Die 3-5-2/3-4-3-Variante für den HSV

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Die defensiven Probleme in klassischem Kettenspiel, Absicherung und Entscheidungsfindung der beiden individuell stärksten Hamburger Außenverteidiger, die gar keine wirklichen Außenverteidiger sind, lässt sich am besten über eine Dreierkette mit zwei Flügelverteidigern einer asymmetrischen 3-5-2/3-4-3-Formation beheben. In diesen Rollen können Diekmeier und Jansen ihre Stärken besser einbringen und ihren Offensivdrang ausleben. In der letzten Linie hat man durch den zusätzlichen Innenverteidiger zusätzliche Stabilität bei tiefen Defensivstellungen, während sich im Spiel nach vorne eine bessere Absicherung ergibt.

Grundsätzliche Besetzung und Struktur der Offensive

Grundsätzliche Besetzung und Struktur der Offensive

Grundausrichtung

Mit Arslan und Calhanoglu als asymmetrischer Doppel-Acht vor Badelj ist viel Präsenz und Spielstärke in den tiefen Zonen gegeben. In seiner leicht rechtsseitigen Position kann Ola John verschiedene Synergien mit van der Vaart eingehen. Entweder driftet er frei herum und attackiert die vom Kapitän im Sturmzentrum gelassenen Lücken oder er agiert enorm ausweichend und schafft vor allem zuarbeitend Räume, die van der Vaart in einem dann positionsorientierteren Auftreten zusammen mit Calhanoglu und Arslan ausnützen soll. Dadurch entsteht in beiden Fällen durch ein Aufrücken Calhanoglus eine asymmetrische Angriffsreihe. Mit Johns Ausweichen würde er noch stärker in seiner Paraderolle als Zehner glänzen und effektiver das Zusammenspiel mit van der Vaart suchen.

Die im linken Halbraum dadurch frei gewordenen Bereiche könnten durch den aufrückenden linken Halbverteidiger erschlossen werden, der nachschiebend die Kompaktheit erhöht und den Gegner zusätzlich nach hinten drängt, um die eigene Dominanz zu zementieren. Mit ein wenig Eingewöhnungszeit würde hier Jansens athletische Spielweise eine sehr offensive Option darstellen, wodurch links der spielstarke Lam in die Mannschaft rutschen würde. In einer sicheren und klareren Umgebung kann dieser seine Fähigkeiten zielgerichteter und konstanter einbringen als aktuell und damit die kreative halblinke Bahn um Calhanoglu ergänzen. Ebenso wie durch das erwähnte Aufrücken des linken Halbverteidigers gelingt auch durch die vorschiebenden Außenverteidiger, die ihre Gegenspieler nach hinten ziehen, das Zurückschieben des Gegners.

So entsteht eine sehr ruhige und souveräne Aufbaumaschinerie mit viel Kontrolle, aus der man die fluide und bewegliche Offensive mit van der Vaart als gegenerziehendem Fixpunkt bedienen kann. Hier gäbe es zusätzlich diverse personelle Veränderungsmöglichkeiten. Anstelle von John sind Zoua, Ilicevic oder nach frühzeitiger Genesung sogar Beister weitere Kandidaten. Außerdem kann Calhanoglu direkt die Position hinter van der Vaart einnehmen und Jiracek als balancierender linker Achter sein Potential ausspielen – hier bräuchte es dann einen ausweichenden Mittelstürmer als Ausgleich, wofür Zoua eine der passendsten Lösungen darstellt. Schließlich ist noch eine klarere, durchschlagskräftige Variante mit Lasogga als Mittelstürmer und van der Vaart halbrechts dahinter denkbar. Man kann also die diversen Spielertypen der Hamburger Offensive mit unterschiedlichem Fokus einbringen, ohne die grundsätzliche Spielanlage verändern zu müssen.

Strategisch variables Pressing

So wie die Anpassungen bei den Offensivspielern, kann auch das Spiel gegen den Ball verändert werden. Das System erlaubt das Verteidigen in sehr unterschiedlichen Intensitäten. Mit diesen Varianten wären Trainer und Mannschaft in der Lage, den Spielrhythmus gezielt und unkompliziert zu beeinflussen, um das Spiel strategisch zu steuern: Je nach Gegner und Situation lässt man die andere Mannschaft weit aufrücken, fängt sie schon im Mittelfeld auf oder macht über das ganze Feld Druck.

Abwehrpressing mit Fokus auf Sicherung des Zentrums

Abwehrpressing mit Fokus auf Sicherung des Zentrums

Die tiefste Pressingvariante entspricht dem Rhythmus, der bei Hamburg zuletzt dominierte. Die tiefe, kompakte Stellung vor dem Strafraum erfordert nicht so sehr die kollektive, intensive Zusammenarbeit und ist leicht einzustudieren. Die Flügelverteidiger würden die Mittelfeldspieler gegen Verlagerungen absichern, die Dreierkette kann sich auf den Strafraum konzentrieren und die drei defensiven Mittelfeldspieler kontrollieren variabel die Räume vor der Abwehr – vergleichbar in etwa mit dem effektiven Defensivspiel von Juventus Turin. So wird vor allem Badeljs defensive Intelligenz in den Mittelpunkt der Bemühungen gerückt. Die beiden Angriffsspieler können sich situativ einschalten, horizontale Passwege zustellen und Herausrücken ermöglichen. Allerdings erreichen die hinteren Acht auch ohne die Unterstützung von vorn eine gute Grundstabilität, sodass einzelne Unaufmerksamkeiten der Individualisten kaum ins Gewicht fallen. Das System kann durch pendelnde Verschiebungen der Abwehr- und Flügelspieler ergänzt werden (situative Viererkettenbildung).

HSV 3-4-3 Mittelfeldpressing

Mittelfeldpressing im asymmetrischen 3-4-3

Im Mittelfeldpressing erlaubt das flexible Fünfeck von Mittelfeld und Angriff eine sehr kompakte Stellung im Zentrum. So soll der Gegner aus diesem strategisch entscheidenden Bereich herausgedrängt werden. Durch eine tiefe, kompakte Positionierung der vorderen zwei Spieler kann das sehr frühzeitig passieren; van der Vaart kann den Sechserraum blockieren und dabei von John unterstützt werden, während sich dieser eingerückt am gegnerischen Linksverteidiger orientiert. So bekommt man entweder sofortigen intensiven Zugriff auf rechts oder zwingt den Gegner auf die leicht geöffnete linke Seite. Dort kann man dann frühzeitig hinschieben. Johns Halbpositionierung macht Verlagerungen schwer (und Konter gefährlich), sodass Diekmeier einschieben kann und somit die Dreierkette weit nach außen pendelt, um Jansen abzusichern. Dieser kann mit Calhanoglu Druck machen. Falls man doch von gutem Ballbesitzspiel oder Verlagerungen nach hinten gedrängt wird, kann man sehr kompakt zurückschieben und anschließend ins Abwehrpressing übergehen.

HSV 3-4-3 Angriffspressing

Angriffspressing mit Rausrückbewegungen

Falls sich der Gegner generell geschickt dabei zeigt, über die frei gelassenen Innenverteidiger das enge Mittelfeldpressing zu umspielen, kann man den Druck noch weiter nach oben schieben. In einer unorthodoxen 5-3-2-Grundformation könnte man die Innenverteidiger zustellen, ohne dass die Individualisten in der Spitze all zu viel Laufaufwand leisten müssen. Sie würden sich innen (!) zwischen die Innenverteidiger positionieren und somit gleichzeitig diese und die Passwege ins Zentrum zustellen – bei Balleroberungen können sie sofort zum Tor durchbrechen. Diese sollen dann von den Mittelfeld- und Abwehrspielern durch aggressives Herausrücken kommen. Calhanoglu und Arslan stehen dabei breiter, um schnellen Zugriff auf die Außenverteidiger zu haben. Das öffnet Raum in der Mitte, welcher aber schwer zugänglich ist, von Badelj kontrolliert wird und sehr dynamisch unter Druck gesetzt werden kann. Die Abwehr steht als hohe Fünferkette hinter Badelj und falls Vertikalpässe oder lange Bälle kommen (oder Badelj herausschieben muss), rückt der ballnächste Verteidiger heraus. So entsteht die konventionelle 4-4-2-Ordnung sehr viel dynamischer und kann durch Badeljs leitende Funktion auch zielgerichteter zum Ball schieben.

Diese Varianten sind sich stilistisch und vom Anspruch an die Spieler recht ähnlich, so dass es wohl möglich wäre, sie parallel einzuüben und spontan durchzuwechseln. Bei richtiger Handhabung wäre das ein strategisch enorm wertvolles Mittel.

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