SC Freiburg – Borussia Dortmund 1:4

Borussia Dortmund kontert den SC Freiburg aus und beendet das Bundesliga-Jahr mit einem 4:1-Sieg. In einem temporeichen Partie machte die Freiburger Viererkette zu viele Fehler.

Der SC Freiburg stand als Tabellenletzter zum Jahresabschluss unter Druck: Gegen den amtierenden Meister Borussia Dortmund sollte ein Sieg her, um die Hinrunde halbwegs versöhnlich abschließen zu können. Marcus Sorg musste hierbei mit Julian Schuster (gelbgesperrt) einen seiner wichtigsten Spieler ersetzen. Für ihn rückte Flum vor die Abwehr. Das System blieb unangetastet, Freiburg spielte weiterhin im flexiblen 4-1-4-1. Auch Jürgen Klopp musste weiterhin auf einige Leistungsträger verzichten (bspw. Götze, Subotic und Bender), dafür kehrte Kehl in die Startelf zurück. Die Formation blieb das altbewährte 4-2-3-1-System, auf den Flügeln begannen Blaszczykowsky und Großkreutz. Lewandowski agierte als Sturmspitze vor Kagawa.

Hohes Tempo zu Beginn

Von Beginn weg entwickelte sich ein ansehnliches, schnelles Spiel. Beide Teams blieben ihrem aggressiven Angriffspressing und dem schnellen Kurzpassspiel treu. Das Niveau war durchaus hoch: Im Spielaufbau kombinierten sich die Verteidiger aus brenzligen Situationen, anstatt den langen Ball zu suchen. Besonders beeindruckte hierbei Freiburg, die sich vom Dortmunder Pressing nicht den Schneid abkaufen ließen. Stattdessen suchten sie den vertikalen Weg an den Gegnern vorbei, um möglichst hinter die Dortmunder Pressinglinie zu kommen. So kamen sie früh zur ersten großen Chance, die Putsila jedoch freistehend vergab (4.).

Die Dortmunder wirkten in ihrem Offensivspiel sehr zielgerichtet. Seit einigen Wochen ist zu beobachten, dass sie weniger Wert auf Ballkontrolle legen. Bereits in der Meistersaison überzeugten sie durch ihr schnelles Spiel in die Spitze, nun intensivieren sie dieses. Gerade gegen ballbesitzorientierte Teams wie Freiburg wagen der spielmachende Innenverteidiger Hummels und die Sechser viele riskante Pässe. In dieser Partie war es besonders Kagawa, der sich ein ums andere Mal fallen ließ und viele Schnittstellenpässe hinter die Freiburger Abwehr probierte.

Gegen Freiburgs offensiv stehende Viererkette hatten die Dortmunder mit dieser Taktik Erfolg. Die Breisgauer hatten große Probleme mit ihrer eigenen Abseitsfalle, so dass in einigen Situationen ein Verteidiger sie auflöste. Zudem hielten die Innenverteidiger recht wenig Abstand zueinander. Dies könnte eine Maßnahme von Sorg gewesen sein, Lewandowskis Läufe hinter die Abwehr einzuschränken. Auf der anderen Seite entstanden so im halblinken und halbrechten Raum Lücken. Kagawa kombinierte sich in der 7. Minute mit einem Doppelpass mit Gündogan in diesen freien Raum und legte das 0:1 durch Lewandowski auf.

Freiburg spielstark, aber inkonsequent

Freiburg warf der unerwartete Gegentreffer ein wenig aus der Bahn. Den Dortmundern freilich spielte er in die Hände: Sie intensivierten zunächst das Pressing, um sich in der Folgezeit etwas weiter zurückzuziehen. Sie konnten nun vollends auf ihre schnellen Gegenstöße vertrauen, bei denen sie in einigen weiteren Situationen die Freiburger Viererkette entblößten. Hier müssen sich die Gastgeber bei Kehl, der eine große Chance vergab (17.), und beim Schiedsrichterassistenten bedanken, die zwei knappe Abseitsentscheidungen zuungunsten des BVBs auslegten.

Dennoch wirkte Freiburg in der Spielanlage erneut nicht wie ein Abstiegskandidat: Mit ihrem Spielaufbau kamen sie einige Male gefährlich an den gegnerischen Sechzehner. Sie überluden geschickt das Zentrum, in dem die Außenstürmer in die Mitte zogen, während die Außenverteidiger für die nötige Breite sorgten. So war dies ihre meistbespielte Zone, zwischen der 20. und der 45. Minute schlugen sie keine einzige Flanke. Im letzten Drittel waren sie allerdings zu verspielt, oftmals versuchten sie noch einen Pass in den Sechszehner, obwohl sie bereits hätten abschließen können. Es fehlte an Kreativität im offensiven Mittelfeld. Doch kurz vor der Pause kamen sie mit ihrer Strategie doch noch zum Ausgleich: Nach einem schönen Doppelpass mit Putsila durch die Zentrale versenkte Rosenthal den Ball im Tor (39.).

Das Unentschieden zur Halbzeit wäre durchaus verdient gewesen. Die Borussia fand in dieser Phase nur wenig Zugriff auf das Zentrum. Kehl und Gündogan hatten dort mit der gegnerischen Überzahl zu kämpfen, Großkreutz und Blaszyzykowski weitestgehend von den Freiburgern Außenverteidigern gebunden. Wenige Sekunden vor dem Abpfiff wurde den Freiburgern ihre Spiellaune und die hoch stehende Viererkette jedoch zum Verhängnis: Freiburg versuchte sich über einen Rückpass zum Keeper vom Dortmunder Pressing zu befreien, über Umwege kam dieser jedoch zu den Dortmundern. Die Freiburger Verteidigung schaltete völlig ab, da der Linienrichter die Fahne hob – der Schiedsrichter pfiff jedoch nicht ab, da er richtigerweise einen Freiburger als Absender des Querschlägers identifizierte. Güngodan konnte frei einschieben (44.).

Zweite Halbzeit

Die zweite Halbzeit dürfte bei Freiburger Anhängern ein Déjà-Vu hervorgerufen haben: Abermals war ihr Team in der ersten Viertelstunde die spielbestimmende Mannschaft. Sie suchten nun auch den Weg über die Flanken, gestalteten ihr Spiel variabel, hatten aber Probleme mit einer Dortmunder Mannschaft, die weniger Pressing betrieb und klug im 4-4-2 verschob. Direkt nach der Pause hatten die Freiburger zwei Drittel Ballbesitz und spielten doppelt so viele Pässe wie die Dortmunder, kamen allerdings zu selten gefährlich ins letzte Drittel.

Doch wie bereits in Köln ließen sich der SC in der Folge gnadenlos auskontern. Die aufgerückte Viererkette konnten die Dortmunder leicht umspielen. Besonders Kagawa leitete einen Angriff nach dem nächsten ein, er spulte die meisten Kilometer aller Schwarzgelben herunter. Aber auch Gündogan zeigte sich verbessert im Vergleich zum schwachen Saisonstart und spielte mehr erfolgreiche Vertikalpässe als zuletzt. Als Abnehmer der Schnittstellenpässe tat sich Großkreutz hervor, der auf beiden Flanken gefährlich agierte. So konnte er das 3:1 in der 59. Minute erzielen, endgültig gebrochen war Freiburgs Moral nach dem 4:1 durch Lewandowski. Danach hätten die Gäste das Ergebnis noch höher gestalten können, die Hausherren leisteten keine Gegenwehr mehr.

Fazit

Borussia Dortmund überwintert dank starker Konter auf dem zweiten Tabellenrang. Jürgen Klopp darf auf ein tolles Jahr 2011 zurückblicken. Nach anfänglichen Schwächen zu Beginn der Saison fing sich sein Team und ist nun elf Spiele ungeschlagen. Ihr vertikales Spiel funktionierte zuletzt besser und war auch in dieser Partie der ausschlaggebende Faktor. Speziell auf der Sechserposition lassen sich Verbesserungen sehen, Gündogan agierte an diesem Nachmittag agiler und gedankenschneller als zu Beginn der Saison.

Allerdings leistete Freiburg nicht die stärkste Gegenwehr. Ihre Viererkette war an allen vier Treffern beteiligt, in dem entweder ein Abwehrspieler das Abseits auflöste oder die Abstände zwischen Außen- und Innenverteidigern zu groß waren. Abermals ließen sie sich zu leicht auskontern, und so stehen sie trotz spielerisch starker Leistungen auf dem letzten Tabellenrang. Was nützt es, dass sie aus dem Spiel heraus die viertmeisten Tore in der Hinrunde erzielten, wenn sie gleichzeitig die meisten Gegentreffer aller Bundesligisten fingen? Aus diesem Grund kündigte die sportliche Leitung bereits an, bei einem Verkauf von Cisse die Transfersumme teilweise in neue Verteidiger zu investieren. Mit diesen soll im nächsten Jahr das Projekt Klassenerhalt gesichert werden. Die Anlagen hierfür sind auf jeden Fall vorhanden.

kudu 18. Dezember 2011 um 12:34

Ich meine, dass das System der Dortmunder in der ersten Halbzeit von dem hier beschriebenen abwich. Kuba, der sonst im dortmunder 4231 die ausschließlich die rechte Seite beackert, hatte eine sehr viel freiere Rolle. Vor allem war er häufig auf dem linken Flügel zu finden. Ziel war wohl durch eine schnelle Spielauslösung Hummels‘ ein schnelles Überzahlspiel auf links zu bewirken. Dadurch stand auf der rechten Seite Piszcek deutlich häher (gerade im Vergleich zu Schmelzer), sodass sich hinten etwas wie eine 3er Kette bildete. Dies fällt mE gerade im Vergleich zur 2 Hz auf, wo Dortmund wieder konservativer stand. In der 1. Hz war dadurch auch zu erkennen, dass Dortmund unheimlich viel Druck im letzten Spieldrittel aufbauen konnte, allerdings etwas konteranfällig war. Zweites könnte der Grund sein, warum man wieder umstellte in Hz 2.

Könnte also die 1 Hz ein Testballon gewesen sein für ein neuen Spielsystem für die Rückrunde?
Hat der Wechsel von Owomoyela für Schmelzer (statt dem eigentlichen LV Ersatz Löwe) diesbezüglich auch eine Bedeutung?

Oder hab ich das ganze gar falsch gesehen 🙂 ?

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tactic_addicted 18. Dezember 2011 um 12:05

Hallo,

die Beschreibung des Freiburger Spiels erinnert mich ein wenig an die Gladbacher in der Hinrunde der letzten Saison. Durchaus gefälliges Spiel im mittleren Drittel und technisch durchaus beschlagen, vorne allerdings zu harmlos und hinten zu fahrig.

Eine Frage an den Autor hierzu:
Woran liegt es, dass Mannschaften wie Freiburg solche Probleme haben? Sie scheinen einerseits nicht mit schlechten Fußballer bestückt zu sein, andererseits haben sie die angesprochenen Probleme. Der häufig genannte Grund, solchen Mannschaften fehle ein guter Stürmer, kann man bei Cissé nun auch wirklich nicht anbringen.
Sind die Gründe taktischer Natur, oder sind es nur individuelle Defizite? Wieviel Einfluss hat die Taktik überhaupt noch, wenn die Gegentore ausschließlich nach katastrophalen Fehler fallen?

Schönen Sonntag noch

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josua 19. Dezember 2011 um 23:12

Auch wenn ich gar nicht gefragt bin hab ich eine meinung zu deiner Frage 😉

Den Innenverteidigern fehlt die individuelle Klasse: Barth, Butscher und Krmas sind über den Zenit, Ferati noch nicht richtig angekommen; dazu kommt hinten rechts: Mudjar verletzt, Hinkel auch noch nicht voll drin ([wie bei Ferati] wird natürlich nicht einfacher, wenn´s nicht gut läuft), Schmid unerfahren.
Dazu kommt vorne die Abschlussschwäche (vor allem Makiadi und Putsila, neuerdings teilweise auch Cisse). Taktisch sind sie alles in allem eher überdurchschnittlich gut eingestellt, die Spielanlage meiner Meinung nach die reifste der gesamten Liga (höchstens noch Bayern mit Schweine ist vergleichbar).
Also: Die Gründe liegen in der individuellen Klasse der Spieler und der Dynamik, wenns nicht läuft.

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