Rückblick: Eine große Analyse zu Celtic Aberdeen -Der Finalsieg
Der Finalsieg
Jimmy Thelin änderte die taktische Ausrichtung seines Teams und ließ es gegen den Ball in einer anderen Formation agieren. Statt des bisherigen flachen 4-4-2-Systems trat Aberdeen nun in einem 5-3-2 an.
Der Wechsel zur neuen Formation brachte mehrere klare Vorteile mit sich, die wir im Folgenden näher erläutert wollen.
Personelle Veränderungen
In der neu gewählten Formation, dem 5-3-2, bildeten Keskinen und Nisbet das Sturmduo. Ihre Hauptaufgabe bestand erneut darin, den gegnerischen Sechser, McGregor, aus dem Spiel zu nehmen und dadurch das Aufbauspiel des Gegners entscheidend zu stören. Im zentralen Mittelfeld übernahm Shinnie die Rolle des Sechsers, wobei er in der Dreierreihe von Clarkson auf der linken und Palaversa auf der rechten Seite unterstützt wurde. Die defensiv neu organisierte Fünferkette setzte sich aus den Spielern Devlin, Knoester, Milne und Dorrington zusammen. Daher entschied sich Jimmy Thelin, zunächst auf offensive Stärke zu verzichten, indem er Morris und Gueye vorerst auf die Bank setzte. Beide Spieler sollten jedoch im späteren Verlauf des Spiels eingewechselt werden, um dann eine tragende Rolle zu übernehmen. Statt ihrer rückten Milne, ein Innenverteidiger, und Devlin, der als Außenverteidiger agiert, in die Startaufstellung und sorgten für eine verstärkte defensive Ausrichtung von Beginn an.
Strukturelle Veränderung und ihre Folgen
Nicht nur personelle, sondern auch strukturelle Anpassungen hatten einen maßgeblichen Einfluss auf den Verlauf des Spiels. Besonders in der Defensive zeigte Aberdeen eine deutlich verbesserte Organisation, wodurch es dem Team gelang, die Angriffe von Celtic effektiver unter Kontrolle zu bringen.
In diesem Zusammenhang haben wir die wichtigsten Aspekte ausführlich analysiert, um einen klaren Überblick darüber zu geben, welche Vorteile die Formationsumstellung mit sich brachte.
1.Ballnahe Überzahl
Im Vergleich zum Hinspiel gelang es Aberdeen, auf den Flügeln häufiger eine 4-gegen-3-Überzahl herzustellen, anstatt wie zuvor in einem 3-gegen-3-Duell agieren zu müssen. Dabei verteidigten sie auf dem Flügel folgendermaßen: Der Achter deckte den gegnerischen Außenverteidiger, Shinnie als Sechser kümmerte sich um den ballnahen Achter, wo er ein super Job machte, während der eigene Außenverteidiger den Außenspieler von Celtic übernahm. Dadurch war es häufig der Halbverteidiger, der als freier Mann agieren und als zusätzlicher Spieler in die Defensive eingreifen konnte.
Teilweise unterstützten auch Nisbet oder Keskinen, indem sie sich auf die ballnahe Seite zurückfallen ließen, um die Räume noch weiter zu verdichten. Der zentrale Unterschied im Vergleich zum 4-4-2 bestand darin, dass Aberdeen den ballfernen Außenspieler auflöste und stattdessen einen zusätzlichen Spieler auf der ballnahen Seite hatte.
Zwar entstand dadurch mehr Raum auf der ballfernen Seite, doch dies stellte für Aberdeen nur ein geringes Risiko dar, da Celtic in der Regel dazu neigt, mit wenigen Spielverlagerungen zu agieren.

Celtic will den Raum hinter Clarkson bespielen. Engels weicht auf den Flügel aus Shinnie folgt ihm die Tiefe Positionierung von Nisbet schneidet die Diagonale ins Zentrum ab. Gelb umrandet ist der freie Halbverteidiger, der etwaige Läufe aufnehmen kann.
2.Verbesserte Übergabe Übernahme
Ein weiterer wesentlicher Punkt basierte auf der verbesserten Übergabe- und Übernahme, die direkt auf den zuvor beschriebenen Vorteil aufbaute. Da der Halbverteidiger als freier Spieler agierte, konnte er immer wieder Tiefenläufe – etwa vom Außenverteidiger oder dem Achter – rechtzeitig aufnehmen. Dadurch war es Shinnie als Sechser möglich, seine Position oft zu halten, ohne permanet rückwärts verteidigen zu müssen.
Auch die Absprache und Organisation innerhalb der Defensive wurden dadurch deutlich verbessert. Je nach Positionierung des Achters konnte flexibel übergeben werden, was die Anpassungsfähigkeit des Teams erhöhte. Insgesamt war Aberdeen sehr gut organisiert und konnte so die zahlreichen Rotationen von Celtic effektiv auffangen.
Ein Beispiel dafür ist die horizontale Rotation zwischen dem Achter und dem Außenstürmer von Celtic: Während der Außenstürmer in einer hohen Position in der Halbspur agierte, rückte der Achter breit und hoch in die Außenspur. Im klassischen 4-4-2-System hätte dies zu erheblichen Zuordnungsproblemen geführt, da auf außen ein 2-gegen-1-Szenario gegen den Außenverteidiger entstanden wäre. Der Achter hätte in die Außenspur mitgehen müssen, wodurch in der Halbspur Räume entstanden wären, da die Spieler ihre Positionen verlassen hätten. Durch den Halbverteidiger konnte dieser jedoch den Außenspieler aufnehmen, während der Außenverteidiger nach außen pressen konnte und Shinnie seine Position stabil halten konnte.
3.Vorwärtsverteidigen / Durchschieben
Zudem konnte Aberdeen das Durchschieben deutlich besser gestalten, was in vielen Situationen einen klaren Vorteil brachte: Der Außenverteidiger konnte deutlich aggressiver herausrücken, ohne dass der Abstand innerhalb der Kette zu groß wurde, da der zusätzliche Spieler diese Lücke effektiv auffing. Besonders wenn Celtic durch Verlagerungen das Spiel schnell öffnete und Shinnie es nicht rechtzeitig schaffte, zur ballnahen Seite zu verschieben und den Achter zu übernehmen, konnte Aberdeen flexibel reagieren.
Auf der rechten Seite blieb Clarkson beim Achter, während Devlin Johnstone attackierte und Knoester häufig auf Kühn durchschob, der oft in die Halbspur rotierte. Auf der gegenüberliegenden Seite war es Dorrington, der regelmäßig aggressiv auf Bernardo herausrückte, teilweise fehlte hier die Absprache wie beispielweise in der 76. Minute wo Shinnie und Dorrington auf Bernado rausverteidigten das führte dazu das Jensen den einrückenden Taylor aufnehmen musste und so nicht auf Yung rausverteidigen konnte. Dadurch war Aberdeen in der Lage, auch bei schnellen Spielverlagerungen stabil zu bleiben und die Räume konsequent zu schließen, anders als im Hinspiel wo ihnen die Verlagerung häufig zum Verhängnis wurde.
4.Boxverteidigung
Auch in der Verteidigung des Strafraums zeigte Aberdeen dadurch eine größere Stabilität. Milne konnte dabei meist als Überzahlspieler am ersten Pfosten agieren und präsent sein. Selbst wenn es Celtic gelang, sich hinter die letzte Abwehrlinie zu kombinieren und den Ball in den Strafraum zu bringen, war Milne in der ersten Halbzeit stets in der Lage, alle Flanken sicher zu klären.
Dabei spielte selbstverständlich auch eine Rolle, dass Aberdeen im Vergleich zum Spiel vor zehn Tagen deutlich tiefer stand und sich dadurch generell besser an die Aktionen im Strafraum anpassen konnte. Auch hatte man mit Nominell Sechs Spielern im Zentrum – drei Innenverteidiger und drei Zentrale Mittelfeldspieler- mehr Personal in der Box. (das Prinzip der „vielen Beine“, also mehr Spieler in der Box, sorgt für eine größere Präsenz und erschwert gegnerische Aktionen durch eine Vielzahl an Körperteilen und damit mehr Abwehrmöglichkeiten). So war der Anschluss in der Box insgesamt verbessert, was die Defensive zusätzlich stabilisierte.
Nachteile des 5-3-2-Systems
Nun haben wir die Vorteile des 5-3-2-Systems dargestellt und was. Allerdings gab es auch Aspekte, die gegen diese Formation sprachen.
Durch das 5-3-2 verteidigte Aberdeen tiefer in der eigenen Hälfte, was Celtic teilweise ermöglichte, das Spiel am eigenen Strafraum der Dons zu gestalten.
Das lag auch daran, dass Aberdeen kaum Sequenzen mit hohem Pressing zeigte und das Spiel primär darauf ausgerichtet war, kein Gegentor zu kassieren. Die gewählte Formation erwies sich dabei als wenig geeignet für ein effektives hohes Pressing. In der ersten Halbzeit unternahm Aberdeen lediglich zwei Versuche, in ein hohes Pressing überzugehen, doch diese Übergänge zeigten deutliche Schwächen. Celtic konnte beide Male die Situation durch eine einfache Ablage auf McGregor auflösen.
Der Grund dafür lag in der Aufgabenverteilung der beiden Stürmer, die jeweils die Innenverteidiger von Celtic attackieren mussten. Da der Rest der Mannschaft nicht rechtzeitig nachschob, blieb McGregor unkontrolliert, da der ballferne Stürmer nicht in der Lage war, ihn unter Druck zu setzen.
Anders als im vorherigen Spiel, in dem Aberdeen aus dem 4-4-2-System heraus schnell in ein 4-2-4 nachschieben konnte und dadurch mehr Spieler für das Pressing zur Verfügung haben.
So hätte Aberdeen Zugriff im Hohen Pressing erlangen können
Wir haben uns Gedanken gemacht, wie man Celtic am besten hoch pressen könnte, und sind zu dem Schluss gekommen, dass es nicht unmöglich, sondern sogar effektiv sein kann, sie hoch anzulaufen. Die erste Halbzeit hat gezeigt, dass Aberdeen durch das tiefe Verteidigen dem konstanten Druck von Celtic ausgesetzt war, ohne Entlastung durch eigene Chancen nach hohen Ballgewinnen oder zumindest durch Ballbesitzphasen zu finden.
Diese Problematik wurde durch die 5-3-2-Formation zusätzlich verstärkt, da Aberdeen nach einer Balleroberung oft extrem weite Wege zurücklegen musste, was defenetiv ein Nachteil des 5-3-2 ist. Da einer der beiden Stürmer, meist Nisbet, tief mit zurückverteidigte, war Keskinen häufig allein gegen zwei Innenverteidiger und teilweise McGregor. Er musste versuchen, den Ball zu halten, was jedoch aufgrund des verzögerten Nachrückens selten erfolgreich war. Dies führte häufig zu Ballverlusten und gab Celtic die Möglichkeit, den Druck weiter zu erhöhen.
Dieser Umstand sorgte dafür, dass Celtic immer mehr Standardsituationen herausspielen konnte, von denen schließlich eine in der 38. Minute zum Torerfolg führte. Ein effektiveres, höheres Pressing hätte Aberdeen nicht nur defensiv entlastet, sondern auch mehr Kontrolle und offensive Möglichkeiten eröffnet.
Unser Ansatz für ein effektives hohes Anlaufen wäre wie folgt gewesen: Wir hätten uns an einem der aktuell größten Trends orientiert, der sich in Deutschland und vielen anderen Ländern durchgesetzt hat. Dieser Ansatz zielt darauf ab, zu verhindern, dass der Gegner einen freien Spieler findet – ein entscheidender Faktor, da Celtic über eine hohe individuelle Qualität auf dem Platz verfügt. Konkret hätten wir ein Mann-gegen-Mann-Pressing über das gesamte Feld angewandt, um den gegnerischen Spielfluss frühzeitig zu stören und klare Anspielstationen und damit das Ablagenspiel zu unterbinden.
Konkret würde unser Pressingplan wie folgt aussehen: Die beiden Stürmer wären für das Anlaufen der Innenverteidiger zuständig, während die Achter, Palaversa und Clarkson, auf die gegnerischen Außenverteidiger vorschieben würden. Shinnie hingegen würde McGregor, den Sechser von Celtic, direkt unter Druck setzen. Um die gegnerischen Achter aufzunhemen, würden die Halbverteidiger von Aberdeen hochrücken und diese Spieler übernehmen.

Unsere Idee eines aggressiven Mann gegen Mann . Nisbet würde Schmeichel vorsichtig anlaufen und Carter Vickers im Deckungsschatten haben.
Obwohl dies dazu führt, dass Aberdeen in der letzten Linie in einem 3-gegen-3 agiert, liegt der Fokus darauf, so viel Druck auf die erste Aufbaulinie von Celtic auszuüben, dass diese das Drei-gegen-Drei nicht gezielt bespielen können. Eine entscheidende Frage dabei ist, ob und wie der Torwart angelaufen wird, da Celtic ihn häufig in den Spielaufbau einbindet. Hier würden wir versuchen den Torwart grundsätzlich nicht anzulaufen und nur situativ mit einem der beiden Stürmer auslösen.
Falls Celtic versucht, die Situation durch eine Ablage zu lösen, wäre es von größter Bedeutung, dass der Flügelspieler nicht auf den Ablagespieler (Innenverteidiger) springt, wie es im Spiel zuvor der Fall war! Andernfalls könnte Celtic die Situation durch eine weitere Ablage ausspielen. Stattdessen würde Shinnie nach einer Ablage auf den Innenverteidiger durchlaufen. Keskinen sollte versuchen, so schnell wie möglich in die Rückwärtsbewegung zu gelangen, um McGregor aufzunehmen und ihn direkt zu decken. Dadurch könnten wir das Ablagenspiel effektiv unterbinden, da durch das Anlaufen aus dem Zentrum Celtic aktiv auf den Flügel gelenkt wird, wo wir direkten Zugriff herstellen könnten.
Celtics Flügelspiel mit viel Rotationen
Celtic hatte zwar viel vom Ball(84% in der ersten Halbzeit) aber dennoch große Schwierigkeiten gegen das 5-3-2, offensiv zu klaren Torchancen zu gelangen, obwohl sie diesmal in Bestbesetzung antraten und gute Lösungsansätze zeigten. Wie im vorherigen Spiel agierten sie aus einem 4-3-3-System, jedoch mit ihrem Stammpersonal. Auf den Flügeln spielten Kühn und Maeda, während Idah das Sturmzentrum besetzte. Engels ersetzte MCowan auf der rechten Acht, Carter-Vickers und Scales rückten für Nawrocki und Trusty in die Innenverteidigung, und die beiden Außenverteidiger Ralston und Schlupp wurden durch Johnston und Taylor ersetzt.
Celtic zeigte insgesamt mehr Variabilität in ihren Rotationen, was einerseits auf das eingesetzte Personal zurückzuführen ist. Besonders auf der rechten Seite kamen Spieler zum Einsatz, die sowohl in der Halbspur als auch in der Außenspur flexibel und effektiv agieren können, wie beispielsweise Nicolas Kühn. Andererseits spielte auch die veränderte Struktur des Gegners eine Rolle, die es Celtic durchaus erschwerte.
Auf den Flügeln zeigte Celtic eine Mischung aus effektiven und weniger erfolgreichen Rotationen. Während einige Bewegungsmuster tatsächlich wirkungsvoll waren und für Dynamik sorgten, blieben andere ohne nennenswerten Effekt. Aberdeen konnte diese dank ihrer neuen Grundordnung viel Rotationen gezielt und effektiv verteidigen, sodass sie keinen entscheidenden Einfluss auf das Spielgeschehen hatten.
Ein Beispiel hierfür ist die Rotation zwischen Bernardo und Taylor, bei der Bernardo auf die Außenverteidiger-Position rückte und Taylor die Achter-Position übernahm. Diese horizontale Positionsrotation, die ein typisches Element im Spiel von Celtic darstellt, erwies sich gegen Aberdeen jedoch als vergleichsweise wenig effektiv. Im Gegensatz zu anderen Formationen und strukturellen Anpassungen brachte diese Rotation nur begrenzten Erfolg. Die Dons konnten diese Bewegungen durch ihre angepasste Grundordnung und einer guten Organisation kontrollieren und dadurch deren Einfluss auf das Spiel minimieren.
Eine besonders effektive Rotation konnte man in der 8. Minute beobachten. Durch eine flache Positionierung von Johnston zog dieser Clarkson aus seiner Position, was vor allem auf der rechten Seite von Aberdeen effektiv war. Arne Engels bewegte sich daraufhin in die Außenspur, wodurch diese Zone mit drei Spielern überladen wurde.
Generell lässt sich feststellen, dass die Rotationen von Celtic besonders effektiv waren, wenn sie mit drei Spielern in der Außenspur agierten. Dadurch wurden die ursprünglichen Positionen verlassen, was Aberdeen vor Probleme stellte. Insbesondere Shinnie und der Halbverteidiger hatten Schwierigkeiten, die weiten Wege mitzugehen und so entstanden teilweise zordnungsprobleme. So auch in er 4. Minute als Engels auf die Rechtsverteidigerposition rotierte Johnston breit blieb und Kühn in leicht in die Halbspur einrückte. So attackierte Clarkson auf Engels, weshalb Johnstone kurzzeitig ohne Gegner blieb.
Für Aberdeen gestaltete es sich dadurch äußerst schwierig, eine klare Zuordnung herzustellen, da sowohl der Halbverteidiger als auch der Sechser sehr weite Wege zurücklegen mussten, um diese Überzahl zu neutralisieren. Infolgedessen gelang es Celtic, durch eine Ablage von Nicolas Kühn Engels in eine vielversprechende Position zu bringen.
Allerdings war dies eine der wenigen erfolgreichen Rotationen, die zudem nicht immer funktionierte, da Aberdeen äußerst effektiv im Rückwärtsverteidigen agierte. Ein Beispiel für eine weniger wirkungsvolle Rotation, die im Hinspiel noch gut funktioniert hatte, war das Einrücken des Außenverteidiger in die Halbspur, während der Außenspieler kurz entgegenkam. Vor allem auf der rechten Seite konnte Devlin hier durch sein aggressives Herausrücken die Situationen gut entschärfen. Er schaffte es häufig, durch ein aggressives Zweikampfverhalten Duelle für sich zu entscheiden oder Nicolas Kühn zu einem Rückpass zu zwingen, wodurch der Angriff an Dynamik verlor.
Die horizontalen Rotationen zwischen zwei Spielern zeigten ihre Wirkung meist erst durch die Einbindung eines Rückpasses. Ein Rückpass hat oft den psychologischen Effekt, dass die verteidigende Mannschaft die Situation als bereinigt wahrnimmt. Celtic nutzte dies geschickt aus, indem sie gezielt Rückpässe auf die Innenverteidiger spielten und darauf aufbauend neue Angriffsmuster einleiteten.
Ein Beispiel dafür war in der 16. Minute zu sehen: Nach einem Rückpass rotierte der Achter, der zuvor auf die Position des Außenverteidigers verschoben war, in die Halbspur. Dadurch zog er seinen Gegenspieler aus der Position und öffnete den Passweg nach außen, wohin sich in diesem Fall der Außenverteidiger bewegte. Diese Bewegungen schufen Raum und ermöglichten Celtic, ihre Angriffe gezielt über die Flügel fortzusetzen.
Gute Lösungsansätze aber kein Durchkommen
Celtic schaffte es nicht nur durch diese Bewegungsmuster, sich gelegentlich fast bis zur Grundlinie durchzukombinieren, sondern präsentierte darüber hinaus weitere vielversprechende Ansätze.
1.Einbindung des Ballfernen Achters
Wie bereits erwähnt, positioniert Celtic den ballfernen Achter häufig im Zehnerraum. Zunehmend war jedoch zu beobachten, dass der ballferne Achter auf die ballnahe Seite verschob, um dort ein zusätzliches Anspielangebot in der Halbspur zu schaffen. Dies erwies sich vor allem dann als effektiv, wenn der ballnahe Achter in die Tiefe ging. Dadurch gelang es Celtic zunehmend, aus der anfänglichen 4-gegen-3-Unterzahl am Flügel eine 4-gegen-4-Situation zu schaffen.
Celtic konnte die-4 gegen-4 Situation nun häufig wie folgt ausspielen: „von außen nach innen und wieder nach außen“. Kühn zog dabei oft mit dem Ball ins Zentrum, was Aberdeen dazu zwang, das Zentrum stärker zu verdichten. Anschließend spielte Celtic den Ball über ein Dreieck – unter Einbeziehung des ballfernen Achters, der häufig ohne Gegenspieler blieb, da der Halbverteidiger hier nicht immer herausverteidigte, während Shinnie sich auf den ballnahen Achter konzentrierte, also effektiv in ein 2-gegen-1 geriet – wieder nach außen, wohin ein Spieler rotierte.
Zudem verschaffte dieses Element Celtic deutlich mehr Kontrolle über das Spielgeschehen. Sie waren dadurch in der Lage, den Ball am Flügel zirkulieren zu lassen, ohne dass Shinnie im 2 gegen 1 effektiv eingreifen oder Druck ausüben konnte und es gelang den beiden Achtern, miteinander in Kombination zu kommen, was sie beim Pfostenschuss von Engels in der 63. Minute eindrucksvoll demonstrierten.
2.Doppelter Tiefgang
Ein häufig beobachtetes Element im Spiel war das gezielte Binden des Halbverteidigers von Aberdeen durch Tiefenläufe. Ziel dieser Aktionen war es, den Halbverteidiger entweder weit nach außen zu ziehen oder im Zentrum zu binden, um so Raum für einen weiteren Tiefenlauf zu kreieren. So musste teilweise der zentrale Innenverteidiger Milne auf den Flügel schieben, um diesen Spieler aufzunehmen. Doch was Celtic eigentlich bezweckten wollte, war Shinnie bzw. Clarkson oder teilweise sogar beide dazu zu zwingen in die letzte Linie zu verteidigen.
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Wirkung dieser Strategie zeigte sich in der 30. Minute. Der ballferne Achter war erneut auf die ballnahe Seite, wodurch Shinnie in eine 2-gegen-1-Situation geriet. Engels setzte einen tiefen Lauf in Richtung Strafraum an und zog dabei den Halbverteidiger mit sich. Dies öffnete Raum, den Bernado und Johnston sofort belaufen konnten, während Shinnie und Clarkson dadurch in der letzten Linie gebunden wurden.
Engels nutzte die entstandene Lücke, um selbst in den freien Raum aufzufüllen. Er versuchte, mit einem Spiel über den Dritten auf den Einlaufenden Bernado den Angriff fortzusetzen. Leider war der entscheidende Pass nicht präzise genug, sodass die Situation nicht zum Abschluss führte.
Auch beim Pfostenschuss von Engels, der vorhin schon erwähnt wurde, gelang dies gut. Johnstone und banden Halbverteidiger und Shinnie in der letzten Linie. So konnte Kühn durch eine flache Positionierung Devlin rausziehen und mit einem Innenbahndribbling in den dadurch frei gewordenen Raum die Situation einleiten.
3.Rausziehen des Halbverteidigers
Wie bereits erwähnt, ging es häufig darum, den Halbverteidiger gezielt zu manipulieren – und das geschah nicht nur durch Tiefenläufe. Denn Aberdeen übergab den Achter ab einer bestimmten Zone häufig an den Halbverteidiger. Celtic versuchte dies auszunutzen, indem sie den Halbverteidiger so herauslockten, um den dahinterliegenden Raum beispielsweise mit einem Tiefenlauf des ballfernen Achters gezielt zu bespielen.
4.Verlagerung im letzten drittel
Ein Aspekt, den Celtic in der Anfangsphase zu selten nutzte, war die gezielte Verlagerung in den ballfernen Halbraum. Da Aberdeen auf der ballnahen Seite meist einen Spieler mehr hatte, war die ballferne Halbspur nicht besetzt. Gerade in der Anfangsphase hätte Celtic mehrfach die Möglichkeit gehabt, das Spiel diagonal dorthin zu verlagern. Gegen Ende der ersten Halbzeit zeigte Celtic dieses Element jedoch vermehrt und erspielte sich dadurch in der 28. Minute eine Chance – einen Distanzschuss von Taylor.
In der zweiten Halbzeit waren Verlagerungen im letzten Drittel deutlich häufiger zu beobachten. Dadurch gelang es Celtic immer wieder, Kühn und später Forrest in vielversprechende Eins-gegen-eins-Duelle zu bringen.
Ablagenspiel als weiterer Aspekt des Spiels von Celtic
Celtic zeichnet sich grundsätzlich nicht nur durch ihr Flügelspiel, sondern auch durch ein starkes Ablagenspiel und das gezielte Spiel über den dritten Spieler aus. Diese Herangehensweise war insbesondere gegen hohes Pressing auffällig und wurde ausführlich analysiert. Doch auch gegen einen tieferen Block nutzt Celtic Ablagen, um eine zusätzliche Ebene zu überspielen und durch eine präzise Ablage einen Spieler in eine günstige Position mit offenem Fuß zu bringen.
Im Zentrum war dieses Muster über die gesamte Saison hinweg häufig zu beobachten. Ein typisches Beispiel ist das Ablegen des Balls von einem Achter auf den Sechser, der dadurch freigespielt wird. Dies liegt daran, dass viele Teams, wie auch Aberdeen, mit beiden Stürmern den direkten Passweg blockieren, den Sechser jedoch nicht in Manndeckung nehmen. Dadurch kann dieser oft mit einem Bewegungsvorsprung agieren.
Beim 5:1-Sieg war dieses Ablagespiel effektiver als im Finale. Der Grund dafür liegt in der unterschiedlichen Ausgangssituation: Gegen das 4-4-2 von Aberdeen konnte Celtic durch die Ablage eine 3-gegen-2-Überzahl im Zentrum erzeugen, während es im Finale gegen das 5-3-2 zu einer ausgeglichenen 3-gegen-3-Situation kam.
In der zweiten Halbzeit war es vor allem McGregor, der immer wieder durch diagonale Zuspiele vom Flügel angespielt wurde, wobei er sich aktiv mit eingebunden hatte und dadurch Überzahl und damit gefährliche Angriffe einleiten konnte. Es ist jedoch auch anzumerken, dass Aberdeen phasenweise zunehmend Schwierigkeiten hatte, die Organisation im Mittelfeld aufrechtzuerhalten.
Die 2. Hälfte
Personell nahm Brendan Rodgers in der 66. Minute einige Anpassungen vor: McCowan ersetzte Engels, während Forrest für Kühn und Yang für Idah eingewechselt wurden. Dadurch rückte Maeda, der zuvor auf der linken Außenbahn gespielt hatte, ins Sturmzentrum. Mit diesen Umstellungen gelang es Celtic, im Zentrum häufiger Überzahl herzustellen und ein schnelles Kombinationsspiel im Zwischenlinienraum aufzuziehen, wie eindrucksvoll in der 68. Minute zu sehen war.
Brendan Rodgers nahm zudem gezielte Anpassungen an seiner Strategie vor. Bereits in der ersten Halbzeit setzte die Mannschaft den ballfernen Achter im Zehnerraum gezielt durch lockende Anspiele ein. Diese Rolle übernahm häufig Bernado, da sich das Spielgeschehen überwiegend über die rechte Seite entwickelte. Die lockenden Anspiele hatten eine doppelte Wirkung: Einerseits wurde Shinnie, der zentrale Mittelfeldspieler von Aberdeen, aus seiner Position im Zentrum gezogen, sodass er auf der ballnahen Seite fehlte. Andererseits zwang diese Spielweise Aberdeen dazu, das Zentrum enger zu verteidigen, was wiederum Räume auf den Flügeln öffnete.
In der zweiten Halbzeit intensivierte Celtic diese Strategie und setzte sie noch gezielter ein, was den Druck auf Aberdeen maßgeblich erhöhte. Der Fokus verlagerte sich zunehmend auf das Bespielen des Zentrums, wodurch Aberdeen konsequent dazu gebracht wurde, seine Defensive anzupassen.
Das Hauptziel bestand darin, Aberdeen dazu zu verleiten, ihre Verteidigung stärker auf das Zentrum zu konzentrieren, wodurch an den Außenbahnen Räume geschaffen wurden, die Celtic konsequent für ihr Angriffsspiel nutzen konnte. Dadurch ergaben sich häufig Gleichzahlsituationen, in denen 3-gegen-3-, 2-gegen-2- oder sogar isolierte 1-gegen-1-Duelle entstanden. Diese Situationen spielte Celtic dank ihrer individuellen Überlegenheit und ihrer gut abgestimmten Kombinationen immer wieder geschickt aus und brachte Aberdeen so in große Bedrängnis.
Auch Aberdeen nahm Anpassungen vor, sodass Palaversa häufiger auf der Sechser-Position zu sehen war, während Shinnie auf die rechte Acht rückte. Diese Veränderung dürfte vor allem auf athletische Überlegungen zurückzuführen sein. Dennoch zeigte Shinnie auch in dieser Rolle, ebenso wie Aberdeen insgesamt, eine hohe Disziplin. Besonders auffällig war, wie konsequent er sowie Aberdeen grundsätzlich in der zweiten Halbzeit auf die ballferne Seite verschob, um dort den ballfernen Achter effektiv zu bearbeiten.
Aberdeen mit wenig Ertrag im Ballbesitz
So diszipliniert Aberdeen auch verteidigte, so verbesserungswürdig war ihr Spiel mit dem Ball. Dies war einer der Hauptgründe für den geringen Ballbesitz. Der Matchplan war äußerst simpel: Lange Bälle sollten Fehler im Aufbau vermeiden. Allerdings war die Umsetzung nicht immer optimal.
Häufig positionierten sich die Achter sowie Shinnie etwas flacher, um Celtics stark mannorientiertes Mittelfeld rauszuziehen. Zielspieler für die langen Bälle war zumeist Nisbet, der sich generell etwas zurückfallen ließ. Keskinen hingegen übernahm die Aufgabe, die Tiefe zu bedrohen.
Um die zweiten Bälle zu sichern, agierten die beiden Außenverteidiger etwas eingerückt. Diese Maßnahme war jedoch nur begrenzt effektiv, da das Mittelfeld von Aberdeen häufig durch das Rausziehen sehr flach stand und die Außenverteidiger nur leicht ins Zentrum rückten. Dadurch entstanden offene Räume im zentralen Mittelfeld, wo Celtic die zweiten Bälle aufsammeln konnte.
Dies lag vor allem daran, dass Nisbet nur selten Kopfballduelle für sich entscheiden konnte. Zudem verteidigte Celtic hervorragend nach hinten und zeigte eine ausgezeichnete Tiefenstaffelung, die es Aberdeen erschwerte, aus den langen Bällen Kapital zu schlagen.
Auch das Nachrücken und das kompakte Verschieben auf zweite Bälle funktionierte nicht immer optimal, was Celtic nach Ballgewinnen zu großen Torchancen verhalf. Ein Beispiel dafür war in der 20. Minute zu sehen, als die Innenverteidiger von Aberdeen mit einem kurzen Anspiel rechneten, Mitov jedoch einen langen Ball spielte, der ohne klares Konzept ausgeführt wurde. Dieser wurde von Celtic sofort abgefangen und kam, wie ein Bumerang zurück, wodurch eine gefährliche Situation für Aberdeen entstand.
Die von Aberdeen genutzte Struktur im Spielaufbau war ein asymmetrisches 3+1-System. Dabei agierten Knoester und Milne als zentrale Spieler der Dreierkette, während Dorrington auf die Position des linken Außenverteidigers rückte. Gleichzeitig übernahm Mitov die zentrale Rolle im Aufbau.
Aberdeen wählte nur selten den flachen Spielaufbau, was sowohl auf das effektive und gut organisierte Pressing von Celtic als auch auf den Fokus zurückzuführen war, unnötige Risiken im eigenen Drittel zu vermeiden. Ein Beispiel gab es in der 58. Minute, als sie versuchten, flach aufzubauen. Dabei zeigte sich ein Ablauf, der auch in der ersten Halbzeit häufiger zu beobachten war: Die Clarkson der Achter positionierten sich auf der linken seite – wo die seite durch die Asymmetrie nur einfach besetzt war – breit, um den Raum hinter den Flügelspielern von Celtic zu nutzen. Diese Räume entstanden, weil Celtic mit den Flügelspielern Druck auf die Halbverteidiger ausübte.
Hier offenbarte Aberdeen einen sehr effektiven Ansatz: Nisbet ließ sich fallen, und durch ein präzises Kurzpassspiel mit Gueye gelang es ihnen, das Spiel auf den ballfernen Außenverteidiger zu verlagern. Dieser Ansatz hätte auch bereits in der ersten Hälfte durch gezielte Diagonalbälle genutzt werden können.
Doch auch hierbei zeigte sich, woran Aberdeen noch arbeiten kann: die Präzision und Qualität im Zusammenspiel. Statt den Ball präzise in den Vorderfuß von Jensen zu spielen, geriet Gueyes Pass etwas ungenau, sodass der Ball im Aus landete.
Jimmy Thelins Matchplan, das Spiel so lange wie möglich offen zu halten und am Ende dann offensiv einzuwechseln ging voll auf. In der 80. Minute brachte er dann frisches Offensivpersonal und wechselte Morris, Palaversa und Dabbagh für Nisbet, Clarkson und Dorrington ein.
Zuvor hatte er bereits Gueye für Keskinen eingewechselt, der mit seiner Power frischen Schwung ins Spiel brachte und lange Bälle verlängern konnte. Besonders Morris sorgte jedoch für neuen Elan. Zusammen mit Jensen bildeten sie ihr gewohntes Flügelpärchen und leiteten auch das 1:1 ein: Jensen band den Außenverteidiger innen, wodurch Morris frei wurde und diesen blockte. Morris brachte den Ball in die Mitte, und durch einen Torwartfehler konnte Aberdeen den Ausgleich erzielen.
Fazit
Am Ende ging Jimmy Thelins Plan auf: Aberdeen setzte sich im Elfmeterschießen gegen das große Celtic durch – ein Ergebnis, das den auf defensive Stabilität ausgerichteten Matchplan vollauf bestätigte. Das 5-3-2-System war eine gut durchdachte Strategie, die insbesondere in der ersten Halbzeit effektiv umgesetzt wurde.
Allerdings zeigte Aberdeen mit Ball noch Potenzial nach oben. Die Einwechslungen gegen Ende des Spiels brachten jedoch frischen offensiven Schwung, und das Team setzte alles daran, die Angriffslinie weiter nach vorne zu schieben. Auch wenn daraus nur wenige klare Torchancen entstanden, konnte Aberdeen durch einen Torwartfehler sich in die Verlängerung retten und später das Spiel im Elfmeterschießen entscheiden.
Letztlich ist Celtic mit seinen individuell Spielern auf jeder Position deutlich überlegen. Umso beeindruckender ist es, dass Aberdeen nach 35 Jahren wieder den Pokal gewinnen konnte und sich somit doch noch international qualifiziert hat. Besonders vor dem Hintergrund, dass die Mannschaft nach einer starken Hinrunde in der Rückrunde an Konstanz verlor und schließlich nur den fünften Platz belegte, der nicht für die Europa-Qualifikation gereicht hätte, ist dieser Triumph ein außergewöhnlicher Erfolg.
VR: VR ist bei einem Traditionsreichen Reginalligisten im Analysebreich tätig. Sein Größter Traum ist es langfrisistig irgenwann mal mit diesem Verein in der Champions League aufzulaufen. Kurzfrisitig ist das Ziel der Aufstieg in Liga 3.
SR: Studiert Geschichte und Philosophie, was man an seinen Texten an der einen oder anderen Stelle merkt. Neben dem Studium schreibt er Gegneranalysen für einen Schweizer viert Ligisten und versucht jedes mögliche Fussballspiel zu sehen.
RO: Ist sich sicher, er liebt den Fußball. Seit 12 Jahren versucht er Ihn aus allen erdenklichen Blickwinkeln
zu betrachten. Um letztendlich rauszufinden, was es überhaupt bedeutet den Fussball zu lieben.
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