenn Badstuber schon den linken IV spielt und eine spielgestalterische Rolle spielt, warum geht Schweinsteiger nicht zwischen Lahm und Boateng, um diese Gestaltungsdefizit dort auszugleichen?
3) Dieses taktische Mittel hat allerdings auch ein Nachteil, wie ich festgestellt habe: Waehrend Schweinsteiger mit Flachpaessen nach vorne spielt und selbst dynamisch nachgeht, schlaegt Alonso lange Baelle und trappt ein bisschen zu langsam nach vorne. Deshalb kann er die Luecke zwischen Abwehr und Sturm nicht gemeinsam mit Khedira schliessen, waehrend Schweinsteiger in Kombination mit Gustavo und Kroos ein wichtiges Dreieck im Mittelfeld bilden kann. Ist deshalb die Angriffsprobleme von Real nach den ersten 20 Minuten zu erklaeren?
4) Im Hinblick auf das Finale, wo Badstuber bei den Bayern fehlen wird, braucht man dann Kroos und Schweinsteiger fuer den Aufbau im ersten Drittel (beide auf 6), oder soll man noch extremer auf dieses taktisches Mittel zurueckgreifen, d.h. man laesst Schweinsteiger noch oefter zurueckfallen (quasi Badstuber und Schweinsteiger spielen) und dort als alleiniger Gestalter im hinteren Bereich agieren zu lassen, und je nach Kroos‘ Rolle auf die 8 oder 10 zu verzichten?
PP 30. April 2012 um 14:36
Hallo Karl, zu deinen Fragen:
1) Ich denke schon, dass dies auch zwischen RIV und RV funktionieren würde. Allerdings sind die Wege, wie du bereits angemerkt hast, deutlich länger. Kehl, Alonso und Schweinsteiger spielten in den besagten Spielen halblinks und somit war es deutlich weniger Aufwand, in die Lücke zwischen LIV und LV zu gehen. Des Weiteren hätte Lahm auf der einen, Arbeloa auf der anderen Seite viel höher aufrücken müssen, um ihren Sechsern diesen Raum überhaupt zu öffnen. Angesichts der Gegenspieler Ribery und Ronaldo wäre dies vielleicht zu riskant gewesen, zumal Arbeloa sowieso nicht so gerne mit nach vorne geht.
2) erübrigt sich dadurch glaube ich. Außerdem hat Lahm meiner Meinung nach hervorragende Fähigkeiten im Aufbauspiel, was auch ein Grund dafür ist, dass er bei Ballbesitz nicht sofort die Linie heraufstürmt, sondern sich den Ball auch mal auf Höhe der Innenverteidiger abholt.
3) Da gebe ich dir vollkommen Recht. Alonso hat einfach nicht (mehr?) diese Dynamik, um im Anschluss an die weiten Bälle weit mit aufzurücken. Außerdem musste er sich in diesem Spiel noch weiter zurückfallen lassen als sonst, um überhaupt etwas Zeit am Ball zu bekommen.
4) Ich bin gespannt, wie die Bayern das lösen. Gegen Mainz war ja auch zu beobachten, wie sich Schweinsteiger zwischen die Innenverteidiger fallen lässt, er ist da also schon variabel. Es wird auch davon abhängen, wie Chelsea pressen wird. Außerdem kommt es noch darauf an, ob bei Bayern Tymoshchuk oder van Buyten spielt, da ich meine, der Ukrainer könnte Schweinsteiger im Aufbau mehr entlasten als van Buyten. Von Kroos´ Rolle wird auch einiges abhängen, vornehmlich ob Müller spielt (in diesem Fall wäre Kroos gemeinsam mit Schweinsteiger auf der Sechs), oder ob man Schweinsteiger Pranjic zur Seite stellt (auch Rafinha, der das bei Schalke ein paar Mal spielte, wurde hier schon heiß diskutiert). Es wird auf jeden Fall interessant sein, wie die Bayern Badstubers Fehlen kompensieren wollen.
sharpe 30. April 2012 um 15:35
da ich vermute, dass Chelsea relativ defensiv spielen wird, würde ich Müller auf der 10 spielen lassen. Mit Ribery, Robben und Müller sind wir gegen defensiv ausgerichtete Gegner schwerer auszurechen, weil sie untereinander öfter die Positionen wechseln und weil Müller es schafft, Räume für seine Mitspieler zu kreiren.
In ausgegelichenen Spielen wie gg Real oder Dortmund ist mir ein Kroos als etwas defensiverer Spielertyp auf der 10 lieber, denn solchen Spiele werden meist im Mittelfeld entschieden und mit Kroos und Schweinis Passspiel + einem starken Balleroberer hat man normal gute Karten.
Sollte Chelsea wirklich relativ defensiv antreten, wird sich Schweini gar nicht nach hinten links zurückfallen lassen, weil es ganz einfach nicht notwendig ist.
Aber vielleicht will Chelsea ja mitspielen, dann sieht alles wieder ganz anders aus.
Karl 30. April 2012 um 18:19
Danke PP fuer die prompte Antwort. Ich bin auch gespannt, wie die Bayern das loesen. Aber wenn man darueber nachdenkt, dieser Spielgestalter tief zwischen dem eigenen Mittelfeld und Abwehr zusammen mit dem Box-to-Box Sechser ist doch so eine Art Franz-Beckenbauer-Libero mit Modifizierung, oder?
Ich muss Ihrer Seite an dieser Stelle ein dickes Kompliment machen. Sie haben nicht nur geschafft, Taktik fuer normale Fussballfans greifbar zu machen, sondern auch jemanden wie mich dazu gebracht, ein Spiel noch einmal komplett anzuschauen, um Ihre Feststellungen im Text vor Augen zu fuehren (ich habe auch schon ueber 25 Jahren Fussball geschaut und eine Sammlung von Spiele angehaeuft, aber ich habe die Spiele nie mehr wieder in voller Laenge angeschaut). Es ist ungemein interessant, die Spiele nur aus einer anderen Sicht zu betrachten. Vor allem, wenn man beim Gucken dieses Aha-Moment hat und denkt: „Mensch, das war ja so deutlich, warum hast du es beim ersten Gucken nicht gesehen?!“, dann weiss man Ihre Seite richtig zu schaetzen. Danke schoen an Ihr Team!
Solid Snake 28. April 2012 um 09:01
Respekt CD mit abstand der beste Kommentar!!
Endlich mal jemand (und 4-5 andere) der auf die Analyse von PP eingeht und hier keine Diskussion um Gelbsperren oder die nächste Startaufstellung entfacht.
Diese sind nämlich für den Bericht vollkommen unrelevant,da kann man Spekulieren wenn es soweit ist.
Zudem wird es der Arbeit der Autoren auch nicht gerecht, da finde ich sollte man zumindest auf einige Punkte eingehen.
Alles weitere kann man auch in irgendwelchen Foren diskutieren, wenn man spass dran hat.
Nicht falsch verstehen ich les die Kommentare hier gerne, wäre nur schade wenn man das Niveau hier auf Stammtisch sinken lassen würde.
gruss Snake
CD 28. April 2012 um 01:57
Ich habe das Spiel jetzt zweimal gesehen und habe mich nach diesem interessanten Spiel auf die Analyse gefreut, da ich die letzte in Erinnerung hatte und ich eure Seite wirklich liebe.
Als ich Sie gelesen habe, dachte ich aber erstmal – naja. da gibt es aber noch einiges zu diskutieren. Mal sehen, welche Erkenntnisse die Kommentare uns schenken.
Und ich muss zugeben, dass ich das positive Urteil nicht teilen kann – leider, auch wenn ich Respekt vor der Arbeit habe.
War Khedira ein Box-to-Box-player? Wenn ich mir die ersten 10 Minuten anschaue, dann wuerde ich dir Recht geben, aber wenn ich bedenke, wie oft er den Raum hinter Marcelo gedeckt hat, zweifle ich das stark an. Khedira war eher der stille Arbeiter in der Defensive, der sehr interessant verteidigt hat. Robben und Ribery wurde denn im großen und ganzen nicht gedoppelt. Sondern spielten die AV 1vs.1 gegen Sie und ein weiterer Spieler stand hinter ihnen, damit Sie abgesichert sind. Diese Aufgabe hat auch besonders Khedira sehr stark geloest – insgesamt war dies nicht das Hauptproblem der Koeniglichen.
Dies erklaert auch, warum Real extreme Probleme hatte, wenn die bayrischen AV konsequent mit nach vorne gegangen sind.
Bzgl. der Spielverlagerungen von Xabi Alonso auf die Maria gebe ich auch eher dem User „Hendrik“ Recht.
Meine Meinung zum Abschnitt „Ronaldos “Defensivarbeit” und wie Bayern daraus Kapital schlug“:
Erstmal halte ich es fuer eine kuriose Behauptung, dass Badstuber und Boateng sich im Terrain hinter den beiden AV des FcB nicht wohl fuehlt. Was hat denn Badstuber in der Hinrunde hinter(!) Lahm gespielt. Boateng spielt sogar AV.
Ich stimme da auch eher Hendrik zu, dass Ronaldo mit seinem Defensivverhalten mindestens den Offensivradius von Lahm eingeschraenkt hat. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass die Real-AV schon eh in 1vs.1 Situationen geschickt wurden, darf man diese „Defensivleistung“ nicht unterschaetzen.
Ich muss auch zugeben, dass ich nicht erkannt habe, wo Xabi Alonso ‚vor‘ Marcelo verteidigt haben soll.
Zu der Defensive von Bayern fehlen mir dann auch auch noch der eine oder andere Satz: Ich stelle mal die These auf, dass Bayern – gerade beim Umschalten – sehr auf ihre Gegenspieler fokussiert waren , weshalb man auch oft Schweinsteiger und Gustavo in diesen Situationen auf den AV-Positionen finden konnte. Ist aber nur eine These.
Kommen wir zum Abschnitt „Real zu fokussiert auf Ronaldo“:
Sicherlich ist Ronaldo DER Go-To-Guy – wie man so schoen im Basketball sagt, aber du gehst mir dann doch ein bisschen zu weit. Du argumentierst da mit einer Statistik, die ich fragwuerdig finde. Wie viele Torschuesse waren denn das Resultat aus Standardsituationen ?
Dieser Punkt sollte die Statistik schon erheblich relativieren. Sonst ist es natuerlich auch fragwuerdig die Rolle von Oezil und die Maria an Torschuesse zu bewerten. Sie haben generell ganz andere Aufgaben im Real-Spiel.
Meiner Meinung nach war das Problem von Real und auch von Ronaldo, dass Sie es in der Offensive eigentlich nie geschafft haben eine lokale Ueberzahl zu erzeugen. Das Spiel ins(!) letzte Drittel war einfach schlecht – was auch der Grund fuer die Einwechslung fuer Kaka gewesen sein duerfte. Oder?
Leider vermisse ich noch den Punkt, wie es Bayern geschafft hat immer wieder eine lokale Ueberzahl zu erzeugen. Besonders im zentralen MF. Meiner Meinung nach der Hauptgrund, warum der FcB verdient weitergekommen ist 🙂
So, das war meine Kritik und vielleicht ist es ja ein Anstoß fuer eine kleine und nette Diskussion, welche diese interessantes Spiel sicherlich verdient hat.
Thoms 28. April 2012 um 11:04
Einverstanden, Özil und di Maria haben primär andere Aufgaben als Tore zu erzielen; Benzema (7 Tore, 5 Vorlagen) ist jedoch ein anderer Fall – und er war weniger in das Offensiv-Spiel eingebunden als in anderen Begegnungen.
Allerdings wurde er auch recht effektiv vom Spiel abgeschnitten, so dass es nicht verwunderlich ist, dass Ronaldo noch mehr von seinen Mitspielern gesucht wurde als in anderen Spielen.
Da die Bayern Ronaldo/Özil-lastig verteidigten, wäre lokale Überlegenheit eher über di Marias Seite zu erzielen gewesen, wenn sich Benzema in seine Richtung orientiert hätte, doch ist dieser, soweit ich erinnere, zumeist nach rechts gedriftet, um für Ronaldo als Anspielstation zu dienen und Innenverteidiger zu binden (dass Kaká später ineffektiv blieb, lag wohl auch an seiner Neigung, ebenso auf Ronaldos massiv verteidigte Seite zu driften).
Andererseits glaube ich, dass PP recht hat, dass di Maria bewußt isoliert wurde, um sich in „1 zu 1“-Situationen gegen Alaba durchzusetzen.
Allerdings müsste ich mir wirklich das Spiel wie Du ein zweites mal anschauen, um Deine Kritik angemessen würdigen zu können – live war ich, zugegeben, viel zu aufgeregt, um mit kühlem Kopf Aufstellung und Bewegungsmuster zu beobachten. Und ich glaube, die mangelnde Diskussion über Taktik ist auch bei anderen Kommentatoren eben diesem Mitfiebern geschuldet.
sharpe 30. April 2012 um 09:39
@CD
Freut mich, dass du als Hauptgrund ebenso wie ich weiter oben die Vorteile der Bayern im ZM siehst. Hier hat sich bei Real Özil oder de Maria eben nur sporadisch aufgehalten, während bei Bayern Kroos, Gustavo und Schweini ständig präsent waren. Und Kroos und Schweini haben durch ihre enorme Ballsicherheit dafür gesorgt, dass Real viel mehr hinterherlaufen musste als beabsichtigt.
Der Punkt hätte in die Analyse rein gemusst.
PP 28. April 2012 um 11:31
Zu dem Punkt bzgl. Boateng/Badstuber auf den Außenpositionen:
Es ist ja schon ein Unterschied, ob man auf der Position spielt oder ob man auf diese Position herausgezogen wird. In zweiterem Fall hat man ja nicht mehr die nominellen IV hinter sich, da man selber einer ist 😉
Des Weiteren kann ich mich an einige Situationen in der Vergangenheit erinnern, in denen die beiden Probleme hatten, wenn sie trickreichen Spielern auf der Außenbahn begegneten.
Dass Khedira sich besonders in der 2.HZ zurückhielt, habe ich glaub ich im Abschnitt zum vorsichtigeren Spiel beschrieben, da hätte ich dann aber durchaus noch erwähnen können, dass er nun alles andere als ein box-to-box-player war. Was ja dann auch dazu führte, dass sie teilweise nur mit vier Spielern angriffen.
Zu Alonso:
Ich habe es so gesehen, dass Alonso in der Viererkette vor der Abwehr den von Ronaldo freigelassenen Raum links eingenommen hat – im Wechsel mit Özil. Hätte sehr gerne die Durchschnittspositionen der Realspieler bei Ballbesitz Bayern gehabt, aber die gibts leider nirgendwo 😉
Guter und aufmerksamer Kommentar, mehr davon 🙂
webs 28. April 2012 um 13:17
Dazu: Was ich oben auch schon angemerkt habe und bis jetzt niemand bestätigt hat, so dass ich mich frage, ob ich mir das nur eingebildet habe oder es ein bei den Bayern gebräuchliches taktisches Mittel ist, sind Riberys Läufe nach/über rechts, in denen er Robben direkt unterstützt hat.
PP 28. April 2012 um 15:52
Ja, das kommt häufig vor. Auch, um der Doppelung usw. zu entgehen (diesmal zwar meistens nicht der Fall, aber in der Bundesliga ja üblich)
LW 28. April 2012 um 17:53
Außerdem ist das ja ein ganz einfaches Mittel, um eine Seite vollkommen zu überladen und mit 2 dribbelstarken Spielern auf einer Seite ist diese dann unglaublich schwer zu verteidigen
webs 29. April 2012 um 01:27
Okay, danke. Da ich am Wochenende oft arbeite und so die Bundesligaspiele selten verfolgen kann habe ich leider wenig Ahnung, wie die Bayern in der Regel angreifen.
CD 28. April 2012 um 18:36
Danke fuer die Antworten 🙂
@Thomas:
Zu Di Maria: Dieser diagonale Ball ist eben ein typischer Real-Spielzug. Den spielen Sie gegen Santander, gegen Bayern und auch gegen Buxtehude. Ich glaube halt nicht, dass Sie diesen Spielzug spielen, weil Sie in Alaba eine Schwaeche gesehen haben, sondern Sie diese Situation kreieren wollen, weil es einer ihre Staerken widerspiegelt. Ist aber auch nur meine Meinung
Bzgl. der lokalen Ueberzahl: Man muss einfach auch einmal positiv feststellen, dass die Bayern sehr diszipliniert verteidigt haben, weshalb Sie nie wirklich weit weg von ihrem Gegenspieler standen. Die ‚6-er‘ haben ja regelrecht ihre Gegenspieler verfolgt. Am beeindruckendsten fand ich in diesem Zusammenhang die Szene, als der ’10-er‘ Kroos Oezil verfolgte und den Zweikampf dort angenommen hat, wo man systematisch den LV erwartet haette.
Dazu kommt eben, dass man im Offensivspiel eben auch wahrgenommen hat, dass Khedira sehr defensiv agiert hat und Xabi Alonso der Meister des zweiten Drittel ist. So wird es sehr schwer gegen eine disziplinierten Abwehr. 🙂
@PP:
Zu Alonso: Ich habe mir keine Statistik-Seiten angeschaut, aber so ein Tool waere sicherlich interessant. Ich verstehe auch nicht ganz den Sinn, warum Alonso dort spielen sollte. Wenn man bedenkt, dass die Bayern mit zwei Spielmacher im Zentrum spielen, die auch noch Unterstuetzung von Ribery und Robben erhalten, dann wuerde ich mindestens eher das Zentrum staerken, statt Alonso vor Marcelo spielen zu lassen. Wenn man noch bedenkt, dass ein Spieler Mr. X – Khedira – den AV abgesichert hat, frage ich mich, wer dann das Zentrum verteidigt haben soll. Oezil gegen Schweinsteiger, gegen Kroos, gegen die Rest der Welt^^
Zu Boateng: Ich gebe dir Recht 🙂 Sicherlich hatte er noch immer eine Absicherung hinter sich, als er AV gespielt hat, aber er bringt mindestens die Athletik mit um dort auszuhelfen.
Zu Badstuber: Nein, das sehe ich ein bisschen anders. In der Hinrunde hat Bayern doch meiner Meinung nach schon fast folgendermaßen gespielt:
———Lahm——————————————–
————–Badstuber—–vBuyten—Boateng—
Badstuber hat doch in dieser Phase der Saison genau im Terrain hinter Lahm – meiner Meinung nach – sehr stark agiert.
mit freundlichen Grueßen
CD
PP 28. April 2012 um 20:06
Nun ja, in dem Absatz ging es ja auch darum, wie es in der Theorie (im besten Fall für Real) aussehen sollte.
Nämlich dass Benzema oder Ronaldo die Innenverteidiger etwas aus der Mitte herausziehen und dann mit Tempo auf sie zugehen.
Dass dies für ALLE Abwehrspieler in gewisser Weise Probleme bedeuten würde, ist wohl klar. Aber gerade die beiden Münchener sind in Sachen Wendigkeit nicht unbedingt prädestiniert für solche Duelle mit viel Raum hinter sich bzw. zwischen sich. Das Verschieben und somit gegenseitige Absichern wäre in einem 2vs2-Konter auf ganzer Platzbreite ein schwieriges Unterfangen.
Zugegebenermaßen fallen mir auch nicht viele Innenverteidiger ein, die in solchen Situationen gegen die beiden besagten Stürmer gut aussehen könnten 😉 Puyol mit der Spritzigkeit von vor ein paar Jahren vielleicht 🙂
Drittligist 27. April 2012 um 22:49
Ich denke, dass das Elfmeterschießen doch mehr Aufmerksamkeit verdient hätte als einen fatalistischen Dreizeiler. Immerhin handelt es sich um die entscheidende Spielsituation, und eine Reihe Faktoren beeinflussten diese. Einige wurden benannt: Mentale Stärke, Glück (besser: Zufall), clevere Anordnung der Schützen, ein guter Torwart (Antizipationsvermögen, Reaktionsschnelligkeit). Hinzu kommen auch statistische und analytische Erkenntnisse oder das Wissen des Torwarts über den Schützen und umgekehrt.
Auffällig ist, dass nur vier von neun, also weniger als die Hälfte der Elfmeter verwandelt wurden. Das liegt deutlich unter dem statistischen Durchschnitt von rund 80%, wobei Real sogar nur einen von vier, also 25% verwandelt hat, eine verdammt schlechte Quote. Ebenso wurden alle gehaltenen Elfmeter von Neuer mit der rechten Hand (Rechtshänder), von Casillas mit der linken Hand (Linkshänder) gehalten.
Schaut man sich die Elfmeter im einzelnen noch einmal an (bei ran.de), lässt sich noch einiges sagen. Alaba: Technisch sehr stark, aber international unerfahren, womöglich eine gute Wahl ihn als ersten antreten zu lassen. Der platzierte harte Schuss wäre kaum zu halten gewesen, selbst wenn Casillas die Ecke geahnt hätte. Ronaldo: Hart aber unplatziert, zudem (laut Neuer) „in seine Ecke“. Übrigens auch Neuers Ecke: Als Rechtshänder hat er in der rechten Torwartecke einen Vorteil, es gelingt ihm den Ball (mit der rechten Hand) zu halten. Zwar kann Neuer nicht wissen, welche Einschussposition Ronaldo wählt, sie ist im Prinzip unabhängig von Ronaldos Vorlieben oder vom vorhergehenden Elfer im Spiel. Interessant jedoch, dass der nominelle Bayern-Schütze Robben sich nicht in diese Situation begeben wollte. Gomez: Ein praktisch identischer Elfer wie der von Ronaldo, nur dass Casillas die falsche Ecke wählt, Gomez schaut nur auf den Ball, hatte sich die Ecke vermutlich vorher ausgesucht. Fifty-fifty. Kaka: Hart und platziert in Neuers rechte Ecke. Dieser bewegt sich deutlich vor dem Schuss und kann den gut platzierten Ball somit bekommen. Keine Frage: Die Torhüterqualität war entscheidend, womöglich hätte Kaka aber den Ball auch in die frei werdende Ecke schieben können. Kroos: Der mit Abstand schlechteste Elfmeter. Mit zwei Schritten Anlauf beraubt er sich selbst der Möglichkeit einen harten Schuss anzubringen. Vorteil für Casillas: er muss sich nicht vorher auf eine Ecke festlegen, sondern kann reagieren. Alonso: Halbhoch in die Mitte, statistisch gesehen eine gute Wahl: Zu 90% entscheidet sich der Keeper für eine der beiden Ecken, zudem kann der Ball kaum vorbei oder drüber gehen. Lahm: Casillas ahnt die richtige Ecke, stoppt in seiner Bewegung und reagiert glänzend gegen den halbrechts platzierten Schuss, sicher die stärkste Torwartleistung des Elfmeterschießens. Ramos: Verzögert zunächst, schießt dann entschlossen hoch in die Mitte, wobei er jedoch, so sieht es aus, wegrutscht. Der Ball geht drüber: Zufall! Schweinsteiger: Der Erfahrenste schießt zuletzt in einer immensen Drucksituation. Hart halb hoch und halb rechts, Casillas wählt die falsche Ecke. Glück?
webs 28. April 2012 um 13:14
Du hast recht, das Elfmeterschießen bietet sich schon auch für eine -zumindeset kurze- taktische Analyse an.
Die schlechte Trefferquote würde ich allerdings der Tatsache zuschreiben, dass es eben ein Elfmeterschießen war und die von Dir genannten 80% hauptsächlich (oder ausschließlich) die Quote bei Elfmetern aus dem Spiel heraus abbilden.
In einer Extremsituation wie dem Shootout ist es eigentlich logisch, dass die Nerven enorm angespannt sind und dem ein oder anderen auch mal versagen (man denke an das legendäre Spiel zwischen der Schweiz und der Ukraine bei der WM 2006).
Zirkeltraining 7. Mai 2012 um 19:19
Interessanter Kommentar.
Was noch eine Rolle gespielt haben könnte:
– Ramos legte sich den Ball hin und lief zurück,um Anlauf zu nehmen. Der Ball rollte anscheinend ein bisschen; er musste nochmals hingehen und den Ball richtig hinlegen. Schlecht für die Nerven?
– Über die Armlängen ist mir leider nichts bekannt, aber Neuer ist um einiges größer als Casillas. Wäre Casillas so groß wie Neuer, hätte er Robbens Elfer im Spiel vielleicht gehalten.
Flowbama 7. Mai 2012 um 20:00
Länge ist halt doch entscheidend 🙂
hutzel44 27. April 2012 um 20:55
Der FCB hat ohne Badstuber zuwenig Kopfball-Kompetenz auf dem Platz. Bei Standards für Chelsea kann das entscheidend sein. Eine interessante Variante wäre, dass Gomez sich bei Ballbesitz Chelsea ins Mittelfeld und in die Defensive fallen lassen könnte. Ebenso bei Standards. Gomez müsste etwas vorgezogen vor Schweinsteiger/Kroos spielen. Müller und Olic könnten dann die ursprünglichen Defensivaufgaben von Gomez übernehmen. Das ergibt eine größere körperliche Präsenz schon im Mittelfeld. Würde Chelsea sicherlich überraschen.
Rasenpflug 27. April 2012 um 19:38
Also erstmal ein großes Danke für den Bericht und die Anderen davor, bin erst vorgestern auf diese Seite gestossen und muss sagen, ich hab da wohl einiges versäumt als Fussball-Fan…;-)
Zum Spiel Real-Bayern muss ich sagen, Real hat es versäumt, noch eine weitere 1/4 Stunde Druck zu machen, um das 3:0 zu erzielen. Egal, ob man dann konditionell nicht mehr auf der Höhe sein sollte, aber das 3:0 hätte sicherlich einen bleibenden Eindruck bei den Bayern hinterlassen. Mir als Bayern-Fan war klar, in dem Moment wo Real nach dem 2:0 aufhört nach vorne zu spielen, dass wir das noch schaffen. Das hat die Vergangenheit einfach zu oft gezeigt. Für das Finale kann ich mir aber auf keinen Fall einen hüftsteifen vB vorstellen, bitte nicht…;-)
KMW 27. April 2012 um 18:09
Schöner Artikel!
Ich hoffe es wird auch einen ausführlichen Vorbericht zum CL-Finale geben, falls es die Zeit erlaubt.
Kobal 27. April 2012 um 17:57
Eine interessante Frage wurde ja schon angerissen: Würdet ihr in den verbleibenden Bundesliga Spielen die fürs CL Finale Gesperrten nochmal einsetzen, oder lieber versuchen der gegen Chelsea geplanten Abwehrformation die maximale Vorbereitungszeit zu geben?
Henrik 27. April 2012 um 17:13
Das Spiel aus Real Madrids Perspektive
Ich finde nicht, dass Cristiano Ronaldo die Schuld am Ausscheiden von Real hat und auch nicht Özil. Letzterer hat gut mitverteidigt und war defensiv dritter zentraler Mittelfeldspieler. Real hatte eigentlich eine gute Grundordnung: Khedira und Xabi Alonso haben zusammen mit den Außenverteidigern gedoppelt und CR hat auf Konter gelauert. Was viele außer Acht lassen ist, dass er dadurch Lahm bindet, der kein Risiko eingehen will und sich nicht weit von CR wegbewegt. Offensiv war dieser sehr effektiv, auch wenn er nicht so viele Szenen hatte, wie man vielleicht erwartete. Marcelo war offensiv auch sehr stark, aber defensiv wäre Fabio Coentrao besser gewesen. Marcelos schwaches Stellungspiel begründete u.a. Robbens Chance und die Flanke von Kroos, die zum Elfmeter führte.
Nach dem 2:0 hat sich Real zurückgezogen und nach dem 2:1 hat sich daran nichts geändert. Wenn Bayern getroffen hätte, bräuchte Real 2 Tore und das war für Mourinho ein zu großes Risiko, weil Bayerns schnelle Spieler Gomez und Robben gefährlich bei einer hochstehenden Abwehrkette. Er hat gehofft, dass Bayern etwas riskiert, was sie aber nicht taten, weil Real brandgefährlich kontert.
Ich weiß nicht, ob Mourinho Alaba wirklich als Schwachstelle eingeschätzt hat. Xabi Alonsos Diagonalbälle sind ein Stilmittel von Real und da sich oft ziemlich viel auf Bayerns rechter Seite abgespielt hat, Marcelo viel mit nach vorne gegangen ist, sollte sich Xabi Alonso in diese Lücke fallen lassen und das Spiel auf Di Maria verlagern. Di Maria war so auch eine Waffe, ansonsten wäre er etwas vom Spiel isoliert, auch weil Arbeloa ihm offensiv nicht viel Unterstützung bieten konnte. Es liegt meiner Meinung nach also eher nicht an Alabas Schwäche.
Eigentlich guter Plan von Mourinho, der an Details, wie Marcelos Stellungsspiel gescheitert ist.
Ian 27. April 2012 um 21:44
Kann ich ehrlich gesagt nicht unterschreiben, Marcelo für mich überragend im Rückspiel, ein, zwei Unzulänglichkeiten können in 120 min vorkommen.
Tery Whenett 27. April 2012 um 16:32
Schöne Analyse. Danke dafür 🙂
Ein kleiner Fehler ist mir im Ronaldo-Abschnitt aufgefallen:
„Mit 2 Torschüssen und 10 Abschlüssen …“
sollten wohl eher 2 Tore sein, oder? Torschüsse und Abschlüsse sind ja synonym.
Grüße
PP 27. April 2012 um 16:35
Ja dast stimmt wohl 😀 Danke
Smerk 27. April 2012 um 15:53
@PP: Saugeiler Artikel, erwarte zukünftig mehr Einsatzzeit für Dich. Würde mich interessieren, wie Du den FCB für das finale personell besetzen und fir machen würdest, siehe meinen Post oben.
Schönes Wochenende
Cheers
PP 27. April 2012 um 15:59
Danke!
Meine bevorzugte Aufstellung wäre (von rechts nach links): Neuer-Lahm,Boateng,van Buyten,Contento-Kroos,Schweinsteiger-Robben,Müller,Ribery-Gomez.
Bedingung wäre, dass a) vB fit ist, b) Müller sein Formtief überwindet
Wenn Letzteres nicht eintrifft, wäre Kroos mein Zehner und Tymoshchuk neben Schweini auf der Sechs.
Allerdings ist das schwer zu sagen, da ich leider nicht täglich auf dem Trainingsplatz sehe, wer wie mit wem harmoniert und wie die Fitness und Form genau aussieht.
Von den physischen Fähigkeiten könnte ich mir Breno super gegen Drogba vorstellen, allerdings wird er wohl kein Spiel mehr für Bayern machen…
fcblgar 27. April 2012 um 17:12
Kann ich mich voll mit anfreunden, ist so auch in etwa meine Wunschaufstellung, jedoch würde ich Tymo statt DvB bringen, um diesen nicht sofort ins kalte Wasser zu werfen, nachdem er so lange verletzt war. Zudem wird er wohl kaum die Power haben durchzuspielen, und könnte als Einwechselspieler noch in den Gegnerischen Strafraum geworfen werden, oder bei einer Führung noch zusätzliche stabilität bringen. In jedem Fall sehe ich das als besser an, als von vornherein zu wissen, dass man nach spätestens einer Stunde einen Neuen bringen muss.
Ian 27. April 2012 um 14:34
Das Problem bei Real Madrid war mMn, dass sie für ihre doch eher passive Spielweise in den beiden Partien mit zu wenigen Spielern hinter den Ball kamen bzw. zu viele Spieler sich zu wenig an der Defensivarbeit beteiligten und Bayern zu viele Räume bekam.
Für mich unverständlich, dass Madrid die Bayern nicht mehr unter Druck gesetzt hat das man ja gesehen hat, wo das hinführen kann in der ersten Viertelstunde.
Thoms 27. April 2012 um 16:23
Ich glaube, dass die eher Konter-orientierte Spielweise im wesentlichen drei Faktoren geschuldet war:
– Die Grenzen der Physis: Das Tempo der ersten Viertelstunde hätte Madrid nach einer bereits langen Saison wohl nicht viel länger gehen können; zwar hätte eine weitere Viertelstunde kräftezehrenden Angriffsfussballs die Wahrscheinlichkeit für ein weiteres Tor erhöht, doch dann wäre man sicherlich spätestens zur Zurückhaltung gezwungen und Bayern hätte noch mehr Kontrolle gewinnen können. Und dass die Roten das Selbstbewußtsein haben, selbst einen Drei-Tore-Rückstand nicht als das Ende zu betrachten, haben bereits Arsenal und ManU in der Champions League erfahren müssen.
– Konteranfälligkeit: Auch in der glorreichen ersten Phase waren die Münchner bereits gefährlich genug geworden, um das Anschlusstor zu erzielen. Dies dürften auch die Spieler erkannt haben und die psychologische Wirkung war m.E. auf beiden Seiten zu spüren.
Andererseits dürften ebenfalls alle Spieler die Konteranfälligkeit der Gäste gekannt haben. Diese mit den schnellen Angreifern auszunutzen, erschien daher nicht unlogisch.
Tor-Arithmetik: mit 2:0 war man weiter, ein Gegentor jedoch hätte schon die Verlängerung bedeutet. Eine mehr defensive Ausrichtung ist unter diesen Vorzeichen ebenfalls nicht unlogisch und deren psychologischer Reiz nachzuvollziehen.
Dass man sich defensiv ausrichtet, jedoch nicht konsequent hinter dem Ball im Verbund arbeitet, schulde ich der mangelnden Erfahrung Madrids mit dieser Art Spiel.
Pseu 27. April 2012 um 14:33
„Die mangelnde Defensivarbeit, die daraus entstehenden Freiheiten für den gegnerischen Rechtsverteidiger und die ungewöhnliche (Un-)ordnung in der Mittelfeldreihe habe ich ja bereits thematisiert. “
Da war Sir Alex schlauer und hat Ronaldo oft auch einfach als einzige Spitze aufgestellt.
JazzyB 27. April 2012 um 14:04
Ich halte es fuer das Finale weniger sinvoll, Rafinha oder Pranjic auf die Außenverteidigerposition zu stellen. Aus dem einfachen Grund, dass Chelsea spieler Physis sehr stark sind, von daher waere ein Contento meiner Meining nach die bessere Alternative.
Im Mittelfeld wuerde ich genau wie gegen Real aufstellen, einzig fuer Gustavo wuerde ich einen bissigen Giftzwerg Namens Rafinha einsetzen. Das muss geprobt werden ob er als Wassertraeger taugt und BS31+Kroos den Ruecken freihalten kann. Um Badstuber ist es sehr schade, sein Ausfallen raubt uns viel Flexibilitaet, somit wird Schweisteiger wohl den Spielaufbau von ganz hinten uebernehmen muessen und Kroos wird sich ebenfalls weiter fallen lassrn muessen. Ich hoffe Heynckes findet das richtige Mittel.
Smerk 27. April 2012 um 15:08
gar nicht so dumm, die Idee. Interessanter Gedanke.
Thoms 27. April 2012 um 15:10
Alle noch vorhandenen Alternativen haben einen Nachteil gemeinsam: mangelnde Spielpraxis. Hier wurde ja des öfteren Heynkes Neigung kritisiert, seinen Bankspielern zu wenig Einsatzzeit zu geben, und das resultierende Defizit könnte sich nun rächen.
Contento sollte physisch tatsächlich besser gegen Chelsea passen als Pranjic, dieser hat jedoch wesentlich mehr Erfahrung.
Rafinha hat leider wenig Bereitschaft – oder Vermögen – gezeigt, sich an die gegebene Struktur der Bayernmannschaft anzupassen .. andererseits erinnere ich mich dunkel, dass er in der von Dir vorgeschlagenen Position früher in einigen Spielen überzeugt hatte. Hm, war das noch bei Schalke?
JazzyB 27. April 2012 um 17:14
Du hast recht, ich erinnere mich ebenfalls – wenn auch nur ganz dunkel- daran, dass Rafinha mal tatsächlich auf der 6 bei Schalke gespielt hat. Man muss es testen, wer zum Wasserträger von BS31+TK39 taugt, meiner Meinung nach streiten sich Rafinha und Pranjic um diese Position.
Was noch gegen die beiden „Giftzwerge“ auf der Außenverteidigerposition spricht, ist die Tatsache, dass wir mit Lahm bereits einen „kleinen“ AußenVerteidiger haben und das man nur ungern auf 2 kleine Außenverteidiger setzt, hat nicht nur vanGaal deutlich gemacht (Rafinha verpflichtung blockiert) sondern auch JH zu Beginn der Saison, er hat immer bevorzugt Boateng auf Rechts aufgestellt, damit man mehrere Kopfballstarke Spieler hat.
Da mit Badstuber bereits einer von denen ausfällt, würde nur Boateng als Kopfballstarkerspieler übrig bleiben, hinzukommt ein ein großer Tymoschtchuck(Kein Kopfballungeheuer) und ein eben ein großer Contento, alles andere wäre tödlich gegen Physis und Kopfballstarke Spieler wie Drogba und co.! Insofern würde ich eher auf Physis denn auf Erfahrung von Pranjic setzen.
Thoms 27. April 2012 um 17:49
JazzyB, die Idee, Contento auf links spielen zu lassen und Rafinha neben Schweinsteiger als giftigen Ballstehler zu stellen, gefällt mir immer mehr. Ich würde diese Variante jedoch gerne mal vorher im Praxistest sehen.
Kroos sollte wirklich weiter vorn als eine 6 gegen Chelsea spielen aber etwas tiefer als eine 10, um mehr Platz für seine Pässe zu haben. Müller würde ich mir bei dessen derzeitigem Leistungsstand wie gehabt für die letzte halbe Stunde bei Rück- oder Gleichstand aufheben.
vB ist für mich keine Alternative im Vergleich zu Tymo in der Innenverteidigung, auch wenn ich seine Robustheit und Kopfballstärke schätze. Aber ohne alle Spielpraxis gegen den gewieften Drogba und später den schnellen Torres?
Grausam.
Leider kommt die aktuelle Personalnot im defensiven Mittelfeld für Emre Can zumindest ein Jahr zu früh; wäre toll gewesen, ihn mal, wie dereinst Alaba, in der Bundesliga einzusetzen, um sein Potential zu testen. Nun ist es zu spät.
Fan 27. April 2012 um 18:29
Vielleicht täusch ich mich da, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die physische Stärke den Ausschlag für/gg Contento/Rafinha gibt. Contento is mit seinen 1,77 zwar 5cm größer als Rafinha, aber gg physisch starke und von euch als kopfballstark titulierte Gegner wie Chelsea is das immernoch zwergenhaft. Die sind doch sicher alle an die/über 1,90
sharpe 27. April 2012 um 14:02
aus meiner Sicht hat Real gg Bayern den gleichen Fehler gemacht wie Bayern in Dortmund. Denn durch Kroos verschaffte sich Bayern im Mittelfeld ein Übergewicht, da sie mit Kroos, Schweini und Gustavo gg Khedira und Alonso Überzahl herstellen konnten. In Dortmund war es genau anders rum, weil dort Müller bei Bayern zu offensiv spielte.
In der Anfangsphase sah ich eigentlich Robben als Hauptschuldigen für Bayerns Probleme. Er benötigte einige Zeit, um sich auf Marcello einzustellen, bzw, lies ihn in der ersten Minuten einige Male leicht vorbei, so dass andere aushelfen mussten, bzw. Alonso Platz und Zeit für seine Diagonalbälle hatte.
Ich bin froh, dass du Schweini auch so stark gesehen hast. Er wurde im Laufe der Partie immer mehr zum Chef auf dem Platz. Gibts auch die gelaufenen Km irgendwo? ich denke Kroos, der taktisch überragend gg Alonso gespielt hat, Gustavo und Schweini waren läuferisch herausragend.
Entscheidend war neben der Überzahl im Mittelfeld auch die Passsicherheit der Münchner, aber das hast du ja beschrieben.
webs 27. April 2012 um 13:40
Schöne Analyse.
Was mir noch aufgefallen ist: Ribery ließ sich in der zweiten Halbzeit mehrmals nach rechts fallen und versuchte so wohl, der engen Deckung auf der linken Seite zu entgehen und ein Übergewicht rechts zu schaffen. Das fehlt mir in der Betrachtung hier noch, vor allem, weil ich nicht gesehen habe, ob dafür Schweinsteiger, Kroos oder Gustavo nach links gegangen sind und mir darüber Aufklärung erhofft hatte.
Im Hinblick auf die Sperren im Finale gebe ich ThomasT recht, so schade es für die Spieler auch ist.
Außerdem denke ich, qualitativ fehlen auch Chelsea mit Ramires(!), Terry, Ivanov und Meireles Schlüsselspieler, so dass man, selbst bei besser besetzter Bank, nicht von einem Vorteil sprechen kann.
agricola 27. April 2012 um 13:38
Sehr schöne Analyse, PP!
In einer Sache würde ich dir aber gerne widersprechen. Ich hatte den Eindruck, dass „The Special One“ nach den Erfahrungen des Hinspiels nicht Alaba, sondern Boateng als Schwachstelle ausgemacht hat, die er meiner Meinung nach auch ist. Boateng besitzt unbestritten seine Qualitäten, in den entscheidenden Zweikämpfen -die letztlich spielentscheidend sein können- agiert er jedoch viel zu lässig. Habe ich schon unzählige Male gesehen und wird ab einer gewissen Klasse des Gegenspielers auch bestraft. Beispiele: Neymar-Tor im Brasilien Länderspiel, in diesem Spiel die Chance von Benzema, den Boateng nur halbherzig angreift, sein „langsames Zurücktraben“ etc. Dadurch wird den Stürmern mehr Raum und Zeit zugestanden. Oder bin ich hier zu ungerecht ggü. Boateng?
Alaba hingegen ist derzeit wirklich bärenstark, Chapeau für den jungen Österreicher und schade, dass er kein Deutscher ist, dann würde es keine AV-Debatte geben.
Thoms 27. April 2012 um 15:33
Stimmt schon, bei Boateng wartet man immer auf den einen Patzer, der die darum herum gezeigte Leistung ad absurdum führt. Dennoch ist er mmn ein Gewinn für München: er hilft sich selten mit Fouls und verursacht daher auch wenig Freistöße aus gefährlicher Position; er ist ein guter Kopfballspieler, der viele Pässe und Flanken unwirksam macht; er hat eine mehr als ordentliche Zweikampfquote und ist trotz seiner Größe auch beweglich genug, um selbst gegen wendige Gegenspieler (oft) zu bestehen; seine Antizipation wird auch besser.
Und die zur Schau getragene Lässigkeit ist gerade in Spielen, in denen das psychologische Moment nicht ganz unwichtig ist, ein Mittel, Angreifer aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Namename 27. April 2012 um 13:32
Ich glaube nicht das das härtere bestrafen von taktischen fouls zu weniger gelben karten führt. Vollkommen absurd. Die spieler werden immer das maximum aus den regeln kitzeln. Und das besteht darin, falls nötig und taktisch klug, sich auch eine gelbe karte abzuholen. Ganz egal wofür es diese gibt.
Solid Snake 27. April 2012 um 13:29
Danke PP auch wenn ich den Begriff abkippende sechser leider immer noch nicht ganz verstehe.
Sehe den feinen Unterschied auch ganz vorne bei Ronaldo da er sich einfach zu wenig einbindet,sowohl offensiv als auch defensiv.
Das eine Mannschaft wie Real vorwiegend über lange Bälle operiert hängt sicher auch mit der fehlenden Bereitschaft zusammen.
Ganz anders bei Bayern die viele wege gegangen sind um sich die Bälle hinten abzuholen.
Für mich auch ein grund Gomez im Sommer den vorzug vor Klose zu geben, schön das du es mal angesprochen hast , das sehen leider die wenigsten.
PP 27. April 2012 um 13:37
In diesem Fall beschreibt es, wie sich Schweinsteiger bzw. Alonso hinter ihren aufgerückten Linksverteidigern die Bälle abholen. In dieser Zone bekommt man meistens viel Zeit am Ball, da der gegnerische Außenspieler mit dem aufgerückten LV beschäftigt ist und der gegnerische 10er oft um Kompaktheit bemüht ist (sprich: im Zentrum bleibt)
Peter 27. April 2012 um 13:27
Wie immer eine tolle Analyse! Ich habe ausserdem noch eine Frage: Ich sehe dass Ihr jetzt auch über Facebook und sogar beim ZDF viele Views bekommt. Wäre es vielleicht was um auf Youtube aktiv zu werden? Also, für die wichtigste Spiele kurze Video-Analysen drauf stellen, wie zum Beispiel „BBalBreakdown“ das ganz gut für NBA Basketball macht. Ich würde gerne meine Hilfe anbieten für das editing von so etwas 😉
Verzeihe eventuelle Grammatik-fehler, ich bin Holländer ^^
PP 27. April 2012 um 13:32
Ist eine schöne Idee, allerdings ist es nicht ganz so einfach wegen der Rechte an den TV-Bildern.
Sollte sich da aber etwas ergeben, wenden wir uns bestimmt an dich 😉
Karl 27. April 2012 um 13:09
Ich denke, PP hat die verschiedenen Phasen des Spiels mit Hilfe der Taktikanalyse sehr gut erklaert und beleuchtet. Was mich als Bayern-Fan gefreut hat, ist die Tatsache, dass – ausser der katastrophalen Anfangsphase – Heynckes und die Mannschaft einen Plan zur Aufgabeteilung hatten. Das war nach dem schwachen Auftritt in Dortmund leider nicht der Fall. Aber die gesamte Mannschaft inklusive Trainer scheinen daraus gelernt zu haben. Und wenn man über die gesamten 210+x Minuten Revue passieren laesst, hat sich die taktisch besser eingestellte, mutigere und vor allem bissigere Mannschaft in diesem Halbfinale durchgesetzt. All das stimmt mich optimistisch fuer das anstehende Finale.
Allerdings warne ich dem vermeintlichen Gedanken, ein leichteres Spiel gegen Chelsea zu haben als Real. So nach dem Motto: „Wir haben doch Real geschlagen, was kann uns schon gegen Chelsea passieren?“ Aber: beispielsweise hat Chelsea nicht so einen Spieler wie Ronaldo, der von jeglicher Defensivarbeit befreit ist. Diese Luecke werden die Bayern-Spieler nicht bekommen! Und wenn Chelsea so spielt wie gegen Barcelona, dann werden die Bayern wie so oft gegen tiefstehende, kompaktauftretende Mannschaft Probleme haben. Und die Effizienz von Chelsea in den beiden Spielen gegen Barcelona war ja beeindruckend (ob Glueck oder nicht)…
Noch mehr Kopfschmerzen bereiten die Sperren von Badstuber, Alaba und Luiz Gustavo. Aufgrund der (nicht vorhandenen) Alternativ im Kader der Bayern, gehe ich mal davon aus, dass es wahrscheinlich eine der folgenden Varianten sein wird:
Variante 1:
Neuer – Rafinha, Boateng, Tymoshchuk, Lahm – Kroos, Schweinsteiger – Robben, Mueller, Ribery – Gomez
(Diese Variante halte ich fuer die Wahrscheinlichste, weil die nominell staerkste Spieler spielen. Aber sie scheint mir einen Tick zu offensiv. Passt aber gut zu der Defensivtaktik von Chelsea.)
Variante 2:
Neuer – Rafinha, Boateng, Tymoshchuk, Lahm – Kroos, Schweinsteiger – Ribery, Mueller, Robben – Gomez
(Diese Variante unterscheidet sich von der Ersten darin, dass Ribery und Robben die Seiten getauscht haben. Dann spielen Robben und Lahm wieder auf einer Seite, waehrend Mueller und Ribery dann zwischen der Zentrale und rechter Fluegel rochieren. Die Variante nimmt Robben und evtl. Ribery die Moeglichkeit, selber zum Abschluss zu kommen, dafuer koennen sie dann Gomez mit Flanken fuettern.)
Variante 3:
Neuer – Lahm, Boateng, Tymoshchuk, Pranjic (Contento) – Kroos, Schweinsteiger – Robben, Mueller, Ribery – Gomez
(Diese Variante belaesst Lahm auf der rechten Seite als Partner von Robben. Aber die linke Abwehrseite waere dann eine wirkliche Schwachstelle mit Tymoshchuk und Pranjic bzw. Contento. Aber ich glaube, Pranjic hat schon mal unter van Gaal hinter Ribery gespielt. Wie war es damals? Ich kann mich nicht mehr an die Effektivitaet dieses Duos erinnern…)
Variante 4:
Neuer – Rafinha, Boateng, Tymoshchuk, Lahm – Pranjic, Schweinsteiger – Robben, Kroos, Ribery – Gomez
(Diese Variante ist fuer mich die ausgeglichste – aber nur wenn Pranjic ueber sich hinauswaechst. Er hat aus meiner Sicht in dieser Saison weder als Abfangjaeger als auch als Ballverteiler ueberzeugt.)
Ich wuerde mich wirklich sehr interessieren, was die anderen Leser hier ueber diese Varianten denken, und vielleicht haben sie noch bessere Ideen zu moeglichen Aufstellungen.
Samstag, Fünfzehndreißig 27. April 2012 um 13:16
Ich hallte deine erste Variante für die sinnvollste – vor allem um mit Kroos in der Defensive das Aufbauspiel nach dem Wegfall Badstubers zu kompensieren. Denke auch das ein Vertauschen von Rib und Rob für Unruhe sorgen würde – vor allem in der eigenen Mannschaft.
Andreas 27. April 2012 um 13:24
Ich würde auf Variante 3 mit Contento als LV tippen, da Pranjic in dieser Saison noch nie als Außenverteidiger eingesetzt wurde. Was allerdings nichts daran ändert, dass die Bayern massive Probleme bei Standards haben werden.
ThomasT 27. April 2012 um 13:35
Neuer – Lahm, Boateng, van Buyten, Pranjic (Contento) – Schweinsteiger, Tymoshchuk – Robben, Kroos, Ribery – Gomez
Weil:
– Robben braucht Lahm als Unterstützung
– Ribery ohne Unterstützung spielen kann
– Inverse Flügel da Chelsea Flanken locker verteidigt
– Pranjic (Contento) mit defensivem Fokus klarkommen wenn Ribery den gegnerischen Aussenverteidiger bindet
– Kroos auf der 10 benötigt wird um die offensive Anbindung zu gewährleisten
– Tymoshchuk und Schweinsteiger defensiv gut harmonieren
Karl 27. April 2012 um 13:48
Aber ist das nicht ein bisschen riskant, van Buyten nach einer so langen Pause ohne Spielpraxis in einem Finale gegen Drogba/Torres spielen zu lassen?
sharpe 27. April 2012 um 14:32
mich würde interessieren, wie weit van Buyten ist. Er wäre sicher die beste Alternative, sollte vorher aber schon etwas Praxis bekommen. Noch sind es ja 3 Wochen bis zum Finale und in Meldungen zu einen möglichen Vertragsverlängerung vor ein paar Wochen stand, dass er in den letzten Wochen der Saison wieder dabei sein will.
JazzyB 27. April 2012 um 17:21
1.) vanBuyten ist seit Anfang April im Lauftraining, es wird verdammt schwer ihn bis dahin Spielbereit hinzukriegen!
2.) Halte ich -wie bei mir schon geschrieben- 2 kleine Außenverteidiger für sehr tödlich gegen Physis und Kopfballstarke Londoner! (Contento MUSS auf Links spielen!)
3.) Das eine Doppelsechs mit Kroos und Schweinsteiger nicht funktioniert, durften wir bereits gegen Gladbach bewundern, ohne eine Absicherung hinter ihnen berauben sie sich beide gegenseitig ihre Stärken, somit muss für mich Kroos auf die 10(Lässt sich immer fallen) und hinter Schweinsteiger muss ein Staubsauger spielen, ich würde da in der Bundesliga mit Rafinha/Pranjic proben.
Karl 27. April 2012 um 19:13
Ich halte die Idee mit Rafinha auf der 6 nicht schlecht. Er mit seiner giftigen Art kann im Mittelfeld einige Baelle gewinnen. Lahm hat vor Jahren auch bei der Nationalmannschaft versucht, und das Experiment war auch ziemlich gelungen. Also kann man sich bei Aussenverteidigern durchaus auf der DM Position vorstellen. Ich wuerde das Ausprobieren dieses Vorschlages bei den verbleibenden BL-Spielen begruessen.
PP 27. April 2012 um 19:18
Ich finde das auch interessant!
Flowbama 27. April 2012 um 19:28
Das ist vollkommen richtig! Lahm/Schweini als Doppelsechs wäre wunderbar, geradezu phänomenal. Ich nehme an du spielst auf Lahms 6er Position damals gegen England an. Dort hat er exzellent gespielt.
Im Gegenzug würden man dann als Außenverteidiger Rafinha und Contento bringen.
JazzyB 27. April 2012 um 21:05
Lahm auf 6 wäre wiederum nicht das richtige will ich meinen. Schiebt man Lahm auf die 6 so muss man das Spiel wieder rund um Robben verändern und die beiden auf der rechten Seite müssen sich einspielen. Für das Finale gilt, so wenig wie möglich zu verändern, weil man sich nicht mehr groß einspielen kann. Deswegen muss Lahm weiter hinter Robben bleiben, Tymo+Contento ersetzen die beiden Verteidiger und Pranjic/Rafinha geben den Staubsauger hinter Schweinsteiger.
Namename 27. April 2012 um 13:03
Naja gustavo ist auch gesperrt. Aber ich denke in den naechsten beiden bundesligaspielen werden wir schon eine antwort auf die defensivaufstellung fuers finale bekommen.
Samstag, Fünfzehndreißig 27. April 2012 um 13:04
Richtig…hatte ich übersehen. Und dann gibt es ja noch die Generalprobe in Berlin 🙂
Smerk 27. April 2012 um 13:41
Sorry, Schbäzi, aber wie soll es in Berlin eine Generalprobe geben, wenn die Besetzung eine Woche später zwingend eine andere ist? Denk mal nach, dees gäd ned.
Samstag, Fünfzehndreißig 27. April 2012 um 13:45
Dachte mit einem Augenzwinkern daran, dass man auf Badstuber, Alaba und Gustavo auch in Berlin verzichtet um sich für das CL-Finale einzuspielen – aber das wäre nicht wirklich die Mentalität der Bayern 🙂
Joseman 27. April 2012 um 15:57
Berlin als Generalprobe zu sehen könnte in einem Desaster enden, falls man dann nicht gewinnt! Denn dann wäre die Verunsicherung in der improvisierten Abwehr groß und die Spieler hätten wohl schon vorm Anpfiff im CL-Finale die Hosen voll! Deswegen mit der A-Elf gegen Dortmund, außer die „unwichtigen“ Proben in der BL gehen gut bis sehr gut aus.
Außerdem haben wir mit Dortmund sowieso noch einige Rechnungen offen. Der Pokal bedeutet mir nichts, falls wir die CL gewinnen sollten, aber das Pokalfinale ist nunmal vor dem CL-Finale und ohne Titel die Saison zu beenden, während der BVB das Double holt wäre mehr als ärgerlich.
ThomasT 27. April 2012 um 13:01
Schöne Zusammenfassung, kann ich genau so unterschreiben.
Mich würde allerdings eure Meinung zu den Gelbsperren interessieren.
Meiner Meinung nach ist die Thematik wesentlich komplexer als es die Reaktion der meisten Kommentatoren vermuten lässt und eng mit der Entwicklung des Spiels in den letzten Jahren verbunden. Das Problem ist, dass taktische Fouls (und absichtliche Fouls generell) zu gering bestraft werden und entsprechend von jedem erfolgreichen Team als integraler Bestandteil der Defensivarbeit eingesetzt werden.
Luiz Gustavo liefert das perfekte Beispiel: Er foult gefühlt alle 2 Minuten, unterbricht so ständig Spielrythmus und Kontermöglichkeiten und wird erst in der Nachspielzeit mit einer gelben Karte bestraft. Selbst mit der Sperre im Finale stehen die Kosten in keinem Verhältnis zum Ertrag und entsprechend kann sich keine Mannschaft erlauben dieses illegale Mittel NICHT zu benutzen.
Diese vollkommen perverse Anreiz-Struktur, die es belohnt die Regeln des Spiels zu brechen, führt fast zwingend dazu, dass erfolgreiche Manschaften nach und nach gelbe Karten sammeln. Diese Karten nun früher zu streichen würde das Problem jedoch nur noch weiter verschärfen.
Stattdessen sollten Schiedsrichter dazu angehalten werden jedes taktische Foul (und absichtliche Foul generell) -egal ob es in der 1. Minute gespielt wird, der Spieler schon gelb belasted ist, es vom Stürmer im gegnerischen Strafraum ausgeht, usw.- sofort mit Gelb zu ahnden. Die Folge wären nicht mehr-, sondern weniger gelbe Karten, da es dann nicht mehr kosteneffektiv wäre Fouls zu begehen. Spielunterbrechungen würden abnehmen, Kontertore zunehmen. Und 3 gelbe Karten in 12 Spielen vielleicht nicht mehr als unumgänglich und normal gelten, da der einzige Grund eine gelbe Karte zu bekommen ein unabsichtliches Foulspiel wäre.
PP 27. April 2012 um 13:06
Ich stimme dir da größtenteils zu. Taktische Fouls werden gerade in der Anfangsphase nur sehr selten geahndet, so kommt es mir jedenfalls vor. Ein härteres Durchgreifen wär da schon förderlich!
Thoms 27. April 2012 um 14:51
Inhaltlich neige ich dazu, Euch recht zu geben – doch bedeutet die Kartenregel nicht bereits jetzt eine (weitere) Bevorzugung der finanzstärksten Vereine, die sich eine annähernd gleichwertige Bank von Ersatzspielern auf möglichst vielen Positionen leisten können – selbst wenn dieses „es sich leisten können“ im internationalen Vergleich durch Maßnahmen erzielt wird, die man fast schon unlauteren Wettbewerb nennen könnte?
Im Falle Bayerns ist dieser Einwand natürlich nicht stichhaltig; dort hat man sich bewußt für einen kleinen Kader entschieden, ging also das Risiko von Ausfällen sehenden Auges ein.
Samstag, Fünfzehndreißig 27. April 2012 um 12:58
Sehr guter Artikel!
Ronaldos Mannschaftsdienlichkeit ist sicherlich auch nicht so leicht zu beurteilen, da sich so einiges hinter seinem Verhalten oder Gehabe auf dem Platz versteckt, zumindestens für mich gefühlt.
Als großes Problem sehe ich für das Finale das Fehlen von Badstuber und Alaba. Vor allem wenn man sich mögliche Aufstellung durchdenkt. Tymo muss dann wohl als IV spielen, aber kann Badstuber defensiv als auch offensiv nicht ersetzen. Und der LV ist auch ein Problem für die Bayern. Contento oder Gustavo? Dann müsste Kroos zurück zu Schweini und Müller wieder in auf die 10. Bin gespannt wie JH auflaufen lässt!
PP 27. April 2012 um 13:12
Ich hab da zwei Möglichkeiten im Kopf:
1. Lahm-Tymo(van Buyten)-Boateng-Rafinha
2. Contento(Pranjic)-Tymo(vB)-Boateng-Lahm
Hängt wohl davon ab, wie die Außenverteidiger mit ihren Vorderleuten zurechtkommen und auch, ob Heynckes Tymoshchuk nicht lieber im Mittelfeld haben möchte. Und natürlich, ob van Buyten rechtzeitig fit ist.
Viele Möglichkeiten zum Experimentieren gibts es ja nicht mehr…
Samstag, Fünfzehndreißig 27. April 2012 um 13:19
Womit wir mal wieder bei der Bank sind….Bin zwar kein Bayern-Fan, würde es aber trotzdem ziemlich übel finden, wenn dies jetzt ausgerechnet im Finale dann so entscheidend wird. Bei Chealsea sieht die Bank ja nen bißchen besser aus – wobei ich da auktuell nicht so viel über die Form der entsprechenden Herren weiß…
Smerk 27. April 2012 um 13:38
@PP:
Entscheidend wird mM nach sein, ob und wir JH die Truppe, die`s im CL-Endspiel richten soll, sich einspielen lässt. Wenn man sich auf den Standpunkt stellt, BuLi is eh wurscht, die Pkale müssen her, müßte dieses Spiel das vorerst letzte für Alaba und Badstuber gewesen sein und auf jedne Fall in der BuLi das Team des 19.05. auflaufen. Ob man dann om Pokal die eigentliche Stammelf auflfauen lässt und ne Woche drauf mit dem „Notteam“ spielt, puhh, das möchte ich nicht entscheiden müssen. Ich persönlich würde als AV Contento und Lahm aufstellen. Contento ist ein Guter, defensiv ist er stärker als alle anderen verbleibenden Aspiranten – und v.a. könnte Bayern dann soz. „systemtreu“ wie mit Alaba weiterspielen. Wenn ich an die Situation in der Innenverteidigung denke, krieg ich Magenkrämpfe. Stellt er Tymo rein, wer ist dann die D6? Wird vBuyten körperlich fit hat es ewig keine Spielpraxis mehr und das gegen ein Tier wie Drogba oder einen flexiblen, wendigen Typen wie Torres. Es ist eine absolut bescheiden Situation. Ich war jedenfalls bei nur einer Gelben richtig frustriert, und das war die gegen Badstuber. Gustavo hat sich schlichtweg geopfert, nehme an, dem war klar, dass es mit seiner Spielweise nicht ohne gehen wird. Und Alaba hatte einfach dreckiges Pech. Bei Badstuber konnte ich diese übermotivierte Unsinnsfoul, überflüssig wie ein künstlicher Kropf, nicht verstehen. er selber wohl auch nicht.
Schau ma mal.
Denis 27. April 2012 um 14:23
Gustavo hat mMn um seine Finalsperre gebettelt. Da waren einige Szenen drin, wo ich mir dachte, dass er jetzt endgültig die Gelbe sehen würde. Ein Wunder, dass es bis zur Verlängerung gedauert hat. Da habe ich mich gefragt, ob JH nicht Gustavo vor sich selbst hätte schützen sollen und ihn zur Verlängerung gegen Tymoshchuk tauschen könnte. Der ist meiner Erinnerung nach in Petersburg auch ein guter Elferschütze gewesen (oder irre ich mich?).
Im Finale halte ich Schweinsteiger/Kroos für die schlehtere wahl auf der Doppelsechs. Zum Einen ist Müller (im Moment) zu formschwach, zum anderen wird es eggen Chelsea auch darum gehen, Lampards Kreise einzuengen. Da wäre Gustavo sicherlich der richtige Mann für gewesen.
Ich tippe daher auf diese Aufstellung:
Lahm – Boateng – Tymo – Contento
Schweinsteiger – Pranjic
(vorne alles wie immer)
Ribery hat jetzt oft genug bewiesen, dass er gut nach hinten arbeiten kann (wird ja auch im Artikel gut herausgestellt) und den unerfahrenen Contento so stützen kann.
Im DFB-Pokalfinale wird die A-Elf mit Alaba, Badstuber und Gustavo spielen – alleine, weil man aus psychologischen Gründen diese Jungs nicht um zwei Finals bringen kann.
Ich persönlich hoff ja immer noch, dass die UEFA ein Einsehen hat und die gelben Karten löscht – aber dazu fehlt Bayern und Chelsea wohl die Lobbby dort. Hätte es Messi und Xavi sowie ein Französisches Team im Finale erwischt, hätte ich mehr Hoffnungen 8Achtung, Polemik).
Taktisch wird das Finale durch die Gelbsperrren allerdings vielleicht sogar interessanter.
alfons 27. April 2012 um 15:32
van Buyten ist wohl seit anfang April wieder im Aufbautraining, wenn er noch 1,2 spiele vorher machen kann… bleibt sein einsatz trotzdem höchst riskant, aber mir immernoch lieber als die alternativen. speziell gegen drogba, chelseas robustheit und kopfballstärke. dass bayern auf der position sonst keine tauglichen alternativen hat lässt die vereinsführung einfach nicht gut aussehen. hat jemand ne ahnung wie chelsea defensiv aufgestellt ist, wer da von der bank kommt und was die drauf haben?
JimmyDream 27. April 2012 um 15:53
@ alfons:
Chelseas Abwehrkette wird wohl so aussehen:
Bosingwa – Luiz – Cahill – Cole
Bosingwa hat sicher nicht mehr ganz die Klasse wie vor paar Jahren, kämpft auch desöfteren mit kleineren Verletzungen, sehe ihn auch als „Schwachpunkt“ für Chelsea da er wohl auf Ribery treffen wird.
Luiz ist eh Stammspieler, Cahill ist ein solider IV, über Cole muss man nicht viel sagen.
Im Mittelfeld könnte es zu Mikel – Essien – Lampard kommen, wobei ich mir vorstellen kann, dass Essien halbrechts spielen wird um da Bosingwa gegen Ribery zu unterstützen.
Chelsea wird auf jeden Fall eine bärenstarke Mannschaft ins Finale schicken
Namename 27. April 2012 um 12:55
Vielen dank für die klasse analyse.
Raúl 27. April 2012 um 12:42
Gerade Ronaldo hab ich eigentlich sehr mannschaftsdienlich gesehen und öfters am Abspielen als am Abschließen. Von Lahm kam offensiv auch wenig, einmal tackelte ihn Ronaldo an der eigenen Toroutlinie zwei mal in einer Aktion (mit daraus resultierendem Ballgewinn).
PP 27. April 2012 um 12:51
Nun ja, es ist ja auch Meckern auf hohem Niveau, es geht halt immer noch besser 😉
Lahm stand natürlich immer vor dem Dilemma, ob er Ronaldo hinter sich stehen lassen sollte (2vs2 hinten) oder sich mit Vorstößen zurückhalten soll. Ich denke, er hat sich da für einen guten Mittelweg entschieden.
Die besagte Szene stellt eine – lobenswerte – Ausnahme dar. Wenn ich mich recht erinnere, war Ronaldo in Sachen Durchschnittsposition sogar Reals „höchster“ Spieler.
Flowbama 29. April 2012 um 11:44
„Von Lahm kam offensiv auch wenig“
Naja er hat ja nicht gegen irgendwelche Amateure gespielt, sondern gegen Christiano Ronaldo und Marcelo. Soll er wie ein Ochse nach vorne rennen?