Inter – Lazio 2:1

In einem weiteren knappen, wenig aufregenden, aber taktisch interessanten Match ließ sich Inter auch von Lazio nicht stoppen.

Es war ein Spiel, welches immer hin und her ging und dabei mal den einen, mal den anderen etwas überlegen sah, doch niemand konnte so wirklich die Kontrolle erringen.

Grundformationen

Die Gäste interpretierten ihre 4-3-1-2-Raute mit Hernanes, Klose und Rocchi in der Offensive durch den Einsatz von Alvaro und Lulic relativ breit, ohne große Überraschungen in der Startelf zu haben. Am auffälligsten war noch, dass Zauri einen sehr seltenen Platz in der Startelf als Rechtsverteidiger erhielt und dabei recht gut aussah.

Die Hausherren bauten im Grundsatz erneut auf die Mannschaft, die im Derby sowie in den fünf vorherigen Spielen siegreich war, doch einen Wechsel gab es: Chivu spielte für Motta, was einige Verschiebungen der Spieler in der Grundformation sowie eine Spiegelung jener zur Folge hatte.

Inters Asymmetrie in sich umpolender Ausrichtung

Dabei dominierte im Gegensatz zum Milan-Derby diesmal die linke Seite, auf der Nagatomo eben auf außen blieb, während Alvarez von der anderen Seite sehr weit in die Mitte zog und erneut stärker dort sowie gar auf der anderen Seite als auf seiner nominell angestammten Flanke unterwegs war. Komplettiert wurde die Asymmetrie durch Diego Milito, der immer sehr weit auf die linke Flanke auswich und sich in die Kombinationen mit einband, was auch zum schönsten Inter-Spielzug der Partie führte – dem Doppelpass zwischen Milito und Alvarez auf halblinks, welcher kurz vor der Pause den Ausgleich brachte.

Das Ungleichgewicht der Seiten war allerdings weniger ausgeprägt als noch vorige Woche, was Inter etwas unberechenbarer machte und ganz entscheidend von zwei Faktoren verursacht wurde. Zum einen spielte der erneut sehr offensive Maicon diesmal auf der etwas weniger beachteten Seite, was ihm dort Raum ermöglichte, gleichzeitig aber für ein Gegenwicht und Breite sorgte. Zum anderen wurde aufgrund der Polyvalenz von den Außenspielern Alvarez und Nagatomo, die beide auf beiden Seiten spielen können, ein einfacher Seitentausch der beiden zur gefährlichen taktischen Waffe, denn so wurde die Asymmetrie erneut gespiegelt und das Überladen konnte in wechselnden Bereichen – halblinks wie halbrechts – stattfinden und dazwischen wechseln.

Lulic tief, Inter im Mittelfeld leicht überlegen

Als Reaktion auf die noch im Mailänder Derby gesehene Konzentration auf die rechte Seite richtete Lazio-Coach Edy Reja seinen linken Mittelfeldspieler Senad Lulic sehr defensiv aus und ließ ihn über bestimmte Teilstrecken der Partie als zusätzlichen Linksverteidiger (als „gewöhnlicher Linksverteidiger“ spielte er bei Lazio auch schon) spielen, wobei sich hier die Frage stellt, ob dies eine Reaktion oder eine Folge war, denn Maicons offensive Ausrichtung trug sicherlich auch dazu bei, dass Lulic etwas nach hinten gedrückt wurde.

Hinten stand Lazio, das sowieso recht wenige Gegentore fängt, damit relativ sicher, doch so ging ihnen ein wenig die Power und Präsenz im Mittelfeld selbst ab – vor allem deshalb, weil die Mittelfeldspieler ohnehin viel verschieben mussten, da die Viererkette Lazios in der Defensive immer eng und klar als Kette erkennbar zusammen blieb.

Räume für Rocchi und Ledesma

Dies war auf der anderen Seite ein großes Manko und bei den meisten der insgesamt allerdings auch eher wenigen Tormöglichkeiten für die Gäste ersichtlich. Die Abwehrkette der Blau-Schwarzen war eher schwach gestaffelt und öffnete daher Zwischenräume und Schnittstellen und hob oftmals auch das Abseits im Strafraum auf – in mehreren Szenen (allein 3mal in den letzten Minuten) war dies zu erkennen, am deutlichsten wurde es natürlich beim Treffer für die Gäste nach einer halben Stunde, als die Innenverteidiger weit auseinander standen, der diagonale Laufweg für Rocchi und der Passweg für Ledesma zu weit offen waren.

Ebenfalls stark verantwortlich für diesen Treffer war, wie viel Zeit Ledesma in zentraler Position im letzten Drittel für dieses Zuspiel bekam – und dies war insgesamt ein Aspekt, der Lazio einige Chancen und Inter Probleme bereitete. Eröffnet wurde dieser Raum durch zwei relativ tiefstehende Sechser und das Fehlen eines Spielers zwischen diesen beiden sowie den beiden Stürmern.

Zu Beginn fand auch Hernanes hier einige Räume, doch mit zunehmender Dauer rochierte der Brasilianer, nachdem Zanetti und Cambiasso besser auf ihn reagiert hatten, auf die Flügel, besonders die linke Seite und eröffnete damit Ledesma die Möglichkeit zum Nachrücken, welcher dabei nicht ganz so hoch stand wie Hernanes und damit weniger stark gestört wurde (natürlich auch, weil er nicht Hernanes war). Mit etwas mehr Konsequenz hätte dies vielleicht entscheidender werden können, denn Distanzschüsse und solche Pässe deuteten ihre Gefahr an und hätten eventuell noch etwas öfter genutzt werden können.

Die „Kinderkrankheiten“ verbauen Lazio die Punkte

Generell hatten die Römer aber zu viele grundlegende Probleme, die ihnen in dieser Partie – teilweise nicht zum ersten Mal – im Weg standen. Insgesamt spielte man zu langsam und ohne wirkliche Fluidität, was so aussah, dass Doppelpässe sehr vorhersehbar gespielt wurden, zu wenig Spieler aus ihrer Position nach vorne nachrückten oder einen Laufweg starteten und in manchen Phasen nicht genug Anspielstationen vorne vorhanden waren. So führte ein Mittelfeldspieler im Aufbau zwei Minuten vor Spielende etwa an der Mittellinie den Ball, hatte aber keinerlei Optionen, da drei Stürmer vorne agierten, während zwei Spieler auf seiner Höhe und die restlichen alle hinter ihm standen. (Überhaupt war die Schlussphase ein eher peinlich aufgezogener Versuch, noch zu punkten.)

Wenn schließlich genug Spieler vorne waren, hatte man dann in einigen Situationen das Problem, dass sie zu wenig gestaffelt waren oder zu große Abstände zwischen den einzelnen Akteuren bestanden. Der gute Wille, das Spiel – wie auch schon an der Besetzung der Raute zu erkennen – breit zu halten, was durch Alvaro, den offensiven Zauri und die nach außen rochierenden Offensivkräfte auch betrieben wurde, lohnte sich hier nicht. Über rechts hatte man durch eine leichte Formationsasymmetrie zu dieser Seite (generell waren die Formationen beider Teams recht ähnlich, nur seitenverkehrt, man beachte die Ähnlichkeiten zwischen Radu/Lulic und Chivu/Nagatomo) einige lichte Momente, doch es reichte nicht, um nach dem abseitsverdächtigen Führungstor für Inter, das sich nicht gerade abgezeichnet hatte, noch die Wende zu schaffen.

Miroslav Klose: Zu viel Zuarbeiter

Die beste Chance auf diese Möglichkeit vergab unmittelbar nach diesem Tor Miroslav Klose, welcher eine durchschnittliche Partie zeigte und nicht mehr ganz so gut in Form zu sein scheint, wie noch zu Beginn der Saison. Allerdings könnte dies auch mit seiner Rolle zusammenhängen.

Manchmal ist es ein wenig frustrierend zu sehen, wie stark Klose auf die Rolle des Zuarbeiters für Sturmpartner Rocchi festgeschrieben ist. Zu oft muss er in die Tiefe oder auf den Flügel rochieren, sich als Raumöffner oder Wandspieler opfern und darf anschließend nur selten aus der Tiefe mit nach vorne starten. So scheint der Nationalspieler ein Stück weit verschenkt zu sein, was sich nach einem guten Saisonstart auch spürbar in seiner Psyche niederschlägt.

Fazit

Um noch einmal die Einleitung zu bemühen – knapp, wenig aufregend, taktisch interessant. So gestaltete sich dieses Spiel und am Ende muss man sagen, dass keine der beiden Mannschaften heute einen Sieg verdient gehabt hätte, stattdessen wäre ein Remis in Ordnung gegangen.

Inters Serie läuft damit in unglaublichem Maße weiter und hat sie nun schon auf Rang vier und direkt ins Meisterrennen getragen, nachdem man im Herbst noch auf einem Abstiegsplatz stand. Dagegen haben die Römer in der jüngsten Schwächephase einiges an Boden verloren und liegen nach dem erneuten Rückschlag ohne Punkte bereits 9 Zähler hinter der Spitze und 5 hinter den CL-Rängen.

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