FC Schalke 04 – 1.FC Nürnberg 4:0

Grundformationen

Mit einem überzeugenden 4:0 gegen Nürnberg untermauert Schalke seine Ambitionen.

Vor dem Spiel mussten beide Trainer einige Veränderungen vornehmen, da ihnen wichtige Spieler fehlten. So mussten die Hausherren die verletzten Höwedes und Farfan durch Uchida und Baumjohann ersetzen, während die Nürnberger ohne Torjäger Pekhart auskommen mussten. Im Gegensatz zu Schalke liefen sie ansonsten allerdings nicht mit der erwarteten Elf auf, da vor allem die Aufstellungen von Hegeler und Didavi nicht unbedingt zu erwarten gewesen waren.

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Es war ein Spiel, über das man nicht sonderlich viel schreiben kann. Eine verunsichert wirkende und aufgrund der Umstellungen wenig abgestimmte Mannschaft der Nürnberger war dem Gegner auch qualitativ klar unterlegen und lud mit einigen einfachen Fehlern die Schalke zum neuen Konterspiel ein. Folglich wurde das Ergebnis stark durch relativ wenig mit Taktik zusammenhängende Faktoren wie Form, Selbstbewusstsein, bloße Qualität und individuelle Fehler entschieden – oder auch, wie es Nürnbergs Trainer Hecking ausdrückte: Naivität.

Das ist einfach zu naiv. Was hilft es, wenn wir gut mitspielen? Bis zum Sechzehnmeterraum ist das alles hübsch. Was dann passiert, ist nicht bundesligareif. Das muss man heute wieder ganz klar formulieren. Auch im Abwehrverhalten. In beiden Strafräume fehlt uns die Konsequenz. Der Gegner hat uns heute vorgemacht, wie man agieren muss. Wenn man den Bock umstoßen will, braucht man diese Konsequenz. Die fehlt mir im Moment bei vielen Spielern von uns. Das sieht ganz hübsch aus, aber letztendlich ist es dann doch zu wenig.

Nürnberg fehlt die Konsequenz vorne…

In der Tat ist die eine sehr treffende Beschreibung des Spiels. Die Nürnberger dominierten zwar über weite Strecken den Ballbesitz (58 %), doch konnten sie daraus kaum etwas Sinnvolles machen. Zwar war man vorne in der Theorie recht flexibel aufgestellt, doch in der Praxis schlug sich dies eher in leichter Konfusion nieder – vor allem aber in fehlender Durchschlagskraft, da es an Abstimmung fehlte, manche Räume nicht genutzt wurden und man über keine Präsenz in vorderster Front und keine sichere Anspielstation verfügte – bei Kontern funktionierte die Taktik des zurückfallenden Mittelstürmers und den situativen Vorstößen in die in der Tiefe geschaffenen Räume recht gut und brachte auch die beste Nürnberger Chance durch einen Schuss von Eigler, doch häufig, vor allem wenn die Schalker geordnet waren, zeigten ihre beiden Innenverteidiger eine herausragende Leistung, rückten heraus und klärten.

Auch im Mittelfeld konnten sich die Nürnberger nicht durchsetzen und fanden eine ähnliche Situation vor. Ihre Innenverteidiger konnten sich in der hintersten Reihe ungehindert den Ball zuspielen, da die Schalker sich zurückzogen, doch fanden sie im Mittelfeld kaum Anspielstationen, da die Schalker hier alles zustellten. Huntelaar und Raúl fielen diszipliniert zurück und rissen erneut vorbildliche Laufstrecken ab, während Holtby und Jones jeweils auf ihre Weise einen hervorragenden Job in der Defensive machten und das Zentrum kontrollierten.

… hinten gegen starke Schalker, die ihrerseits gut kontern

Dabei rückte Holtby etwas vor, während Jones dahinter den omnipräsenten Abräumer gab, so dass man durch das Zurückweichen der beiden äußeren Mittelfeldspieler geometrisch gut aufgestellt war und durchaus nahe an das vielmals gerühmte 4-1-3-1-1 herankam. Dies war auch der Grund, warum die Nürnberger trotz einer modernen wie interessanten Maßnahme so harmlos blieben – durch Hegeler, Didavi, Frantz und Esswein, die alle auf die linke Seite abkippten, sowie den aufrückenden Plattenhardt stellte man hier eine Überzahl her (50 % der Nürnberger Angriffe gingen über links) und hätte Schalke überladen können, doch wie in der Spielgrafik wurde Hegeler von Raúl, Baumjohann, Holtby und Jones und Didavi von Baumjohann, Jones und Uchida eingeengt und isoliert, so dass die beiden sehr offensiven Außenverteidiger mit ihrem Hinterlaufen die einzigen konstanten und wirklichen Gefahrenquellen waren, allerdings bei ihren Flanken wie die ganze Mannschaft unproduktiv und inkonsequent blieben – Matip und Papadopoulos verteidigten diese Bälle gut.

Dank ihrer starken Defensivleistung konnten die Schalker viele Bälle erobern, doch die Nürnberger schenkten ihnen mit ihren Fehlern auch hervorragende Ballgewinne und daraus resultierende Konterchancen, die Schalke schnell und in typischer Manier zu Ende spielte – die ersten drei Treffer fielen allesamt nach schnellen Gegenzügen im Anschluss an einen Nürnberger Ballverlust im Mittelfeldzentrum. Baumjohann zeigte vielversprechende Ansätze (aber auch Schatten), Holtby durfte aufrücken und zeigte hier eine sehr intelligente und spielfreudige Leistung, Huntelaar präsentierte sich in seiner Torjäger-Form. Es waren nicht viele Chancen für die Schalker (11:14 Schüsse), doch sie waren brandgefährlich und oftmals erfolgreich. Erneut muss hier auch die schwache Nürnberger Organisation angemerkt werden, besonders aber das lasche und  pomadige Verhalten individueller Spieler.

Fazit

Stevens hat Schalke eine Kontertaktik verschrieben, welche bisher sehr gut aufgeht. Hinten steht man beeindruckend sicher, alle Spieler arbeiten, auch effektiv, mit und bringen ihre Qualitäten ein, vorne spielt man schnell in die Spitze, wo man mit Huntelaar über einen Klassemann verfügt. Zwar sollte man sich nicht zu sehr auf ihn und die eigene reaktive Taktik verlassen, doch insgesamt muss man klar sagen, dass die Gelsenkirchener sowohl im Hinblick auf den weiteren Saisonverlauf als auch auf das Topspiel-Derby gegen Dortmund sich gut vorbereitet sehen können.

Bei Nürnberg sollte man sich hinterfragen und einige kleinere Dinge ändern. Vor allem muss man schleunigst die Verunsicherung in der Mannschaft in den Griff bekommen. Anzeichen für eine Verbesserung der psychologischen Situation zeigte Hecking mit obigen Worten – er vermittelt günstige Attributionsmuster, indem er den Misserfolg in dieser Partie auf Ursachen schiebt, die man selbst kontrollieren kann und auf jeden Fall verbessern muss.

Dass man den Abstiegskampf längst realisiert hat, dürfte von entscheidender Wichtigkeit sein, und nun muss man positiv und kontinuierlich weiter arbeiten und wird nach einigen unglücklichen Spielausgängen zuletzt auch belohnt werden. An dieser Stelle ein Plädoyer für Dieter Hecking, einen Trainer mit ausgewiesener Fachkompetenz und einem guten Umgang mit jungen Spielern, der einiges in Nürnberg leistete, aber bei den Medien nicht unbedingt im besten Ruf steht und für diese Saison einige erzwungene Umstellungen im Mannschaftsgefüge bewältigen und lenken muss.

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