Werder Bremen – 1. FC Nürnberg 0:1

Es war ein typisches Duell zwischen Kette und Raute. Das Flügelspiel von Heckings 4-2-3-1 siegte letztlich über die Zentrumskontrolle von Schaafs 4-3-1-2. Es hätte aber auch anders kommen können.

Die Grundformationen.

Die Asymmetrien der Teams

Beide Trainer setzten auf jeweils unterschiedliche Angriffsstrategien rechts und links. Während Schaaf seine Raute in extrem fluider Weise auf rechts kippte, waren bei Nürnberg die Flügel wie schon gegen Köln sehr unterschiedlich besetzt.

Dabei war der linke Flügel relativ konventionell aufgestellt mit dem invers dribbelnden Rechtsfuß Esswein vorn und dem flankenstarken Linksfuß Adam Hlousek dahinter. Auf rechts entschied sich Hecking wieder für eine etwas merkwürdige Anordnung, indem der gelernte Rechtsverteidiger Chandler die offensive Position besetzte und Spielmacher-Typ Feulner dahinter in der Viererkette stand. Symbolisch für diese ungewöhnliche Maßnahme steht der Spielzug zum Siegtor, bei dem Chandler den ballführenden Feulner rückwärts (!) hinterläuft.

Bei Werder agierte Spielmacher Junuzovic auf der rechten Halbposition, während links der defensiver orientierte 18-jährige Trybull seine Meter machte (10 Kilometer schon nach etwa 60 Minuten!). Bargfrede und Trybull sicherten dabei die Raute vor allem ab, schoben in Ballbesitz grob in eine Art nach links gekippte Doppelsechs, was ein gutes Mittel gegen Bremens bekannte Konteranfälligkeit war.

Auch die drei Offensivpositionen von Werder waren asymmetrisch ausgerichtet, aber vorallem enorm herumtriebig. Marin und Pizarro orientierten sich aus ihrer leicht rechtsseitigen Grundposition stark zum Ball hin und füllten abwechselnd oder gleichzeitig den halblinken Offensivbereich mit Leben oder unterstützten Junuzovic halbrechts. Rosenberg bewegte sich vorallem in der gegnerischen Viererkette sehr viel horizontal um Schnittstellen zu finden, ließ sich anders als Pizarro nur selten fallen.

Marin und Junuzovic waren hauptverantwortlich für die Besetzung des rechten Flügels, auf dem sich Fritz gegen den breit und hoch verteidigenden Esswein sehr zurückhielt. Auf links nutzte Hartherz seine Freiheiten gegen den mit sehr viel Aufwand arbeitenden, weit einrückenden Chandler und rückte viel nach vorne – ein wichtiges Element für die Kontrolle des Zentrums, da Chandler die Überzahl in diesem Bereich sonst hätte ausgleichen können, wenn Hartherz ihn nicht ständig wieder nach außen gezogen hätte.

Bremen extrem flexibel und doch ausrechenbar

Das Muster, wenn 4-4-2 oder 4-2-3-1 gegen 4-3-1-2 antritt, ist oft das gleiche und so war es auch am Samstag: Die Mannschaft in der Raute erzeugt Überzahl im Zentrum und kann das Spiel dominieren, die beiden Sechser des Gegner bekommen keinen Zugriff. Dafür fehlt die Breite im Spiel, der Gegner kann sich extrem zusammenziehen und der Raute fehlen dann die Räume um durchzukommen. In die andere Richtung ist Kombinationsspiel kaum möglich, aber dafür können die Flügelspieler nur schwer gedoppelt werden und die Außenverteidiger bekommen viel Zeit am Ball. Damit ist die Geschichte des Spiels im wesentlichen erzählt. Beide Teams versuchten zwar ihre Nachteile auszugleichen, aber es gelang kaum und so trat das Standardmuster auf.

Bremen versuchte wie gesagt das Spiel auf links durch Junuzovic oder Marin zu strecken, rechts sollten Hartherz‘ Vorstöße für Breite sorgen. Beides hatte aber wenig Effekt, weil Nürnberg gut verteidigte und Bremen auf den Flügeln nicht ernst machte. Zwar verlagerte man oft zur Seitenlinie, aber man versuchte nicht zur Grundlinie zu spielen oder vermied dann die Flanke. Die wenigen Flanken (8 Stück bis zur Systemumstellung in der 70. Minute) kamen allesamt aus dem Halbfeld und waren eher verkappte Laufpässe.

Diese Inkonsequenz führte dazu, dass Nürnberg abwartend verteidigen konnte. Man verengte dabei mit extrem viel Laufaufwand (am Ende über 132 Km) Bremens Spielfläche, wie erwähnt unterstützte Chandler (13,7 Km Laufdistanz!) das Zentrum und Hegeler verteidigte tief als dritter zentraler Mittelfeldmann. Diese starke Verengung hätte wohl optimalerweise zu aussichtsreichen Balleroberungen im Zentrum führen sollen um dann schnell zu kontern, aber für diese Kompensation war Bremen wiederum zu stark.

Dadurch, dass Pizarro viel nach hinten stieß und das Kombinationsspiel unterstützte, hatte Bremen effektiv meist sogar fünf zentrale Spieler. Die bewegten sich dabei so viel und so flexibel, dass sich Nürnberg auch kaum konstant auf irgendwelche Spielzüge hätte einstellen können. Dabei kamen die Bremer mit ihren chaotisch anmutenden Mittelfeldverschiebungen gut zu recht und verloren kaum mal die Übersicht. Hervorzuheben ist neben dem sehr passsicheren Junuzovic auch Trybull, der mit seinen 18 Jahren eine souveräne Vorstellung ablieferte und in 66 Minuten ganze 62 Pässe verteilte (8 Fehlpässe). Noch selbstsicherer zeigte sich der junge schweizer Innenverteidiger Francois Affolter, der mit technisch sauberen Vorstößen den Ball ins Mittelfeld trieb und zielgenau verteilte. Wichtig war auch Marins Rolle, die nicht in erster Linie aus langen spieler-schlagenden Dribblings bestand, sondern eher darin in der Enge zwischen den Linien eine sichere Station zu bieten und mit seiner Ballsicherheit und Agilität den Ball zu behaupten und so für Unordnung zu sorgen.

Daher konnte Bremen trotz mangelnder Breite (bzw. mangelnden Zugs zur Grundlinie) das Spiel weitestgehend dominieren (447 zu 164 Pässe), aber die Stärken waren auch die Schwächen. Die starke Ballorientierung von Marin und Pizarro bedeutete, dass die beiden selten hinter die Abwehr stießen. Auch Junuzovic war als Passoption gebunden und so war Rosenberg im wesentlichen die einzige Bedrohung für den Strafraum. Der wiederum kam nicht aus der Tiefe, was hieß, dass man ihn nicht hinter der Abwehr sondern nur in der Abwehr anspielen konnte.

In der Summe mit dem fehlenden Flügelspiel bedeutete das, Bremens Angriffsspiel war ebenso extrem ausrechenbar wie ihr Kombinationsspiel extrem unausrechenbar war. Daher bestand Nürnbergs Defensive schlichtweg daraus, dass sie den Ball nicht aktiv eroberten (auch wenn sie es schon versuchten), sondern sich einfach immer weiter in der Mitte zusammenzogen, bis sie den Ball eben „bekamen“, was dann sehr oft in letzter Reihe der Fall war.

So wurde Bremen, wenn sie gefährlich wurden, vor allem dann gefährlich, wenn Pizarro eben nicht ins Kombinationsspiel fiel. Dann kamen die Bremer mit kreativen Momenten in die Schnittstellen der Abwehr. Wohlgemerkt kamen sie trotzdem nicht durch die Schnittstellen, sondern konnten nur Aktionen am Gegenspieler zeigen und erspielten kaum richtig klare Möglichkeiten.

Nürnbergs überflügeltes Angriffsspiel

Zweiter Effekt des engen, sicheren Aufbauspiels von Werder war, dass der Klub nur ganz selten zu Kontergelegenheiten kam. Werder hatte mit der Überzahl im Zentrum ein leichtes im Gegenpressing und die absichernde Ausrichtung von Bargfrede, Fritz und Trybull tat ihr übriges. Stattdessen mussten die Nürnberger von hinten aufbauen, was sie über die Flügel und vor allem über die Außenverteidiger taten. Feulner (65) und Hlousek (60) hatten klar die meisten Ballkontakte bei Nürnberg vor Wollscheid (47).

Dabei verteidigte Bremen hauptsächlich nur mit 7 Spielern. Das Offensivdreieck leistete defensiv wenig Laufarbeit, beteiligte sich nicht wirklich am Pressing. Sie sicherten lediglich zu dritt die Passwege zum Zentrum ab, was den Gegner frühzeitig auf den Flügel leiten sollte und auch tat. Dadurch konnte Bremens Dreierkette schon sehr früh während der gegnerischen Angriffe zum Flügel verschieben um dort nicht überladen zu werden.

Durch den hohen Aufwand, den Bremens zentrale Spieler dabei betrieben (Bargfrede lief insgesamt 13,4 Km), klappte das recht gut. Und das war enorm wichtig, weil es augenscheinlich auch Nürnbergs Plan war, den Flügel hinunter zu spielen um Bremens mangelnde Breite auszunutzen. Die Bälle kamen früh und zielgerichtet auf die Flügelspieler und deren Hintermänner rückten dann sofort auf. Die erhoffte Flügelüberzahl stellte sich aber tatsächlich fast nie ein, da Bremen wie beschrieben reagierte. Nürnberg kam fast nie zur Grundlinie und Esswein hatte auch nur selten die Gelegenheit aus einer 2-gegen-1-Situation heraus in die Mitte zu dribbeln, wie es offenbar geplant war.

Symptomatisch war eine Szene, in der Esswein von Junuzovic und Bargfrede (!) gedoppelt wird, während Fritz den hinterlaufenden Hlousek aufnimmt. Mehrfach bemerkte man dabei, dass Nürnberg auch zu sehr auf Plan A fixiert war. Durch Bremens extremes Verschieben zum Flügel und mangelnder Rückarbeit der drei Offensiven öffneten sich natürlich Räume im Zentrum oder der ballfernen Spielfeldseite, die Nürnberg überhaupt nicht nutzen konnte.

Hegeler, der nominell als Zehner spielte, trat in diesem Bereich rein garnicht in Erscheinung, wurde nicht einmal versucht einzubinden. Hlousek  rückte nicht auf, wenn der Ball auf dem rechten Flügel war, was Verlagerungen dann unmöglich machte, auch hier merkte man, dass Nürnberg linear über einen Flügel in den Strafraum wollte. Wenn es mal eine Verlagerung auf Feulner gab, fehlte ihm sein Vordermann Chandler, der für eventuelle Hereingaben früh in die Spitze einrückte. Bremen wurde hier die Kontrolle über den Raum teilweise geschenkt.

Dadurch waren Nürnbergs Versuche meistens Halbfeldflanken, die kaum gefährlich wurden. Allerdings waren die großen Räume, die Bremens Defensivstrategie hinterließ, offensichtlich. Wirklich kompakt waren die Werderaner nicht und so konnte man erahnen, dass Nürnberg gefährlich werden könnte, sollten sie noch geeignete Spielzüge finden. Wenn etwas gelang, dann schon richtig.

Und so waren es dann die optisch und statistisch unterlegenen Nürnberger, die durch die bis dahin größte Chance nach 64 Minuten in Führung gingen, im direkten Anschluss an eine von Marin vergebene Großchance auf der anderen Seite. Hier klappte dann plötzlich alles bei Nürnberg: Chandler stieß nach hinten und zog Hartherz dabei heraus, Hegeler lief sich im entstehenden Raum auf rechts frei, Balitsch unternahm einen von ganz wenigen Vorstößen um Feulners schönen einleitenden Pass weiterzuleiten und Hegelers Hereingabe mutierte unterwegs zum flachen Flankenwechsel zu Esswein, der durch die Kombination über rechts freigeworden war und nurnoch einschieben brauchte. Man nutzte zuerst die Mitte, kam dadurch auf dem Flügel durch und dann auch noch auf den anderen Flügel.

Bremen will sich zum Ausgleich flanken

Somit wendete sich die riskante Bremer Defensivstrategie doch noch gegen sie. Das muss vor allem deshalb kritisiert werden, weil sie keinen nennenswerten offensiven Mehrwert ergab. Ein großer Vorteil der Raute kann sein, dass die drei vorderen Offensivspieler durch ihre Position und Staffelung extrem schnell kontern können (siehe Mainz), aber das tat Bremen nicht. Anstatt zu versuchen schnell durch die Mitte zu attackieren, wichen sie in der ersten Phase ihrer Konter in die offenen Räume auf den Flügel aus. Diese steuerten sie auch nicht schnell genug an und dadurch bekamen die schnell auf Defensive umschaltenden Nürnberger Zeit sich wieder zurückzuziehen. Somit hätte man im Grunde ohne Verlust auch ein breiteres, weniger riskantes System wie 4-4-2 im Defensivspiel aufziehen können und nur im Offensivspiel in eine Raute rücken ohne dabei Durchschlagskraft einzubüßen.

Nun musste Bremen den eigenen Versäumnissen hinterherlaufen und stellte dazu in der 70. Minute um. Defensiv blieb man in der riskanten 4-3-Grundformation mit der Dreierkette Ignjovski-Bargfrede-Arnautovic, während man im Angriff auf ein schiefes 4-4-2 umschaltete. Marin und Pizarro gingen von halbrechts auf halblinks mit dem kleinen Dribbler als sehr frei agierendem, einrückendem Flügelspieler, Füllkrug der defensiv etwas tiefer fiel spielte den rechten Mittelstürmer. Arnautovic ging den rechten Flügel herunter und wurde dabei stark von Fritz hinterlaufen, der nun deutlich offensiver als agierte.

Taktische Details wurden aber wie so oft in der Endphase eines Spiels zunehmend unwichtig. Das Spiel wurde hauptsächlich deutlich direkter und riskanter, Bremen warf viele Spieler nach vorne, brachte den Ball sehr früh in den Strafraum und hoffte auf Pizarro, zweite Bälle und den Fußballgott. Und angesichts einer fragwürdigen Entscheidung gegen einen Elfmeter und einer riesigen Chance, die Pizarro direkt vor Schluss vergab, war das eine gelungene Maßnahme, die unglücklicherweise nicht aufging.

Nürnberg macht in dieser Phase den klassischen Fehler, sich zu weit zurückzuziehen und mutlos zu kontern. Die extrem offene Bremer Angriffsformation war nun leicht auszukontern, aber die Kluberer zogen ihre Gegenstöße nicht konsequent durch, verdaddelten zum Beispiel eine 5-gegen-4-Situation zuglos auf dem Flügel. Mit weniger Glück hätte sie dies noch zwei Punkte gekostet.

Fazit

Es war ein sehr schwer zu bewertendes Spiel, da sich die Ansätze der Teams so extrem unterschieden. Wenn ein Team offensiv orientiert und sehr eng agiert, während das andere breit angreift und aufwändig verteidigt, dann ist es normal, dass ersteres Team dominiert und mehr Strafraumszenen hat, und ebenso ist es normal, dass zweiteres Team eher zu Großchancen kommt, wenn es zu Chancen kommt.

Angesichts von Nürnbergs ungeschickter Endphase, kann man Bremen definitiv bescheinigen, ein Unentschieden verdient gehabt zu haben. Wie man Nürnbergs scheinbar überraschende Führung zu bewerten hat, ist aber schwer zu sagen. Bremen verzeichnete zu diesem Zeitpunkt gut doppelt so viele Torschüsse wie Nürnberg, aber in solcher Konstellation sind bei der unterlegenen Mannschaft oft die Szenen interessanter, die knapp keine Torschüsse wurden (wie zum Beispiel bei Dortmunds knappem Sieg über Leverkusen). Letztlich gab es auf Seiten Werders jedoch mehr gefährliche Szenen und auch ein Heimsieg wäre nicht unverdient gewesen.

Allgemein sah man bei Bremen sehr viele positive Aspekte, die langfristig optimistisch stimmen. Die jungen Spieler zeigten recht vielversprechende Leistungen, die extrem fluiden Bewegungen im offensiven Mittelfeld wird kaum ein Team wirklich unter Kontrolle bringen können, das Gegenpressing funktionierte problemlos, das Aufbau- und Kombinationsspiel macht gemessen an den Verhältnissen einen sehr soliden Eindruck. Die riskante Defensive und das schwache Umschalten geben aber Grund zur Sorge und am Spiel in die Spitze muss Werder noch feilen.

Nürnberg zeigte sich extrem laufstark und defensiv sehr diszipliniert, was gegen andere Systeme als eine Raute üblicherweise noch effektiver ist. Im Offensivspiel war ihr Plan gut auf die Schwachstellen des Gegners zugeschnitten, dabei allerdings zu unflexibel, wobei man das solch einem Team vielleicht nicht zwingend vorwerfen muss.

Ein Kompliment darf man Dieter Hecking für den Schachzug machen, Feulner als Außenverteidiger und Chandler als Mittelfeldspieler aufzustellen. Da gerade gegen eine Raute im Mittelfeld vorallem läuferische und taktische Qualität gefragt ist, während die Außenverteidiger viel vom Ball sehen, war das eine sehr nützliche Entscheidung und Feulner war von dieser Position aus Nürnbergs gefährlichste Waffe, was letztlich auch den Ausschlag beim Siegtreffer gab.

maxbas 2. März 2012 um 14:23

Hallo, vielen Dank für Deine Anmerkungen. Ich stimme zu, dass wir auch zurzeit im Sturm teilweise versetzt stehen. Ich würde mir das aber ausgeprägter wünschen. Indem man den beiden Stürmern zwei gänzlich unterschiedliche Rollen zuteilt macht man es der Viererkette des Gegners schwerer, weil grundsätzlich gegen eine hängende Spitze und gegen einen schnellen Stoßstürmer unterschiedlich verteidigt wird (Position der Kette im Raum).

Unser Dilemma dabei ist natürlich dass wir nur einen Spieler für zwei Positionen haben mit Pizarro. Wenn Pizarro hängend spielt kann er das Kombinationsspiel gut unterstützen und auch als Wandstürmer den Ball gut behaupten und ablegen für den entscheidenden Pass in die Spitze. Leider geht uns dann die Torgefahr in der Spitze ab. Daher braucht Werder dringend einen weiteren torgefährlichen Stürmer. Rosenberg spielt gut mit, verkörpert diesen Stürmertyp aber leider nicht.

Mit „flacher“ Vier meine ich ein System das in der Grundordnung einem 4-4-2 (hier als 4-4-1-1 interpretiert) entspricht aber anders als bei der Raute bilden hier zwei zentrale und zwei äußere Spieler das Mittelfeld. Den klassischen Rautensechser gibt es in diesem Fall nicht mehr sondern zwei Spieler bilden die Schaltzentrale im zentralen Mittelfeld vor der Abwehr. Häufig wird ein eher defensiver mit einem spielgestaltenden Spieler kombiniert (z.B. Trybull / Ignjovski oder Bargfrede / Ekici). Der Vorteil, neben den im vorigen Beitrag erwähnten Aspekten ist für mich die Absicherung und Unterstützung der Außenverteidiger und die zusätzliche Anspielstation im Zentrum. Zudem denke ich, dass ein defensives 4-4-2- mit zwei dichten Reihen für uns das effektivere System wäre.

Gerade die Raute steht und fällt nach meiner Auffassung mit den Spielern auf der 10 und auf der 6. An beide Positionen stellt die Raute besonders hohe Anforderungen. Gegenwärtig gibt der Bremer Kader für diese Positionen nicht die nötigen Spieler her. Es wären mit dem gegenwärtigen Kader sicher noch einige weitere interessante Systeme möglich. Ich bin gespannt ob Schaaf im Sommer etwas Neues probiert während der Vorbereitung.

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MR 2. März 2012 um 16:00

Ich dachte während des Spiels, dass es wohl viel effizienter wäre ein 4-3-3 mit Pizarro als falscher Neun aufzuziehen, Marin auf links und einem schnellen Stürmer (Arnautovic?) auf rechts. So könnte man situativ die extreme Enge im Zentrum erzeugen, hätte aber gleichzeitig die Optionen schnell über die Flügel zu gehen und hätte flexiblere Möglichkeiten in die Spitze hinein. Marin hätte seine optimale Rolle und Pizarro wohl auch. Das Aufbauspiel, das mir wie beschrieben gut gefiel könnte man recht weitgehend beibehalten. Ich fand, die frühe Verlagerung auf den Flügel wurde gerade durch die drei Sechser sehr gut umgangen und wie gesagt, der Zehner hatte ja kaum Verantwortlichkeit im Spielaufbau, das haben die Sechser mit Affolter gut übernommen. Defensiv könnte man hohes Pressing mit 10 Mann spielen, statt nur 7 zu haben – könnte situativ aber sogar leicht auf die 7 Mann-Defensive umstellen, mit drei variabel positionierenden Stürmern. Hätte viele Vorteile und Nachteile seh ich kaum bis keine im Vergleich zum aktuellen System.

Ein System mit zwei Viererketten ist nicht umsonst Bundesliga-Standard und hat viele Vorteile, aber: Es scheint Schaaf nicht zu liegen und ich finde, es fehlen dafür die Spieler. Bargfrede liegt der alleinige Sechser scheinbar viel mehr als ein Teil der Doppelsechs, Junuzovic und Ekici seh ich als offensive Achter am besten, Flügelspieler fehlen (gerade defensivstarke), man hat viele Stürmer von unterschiedlichen Typen, das passt alles irgendwie besser zu einer Raute und das „abkippende 4-3-3“ ist da grundlegend sehr ähnlich zu.

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maxbas 2. März 2012 um 17:00

Vielen Dank für die sehr interessante Ausführung. Das beschriebene 4-3-3 ist natürlich sehr interessant. Was bedeutet in diesem Zusammenhang „abgekippt“

Ich persönlich fand Bargfrede am stärksten als er mit Frings zusammen die Doppelsechs gebildet hat. Grundsätzlich denke ich dass eine Rautensechs in der gegenwärtigen Systemlandschaft häufig eine sehr undankbare Rolle ist. Insbesondere gegen 5er Mittelfeldsysteme haben es die 10 und die 6 doch sehr schwer. Oder gilt das nur für Werder?
Ich hätte aber noch eine andere Frage. Das System von Glattbach wird manchmal als variables, fluides 4-2-2-2 beschrieben. Ich habe von so einem System auch an anderer Stelle auf Spielverlagerung.de gelesen. Es scheint mir, dass die Spielanlage in so einem System einer gut funktionierenden variable gespielten Raute ähnelt. Könnest Du vielleicht mir vielleicht kurz den Hauptunterschied erklären? Vielen Dank

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maxbas 2. März 2012 um 12:18

Vielen Dank für die Analyse. Als langjähriger Werder Fan frage ich mich seit einiger Zeit ob zum Beispiel ein 4-4-1-1 mit „flacher“ vier nicht viel besser zu Werder passen würde. Zum einen würde dies von Schaaf weniger Umstellungen verlangen und seinem Wunsch nach einem zweiten Stürmer gerecht werden. Zum anderen ließe sich defensiv leicht ein kompaktes 4-4-2 aufziehen, dass ich dem gegenwärtigem 4-3-1-2 / 4-3-3 vorziehe. Die nötige Breite müsste nicht mehr alleine von den Außenverteidigern hergestellt werden und gleichsam scheint es mir, dass Werder hierdurch auch weniger anfällig für Konter nach Ballverlusten auf den Außen sein würde. Zudem wäre durch zwei zentrale Anspielstationen auch möglich den Spielaufbau nicht schon in der eigenen Hälfte auf die Außenspieler abzuschieben. Häufig verengt Werder durch diese Spielweise früh das Spielfeld selber und mach es dem Gegner leicht den Angriff an der Außenlinie festzusetzten. Auf Seitenwechsel verzichtet Werder leider zudem weitestgehend. Zudem rücken die Halbpositionen der Raute sehr weit ein Richtung Ballführender Seite, sodass das Spielfeld weiter verengt wird. Das Werder zudem leider bei Einwürfen langsam und uninspiriert handelt kommt noch hinzu. Ich denke, dass unter Umständen ein solches System Ekici auch wieder eine neue Chance bieten könnte. Wenn ich mich Recht entsinne spielte er in Nürnberg auf der Außenposition einer „flachen“ Vier wo er etwas mehr Zeit hat um das Spiel aufziehen könnte. Ein zentraler Offensivspieler hat es gegen 5er Mittelfeldsysteme starker Mannschaften doch sehr schwer. Im Allgemeinen denke ich, dass Schaaf die Rolle des Spielgestalters von der klassischen 10 lösen sollte. Viele Mannschaften nutzen erfolgreich tief stehende Spieler oder Innerverteidiger für den Aufbau mit. Mit Tom Trybull hat Werder eine vielversprechenden Jungen Spieler für die Doppelsechs / zurückhengender Spieleröffner der z.B. durch Hunt auf der linken MF Position und Ekici auf der rechten gut unterstützt werden könnte. Ich würde Trybull Ignjovski zentral zur Seite stellen. Mit Pizarro oder mit Abstrichen Arnautovic und Marin hat man zudem spiel-und kombinationsstarke Spieler in den eigenen Reihen um die Position des Spielmachenden Stürmers zu besetzten. Sollte man sich für Pizarro als hängende Spitze entscheiden könnte man es vielleicht sogar mit Füllkrug ganz vorne versuchen, der mit seiner Schnelligkeit du Dynamik an den Schnittstellen der Abwehrkette auf Lochpässe lauern kann. Eine Staffelung der Stürmer würde auch das Konterspiel erleichtern. Mir geht es hier nicht um die Besetzung der Position mit bestimmten Spielern, ich habe hier einfach Namen genannt die meiner Meinung passen könnten um die Spielausrichtung zu beschreiben. Es wären natürlich auch weiter Kombinationen von Spielern schlüssig denkbar.
In einem nächsten Schritt würde ich mir natürlich Mittelfristig ein flexibles 4-2-2-2 wünschen. Eine Umstellung auf das hier diskutierte 4-4-1-1 wäre ein guter erster Schritt.

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tactic_addicted 2. März 2012 um 13:21

Hallo,

gute Analyse, zu der ich eine Anmerkung habe. Gestaffelte Stürmer für bessers Konterspiel kann ich ja eigentlich auch beim jetzigen System einsetzen und es wird ja auch schon gespielt, wenn sich Pizarro weiter nach hinten fallen lässt, da technisch besser als Rosenberg.
Mit flacher Vier ist wohl gemeint, dass man vor einem klassischen Sechser ein 3-1-1 stehen hat. Ich sehe darin den Nachteil, dass für die notwendige Breite entweder die Halbfeldspieler weit raus müssten, oder dass sich einer der Stürmer wieder ins Mittelfeld fallen lässt, so dass man effektiv ein 4-1-4-1 hat. Ersteres sehe ich als nachteilig für die Kompaktheit in der Mitte, zweiteres stellt hohe Anforderung an der Stürmer und ist für Pressing eher ineffektiv, da gegnerische Abwehr und Sechser nicht getrennt werden können.
Ich fände es angemessen, wenn Werder bei eigenem Ballbesitz seine Raute aufzieht, und beim gegnerischen Aufbauspiel in ein 4-3-3 zurückfällt, um Pizarro, Marin und Rosenberg Pressing spielen zu lassen.

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Alexander | Clubfans United 1. März 2012 um 21:20

Wie immer: Chapeau!

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