Wie das flache 4-5-1 die Euro entscheiden könnte

Wieso Portugal jedes Spiel drehen kann und was man dagegen tun könnte.

Portugal ist ein Last-Minute-Team. Es kündigte sich schon im ersten Deutschland-Spiel an, als sie nach der 80. Minute so viele Torschüsse unternahmen, wie in der sechsfachen Zeit davor. Spätestens wurde es deutlich, als Portugal seine entscheidenden Siegtore gegen Dänemark und Tschechien in den Minuten 87 und 79 erzielte.

Dieser Umstand hat wenig mit der Mentalität oder dem Kräftehaushalt des portugiesischen Teams zu tun, es geht dabei vor allem um Taktik. Paulo Bento hat für sein Team eine riskante Strategie für die Endphasen der Spiele entwickelt, mit der er die Dribbelstärke seiner Stars katalysiert und die mangelnde Spielstärke des zentralen Mittelfelds umschifft.

Portugals System aus der Endphase gegen Deutschland und Dänemark.

Die Dribbel-Asymmetrie

Dabei bedient sich Bento einer fast genialen Bipolarität seines Kaders. Er hat drei enorm dribbel- und flankenstarken Akteuren, von denen zwei rechts offensiv (Varela und Nani) und einer links defensiv (Coentrao) spielt.

Gleichzeitig spielt der ballstärkere verbliebene Sechser halbrechts (Moutinho) und auch der rechte Innenverteidiger Pepe ist deutlich besser am Ball als sein Pendant Bruno Alves. Außerdem geht Ronaldo mit seiner großen Durchschlagskraft in den Strafraum, was den spielerischen Schwerpunkt weiter nach rechts verlagert.

In diesem Konstrukt überlädt Portugal nun die rechte Seite. Moutino und Pereira stoßen situativ nach vorne, Nani und Varela bewegen sich zwischen Flügel und rechtem Halbraum umher, wodurch immer wieder neue kleine Überzahlbereiche kreiert werden. Gleichzeitig weicht Pepe nach rechts um leicht anspielbar zu sein. Auf der anderen Seite stößt Coentrao weit nach vorne.

Das Dilemma in der Breite

Mit einer Viererkette im Mittelfeld ist dieses System kaum zu verteidigen. Portugal ist durch die sehr aggressiv agierenden Außenverteidiger einfach extrem breit aufgestellt. Diese Breite ist kaum abzudecken, ohne gegen die überladene rechte Seite Portugals extreme Schwierigkeiten zu bekommen.

Dieses Spielerbündel ist durch Nani und Varela im 1-gegen-1 kaum zu stoppen, sondern erfordert eine Überzahl der Defensive. Damit Portugal sich also nicht widerstandslos zur Grundlinie durchspielen kann, muss der Gegner weit zur Seite verschieben.

Das hat zweierlei Effekte: Erstens kann durch die etlichen Positionswechsel des portugiesischen Bündels die Ordnung durcheinander gewirbelt werden, zweitens verwaist der ballferne Flügel. Beide Sechser des Gegners sind gezwungen links zu helfen, um Überzahl herzustellen. Auf der ballfernen Seite sichert maximal noch der rechte Flügelspieler ab und das Zentrum muss gleichzeitig noch geschützt werden; das ganze Mittelfeld kommt also massiv in die Zwickmühle.

Diese Unordnung und Ungleichgewicht führt dazu, dass der Gegner keinen Zugriff mehr auf die Portugiesen bekommt. Das nutzen diese zum Beispiel durch eine Verlagerung. Der Ball wird direkt auf die andere Seite geflankt oder kurz zurückgelegt, damit Pepe oder Veloso dann verlagern können. Auf der ballfernen Seite kann Coentrao nun 1-gegen-1 dribbeln, wobei er kaum zu verteidigen ist. Demonstrieren wir das Dilemma an Beispielen.

Öffnung der ballfernen Räume

Die deutsche Defensive konnte zwar die intensiven zehn plus vier Minuten (Nachspielzeit) gegen dieses System ohne Gegentor überstehen, musste aber eine ganze Handvoll extrem gefährlicher Strafraumsituation entschärfen. Eine entstand beispielsweise über eine Nani-Flanke in der 85. Minute. Dabei zog Portugal erst das deutsche Mittelfeld nach rechts, nutzte die entstehende Lücke im Zentrum, um von dort wieder ungestört auf die rechte Seite zu verlagern und völlig ungestört gegen die hinten reingedrückte Abwehr flanken zu können.

Deutschland – Portugal, 85. Minute

In der Grafik sieht man den Moment des ersten Lösens vom rechten Flügel. Özil ist gerade nachgerückt um Überzahl herzustellen, deshalb verlagert Pereira zurück zu Pepe, der ungestört zwei riesige Räume bedienen kann (rot und blau). Müller deckt im Grunde alleine die gesamte rechte Hälfte der Kette ab, was natürlich nicht funktionieren kann. Er entscheidet sich für die übliche Variante, zurück zu seiner Grundposition auf den Flügel zu verschieben.

Somit kann sich Ronaldo in den völlig geöffneten Halbraum absetzen und von Pepe problemlos angespielt werden. Boateng hängt ihm zwar im Nacken, aber so isoliert ist Ronaldo kaum zu verteidigen. Er verlagert auf Nani zurück, der durch die Verschiebebewegung der Deutschen frei wird und dann flanken kann. (Hummels rettete knapp vor dem nachstoßenden Varela.)

Klose kann Pepe in der Situation übrigens deshalb nicht unter Druck setzen, weil er sich zur Absicherung in Richtung des roten Raumes orientiert. Als Pepe den Ball bekommt, rückt er aber heraus, um die Anspielstation Veloso zu attackieren.

Der zusätzliche Sechser

Um genau diese Absicherung zu liefern, die Klose intuitiv leisten will, aber wegen seiner Grundposition nicht leisten kann, könnte ein dritter Sechser die Lösung sein. Dieser würde für mehr Breite des Mittelfelds sorgen und beim Verschieben zum Flügel würden nicht die gleichen horizontalen Lücken entstehen. Gleichzeitig bekäme man auf dem Flügel eher Zugriff und wäre nicht so sehr zum „Hinterherrennen“ gezwungen.

Wie diese Szene mit einem 4-5-1 hätte aussehen können.

In dieser Szene wäre der dritte Sechser genau in diesem geöffneten Raum. Dadurch könnte Müller breiter agieren, um gegen eine Verlagerung auf Coentrao abzusichern. Außerdem haben die beiden anderen Sechser eine breitere und damit kompaktere Stellung gegen das rechte Bündel von Portugal.

Der verbliebene alleinige Stürmer, ließe sich durch die zusätzliche Absicherung nicht aus der Position ziehen. Er könnte sich ballseitig an Veloso orientieren und dann beim Versuch der „Verlagerung über hinten“, Pepe unter Druck setzen, während der Passweg zu Veloso geschlossen ist.

Man sieht, dass der zusätzliche Sechser die optimale Position hat, um situativ Müller gegen Coentrao zu doppeln, den eventuell durchbrechenden Veloso aufzunehmen, die anderen beiden Sechsern bei möglichen Diagonaldribblings abzusichern oder bei einem langen Ball der Abwehrreihe gegen die Stürmer zu helfen.

Der geopferte zweite Stürmer hingegen (Özil in der ersten Grafik) konnte von seiner Position aus nur die beiden Sechser oder den Flügelspieler unterstützen, musste dafür aber weit verschieben und konnte nur „von vorne helfen“ und nicht torseitig positioniert.

Stellung zur Mitte

Dänemark kam nicht so glimpflich davon wie die Deutschen und bekamen fünf Minuten vor Schluss noch den Treffer, der zur Niederlage und letztlich zum Ausscheiden führen sollte. Eine Flanke von Coentrao auf den ballfern positionierten Varela brachte die Entscheidung – symptomatisch für das portugiesische System.

Portugal – Dänemark, 87. Minute (vor dem 3:2)

In dieser Szene aus der 87. Minute ist die Auswirkung der portugiesischen Breite allerdings nicht ganz so klar zu erkennen, da Coentraos Flanke aus einem zweiten Ball heraus entsteht und Nani gerade den Flügel gewechselt hat. Schon die erste Flanke, die herausgeköpft wurde und dann zur zweiten führte, wurde aber schon durch den fehlenden dritten Sechser begünstigt: Ronaldo, Nani und Coentrao erzeugten dabei eine Gleichzahlsituation gegen Kvist, Jakob Poulsen und Mikkelsen. Ein dritter Sechser hätte Überzahl bedeutet, was schon die erste Flanke möglicherweise verhindert hätte.

Aber auch Portugals zweiter Anlauf wäre wahrscheinlich abgeprallt, wenn Kvist eine zusätzliche Absicherung gehabt hätte. In der Grafik sieht man, dass er zur Mitte hin stehen muss, um Nani gleichzeitig abzudecken. Nur deswegen kann Coentrao ungestört zur Grundline gehen. Kvist fehlt die Kraft, den Schritt Vorsprung einzuholen und Jacobsen kommt zu spät.

Und die gleiche Szene, hypothetisch mit einem dritten Sechser statt Eriksen.

Die zusätzliche Breite des dritten Sechsers hätte vermutlich dafür gesorgt, dass Kvist eine frontalere Stellung zu Coentrao gehabt hätte. Somit hätte dieser seine Aktion unterbrechen müssen, was Mikkelsen und Jacobsen Gelegenheit gegeben hätte nachzurücken und Überzahl herzustellen.

Dieser Faktor ist vielleicht sogar der wichtigste gegen Portugals System. Immer wieder „fliehen“ sie aus der Mitte mit diagonalen Läufen nach außen, insbesondere Nani macht dies halbrechts immer wieder. Dadurch befinden sich die nach außen rückenden Sechser stets ein wenig hinter ihren Gegenspielern und bekommen den Drang zur Grundlinie nicht unterbrochen. Das ist dann insofern auch gewollt von den Sechsern, als dass es das ungesicherte Zentrum schützt. Der dritte Sechser würde diese Sicherung aber herstellen, die anderen wären weiter außen positioniert und könnten diagonalen „Fluchtweg“ zustellen, wie in der Grafik links an Kvists Position verdeutlicht.

Bei Varelas Treffer könnte man gar vermuten, dass die um wenige Meter gestrecktere Position, die Jakob Poulsen in einer Dreifachsechs eingenommen hätte, in letzter Konsequenz sogar den Abschluss hätte verhindern können. Er wäre etwas schneller bei Varela gewesen, dem der Ball zuerst versprang. Das hätte Simon Poulsen vielleicht die nötige Sicherheit gebracht, um Varela aktiv beim Schuss zu stören.

Die Nachteile des 4-5-1

Weshalb ein flaches 4-5-1 trotz der dargelegten Vorteile ein so seltenes System ist, liegt an seiner mangelnden Kompaktheit in der Vertikalen. Der einzelne Stürmer ist nicht in der Lage die Defensive des Gegner effektiv unter Druck zu setzen, weshalb die gegnerischen Innenverteidiger und Sechser viel Ruhe im Spielaufbau haben.

Allerdings ist Portugal in diesem Bereich sowieso sehr spielschwach. Solange die restliche gegnerische Formation kompakt steht, sollte es Veloso, Pepe und Alves kaum möglich sein, die schwierigen Pässe in die engen Zwischenräume zu platzieren. Zumal in der hektischen Endphase die Geduld dafür schnell fehlen kann.

Außerdem bekamen die bisherigen Gegner in diesem Bereich sowieso keinen Zugriff, da die Spieler – wie oben an Özil veranschaulicht – durch das breite und aggressive Flügelspiel aus diesem Bereich weggezogen werden und die entsprechenden Räume auf diese Weise sowieso entstehen.

Dass dem 4-5-1 auch die Staffelung fehlt, um schnell zu kontern, sollte bei einer Führung kein entscheidender Faktor mehr sein – zumal man dieses Problem durch Diagonalläufe der äußeren Sechser möglicherweise negieren könnte, wenigstens gegen einen weit aufgerückten Gegner.

Weshalb es nur um die Endphase geht

Wieso Bento ein System, das dermaßen durchschlagskräftig ist, nur in den letzten Minuten des Spiels anwendet, liegt an dem großen Risiko, welches damit verbunden ist. Normalerweise würde ein Ballverlust im Mittelfeld einen leichten Flügelkonter für den Gegner ermöglichen, was über 90 Minuten die offensiven Vorteile des Systems revidieren kann.

Außerdem fehlt es seiner Mannschaft ohne Meireles an Kompaktheit im Zentrum, wenn der Gegner aus der Ruhe heraus aufbaut. Dies kompensiert Portugal durch ein aufwändiges und etwas chaotisches Pressing, welches ebenfalls wohl nicht zwei Halbzeiten lang durchzuhalten ist. Dies beschleunigt aber das Spiel nochmals und sorgt für kürzere Gegenangriffe, was natürlich mehr eigene Versuche zulässt.

In beiden Spielsituationen kommt den Portugiesen die physische und psychologische Extremsituation der Endphase zugute. Der defensiv orientierte Gegner spielt seine Angriffe nicht mehr so konsequent und konzentriert zu Ende, wie dies in der „Alltags-Phase“ des Spiels der Fall ist. Auch das Verschieben im Pressing wird oft nicht mehr in der gleichen Sauberkeit durchgeführt, weshalb es seltenere Ballgewinne und daher weniger Kontergelegenheiten gibt. Diese Faktoren machen das Risikosystem in der Endphase deutlich wirkungsvoller, als es vom Start weg wäre.

Grundsätzlich gilt natürlich auch, dass sich bei einem Rückstand und wenig verbliebener Zeit der Ertrag der Tore verschiebt – ein weiteres Gegentor ändert im Grunde nichts mehr, während ein eigenes Tor entscheidend wäre. Somit lohnt sich ein System, welches die Torgefahr auf beiden Seiten erhöht, in der Endphase des Spiels für das zurückliegende Team logischerweise deutlich mehr.

Dementsprechend setzte Bento während des 0:0-Standes gegen Tschechien auch nicht auf die bewährte Einwechslung Varelas, sondern ließ die Offensivbreite durch Meireles und Moutinho fokussieren. Diese unternahmen im Laufe der letzten halben Stunde zunehmend Diagonalläufe nach außen, um so den überladenden Effekt in etwas geordneterer Form zu erzeugen. Dieses Zwischending aus dem rigiden 4-3-3 und dem extrem fluiden Varela-System ist ebenfalls schwer zu verteidigen, da die Läufe der beiden Achter sehr aufmerksam verfolgt werden müssen.

Fazit

Die praktische Relevanz einer solchen auf dem Papier funktionierenden Überlegung ist wie üblich mit einem Fragezeichen versehen. Überhaupt scheint es ungewöhnlich, für zehn Minuten Verteidigung das eigene System umzustellen. Allerdings: Gut möglich, dass Dänemark noch im Wettbewerb wäre, wenn sie eben diese Umstellung gewagt hätten.

Im modernen Fußball können Kleinigkeiten entscheiden. Und gerade das minimalistische 1:0-Team von del Bosque, welches heute Abend auf die Portugiesen trifft, ist normalerweise auf eine Defensive angewiesen, die über 90 Minuten sicher steht. Eine kurze gefährliche Phase des Gegners könnte schon reichen, um die spanische Serie der gegentorlosen K.o.-Spiele zu beenden.

Da Bentos Not-System bisher so gut funktionierte, dass selbst Titel-Mitfavorit Deutschland extrem ins Wanken geriet, ist vorstellbar, dass es den Kampf um die Euro entscheiden könnte – und dann kann natürlich auch ein Gegensystem entscheidend sein.

Dass genau das hier vorgeschlagene 4-5-1-System der Schlüssel sein wird, ist bei der Fülle an theoretischen Möglichkeiten natürlich nicht besonders wahrscheinlich. Spanien sollte aber in irgendeiner Form auf die portugiesische Schlussoffensive vorbereitet sein. Falls sie das verpassen, bekommt Portugal vielleicht noch einen letzten Turniergegner, der dann eine Idee im Hinterkopf haben sollte.

Strigga 27. Juni 2012 um 20:25

Naja, ich finde das wirkt alles überdacht. Ich sag mal so: Nein. Das wird die EURO nicht entscheiden.

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Passives Abseits 27. Juni 2012 um 19:20

Was bleibt da zu sagen, außer ein dickes Danke… oh, und wenn Portugal mit 1:0 in Führung geht, war dieser wahnsinnig aufwändige Artikel quasi um sonst. Aber gerade deswegen: Geil, dass es eine Seite gibt, die einem wirklich und im Detail Fußball erklärt.

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laterookie58 27. Juni 2012 um 19:12

@ MR: ohne die glänzenden Analysen Deiner Kollegen auch nur einen Deut zu schmälern– ein absolut brilliantes Stück Taktik- Analyse!

So sehr ich mich an große Konzentration beim Lesen Eurer Werke gewöhnt habe: viele Teile Deiner heutigen Analyse mußte ich wiederholt lesen. Aber das liegt an mir und nicht an Deiner Schreibe! Obwohl für mich fast anstrengend zu verstehen, freue ich mich, wenn Ihr mir helft nachzuvollziehen!

Vor dieser Analyse war mein Tipp ein 2:1 für Spanien; trotz allem was zu lesen ist und was ich zu wissen glaube, ist Spaniens Sieg dann wohl doch höchst schwierig…

Jetzt werde ich mal die Vorschau aufsaugen.
Wie immer: Danke! laterookie58

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boesch 27. Juni 2012 um 18:06

Interessante Analyse. Insgesamt glaube ich, dass es kaum eine Mannschaft gibt, die besser gewappnet ist, um gegen Spanien zu bestehen. Eine sehr robuste Defensive (siehe das Deutschland-Spiel) und sehr Konterstark. Dass Spaniens Abwehr nicht Sattelfest ist, das Spiel schnell auf sie zukommt ist nun wirklich kein Geheimnis mehr. Und den Portugiesen kann das spanische Ballgeschiebe im Mittelfeld relativ egal sein, solange Sie ihre zwei Abwehrreihen zwischen Ball und Tor stehen haben. Letztendlich geht es ja darum, wer mehr Torgefahr erzeugen kann und da sehe ich leichte Vorteile bei Portugal.
Dass Spanien natürlich trotzdem etwa 60-65 % Ballbesitz haben wird tut da nichts zur Sache.

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Magath 27. Juni 2012 um 17:42

sprachlich teilweise (im oberen abschnitt) noch etwas holprig, (vgl. „Dieses Spielerbündel ist durch Nani und Varela im 1-gegen-1 kaum zu stoppen ist“), was zwar bei eurer seite mittlerweile fast schon usus ist, aber bei einer fachlich so ansprechenden und fundierten analyse sicherlich keiner grundlegenden linguistischen unzulänglichkeit geschuldet ist, sondern vielmehr aus dem konzentrationsaufwand, den so ein wahnsinnsartikel braucht, resultiert. keep up the good work!

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Thomas 27. Juni 2012 um 15:49

Augenöffnend 🙂
heute abend ma 2€ auf Tor Portugal zwischen minute 75-90 setzen… 😉

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ode 27. Juni 2012 um 14:56

Hi,

sehr interessante Taktik. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass die Spanier damit kein Problem bekommen werden. Die haben eh nur Mittelfeldspieler und selbst, wenn sie mal in die Lage kommen vor dem eigenen 16er stehen zu müssen, ist das Mittelfeld übervölkert. Hinzu kommt, dass Spanien DIE Mannschaft mit perfekter Raumaufteilung ist. Die Frage wäre, ob ein so extrem offensiver Jordi Alba wie er wegen Iniestas Spielweise bisher immer sein musste, an der Stelle Konteranfälligkeit bedeuten könnte. Aber die Spanier haben ja bisher auch EM geguckt.

Mir ist übrigens aufgefallen, dass Spanien einen ähnlichen Effekt zu nutzen versucht. Zumindest bin ich auf die Idee gekommen, dass das durchaus Absicht sein könnte. Die spielen mit ihren stürmerlosen System die andere Mannschaft müde und frustriert. Wenn es gut geht, schießen sie sogar im Verlauf ein Tor.

Am Ende des Spiel kommen dann 1-2 sehr in die Tiefe gehende Spieler und das System wandelt sich. Meist geht es über die Flügel mit Navas oder zuletzt Pedro. Und, wenn Fabregas angefangen hat, dann kommt noch Torres dazu… So hatte Spanien am Ende meist noch ziemlich was draufgelegt…

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Gitonga 73 27. Juni 2012 um 13:58

blub, sehe ich auch so: Spanien wird nicht unter Druck geraten, denn dafür müssten die Portugiesen den Ball bekommen. Siehe Frankreich…

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blub 27. Juni 2012 um 13:47

Die für mich entscheidende Frage bzgl dem heutigen Spiel ist ob Spanien als problemlösung den Ball einfach nicht mehr abgibt. Das Pressing sollte für Spanien vergleichsweise einfach zu umspielen sein[besonders wenn man weis das sowas kommt], wenn man die Situationen nicht zwangsweise zum Tor hin ausspielt sondern einfach nur den Ball kontrollieren will. Das kann man dann mit agressiven taktischen Fouls bei etwaigen Ballverlusten weit weg vom eigenen Tor kombinieren.(die Spanier holen sich eh wenig karten, das soltle machbar sein)

andererseits: die Spieler die das pressing umspielen können sind nicht grade solide im defensiven 1 gegen 1.
Lino hat richtig bemerkt, das Spanien relativ leicht taktisch umstellen könnte, ich glaube nur nicht das die Spieler sich gut genug dafür eignen, genausowenig wie Özil von seinen Fähigkeiten her Sinn auf der 3-fach 6 macht. (vergleiche die 3-fach 6 Xabi, Xavi, Busquets gegenüber Schweisteiger, Khedira, Kroos/Bender, weil die obigen 3 wird del-Bosque nicht auswechseln, Löw Özil vermutlich schon).

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Wettinho 27. Juni 2012 um 13:34

Sehr gute Analyse jetzt habe ich noch ein Argument, für meine These, dass Portugal Europameister werden könnte.

Von allen Mannschaften sind sie die, die am besten auf einen Rückstand reagieren kann. Das ist eine seltene Qualität und eine die Deutschland haben muss, wenn sie Europameister werden wollen. Man kann nicht immer in Führung gehen, vor allem jetzt in der Endphase, wo es auch gegen fantastische Einzelkönner geht.

Bin gespannt, ob es zu so einer Situation kommt und wie Löw und die Mannschaft darauf reagieren.

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MK 27. Juni 2012 um 12:50

MMn ist für Deutschland Kroos der perfekte Spieler, um als dritter 6er einen knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Er ist zum Einen taktisch unglaublich gut und kann sich im zentral-defensiven Mittelfeld optimal positionieren, und zum Anderen ist er äußerst ballsicher und passstark, so dass gewonnene Bälle nicht direkt wieder verloren gehen.
Ich bin daher auch der Ansicht, dass in der Situation eines knappen Vorsprungs kurz vor Schluss eher Kroos als ein frischer Konterstürmer (Schürrle?, Reus?) gebracht werden sollte. Auch weil man sich mit Kroos eben nicht reaktiv festgelegt ist, falls es doch noch zum Ausgleich kommt. Schließlich ist Kroos auch als 10er stark und man könnte die Verlängerung in Grundsystem 4-2-3-1 angehen.

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Raúl 27. Juni 2012 um 12:17

Gut analysiert. Allerdings denke ich eher, dass diese Anordnung die Auswirkung des ‚Chaos‘ ist, sobald die Spiele knapp werden und nicht eine Anweisung des Trainers. Die komplette Mannschaft rückt weiter auf, auf den Laufwegen die sie sonst oft gehen (Nani nach außen, Ronaldo ins Zentrum, Coentrao auf den Flügel,…).

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Rasengrün 27. Juni 2012 um 11:44

Die alte Grundsatzfrage, Verteidigung stärken oder auf Konter setzen um das Spiel endgültig selbst zu entscheiden. Recht hat natürlich, wer hinterher gewinnt.
Die Idee mit dem dritten Sechser ist in sich stimmig und eine gute Möglichkeit gegen jegliche Taktik, die auf Zonenüberladung basiert. Wohl wäre mir dabei trotzdem nicht, zumindest nicht in einer KO-Runde. Man überlässt das Momentum dem Gegner und beschränkt sich selbst noch zusätzlich taktisch, falls die Sache doch schief gehen sollte, dann wird man große Schwierigkeiten haben wieder ins Spiel zurückzufinden.
Die Ausgangssituation der ganzen Überlegung ist eine eigene Führung, nur ist das nicht schon eine zu grobe Fallunterscheidung? Bei mehr als einem Tor: Ok, dann ohne Frage angezeigt. Aber wenn es nur ein Tor ist? Nein, tut mir leid, aber sehe ich anders. Die Möglichkeit, dass ein Standard zu einem Treffer führt kann man eh nicht ausschließen, wenn ein Ronaldo die Freistöße tritt schon gar nicht. Und schon ist man doch in der Verlängerung, hat sich dann aber selbst auf ein reaktives System mit wenig Möglichkeiten nach vorn festgelegt.
Ist natürlich auch eine Frage des Charakters der Mannschaft von der man gerade spricht, was die deutsche angeht, so würde ich da allerdings auch wieder in Richtung Attacke tendieren. Mein Gegenvorschlag also: statt eines zusätzlichen Sechser ein frischer Konterstürmer, mit der Maßgabe sich hoch auf der jeweils ballnahen Seite zu positionieren. Der nominelle Mittelfeldaußen wird so frei zum Doppeln, die Verbindung zwischen gegnerischen AV, DM und IV wird bedroht und so einfache Bälle unterbunden und gleichzeitig eine hervorragende Ausgangposition für schnelle Durchbrüche gehalten. Auch das muss natürlich nicht funktionieren, aber die Möglichkeiten auf den ungünstigeren Fall zu reagieren sind weitaus besser und ein abermaliges Kippen des Momentums wahrscheinlicher.

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Thomas 27. Juni 2012 um 13:55

Ich sehe das anders: Mit Kroos für Özil könnte man einen dritten Sechser aufbieten, der im Falle eines Gegentreffers immer noch als Zehner agieren kann. Alles eine Frage der Flexibilität der Spieler.

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Rasengrün 27. Juni 2012 um 16:21

Nun ist Kroos für mich allerdings gerade kein Sechser. Aber natürlich eine Option, die vielleicht in so einer Situation einen Mittelweg darstellt.

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XKING 27. Juni 2012 um 11:38

Joa in der 87. Minute kam Kroos und dananach kann ich mich an keine wirklich gefährliche Szene von Portugal erinnern…

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Pedro 27. Juni 2012 um 11:26

Wirklich eine perfekte Analyse bis ins Kleinste ausgearbeitet. Das macht Lust auf mehr!

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Hippocrat 27. Juni 2012 um 11:24

Hat Löw nicht sogar genau darauf reagiert, indem er Kroos für Özil brachte, und damit mehr (defensive) Präsenz im ZM (und Ballsicherheit) erzielen konnte?! Also quasi 4-5-1 light…

Cheers

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Datschge 27. Juni 2012 um 13:53

Richtig, und das ist wiederum das verkappte 4-5-1 mit drei Sechsern welches auch Bayern gegen Real gespielt hat. Kroos hat hierbei den Vorteil, dass er in seinem bekannten Raum spielt (der Löw’sche „Zwischenspieler“, nie eine Zehn gewesen) in dem er an Özils Stelle mehr Defensivsicherheit aber auch durch seine Pässe weiterhin offensive Akzente bieten kann.

Schön prickelnde „Vorschau“ auf das Spiel heute Abend. ^^

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Lino 27. Juni 2012 um 11:19

Also Spanien sollte das mit seinem gegenwärtigen Mittelfeld ja ohnehin problemlos hinkriegen können. Da kann sogar ohne Wechsel auf eine flache 5 im Mittelfeld umgestellt werden. Die Frage ist eher, ob Spanien so passiv verteidigen wird/muss. Gegen Frankreich dachte ich auch, dass am Ende so etwas wie eine Schlussoffensive der Franzosen kommt. Aber da die Spanier wie immer den Ball monopolisierten, fiel diese aus. Falls es heute doch dazu kommen sollte, glaube ich aber, dass die Spanier dass eher durch Pressing zu lösen versuchen werden. Dies birgt aber genau das Risiko, dass sie offen wären für eine oben beschrieben Spielverlagerung. Bin gespannt.

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vastel 27. Juni 2012 um 10:33

Äußerst interessanter Einblick und großartig herausgearbeitet!

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Kurt C. Hose 27. Juni 2012 um 10:30

Vielen Dank für die tolle Idee und den tollen Artikel!

Wäre ja großartig, wenn die Deutschen tatsächlich im Finale so (ähnlich) gegen Portugal verteidigen würden … dann lägen wir nämlich höchstwahrscheinlich in Führung! 😀

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Fussballnarr 27. Juni 2012 um 10:08

Hochinteressant! Danke!

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