Manchester City – SSC Neapel 1:1
Es war das viel erwartete Debüt Manchester Citys in der Champions League. Eine der aktuell stärksten Mannschaften der Welt trat zum ersten Mal auf Europas ganz großer Bühne an und das auch noch zuhause – ein Sieg war Pflicht, wenn man dem Lob der letzten Wochen gerecht werden wollte. Doch mit dem SSC Neapel kam keine einfache Aufgabe auf die Citizens zu und das Spiel sollte zeigen, dass der Qualitätsunterschied gar nicht so groß ist, wie so mancher Fan auf beiden Seiten der jeweiligen Fanlagern dachte.
Wechselwirkung der jeweiligen Formationen
Die Gäste aus Italien traten mit ihrem bekannten 3-4-3 an. In der Mitte sorgten Gargano und Inler für das Bindeglied zwischen den drei Verteidigern und den drei Stürmern, während Zuniga und Maggio die Außenbahnen beackerten, insbesondere Maggio zeigte sich offensiv sehr präsent und sorgte für Gefahr. Ganz vorne trat man flexibel an, Hamsik und Lavezzi kamen neben dem zentralen Mittelstürmer Cavani zum Einsatz. Ebenso wie die Offensive agierte auch die Defensive sehr fluid, Campagnaro und Co. verfolgten die gegnerischen Stürmer teilweise bis auf die Flügel oder ins Mittelfeld. Generell agierte man allerdings relativ tief und versuchte kompakt zu stehen, deshalb konnte Manchester City viel Ballbesitz verbuchen, doch dies war – ebenso wie von Benfica gegen Citys Stadtrivalen United – gewollt. Hier wollte man damit bezwecken, dass die technisch nicht wirklich herausragenden Kompany und Lescott das Spiel machen mussten und wenig Hilfe aus dem Mittelfeld bekamen. Manchester City rückte zwar hoch auf und konnte sich viele Chancen herausspielen, doch bei den meisten Torversuchen wurde man behindert, geblockt oder musste mit Schüssen aus der Distanz vorlieb nehmen.
Manchester City trat abermals mit einem stark asymmetrischen 4-2-2-2 an, wo Silva und Nasri sich die spielgestalterischen Aufgaben teilten – Silva übernahm allerdings mehr davon, während Nasri den letzten Stoß versuchen sollte. Vorne rückte Dzeko wieder statt Tevez ins Team und zeigte sich einmal mehr von seiner besten Seite, in dem er nicht nur Torgefahr versprühte, sondern defensiv eindrucksvoll mitarbeitete. Agüero neben ihm rochierte immer wieder auf den linken Flügel und versuchte sich aus der Umklammerung der drei Innenverteidiger Napolis zu lösen. Es gelang zwar nicht so oft wie geplant, aber wenn er es schaffte, entstanden gefährliche Aktionen für City oder gelbe Karten für Napoli. Yaya Touré und Barry sicherten das Offensivquartett ab, schalteten sich aber gelegentlich in die Offensive mit ein, ebenso wie Zabaleta auf der rechten Außenbahn. Links spielte Kolarov extrem offensiv und versuchte dem Spiel die nötige Breite zu geben, da man im Zentrum engmaschig spielte und deshalb Hilfe benötigte. Das Problem war allerdings, dass weder Zabaleta noch Kolarov wirklich kombinationsstark unter Bedrängnis sind sowie durch die laufstarken Maggio und Zuniga teilweise ausgeschaltet wurden.
Manchester Citys Problem und wie man es umgehen wollte
Die Citizens nahmen mit ihrer engen Aufstellung im Mittelfeld und Sturm in Kauf, dass Napoli mit ihrer kompakten 3-4- bzw. 5-2-Formation in der Defensive sehr tief stehen und sehr schnell umschalten konnte. Die Gastgeber wollten dem mit breit spielenden Außenverteidigern im zweiten Drittel und Agüero als vorderstem Stürmer entgegen wirken. Agüero an vorderster Front bedeutete nämlich, dass die Innenverteidiger den schnelleren und dribbelstärkeren Stürmer immer vor sich hatten und bei seinen vielen Bewegungen aus ihren Positionen rücken mussten. Da Kolarov offensiver agierte und Nasri nach innen zog, hatte Agüero selbst einige Vorteile aus seiner Rolle. Einerseits öffnete er Räume für Nasri im Sturmzentrum, andererseits hatte er mit Kolarov und Nasri immer zwei Spieler, mit denen er kombinieren konnte und die ihm etwas Freiraum verschaffen konnten. Da sich dadurch das Spiel etwas auf die linke Seite Citys schob, hatte Silva im halbrechten Raum etwas mehr Platz, um sich einfacher positionieren zu können. Den Raum, der halbrechts durch den etwas defensiveren Zabaleta offen war, wurde von Yaya Toure gecovert, der sich stark ins Offensivspiel einschaltete.
Obwohl man sich einige Chancen erspielen konnte, ging die Taktik nicht perfekt auf und Mancini reagierte, in dem er Johnson brachte. Silva rückte somit auf links und Agüero hatte einen besseren Partner für das Zusammenspiel, während Adam Johnson das Spiel breiter machte. Mit Agüero halblinks, Kolarov links und Johnson rechts öffneten sich Räume im Zentrum, doch die drei Innenverteidiger Napolis hatten einige Vorteile gegen dieses taktische Mittel, da sie immer einen überschüssigen Mitspieler zur Absicherung im letzten Drittel hatten. Ein weiterer Vorteil des 3-4-3 war, dass sich die Außenverteidiger nicht aus der Position ziehen ließen – was schlichtweg daran lag, dass sie keine Außenverteidiger, sondern offensive Wingbacks sind.
Obwohl man bei Agüeros Rochaden etwas angreifbar wurde, war Napolis Leistung sehr gut. Sie versuchten zu kontern und extrem schnell nach vorne zu spielen, was sich in den vielen Torchancen zeigte. Auch wenn nur 64% der Pässe erfolgreich waren, so konnte man sich zwölf Torversuche erspielen und das 1:0 war ein herausragender Cavanis, der einen vertikalen Pass direkt nahm und den Angriff Napolis innerhalb weniger Sekunden im Netz Joe Harts beendete. Wenige Minuten später fiel dann der Ausgleichstreffer durch Kolarov – per Standard, aus dem Spiel konnte sich City trotz geballter Offensivpower nicht gegen die Abwehr Neapels durchsetzen.
Die Innenverteidiger Napolis agierten sehr konzentriert, verfolgten die gegnerischen Stürmer bei vielen ihrer Rochaden und zeigten sich nicht nur spielintelligent, sondern mutig, eine solche riskante Spielweise zu nutzen. Nach Balleroberung schalteten sie schnell um, weite Bälle oder dynamische Pässe ins Mittelfeld versuchten die Löcher Citys zu bestrafen, was von den offensiven Spielern der Italiener sehr gut unterstützt wurde. Lavezzi, Cavani und Hamsik rochierten ununterbrochen und suchten nach Lücken, was einige gefährliche Aktionen zufolge hatte.
Fazit
In einem interessanten Spiel zeigten beide Mannschaften Stärken und Schwächen. Beide Teams versuchten ihre Stärken den Schwächen des Gegners anzupassen und hatten teilweise Erfolg damit, dennoch werden die Citizens enttäuscht mit diesem Ergebnis sein. Nach einem tollen Start in die Premier-League-Saison wollte man das Debüt in der Champions League sicherlich erfolgreicher gestalten, doch Napoli hielt gut dagegen und verdiente sich trotz deutlich weniger Ballbesitz diesen Punkt.
1 Kommentar Alle anzeigen
Diether R 15. September 2011 um 20:52
Vielen Dank. Ich habe immer viel freude wenn ich deine texte lese.