Fortuna Düsseldorf – Borussia Dortmund 4:5 n.E.
Ein ansehnliches Pokalspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Borussia Dortmund wird erst im Elfmeterschießen entschieden, zuungunsten des aufoperungsvoll kämpfenden Zweitligisten.
Die Pokalfee bescherte den Fans im Achtelfinale einige interessante Partien. Ein Duell, das viel Tempo und Spannung versprach, war das Aufeinandertreffen zwischen dem Herbstmeister der zweiten Liga, Fortuna Düsseldorf, und dem deutschen Meister, Borussia Dortmund. Das Spiel sollte den Vorschusslorbeeren gerecht werden, es war ein technisch wie auch taktisch interessantes Spiel. Die Systeme beider Teams waren keine große Überraschung: Beide traten in einem 4-4-1-1 an, in dem ein Akteur etwas zurückgezogen hinter der Sturmspitze agierte. So trafen auf dem Feld zwei Formationen aufeinander, die sich zunächst gegenseitig neutralisierten – jeder Spieler hatte einen festen Gegenspieler auf dem Platz.
Gleiche Formation, unterschiedliche Interpretation
Dass zwei theoretisch gleiche Formationen in der Praxis recht unterschiedlich aussehen können, bewies dieses Spiel. Die Borussia unterschied besonders die Asymmetrie in der Angriffsstruktur von ihrem Gegner. Sie hatten die Schwachstelle des Düsseldorfer Systems offenbar auf deren rechter Seite ausgemacht. Linksverteidiger Löwe war derart oft in der gegnerischen Hälfte zu finden, dass man fast schon von einem Außenstürmer hätte sprechen können. Theoretisch hätte er damit den Raum hinter Beister, der für seine häufigen Ausflüge in die Mitte bekannt ist, ausnutzen sollen. In der Praxis drückte er jedoch die torgefährliche HSV-Leihgabe nach hinten, da dieser seine Defensivaufgaben gegen den Favoriten ernst nahm. Beister war defensiv weitestgehend gebunden und konnte sich so in der ersten halben Stunde offensiv nicht in Szene setzen. Zudem hatte er seine liebe Müh‘ mit dem flinken Löwe, so dass zahlreiche Angriffe der Borussia über diese Seite lief. Erst als Bröker ungefähr ab der 20. Minute die Positionen mit Beister für einige Zeit tauschte, hatte man das Gefühl, dass die Düsseldorfer diese Flanke besser in den Griff bekommen.
Die Dortmunder Ausrichtung, über die Flanken zu kommen, war nicht sonderlich von Erfolg gekrönt. Obwohl sie mit Barrios einen physisch starken Strafraumstürmer aufboten, bekam dieser wenig Futter durch die Hereingaben. Die Fortuna, die sich zunächst abwartend in zwei tiefstehenden Viererketten aufbaute, hatte die Zentrale jederzeit unter Kontrolle. Innenverteidiger Lukimya war eine Bank, er gewann viele Zweikämpfe und ließ Barrios nicht zur Entfaltung kommen Das galt sowohl für die Abwehr als auch für das Mittelfeld, wo Rösler oder Bröker sich abwechselnd zurückfallen ließen und die Dortmunder Sechser zusammen mit dem äußerst agilen Lambertz attackierten.
Ein weiterer Unterschied in der Spielweise beider Teams war das Pressing. Während die Hausherren wie bereits erwähnt erst in der eigenen Hälfte den Gegner stellten, setzte der BVB auf das altbekannte Offensiv- und Gegenpressing. Von der ersten Minute an waren sie allerdings nicht so nah am Gegenspieler wie gewohnt. Die Düsseldorfer konnten mit ihrer starken Technik sich oft schnell und direkt aus der Abwehr heraus kombinieren. Relativ ungestört konnten sie den Ball zwischen die Dortmunder Abwehr- und Mittelfeldreihe spielen. Zwischen Gündogan, der aufgrund einer früh im Spiel zugezogenen Blessur nicht die volle Sprintgeschwindigkeit gehen konnte, und Aushilfsverteidiger Owomoyela klaffte eine große Lücke, in die Rösler oft und gerne hineinstieß. So kamen die Düsseldorfer zu einigen Möglichkeiten Fernschüssen – die Dortmunder waren in jenen Situationen zu weit weg von ihren Gegenspielern.
Dortmund zu zehnt
Speziell der lange verletzte Owomoyela lieferte keine starke Leistung ab. Er rückte zu selten auf, agierte ungeschickt in den Zweikämpfen (er verlor sechs seiner sieben Duelle) und musste nach zwei Fouls der Kategorie „unnötig“ bereits in der 34. Minute mit gelb-rot vom Platz. Die Dortmunder retteten zunächst das 0:0 in die Pause, ehe Klopp seine zehn Mann mit einer neuen taktischen Marschrichtung versah. Fortan agierte sein Team mit einer Dreierkette, Piszczek und Großkreutz(!) sicherten neben Hummels den Raum. Die nominelle Dreierreihe wurde jedoch oft zur Vierer- oder sogar Fünferkette, da Blaszczykowski und Löwe sich als „Flügelverteidiger“ zurückfallen ließen.
Nach kleineren Abstimmungsschwierigkeiten direkt nach Wiederanpfiff stabilisierte sich der BVB mit dieser neuen 3-4-2 Formation. Da sowohl Fink als auch Beister oft in die Mitte zogen und auch die Außenverteidiger eher defensiv agierten, hatten Löwe und Blaszczykowski wenige Defensivaufgaben. Dementsprechend konnten sie auf den Außen das Bindeglied zwischen der Defensive und den zwei offensiven Kräften werden. Die Fortuna verpasste es, die Kontrolle gegen zehn Gegenspieler zu übernehmen. Vielmehr war diese Phase geprägt von zahlreichen Fouls und Diskussionen, das Spiel drohte in den unfairen Bereich abzugleiten.
Norbert Meier reagierte. Er brachte zunächst mit Dum für Fink (63.) einen echten Flügelspieler auf der linken Seite. Fortan wurde Blaszczykowski in die eigene Hälfte gedrückt. Als auch noch Beister, der eher blass agierte, von Jovanovic ersetzt wurde (79.), wurde auch der auf der anderen Seite eingewechselte Kringe immer öfters hinten gebunden. Bröker übernahm den Rechtsaußenposten, hielt sich oft weit Außen auf und schuf eine natürliche Breite. Die Düsseldorfer kamen zwar nur selten über die Flanken in den Strafraum, andererseits hatten sie die Dortmunder so in ihrer Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff beschnitten. Perisic und Barrios hingen in der Luft, ohne dass sie viele Pässe bekamen. Kehl, der als Sechser nun etwas weiter aufrückte, konnte ebenso keine Verbindung herstellen, so dass der BVB keine Möglichkeiten in Halbzeit zwei mehr erarbeiten konnte.
Verlängerung bringt keine Entscheidung
Die anstehende Verlängerung war wie erwartet eher wenig taktikgeprägt. Taktik wird immer dann spielentscheidend, wenn beide Mannschaften auf einem technischen und körperlich hohen Niveau spielen. Davon kann nach 90 anstrengenden Minuten natürlich keine Rede mehr sein. Fehlpässe, schlechte Annahmen und schlampige Zweikämpfe summierten sich nun.
Die Fortuna fuhr weiterhin ihre Angriffe über die Außen, ließ nun aber merklich in Genauigkeit nach. Nachdem sie in der ersten Halbzeit der Verlängerung noch zwei große Chancen nach Flanken erarbeiten konnten, lief das Spiel im zweiten Durchgang nur noch auf ein Elfmeterschießen hin. So wurde ein dramatisches und intensives Spiel in dem wohl seltsamsten Fußballritual entschieden – im Elfmeterschießen. Der BVB hatte die Nase vorn, und zieht sie trotz 90 Minuten in Unterzahl und einer Torschussbilanz von 10:19 in das Viertelfinale ein.
Fazit
Kurz vor Ende des Fußballjahres 2011 durften die Fans eine hochinteressante Partie bestaunen. Wenn man bedenkt, dass hier ein Zweitligist auf den amtierenden deutschen Meister traf, muss man den Hut vor der Leistung der Düsseldorfer ziehen. Besonders das technische Niveau beeindruckte. Die Düsseldorfer konnten sowohl physisch als auch spielerisch mit den Dortmundern mithalten, so dass eine ansehnliche Partie entstand. Spätestens nach der gelb-roten Karte gegen Owomoyela konnten die Düsseldorfer ihre spielerische Klasse auch in Chancen umwandeln. Am Ende hätten sie bei etwas mehr Genauigkeit in ihren Fernschüssen oder beim letzten Pass auch als Sieger vom Platz gehen können.
Der BVB hielt jedoch bis zum Ende dagegen, besonders Hummels beeindruckte mit vielen tollen Zweikämpfen. Trotz der Niederlage endet das Jahr 2011 für die Fortuna sehr erfolgreich. Gut im Kampf um den Aufstieg dabei, im Pokal gegen den Meister 120 Minuten kein Tor kassiert, taktisch und spielerisch erstligareif – was will ein Zweitligist mehr?
16 Kommentare Alle anzeigen
BenHasna 26. Dezember 2011 um 12:09
Bin etwas spät dran, sorry.
Ich finde Düsseldorf hat die taktischen Möglichkeiten in dieser Partie bei weitem nicht ausgeschöpft. Vielleicht wars gewollt, um in Überzahl keine unnötigen Risiken einzugehen, aber ich vermute da wäre mehr drin gewesen mit aggressiverem Coaching.
Zu Beginn war Düsseldorf gut eingestellt, aber was bei 11 gegen 11 funktioniert, muss in Überzahl nicht mehr die Optimallösung sein, zumal bei so starken Umstellungen des Gegners. Da geht es oft vielmehr darum, diese insgesamte Überzahl in eine Überzahl in entscheidenden Räumen zu transportieren.
Muss noch vorausschicken, dass sich Lewandowski meiner Meinung nach in Unterzahl etwas stärker fallen liess und Dortmund ungefähr 3-4-1-1 spielte dann. Düsseldorf hat dann die Überzahl verwertet, um hinten drin ein 4-gegen-1 zu schaffen, dafür im Zentrum sowie vorne jeweils in 2-gegen-3-Unterzahl zu stehen. Wie gesagt, das war defensiv sehr stabil so, Dortmunder Offensivbemühungen waren fast aussichtslos und wenn das primäre Ziel 0:0 gelautet haben sollte, dann war das ok. Aber selbst ein Tor zu schiessen, war für Düsseldorf so auch fast unmöglich.
Schon insgesamt war es so sehr schwierig Dominanz aufzubauen. Dortmund konnte viel zu ruhig den Ball durch die hinteren Reihen laufen lassen, zumal die zentralen Mittelfeldspieler Düsseldorfs Gündogan und Kehl nicht voll pressen konnten, da im Rücken immer auf Lewandowski aufgepasst werden musste. Dortmund konnte so schön das Spiel beruhigen – Düsseldorf erhielt keinen Zugriff. Und wenn doch mal ein Ball erobert wurde oder sonst vorne reingespielt werden konnte, waren da die Stürmer in Unterzahl und Dortmund hinten drin dank Hummels als freiem Mann sehr effektiv. Hummels war brilliant, ist auch generell ein guter Verteidiger, aber einfacher als in diesem Spiel kann man es ihm gar nicht mehr machen. Wie gesagt, soll Hummels‘ Leistung nicht schmälern, man braucht sehr gute Anlagen, um das dann so ausnutzen zu können, aber man muss ihm doch einen Stürmer vor die Füsse stellen, damit er nicht überall risikolos ausputzen und seine Qualitäten am Ball ausspielen kann. Wer als individuell unterlegenes Team so angreift gegen Dortmund, wirds schwer haben.
Die Lösung wäre ein 4-3-3 gewesen, oder ein ähnliches System mit jedenfalls einem Zentrumsstürmer sowie drei zentralen Mittelfeldspielern (4-2-3-1, etc.). Hätte Hummels‘ Einfluss eingeschränkt, Dortmund insgesamt viel weniger Zeit am Ball gelassen, Düsseldorf wohl mehr Spielanteile gebracht, so mehr Situationen in Dortmunds Spielhälfte und vorne drin mit 3-gegen-3 auch mehr Möglichkeiten. Und defensiv wäre es immer noch stabil gewesen – Kuba und Löwe hätten halt von den Aussenverteidigern aufgenommen werden müssen, aber die hatten ja sonst nicht viel zu tun und insgesamt wäre hinten immer noch Überzahl gewesen.
Philipp 23. Dezember 2011 um 23:13
Tolle Analyse! Einziger Schönheitsfehler: Perisic kam für Barios und stand daher nie mit ihm zusammen auf dem Platz 😉
Hummels war tatsächlich der beste Mann auf dem Platz, aber auch Weidenfeller hat ein großes Spiel gemacht – und von den andernorts angekündigten Schwächen des Düsseldorfer Torwarts in der Strafraumbeherrschung war auch nichts zu spüren.
juwie 24. Dezember 2011 um 11:34
@Philipp:
Ratas Strafraumbeherrschung ist aber wirklich eine Katastrophe!
Bin als externer F95-Fan auf TV angewiesen und kann nur ab und an ein Spiel im Stadion sehen, aber bei jeder Flanke sackt einem das Herz in die Hose.
Bin wirklich kein Anhänger der Gerry-Ehrmann-Torwartschule, aber ein bisschen mehr Durchsetzungsvermögen beim Luftkampf im Torraum wäre wirklich erforderlich. Der Goalie ist m.E. die wichtigste Personalbaustelle, sollte es mit dem Aufstieg klappen. Sonst bekommen wir in Liga 1 sowas von die Bude voll…
HummelsFan 22. Dezember 2011 um 16:47
Hummels erinnert ja immer mehr an den Kaiser. Allein wenn man ihn auf den Platz herumlaufen sieht und auch seine Frisur sieht von Weiten aus wie die des Kaisers in den 70ern. Zudem ist er ja wirklich intelligent und wortgewandt. Sehr gutes Spiel!!!
Jeff 22. Dezember 2011 um 09:51
Ich habe den Artikel noch nicht gelesen, kann also sein, dass das gewollt ist, ansonsten müsste im ersten Absatz aber eigentlich „zu Gunsten des (…) Erstligisten“ stehen.
sharpe 22. Dezember 2011 um 08:38
Wie schon von vielen geschrieben war Hummels überragend, aber auch Lukimya von Düsseldorf ist mir positiv aufgefallen. Allerdings war das Dortmunder Spiel durch die vielen Ausfälle klar unter ihrem sonstigen Niveau. Sowohl was das Pressing betrifft, wie auch im Kreativbereich. Darum konnte DD auch so gut mithalten und es war eine offene Partie.
Noch was, auch wenns eigentlich nicht hierher gehört: Thomas Wark war als Kommentator im ZDF doch die totale Katastrophe, besonders im Elfmeterschießen hat er dann gar nix mehr gecheckt. Es gibt soviele Fachleute, da sollte es doch möglich sein, jemand mit Kompetenz hinters Mikro zu sitzen.
Sunny 21. Dezember 2011 um 22:09
Wenn mich nicht alles täuscht, war die Umstellung der Abwehr mitten im Spiel mit Positionswechseln doch auch die taktische Übung, die Löw im Spiel gegen die Ukraine u.a. für einen solchen Fall simulieren wollte. Meiner Meinung nach hat Hummels gestern gezeigt, dass er erfolgreich eine Dreierkette organisieren und sich als tiefstehender Spielmacher betätigen kann. Kudoz auch an Großkreutz, der seine Rolle(n) gut gemeistert hat.
Schade nur, dass offensiv nicht so viel zustande kam, aber bei den Ausfällen hatte ich eigentlich schlimmeres befürchtet. Sicherlich kein Fußballfest, aber dennoch spannend und mit der einen oder anderen positiven Erkenntnis für beide Mannschaften.
vastel 21. Dezember 2011 um 19:41
Sehr schöne Analyse, danke 🙂
Spieler des Spiels war für mich ganz klar Hummels! Wahnsinn wie abgebrüht und souverän er jetzt schon agiert. Er hielt da hinten auch in Unterzahl den Laden zusammen.
Großes Lob generell an beide Mannschaften, die sich durch die Verletzungsmisere des BVB absolut auf Augenhöhe bewegten.
gelaber 22. Dezember 2011 um 01:04
Absolut. Der Faktor „individuelle Spielerqualität“ war da wirklich entscheidend, wenn man bedenkt wie häufig Hummels die entscheidende Defensivaktion vollführt hat. Hätte bei einem schwächeren Spieler sicher sehr leicht auch anders aussehen können.
domi 21. Dezember 2011 um 15:52
Mir kommt in diesem, wieder mal super Artikel, die Fortuna etwas zu kurz. Ich gucke so gut wie nie 2. Bundesliga und konnte die Mannschaft vorher überhaupt nicht einschätzen.
Aber ich muss sagen, dass mir vor allem ihre taktische Disziplin (bei Ballverlust sofort wieder in die Ordnung gefunden udn das über die kompletten 90 Minuten) und ihr technisches Niveau (allen voran Lambertz, der für mich mit der Beste war) ziemlich beeindruckt hat. Sie hatten auch die besseren Chancen, meine Meinung nach und Dortmund hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn Düsseldorf in den 90 Minuten gewonnen hätte.
Aber es war schön Dortmund auch mal von einer anderen Seite kennenzulernen, die haben gekämpft wie Löwen und das in Unterzahl und mit 7 verletztn Stammspielern.
Nachoman 21. Dezember 2011 um 12:37
Neben Hummels sollte man wie ich finde auch Großkreutz hervorheben, der ein unglaublich hohes Laufpensum zurücklegte und sich defensivtaktisch brandstark präsentierte.
Ich hatte das Glück, im Stadion recht nah am Spielfeld zu sitzen.
Großkreutz merkte man an, wie ihm jeder gewonnene Zweikampf eine neue Adrenalinspritze einimpfte.
Löwe wie bereit in der Analyse erwähnt mit einer tollen Leistung.
Einzig die ein oder andere Flanke ohne besonderen Gegnerdruck kam nicht gut. Aber bemerkenswert, wie schnell er sich tortz des großen Sprungs aus der RL an das hohe Niveau angepasst hat.
datschge 21. Dezember 2011 um 12:09
Hummels war wundervoll, perfektes Stellungsspiel und die Ruhe selbst. Hornschuh bekomm ich dann wohl nicht mehr zu sehen.
Das Spiel gegen die Schiedrichter hat mich an die Clasicos erinnert, die Fortuna fiel laufend hin und der BVB beschwerte sich laufend. :))
Thaum 21. Dezember 2011 um 11:39
Danke für einen weiteren sehr lesenswerten Artikel, besonders da ich erst ab der zweiten Hälfte das Spiel gesehen habe und mir die Augen gerieben habe, als Spiegel Online Großkreutz nach der Umstellung auf der rechten Abwehrseite verortet hat. Dabei interessierte mich dieser Aspekt gerade besonders. Was war wohl der ausschlaggebende Faktor, dass Großkreuz hinter Löwe gespielt hat, obwohl der doch nach meinem Verständnis als Außenverteidiger geholt wurde? Gab es da wohl taktische Erwägungen, die Stärken der Spieler so besser zur Geltung kommen zu lassen, oder sah der Matchplan schon ab der Pause vor, dass Löwe sich im Mittelfeld auspowern sollte, solange es ging, während Großkreuz auch inklusive einer möglicherweise erwarteten Verlängerung durchspielen sollte?
44² 21. Dezember 2011 um 15:30
War ziemlich sicher eine individuelle Entscheidung und keine Kraft-Kalkulation.
Gegen Freiburg war Großkreutz ja schon nach Santanas Auswechslung als LV auf dem Feld, was Klopp (der auch Löwe hätte bringen können) damit begründete, dass er nicht noch mehr Körpergröße und damit Lufthoheit einbüßen wollte. In der noch zentraleren Position der Dreierkette (und gegen das flankenintensive Spiel der Fortuna) war das natürlich noch ein deutlich wichtigerer Faktor. Hinzu kommt dass Großkreutz als linker Flügelläufer, so wie ihn Löwe wegen der Unterzahl zu spielen hatte, nicht gut geeignet ist, da es dort kaum Gelegenheit gab in den Strafraum zu ziehen, sondern er viel mehr gezwungen gewesen wäre mit links zu flanken, was er kaum kann. Während das aber dafür genau Löwes Spiel ist.
Die Frage, die ich mir eher stelle ist, wieso nicht Kehl zurückbeordert wurde in die IV um Großkreutz in die Zentrale zu stellen. In der Luft dürfte Kehl klar überlegen sein und die Rolle als IV ist im allgemeinen deutlich näher an seinem Naturell als an Großkreutz‘. Kehl hätte dafür natürlich in den Situationen, wo Großkreutz auf den Flügel zu verschieben hatte etwas das Tempo gefehlt und zwei offensiv ausgerichtete Spieler im Zentrum wären riskant gewesen. Ich denk, das war eine recht knappe Entscheidung.
Zirkeltraining 21. Dezember 2011 um 20:44
Das habe ich mich auch gefragt. Zumal Kehl ja früher in Freiburg unter Volker Finke einige Male als Libero bzw. zentraler Mann in einer Dreierkette agierte.
SirPreiss 21. Dezember 2011 um 11:38
Unterschreibe ich blind! Schöner Kommentar.