Kolumbien – Peru 0:2 n.V.

Ein ausgeglichenes Viertelfinale wanderte durch verschiedene Phasen und wurde in der Verlängerung durch kluge taktische Eingriffe mit einem deshalb verdienten peruanischen Sieg beendet.

Die Peruaner hatten erneut sehr oft gewechselt – aus der Reserve-Auswahl des letzten Gruppenspiels blieben nur sehr wenige Spieler übrig. Kolumbien kam dagegen mit ihrer üblichen Aufstellung daher – es gab keine Änderungen im Vergleich zum Sieg gegen Bolivien.

Anfangsphase gibt wenig her

War der unmittelbare Start in die Partie noch so vielversprechend, konnte er dieses nicht halten: Kolumbien übernahm das Kommando und erspielte sich nach zwei Minuten mit einer tollen Kombination die erste Gelegenheit. Dies war allerdings die Ausnahme. Zwar hatte der Sieger der Gruppe A leichte Feldvorteile, doch insgesamt war es eine sehr ausgeglichene Anfangsphase – fast ohne Torszenen.

Dies war dadurch bedingt, dass sich durch die Wechselwirkung der Formationen eine Spiegelung in den Mittelfeldanordnungen beider Teams ergab, welche zu direkten Duellen und einer Neutralisation führte. Dass das kolumbianische Mittelfeld zunächst zu träge und langsam spielte, kam noch hinzu.

Kolumbien hatte keine Idee, was zu tun war – und spielte deshalb den Ball aus der Defensive sehr häufig auf den sich fallen lassenden Falcao. Dieser machte damit den Raum noch enger und hatte somit Probleme, die Bälle zu behaupten – auch weil die Strategie immer berechenbarer wurde und Innenverteidiger Rodriguez konsequent attackierte – so verlor Kolumbien die Bälle zu schnell wieder und hatte nicht die große Kontrolle, die man vor dem Spiel erwartet haben könnte.

Kolumbiens Mittelfeld steigert sich

Nach etwa 20 Minuten wurden die favorisierten Kolumbianer besser. Ihre Außenverteidiger standen nun höher und sorgten für Breite. Dies diente als Basis für eine Verbesserung – die entscheidende Rolle spielten allerdings die drei Mittelfeldspieler, die sich nun deutlich flexibler bewegten, sich mal fallen ließen oder nach außen gingen.

Besonders Guarín attackierte immer wieder mit Dampf über die rechte Seite, wo er der Deckung durch Cruzado ein wenig entgehen konnte und wo Vargas bei Peru auch bei gegnerischem Ballbesitz recht hoch stand und somit Räume ließ. Im Zusammenspiel mit Zuniga konnte er hier einige Spielzüge einleiten und brachte gute Hereingaben. Ebenfalls verbessert zeigten sich die beiden Außen Kolumbiens, die nun – da die Außenverteidiger das Spiel breit hielten – mehr in die Zentrale ziehen und dort von Falcao geschaffene Lücken und Schnittstellen nutzen oder selbst für die Mittelfeldspieler Räume schaffen konnten.

So kamen die Kolumbianer durch die höhere Variabilität in ihrem Spiel vor allem über die Flügel zu einigen wirklich guten Tormöglichkeiten und waren nun mehr die überlegene Kraft im Spiel.

Perus Strategie

Dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass die Peruaner auch einige Chancen hatten – und  das konstant über den ersten Durchgang verteilt. Zwar hatten sie einige Probleme im Spielaufbau, weil die Kolumbianer mit ihrem 4-1-4-1 und den dynamischen Mittelfeldspielern die zentralen Anspielstationen Perus gut unter Druck setzen und zu langen Bällen provozieren konnten, doch ihre Strategie basierte sowieso eher auf Umschalten und Bällen auf den beweglichen Guerrero.

Die zweite große Gefahr ging von Juan Vargas aus, der auf der linken Seite sehr offensiv agierte. Man versuchte, den Ball zu ihm zu bekommen – dann konnte Vargas entweder über außen marschieren (woran ihn die Kolumbianer nur sehr halbherzig hinderten) und flanken, was aber wenig effektiv war, oder die kolumbianische Passivität nutzen und mit Guerrero kombinieren. So entstanden die Torchancen für Peru, und einige Male nutzte man auch den Platz vor der sowieso tiefen Abwehr, den man geschickt kreierte, indem der aus der Tiefe nach halbrechts vorstoßende Advincula Kolumbiens Sechser Sánchez aus diesem Raum wegzog.

Zweite Halbzeit

Für die zweite Halbzeit kam für Advincula dann Lobatón ins Spiel, welcher konstant tiefer als ein dritter Mittelfeldspieler agierte – Advincula hatte sich gelegentlich weit vorne aufgehalten. Generell stand das peruanische Mittelfeld kompakter und tiefer, auch das eigene Aufbauspiel wurde um mehr Optionen bereichert.

Allerdings gab es auch Nachteile: Durch den geringeren Balldruck war es den Defensivspielern der Kolumbianer möglich, genaue Pässe hinter die Abwehr Perus zu spielen: Mehrere Male kam so Dayro Moreno in aussichtsreiche Positionen – einmal holte er einen Elfmeter heraus, den Falcao vergab, einmal traf er nur den Pfosten.

Mit der Einwechslung von Rodallega für den Herthaner Ramos versuchten die Kolumbianer, mit ein wenig Gewalt und mehr Präsenz in der vorderen Angriffsreihe zum Erfolg zu kommen. Dafür musste auch Linksverteidiger Armero wieder offensiver spielen. Dies barg Chancen, aber auch Risiken – über seine Seite, die man als kleinen Schwachpunkt ausgemacht hatte, konnte Peru bei einigen Angriffen eine Überzahl an Spielern herstellen und zum Ende der 90 Minuten demonstrierten einige technische nette Kombinationen zwischen den Außenspielern und unterstützenden Akteuren aus dem Zentrum, dass mit ihnen noch zu rechnen sein sollte.

Die letzte dicke Chance der regulären Spielzeit gab es allerdings für Kolumbien. Um Breite herstellen zu können, kam nun auch Guarín vorzugsweise über links – von dort erarbeitete er sich auch eine tolle Chance, der Zuarbeiter hätte sich belohnen sollen, doch auch er scheiterte an der Latte.

Verlängerung

Bestärkt durch jene Szene wollten die Kolumbianer nun über außen das Spiel zu ihren Gunsten entscheiden. Die Außenverteidiger wurden offensiver, Sánchez auf der Sechs stand tiefer und gelegentlich nur ganz dicht vor den Innenverteidigern, Guarin sollte mit Zuniga die rechte Seite wiederbeleben.

Die Idee war gut, doch Perus Trainer konterte mit einem Klasse-Schachzug: Er stellte auf ein 4-4-1-1 um, wobei Vargas von links nach vorne rückte und in einer freien Rolle halblinks hinter Guerrero spielte. So konnte er in der Defensive bisweilen die eigene linke Seite gegen Guarín und Zuniga unterstützen, aber vor allem offensiv sich zwischen den Linien und halblinks gegen die „Dreierkette“ austoben.

Immer wieder kam er an den Ball – und holte so den Freistoß heraus, den Kolumbiens Torwart Martinez zum 0:1 Lobatón vor die Füße faustete. Die anschließende Strategie Kolumbiens war legitim wie logisch: Sie packten das Zentrum mit Spielern voll, um Peru zu zwingen, noch enger zu verteidigen, um dann schnell auf einen AV zu spielen, der Flanken bringen sollte. Dies blieb aber ohne Erfolg, nach 112 Minuten nutzte Vargas einen Fehler Kolumbiens zur Entscheidung.

Fazit

Beide Teams haben ein gutes Spiel gezeigt, Kolumbien steigerte sich nach schwachem Start, Peru baute in der zweiten Halbzeit ab, wurde am Ende noch einmal stärker – und in der Verlängerung brachte die taktische Maßnahme von Trainer Markarián den Sieg. Man darf anmerken, dass die Umstellung zu gewissen Teilen durch eine Verletzung bedingt war, aber es war  nicht das erste Mal, dass er als gewiefter Taktiker auftrat. Man darf gespannt sein, ob ihm dies im Halbfinale gegen sein Heimatland Uruguay auch gelingen wird.

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