Bayern bespielen geringere Augsburger Intensität

0:4

Augsburg gegen Bayern ist das Topspiel an diesem Spieltag in der Bundesliga: Platz 1 gegen Platz 3 und ein weiterer talentierter Herausforderer für Branchenprimus Guardiola. Dabei haben die Augsburger unter Trainer Weinzierl ebenfalls ein paar unverkennbare Aspekte in ihrem Spiel.

Augsburgs Spielphilosophie wird auch gegen Bayern umgesetzt

Markus Weinzierls Mannschaft definiert sich durch ihre hervorragenden Qualitäten gegen den Ball im Pressing und auch im Gegenpressing, ihre starke zentrale Achse (Baier, Klavan, früher auch Koo), den sehr guten Verhaegh auf rechts, generell eine hohe Spielstärke im Verbund mit guten Rhythmus- und Passmusterwechseln und zueinander komplementäre Spielertypen sowie deren passende Einbindung.

Vielfach nutzte Weinzierl in den letzten zweieinhalb Jahren eine Mischung aus 4-2-3-1/4-4-1-1 und einem 4-1-4-1/4-3-3; in der starken Rückrunde in ihrer Bundesligadebütsaison war es zum Beispiel stärker ein 4-1-4-1, welches im Laufe der letzten Jahre und Monate immer stärker in die 4-4-1-1-Richtung ging. Auch in diesem Spiel sollte Weinzierl diese grundlegende Philosophie mit seiner Mannschaft verfolgen, wenn auch mit passenden Veränderungen gegenüber dem Gegner – und dieses Mal war es formativ am schwierigsten einzuordnen.

4-4-2 oder 4-3-3 im Angriffspressing?

Augsburg vs Bayern - GrundformationenDas hohe Pressing Augsburgs dürfte grundsätzlich ein 4-4-2 gewesen sein, welches aber hauptsächlich durch die Höhe und die Mannorientierungen aus einem 4-1-2-3(Rollenverteilung)/4-4-1-1(grundsätzliche Verteilung der Positionen) entstand. Djurdjic schob nach vorne und presste die Innenverteidiger, Feulner rückte hinter ihm ebenfalls nach vorne und presste Schweinsteiger mannorientiert. Baier sicherte teilweise weite Räume auf der Sechs.

Die Außenstürmer schoben ein paar Mal ebenfalls aus ihrer Position heraus, agierten aber prinzipiell überaus eng und positionsorientiert. In der Anfangsphase waren es sogar einige klare und saubere 4-1-2-3-Staffelungen, welche auch in der offensiven Rollenverteilung so gehandhabt wurden.

Später ging es stärker ins 4-4-2 über und das blieb bis zur Schlussphase der ersten Halbzeit so. Dann agierten sie mit einem tieferen und weniger intensiveren 4-4-1-1-Pressing, welches nach dem Seitenwechsel zuerst wieder in einem hohen 4-4-2-Mittelfeldpressing praktiziert wurde, aber wieder zu einem 4-4-1-1 wurde. Die Außenverteidiger blieben ballfern häufig etwas breiter als wie gewohnt, um Verlagerungen abzudecken und mannorientiert den jeweiligen Flügel der Bayern unter Kontrolle zu behalten.

Auffällig waren auch die vielen Mannorientierungen nach dem provozierten Leiten von Angriffen auf die Seite, wo in Ballnähe kompakt gespielt und möglichst dynamisch situative Mannorientierungen hergestellt wurden, wenn sie nicht vorher schon vorhanden waren. Baier, der ansonsten manchmal gegen Rode herausrückte, und Feulner gingen aber in diesen Situationen weg von ihrem ursprünglichen Gegner und pressten auf die umliegenden Akteure. Das funktionierte zwar lange Zeit, doch schon zu Beginn gab es gute Ansätze der Bayern und mit abnehmender Intensität wurde das Spiel zum Selbstläufer.

Bayern mit flexibler Bewegung und hoher Stabilität

Nominell war dies vielleicht die eindeutigste und klarste Personalbesetzung und Formation der Münchner; ein 4-1-4-1/4-1-2-3 mit aufrückendem Flügelstürmer (meist Robben) ins Sturmzentrum, auch gegen den Ball, und drei eher üblichen Mittelfeldspielern im Mittelfeld – im Gegensatz zu Götze, Robben und Ribéry in einer Raute wie ein paar Mal in den letzten Wochen. In dieser Partie waren es Alonso, Rode und Schweinsteiger, welche das zentrale Dreieck bildeten. Xabi spielte hier meistens als tiefster Akteur, kippte ab oder positionierte sich tief und breit im defensiven Halbraum, während Schweinsteiger gute unterstützende Bewegungen hatte und ein paar Mal auch tiefer präsent war. Zusätzlich unterstützte er gerne auch die Seiten, insbesondere die linke, mit seinen Läufen, was gegen die Mannorientierungen als weiteres Mittel vereinzelte Überzahlen oder schnelle Durchbrüche am Flügel generierte. Insbesondere in der Anfangsphase hatte der jeweils ballferne Achter zudem die Aufgabe eines ausgleichenden Spielers im Halbraum für die einrückenden Bewegungen der sich zusammenfindenden Robben und Ribéry.

Rode sollte als Verbindungsspieler nach vorne und auch als Anspiel- und Ablagestation für die Flügelstürmer dienen. Ein paar Mal konnten über den hohen und breiten Robben auf rechts und die (vorrangig vor Manndeckungen) ausweichenden Bewegungen der Stürmer die Pressingbewegungen Augsburgs überspielt werden. Diese hatten zwar sehr gute verfolgende Läufe, auch von den Innenverteidigern, und konnte beispielsweise bei Münchener Pressingauflösungen über Baiers Abschirmen von Räume entstehende gefährliche Szenen mehrfach noch verzögern oder abschwächen, doch saubere Balleroberungen mit gefährlichen Kontern gab es nur vereinzelt.

Dies war auch beim hohen Pressing der Fall. Die Münchner hatten ein paar sehr starke Kombinationen über Neuer, wo die Seite gewechselt und Augsburg zu weiten Läufen des Kollektivs gezwungen wurde. Sogar taktisch sehr starke und physisch intensive Bewegungen der Augsburger und ballnah sehr kompakte Staffelungen durch längere und in einer Zone stattfindenden Pressingzonen wurden häufig gekonnt von den Bayern umspielt; ob durch gute Zirkulationen, starke Einzelaktionen per Dribblings sowie Kurzpasskombinationen oder durch intelligentes Öffnen von Räumen mit befreienden Bewegungen und direktem Bespielen dieser geöffneten Räume.

Besonders beim zweiten Tor von Robben (dem 0:4) war das klar ersichtlich. Bayern lockte Augsburgs Pressing und deren mannorientierten Bewegungen an, öffnete Räume hinter sich und bespielte diese entweder mit direkten Pässen oder mit intelligenten Kombinationen (z.B. direkte Ablage auf einen Mitspieler, der freies Sichtfeld in diesen Raum hinein hat).

Bayern passt minimal an, Augsburg bricht ein

Die Tore der Münchner in der zweiten Hälfte kamen über genau dieses erwähnte Öffnen und schnelle Bespielen von Räumen zustande. Diese lag aber an zwei Veränderungen gegenüber der ersten Hälfte. Der vermutlich wichtigste Punkt war die verminderte Intensität der Augsburger gegen den Ball. Dadurch waren ihre Pressingaktionen nicht nur langsamer, weniger harmonisch und weniger häufig, sondern die Kompaktheit und das ballorientierte Verschieben generell litten. In weiterer Folge ergaben sich für die Bayern immer mehr bespielbare Räume, aber auch eine höhere Effektivität der raumöffnenden Bewegungen. Das Nachrücken der umliegenden Spieler bei herausrückenden mannorientierten Läufen auf einzelnen Positionen sowie der Druck auf den Ballführenden waren nicht mehr so aggressiv, wie es benötigt wäre. Ein wichtiger Punkt waren auch leicht veränderte Bewegungsmuster. Robben und Ribéry standen breiter, bewegten sich aber sehr gut und intelligent von den breiteren Positionen aus und insbesondere Robben konnte dadurch in potenziell durchschlagskräftige Situationen eingebunden werden (oder eben diese durch seine Klasse erzeugen). Rode, Schweinsteiger und Alonso besetzten die Mitte durchgehend und erlaubten kaum Konter.

Einmal mehr war auch das Gegenpressing der Münchner sehr (sprich: absurd) gut, was neben den Sechsern und Achtern auch an den starken situativ einrückenden und vielfach intelligent zurückhaltenden Bewegungen der Außenverteidiger Bernat und Rafinha lag. Alonso beispielsweise konnte einige Male mit sehr weiten und guten Läufen schon weit vorne Druck machen, wurde von den etwas zentraleren Außenverteidigern und der wie üblich sehr starken Innenverteidigung abgesichert. Die hohe zentrale Kompaktheit und Stabilität vermied im Verbund mit ein paar guten Ausflügen Neuers und der generell guten Defensivausrichtung nicht nur Torchancen in der ersten Hälfte, sondern potenziell enorm wichtige Entlastungsangriffe Augsburgs in der zweiten Halbzeit. Der erste erfolgreiche Durchbruch per Standard und die dann noch weiter abfallende Intensität Augsburgs taten ihr Übriges.

Zum Abschluss noch ein spannender Aspekt, der eigentlich nur als Detail angesehen werden könnte, aber doch entscheidende Bedeutung beim Zerdrücken möglicher Offensivansätze der Gastgeber erlangte: Lange Zeit bestanden viele der potentiellen Aufbaumöglichkeiten der Augsburger bei eigenen Abstößen, die Bayern allerdings mit einem speziellen Plan zustellte. Das erwähnte Aufrücken von Robben wurde hier eben auch gegen den Ball durchgeführt, so dass der Niederländer mit Lewandowski eine Doppelspitze gegen die Ausburger Innenverteidiger bildete. Dahinter orientierte sich Ribéry leicht an Verhaegh, während Rode aus seiner Position etwas breiter agierte, was insgesamt leichte rautenhafte Ansätze hervorbrachte. Alternativ konnte Letztgenannter auch mal etwas weiter herausrücken und in Verfolgung des zurückfallenden Baier einen klaren Defensiv-Zehner bilden, worauf dann Ribéry stärker in den Achterraum fiel.

Eine weitere Besonderheit dieses „Abstoßplans“ fand sich schließlich in den hinteren Mittelfeldzonen, wo Schweinsteiger meistens den zentralen Raum vor der eigenen Abwehr sicherte, während Alonso von der Sechs nach links herausschob und teilweise gar wie ein Wing-Back einer eng-gekippten Fünferkette wirkte. Dies war eine klare und insgesamt auch überraschend wirkungsvolle Maßnahme gegen lange Bälle der Augsburger in jenen offensiven rechten Halbraum. Über Bobadillas Präsenz gegen Bernat und weitere unterstütztende Bewegungen wollten die Männer von Weinzierl hier wohl auf zweite Bälle gehen, scheiterten (nicht nur) in dieser Hinsicht jedoch an Guardiolas Anpassung, die viele Ansätze des FCA zunichtemachte. In normaleren Pressingsituationen, von denen ansonsten aber nur wenige blieben, wurde diese Umpositionierung Alonsos in etwas abgeschwächterer Form ebenfalls durchaus genutzt, allerdings nicht mit den rautenhaften Umschiebungen kombiniert, sondern in der klarer 4-3-3-haften Ausrichtung durchgeführt.

Fazit

Die Münchner dominieren einmal mehr einen guten Gegner mit intelligenter Ausrichtung. Augsburgs Plan in der Offensive (Bobadilla situativ einrückend oder gar als Zielspieler für lange Bälle auf rechts gegen Bernat, Djurdjic in einer kleinen Freirolle, Halil Altintop zwischen unterstützend-verbindend und hoch-lauernd, die Mittelfeldbesetzung Feulner und Baier) ging nicht auf, der Plan gegen den Ball funktionierte nur bis kurz nach der Halbzeit. Gegen die Bayern war einmal mehr kein Kraut gewachsen – hinten stehen sie fast immer sicher und vorne schießen sie früher oder später ein Tor. Und dann noch eines, und noch eines, und noch eines.

Hans 15. Dezember 2014 um 00:34

Wenn ich mir die Spiele gegen Dortmund, Leverkusen und jetzt gegen Augsburg anschaue, frage ich mich Folgendes: Alle drei haben ca. 50 Minuten gut gespielt und hatten auch einige Chancen, die dann jedoch nicht genutzt wurden. Meiner Ansicht nach kann man die Bayern momentan nur schlagen, wenn man die wenigen Chancen, die sich ergeben, konsequent nutzt. Wenn ich mir jetzt überlege, dass die Bayern gegen Real spielen mit Ronaldo vorne.. der macht doch in seiner jetzigen Verfassung mindestens zwei Tore, wo Dortmund und Leverkusen versagt haben.

Was sagt ihr dazu?

Antworten

LM1895 15. Dezember 2014 um 16:17

Die Bayern können halt einfach wahnsinnig flexibel umstellen. Spätestens nach 60 Minuten at Guardiola normalerweise ne Lösung für eventuelle Offensivprobleme. Hier wurde ja auch schon mal geschrieben, dass man selbst im Spielverlauf auch mal aktiv als Gegner was an seinem Konzept und der Strategie ändern muss, weil die Bayern über 90 Minuten mittlerweile eigentlich immer eine Lösung für die Defensivspielweise finden. Tuchel hat ja mal mit den Mainzern sowas durchgezogen. Das klappt aber natürlich auch hauptsächlich dann, wenn man nicht sofort in Grund und Boden gespielt wird, man braucht also erstmal nen guten Plan A 😉 Augsburg hatte natürlich auch ein Riesenpech, das direkt vor dem Münchener 2:0 Djuricic fälschlicherweise wegen Abseits zurückgepfiffen wurde, als er alleine aufs Tor zu laufen konnte. Machen sie den Ausgleich, läuft’s eventuell anders. Aber halt hätte wenn und aber…

Antworten

inzaghi1 14. Dezember 2014 um 16:44

Mal ehrlich, hat eine Mannschaft schon mal so dominant und über so einen langen Zeitraum ihre Liga dominiert wie Bayern jetzt? Ich finde, dass Chelsea und Real da nicht nahe rankommen, da sind die Spiele viel knapper. Außerdem finden die Teams eig kein Rezept gegen die Bayern, und das jetzt seit 2,5 Jahren. Lyon is in Frankreich ja siebenmal hintereinander Meister geworden, aber auch nicht annährend mit den Statistiken wie die Bayern jetzt. Vllt sollte man dochmal in die USA zum American Football schauen, damit man sieht, dass eine ausgeglichene Liga das geilste überhaupt ist. Oder vllt reicht schon ein Viertelfinale Bayern vs Atletico, wo Simeone zeigt wie man Ballbesitzmannschaften richtig weh tut.

Antworten

Tank 14. Dezember 2014 um 18:54

Naja, Dominanz hängt ja auch immer von der Klasse der Gegner ab. Die Bundesliga ist eben die einzige europäische Spitzenliga mit einem ganz klaren Branchen-Primus.

Selbst den absoluten Über-Teams der Geschichte ist es daher eigentlich nie gelungen, ihre Liga in Grund und Boden zu dominieren.

Daraus folgt dann auch, dass überragende Dominanz in der Liga noch kein hinreichendes Kriterium für überragende Qualität ist. Auch wenn man die im Fall der aktuellen Bayern wohl attestieren kann.

Antworten

RM 14. Dezember 2014 um 19:07

Selbst den absoluten Über-Teams der Geschichte ist es daher eigentlich nie gelungen, ihre Liga in Grund und Boden zu dominieren.

Eredivisie 71-72: Ajax mit 93 Punkten, +84 Tordifferenz
Eredivisie 72-73: Ajax mit 90 Punkten, +84 Tordifferenz

La Liga 09-10: Barcelona 99 Punkte, Real 96
La Liga 10-11: Barcelona 96 Punkte, Real 92
La Liga 11-12: Barcelona 91 Punkte, Real 100
La Liga 12-13: Barcelona 100 Punkte, Real 85

Premier League 04-05: Chelsea 95 Punkte

Serie A 13-14: Juventus 102 Punkte
Serie A 06-07: Inter 97 Punkte

Antworten

Tank 14. Dezember 2014 um 21:59

Ich muss mich präziser ausdrücken: Ich meinte nicht nur die Masse der anderen Liga-Teams zu dominieren, sondern auch die nächsten Verfolger. Daher auch meine einleitende Bemerkung zur Sonderrolle der Bundesliga. Von den genannten Teams würde ich Ajax und Barcelona zu den allergrößten der Geschichte zählen und beide haben es trotzdem nicht geschafft ihre stärksten Verfolger in der Liga dauerhaft (über mehrere Jahre) abzuhängen. Das war der Punkt, den ich machen wollte.

Antworten

RM 14. Dezember 2014 um 22:21

Naja, Bayern ist jetzt ja erst im dritten Jahr dieser Dominanz. Ajax tat dies zumindest zwei Jahre lang. Bei Barcelona ist das ja noch extremer, eben weil sie Real noch haben. Wäre das eine schwächere Mannschaft (oder mit einem inkompetenten Trainer) gewesen, hätte Barcelona noch ein paar Pünktchen mehr und eben einen größeren Vorsprung.

Antworten

Tank 15. Dezember 2014 um 00:36

Ja, würde ich sofort unterschreiben. Zumindest das, was Du zu Barca sagtest. Da macht sich dann die Sonderrolle der Bundesliga im Vergleich bemerkbar – hier gibt es kein Real Madrid o.Ä..

Ajax hat die Eredivisie 71-72 mit 8 und dann 72-73 mit 2 Punkten Vorsprung gewonnen. Das klingt jetzt erstmal nicht danach als hätten sie auch ihren engsten Verfolger völlig dominiert. Man müsste aber natürlich gucken, wie sich der Abstand entwickelt hat. Vielleicht waren sie ja schon 10 Spieltage vor Ende Meister und haben sich dann zurückgelehnt.

Antworten

RM 15. Dezember 2014 um 01:00

Nein, Tank, das stimmt nicht. Ajax hat die Eredivisie 71-72 mit 12 Punkten Vorsprung vor der damals vielleicht zweitbesten Mannschaft Europas gewonnen und 72-73 waren es 5 Punkte. Das entspricht ungefähr Bayern gegen BVB exkl. dieser Saison oder auch Barcelona und Real.

Tank 15. Dezember 2014 um 11:18

Ha, dann scheint Wikipedia zu lügen. Das englische Wikipedia zumindest. Aber mein Punkt bleibt eigentlich bestehen: Man müsste eher gucken, wann eine Mannschaft Meister geworden ist und nicht, wie viel Abstand sie am Ende hatte. Barca ist doch nie so früh Meister gewesen, wie Bayern die letzten beiden Jahre oder täusche ich mich da?

RM 15. Dezember 2014 um 12:28

Nein, Wikipedia lügt da nicht, sondern du vergisst die Umrechnung ins moderne Drei-Punkte-Format.

Hmm. Wieso ist das wichtig?

Danyo 15. Dezember 2014 um 16:02

Das herausragende der Bayern seit der Saison 12/13 sind doch die Gegentor Statistiken, besonders die dieser Hinrunde. Die Torbilanz schaut mehr nach Kreisklasse als nach Bundesliga aus.

Tank 15. Dezember 2014 um 16:28

Aha, Recht Du hast. Kluger Herr Maric. 🙂

Naja, wann jemand Meister geworden ist, ist doch für die Dominanz wichtiger, als der Vorsprung am Ende. Sobald man Meister ist, kann man ja eigentlich alles verlieren, ohne dass es einen kratzt. Diese Niederlagen tauchen dann aber am Ende in der Bilanz auf.

RM 15. Dezember 2014 um 17:11

Barcelona: 2008/09 wurden in den letzten sechs Spielen nur sechs Punkte geholt, zwei aus den letzten vier Partien. Davor gab es mal eine Phase mit 19 Siegen und 1 Unentschieden in 20 Partien. 2009/10 verlor man nur ein Spiel und hatte nur sechs Unentschieden, eines davon vor dem Inter-Spiel, afair, und musste sich nach diesem bekanntlich für nichts mehr schonen. 2010-11 waren es acht Punkte in den letzten fünf Spielen (Schnitt von 1.6 Punkten pro Spiel, davor waren es 2.66 Punkte pro Spiel).

datschge 15. Dezember 2014 um 19:06

„Dominanz“ ist, wenn damit mehr als platte statistische Zahlenabstände gemeint sein soll, eh ein ziemlich schwabbeliger Begriff. Was ist mit all den (taktik-)historisch signifikanten Teams, die nur mit Pech keinerlei Titel geholt hatten? Waren die dann deswegen nicht dominant?

datschge 14. Dezember 2014 um 23:31

Das Gerede von Bayerns Dominanz (besonders in Kombination mit der „Schwäche“ der Bundesliga) ist in der verbreiteten Rhetorik ausgemachter Blödsinn. Punktemäßig stehen sie schlechter da, als zum selben Zeitpunkt in der letzten Saison (39 zu 41 Punkte). Schaut man sich den Rest der Tabellen an, sieht man, dass sich die Abstände zwischen den Vereinen stark verringert haben (28 zu 33 Punkte Abstand zwischen Erstem und Letztem, noch extremer, wenn man die Ausreißer in der Spitze rausnimmt); Bayerns Vorsprung rührt also primär von der Ausgeglichenheit unter dem Rest der Liga her. Auch die „Dominanz“ der Bayern in den Spielen selber ist weniger eine klassische, das sprichwörtliche „Rezept“ gegen die Bayern wird gar nicht mal so selten gefunden. Bayerns tatsächliche Dominanz äußert sich in Guardiolas konsequente Vorgehensweise, immer flexibel nach besseren Lösungen zu suchen, wodurch die Rezepte oft doch noch ineffizient werden und mangelnden Anpassungsfähigkeit des Gegners offengelegt wird. Dies ist der eine Bereich, in dem Bayern historisch dominant ist.

Durch die allgemeine Ergebnisfokussierung kommen viele Bundesligavereine hierin in der Bewertung schlechter weg, als sie für ihre Anpassungen und den Verlauf der Spiele verdient haben. Hier wird das Ausbauen des Matchcoachings aber besonders gegen Seinesgleichen (und Etatmäßig weitaus besser dastehenden Dinosauriern) belohnt, wie der kontinuierliche Aufstieg von Augsburg mit ihrem weiterhin winzigen Etat zeigt. Die Vereine, die sich als auf diese Herausforderung einlassen, wachsen schnell über ihre eigentlichen Möglichkeiten hinaus. Aber auch bei Bayern ist hierin noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht; der Einbruch zum Ende der letzten Saison, inklusive fehlenden Reaktionen auf die Dominanz von Real Madrid, hat erst zu der noch extremer forcierten Flexibilisierung diese Saison geführt.

Antworten

fluxkompensator 14. Dezember 2014 um 12:10

hm, irgendwo hier auf der seite (podcast?) wurde schon einmal xabi alonsos defizit angesprochen: er agiert oft zu ballfordernd und blockiert mitspieler, v. a. innenverteidiger. gestern gabs wieder so eine szene, in der ersten halbzeit, als er benatia praktisch auf den füßen stand, in einer völlig absurden stellung. das war unschön anzusehen und wenn man darauf achtet, stört das, gepaart mit seinen aggressiven herausrücken aus seiner abgekippten stellung heraus (bei ballverlust bzw. ballbesitz des gegner), schon sehr.

Antworten

Gh 14. Dezember 2014 um 12:28

Ich glaube aber, dass dieses Alonso-typische Verhalten sehr zur defensiven Stabilität beiträgt (Defensive im Guardiolesquen Sinn von Phasen ultrasicheren Ballbesitzes, siehe spanische Nationalmannschaft), auch wenn es die Dynamikentwicklung etwas stört (wobei die Bayern dafür eben wahnsinnig viele andere Kanäle haben).

Antworten

fluxkompensator 14. Dezember 2014 um 13:38

ich bin mir nicht sicher, ob ich dich verstehe. den defensiven (absichernden) effekt des abkippens stelle ich nicht in frage (wieso auch?); das abkippen alonsos ist oft ja auch gut bzw. gut eingebunden. das ballfordernde ist mir aber oft ein bisschen too much (die szene mit benatia, die ich vorhin nannte, war ja wirklich total absurd); hier verkommt es meiner meinung nach zum selbstzweck und es fehlt alonso an der strategischen fähigkeit, sich bei der unmittelbaren eröffnung zurückzuhalten, um dann für die folgeaktionen anspielbar zu sein.

dieses aggressive herausrücken, das ich vorhin meinte, ist mir nicht geheuer. das wirkt oft dermaßen hektisch und überhastet, man könnte fast meinen, er verfolge das ziel, foul zu spielen.

Antworten

Razor 14. Dezember 2014 um 13:57

Bin da ganz bei dir Flux!

Seine Bewegungsmuster im tieferen Spielaufbau wirken auf mich auch oftmals sehr unharmonisch, weil er die Situationen teilweise recht wirr beurteilt. Statt einen Augsburger Spieler im Sechser-Raum zu binden und Benatia die Möglichkeit zugeben mit Ball am Fuß aufzurücken und den eröffnenden Pass zu spielen, lässt er sich teils penetrant zwischen die IV fallen. Bayern fängt das zwar oftmals mit passenden Bewegungsmuster der 8er auf, welche den verlassenen Raum aufnehmen, aber so weit müsste es erst gar nicht kommen. Hab auch einige Male bereits beobachtet, wie Guardiola sich Xabi während dem Spiel hin und wieder zu Seite nimmt und nach diesen kurzen Gesprächen kippt er deutlich seltener ab und verweilt im Sechserraum; Sprich: Genau diesen Aspekt dürfte Guardiola auch etwas bemängelt und korrigiert haben.

Sein aggressives Herausrücken ist prinzipiell eine angenehme Komponente, welche er einbringt (da die anderen Sechser das ganze nicht so aggressiv betreiben) aber rein vom Gefühl her würde ich behaupten, dass er in Relation zu Anzahl an herausrückenden Bewegungen ziemlich wenige Balleroberungen verbucht. Speziell in diesem Spiel hat er dem Gegner zwar Drehungen und Bewegungen in wichtige Zonen zwar tendenziell durch sein Herausrücken erschwert aber Balleroberungen waren eher mager. Er erschwert direkte Annahmen, aber unterbindet diese im Großen und Ganzen eher dürftig. Vor allem für einen Spieler, der solche Situationen eher mit seiner Physis lösen möchte, statt mit strategisch geschicktem Leiten und besetzen der Räume (á la Lahm), kommt mir dieser Aspekt dann doch etwas zu kurz (Martinez denke ich könnte, dieses Herausrücken deutlich effektiver und erfolgsstabiler auf Lager haben).

Antworten

rookie 14. Dezember 2014 um 14:19

wurde hier auf der Seite nicht schon mal erklärt, dass Alonso eigentlich überhaupt nicht zu Guardiola und seiner Philosophie passt. War er vielleciht einfach ein Notkauf um die unglaubliche Verletzungsmisere zu überstehen, so dass er sobald Thiago und Lahm wieder fit sind auf der Bank sein wird, bzw. ein potenzieller Unruheherd?

Antworten

Gh 14. Dezember 2014 um 14:19

Ja, ich weiß natürlich nicht genau, was daran Absicht ist und was innerer Zwang, jedenfalls bremst er den eigenen Spielaufbau aus, was in der Benatia-Szene natürlich nicht gut war, aber an anderer Stelle jedenfalls noch eine Runde Ballzirkulation im ersten Drittel einläutet. Ich glaube, dass ist ja so eine der Haupt-„Defensiv“-Strategien von Guardiola, und ich kann mir vorstellen, dass er deshalb Alonso geholt hat (und nicht einen jungen Sechser mit Entwicklungspotential). Der Barca-Xavi macht mM so ähnliche Sachen manchmal im 2. Drittel. Aber das ist tatsächlich sehr spekulativ. Kann mich da auch komplett irren.

Antworten

blub 13. Dezember 2014 um 20:11

Eigentlich schade, das war wieder das was Tuchel schon lettes Jahr sagte: der gute plan A war da aber das reicht nunmal nicht und hintenraus war die qulität nicht mehr da um darauf direkt zu reargieren oder die entstehenden kleinen lücken durch mehr physische präsenz zu schließen.

und bei bayern: überraschung: mit rode/schwini ist das Gegenpressing nochmal absurd viel stärker als eh schon. (und trotzdem war Baier noch großartig)
Es war Klar das Pep nicht vor hatte nochmal ne klatsche zu kassieren, wie letzte Rückrunde.

Antworten

blub 13. Dezember 2014 um 21:49

Wie war eigentlich das Gegenpressing mit Rode und Schweini in den Hauptrollen?
Das sind ja durchaus geeignete Kandidaten für einen mannorientiertere Herangehensweise mit einem höheren Zweikampfokus als das unter Guardiola der Fall ist.
Ich habs nicht so gut sehen können und frage mich das grade.

Antworten

SB 14. Dezember 2014 um 10:15

Haben beide eher die Räume hinter den angespielten Spielern besetzt und Bälle in Zweikämpfen direkt zurückerobert oder einfach den ersten Pass direkt abgefangen.

Schweini ist enorm stark zurückgekommen von der Verletzung, was mich sehr freut. Und Rode ist ja sowieso Mr. Gegenpressing. Aber es ärgert mich, dass Alonso sehr oft zwischen eng stehende IV abkippt, wo es garnicht nötig wäre. Generell verliert Bayern dadurch die Anbindung nach vorne und Bernat muss zurückkommen (siehe 1. HZ). Pep hat das gut geregelt, dass in der 2. HZ sich auch Schweini die Bälle abgeholt hat (glücklicherweise nur bei breit auffächernden IV)

Antworten

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*