Chelsea mit totaler Dominanz im Spitzenspiel

2:0

Tabellenführer Chelsea traf in dieser Partie auf Überraschungsmannschaft West Ham United. Die Hammers gelten als Geheimfavorit auf Platz vier und zeigen eine bislang sehr starke Hinrunde. Doch gegen Mourinhos Mannschaft in Topform hatten sie keine Chance.

West Ham wählt die falsche Strategie

Das womöglich größte Problem für die extreme Unterlegenheit verschuldete West Ham wohl selbst. Sie wählten eine passive, zurückhaltende und sehr tiefe Ausrichtung, um Chelsea den Ballbesitz aufzuzwingen. Das Pressing im 4-3-3/4-1-4-1 sollte in der eigenen Hälfte beginnen, doch praktisch fand es gar nicht statt. Die Flügelstürmer und die situativ herausrückenden Mittelfeldspieler hatten kaum Zugriff, dazu wurden die Flügelstürmer von West Ham durch die Bewegungen von Chelsea nach hinten gedrückt.

Teilweise stand West Ham dadurch in einer Art 6-3-1, in welchem Chelsea ohne Probleme den Ball zirkulieren lassen und offene Räume vorfinden konnte. Diese Ballzirkulation ermöglichte nicht nur Chelsea problemlos den Ball stabil laufen zu lassen und sich aus potenziellen Drucksituationen zu befreien, sondern verhinderte auch jegliche Möglichkeit zu kontern.

Grundformationen

Grundformationen

West Ham hatte nach Balleroberungen keine direkten Anspielstationen im Zehnerraum oder auf den Flügeln, einzig direkte lange Bälle auf Carroll waren eine Möglichkeit. Die nach solchen Pässen folgenden Angriffe aber wegen der Ballbehauptung und dem Nachrücken der tieferen Spieler deutlich langsamer als das defensive Umschalten Chelseas, weswegen auch direkte lange Bälle sogar zum Umspielen des Gegenpressings der Blues keine effektive Lösung darstellten.

Das Ballbesitzspiel West Hams, welches in dieser Saison in einzelnen Partien aufblühte, gab es ebenfalls nicht zu sehen. Neben der taktisch-strategischen Ausrichtung war die Personalwahl ein weiterer Faktor. Ohne die erst später eingewechselten Sakho, Alex Song und mit Abstrichen auch Amalfitano fehlte es am passenden Spielermaterial für ein effektives Kombinationsspiel. Es regnete Ballverluste bei West Ham und sollte sich über das gesamte Spiel hinweg kaum verhindern. Erst in der Schlussphase hatte man mehr Präsenz, als das Spiel bereits gelaufen war.

Neben West Hams unpassender Ausrichtung und der individuellen Unterlegenheit war aber natürlich auch der Gegner ein Faktor. Chelsea zeigte besonders in den ersten 45 Minuten eine absolute Weltklasseleistung. Überraschend stark war der Spielaufbau.

Mourinhos Aufbauspielstruktur überzeugt

Über 70% Ballbesitz hatten Mourinhos Mannen in der ersten Hälfte. Die Zahl selbst war nicht überraschend, in Anbetracht der Tatsache, dass man zuhause als Topfavorit gegen eine Mannschaft von Sam Allardyce spielt. Wie organisiert und gut strukturiert man im Aufbauspiel war, überzeugte allerdings restlos.

Willian und Hazard pendelten im Wechsel in die Mitte, wenn Fabregas höher stand beziehungsweise die Außenverteidiger noch nicht aufgerückt waren. Dann blieb entweder Hazard oder Willian breit und der andere schob in die Mitte, um im Zwischenlinienraum Präsenz zu geben. Standen sowohl Fabregas als auch Matic tiefer oder rückten beide Außenverteidiger vor, dann gingen sowohl Hazard und Willian in die Mitte.

Chelsea überlud dadurch massiv den Zwischenlinienraum und konnte extrem gut miteinander kombinieren. Dazu balancierten die ausweichenden Bewegungen von Oscar und Diego Costa das Einrücken der Flügelstürmer und blockten jegliche Mannorientierungsmöglichkeiten der Außenverteidiger präventiv. Immer wieder hatte Chelsea freie Spieler in der Mitte, kombinierte dynamisch und nutzte auch raumgreifende Pässe von Matic und Fabregas in den Zwischenlinienraum, auf Costa oder hinter die Abwehr.

West Ham konnte partout die Räume nicht schließen, welche Chelsea öffnete.  Desweiteren gab es einzelne Standardspielzüge im Aufbauspiel, wo sich z.B. Hazard oder Willian bis in den defensiven Halbraum fallen ließen, um Pressingversuche West Hams im Keim zu ersticken. Das Timing dieses Zurückfallens war sehr harmonisch mit dem Aufrücken der Außenverteidiger und auch mit Oscar abgestimmt, wodurch Chelseas gruppentaktische Abläufe ungemein sauber wirkten. Auch Matics und Fabregas‘ wechselnde Fokussierung in der ersten Aufbaulinie und eine asymmetrische Positionierung der beiden in Relation zu den Innenverteidigern waren beachtlich.

Vereinzelt stand Fabregas zentral und tief, Matic bewegte sich im linken Halbraum und Willian kam auf halbrechts tief oder es wurde seitenverkehrt mit Hazard praktiziert. Dazu gesellten sich einzelne, kleinräumige Vorstöße der Innenverteidiger Chelseas bei enormer Passivität West Hams und einzelne Diagonalläufe der Außenverteidiger. Neben der Struktur selbst war auch die Absicherung dieser Spielweise außerordentlich.

Extreme Stabilität in allen Bereichen und das Gegenpressing als Schlüssel

Egal, was Chelsea machte – höheres Mittelfeldpressing im 4-2-3-1/4-4-1-1, tieferes Mittelfeldpressing im 4-4-1-1 nach der Führung, hoher Ballbesitz, tiefer Balbesitz oder Konter –, sie waren immer enorm stabil und sicher. Fehlpässe gab es hin und wieder, gefährlich waren aber kaum welche. Das Gegen-/Konterpressing raubte West Ham die Kontermöglichkeiten und den Ballbesitz. Im Pressing waren die Abstände auch passend und die Bewegungen wie in der Offensive sehr sauber.

Desweiteren band Chelsea nur selten zu viele oder zu wenige Spieler in die Offensive mit ein, insbesondere bei Überladungen war man sehr passend. Selten litt der Angriff darunter, dass ein Spieler isoliert werden und den Ball nicht mehr weiterspielen konnte, noch seltener gab es Situationen, wo zu viele Spieler zu früh und/oder zu weit aufgerückt waren. Diese Staffelungskorrektheit erlaubte es Chelsea immer flüssig zu spielen, dem Spiel ihren Rhythmus aufzudrücken und West Ham sämtliche Angriffsmöglichkeiten zu nehmen.

Erst in der zweiten Halbzeit wurde Chelsea weniger dicht, stand nicht mehr so extrem gut gestaffelt und nahm auch den Druck etwas aus dem Spiel. West Ham hatte in weiterer Folge mehr vom Ball und vom Raum, konnte aber gegen die gute Strafraumverteidigung Chelseas wenig damit anfangen. Letztlich war es ein Konter über Diego Costa, den der Spanier im Alleingang sehenswert zum entscheidenden 2:0 verwertete. Auch das erhöhte 4-4-2-Pressing West Hams änderte nichts mehr am souveränen Sieg Chelseas.

Fazit

2:13 Schüsse, 0:5 aufs Tor, 29%-71% Ballbesitz und eine deutlich höhere Passerfolgsquote: Das sind Statistiken, welche ansonsten wohl nur Teams wie Real, Bayern und Barcelona zur Halbzeitpause ihr Eigen nennen dürfen. Chelsea dominierte diese Partie nach Belieben und hätte Überraschungsmannschaft West Ham, die sich taktisch wie spielerisch hilflos in ihr Schicksal ergaben, wohl auch problemlos mit einem höheren Ergebnis aus dem Stadion schießen können.

CF 28. Dezember 2014 um 11:49

Song zu Beginn wäre sehr gut gewesen, hatte teilweise viele schöne Szenen in denen er sehr pressingresistent war und auch die Bälle ganz gut in die Staffelungslöcher verteilt. Generell zog sich Chelsea etwas zurück nach seiner Einwechslung zurück und forcierte nicht mehr ganz so stark das Gegenpressing. Wobei das natürlich die typische Mourinho Anpassung ist.

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a_me 27. Dezember 2014 um 15:00

„Desweiteren gab es einzelne Standardspielzüge im Aufbauspiel, wo sich z.B. Hazard oder Willian bis in den defensiven Halbraum fallen ließen, um Pressingversuche Chelseas im Keim zu ersticken“ – gemeint sind Pressingversuche West Hams, richtig?

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Gooner90 26. Dezember 2014 um 19:54

Danke für die gute Analyse bin echt gespannt wie sich Chelsea dann gegen PSG im Februar schlägt…. ob der Sprung zum letzten Jahr wirklich so groß ist wie er im Moment scheint.

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Dr. Acula 26. Dezember 2014 um 19:59

denke schon. Ich bin überzeugt dass Mourinhos Mannschaft ohne Probleme weiter kommen wird, Blanc ist mE ein limitierter Trainer. Man muss sich nur das CL Rückspiel letzte Saison in chelsea anschauen, und wie sich Blanc quasi selber ausgecoacht hat.. Auch ein Thiago Silva kann das nicht mehr hinbiegen;)

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CF 28. Dezember 2014 um 11:46

Blanc limitierter Trainer? Spielt mit PSG nun seit fast zwei Jahren mit den besten/flussigsten Ballbesitz Europas.

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