Kampfgeist siegt: Türkei bezwingt Österreich im EM-Achtelfinale

1:2

Mit einem 2:1-Sieg über Österreich zog die Türkei überraschend ins Viertelfinale der Europameisterschaft ein. Vincenzo Montella stellte seine Mannschaft sehr gut auf das Spiel ein, aber das Spiel, das in der ersten Halbzeit noch ausgeglichen war, wurde sehr einseitig durch das Zurückziehen der Türken und die Anpassungen, die Ralf Rangnick mit Anpfiff der zweiten Halbzeit machte.

Nach dem Testspiel zwischen Österreich und der Türkei, das mit einem deutlichen 6:1-Sieg für die Österreicher endete, und nach einer beeindruckenden Gruppenphase gingen die Österreicher als klare Favoriten in das letzte Achtelfinalspiel der Europameisterschaft 2024 gegen die Türkei. Die Türken hingegen zeigten in der Gruppenphase, dass sie eine qualitativ gute und junge Mannschaft haben, die jedoch in der Defensive sehr anfällig ist. Zwar haben die Türken immer wieder gute Leistungen gezeigt, phasenweise spielten sie jedoch auch sehr schlecht. Dadurch war man sich bei der türkischen Mannschaft nie sicher, welche Leistungen sie in einem Spiel abrufen würden.

Im Achtelfinalspiel gegen Österreich starteten die Türken im Gegensatz zu ihren bisherigen Gruppenspielen mit einer 5-2-3-Formation. In der Gruppenphase spielten sie meist in einer 4-6-0 ohne einen echten Stürmer, sondern mit einer falschen 9. Diesmal setzten sie jedoch auf eine 5-2-3-Formation. Kaan Ayhan rückte dabei aus dem Mittelfeld in die Abwehr zurück. Die Österreicher hingegen begannen wie gewohnt mit ihrem bewährten 4-2-3-1-System.

Frühe Führung und Erste Halbzeit

Noch bevor sich die beiden Mannschaften aufeinander einstellen konnten, gewannen die Türken in der ersten Minute einen Eckball nach einem Ballgewinn und einem schnellen Zuspiel zwischen Arda Güler und Barış Alper Yılmaz. Der Eckball, getreten von Arda Güler, wurde mit Schwung auf den ersten Pfosten zum Tor geschlagen. Es kam zu einer kleinen Karambolage im Strafraum, bei der Pentz den Ball auf der Linie nach vorne klären konnte. Doch Merih Demiral schloss ab und die Türken gingen bereits in der ersten Minute in Führung. Diese frühe Führung spielte den Türken in die Karten, da sie nun hinten kompakt standen und durch gezielte Konterangriffe vorstoßen konnten. Die erste Halbzeit spielte sich hauptsächlich im Mittelfeld ab, mit vielen Zweikämpfen und Ballverlusten auf beiden Seiten, jedoch wenigen Torchancen.

Österreichisches Pressing und türkische Taktik

Die Österreicher begannen ihr Pressing etwa 30 Meter vor dem Tor der Türken oder erst ab der Mittellinie. Wenn sie pressten, schlugen die Türken den Ball lang und hofften darauf, den zweiten Ball im Mittelfeld zu erobern und schnell zum Tor zu spielen. Wenn jedoch kein Pressing stattfand, spielte der Torwart gerne auf die beiden Innenverteidiger Abdülkerim und Kaan Ayhan. Diese spielten den Ball entweder diagonal auf die Flügelspieler oder weiter zu ihren Außenverteidigern. Eine häufige Taktik der Türken war die diagonale Seitenverlagerung, um die österreichischen Verteidigungsketten auseinanderzuziehen und so den Flügelspielern mehr Raum zu geben.

Im Ballbesitz formierten sich die Türken in einem 3-4-1-2-System. Güler ließ sich auf die 10er-Position fallen, während die Flügelspieler als Stürmer agierten und die Außenverteidiger nach vorne schoben. Er versuchte, den Ball hinter die Abwehrketten der Österreicher zu spielen und die Flügelspieler in gute Positionen zu bringen. Die Türken zeigten sich sehr ballsicher und hatten nur wenige Ballverluste. Beide Mannschaften versuchten, nach Ballgewinnen schnell und direkt nach vorne zu spielen.

Vincenzo Montellas Taktischer Plan

Vincenzo Montella, der türkische Trainer, hatte einen klaren Plan: Er wollte verhindern, dass die Österreicher das Spiel schnell aufbauen konnten. Deshalb setzte er auf eine Mann-zu-Mann-Deckung bereits beim Spielaufbau der Österreicher vom Tor aus. Die beiden Flügelspieler Yildiz und Yilmaz deckten die Innenverteidiger Danso und Lienhardt, während Güler und Kökcü Seiwald und Laimer bewachten. Die Außenverteidiger Kadıoğlu und Müldür rückten weit nach vorne, um die österreichischen Außenverteidiger zu decken.

Dies führte dazu, dass Patrick Pentz kaum Möglichkeiten hatte, das Spiel schnell zu eröffnen. Die Österreicher mussten entweder versuchen, freie Räume zu finden, oder den Ball lang nach vorne schlagen. Wenn der Ball lang geschlagen wurde, war dies ein Vorteil für die Türken, da sie in der Luft die Oberhand behielten und den Ball gut abfangen konnten. Alternativ konnte Pentz auf die Außenverteidiger Mwene oder Posch spielen, die jedoch am Ball nicht besonders stark waren. Durch das konsequente Pressing gelang es den Türken häufig, den Ball zu erobern.

Schwieriger Weg für die Österreicher

Die Österreicher, die den Großteil der 90 Minuten am Ball waren, hatten Schwierigkeiten, in den Strafraum der Türken vorzudringen. Arnautovic versuchte immer wieder, einen Innenverteidiger herauszuziehen, aber Ismail Yüksek füllte die Lücke oder kompensierte das Fehlen des Innenverteidigers gut. Die Österreicher hielten sich in der türkischen Hälfte fest, kamen aber nicht in den Strafraum. Sie versuchten immer wieder, über die Außenbahnen ins Zentrum zu gelangen, doch die Türken standen kompakt, vor allem im Mittelfeld. Da sie ohne echte Stürmer spielten, konnten die Mittelfeldspieler und Flügelspieler sehr kompakt um den Strafraum stehen und die Angriffe der Österreicher effektiv abwehren.

Ecken auf den ersten Pfosten

Ecken auf den ersten Pfosten erwiesen sich in diesem Spiel als äußerst gefährlich und entscheidend. Alle drei Tore fielen auf ähnliche Weise. Das erste Tor der Türken resultierte aus einer Ecke, die auf den ersten Pfosten geschlagen wurde von Güler. In der daraus resultierenden Karambolage konnte der Ball schließlich im Tor untergebracht werden. Auch das zweite Tor der Türken fiel nach einer präzisen getretenen Ecke von Güler auf den ersten Pfosten, bei dem der Ball direkt vom Verteidiger Demiral verwandelt wurde.

Die Österreicher zeigten ebenfalls ihre Stärke bei Standardsituationen. Nach einer Ecke auf den ersten Pfosten wurde der Ball geschickt weitergeleitet und schließlich am zweiten Pfosten ins Tor durch Gregoritsch befördert. Das Spiel war geprägt von intensiven Momenten, bei denen die Eckbälle immer wieder für Gefahr sorgten. Zwei weitere brenzlige Situationen auf beiden Seiten entstanden ebenfalls durch diese gezielten Ecken, die das Spielgeschehen spannend und unvorhersehbar machten.

Zweite Halbzeit und Anpassungen

Mit Beginn der zweiten Halbzeit nahm die österreichische Mannschaft zwei Wechsel vor: Linksverteidiger Mwene wurde durch Prass ersetzt, und Gregoritsch kam für Schmid ins Spiel. Die Österreicher änderten ihre Formation von einem 4-2-3-1 zu einem 4-2-2-2. Die Größe und Präsenz von Gregoritsch im Sturm neben Arnautovic stellte einen klaren Vorteil dar, da die Innenverteidiger der Türken nun mit zwei Stürmern zu kämpfen hatten. Dies ermöglichte es den Außenspielern Sabitzer und Baumgartner, häufiger in gute Positionen zu kommen, was die türkische Verteidigung zunehmend unter Druck setzte.

In der zweiten Hälfte versuchten die Türken, die Österreicher ab der Mittellinie zu stellen und dort den Ball zu erobern. Ihr Plan war es, nach Ballgewinnen schnell über die Mittelfeldspieler sowie die beiden Außenverteidiger, die die Flügelspieler unterstützten, nach vorne zu spielen. Die Außenverteidiger zogen die Linie entlang, während die Flügelspieler in die Mitte oder an die Strafraumgrenze vorrückten. Auf diese Weise versuchten die Türken, schnell in den Angriff zu kommen.

Als die Österreicher immer dominanter wurden, erzielten die Türken in der 58. Minute ihr zweites Tor, was die Druckphase der Österreicher vorübergehend unterbrach. Dennoch begannen die Österreicher nach dem Tor wieder verstärkt zu drücken und kamen zu immer besseren Chancen. Dies führte schließlich zum Anschlusstreffer, der die Mannschaft erneut motivierte.

In der 78. Minute nahm die türkische Mannschaft wichtige Wechsel vor: Arda Güler und Kenan Yildiz wurden durch Kerem Aktürkoğlu und Okay Yokuşlu ersetzt. Danach stellten die Türken auf ein 5-3-2-System um, ohne falsche Neuner, aber mit zwei Flügelspielern vorne. Die Türken zogen sich weit zurück und konzentrierten sich fast ausschließlich auf die Verteidigung. Vorne waren sie kaum noch effektiv und kamen nur durch einzelne Aktionen gelegentlich aus den Pressingphasen der Österreicher heraus.

Die größte Torchance der Österreicher

Die größte Torchance hatten die Österreicher in der 90. plus vierten Minute. Der Linksverteidiger Prass spielte von der linken Seite eine Flanke in den Strafraum. Baumgartner kam frei zum Kopfball, der mit einem XG-Wert von 0,94 bewertet wurde. Mit einem beeindruckenden Reflex klärte der türkische Torwart Mert Günok den Ball noch von der Linie und verhinderte so den späten Ausgleich und sicherte den Viertelfinaleinzug der Türkei.

Fazit

Vincenzo Montella und die türkische Mannschaft hatten sich hervorragend vorbereitet und das nötige Spielglück auf ihrer Seite. Sie zeigten Herz, Kampfgeist und gaben alles bis zur letzten Minute. Mit großem Einsatz und taktischer Disziplin kämpften sie sich ins Viertelfinale. Statistisch gesehen wäre ein Sieg der Österreicher verdienter gewesen, aber Fußball lebt von solchen Überraschungen und Emotionen, die die Türken an diesem Tag vollkommen auf den Platz brachten.

FY ist leidenschaftlicher FM-Spieler mit einem Auge für Talent, der ein Jahr als Intern Scout Erfahrung im Profifußball sammeln konnte.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*