RB Leipzig – VfL Wolfsburg 3:2

Wolfsburg unterliegt Viertligist RB Leipzig in der ersten Pokalrunde mit 2:3. Pacult schlug Magath mit dessen ureigenstem Fußballentwurf: Direktes, vertikales Spiel.

Für den VfL Wolfsburg war es „nur“ der Pflichtspielautfakt gegen einen Viertligisten, für RB Leipzig der gefühlte Saisonhöhepunkt: Die erste Runde des Pokals barg schon am Freitagabend eine große Überraschung, als RB Leipzig Magaths Elf besiegte.

Leipzig spielt direkt

RB Leipzigs Trainer Pacult setzte auf schnelle, direkt gespielte Konter – ein Mittel, für das auch Magaths Mannschaften in der Vergangenheit bekannt waren. Der Ball wurde nach Eroberung schnell auf die Flanken gespielt, wo Rüttger und Heidinger mit enormen Laufaufwand hoch- und herunterflitzten. Ihre direkten Gegenspieler, die Wolfsburger Außenverteidiger Schäfer und Ochs, kamen zu oft nicht hinter den Leipzigern hinterher.

Sie waren zu Beginn des Spiels allerdings nicht die einzigen, die ob der schnellen Spielzüge der Leipziger überrascht schienen: Die ganze Wolfsburger Mannschaft wirkte in der Anfangsphase ob des One-Touch-Spiels der Gastgeber irritiert. Die Mittelfeldspieler hätten eng am Mann stehen müssen, um am besten gleich den ersten vertikalen Pass im Spielaufbau der Gastgeber zu verhindern. Der VfL war jedoch in der ersten Viertelstunde überhaupt nicht wach und stand zu sehr im Raum und zu weit vom Mann.

Dass es bereits nach 17 Minuten 0:2 stand, hatte nicht nur mit der hohen Qualität der direkten Leipziger Zuspiele zu tun – auch die Wolfsburger Viererkette hatte ihren Anteil daran. In der neu zusammengekauften Abwehrreihe stimmte die Abstimmung nicht. Zu oft hebelte ein Akteur die Abseitsfalle auf, was besonders der stets auf der Lauer liegende Stoßstürmer Frahn auszunutzen wusste. Drei Tore erzielte er in der ersten Hälfte, bei allen sah die Abstimmung der Viererkette nicht gut aus.

Magaths Probleme

Wolfsburg wachte erst nach dem zweiten Gegentor auf. Ab der 20. Minute gingen sie nun enger zum Gegner und gewannen mehr Bälle im Mittelfeld. Leipzig verlor nun den Ball bereits bei der zweiten oder dritten Station und fand kaum noch ins Spiel. Die erhöhten Ballbesitzwerte konnte der VfL jedoch nicht konsequent in Chancen ummünzen.

Felix Magaths Taktik trug hierzu einen Teil bei. Sein 4-4-2 mit Mittelfeldraute hatte das Problem, das die Anbindung zwischen Abwehr und Angriff zu selten gegeben war. Lakic und Mandzukic waren beide als Flankenabnehmer ganz vorne isoliert. Dies ist das Grundproblem einer solchen Aufstellung: Sobald der offensive Mittelfeldspieler nicht wirklich ins Spiel findet, fehlt die Anbindung der einzelnen Mannschaftsteile.

Der zentrale Offensivmann war über das ganze Spiel hinweg abgemeldet, und das obwohl Magath auf dieser Position doppelt wechselte. Nachdem der früh eingewechselte Tuncay (31. für Josue) auf dieser Position ebenfalls nicht ins Spiel fand, nahm Magath ihn später zugunsten von Helmes (62.) aus dem Spiel. Doch auch dieser blieb blass.

Wolfsburgs beste Angriffe liefen entweder über die Außen oder durch lange Bälle aus der Abwehr. Hier waren die Leipziger in der ersten Hälfte verwundbar, da sie sehr eng verteidigten und ihre Viererkette recht weit vom eigenen Tor aufstellten. Das 1:2 erzielte Lakic nach einem langen Pass in den Lauf (25.), das 2:2 Salihamidzic nach einer flachen Flanke von Schäfer (28.). Es wirkte so, als ob Wolfsburg das Spiel drehen könnte, ehe Frahm kurz vor der Pause sein Team mit einem der oben erwähnten Konter wieder in Front brachte (45.).

Zweite Hälfte

In Halbzeit zwei kam Wolfsburg nicht mehr zur Entfaltung. Peter Pacult konterte nun deren Stärken geschickt. Die Viererkette stand nun tiefer, so dass es für Wolfsburg nicht mehr möglich war, die schnellen Stürmer hinter die Abwehr zu schicken. Zudem verteidigten die Außenstürmer Heidinger und Röttger auf Außen derart tief, dass man teilweise mit einer Sechserkette am eigenen 16er stand.

Wolfsburg fiel fortan vor allem durch Kreativitätslosigkeit auf. Ihr Vierermittelfeld konnte keine Überzahl kreieren gegen gut mitverteidigende Leipziger Stürmer, so dass der Ball nie so recht durch die eigenen Reihen lief. Über die Außen konnte man gegen die nach hinten eilenden Außenstürmer nichts ausrichten, da weder Ochs noch Schäfer energisch genug nach vorne mitgingen. Zumal Hasebe auf der rechten Flanke zu oft in die Mitte zog und auf der anderen Seite der eingewechselte Dejagah (in der Halbzeitpause für Salihamidzic) keinerlei Akzente setzen konnte.

RB Leipzig machte nach vorne jetzt nicht mehr viel. Die Außenstürmer waren defensiv gebunden, so dass sie ihre Konter nicht mehr spielen konnten. Da Wolfsburg zwar zu einigen Chancen kam, dem Ausgleichstreffer jedoch nie gefährlich nahe, konnte Leipzig am Ende einen 3:2-Sieg bejubeln.

Fazit

RB Leipzig entblößt Wolfsburgs Schwächen eine Woche vor Saisonbeginn: Die neu formierte Viererkette wirkte nicht abgestimmt und auf der Position im offensiven Mittelfeld hat Magath noch keine Idealbesetzung gefunden.

Zu Wolfsburgs Ehrenrettung muss man sagen, dass der amitionierte Viertligist in vielen Fragen eher wie ein Dritt- oder gar Zweitligist wirkte. Ihre Laufstärke und auch ihre technische Klasse im Direktpassspiel beeindruckten besonders in Halbzeit eins. Dennoch hätte das Erstrundenaus durch eine bessere Abwehrleistung verhindert werden können.

spielfuehrer 5. August 2011 um 09:04

Ich war im Stadion und habe das Spiel genau so gesehen. Sehr treffende Beschreibung und Schilderung des Spielverlaufs. Wirklich sehr beeindruckend der one-touch-football der Leipziger in Hälfte eins.

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Rumpelstilzchen 31. Juli 2011 um 00:55

Tausche Müller (= RV) mit Franke (= LIV) im Bild, dann stimmts wieder.

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