SpVgg Greuther Fürth – Eintracht Frankfurt 2:3
Eintracht Frankfurt dreht die Partie gegen die SpVgg Greuther Fürth und gewinnt mit 3:2. Ihr Comeback nach einem 0:2-Rückstand trägt einen Namen: Alexander Meier.
Der Absteiger aus Frankfurt gegen den Dauer-Fast-Aufsteiger aus Fürth: Das war das Spitzenduell zum Bundesligastart am Freitagabend. Nach der kurzen Sommerpause stand die spannende Frage im Vordergrund, wie Fürths Coach Büskens und Frankfurts Neu-Trainer Veh ihre Mannschaften taktisch einstellten.
Fürths Führung dank Nöthe
Fürths offensive Formation ähnelte stark einem 4-2-4 mit zwei Stürmern und zwei offensiv stehenden Außen. Mit solch einer Formation geht oft der Ansatz einher, schnell das Mittelfeld zu überbrücken, um dann in der Offensive eine Überzahl zu haben. Auch eignet sich diese Formation für schnelle Bälle nach außen oder lange Bälle ins Sturmzentrum.
Die Fürther wählten solch einen Spielansatz. Sie hielten geduldig den Ball in den Reihen der eigenen Abwehr und warteten auf gegnerische Lücken, um im passenden Moment mit Flügelwechseln oder langen Bällen Raum zu schaffen.
Ihre Taktik ging in der ersten Halbzeit gut auf, auch weil die Eintracht nur selten aktives Angriffspressing betrieben. Mit ihrer 4-1-2-3 Formation bauten sie darauf, eine Überzahl in der Mittelfeldzentrale zu kreieren und von hier das Spiel zu lenken. Ein aggressives Mittelfeldpressing war Teil dieser Strategie. Ballgewinne in diesem Bereich waren jedoch selten, da die Fürther diese Zone bei eigenen Angriffen kaum nutzten. Stattdessen konnten sie den Ball in der eigenen Abwehr halten.
Dementsprechend fand die Eintracht nicht gut ins Spiel. Bälle gewannen sie nur im eigenen Abwehrdrittel. Hier offenbarte sich eine Schwäche, die sie schon in der Abstiegssaison zeigten: Ihr Aufbauspiel aus der Abwehr heraus fehlt es an Tempo. Ihr Passspiel ist nicht direkt genug, um Lücken in eine gegnerische Abwehr zu reißen. Deshalb waren ihre Angriffe für die zwei gut organisierten Fürther Viererketten kein Problem.
Die Spielvereinigung gewann an diesem Abend zwar auch keinen Preis für besondere Kreativität in der Offensive, ihre Angriffsbemühungen waren im Vergleich zum Gegner aber direkter und damit auch gefährlicher. So spielten sie sich eine Zwei-Tore-Führung heraus: Beide Male hatte die Frankfurter Abwehr Probleme mit langen Bällen. Beim 0:1 wirkte die Viererkette nicht eingespielt, beim 0:2 irrte Kessler wirr durch den Strafraum und faustete den Ball direkt zum Gegner. Nöthe nutzte die Verwirrung und brachte Fürth mit einem Doppelpack in eine komfortable Position (20., 44.).
Frankfurts Comeback dank Meier
Dass die Eintracht aus Frankfurt in der zweiten Halbzeit ein Comeback feiern sollte, wirkte aufgrund ihrer Leistung vor und auch nach dem Wiederanpfiff unmöglich. Weder ihre Taktik noch ihre Spielweise veränderten sich im Vergleich zu den ersten 45 Minuten. Immer noch war ihr Spiel behäbig, langsam und unkreativ. Zu Beginn der zweiten Hälfte hatte Fürth gar die große Möglichkeit, das Spiel endgültig zu entscheiden – Prib traf allerdings nur den Pfosten (46.).
Das unglaubliche Comeback, das die Eintracht in den folgenden Minuten feiern sollte, trug einen Namen: Alexander Meier. Auch wenn es für eine taktische Analyse seltsam klingt, ein gedrehtes Spiel auf nur einen Spieler zu reduzieren, in diesem Fall war es so. Denn die einzige taktische Veränderung der Eintracht nach der Pause war die Tatsache, dass Meier kaum noch auf Außen, sondern sehr oft in der Spielfeldmitte zu finden war.
In dieser Position war er in den entscheidenden Zeitpunkten des Spiels an der richtigen Stelle: Zunächst verwertete er einen zweiten Ball direkt zum 1:2 (56.), kurz darauf einen Freistoß per Kopf zum Ausgleich (64.). Kurz vor Schluss bediente er aus der Zentrale mustergültig den eingewechselten Matmour auf Rechtsaußen, der von dort mit einem schönen Schuss den Schlusspunkt markierte (89.).
Zuvor war es allerdings auch Fürths Schuld, dass Frankfurt wieder besser ins Spiel fand. Während sie in den ersten 45 Minuten ihren Gegenspielern auf den Füßen standen, waren sie nun zu oft zu weit von ihnen entfernt. Gerade das letzte Tor hätte mit etwas aktiverem Mittelfeldpressing verhindert werden können.
Fazit
Frankfurt überzeugt in der frühen Phase der Saison noch nicht, sichert sich dank Meier aber späte drei Punkte. Fürth wirkte nach rund 50 Minuten wie der sichere Sieger – wenig bis gar nichts kam bis zu diesem Zeitpunkt vom Absteiger. Dann fand Frankfurt wieder ins Spiel, hatte mehr Ballbesitz (56 zu 44% am Ende) und kreierte in der Schlussviertelstunde einige Tormöglichkeiten. Fürth verpasste es zuvor, in ihrer Drangphase zu Beginn der zweiten Hälfte den Deckel auf das Spiel zu setzen.
Über den neuen Frankfurter Trainer Veh lässt sich anhand dieser Partie noch wenig sagen. Von seinen Ideen war bisher kaum etwas zu sehen, dazu war die Vorbereitung auch zu kurz. Es deutete sich bereits wie bei seinen letzten Trainerstationen an, dass er einen flachen, spielerischen Ansatz bevorzugt. Davon zeugt auch seine 4-1-2-3-Formation, die sich in diesem Spiel durch ein geballtes Mittelfeldzentrum auszeichnete. Spätestens nach dem ersten echten Härtetest nächste Woche gegen den anderen Absteiger, den FC St. Pauli, lässt sich mehr über Veh sagen.
2 Kommentare Alle anzeigen
Niklas 16. Juli 2011 um 10:26
Ich fand nicht, dass Frankfurts Aufbauspiel schlecht war, ich fand das Aufbauspiel der Frankfurter eigentlich recht gut und man spielte mit kurzen Pässen sich ins letzte Spielfelddrittel, doch dort sah ich das Hauptproblem der Frankfurter, denn im dortigen Areal spielte man oft zu unkompliziert (vllt fehlende Abstimmung bei den Laufwegen). Darüber hinaus würde ich eher sagen, dass Fürth ein 4-2-3-1 spielte, da die Stürmer nicht auf einer selben Höhe waren. Die zentralen Offensivspieler wechselten aber oft ihre Position zwischen dem 10er und der einzigen Sturmspitze. Die restlichen Aspekte in deinem Bericht sehe ich ähnlich. Vielleicht hättest du noch nennen können, dass die Fürther oft lange Bälle auf den robusten Occean und dieser physische Vorteile gegenüber seinen Mitspieler hatte.
TE 16. Juli 2011 um 17:22
Erst einmal vielen Dank für die konstruktive Kritik!
Zu Frankfurts Aufbauspiel: Ich fand es nicht desaströs, aber zumindest nicht gut in den ersten 60 Minuten. Es geht dabei auch nicht ausschließlich um die Abwehrspieler, sondern auch um das Mittelfeld. Die einzelnen Spieler waren zu lange am Ball, direkte Pässe wurden zu selten gespielt. In der letzten halben Stunde habe ich es aber ebenfalls als leicht verbessert (weil direkter) empfunden.
Zu Fürth: In einem Zwei-Stürmer-System befinden sich die beiden Angreifer selten nebeneinander. Gerade bei Fürth, deren Spielidee es war, dass Occean die langen Bälle gewinnt für den schnellen Nöthe, muss es zwangsläufig eine Staffelung geben. Trotzdem war keiner der beiden Akteure dauerhaft so tief, als dass man von einem 4-2-3-1 reden könnte. Gerade in der Defensivphase fiel auf, dass sie auf gleicher Höhe und nicht hintereinander Pressing betrieben. Aber dein letzter Punkt spielt hier mit hinnein. Vielleicht wäre es klarer geworden, wenn ich die langen Bälle auf den robusten Occean thematisiert hätte.