HJK Helsinki – Schalke 04 2:0

Eine enttäuschende und verdiente 2:0 Niederlage im Europa-League-Playoff bei Finnlands Meister und Tabellenführer HJK Helsinki bringt Schalke 04 in Schwierigkeiten. Der Bundesligist tat sich schwer, die gegnerische Abwehr zu durchbrechen und lief wiederholt in Konter. Rangnicks offensive Ausrichtung lässt den Traum von Europa vielleicht früh platzen.

Anfangsformationen

Formationen

Rangnick stellte seine Mannschaft aus verschiedenen Gründen um. Raúl wurde der Trip nach Finnland erspart, dafür spielte Neuzugang Marica neben Huntelaar die zweite Spitze. Papadopoulos stand für den am Muskel verletzten Metzelder auf dem Feld. Und Linksverteidiger Fuchs musste das letzte Spiel einer fünf Jahre alten Sperre absitzen, für ihn trat Uchida auf der, für ihn falschen, linken Seite an. Im Mittelfeld sollte Holtby die Fäden ziehen, während Matip ihn absicherte und Moravék bildete mit Draxler eine eng spielende Flügelzange.
Die Finnen spielten ein klassisches 4-4-2 mit Sorsa und Bah auf den Flügeln. Der 40jährige Jari Litmanen saß zunächst auf der Ersatzbank.

Die erste Halbzeit begann wie erwartet, Schalke machte Druck, hetzte aber nicht im Spielaufbau. Die Finnen verteidigten mit zwei Viererreihen und machten das Zentrum dicht – selbst beide Stürmer befanden sich oft in der finnischen Spielhälfte.

Schalke konzentrierte sich darauf, Angriffe über Außen zu fahren. Aufgrund der etwas zentralen Rolle von Draxler und Moravék waren die Außenverteidiger an vielen Angriffen beteiligt und sollten mit Flanken Torchancen kreieren. Uchida kam nach einer Flanke von rechts zu einer guten Möglichkeit und Marica hätte Schalke in der 12. Minute in Führung bringen müssen, als er nach einer Hereingabe von Höger frei vor dem Tor zum Abschluss kam.

Obwohl Schalke den Ball kontrollierte, kam Helsinki zu ein paar guten Torchancen. Nach einem Konter in der 14. Minute konnte Bah einen Kopfball nicht gefährlich aufs Tor bringen und wenig später hatte wieder Bah eine Chance.

Es wurde zunehmend klarer, dass HJK über Konter brandgefährlich war, doch die Gelsenkirchener spielten dagegen mit immer mehr Risiko. Beide Außenverteidiger standen extrem hoch, um das Angriffsspiel am Laufen zu halten und es war keine Überraschung, dass Helsinki nach einem Konter über rechts zur 1:0 Führung traf. In der 18. Minute war es Pukki, der mit einem Solo aus der eigenen Hälfte bis vor den Strafraum zog und noch von außerhalb des Strafraums ins lange Eck abschloss. Die Schalker hatte vorher Sorsa laufen lassen, der auf Sadik spielte und jener leitete direkt zu seinem Sturmpartner weiter.

Schalkes Strategie, Breite durch die Außenverteidiger zu erzeugen und die äußeren Mittelfeldspieler nach innen ziehen zu lassen, ging nicht auf. Die finnische Abwehr zog sich direkt vor den Strafraum zurück. Schalke prallte auf die Finnen wie auf eine Mauer, dazu überluden die Schalker das Zentrum. Lücken in der Mitte entstanden nicht. HJK wollte die Außen nicht zwingend kontrollieren, doch Schalkes Flanken waren nicht scharf und präzise genug.

Die Verunsicherung war Schalke nach dem Rückstand anzumerken. Trotz des vielen Ballbesitzes wurden im letzten Spielfelddrittel kaum gefährliche Kombinationen gespielt und Helsinkis Stürmer machten in der Verteidigung Druck auf das defensive Mittelfeld, der Rest der Mannschaft konnte den Strafraum verteidigen. Bis zum Ende der Halbzeit trug HJK gefährliche Konter vor und wurde auch mutiger in der Balleroberung im Mittelfeld. Schalke wirkte einfallslos.

In der zweiten Hälfte versuchte Rangnick seiner Mannschaft mehr Breite zu geben. Holtby ging auf die linke Seite, Draxler dafür auf rechts und Moravék spielte halbrechts. Da Matip immer noch der einzige echte defensive Mittelfeldspieler war, blieb Schalke anfällig für Konter. Die Außenverteidiger spielten zwar nicht mehr so extrem nach vorne, aber eine Absicherung durch drei Offensive im Mittelfeld war nicht zu erwarten. Einen weiteren mit hohem Tempo und guter Technik vorgetragenen Angriff der Finnen nutzte Pukki in der 54. Minute zum 2:0.

Ausrichtung Mitte der zweiten Halbzeit.

Nachdem in der ersten Hälfte Helsinki hauptsächlich über rechts angriff, wurden die Konter jetzt über die linke Seite gefahren. Bah und Sorsa machten beide ein starkes Spiel.
Das Flügelspiel der Schalker verbesserte sich, sobald es aber in den Strafraum ging, mangelte es an Präzision und an durchdachten Vorlagen.

In der 60. Minute wechselte Schalke Jurado und Gavranovic für Moravék und Marica ein. Jurado als Spielmacher versuchte wieder das Spiel aus der Mitte zu machen, denn durch Holtbys Wechsel auf den Flügel war das Kreativspiel im Zentrum vorher etwas eingeschlafen.

Zwischenzeitlich zeigten die Gäste ein paar gefällige Einzelaktionen. Holtby war mit einem Solo gefährlich und konnte später Huntelaar eine Großchance vorbereiten. Nach der Auswechslung Holtbys (für ihn kam Baumjohann) ging Draxler zurück auf die linke Seite.

Fazit
Trotz zeitweise ordentlichem Einsatz blieb Schalke einiges schuldig. In der ersten Halbzeit wurde viel zu offensiv agiert. Mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler und zwei sehr offensiven Außenverteidigern liefen die Schalker ins offene Messer des finnischen Konterspiels und obwohl Helsinki mehrere warnende Chancen vor der Führung hatte, stellte sich Schalke nicht auf die Gefahr ein. Dazu kam, dass die Schalker sich selbst den Raum vor dem Strafraum zustellten und ideenlos vor dem Tor agierten – die Positionswechsel von Holtby und Draxler zu Beginn der zweiten Halbzeit war eine der wenigen guten Ideen von Ralf Rangnick an diesem Tag. Dennoch blieb HJK bei Kontern gefährlich und Schalke machte nichts, um das zu ändern. Der 21 jährige Finne Teemu Pukki wurde mit seinen zwei Toren zum Matchwinner und stieß das Tor zur Gruppenphase für sein Team weit auf.

Um im Rückspiel eine Chance zu haben, wird Schalke eine Taktik wählen müssen, die weniger Risiko birgt und die Defensive stärkt. Wenn es aber nicht gelingt, die Stürmer besser ins Spiel zu bringen, wird Schalke noch vor der Gruppenphase aus der Europa League ausscheiden.

OnkelJK 20. August 2011 um 00:37

Das ist treffender als alles was ich bisher zu dem Spiel gelesen habe. Ich finde diese Fähigkeit der sachlichen Analyse bewundernswert.

Ich habe nicht das Talent das so auf den Punkt zu bringen, deswegen freue ich mich meine Wahrnehmung hier wiederzufinden.

Weiter so und gerne über meinen Verein! (Nicht Helsinki 🙂

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HW 20. August 2011 um 11:11

Danke!

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