Alemannia Aachen – Eintracht Braunschweig 0:2
Am zweiten Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga trafen am Aachener Tivoli die heimischen Alemannen und der Aufsteiger aus Braunschweig aufeinander. Die von Peter Hyballa trainierten Gastgeber hatten sich in der letzten Woche Erzgebirge Aue mit 0:1 geschlagen geben müssen, Aufsteiger Braunschweig dagegen war mit einem 3:1 gegen 1860 München überzeugend in die neue Spielzeit gestartet.
Braunschweig führt früh, Aachen tut sich schwer
Trainer Hyballa veränderte seine Startaufstellung im Vergleich zur Vorwoche nur auf einer Position, für Rechtsverteidiger Erb lief Strifler auf, ansonsten blieben Personal und Formation identisch, Aachen agierte wie in der Vorwoche in einem variablem 4-1-3-2. Gästetrainer Lieberknecht schickte dieselbe Startaufstellung wie am 1. Spieltag aufs Feld und behielt auch die erfolgreiche 4-1-4-1-Formation bei.
Schon in der Anfangphase präsentierte sich Drittligameister Braunschweig sehr bissig, zweikampfstark und dabei gut geordnet. Aachen fiel zunächst in der Vorwärtsbewegung wenig ein, doch gelang es den Gastgebern zunächst gut, die Braunschweiger Konterversuche zu unterbinden. Das Aachener Pressingnetz wurde jedoch immer wieder von der starken linken Seite der Gäste, bestehend aus Reichel und Boland, durchbrochen. Über diese Seite wurde auch das 1:0 des Aufsteigers in der 15. Spielminute eingeleitet, als Boland sich am linken Flügel gegen zwei Gegenspieler durchsetzen konnte und scharf in die Mitte flankte. Diese Hereingabe wurde dann von Erb unglücklich ins eigene Tor abgefälscht.
Anschließend spielten die Braunschweiger noch etwas abwartender und überließen es den Gastgebern, das Spiel zu gestalten. Doch diese hatten erhebliche Probleme sich überhaupt ins Angriffsdrittel zu kombinieren. Hyballas Spielphilosophie sieht es vor, nach Ballgewinn schnell vertikal zu spielen und auch im Spielaufbau zuerst nach vorne zu schauen. Diese Spielweise spielte Trainer Lieberknecht und seiner Mannschaft in die Karten. Schnelle Gegenstöße waren bei den beiden kompakten Viererketten mit zwischengeschaltetem Sechser nur schwerlich möglich.
Stattdessen musste man ruhig aus der Viererkette heraus aufbauen. Hierfür rückten die Aachener Außenverteidiger extrem weit auf um die Breite zu erhalten, sodass Außenspieler und Stürmer alle Freiheiten hatten sich in Breite und Tiefe zu bewegen. Doch verpasste es die Alemannia, aus dieser Tatsache Kapital zu schlagen und erzeugte viel zu selten eine Überzahl im zentralen Mittelfeld. Stattdessen ließ sich Uludag immer wieder fallen um den Ball abzuholen, jedoch lief er damit den zentralen Mittelfeldspielern der Braunschweiger in die Arme. Auch Junglas und Kratz waren viel in Bewegung, aber auch sie waren nur selten zwischen den Reihen anspielbar. Und so war es lediglich der junge Stiepermann, der sich immer wieder in der Breite anbot und so für etwas Gefahr im Aachener Offensivspiel, vornehmlich über die linke Seite sorgte. Doch dort traf er auf den aufmerksamen Bohl, der zwar als Rechtsverteidiger einige Probleme mit der Dortmunder Leihgabe , den Aachener aber im Großen und Ganzen gut im Griff hatte.
Aachen macht auf, und wird bestraft
Zur zweiten Halbzeit brachte Hyballa Yabo für Kratz. Dieser sorgte für etwas mehr Leben in der Offensive. Er ging in den ersten zehn Minuten lange Wege und war häufig kurz anspielbar, sodass das Spiel der Gastgeber insgesamt deutlich lebhafter wirkte. Doch nach kurzer Zeit wurde Yabo deutlich schwächer und die viel versprechenden Aachener Angriffsbemühungen erstarben. In der Folge ließ Hyballa seine Spieler immer offensiver agieren, die Außenverteidiger schoben immer früher nach vorne, um in der Breite anspielbar zu sein. Doch all dies führte nicht zu einer größeren Präsenz im Angriffsdrittel, sondern zu noch mehr Ballverlusten im Aufbauspiel mit anschließenden gefährlichen Kontern. Die vielen Ballgewinne der Gäste waren nun deutlich wertvoller als in der ersten Hälfte, als man zumindest noch auf eine einigermaßen organisierte gegnerische Defensive traf.
Nun hatte Trainer Lieberknecht ganz offensichtlich den Schlüssel gegen die Aachener gefunden: Direkt nach Ballgewinn stürmte Sturmspitze Kumbela auf die unbesetzte rechte Seite, zog so einen Innenverteidiger mit und behauptete den Ball zunächst auf außen, bis ein zentraler Mittelfeldspieler, zunächst Kapitän Kruppke, später Pfitzner, in die Spitze gestoßen war. Dieser Spieler konnte nun in dem Loch, das der herausgerückte Innenverteidiger hinterlassen hatte, problemlos angespielt werden. Auf diese Weise erzielte der Aufsteiger schließlich auch das entscheidende Tor, das der eingewechselte Pfitzner nach einem der zahlreichen Konter nach dem erklärten Muster in Minute 79 erzielte.
Lehren aus dem Spiel
Die Niederlage für den Gastgeber hatte sich früh abgezeichnet. Hyballa wird sich fragen lassen müssen, warum er dem Gegner mit seiner Spielweise derart in die Karten spielte und warum er seine Aufbaustrategie nicht änderte, nachdem es für jeden Zuschauer ersichtlich war, dass man mit der Strategie aus der 1. Halbzeit die Gäste nicht in Verlegenheit bringen würde. So muss die Alemannia angesichts zweier Niederlagen zum Auftakt und den nächsten Gegnern St. Pauli und Cottbus schleunigst ein schlüssiges Offensivkonzept entwickeln, will man einen kompletten Fehlstart in die Saison vermeiden und endlich das erste Saisontor erzielen.
Braunschweig dagegen kann nach überzeugenden Auftritten bei optimaler Punktausbeute mit breiter Brust ins „Spiel des Jahres“ im DFB-Pokal gegen Rekordmeister Bayern München gehen. Als Aufsteiger hat man sich zudem eine hervorragende Ausgangsposition in der Liga erarbeitet. Mit der defensiven Kompaktheit und dem schnellen Umschalten scheint Lieberknecht die passende Strategie für das Spielermaterial gefunden zu haben. Wenn die Eintracht weiter derart überzeugend auftritt und auch die knappen Spiele für sich entscheiden kann, darf man sie spätestens jetzt als einen Geheimfavoriten bezeichnen, den man im Kampf um die vorderen Plätze durchaus ernst nehmen sollte.
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