Hajduk Split – Dinamo Zagreb 1:1

Am siebten Spieltag der kroatischen Liga empfing Hajduk Split den Erzrivalen und amtierenden Meister Dinamo Zagreb im legendären Poljud-Stadion. Das „vječni derbi“ ist das Aushängeschild des kroatischen Fußballs und sein Verlauf sagte oftmals mehr über die Vormachtsstellung in Kroatien aus, als es so manche Meisterschaft tat.

Grundformationen und Aufstellung zu Beginn des Spiels

Wie bei nahezu jedem Spiel gab es auch in diesem eine kleine Unterbrechung aufgrund von Pyrotechnik, doch in diesem Duell ist es Tradition und es war bezeichnend, wie entspannt die Spieler wirkten, als sie während der Unterbrechung an der Seitenlinie standen und sich vom anstrengenden Spiel erholten. Trotz kleiner Unsicherheiten ein Lob an den Schiedsrichter, der rigoros bei kleinen Fouls pfiff und zwar etwas überstreng eine rote Karte gegen Brkljaca in der Anfangsphase verhängte, doch dadurch einem brutalen Spiel entgegenwirkte.

Spielverlauf

Dinamo war von Beginn an überlegen und gab den Ton an, wirklich zwingende Chancen konnte man sich aber nicht konstant herausspielen. Hajduk hielt dagegen und kämpfte, doch ein paar kleine Fouls sorgten schließlich dafür, dass man sich selbst dezimierte. Dinamos räumliche und spielerische Überlegenheit wurde noch deutlicher, doch der erste Treffer gehörte Hajduk. Nach einer Ecke konnte Dinamo nicht entscheidend klären und Andric ließ sich nicht lumpen, in Stürmermanier verwandelte er zum 1:0 und sorgte für eine Überraschung. Nur wenige Minuten später, in der vorletzten Minute der fünfminutigen Nachspielzeit, nutzte Dinamo die kurzzeitig desorganisierte Hajduk-Abwehr und erzielte den Ausgleichstreffer nach einem schnellen Pass in die Tiefe, welchen Ibanez verwertete. Die zweite Hälfte blieb torlos, doch die generelle Spielausrichtung blieb gleich: Dinamo dominierte, Hajduk konterte und hielt das Unentschieden, welches dem Tabellenführer aus Zagreb allerdings besser passen sollte.

Dinamos 4-2-3-1

die Löcher in Dinamos 4-2-3-1-Formation

Der Rekordmeister agierte mit einem 4-2-3-1 statt einem 4-1-3-2, welches im letzten Spiel gegen Lucko genutzt wurde. Nominell trat man mit der wohl stärksten Mannschaft auf, wobei fraglich ist, wieso Vrsaljko und Tomecak nicht spielten, denn einer der beiden hätte eines der Problemfelder der 4-2-3-1-Formation schließen können.

Wie man in der Grafik daneben erkennen kann, hat die Formation Dinamos gewisse Löcher. Gelb beschreibt den Raum, den die Außenverteidiger übernehmen können bzw. müssen, während rot den defensiven Verantwortungsbereich Lekos darstellt. Blau bedeutet, dass der Raum offen ist und von den Außenmittelfeldspielern übernommen werden muss. Das Problem hierbei liegt darin, dass Rukavina oftmals lethargisch agiert und einen sehr langen Raum zu besetzen hat, während der sehr athletische Ibanez dies zwar machen könnte, aber in seinem Bereich einen breiteren Raum sichern muss, was nicht an die Athletik geht, sondern ebenfalls in puncto Spielintelligenz eine Herausforderung darstellt. Ursachen für diese Löcher ist die fehlende vertikale Bindung zwischen der Abwehr und dem Mittelfeld, was viel Raum „in the hole“ öffnet, aufgrund des 4-2-3-1 und Badelj insbesondere auf den Seiten – exakt jenen Raum, den Hajduk mit Sharbini und Tomasov dynamisch attackierte.

Offensiv war das System ebenfalls eine Ursache, wieso es an Dynamik und Kreativität mangelte. Die Mannschaft in dieser Aufstellung (mit Rukavina auf rechts) hängt im Offensivspiel von drei Spielern ab, nämlich Ibanez und den beiden Spielmachern im Zentrum, wobei Sammir die Spielgestaltung im letzten und Badelj im zweiten Drittel übernimmt. Dies sind die Schlüsselspieler, während Leko das Bauernopfer mimt, der die Drecksarbeit dahinter macht und das System am Leben erhält. Problematisch wird es allerdings, wenn der Gegner sehr tief steht, nominell aber einigermaßen gleichstark wirkt, da die Abwehr sich dann, ob psychisch bedingt oder den Anweisungen des Trainers geschuldet, sich nicht aufzurücken traute. Die Löcher werden noch größer und man kann den Ball nicht schnell genug zirkulieren lassen, ohne Raum für Konter zu öffnen.

Hajduks 4-4-1

Hajduks Defensivkonzept nach der roten Karte für Brkljaca; die orangen Vierecke kennzeichnen den Raum, den man durch die enge Viererkette obsolet machte, während die Pfeile das "Zocken" der Außenspieler des Mittelfeldes zeigen

Nach dem Platzverweis rückte der Gastgeber von seinem 4-4-1-1-System ab und opferte den zweiten Stürmer für die Beibehaltung der zwei Viererketten in der Defensive. Tomasov und Sharbini beteiligten sich in der Defensivarbeit dadurch, dass sie auf den Außen Passwege zusperrten und dadurch die Abwehr enger aneinander rücken ließen. Gleichzeitig agierte der ballferne der beiden Außenspieler „spekulierend“, das heißt, er hoffte auf einen Ballgewinn und suchte sich bereits Freiräume für einen weiten Ball und schnellen Konter. Hajduk kämpfte verbissen, hatte bei den Chancen Dinamos etwas Glück, doch durch ihre aufopferungsbereite Leistung vor heimischen Publikum haben sie sich diesen Punkt zu zehnt mehr als verdient.

Mit den zockenden Außenspieler und vielen weiten Bälle war es taktisch keine Offenbarung, ebensowenig wie es spielerisch nicht wirklich schön anzusehen war, doch nach dem Platzverweis für Brkljaca war dies vermutlich die einzig richtige Option im Duell mit dem Erzrivalen.

Der Fußball in der HNL

Beide Teams zeigten sich mit vielen Löchern und fehlender Kompaktheit, das Umschalten funktionierte ebensowenig auf höchstem Niveau. Obwohl beide Mannschaften gute Ansätze erkennen ließen und von den Talenten her in Relation zu der Größe des schönen Adrialandes ohnehin absolut top besetzt sind, muss man sich hinterfragen, wie es mit der Trainerarbeit in der HNL steht. Taktische Mittel und gute Einfälle gibt es, doch die Umsetzung in höchster Geschwindigkeit verläuft unkonstant und dürfte wohl mit der Hauptgrund sein, wieso die kroatischen Topteams, insbesondere Dinamo seit der Ära Mamic, lange nicht in die Champions League eingezogen sind – denn einige Rohdiamanten hatte und hat man immer. Es wird interessant zu sehen, wie sich diese Rivalität in Zukunft entwickelt und auch, wie sich Dinamo dieses Jahr in der Champions League schlagen wird.

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