Borussia M´Gladbach – FC Bayern München 3:4
Sieben Tore zum Saisonabschluss der Bayern im letzten Bundesliga-Spiel der Heynckes-Ära. Die Gladbacher beginnen furios und können frühzeitig drei Tore erzielen, verlieren aber das Spiel dennoch.
Lucien Favre variiert das Pressing
Das Interessanteste an diesem Spiel war wohl die Veränderung des Gladbacher Pressings in den ersten Minuten. Normalerweise pressen die Fohlen unter Favre mit einem positionsorientierten und eher passiven 4-4-2 im hohen Abwehrpressing oder tiefen Mittelfeldpressing. Der Gegner wird durch eine vertikal und horizontal enorm kompakte Formation auf die Flügel gelockt und hat kaum Chancen auf Großchancen. Gegen die Bayern wurde diese Spielweise in der Anfangsphase etwas verändert.
Gladbach agierte nämlich überraschend mannorientiert und hoch pressend, wodurch sich in der Anfangsphase ein unfassbar dynamisches Spiel mit viel Hin und Her entwickelte. Bis zur ersten Führung waren es klassische lose Manndeckungen auf den Flügeln und bei den Sechsern. Beispielsweise wurden Schweinsteiger oder auch Martinez bei ihren jeweiligen Abkippbewegungen gesondert beachtet und mannorientiert verfolgt.
Nach der 2:0-Führung wurde wieder positionsorientiert gespielt – allerdings nicht im herkömmlichen Sinne. Dieses Mal war zwar die Deckungsweise die Gleiche wie sonst, aber die Höhe und genaue Formation wurde variiert. Statt des üblichen positionsorientierten 4-4-2-Mittelfeldpressing wurde eine Art 4-2-4-Angriffspressing mit hoher Passivität gespielt, um die Bayern tief zu halten und frühzeitig auf den Flügel zu lenken. Kamen sie dann über die Flügel, wichen die Außenspieler zurück und stellten das klassische 4-4-2 her, welches nach dem Ausgleich der Bayern wieder durchgehend praktiziert wurde, vermutlich aus Stabilisationsgründen.
Vermutlich wollte Lucien Favre die Bayern mit seinen Anpassungen in dieser Anfangsphase schocken und im Pressing kurzzeitig mehr Zugriff erhalten. Obgleich die Chancen beziehungsweise die Tore nicht direkt aus beziehungsweise wegen des Pressings entstanden, waren sie doch auch eine indirekte Folge dieser Spielweise.
Die Tore der Anfangsphase
In nur zehn Minuten erzielten die Gladbacher gegen den Tabellenführer und die statistisch gesehen stärkste Abwehr der Bundesligageschichte drei Tore. Beim ersten Treffer (Tor nach einem Standard in den Strafraum) gab es zwei Schuldige, die aus einem Faktor entstanden. Die „Schuldigen“ waren der „Hauptschuldige“ Dante, der das Abseits aufhob, und wer auch immer der jeweilige Zuständige für Torschütze Martin Stranzl war.
Wieso diese beiden überhaupt ihren jeweiligen Fehler machten, lag schlicht und ergreifend an der fehlenden Abstimmung in dieser Szene im Herausrücken, was letztlich auch in der Natur der Sache liegt. Es kann nicht immer klappen. Beim zweiten Treffer war es ebenfalls Dante, der in die Entstehung des Treffers verwickelt war. Ein katastrophaler Fehler im Aufbauspiel sorgte für das 2:0, auf welches die Bayern schnell konterten und die gegnerische Positionsdeckung in der Tiefe aus dem Spiel nahmen.
Es war übrigens das erste Gegentor für die Bayern aus Spiel heraus mit Martinez auf dem Platz – das zweite sollte nur wenige Minuten später folgen. Zuvor erzielten aber die Münchner noch einen Treffer.
Auch hier waren vorrangig individual- und gruppentaktische Aspekte enorm wichtig. Bastian Schweinsteiger spielte einen präzisen Pass auf den eingerückten Ribéry, während Martinez in die Spitze stieß. Bei einer mannorientierten Spielweise wäre dies nicht so einfach gegangen: Martinez wäre schon von seinem Gegenspieler im Mittelfeld verfolgt wurden und hätte wohl mehr Druck bei seinem Vertikalsprint nach vorne gehabt.
Doch es lag nicht nur an der Positionsdeckung: Ribérys enorm schneller Pass, Martinez‘ hochintelligenter Lauf und seine Athletik und Technik waren ebenfalls wichtige Faktoren bei diesem Treffer. Martinez lief im Sprint nach vorne, erhielt den Ball und durchbrach einfach die enge Schnittstelle der positionsorientierten Raumdeckung der Borussen. Manchmal ist bei Passivität des Gegners das Dribbling eben doch besser als ein Pass.
Daraufhin konterten die Gladbacher wieder und erzielten ein taktisch enorm ästhetisches Tor. Bei diesem Tor wurden komplexe Aspekte der gegnerischen Taktik bespielt, in diesem Fall die Mannorientierungen, das Gegenpressing und eine offensive Spielweise.
Wie im Artikel zum Münchner Pressing schon erwähnt, arbeiten die Bayern defensiv mit vielen kurzzeitigen und situativen Manndeckungen. Offensiv spielen sie mit sehr offensiven Außenverteidigern und hoher Fluidität in der Sturmreihe. Dies ist normalerweise eine stabile Mischung, aber in diesem Fall reichten einzelne Fehlverhalten, um das Gegentor zu kassieren.
Diese wurden schon in der anfänglichen Entstehung des Gladbacher Konters begangen.
Lahm rückt mit Arango mit rein, wodurch auf der Seite Lahms ein Loch entsteht – sollte man meinen. Doch Hrgota ließ sich dorthin fallen und wurde von Jerome Boateng mannorientiert verfolgt. Die große Frage lautet, ob Hrgota sich instinktiv dorthin bewegte oder es von Favre bewusst gespielt wurde, um die Mannorientierungen der Bayern zu nutzen. Hätte Boateng Hrgota nicht verfolgt, so hätte Gladbach zumindest auf dem Flügel Hrgota frei gespielt. Weil aber Boateng Hrgota verfolgte und Lahm innen stand, musste Dante hinten extreme Räume covern.
Eventuell hätte Dante auch Hanke verfolgen können, doch es wurde nicht gemacht – das Warum ist aber verständlich, ein einfacher Doppelpass reicht dann aus, um alle verbliebenen Defensivspieler der Bayern zu überspielen. So rückte Schweinsteiger in die Mitte auf Hanke, welcher aber gut reagierte und den Ball prallen ließ. Gladbach bespielte sehr schnell die freien Räume, kam vor das Tor und der mitaufgerückte Havard Nordtveit erzielte das 3:1.
Flanken gegen die Positionsdeckung?
Ansonsten war es das erwartete Spiel. Nach der Anfangsphase spielte Gladbach tief und in ihrer klassischen Formation. Die Bayern pressten ebenfalls wie gewohnt hoch, aggressiv und nach der Anfangsphase auch effektiv. Nichtsdestotrotz muss erörtert werden, ob die unfassbare Anzahl an Flanken der Bayern wirklich nur an den Gladbachern lag. In Anbetracht der taktischen Folgen dieser Münchner Spielweise muss bedacht werden, dass Heynckes eventuell diese vielen Flanken nicht „in Kauf“ nahm, sondern bewusst einsetzte.
Sūn Wŭ schrieb in „Die Kunst des Krieges“ folgendes:
„Deine Stärke wird am Ende zu Deiner Schwäche.“
Die Stärke der Gladbacher ist das Lenken des Gegners auf die Flanken und das Nutzen von ihrer Strafraumverteidigung und Stärke in der Luft, um die Hereingaben ineffektiv zu machen. Gleichzeitig kann der Gegner sofort noch besser ausgekontert werden, weil er durch seinen Flügelfokus oftmals breit aufgefächert steht und in gewissen Räumen Löcher offen lässt. Die Bayern sind aber nicht nur die kopfballstärkste Mannschaft der Liga, sondern normalerweise auch herausragend im Gegenpressing.
Würden die Bayern im Mittelfeld den Ball hin und her schieben, dann hätten sie kaum Torchancen. Gladbach stünde in ihrer positionsorientierten Deckung, würde gelegentlich Halbchancen (oder einen Martinez-Lauf) zulassen und könnte aus einer relativ hohen Stellung heraus nach wie vor gut kontern.
Die Bayern nutzten stattdessen die offenen Kanäle auf dem Flügel und flankten viel. Gladbach ließ sich immer wieder in den Strafraum fallen und klärte diese Flanken. Dadurch hatten die Bayern aber mehr Vorteile:
- Gladbach konnte zumeist nur schwierig kontern.
- Versuchte Gladbach zu kontern, fächerten sie auf. Bayerns Gegenpressing konnte dann für Gegenkonter sorgen.
- Bayern setzte sich weit vorne fest. Durch das Aufrücken über die Flügel kamen sie schnell ins letzte Spielfelddrittel, durch die vielen Flanken schoben sie Gladbach in den Strafraum und konnten nach Balleroberungen einfacher um den Strafraum herum kombinieren.
- Diese drei Aspekte führten zu noch mehr Flanken.
- Ganz so ungefährlich waren die Flanken sogar nicht.
Insgesamt gab es 32 Flanken in dieser Spiel, ein Großteil über die linke Seite mit David Alaba. Ribérys Wundertor kam auch nach einer Flanke, ebenso wie der vierte Treffer Robbens. Jupp Heynckes alias der moderne Sūn Wŭ sollte also Recht behalten.
Fazit
Heynckes letztes Bundesligaspiel als Trainer der Bayern (und vielleicht auch letztes insgesamt) war ein Spektakel, welches in den ersten Minuten die Erwartungen an die beiden Teams ad absurdum führte. Danach normalisierte sich das Spiel und die extreme Zahl an Flanken war das einzige, das aus dem erwarteten Rahmen brach. Bayern gewann letztlich verdient, muss sich dennoch über das eine oder andere Gegentor besonders ärgern.
In unserem nächsten Heft wird es ein detailliertes Porträt zu Jupp Heynckes geben.
25 Kommentare Alle anzeigen
mou_69 21. Mai 2013 um 22:56
ich habe da auch noch ein paar Sachen, die mir in den ersten Minuten bei den
Gladbachern bis zum Tor aufgefallen sind:
-Gladbach hatte einen sehr großen Fokus darauf, das Zentrum geschlossen zu halten. Das zeigt sich in einigen Szenen auch: als z.B. Bayern den Ball nach ter Stegens Fehlpass im linken Halbraum erobert, stellt Gladbach im Zentrum trotz Überzahl erst einmal eine 4-3 Ordnung her, damit Bayern nicht zwischen die Linien kommt, und macht erst mit der Zeit Druck auf den Ball. Eine zweite beispielhafte Szene ist meiner Meinung nach eine Spieleröffnung über den linken Flügel von Brouwers: der dribbelt einfach auf dem Flügel eine Schnittstelle an, und spielt dann einen tiefen Ball auf Arango, den dieser auf den Sechser klatschen lassen kann. Einfach aber effektiv: die Kette steht bei möglichem Ballverlust sicher, und die Sechser stehen auch gut um zu pressen. So kommt es auch, und der ballnahe Gladbacher Sechser kann das Spiel auf außen lenken. Wieder entsteht die Dreifachsechs und das Zentrum ist geschlossen.
-Vor dem Foul von Ribery, das zum Freistoß führt, spielt Gladbach in einer Pressingordnung, die der von Juventus gegen Bayern recht ähnlich ist (2-2-Ordnung). So nehmen sie Schweinsteiger aus dem Spiel (sowohl als abkippende Sechs, weil er „im Käfig steht“, als auch danach, weil er immer im Deckungsschatten ist), und trennen das Spiel der Bayern in der horizontale. In der Folge erhält dann auch Alaba zweimal tief am Flügel den Ball, Gladbach zwingt den Österreicher dann das Spiel die Linie herunter schnell zu machen, ohne dass es dafür die Strukturen gibt (siehe Schweinsteiger), und Bayern verliert zweimal den Ball.
haumermen 21. Mai 2013 um 21:52
Wer zum Teufel ist Sūn Wŭ?
Sun Tzu oder allerhöchstens Sun Tsu, aber alles andere geht zu weit.
😉
RM 21. Mai 2013 um 21:54
Wikipedia sagt Folgendes dazu:
„Sūnzǐ (chinesisch 孫子 / 孙子 ‚Meister Sun‘, eigentlich: 孫武 Sūn Wŭ; alternative Transkription: Sun Tsu, Sun Tzu, Sun Tse, Ssun-ds ´)“
Mir war früher eigentlich „Sun Tzi“ am geläufigsten.
datschge 22. Mai 2013 um 12:06
Sun Wu ist der Geburtsname. Die anderen Variantionen sind Ehrentitel („Meister Sun“), Sun Zi ist Hanyu Pinyin (von der PRC, heutige Standardtransliteration), Sun Tzu ist Wade-Giles (klassische westliche Transliteration und lange de facto Standard in RoC/Taiwan).
Yujia 22. Mai 2013 um 15:28
Volltreffer!
und btw. „Sūn Wŭ“ ist haargenau wie man in PRC Pinyin schreibt, spricht immer mit diesem kleinen Tonzeichen an jedem Vokal. was aber lange vernachlässigt wurde/ist 🙂
Yujia 21. Mai 2013 um 17:30
saubere Analyse! nur noch eine kurze Frage der ungewöhlich hohen Anzahl der Flanken von Bayern, wohin guckst Du normalerweise die Statistics? Ich habe selbst ein „Stats Zone“ App von FourFourTwo, das eigentlich mir ganz praktisch vorkommt. Und darin steht sogar insgesamt 44 Flanken, davon 13 erfolgreich waren. Ist schon klar, dass es nie drüber 100% abgestimmt wird, ob dieser lang Pass zu Flanke zählt und jeder doch nicht. Aber einer Unterschied von mehr als 10 im Bezug auf Flanke wäre schon ein bisschen zu groß, oder?
RM 21. Mai 2013 um 17:43
Bei solchen Spielen hole ich mir die Statistiken von Bundesliga.de, die sind immerhin der offizielle Partner von der dt. Bundesliga.
Ein Unterschied von 10 könnte eventuell durch Halbfeldflanken erklärt werden – bei den einen zählen sie rein, bei den anderen nicht?
Yujia 22. Mai 2013 um 16:14
Wenn Halbfeldflanke so definiert würde: Flanke, die vor der ausgedehnten Linie der Horizontlinie des Sechzehner geschlagen sind, dann ja. ein Screenshot von dem auf OPTA-Statistik basierenden App. https://www.dropbox.com/s/bbpl605svirm0ad/Foto%2022.05.13%2015%2014%2047.png
Yujia 22. Mai 2013 um 16:18
Wenn Halbfeldflanke so definiert würde: Flanke, die vor der ausgedehnten Linie der Horizontlinie des Sechzehner geschlagen sind, sieht es dann sehr danach aus . ein Screenshot von dem auf OPTA-Statistik basierenden App: https://www.dropbox.com/s/bbpl605svirm0ad/Foto%2022.05.13%2015%2014%2047.png
maverick.91 21. Mai 2013 um 14:51
kommt eigtl en Podcast zum CL-Finale ? Oder einer als Saison-Rückblick oder was ist geplant in der Richtung?
RM 21. Mai 2013 um 15:06
Beides vermutlich. Ersteres sicher.
maverick.91 21. Mai 2013 um 15:43
da freu ich mich und warscheinlich nicht nur ich 🙂
Bernhard 21. Mai 2013 um 12:18
Wirds dieses Heft auch in Österreich zu kaufen geben?
Fabian 21. Mai 2013 um 12:34
Da es zunächst nur als E-Mag erscheinen wird wüsste ich nicht was einen Österreicher davon abhalten sollte es zu kaufen. Außerdem wird RM schon dafür sorgen, dass es auch in seiner Heimat verfügbar ist, schätze ich mal 😉
RM 21. Mai 2013 um 13:09
Vermutlich.
Steffen 20. Mai 2013 um 11:10
Mal wieder eine gute Analyse. Mir sind aber insbesondere Bayerns Probleme mit Hanke als nominell zweiter, aber defacto hängender Spitze aufgefallen. Er hatte die meisten Ballkontakte bei Mönchengladbach und war in vielen Kontersituationen, die nicht zu einem Tor führten der entscheidende Umschaltspieler, weil er sich im Raum zwischen Bayern-Abwehr und Mittelfeld positionierte. Schweinsteiger und Martinez führten zusammen die wenigsten Zweikämpfe in dieser Saison, weil sie ohne einen nominellen offensiven Mittelfeldspieler keinen Zugriff fanden und Dante musste häufig extrem weit herausrücken und sorgte so für eine Dysbalance der Bayern-Defensive.
Genauer habe ich das hier nochmal beschrieben. Auch mit Bezug auf die zu erwartende Spielweise von Dortmund am kommenden Samstag.
http://derbayernblog.com/2013/05/18/bayern-gladbach/
RM 20. Mai 2013 um 12:45
Ja, stimmt, sehr gut! Das hätte ich noch erwähnen müssen; hatte eigentlich vor, bei der Gegenpressingszene oben noch dazu zu schreiben, dass Hanke den Pass dort empfing, ihn sehr gut weiterspielte und sich dann im Konter gut bewegte. Dieses Schema kam ja ein paar Mal vor.
sharpe 21. Mai 2013 um 09:02
das mit Hanke ist mir auch aufgefallen. Aber ich finde, dass Schweinsteiger und Martinez nach der Anfangsviertelstunde das Mittelfeld schon sehr gut im Griff hatten. Dass sie weniger Zweikämpfe führten, lag auch daran, dass speziell Schweinsteiger den Zweikämpfen aus Vorsichtsgründen ziemlich aus dem Weg ging.
Und nochmal zu Hanke: er hat das schon in den vergangenen Spielen gg Bayern sehr clever gemacht, es war also keine neue Erkenntnis, sondern eher überraschend, dass er es immer wieder schafft, Bayern Probleme zu bereiten. Das könnte aber auch daran liegen, dass Favre ein absoluter Fanatiker ist, was Laufwege bei Kontern betrifft und dadurch in solchen Situationen bei Gladbach mehr Automatismen vorhanden sind, als bei anderen Teams und diese dann auch gg Bayern greifen.
Javier Müller 20. Mai 2013 um 10:51
Ich kann dir jetzt nur recht geben. Habe die Szene aus dem Gedächtnis beurteilt. Das ist offensichtlich zu ungenau.
RM 20. Mai 2013 um 12:43
Naja, du hattest ja schon auch Recht – wenn Ribéry ordentlich mitgeht, dann passiert wohl nix Grobes. Aber ich bin einfach kein Freund davon, wenn man „Alleinschuldige“ ausmacht. Ribéry trägt eine Mitschuld, es gibt eine systemische Mitschuld (Offensivfluidität, Alabas hohe Positionierung, mannorientiertes Gegenpressing) und noch unzählige kleine Mitschuldige (Boateng z.B.). Mehr wollte ich nicht sagen =)
Javier Müller 20. Mai 2013 um 09:58
Der Hauptfehler liegt meines Erachtens beim dritten Gladbacher Tor weniger am System, als an dem fehlerhaften Verhalten Ribery’s, der nicht in die linke Abwehrseite zurückläuft. Nicht umsonst ist er dafür ja auch von Heynckes kritisiert worden. Wenn die beiden Außen bei Bayern nicht konsequent nach hinten mitarbeiten gibt es natürlich Probleme. Dies hat man ja bis letztes Jahr auch gesehen.
RM 20. Mai 2013 um 10:17
Das hat Heynckes gesagt? Bitte um die genauen Worte.
Ribéry steht in dieser Szene nämlich in der Mitte. Als der Ball in obiger Szene nach vorne gespielt wurde, geht er ohnehin mit nach hinten, nämlich mit Nordtveit, was er dann aber sein lässt – hier war sein Fehler, nicht das Mitgehen auf dem linken Flügel, denn dies war systembedingt (offensive Fluidität) nicht möglich. Hätte er versucht auf die linke Abwehrseite zurück zu laufen, dann hätte er nur unnötig seine Kraft verschwendet und hätte nie rechtzeitig eingreifen können. Boateng erreicht Nordtveit fast – wäre Ribéry zentral die 70 Meter mitgegangen, hätte der Pass in die Mitte natürlich nicht ordentlich kommen und Bayern hätte sich formieren können. Allerdings stand Herrmann in der Szene schon total frei am Sechzehner und Hanke lief sich ebenfalls noch frei; es war eine 3gg2-Situation in Ballnähe.
löffel 19. Mai 2013 um 23:24
Da muss ich doch mal anerkennend nicken. Vielen, vielen Dank! Ohne euch würde ich immer noch denken, dass sich maßgebliche teil von Fußball wirklich durch Stammtischgelaber erklären lässt. Ganz stark.
elkjaer 19. Mai 2013 um 21:51
Wieder mal eine hervorragende Analyse! Ich war im Stadion, habe also nur die „flüchtigen“ Eindrücke, aber das deckt sich mit dem, was ich gesehen habe.
Mich würde aber, weil es sich durch die Gladbacher Saison gezogen hat, mal interessieren, ob Favre diese Passivität beim Flanken wirklich so extrem forciert. Wendt hat mE viel zu passiv agiert und gegen Robben und Lahm sehr viele einfache Flanken zugelassen. Das finde ich bei Gegnern wie Mandzukic oder Müller in der Mitte sehr gewagt. Hätte ter Stegen nicht so einen guten Tag gehabt (bis aus das zweite Tor), wäre es nicht so glimpflich ausgegangen.
Totaal – Catenaccio 19. Mai 2013 um 20:44
Danke!
Eine Frage: Wann wird dieses Heft „Ballnahe Seite“ erscheinen? Freue mich schon rießig auf die tollen Porträts.