Bolton Wanderers – Manchester United 0:5
Manchester United zeigt erneut das Gesicht dieser Saison – offensiver Fußball, viele Chancen, viel Unterhaltung und viele Tore prägen die Spiele, wie diesmal auch beim 5:0 bei den Bolton Wanderers.
Sir Alex Ferguson setzte erneut auf seine fluide Offensivabteilung, wobei Chicharito den verletzten Welbeck ersetzte, während statt Smalling Kapitän Rio Ferdinand in der Startformation stand, so dass Jones nach rechts wechselte. Cleverley verletzte sich früh und wurde durch Carrick ersetzt.
Auf der anderen Seite hatte der Gastgeber aus Bolton das dritte Spiel seines Hammerprogramms vor sich – nach Spielen gegen Manchester City und Liverpool ging es nun gegen den Titelverteidiger. Im Vergleich zur Niederlage an der Anfield Road vor zwei Wochen brachte Trainer Owen Coyle im gewöhnlichen 4-4-2 Mark Davies für den verletzten Muamba sowie Boyata für Steinsson in die Mannschaft.
Und die Situation für die Wanderers war auch die gleiche wie am letzten Spieltag: Man traf auf einem individuell überlegenen und sich in guter Form präsentierenden Gegner mit einer fluiden und variablen Offensive.
Räume zwischen den Linien und im Mittelfeld
Das Hauptproblem war, dass man auch in diesem Spiel zu viele Räume zwischen den Linien ließ. Weil man recht früh attackierte, um United ein wenig aus dem Rhythmus zu bringen, die Abwehr aber recht tief stand, wurde das Spielfeld zwangsläufig gestreckt, was dann zu jenen Räumen führte.
Dank der Unterstützung von Torwart de Gea (doppelt so viele Pässe wie sein Gegenüber, die viertmeisten aller Spieler,deutlich kürzer) gelang es meistens, hinten heraus und die erste Welle Boltons zu überspielen, so dass das frühe Attackieren jener sowie das offene Mittelfeld mit nur jeweils zwei – und dann auch noch recht offensiv ausgerichteten oder zumindest hoch stehenden – Akteuren nicht nur jene Räume für United brachte, sondern man wie auch nach Ballgewinnen schnell umschalten bzw. durchspielen und viele 1-1-Duelle kreieren konnte.
Starke rechte Seite
Davon profitierte vor allem Nani, der Robinson immer wieder ausspielte, und Evans, der zusammen mit Nani gegen jenen eine Überzahl erzeugte – so konnte man recht einfach von der rechten Seite den Ball auf die lauernden Chicarito (wie beim 0:1) oder Rooney (wie beim 0:2) hereinbringen, jenen im Rückraum, wo man den Raum zwischen den Linien und die tiefe Abwehr generell für viele Distanzschüsse nutzte, bedienen (wie beim 0:5) oder selbst in den Strafraum gehen (wie beim 0:3).
Die Tore fielen immer nach demselben Muster, da Bolton zum einen Rooney überhaupt nicht unter Kontrolle bekam, der im Mittelfeld die Räume nutzte oder eine Überzahl herstellen konnte, zum anderen mit Chicaritos Ausweichen sowie seiner Gefahr im Fünfmeterraum nicht zurecht und zuletzt auch die eigene linke Seite nicht dicht bekam.
Petrov tat hier sowieso nicht so viel nach hinten, was viel schwerer wog, wenn die beiden eigenen Stürmer vom Gegner viel zu einfach überspielt werden konnten. Man versuchte in solchen Situationen im Zentrum aggressiv draufzugehen und den Ball auf die Außen zu bekommen, wo man im Dreieck pressen wollte. Der ballnahe Mittelfeldspieler attackierte, während sein ballferner Kollege ebenso wie der ballnahe Flügelstürmer den Raum bzw. Letzterer auch seine offensiven Gegenspieler sichern sollte, doch weil Petrov auf links Schwierigkeiten hatte, sich hier einzureihen, gab man eben nicht nur die Räume hinter dem Mittelfeld preis, sondern wurde auch von Nani und Jones überrannt.
Bolton mit Chancen
Doch das risikoreiche Spiel galt auch für United. Weil man ebenso mit zwei offensiven Spielern im zentralen Mittelfeld agiert, ergeben sich dort ebenfalls Räume für den Gegner. Somit entstand ein Spiel, in dem beide Teams von großen Räumen im Mittelfeld profitierten – ein typisch englisches Spiel voller Tempo. Bolton konzentrierte sich bei seinen Angriffen auf die eigene defensivschwache Seite, wo Petrov sehr viel Betrieb machte und auch Klasnic auftauchte, während Kevin Davies Räume schuf.
Weil Nani und Jones oft vorne waren, ließen sie hinten manchmal Räume, die Petrov ausnutzte, doch auch wenn sich United formiert hatte, kam man über diese einfach stärkere linke Seite. Von hier gab man auch sehr viele Schüsse ab oder brachte Flanken in die Mitte, wie man perfekt an der Position der Torschüsse sehen kann. Man hatte am Ende mehr Schüsse als United, was an deren riskanter Formation, ihrer Passivität in der Ordnung sowie der weniger werdenden Offensivkonsequenz in Halbzeit zwei zu erklären ist – aus zwei Schüssen auf das Tor machte man zwei Tore.
Fazit
Der Sieg war verdient, fiel allerdings deutlich zu hoch aus. Bolton demonstrierte die defensiven Schwachstellen des Gegners, verpasste es aber aus der Überlegenheit an Schüssen (22:14) auch Kapital zu schlagen. Allerdings wurde das Spiel nicht zuletzt zu großen Teilen in der Defensive verloren, wo man zwei große Fehler beging: Erstens gab man United im Mittelfeld und zwischen den Linien viel zu viel Platz zum Ausleben der Fluidität, zweitens konnte man der starken rechten Seite um Nani, Jones und die helfenden Hernandez, Anderson und Carrick nichts entgegen setzen.
United ist ein hochinteressantes Team, das einen sehr attraktiven und offensiven, aber auch riskanten Fußball spielt. Im Vergleich zum letzten Jahr ist es beachtlich, wie viel mehr Wert man nun auf hohes Tempo legt. Wie schon gegen Arsenal hatte Rooney viele Freiheiten, machte das Spiel, kombinierte, aber war trotzdem gefährlich, während Hernandez immer wieder auf rechts auswich, Lücken riss, aber auch Bälle ganz vorne verwertete, und die beiden Außenstürmer erneut sehr flexibel agierten, ebenso wie die Mittelfeldspieler mit großem Aktionsradius.
Bolton hat zwar nun drei mal in Folge verloren, doch sich gegen drei Top-Favoriten auf den Titel gut verkauft und insbesondere offensiv einige vielversprechende Ansätze geboten.
4 Kommentare Alle anzeigen
Suq Madiq 12. September 2011 um 17:08
de gea als ballverteiler und very-deeplying playmaker macht mich immer noch völlig fertig ^^
hab leider immer noch kein manu-spiel gesehen diese saison, aber das wird ein fest…
44² 12. September 2011 um 01:28
Und das nächste Team läuft ins offene Messer. Solange sich keine Mannschaft an ManUs Angriffe ganz stark anpasst, wird wohl niemand mehr glimpflicher davonkommen als Tottenham. (Ich nutz die Gelegenheit nochmal um auf meine allgemeine Analyse von ManU hinzuweisen -> http://www.r-quadrat.net/44quadrat/?p=334 )
Mal sehen, was Benfica macht. Die kennen ja das 4-1-3-2 immerhin wie kaum ein anderes Team. (Spielen die das aktuell noch?)
Btw, hier hast du dich wohl vertippt: „Davon profitierte vor allem Nani, der Robinson immer wieder ausspielte, und Evans, der zusammen“ Jones statt Evans, nehm ich an?
Handkante 12. September 2011 um 12:53
Ich will dir hier mal ein Kompliment machen. Deinen Blog finde ich fast noch besser als diesen hier. Gerade deine Analyse des Gegenpressings der Dortmunder fand ich sehr erhellend.
Bitte, bitte mehr davon.
TR 12. September 2011 um 14:29
Ja, guter Punkt, wirklich eine starke Analyse. Auch die Idee mit Benfica ist sehr interessant, sollten sie noch so spielen – wobei ich auch nicht weiß, ob sie es noch tun – könnte es wahrlich interessant sein.
Danke auch für den Hinweis bzgl. der Verwechslung von Evans und Jones, ich werde es korrigieren!