Dinamo Zagreb – Real Madrid 0:1

Real Madrid gewinnt verdient gegen den kroatischen Meister Dinamo Zagreb. Die Madrilenen spielten dabei allerdings nicht so dominant, wie man es gegen einen kroatischen Vertreter erwarten würde.

Beide Mannschaften traten in einem 4-2-3-1 an. Bei Real Madrid gab es wenig Neues zu vermelden: Abermals spielte Christiano Ronaldo leicht eingerückt, während Marcelo ihn in der Offensivbewegung ständig unterstützte. In solchen Situationen rückten die Innenverteidiger Reals zusammen, so dass aus der Viererkette eine Dreierkette wurde. Auch auf den anderen Positionen setzte der gesperrte Mourinho auf seine beste Elf.

Dinamo Zagreb fing die Partie sehr dynamisch und aggressiv an. Die Madrilenen schienen überrascht vom gegnerischen Pressing und deren schnellem Spiel in die Spitze. Zagreb versuchte gar nicht, lange den Ball zu halten, sondern suchte den direkten Weg zum Tor. Die meisten Vorstöße liefen dabei über Reals rechte Seite, was ein wenig verwunderte, da an und für sich auf Marcelos linker Seite mehr Platz sein sollte. Anscheinend wurden seine Gegenspieler aber von ihm defensiv gebunden. Dennoch kamen die Hausherren so gegen die anfangs unsortierten Königlichen zu einer handvoll guter Vorstöße, die sie jedoch nicht in echte Chancen ummünzen konnten.

Nach dem etwas chaotischen Beginn waren die Favoriten bemüht, das Match zu beruhigen. Dinamo untergrub diese Bemühungen jedoch mit ihrer defensiven Taktik. Ihre Viererkette stand sehr weit vorne und ließ nur wenig Abstand zwischen Verteidigung und Mittelfeld. Nach rund einer Viertelstunde attackierten sie zudem die gegnerischen Sechser kaum mehr, so dass Madrid vor einem Dilemma stand: Xabi Alonso hatte jede Menge Platz, konnte aber die offensive Dreierreihe mangels Raum nicht in Szene setzen. Alle Passwege waren zugestellt, selbst von Zagrebs offensivsten Akteuren Sammir und Rukavina, die in fast allen Situationen hinter dem Ball blieben. Real musste sich auf lange Bälle hinter die Abwehr versteifen, die allerdings von Antizipationskeeper Kevela oft abgefangen wurden.

Real mit einigen Chancen

Diese langen Bälle setzten Benzema in einigen Situationen gut in Szene. Ansonsten blieb die Madrider Offensive jedoch zu ideenlos. Gute Angriffe gründeten zu oft auf Einzelaktionen. Weder Christiano Ronaldo noch Özil konnten dem Spiel Impulse verleihen. Ihre Pässe landeten meist beim Gegner – beide blieben in der Passgenauigkeit gar unterhalb der 60%-Marke. Überhaupt war der Spielaufbau der Madrilenen zu sehr geprägt von risikoreichen Vertikalpässen, weshalb sie nicht so dominant spielten, wie man es in einem Spiel gegen den kroatischen Meister erwartet hätte.

Dinamo Zagreb hielt gut gegen, ohne jedoch selbst zu Torchancen zu kommen. Ihre Strategie, mit schnellen Pässen das Mittelfeld zu überbrücken, scheiterte einige Male an den ballverliebten Mittelfeldspielern: Sowohl Badelj auf der Sechs als auch Sammir auf der 10 hätten in manchen Situationen früher den Ball passen sollen. Ihre vielen Dribblings und Tempowechsel taten dem Konterspiel ihrer Mannschaft nicht gut.

Da keine der beiden Mannschaften Ordnung im Mittelfeld erreichen konnte, entstand eine zerfahrene Partie. Ballverluste und Abwehrfehler prägten das Geschehen – Passwerte von durchschnittlich 68% (Zagreb) bzw. 78% (Real) zeugen davon, dass kein Team Ball und Gegner laufen ließ. Erst in der letzten Viertelstunde vor der Halbzeit, als Zagreb sich das erste Mal an den eigenen Sechzehner zurückzog, fanden die Madrilenen zu mehr Passsicherheit und hatten einige gute Chancen zu vermelden.

Reals stärkste Phase nach der Pause

Direkt nach dem Wiederanpfiff hatte Real seine stärkste Phase. Benzema wich nun viel auf die Flügel aus und war eine echte Präsenz im Sturm. Marcelo war vorne viel unterwegs, so dass Real auf den Flügeln zwei weitere Anspielstationen hatte. In dieser Phase verbuchten sie gegen einen tief stehenden Gegner die meisten Chancen. Folgerichtig traf Di Maria in der 53. Minute zur Führung.

Zagreb brauchte rund 15 Minuten, um ihre Linie wiederzufinden. Wie bereits in der ersten Hälfte stand es ihnen in der Folge gut, weiter vorne zu stehen und sich nicht hinten reindrängen zu lassen. Dennoch konnten sie nicht den nötigen Druck aufbauen, um den Gegner in Gefahr zu bringen. Negativ hinzu kam, dass von der Bank keine Impulse kamen – die Einwechslungen von Pokrivac (63. für Kovacic) und Beciraj (75. für Rukavina) waren beide positionsbezogene Wechsel. Taktische Veränderungen fehlten dem Spiel der Kroaten.

Madrid hätte das Spiel nun locker runter spielen können, brachte sich aber durch eine gelb-rote Karte gegen Marcelo (73. wegen Schwalbe) selbst in Gefahr. Schnell wurde Arbeloa (82. für Benzema) eingewechselt, der die Linksverteidigerposition übernahm. Auch die Einwechslung Diarras (78. für di Maria) und die Umstellung auf ein 4-3-2-System lohnte sich, da er in Unterzahl das Mittelfeld stabilisierte. Obwohl die Madrilenen in der einen oder anderen Situation unsicher wirkten, konnte Zagreb den Ausgleichstreffer nicht mehr erzielen.

Fazit

Real Madrid gewinnt das erste Spiel der Champions League Saison mit 1:0 beim Außenseiter Dinamo Zagreb. Über weite Strecken wirkten die haushohen Favoriten dabei nicht so souverän, wie man vor dem Spiel angenommen hätte – etwas mehr Ballsicherheit im Mittelfeld hätte ihnen gut getan. Dennoch waren die Hausherren der Sensation nie nahe.

Selbst wenn Rukavina seine hundertprozentige Möglichkeit in der 33. Minute genutzt hätte, hätte Madrids individuelle Überlegenheit gegen die unflexible Taktik des Gegners irgendwann Früchte getragen. Dass Dinamos Torhüter Kevala mit zehn Paraden der meist beschäftigte Schlussmann dieses Champions League Spieltag war, passt ins Bild. So kannte dieser Abend keinen echten Verlierer – Madrid hat seine drei Punkte, und Zagreb hat sein Gesicht mehr als gewahrt.

Jura 18. September 2011 um 00:32

Det mann heisst Kelava und nicht kevala

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