Bosnien-Herzegowina – Portugal 0:0
Es bleibt weiter spannend im „Top-Playoff“ zwischen Bosnien und Portugal. Ein 0:0 war logisches Ergebnis einer zerfahrenen Partie.
Die Gastgeber traten wie erwartet an, mussten allerdings einige Umstellungen in ihrer Viererkette vornehmen. So fehlte der Freiburger Mudjža verletzt sowie Pandza und Papac rotgesperrt, welche von Zahirović, Jahić und dem Hoffenheimer Sejad Salihović vertreten wurden.
Portugal spielte das übliche 4-3-3 mit Nani und Cristiano Ronaldo als zentrale Schlüsselspieler des Systems als Flügelstürmer. Helder Postiga erhielt den Vorzug in der Sturmspitze, während mit Miguel Veloso und Fabio Coentrão für Carlos Martins und Eliseu zwei neue Spieler hinein kamen. Nach seiner Verletzung bei den letzten Länderspielen kehrte Pepe ins Team zurück.
Es war eine zerfahrene Partie mit vielen Fouls, Unterbrechungen, langen Bällen und Fehlern, die den Spielfluss störten und dem Spiel einiges raubten.
Was für Bosnien nicht gut lief
Besonders stark hatten die Hausherren damit zu kämpfen, dass ihr Aushängeschild und Topspieler Edin Džeko nur schwer ins Spiel fand. Zwar präsentierte er sich zuletzt in einer bestechenden individuellen Verfassung, doch hier rieb er sich extrem auf, ohne dass jemand die Früchte ernten konnte.
Häufig musste Džeko sich nach außen verschieben, da man zum einen einen Mittelfeldspieler von der Außenbahn weiter nach hinten zog und Džeko so den Raum füllen musste und zum anderen Spielmacher Misimović, der allerdings gegen drei recht defensive gegnerische Mittelfeldspieler keine Räume fand, einige Defensivfreiheiten zugestehen wollte. Folglich musste der Stürmer von Manchester City sehr tief spielen und viel Lauf- und Abwehrarbeit verrichten, sich nach einem Ballgewinn auf außen als Abnehmer anbieten und verlor somit viel von seiner Torgefahr.
In vielen Situationen erkannte man dies, als vor allem Lulić nach innen zog und diagonal auf Džeko durchstecken, jener sich aufgrund seiner tiefen schematischen Position allerdings im Laufduell mit dem Innenverteidiger nicht behaupten konnte.
Überhaupt war vor allem Pepe ein bedeutender Faktor dafür, dass die Portugiesen ohne Gegentor blieben, denn er folgte Džeko bei dessen Ausflügen nach außen oder hinten, doch im Gegensatz zu vielen anderen Innenverteidigern war Pepe sehr gut darin, seine schematische Position zu verlassen und einem Gegner zu folgen – seine Energie und Aggressivität stellte er beispielsweise im letztjährigen Clásico als Mittelfeldspieler eindrucksvoll unter Beweis.
Die Bosnier wurden immer vom Pressing Portugals aus dem Rhythmus gebracht, da man deren Mittelfeld spiegelte und somit jeder einen direkten Gegenspieler hatte. Dadurch war es häufig schwer, sich aus der Bewachung zu lösen und anspielbar zu machen. Sogar wenn Medunjanin sich in typischer Manier nach links hinten fallen ließ, folgte Raul Meireles ihm relativ weit und mit geschicktem Stellungsspiel konnte er häufig den langen Pass oder jenen nach hinten provozieren, da der Winkel zum Spielfeld für Medunjanin unter dem besonderen Druck Meireles´ nicht unbedingt günstig war.
In der Defensive erlaubte sich die neuformierte Viererkette Bosniens einige wacklige Momente und Unstimmigkeiten und es war wohl genau diese Unsicherheit, die Trainer Susic davor zurückschrecken ließ ein ähnlich aggressives Pressing wie gegen die Franzosen spielen zu lassen und den Gegner zu übermannen – an diesem Tag sah man es nur selten und man spielte eben deutlich tiefer, was auch in der Offensive kontraproduktiv war. Doch es gab noch eine weitere große und weitreichende Schwäche, die in der Rolle Salihović´ begründet lag. Der Hoffenheimer tendierte immer wieder in etwa in Richtung zentrales Mittelfeld und stand somit häufig entweder zu hoch oder zu zentral. Damit ließ er gelegentlich Räume hinter sich für Nani, die dieser nutzte, aber die Ansätze nicht zu Ende zu spielen imstande war. Mit der Zeit versuchten die Portugiesen dieses verstärkt auszunutzen, indem sie durch den nach rechts tendierenden Meireles und weite Läufe Ronaldos ins Zentrum Salihovic und den linkslastigen Mittelfeldspieler Medunjanin herauslocken wollten.
Was für Portugal nicht gut lief
Dies waren allerdings die besten offensiven Akzente der Portugiesen. Generell spielten sie meist über die außen und brachten Flanken in die Mitte, wenn sie der Doppelung durch die Bosnier nicht mehr entgehen konnten. Diese ließen einen Mittelfeldspieler tiefer agieren und waren somit beim Doppeln auf dem Flügel effektiv.
Enttäuschend war bei den Portugiesen, dass sie relativ viele lange Bälle spielten, mit denen sich die Trennung zwischen ihren Mannschaftsteilen, die ihnen schon mehrfach Probleme machte, noch verstärkten. Zu selten sah man es, dass ein Mittelfeldspieler wie Meireles die Verbindung mit den Stürmern suchte, und bei einem solchen langen Ball, mit dem man dem Druck der Bosnier nachgab sowie die eigene fehlende Anbindung bezahlte, dauerte es vor allem sehr lange, bis die Außenverteidiger nachrücken konnten, so dass auch diese dann nicht effektiv wirkten. Man platzierte Ronaldo etwas zentraler, um mehr Präsenz in den Duellen – und ihm mehr potentiellen Raum zwischen den Linien zu geben, indem Nani später tiefer stand und Salihovic wegzog – zu haben, was ein praktikabler, aber kein entscheidender Ansatz war.
Kurz gesagt: Die drei offensiven Spieler waren zu allein gelassen und konnten trotz einiger Lichtblicke nicht mehr als Halbchancen erspielen. Optisch sieht es nun so aus, als ob die Bosnier viel mehr Probleme gehabt hätten, doch es ist schlicht und einfach zu großen Teilen dadurch bedingt, dass sich die Aspekte auf portugiesischer Seite eben relativ kurz schildern lassen.
Fazit
Mit der Einwechslung Ibisević´ als zweitem Stürmer gelang es den Bosniern, die Linkslastigkeit ihres Systems aufzuheben, für mehr Durchschlagskraft zu sorgen – vorher hatte Džeko viel Arbeit verrichten müssen und die Spitze war in vorderster Front unbesetzt gewesen – und zu guten Chancen zu kommen, die sie allerdings vergaben.
Folglich blieb es bei einem korrekten 0:0, da beide Mannschaften offensiv große Probleme hatten – Portugal fehlte Unterstützung für die drei vorderen Solisten, während Bosnien keine Durchschlagskraft bieten konnte und generell einen trägen und langsamen Eindruck beim Kombinieren machte.
Sicherlich muss auch erwähnt werden, dass der Platz sich in einem sehr schwachen Zustand befand und bei manchen Szenen die technischen Ansätze ad absurdum führte, doch es ändert nichts daran, dass beide Teams als Ganzes über weite Strecken uninspiriert agierten.
Keine Kommentare vorhanden Alle anzeigen