England U17 – Argentinien U17 5:3 (1:1, 4:2) n.E.

Englands Junioren ziehen nach einem spannenden Spiel gegen Argentinien durch einen Sieg im Elfmeterschießen ins Viertelfinale gegen Deutschland ein.

Die Briten hatten sich in der Vorrunde ordentlich Selbstvertrauen geholt und konnten aus den drei Spielen 7 Punkte und den Gruppensieg mitnehmen. Argentinien dagegen qualifizierte sich lediglich als Gruppendritter für die letzten 16. Deswegen und aufgrund der gesammelten Spieleindrücke galt England im vorhinein als klarer Favorit.

England: Linke Seite sticht heraus

John Peacock formierte seine Spieler in einem in die Breite ausgelegtem 4-1-4-1. Vor der kopfball- und zweikampfstarken Innenverteidigung agierte Jake Caskey als einziger defensiver Mittelfeldspieler. Er war es auch, der eine enorme Laufleistung erbrachte und stets anspielbar war. Der Namen des linken Außenverteidigers, Bradley Smith, sollte man sich auf jeden Fall schon einmal merken. Der Linksfuß hielt nicht nur seine Seite in der Defensive vollkommen sauber, er schaffte es darüber hinaus noch, gemeinsam mit seinem Vordermann Sterling, beinahe jeden gefährlichen Angriff der Engländer einzuleiten.

Im zentralen Mittelfeld spielten Powell und Clayton zunächst recht unauffällig, sie traten jedoch im weiteren Spielverlauf aufgrund einiger taktischer Umstellungen, die im folgenden noch erläutert werden, immer mehr in den Mittelpunkt und kontrollierten das Spielgeschehen zunehmend. Außerdem besaß die Mannschaft in Hallam Hope einen typischen Stoßstürmer, der für die nötige Ballsicherheit in vorderster Reihe sorgte.

Argentinien: Defensive Nachlässigkeiten der Offensivleute

Die Argentinier starteten im Vergleich zum letzten Gruppenspiel gegen Japan mit fünf Veränderungen ins Achtelfinale. Auffällig war der sehr aktive Rechtsverteidiger Beloso, der immer wieder Vorstöße wagte und so wenigstens für etwas Abwechslung im argentinischen Offensivspiel sorgte. Ansonsten blieb ein Großteil der Mannschaft offensiv relativ blass, obwohl man trotz einiger misslungener Aktionen die Qualitäten eines Ferreira oder Pinto erahnen konnte. Defensiv stand die Mannschaft über weite Strecken sicher, auch wenn man über den gesamten Spielverlauf keinen Zugriff auf die Engländer bekam, sodass diese das Spiel fast nach Belieben dominieren konnten.

Zwischenzeitlich offenbarte sich in dem ungenügenden Defensivverhalten einiger Spieler das Problem der Argentinier, die defensiv allzu nachlässig agierten, und so in der ersten Halbzeit teilweise große Löcher zuließen, die die Engländer aber nicht effektiv genug nutzen konnten. Vor allem die beiden Offensivkräfte Ferreira und Carreras ließen immer wieder das nötige Engagement vermissen und schwächten damit ihr Team erheblich.

Englische Dominanz trotz Rückstand

In den ersten Minuten kam kaum ein geregelter Spielfluss zustande, da beide Mannschaften viele Fehlpässe spielten und wenige vernünftige Angriffe zustande brachten. Dieses vorsichtige Abtasten wurde jäh beendet durch das etwas überraschende Führungstor der Argentinier durch Padilla in Minute 12. Dem Tor vorausgegangen war ein Freistoß aus dem Halbfeld, den Torwart Pickford nicht festhalten konnte, sodass Padilla nur noch einzuschieben brauchte.

Doch anstatt dass das Tor den Argentiniern Selbstvertrauen brachte, nahmen die Engländer die Zügel nun wesentlich fester in die Hand. Smith über links und Hope im Sturmzentrum wirbelten die argentinische Defensive immer wieder durcheinander. Diese war sehr zentral angeordnet, da die Außenspieler weit einschoben und auch OM und Stürmer zentral verteidigten. Aufgrund der starken englischen Außenspieler verwunderte diese Defensivstrategie etwas, zumal im Verlauf der ersten Hälfte Linksverteidiger Smith immer wieder den einschiebenden Sterling hinterlief und den Ball in den Rücken der Abwehr zugespielt bekam, was eine breiter angelegte Verteidigung eher hätte verhindern können. Jedoch zeigte sich hier der Nachteil der britischen Einseitigkeit, Cousins schaffte kaum eine gelungene Offensivaktion und auch Targott blieb größtenteils unauffällig.

So hielten sich die erschreckend schwachen und mit Ball einfallslosen Argentinier bis zur 40. Minute, ehe der ohnehin schon auffällige Sterling erstmals nicht den hinterlaufenen Smith mitnahm, sondern in die Mitte zog, mit rechts trocken abzog und den Ball so im Tor unterbrachte. Mit diesem Ergebnis ging es dann auch in die Pause. England hatte es versäumt, aus seiner optischen Überlegenheit mehr Kapital zu schlagen, und so musste in der zweiten Halbzeit eine deutliche Steigerung in punkto Torgefährlichkeit her.

Taktische Umstellungen bleiben erfolglos

Den nötigen Druck in Richtung Tor wollte Coach Peacock durch eine weit reichende taktische Umstellung erzielen. Er zog seine beiden Außenverteidiger bei Ballbesitz wesentlich weiter nach vorne, um die Flügel besetzt zu halten, sodass die beiden Flügelspieler einschieben konnten und so im zentralen offensiven Mittelfeld eine 4:2-Überzahl erzeugen konnten. Dabei band Powell zumeist einen argentinischen DM in der Tiefe, sodass der nun stärker werdende Clayton gemeinsam mit den beiden Außen sowie dem ebenfalls offensiveren Caskey das Spiel bestimmen konnte. Doch obwohl England den Spielschwerpunkt in die Zentrale verlagert hatte mangelte es weiterhin an der nötigen Konsequenz. Hope trat kaum noch in Erscheinung und so fanden die Engländer keinen Weg in den gegnerischen Strafraum einzudringen. Den ansonsten überzeugenden zentralen Spielern fehlte hier die Inspiration, um auch mal das 1 gegen 1 zu suchen um so in gefährliche Räume vorzustoßen.

Argentiniens Trainer Oscar Garré hatte seinen DM Allione instruiert, dem defensiv teilweise überfordert wirkenden Beloso im Kampf gegen die starke linke Seite der Engländer zu helfen. Durch diese kleine Maßnahme waren sowohl Sterling als auch Smith abgeschaltet, sodass den Engländern in Hälfte zwei komplett die Überraschungsmomente fehlten.

Beide Teams wollen nicht ins Elfmeterschießen

 

Ungefähr ab der 60. Minute attackierten die ansonsten in der eigenen Hälfte positionierten Argentinier die Engländer immer mal wieder schon an deren Strafraum, womit diese sichtliche Probleme hatten. Jedoch entschärfte der vollkommen souveräne Kapitän Chalobah immer wieder die Situation, indem er zunächst durch einen Vertikalpass auf Caskey die Stürmer zurückdrängte, um dann den zurückgespielten Ball durch einen kurzen, aber effektiven Sprint selbst ins Mittelfeld zu tragen.

Von Argentinien war offensiv lange Zeit gar nichts zu sehen, die Offensivspieler verloren sich in Einzelaktionen und Dribblings, so wurden einige viel versprechende Konteransätze gegen die weit aufgerückten Engländer zunichte gemacht. Trotzdem war auch den Argentiniern war anzumerken, dass sie ungern ins Elfmeterschießen wollten, zeigte der Trainer mit seinen personellen wie taktischen Auswechslungen doch seine Bereitschaft zu mehr Risiko. Jedoch fehlten den Argentiniern wie den Engländern letzten Endes die Mittel, um dem Gegner den entscheidenden Stich zu versetzen.

Und so musste der deutsche Viertelfinalgegner schlussendlich im Elfmeterschießen ermittelt werden. Nach einem englischen Elfmeter über das Tor wähnte sich Argentinien kurzzeitig auf der Siegerstraße, doch Torhüter Pickford sowie souveräne Schützen, allen voran Kapitän Chalobah, der den letzten Elfmeter perfekt im rechten Winkel unterbrachte, sicherten den Engländern das letzten Endes verdiente Weiterkommen.

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