SV BuLi Kompakt: 13. Spieltag

Vor dem Dienstagsspieltag liefern wir wieder die taktische Übersicht zum vergangenen Wochenende, welches jede Menge ausgeglichene Spiele bot.

Fortuna Düsseldorf – Hamburger SV 2:0

Die Düsseldorfer bezwangen den Hamburger SV mit einer defensiven Glanzleistung, auch wenn sie nach der Führung nur noch stellenweise überzeugen konnten – obwohl Reisingers Tor natürlich maradona’esque Züge aufwies. Gleichwohl war das Beeindruckende dennoch die Düsseldorfer Defensive, welche hervorragend verschob. Eine enge Abwehrviererkette und eine breitere Mittelfeldkette verschlossen viele Räume, agierten sehr kompakt und ließen nur wenig Raum zwischen den Linien offen. Gleichzeitig gab es einen losen Mannfokus auf den Außen, welcher das Hamburger Flügelspiel effektiv lahmlegte.

Offensiv waren beide Mannschaften aber relativ ineffektiv – Düsseldorf verlegte sich auf ihre Unterzahlkonter, die zwar für defensive Stabilität sorgten, aber mögliche Gegenzüge lahm legten. Hamburg fehlte die Kreativität und das Bespielen der Schnittstellen mit schnellen Kombinationen, was in der ersten Hälfte zumindest stellenweise geklappt hatte. Nach der Auswechslung von van der Vaart fehlte es aber an einem Referenzpunkt, den weder Arslan, noch die tieferen Badelj und Rincon geben konnten. Sie wurden immer wieder unter Druck gesetzt, wodurch sie ihre strategischen Fähigkeiten kaum ins Spiel brachten.

VfL Wolfsburg – Werder Bremen 1:1

Ein Unentschieden, mit welchem sich die Bremer kaum zufrieden geben werden. Sie waren von Beginn an die überlegenere Mannschaft, pressten hoch und aggressiv, wodurch die Wölfe kaum zum Zug kamen. Die Flügelstürmer rückten aus der 4-1-4-1-Formation immer wieder auf, wodurch ein 4-3-3 erzeugt wurde. In diesem halfen die Achter gegen die aufrückenden gegnerischen Außenverteidiger. Sie konnten durch intelligente Bewegung und enorme Laufdistanzen die Seiten und das Zentrum aus dem Spiel nehmen, weswegen die Wölfe selten Diego und ihr Flügelspiel effektiv nutzen konnten.

Das Spiel kippte jedoch, als Schmitz die rote Karte sah. Bremen musste sich nun im 4-4-1 organisieren. Wolfsburg erhielt dadurch mehr Räume in der Mitte und pardoxerweise auch auf den Seiten, die sie konstant überluden. Diego lebte förmlich auf und mit ihm das Spiel der Wolfsburger, denen zwar der Ausgleich, aber nicht der Siegtreffer gelang.

Bayern München – Hannover 96 5:0

Hannover blieb gegen gut aufgelegte Bayern ohne Chance – in der Defensive konnten sie nicht die nötige Kompaktheit aufbauen, im Spielaufbau wurden sie vom Pressing der Münchner zerlegt.

Die Niedersachen starteten mit einem klassischen 4-4-2 gegen den Rekordmeister, das mit seinen direkten Zuordnungen lange Bälle von Neuer provozieren oder die Bayern auf die Außen lenken und dort festnageln sollte. Weil allerdings zwischen den drei Reihen der Hannoveraner viel zu viele Lücken klafften und die Münchner mit guten Bewegungen Räume für Schnellangriffe schufen, konnte sich der FCB fast immer befreien und 96 erhielt keinerlei Zugriff. Einzig die Nutzung der Freiräume hätte bei den Hausherren noch etwas besser sein können.

Dies war alles gar nicht schlimm und fiel kaum ins Gewicht, da das eigene Pressing und die daraus resultierenden Balleroberungen der Schlüssel zum Sieg waren und die Partie früh entschieden. Weil Hannovers Zehnerraum meistens verwaist war, konnten die Bayern immer wieder in ein druckvolleres 4-1-4-1 wechseln, die Hannoveraner Sechser unter enormen Druck stellen, Überzahlen erzeugen und sogar Husztis Zurückfallen zur Gefahr für Hannover machen – wie exemplarisch vor dem 1:0. Auch als Bayern sich mehr zurückzog, fand das rechtsseitig und ohne genügend zentrale Verbindungen spielende Team aus Niedersachsen nicht wirklich nach vorne.

Schalke 04- Eintracht Frankfurt 1:1

Frankfurt kam in Halbzeit Eins überraschend gut mit den Schalkern klar. Diese konnten nur selten zu ihrem vertikalen Spiel ansetzen, da die Frankfurter hohen Druck im Mittelfeldausüben. Zudem schafften es schafften die Knappen mit ihrem Mittelfeldpressing nicht, Frankfurt in deren riskanten Spielaufbau zu Fehlern zu zwingen, mit Ausnahme ihres Tores. Die Frankfurter hatten die Ballhoheit und kamen hinter Farfan gefährlich über die linke Flanke.

Erst nach der Pause verbesserte sich das Schalker Spiel aufgrund ihres offensiveren Pressings. Sie störten die müder werdenden Frankfurter früh und schnürten sie in die eigene Hälfte ein. Matmour konnte die langen Befreiungsschläge nicht halten, es gab kaum Gegenkonter mehr. Erst kurz vor dem Abpfiff befreiten sie sich dank Hüne Occean und ausgelaugten Schalker öfters hinten, konnten aber den Lucky Punch nicht mehr setzen.

 Greuther Fürth – 1. FC Nürnberg 0:0

Das Frankenderby war eine ereignisarme Begegnung, die zu großen Teilen durch die Mannorientierung zerstört wurde: Während Fürth wie üblich wechselnd verteidigte, vertrauten besonders die Nürnberger auf eine gespiegelte Anordnung des Mittelfelds und einer Mischung aus anpassungsfähigem und mannorientiertem Spiel.

Dabei litten die Teams konkret an unterschiedlichen Problemen: Der Club agierte im Mittelfeld sehr vorsichtig und tiefstehend, so dass es insgesamt wenig Aufrücken und Unterstützung gab. Zwar bewegten sich die Mittelfeldspieler auch auf die Seiten und öffneten gegen ihre mannorientierten Ggenspieler Räume im Zentrum, doch wurden diese durch Einrücken der Flügel kaum genutzt – abgesehen davon, dass Fürth diese Manöver (insbesondere durch Frantz) geschickt durchschaute und eine gute Balance fand, bis zu welchem Zeitpunkt die Mannorientierung gehalten werden sollte. Die Spielvereinigung hatte praktisch das umgekehrte Hindernis: Sie brachte zwar mehr Personal in hohe Zonen, fand aber gegen das Nürnberger Mittelfeld zu selten die Anbindung an diese hohe Präsenz. So verbuchte die gesamte erste Halbzeit insgesamt nur drei Abschlussversuche.

Erst mit dem Platzverweis für Feulner (35.) änderte sich dies, da die Nürnberger nun auf ein 4-4-1 umstellen mussten. Gegen den tiefer geschobenen Stadrivalen konnte Fürth nun sehr einfach in hohe Zonen rücken, so dass selbst Fürstner und Pekovic viele Ballkontakte im letzten Drittel sammelten. Doch gegen die beiden Viererketten der Gäste fanden die zumindest gefährlicher wirkenden Kleeblätter vor allem aufgrund ihrer ungünstigen, da zu flachen Staffelung kein Durchkommen – die gelegentlichen Überladungsversuche von Sararer und Stieber waren nicht genug.

Nach der Pause ein ähnliches Bild: Nürnberg stellte sich mit Plattenhardt als „zusätzlichem Linksverteidiger“ (im linken Mittelfeld des 4-4-1) erneut tiefer, während Fürth mit Edu für Pekovic auf ein asymmetrisches 4-4-2/4-2-3-1 (Asamoah als Mischung aus Rechtsaußen und Stürmer) umstellte, was zwar die Präsenz nochmals steigerte, aber den Kombinationsfluss nicht entscheidend voranbrachte. Auch die Flankenangriffe der Fürther wurden durch die gute Nürnberger Endverteidigung entschärft. Nach Sararers gelb-roter Karte kehrte die Neutralisierung des Spiels durch die zweite 4-4-1-Formation (nun auch auf Fürther Seite) ins Spiel zurück und so blieb es beim korrekten 0:0.

FSV Mainz 05 – Borussia Dortmund 1:2

Dieses Spiel wurde durch die hohe Leidenschaft, Ausgewogenheit und taktische Sicherheit auf beiden Seiten geprägt und entwickelte gerade deswegen nur wenige taktisch interessante Punkte. Beide Mannschaften pressten aus einer 4-4-2/4-2-3-1-Grundordnung heraus, in der sie gleichmäßig verteilt standen, keine offenen Räume boten und die Passwege zwischen Innenverteidigung und Mittelfeld geschickt versperrten. Da beide Teams dem jeweils konterstarken Gegner keine sauberen Balleroberungen zugestehen wollten, gingen sie im Spielaufbau wenig Risiko und das Spiel entwickelte sich über hohe Pässe und zweite Bälle.

Bei den zweiten Bällen hatte die Borussia einen leichten Vorteil, da Mainz etwas höher agierte, um den spielstärkeren Innenverteidigern Hummels und Subotic wenig Zeit zu geben. Dafür mussten sie etwas gestreckter stehen, weshalb der BVB im Zentrum ein bisschen kompakter stand, was besonders beim Treffer zum 1:2 sichtbar wurde, welcher über einen in Überzahl eroberten zweiten Ball entstand. Mit Gündogan und Götze im Zentrum hatte der BVB außerdem etwas mehr Qualität in der Weiterverarbeitung der zweiten Bälle.

Mainz hatte einen interessanten Ansatz im Spielaufbau, der an Mourinhos durchschlagende Halbzeitänderung im Real-Dortmund-Rückspiel erinnerte: Die vier Offensiven hielten bewusst nicht die Verbindungen zu den Außenverteidigern und Sechsern, sondern positionierten sich sehr hoch. Das kompakte Dortmunder Zentrum sollte so isoliert und dann aus den hinteren Reihen mit langen Flachpässen überspielt werden. Die Mainzer Flügelspieler standen dabei aber wesentlich enger als die Einzelkünstler Reals, weshalb Gündogan und Bender gut nach hinten helfen konnten und die meisten Angriffe scheiterten. Der erfolgreiche Spielzug zum 1:0 resultierte aus einer derartigen Szene, bei der Caligiuri sehr zentral abschloss, was aber durch eine falsche Entscheidung Subotics begünstigt wurde. Im weiteren Spielverlauf leistete sich der BVB dann weniger solcher Fehler und ließ daher nicht mehr viel zu.

In der zweiten Hälfte brachte Dortmund etwas mehr Ruhe ins Spiel, indem sie stärker über den Flügel spielten und somit bei guter Absicherung weniger auf die umkämpften zweiten Bälle angewiesen waren. Die größere Ruhe konnten sie gegen die weiterhin höchst disziplinierten Mainzer zwar nicht in viele Strafraumszenen umwandeln, aber die eigene Defensive. Somit brachten sie den effizient herausgeschossenen Vorsprung über die Zeit und holten die drei Punkte in diesem taktisch sehr ausgewogenen Spiel. Mit Reus‘ überraschenden Fernschusstreffer und dem individuell hervorragend erzielten Siegtreffer durch Götze und Lewandowski war dieses Spiel ein Prachtbeispiel für die Bedeutung von „Spielern, die den Unterschied ausmachen können“.

SC Freiburg – VfB Stuttgart 3:0

Freiburg presste im Südwest-Duell den VfB Stuttgart nieder. In ihrem 4-4-2-System rückten die vier offensiven Kräfte weit auf und stellten den Stuttgarter im Spielaufbau die Anspielstationen zu. Stuttgart hatte die ganze Spielzeit Probleme, den Ball von den Innenverteidigern in die zweite Linie zu bekommen.

Auffällig: Obwohl Stuttgart in der Mittelfeldzentrale theoretisch einen Mann Überzahl hatten, konnten sie diese zu keiner Zeit ausspielen. Meist rückten Freiburgs Außenstürmer ein, um die Achter aufzunehmen, so dass entweder Schuster oder Makiadi Kvist aufnehmen konnten. Zudem litt das Stuttgarter Aufbauspiel unter falschen Entscheidungen, sobald Kvist nach hinten kippte: Wenn er verfolgt wurde, verpassten sie oft die Gelegenheit für einen vertikalen Ball in das nun geöffnete Zentrum; wenn er nicht verfolgt wurde, spielten sie zu direkt nach vorne und die Überzahl in der hintersten Linie nicht aus.

Stuttgart bekam somit nie Kontrolle über das Mittelfeld gegen die aggressiven Freiburger. Auch nach der Pause konnten sie den Druck nicht merklich erhöhen, im Gegenteil: Freiburg holte sie nun im Mittelfeld ab und baute auf schnelle Konter. Danach positionierten die Stuttgarter sich durch drei offensive Wechsel höher, die entstehenden Räume zwischen den Linien waren ein gefundenes Fressen für die konterstarken Freiburger. Sie ließen sogar zahlreiche hochklassige Chancen aus, ehe sie durch eine fragwürdige Schiedsrichterentscheidung und eine Stuttgarter Unachtsamkeit bei einem langen Ball das Spiel entscheiden konnten.

FC Augsburg – Borussia Mönchengladbach 1:1

Die Augsburger kehrten gegen Gladbach zu dem Ansatz zurück, der ihnen schon gegen die Borussia aus Dortmund zu einem sehr starken Spiel verholfen hatte. Anstatt wie in Frankfurt ein frühes Pressing zu versuchen, warteten sie wieder im Mittelfeldpressing in einer 4-4-2-Grundordnung ab und die Verteidiger spielten oft Manndeckung auf die Gladbacher Offensiven. Mölders und der sehr arbeitsame Oehrl stellten dabei durchaus elegant die Wege zu den Sechsern zu und verlangsamten somit den Gladbacher Spielaufbau.

Diese versuchten, aus der horizontalen Ballzirkulation heraus ihr bekanntes Vertikalspiel aufzuziehen, wozu Nordtveit oft zwischen die Innenverteidiger abkippte. Nach den eröffnenden Pässen in die Offensive sollten schnelle Ablagen und Kombinationen folgen, um dann den Ball auf die startenden Nebenspieler hinter die Augsburger Kette zu legen. Das konnten die Augsburger mit ihren Mannorientierungen aber gut verhindern, da sie die Steilläufe auf diese Weise auffingen und außerdem die Kombinationsspieler sofort unter Druck setzten. Die frei pressenden Sechser Baier und Callsen-Bracker konnten die Bewegungen zwischen den Linien antizipieren und rückwärtspressen.

Der FCA verhinderte damit in Halbzeit eins fast vollständig Gladbacher Torchancen und wurde selber nach Ballgewinnen gefährlich. Allerdings hielt Favres Elf wie üblich weitestgehend ihre tiefe Stellung, weshalb die Augsburger kaum unbedrängt durchkamen und die anfangs bedeutend höhere Anzahl an Schussversuchen kaum auf das Tor platziert werden konnte. Bis zum Spielende gab es neben dem relativ ungefährliche Kopfballversuch, den Mölders von der Strafraumgrenze versenkte, nur einen einzigen Augsburger Schuss aufs Tor.

Die Borussia kam im Laufe der zweiten Halbzeit dann besser in die Partie, indem die Passmuster verändert wurden. Die Spieleröffnung erfolgte nun meist auf die Außenspieler anstatt durch das Zentrum. So wurden die gut pressenden Augsburger Stürmer öfter umspielt und Gladbach bekam mehr Präsenz ins Mittelfeld. Über diagonale Spielzüge oder Flanken kamen sie von den Flügeln dann in Strafraumnähe und kamen zu viel mehr Abschlüssen, was am Ende zum verdienten Unentschieden führte.

1899 Hoffenheim – Bayer Leverkusen 1:2

Ein weiterer Sieg für Bayer Leverkusen, welche auswärts gegen Hoffenheim gewannen. Dabei versuchten die Hoffenheimer mit einigen guten Ansätzen gegen das Leverkusener Pressing anzugehen, doch diese schossen schnell zwei Treffer. Die diagonalen Infiltrierungen über die geöffneten Halbräume schlugen somit fehl, doch Hoffenheim steckte nicht auf. Sie kamen verstärkt über die Seiten, rückten weit nach vorne auf und probierten es mit Flanken. Babbels Wechsel zur Halbzeit zeugten davon, denn er wollte die Präsenz im Strafraum mit Derdiyok und Schipplock erhöhen.

Letztlich fiel auch der Anschlusstreffer dadurch, doch Leverkusen hielt dagegen. Sie variierten ihr anfängliches 4-3-2-1 zu einem 4-5-1 und wechselten nach dem Anschluss wieder stärker in die Höhe. Sie waren zwar unterlegen, der Sieg ist wegen der höheren Chancenqualität verdient – auch wenn die Hoffenheimer ebenfalls wegen ihres nimmermüden Einsatzes zumindest einen Punkt verdient gehabt hätten.

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