Arsenal – Udine 1:0

Ein vorläufiges Endspiel sollte es werden für den FC Arsenal. Mit einem Hinspielsieg gegen Udine sollten bereits die Weichen für den Einzug in die finanziell so wichtige Champions League gestellt werden, doch die Italiener würden sicherlich etwas dagegen haben und bereits an der Formation ließ sich erkennen, dass sie dem Favoriten nichts schenken würden.

Wechselwirkung der Formationen

Grundformationen

Etwas überraschend rückte Francesco Guidolin von seinem bewährten 3-5-2 der Vorsaison ab und trat mit einem sehr defensiven 4-1-4-1 an. In der Viererkette hinten agierte man mit vier gelernten Innenverteidigern und auch die Außenpositionen im Mittelfeld wurden mit dem defensiven Mittelfeldspieler Isla und dem eigentlichen linken Außenverteidiger Armero ebenfalls defensiv besetzt.

Im zentralen Mittelfeld agierte ein engmaschiges Dreieck, welches von Agyemang, Asamoah und Pinzi besetzt wurde. Interessant waren die Positionswechsel der drei in der Offensivbewegung, welche jedoch immer bei nächster Möglichkeit rückgängig gemacht wurden und die defensive Kompaktheit gewahrt ließen.

Vorne spielte di Natale seine Paraderolle als alleiniger und kompletter Stürmer, der versuchte, Unordnung in die Reihen der gegnerischen Abwehr zu bringen.

Arsenal hingegen zeigte leichte Änderungen im Vergleich zu ihrem letzten Spiel und trat mit Marouane Chamakh im Sturmzentrum an. Unterstützt wurde er von Neuzugang Gervinho und Theo Walcott auf rechts, doch das interessanteste waren die Laufwege des Sturmtrios. Während Theo Walcott die Seite beackerte und Richtung Tor zog, wenn er auf seiner rechten Stammseite war, so suchten Chamakh und Gervinho den Kurzpass und im Laufe des Aufbau- wie Angriffsspiels rochierten sie extrem viel. Diese Positionswechsel, die es in abgeschwächter Form auch zwischen dem Achter Rosicky und dem vorderen Spielmacher Ramsey gab, sollten für mehr Dynamik und eine stärkere Laufbereitschaft im Sturm sorgen.

Zu Beginn wirkte es, als ob Wengers Plan funktionieren würde. Eine gute Anfangsphase für Arsenal, das wie ausgewechselt erschien, wurde mit einem Treffer von Theo Walcott belohnt. In den Folgeminuten steckte Arsenal nicht auf und war das eindeutig stärkere Team, doch nach einigen Minuten kehrte man in den alten Trott zurück und ließ nur noch den Ball ohne den nötigen Elan durch die Reihen laufen.

Udines Plan wurde mit der Zeit immer deutlicher: man versuchte die Sturmreihe der Gunners abzublocken und deren Pass- wie Schusswege zuzusperren. Je mehr die Stürmer rochierten – da es teilweise wirkte, als ob sie nur noch Wengers Taktik zuliebe die Positionen tauschten und nicht auf den Spielfluss achteten -, desto ineffektiver waren die Offensivbemühungen, die insbesondere bei Gervinho und der Verteidigungskette Udines scheiterten.

Die Außen der Londoner waren verwaist und konnten somit die enge Abwehrkette der Italiener nicht in die Breite ziehen, da deren Mittelfeldkette sowohl das Zentrum unter Druck setzte, als auch Sagna und Gibbs ausschalten konnte. Man versuchte sich schematisch immer gegen den Ballbesitz aufzulehnen und vorzurücken, was bis auf die Anfangsphase gut gelang und letztlich in einem reinen Mittelfeldgeplänkel mündete.

Zur zweiten Halbzeit versuchte Udinese nun auch selbst den Ball mehr in ihr Spiel einzubeziehen und wurde die stärkere Mannschaft. Einige Chancen und Torversuche gab es, insbesondere nach den verletzungsbedingten Auswechslungen von Gibbs sowie dessen Ersatz Djourou, der als Innenverteidige agierte, während Vermalen kurzzeitig nach links ging. Nach der Verletzung Djourous kam der junge Jenkinson ins Spiel.

Am Ende des Spiels hatte Udine vier Torversuche mehr als Arsenal und die meisten kamen zwischen dem Loch links in der Viererkette und / oder dem großen Abstand zwischen der Mittelfeld- und Verteidigungsreihe zustande, wie man hier gut erkennen kann:

Eine weitere Statistik, welche die schwache Leistung Arsenals unterstreicht, ist der Ballbesitz. Die Gunners waren letztes Jahr mit Bayern und hinter Barcelona jenes Team in Europa, welches den höchsten durchschnittlichen Ballbesitz für sich beanspruchen konnte – gegen Udine gab es im eigenen Stadion nur 54%.

An der generellen Laufbereitschaft lag es nicht, denn Arsenal hatte mit 110‘872m fast zwei Kilometer mehr als der Gegner, was jedoch an den vielen und oftmals ineffektiven Rotationen der Stürmer lag. So liefen Chamakh und Gervinho elf Kilometer und belegten Platz zwei hinter Ramsey mit 12 Kilometern, Theo Walcott rannte zehn Kilometer – insbesondere Gervinho, welcher an fehlender Effektivität im letzten Drittel leidet, und Chamakh, der kaum Bindung zum Spiel hat, blieben weit unter ihren Möglichkeiten. Bei Udine war der laufstärkste Spieler der Chilene Isla mit 11.7 Kilometern, Starstürmer di Natale hingegen blieb deutlich unter der 10-Kilometer-Marke. Interessant war jedoch, dass die Spieler Udines in ihren Laufleistungen viel weniger Unterschiede und Abstufungen hatten, während die Leistung Arsenals durch die oben erwähnten Rotationen stark gepusht wurde und sich somit im Bezug auf das Verhältnis von Qualität zu Quantität der Läufe von Udine unterscheidet. Diese Differenz in der Qualität der jeweiligen Laufleistungen schlug sich im Spiel nieder, denn obwohl Arsenal mehr lief, konnten sie dem Spiel nicht ihren Stempel aufdrücken.

Ein weiterer Punkt neben den vielen Fouls (zwanzig und damit sieben mehr als der Gegner) waren die vielen Fehlpässe, welche etwas ungewohnt bei Arsenal sind. Insgesamt kamen weniger als 70% der Pässe zum Mitspieler, nur Vermaelen und Ramsey hatten bei den Feldspielern eine Passerfolgsrate über 80%.

Ein Lob geht aber an Arsenals jungen Torhüter Szczesny, der ein herausragendes Talent zu sein scheint und dies weiterhin unter Beweis stellt. Ebenso ist eine Fähigkeit mitzuspielen beeindruckend, mit 95% angekommenen Pässen und über fünf gelaufenen Kilometer (Handanovic hatte etwa drei) zeigte er eine gute Leistung und bewies sich erfolgreich in der Rolle eines modernen Torhüters.

Fazit

Trotz gestiegener Laufbereitschaft im Vergleich zum letzten Spiel konnte Arsenal keine überzeugende Leistung abliefern und darf sich über den Sieg glücklich schätzen. Neben vielen untypischen Sachen für die Spieler Arsenals (Fehlpässe, etc.) zeigte sich ebenfalls bei Arsene Wenger eine Veränderung – im heimischen Stadion wechselte in der Schlussphase mit Jungstar Frimpong einen defensivorientierten Spieler für einen Offensiven ein und überließ Ball und Spiel dem Gegner. Vor nicht allzu langer Zeit nahezu undenkbar für die Gunners.

Udine wird sich über die vergeudeten Chancen ärgern und steht vor einer harten Nuss im Rückspiel.

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