Deutschland – Brasilien: Die Lehren

Im Prestigeduell zwischen Deutschland und Brasilien gewinnt Jogi Löws Mannschaft nach einer verbesserten zweiten Halbzeit mit 3:2.

Testspiele sind eine Gratwanderung: Wie viel Ernsthaftigkeit steckt im Spiel, und wie viel ist einfach nur taktische Spielerei? Das Ergebnis sollte am Ende nicht überbewertet werden. Wichtiger ist, welche Schlüsse ein Trainer aus einem Spiel ziehen kann, gerade in der Hinsicht auf das Zusammenspiel der Akteure. Deshalb finden sich an dieser Stelle statt einer klassischen Analyse drei, recht provokative und ausführliche, Thesen zum Stand der deutschen und brasilianischen Nationalmannschaft.

Mit dieser Defensivordnung wird Brasilien nicht Weltmeister

Die WM 2014 ist zwar noch drei Jahre hin, aber trotzdem ist der brasilianische Fußball schon heute auf die Heim-WM ausgelegt. Wenn wir davon ausgehen, dass Brasilien so gespielt hat, wie Trainer Menezes auch in einem Spiel einer Fußballweltmeisterschaft gegen einen Mitfavoriten gespielt hätte (und darauf deuten die Spiele vor und während der Copa America hin), wird Brasilien mit dem Kampf um Titel nichts zu tun haben.

Die Art, wie Brasilien verteidigte gegen die deutsche Mannschaft, erinnerte an das Debakel der argentinischen Mannschaft bei der WM 2010. Neymar, Robinho und Pato, die drei Offensivkräfte, arbeiteten praktisch nicht mit nach hinten. Brasilien stellte sich vor dem eigenen 16er in einer 4-3 Formation auf.

Brasilien bot so eine Unterzahl im Mittelfeld auf. Kroos und Schweinsteiger konnten dort immer den Ball unbedrängt aufnehmen, führen und weitergeben.

In diesem Zusammenhang fiel besonders die komplette Abwesenheit eines kollektiven brasilianischen Pressings auf. Weder im Mittelfeld noch im Angriff isolierten sie gegnerische Akteure oder gingen aggressiv gegen die deutsche Mannschaft vor. Teilweise fühlte man sich zurück in die 90er Jahre versetzt. Der unrühmliche Tiefpunkt aus brasilianischer Sicht war ein 20metiger Lauf mit Ball von Mats Hummels, der an Beckenbauer in seinen besten Zeiten erinnerte.

Kein Pressing, Unterzahl im Mittelfeld, Stürmer, die überhaupt nicht an der Defensive teilnahmen – Argentinien bewies letztes Jahr in Südafrika, dass dies die besten Mittel für eine gehörige Schlappe gegen das deutsche Team sind. Auch Brasilien verlor mit diesen Mitteln vollkommen gerechtfertigt gegen eine viel reifere deutsche Mannschaft.

Die erste Hälfte lief aus deutscher Sicht nicht rund

Wenn wir jetzt einmal vergessen, dass Brasilien einen klangvollen Namen und tolle Einzelspieler besitzt, bleibt ein Spiel gegen einen tief stehenden Gegner, der auf schnelle Konter lauert und aufgrund seiner Formation Lücken bietet. Dies sollte eine der Grundsituationen sein, die die deutsche Mannschaft aus nahezu jedem Qualifikationsspiel kennt (nur dass dort meist mehr Spieler gegen den Ball arbeiten). Eine gewohnte Situation, die die Nationalmannschaft dominieren sollte, müsste man meinen.

Umso überraschender war es zu sehen, wie kreativlos sich die deutsche Mannschaft in Halbzeit eins anstellte. Brasiliens Dreierreihe vor der Abwehr stand sehr eng und war undurchlässig für deutsche Bälle. Dem deutschen Spiel fehlte es an Tempo und Spielwitz, um diese zu knacken. Der Gegner wurde viel zu selten in Unterzahlsituationen gezwungen.

Ein Mittel hierfür wären zum einen schnelle Flügelwechsel oder auch lange Bälle von Schweinsteiger gewesen, um die Abwehr auseinanderzuziehen. Diese Bälle fehlten dem Spiel nahezu komplett.

Auch mangelte es an Schnelligkeit in den Aktionen. Das Tempo wurde zu oft verschleppt, so dass sich die Abwehrreihe des Gegners immer wieder neu sortieren konnte. Versuche insbesondere von Götze, durch Direktspiel oder Dribblings Möglichkeiten zu kreieren, blieben meist aufgrund der fehlenden Reaktionsschnelligkeit seiner Mitspieler wirkungslos.

Die erste Halbzeit muss daher als eine der schlechteren Halbzeiten dieses Länderspieljahres angesehen werden. Das 0:0 zu diesem Zeitpunkt hätte nicht sein müssen, genauso wenig die Chancen, die sich Brasilien nach individuellen Aktionen bei Kontern rausspielen konnte.

Die ersten zwei Tore wären mit Gomez und Podolski nicht möglich gewesen

Wenn ein Sieg trotz einer schwachen ersten Halbzeit zu verbuchen ist, hat es meist mit den Umstellungen zur Halbzeit zu tun. Schürrle und Klose ersetzten Podolski und Gomez. Beide waren vital an den deutschen Toren beteiligt.

Ein genauerer Blick auf das 1:0 zeigt, warum Schürrle auch langfristig gegenüber Podolski die bessere Alternative ist. Seine Beteiligung am Tor mag erst einmal recht indirekt erscheinen (und ist daher auch nicht unbedingt Teil der Berichterstattung): Er holte weder den Elfmeter raus (das machte Kroos), noch spielte er den letzten Pass zu diesem. Sein Einsatz kam viel früher: Er leitete mit einem Ballgewinn und einem Tunnel gegen seinen Gegenspieler in der eigenen Hälfte den Konter ein, an dessen Ende der Strafstoßpfiff stand.

Im Vergleich zu Podolskis Spiel war das in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Zum Einen weil er defensiv mithalf und einen Ball gewann. Dies ist wohl die größte Schwäche Podolskis, der selbst im Nationalmannschaftstrikot nicht gerne den Gang in die eigene Hälfte antritt. Aber auch die Einleitung des Angriffs mit einem Tunnel gegen den Gegner deutet bei Schürrle einen Esprit an, den Podolski nicht hat.

Abseits des Tores hatte Schürrle gegenüber Podolski nicht nur individuelle, sondern auch taktische Vorteile: Er machte das Spiel wesentlich breiter, wodurch die Dreierreihe des Gegners auseinandergezogen wurde.

Nicht falsch verstehen, das soll kein allgemeiner Verriss gegen Podolski werden, der seine Stärken hat, man denke nur an seine Explosivität und Schusskraft. Nur treten diese gegen tief stehende Gegner auf dem Flügel nicht zum Tragen. Gegen solche Gegner ist Schürrle die bessere Alternative.

Deutschlands zweiter Treffer, bei dem Klose einen Innenverteidiger aus der Abwehrreihe zieht und so den Raum für Götze öffnet.

Deutschlands zweiter Treffer, bei dem Klose einen Innenverteidiger aus der Abwehrreihe zieht und so den Raum für Götze öffnet.

Ein Blick auf das zweite Tor zeigt, wieso Klose im Normalfall in der Nationalmannschaft gesetzt ist und nicht Gomez: Götzes Treffer ging ein Doppelpass Kloses mit Kroos voraus. Letzterer legte das Tor auf. Kloses Laufweg könnte dabei aus einem Lehrvideo des DFB stammen: Wie er dem Ball entgegengeht, damit Lucio aus der Innenverteidigung lockt und so Götze im Zentrum erst den notwendigen Platz verschafft, ist großes Stürmerhandwerk.

Gomez hat viele Qualitäten, das Spiel mit dem Rücken zum Tor ist nicht seins. Er selber sagte oft, dass er sich nach seiner Zeit in Stuttgart umgewöhnen müsse, nicht als Stoßstürmer zu agieren. In der Tat, sobald er mit dem Ball in Richtung Tor läuft, ist er Weltklasse. Eine One-Touch-Aktion, wie Klose sie bei diesem Tor vollführte, traut man ihm nur schwerlich zu.

Klose ist demnach genauso wie Schürrle gegen tief stehende Gegner die bessere Alternative für die Startformation.

Fazit

Ein Sieg gegen Brasilien mag zunächst nach einem tollen Ergebnis klingen. Doch dieses Brasilien war taktisch nicht auf der Höhe, und so muss man den Erfolg als Plichtergebnis für das deutsche Team bezeichnen. Trotz einer guten zweiten Halbzeit bleibt auch die erste Halbzeit hängen, in der Deutschland aus seinem 4-1-4-1 gegen einen tief stehenden Gegner zu wenig Chancen kreieren konnte.

44² 11. August 2011 um 23:34

Bei mir aufm Blog gibt’s jetzt noch ’ne detaillierte Betrachtung der ersten Hälfte und des 2:0.

Antworten

fiswol 11. August 2011 um 21:52

habe eure seite erst vor zwei tagen entdeckt nachdem ich öfter in zonal reingeschaut habe. freu mich tierisch über diesen tollen blog in deutsch und die fachlich sauberen analysen ohne polemik. klar kann man immer was anders sehen, widerspruch muss sein, aber ich hab bisher nur gute kollegen gelesen mit begründeten kommentaren. hoffe ich kann demnächst was beisteuern 😉

Antworten

Sammer Riether 11. August 2011 um 19:55

Als ich hörte das die Deutsche Nati ne gute 1ste Hälfte spielte, dachte ich mir auch, ob die das selbe Spiel gesehen haben wie ich …

Die ersten 25min wären (find ich) geprägt von der Bayern-Krankheit wie man sie schon bei Bayern-Gladbach gesehen hat. Langsames Ball hin-und-her-geschiebe gegen einen tiefstehenden Gegner der nicht attakierte. Zudem waren am Anfang , Kroos ,Lahm, Poldi, Müller alle am Links-Zentraloffensiven Raum gequetscht und schoben sich risikolose Pässe zu.

Sensationel was Götze mit seinen Dortmunder Gegenmittel (schnelles direktspiel) leistete. Der Junge braucht keine Zeit um den Ball anzunehmen , zu gucken wo ist mein Mitspieler und dann zu entscheiden wo spiele ich hin. Das macht der alles scheinbar Zeitgleich in einer Zehntelsekunde. Bezeichend fand ich eine Szene in der 2ten HZ, wo Lahm 5 mal auf Götze passte und dieser direkt immer zu Lahm zurück. Spätestens beim 3 Pass hatte der Brasilianische Gegenspieler keine Lust mehr Götze zu zustellen. SO MACHT MAN SEINE VERTEIDIGER MÜRBE… So Funktioniert Tiqui Taca

Antworten

Berni 11. August 2011 um 23:28

Hm,
klar kann man in der ersten HZ auch von der Bayern-Krankheit reden, aber mal ehrlich. Wenn Barca oder Spanien gegen einen tief stehenden Gegner internationaler Klasse spielt, sieht das doch sehr ähnlich aus. Da kann man nicht alle 2Mins eine Chance kreieren. Wichtig war, dass man nicht zu viele Fehler im MF gemacht hat. So war die brasilianische Offensive überhaupt nicht in der Partie, sodass dann auch mal ein Ball versprang, wenn sie mal eine Chance bekommen hatten.
Dazu sollte man noch anmerken, dass die Systemumstellung auf 4-1-4-1 besonders in der ersten Hälfte noch nicht wirklich gut lief. Besonders Kroos hatte in der ersten Halbzeit enorme Probleme seine Position im Offensivspiel zu finden. Er stand Schweinsteiger, Lahm, Poldi, Götze doch sehr häufig auf den Füßen. Mit zunehmender Spielzeit besserte es sich aber.

Antworten

96Friese 11. August 2011 um 18:18

Wenn man Klose für das 2:0 lobt darf man seinen Anteil am 1:0 auch nicht vergessen. Einen Ball von der Grundlinie per Hacke zurückzupassen ist etwas, was ich Gomez nie zutrauen würde – er mag den Ball zwar auch noch erlaufen können, aber er könnte in der Situation das Spiel nicht so schnell machen wie Klose

Antworten

44² 11. August 2011 um 19:02

ach, glaub ich nicht. technisch is das wirklich garkein problem, wenn der raum so groß ist, war nun kein hochpräziser gassenpass. (btw, generell wird gomez‘ sehr sehr gute ballkontrolle wegen seiner fehlenden beweglichkeiten von vielen unterschätzt)

die frage is eher, ob er die situation so erkannt hätte. würd ich ihm aber in diesem fall auch zutrauen, da das wirklich ne ungewöhnlich klare konstellation war. ich hab 2 oder 3 sekunden vor der ablage schon „hacke!!!“ gerufen ^^

Antworten

96Friese 11. August 2011 um 19:44

ich glaube gar nicht mal, dass in dieser Situation die technischen Fähigkeiten den Ausschlag geben – Gomez hat schon Schwierigkeiten, mit dem Rücken zum Tor zu spielen. Mit dem Rücken zum Mitspieler zu passen würde er sich vermutlich gar nicht zutrauen bzw. hätte gar nicht erst die Idee dazu. Ist einfach die Frage, was man mit seinen Fähigkeiten für einen Stil spielt 😉

Antworten

lefthog 11. August 2011 um 17:37

Ich halte Podolski immer noch für den potentiell stärkeren Spieler auf der linken Seite. Das Problem ist eher, dass Lukas seine volle Leistungsfähigkeit so selten abruft.
Aber er hat noch immer große Vorteile gegenüber Schürrle:

– er ist linksfuß. Mit Lahm auf links ist das kein unwesentlicher Punkt bezgl. Breite (so kann man ihn auch bis auf die Grundlinie freispielen)

– er ist der wesentlich bessere Passpieler als Schürrle (siehe bspw. das Siegtor in Moskau ’09; solche Bälle habe ich von Schürrle noch nicht sehr oft gesehen)

– er ist trotzdem ebenso torgefährlich und antrittsstark.

Sein Nachteil gegenüber Schürrle ist sein oftmals fehlendes Engagement und die Qualitäten im offensive eins gg eins (da Jogi aber eher Kombinationen sehen will, fällt das imho nicht so ins Gewicht). Defensiv ist er nach der grausigen Anfangsjahren auf der linken Seite auf jeden Fall brauchbar, wenn der Einsatz stimmt sogar überdruchschnittlich gut.

Schürrle hat natürlich auch seine Qualitäten, aber ich sehe ihn noch eher als jemand, der von Bank kommen kann, wenn es unentschieden steht oder Deutschland in Führung liegt, wegen seiner Schnelligkeit bei Kontern. Ich glaube nicht, dass er geeignet ist eine wirklich massive Abwehr auszuhebeln.

Podolski wird weiterhin seine Chancen erhalten, aber er muss in Zukunft bei jedem Spiel 100% Einsatz zeigen sonst ist der Platz weg.

Ich stimme zu, daß Klose weiterhin die viel bessere Alternative zu Gomez im Sturm ist.
Ich würde persönlich gerne mal sehen, wie sich ein Podolski, ein Müller oder ein Schürrle dort schlagen. So würde auch eine offensive Mittelfeldposition für Götze frei werden.

Antworten

Gordibus 11. August 2011 um 13:34

Im Sportteil der Süddeutschen wird schon länger gemunkelt, dass Schürrle Podolski auf der linken Seite ersetzen könnte; denkbar wäre für Podolski mittel- bis langfristig der Gang zurück in den Sturm (zumal hier, meiner Meinung nach die wenigsten Alternativen zu Gomez und Klose vorhanden sind).
Obwohl ich ein großer Gomez-Fan bin, muss man doch klar sehen, dass ihm die fehlende Technik und Bewegungsfähigkeit (du hast es angesprochen, mit dem Rücken zum Tor) fehlt. Ich habe immer den Eindruck gehabt, dass er über diese Fähigkeit (ähnlich Klose und Cacau) bei Stuttgart verfügt hat; entweder es ist eine Stagnation in der Entwicklung (ähnlich wie bei Poldi seinerzeit bei den Bayern) oder es resultiert aus der Taktikschule van Gaals, der neben „Robbery“ nur einen Strafraumstürmer zugelassen hat. Gomez kann meines Erachtens noch mehr leisten. Bis dato bleibt Klose die Nummer 1 im deutschen Sturm.

Interessant bleibt auch, dass Badstuber weiterhin eine große Rolle im Dress der Nationalmannschaft zu spielen scheint; ja, selbst vor Boateng gesehen wird. In Normalform müssten, Friedrichs kurze WM-Verdienste hin oder her, Hummels und Mertesacker spielen. Letzterer aber auch nur aufgrund seiner letzten Leistungseindrücke, weniger aufgrund seiner wirklich nicht guten Werder-Saison.
Was ich mich frage: wo sind all die guten RVs hin? Gestern wurde darüber fabuliert Höwedes auf rechts einzusetzen, was er bei Schalke nicht spielt, was dazumal, unter Magath, mehr schlecht als recht funktioniert hat. Die Argumentation war doch immer: Lahm sollte auf links, weil wir rechts so ein Überangebot haben. Weder Träsch (der seine Sache solide gemacht hat) noch Höwedes sind gelernte Rechtsverteidiger. Beck?

Antworten

derde 11. August 2011 um 15:24

Also verstehe die negative Sichtweise über Badstuber keineswegs. Der Junge hat anscheinend ein image, das nicht zulässt ihn gut zu bewerten, im Kicker eine 3, bei Spox eine 3, bei der ARD eine 3. Wie oft er für Hummels abgesichert hat, Zweikämpfe gewonnen hat, und punktgenaue Pässe im Spielaufbau gesetzt hat (bester deutscher IV in diesem Bereich, seine vertikalen Bälle zwischen die Linien des Gegners waren schon gegen BMG absolute klasse), interessiert anscheinend niemanden. Bessere Zweikampfwerte als Hummels und Boateng, eine gute Technik, und ansteigende Formkurve. Löw hat schon recht mit dem Weg in die Weltspitze.

Antworten

Handkante 11. August 2011 um 15:55

Du sprichst mir aus der Seele.

Antworten

Horst Worst Kees 11. August 2011 um 19:20

Word !
1+
i like

100% meine Meinung

Antworten

morph0se 11. August 2011 um 13:18

Gratulation, Taktikguru: Hervorragende Werbung in der aktuellen Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung: http://www.sueddeutsche.de/medien/fussballtaktik-mehr-als-gras-und-schweiss-1.1128147-2 – zu Recht. Super! 🙂

Antworten

firedo 11. August 2011 um 13:50

Die Sueddeutsche könnte sich ja auch selber mal ein Beispiel nehmen, in Sachen weniger boulevardesker Berichterstattung

Antworten

Nyo 11. August 2011 um 11:07

Wieder ein guter Artikel mit guten Aspekten. In der medialen Berichterstattung ging unter allem Ballbesitz ziemlich unter, dass die erste Halbzeit keineswegs als souverän gelten kann.

Weiter so!

Antworten

hermen2011 11. August 2011 um 11:04

Wenn wir jetzt einmal vergessen, dass Brasilien einen klangvollen Namen und tolle Einzelspieler besitzt, bleibt ein Spiel gegen einen tief stehenden Gegner, der auf schnelle Konter lauert und aufgrund seiner Formation Lücken bietet. Dies sollte eine der Grundsituationen sein, die die deutsche Mannschaft aus nahezu jedem Qualifikationsspiel kennt (nur dass dort meist mehr Spieler gegen den Ball arbeiten). Eine gewohnte Situation, die die Nationalmannschaft dominieren sollte, müsste man meinen.

Das ist frech, aber gut gesehen. Aber man muss schon bedenken, dass Psychologie im Fußball eine sehr große Rolle spielt. Die Spieler sind keine taktischen Roboter, die von den persönlichen Umständen, von der Aura großer Gegner und großer Namen einfach mal so abstrahieren könnten.
Ich glaube, dass die deutsche Mannschaft die erste Halbzeit gebraucht hat, um wirklich daran zu glauben, dass die großen, großen Brasilianer eigentlich nur eine tiefstehende Mannschaft sind und ihrerseits die Hosen mächtig voll hatten vor ihnen, den deutschen Youngstern. Als Zuschauer wollte ich ja auch lange nicht glauben, dass das WIRKLICH DIE Brasilianer sind…
🙂

Antworten

wildsau 11. August 2011 um 09:59

Die Parallelen zum Argentinien-Spiel sind mir auch aufgefallen.

Man konnte in der ersten Halbzeit viele Probleme sehen, die auch die Bayern mit tief stehenden Gegnern haben, die den Bayern weite Teile des Mittelfeldes überlassen. Den Unterschied machte gestern Götze mit seinem schnellen direkten Spiel. Ebenso hat mich Hummel begeistert, der mit einer unglaublichen Souveränität spielte, dass sogar Badstuber neben ihm aufgeblüht ist. Tiger Gerland hat diese IV vor einigen Jahren prophezeit und wurde ausgelacht.

Eine seht gute Analyse. Allerdings etwas zu negativ. Es gehörte nämlich einiges an Können und Entschlossenheit dazu, die Brasilianer mit ihren schnellen und trickreichen Angriffen am Erfolg zu hindern. Neymar, Pato und Robinho sind ja nicht irgendwer.

Aber man konnte schon sehen, warum auch bei der WM und der Copa Mannschaften wie Paraguay und Uruguay so erfolgreich waren. Das ist ein Trend, der sich auch in der Bundesligasaison 2010/11 wiedergefunden hat. Die Mannschaft als homogene Einheit, die wie ein Fischschwarm operiert, ist dem einzelnen Supertechniker überlegen.

Antworten

derde 11. August 2011 um 09:54

Interessante Thesen, aber am meisten beeindruckt hat mich die weitesgehende Abkehr vom 4-2-3-1. Wie auch in der Bundesliga schon gesehen, hat die Nati mit sehr flexiblem Mittelfeld agiert, meiner Meinung nach die optimale Kombination Götze/Kroos auf der Doppel-8, dahinter Schweinsteiger, der für mich, in etwas veränderter Rolle ein richtig gutes Spiel gemacht hat. Man hat hier gesehen, dass er nicht der bei der WM hochgelobte Achter wie Xavi oder Iniesta ist, denn gibt man Kroos und Götze etwas Zeit, haben sie die Chance auf ein ähnliches Niveau zu kommen, das Schweinsteiger nicht mehr erreichen wird. Er hat eine gute Rolle als Absicherung mit gelegentlichen Vorstößren gespielt, als die Spielmacherqualitäten von Kroos und Götzes Dynamik muss man ihm leider absprechen. Sollte Kroos sich weiter so entwickeln, muss man mMn sehen wohin mit Özil, für den in einem System mit Doppel-8 wohl nur eine sehr zentrale liegende Flügelrolle bleibt.

Einen Kritikpunkt noch, böse aufgestoßen ist mir, dass wir für Klose einfach keinen Ersatz haben. Die von dir beschriebene Kombination mit Kroos spielt so kein anderer deutscher Stürmer, das war schon nach der WM klar. Ich hoffe dass Klose noch bis zur EM durchhält, mit ein bissl Glück kann man dann schon z.B. Yesil einbauen.

Antworten

FabianSchwarzfischer 11. August 2011 um 11:31

Sehr schöne Analyse meines Erachtens. Schweinsteiger sehe ich auch in der defensiven Rolle bedeutend besser aufgehoben, da hier seine Stärken (Ruhe am Ball, gute Spielverlagerung, gutes defensives Stellungsspiel) besser zur Geltung kommen als beispielsweise neben Gustavo bei Bayern, wo mir seine Mängel bei Handlungsgeschwindigkeit und seine Ballverarbeitung bei aggressivem gegnerischen Pressing (Kroos gefällt mir da besser) nicht gefallen- bei defensiverer Rolle muss er das Spiel nicht gestalten und das liegt ihm meimes Erachtens besser.
Das Zusammenspiel zwischen Götze und Kroos hat mir sehr gut gefallen, die beiden ergänzen sich sehr gut, wie ich finde. Perspektivisch könnte ich mir das Dreiermittelfeld Schweinsteiger, Kroos, Götze sehr gut vorstellen. Erinnert mich rein von der Positionsverteilung etwas an Barca, mit Schweinsteiger als defensiver Absicherung und gutem Passspiel (~Busquets), Kroos als passstarkem, ballverteilenden Quarterback (~Xavi) und Götze als dynamischem, Esprit versprühenden Feingeist (~Iniesta). Nicht falsch verstehen, ich will die drei jetzt nicht auf dieses Niveau hieven, aber in Sachen Ballsicherheit und Aufteilung hat mir das sehr gut gefallen und könnte, wenn alles optimal läuft, durchaus diese Dominanz, die man gestern teilweise gesehen hat, à la Spanien ausstrahlen.
Davor dann Schürrle,Müller,Özil, die ständig rotieren und sich auf der Falschen9 bzw den Außenpositionen abwechseln- gerade in Schürrle sehe ich den perfekten Nachfolger für Klose, da er spielerisch sehr gut ist und mir vor allem in taktischer Hinsicht gut gefällt.

Antworten

jo 11. August 2011 um 12:51

Ich würde eher Müller in der Mitte sehen, also als klose ersatz. Gomez passt def. nicht.

Antworten

Handkante 11. August 2011 um 12:27

Wäre vielleicht die Raute eine Lösung dieser Özil-„Problematik“ ?

Was meint ihr?

Antworten

FabianSchwarzfischer 11. August 2011 um 13:09

Ich bin ehrlich hesagt kein Freund der ‚konventionellen‘ Raute, wie sie Schaaf oder Magath bevorzugen. Ich bin großer Chelsea-Sympathisant, und in den entscheidenden Momenten wie gg Mourinhos Inter oder ManUtd war man nie in der Lage, das Defensivbollwerk des Gegners zu überwinden- Ancelotti wurde von Mou und SAF klar ausgecoacht, was auch an den Nachteilen der Raute liegt- das Spiel über die Außen wird vernachlässigt im Mittelfeld, die Außenverteidiger spielen extrem offensiv, um Breite zu erzeugen. Das liegt der Nationalelf nicht so, wie ich finde. In der Abwehr haben Lahm & Träsch/Höwedes/Boateng ihre Stärken eher in der Defensive, Özil ist eher Trequartista als konventioneller Spielmacher, das wäre eher Kroos dann. Bei der Raute blieben die Außenstürmer wie Schürrle, Müller etc außen vor und man beraubt sich eigener Stärke.
Solltest du allerdings eine ‚alternative Raute‘ meinen, wie ich das Spielsystem Barcelonas bezeichnen würde (4-3-3 mit False9 und offensiven Außenstürmern), könnte ich mir das durchaus vorstellen, da das Özil meines Erachtens durch die ständige Rotation der Dreierreihe schon entgegenkäme. Ist aber nur meine persönliche Meinung und Idealvorstellung, werden bestimmt einige anders sehen.

Antworten

derde 11. August 2011 um 15:00

Ich befürchte aber, dassdas taktische Verhalten der false 9 unglaublich aufwändig zu erlernen ist, in der NM vllt zu zeitaufwändig.
Außerdem weiß ich nicht ob sich Löw wirklich auf ein solches System festlegen will, denn ohne Neuner ist man wirklich vom Kombinationsspiel, und von starken Außenverteidigern abhängig.

Antworten

German_Informant 11. August 2011 um 00:59

Habe eure Seite heute erst entdeckt. Danke für diese schönen Analysen. Ich schaue mir eure Seite noch genauer an, aber womit macht ihr die Grafiken der Spieleraufstellung? Das habe ich auch schon ZM gefragt, aber seine Antwort war nicht zufriedenstellend.
Eventuell müsst ihr diese Frage auch täglich beantworten, sorry. Ich schaue mich noch ein wenig auf eurer Seite um und finde vielleicht die Lösung von selbst. 😉

Antworten

xc 11. August 2011 um 13:10

Inkscape (Freeware)

Antworten

Berni 11. August 2011 um 00:52

Hm, ich fand Schürrle defensiv deutlich schwächer als Podolski, gerade im taktischen Bereich, was man auch an den zunehmenden Aktivitäten von Alves erkennen konnte. Und auch Podolski hatte Ballgewinne nach hinten. Normal bin ich bei dir, wenn du über Podoslkis Defensivarbeit so sprichst, aber gerade heute empfand ich das def. Zusammenspiel mit Lahm als sein großes Plus. Offensiv machte er zu wenig Meter ohne Ball, da ist ein Schürrle gerade in einem friendly überlegen, weil er noch diesen absoluten Ehrgeiz hat alles zu geben, egal welches Spiel und welche Minute. Die älteren und erfahreren Spieler ließen es heute deutlich ruhiger angehen als die Neulinge.
Aber um das abzuschließen. Das Problem der 1.HZ war ganz klar ein Gomez, und nicht ein Podolski. Da gebe ich dir nämlich recht. Mit einem Gomez wären die Tore nicht gefallen.

Antworten

mik. 11. August 2011 um 02:08

Zugegebenermaßen sah ich Schürle auch nicht defensiv stärker als Podolski, dieser hat aber fast alles Vorrücken -naturgemäß nicht besonders schwer aufgrund des brasilianischen Spiels- mit Rückpässen auf Lahm laufen lassen und da hätte er in der Offensive mit Ball durchaus mehr versuchen sollen.

Allerdings passte er sich mit diesem Geschiebe ganz gut in die Mannschaft ein, und er verhielt sich sicher nicht so verloren wie Gomez.

Besser als bei Köln war er allemal, und Schürles Einsatz und Optimismus wären vielleicht beim Einsatz ab Anpfiff auch schneller verpufft, denn die Brasilianer sind auf ihren letzten Verteidigungsreihen eben doch sehr stark und einiger Angriffe bedarf es schon.

Antworten

Andre 11. August 2011 um 12:43

Da stimme ich zu, ich fand die Defensive auf der linken Seite auch geschwächt, nachdem Podolksi ausgewechselt wurde. Eher würde ich ihm diesmal die fehlende Dynamik vorwerfen. Er hätte viel mehr Sprints ansetzen müssen. In der Defensive war er dagegen auf der Höhe, konzentriert und giftig.

Antworten

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*