Union antizipiert – MX

3:1

Union Berlin verteidigt lange gut, entlastet sich im zielspielenden Umschaltspiel und schlägt enttäuschende Leipziger mit 3:1.

Nach drei Niederlagen nach zuvor einzelnen Ausrufezeichen stand Steffen Baumgart mit Union Berlin am Freitagabend gegen RB Leipzig durchaus vor einer weiteren Bewährungsprobe, nachdem die Gäste mit einem Kantersieg gegen Eintracht Frankfurt angereist waren. Dafür wählte das Heimteam eine gewohnte 3-4-3-Grundformation mit Rønnow zwischen den Pfosten, davor Doekhi und Leite als Halbverteidiger sowie Querfeld als MIV. Davor agierten Khedira und Kemlein als Doppelacht, Köhn und Haberer besetzten die Schienen. Jeong und Ansah spielten um Mittelstürmer Burke herum.

Die Grundformationen

Bei Werners Leipziger Mannschaft sah man eine 4-3-3-Grundformation mit Gulácsi zwischen den Pfosten sowie Lukeba und Orbán als Innenverteidiger, flankiert von Raum und Nedeljković auf den Außenverteidigerpositionen. Im Mittelfeld agierten Schlager und Baumgartner als Halbraumachter sowie Seiwald als Sechser. Diomandé und Bakayoko spielten auf den Flügeln, während Harder als Mittelstürmer an der Alten Försterei auflief.

Union im 5-3-2-Mittelfeldpressing

Wie zu erwarten agierte Union Berlin relativ schnell aus der 3-4-3-Grundformation heraus im 5-3-2-Mittelfeldpressing, wobei Ansah neben Burke in die erste Pressinglinie rückte und Jeong als rechter Außenspieler in der zweiten Pressinglinie agierte, während die Schienenspieler Köhn und Haberer zu klaren Flügelverteidigern wurden. Gegen das 3-3-4-höhere-Aufbauspiel der Leipziger zeigte man mit Burke und Ansah in der Pressingauslösung auf den breiten Dreieraufbau der Gäste kaum aktive Zugriffsmomente, sondern versuchte vielmehr, reaktiv die Passwege ins Zentrum auf Sechser Seiwald sowie auf Stürmer Harder zu schließen.

In der Anfangsphase funktionierte dies jedoch nicht immer einwandfrei. Gerade die Breite der ersten Aufbaulinie von RBL, kombiniert mit der engen Grundstellung des Berliner Doppelsturms, führte dazu, dass dieser mehrfach überdribbelt werden konnte und die Halbverteidiger anschließend durchaus den Weg zum initial isolierten Sechser Schlager fanden. Khedira hatte aus dem zu weiten diagonalen Zurückfallen bei der Isolation des Passweges auf Wandspieler Harder keinen direkten Zugriff auf Leipzigs Sechser – über den Österreicher konnte Leipzig daher innerhalb der ersten Aufbaulinie verlagern.

Schlager als Verlagerungsspieler

Grundsätzlich liegt die Hauptprämisse Unions bei diesem reaktiven Mitpressen der Stürmer darin, die Leipziger Halbverteidiger auch nach deren Pässen eng zu markieren und so etwaige Rückpassoptionen zu isolieren. Schlichtweg ist die Basis von Unions Ansatz die Unterbindung flacher Verlagerungen, um dem eigenen Mittelfeld ein weites ballnahes Verschieben zu ermöglichen. Leipzig hebelte diesen Mechanismus jedoch früh über Schlagers Klatschspiel auf den mittleren Innenverteidiger Seiwald aus. Dies führte dazu, dass Leipzig nach Verlagerungen immer wieder sehr viel Raum zum Andribbeln hatte und zudem im Halbraum einiges an Platz vorfand.  Unions Mittelfeld verschob nämlich weit ballnah und kompakt, um einerseits die ballnahen Abkippbewegungen im Halbraum von Leipzigs Stürmern Harder und Baumgartner mit den ballnahen Achtern aufzugreifen, als auch potenzielle Passwege ins Zentrum zu isolieren vor der Verteidigungslinie, der gelegentlich auch diagonal-hoch bespielt wird seitens RB, zu sichern. Dadurch hatte Union Berlin nach gegnerischen Verlagerungen jedoch relativ weite Wege zu überbrücken, um erneut Zugriff zu erlangen. Genau dies wollte man eigentlich verhindern.

Rechtes Grundmuster

RB probiert es entgegengesetzt

RB Leipzig agierte im höheren Aufbauspiel grundsätzlich aus einer gewissen Asymmetrie heraus. Grundsätzlich lässt sich daraus ableiten, dass man um Unions Schwäche nach Verlagerungen wusste, denn die Reaktionen auf den Flügeln waren jeweils direkte entgegengesetzte Bewegungen:

  • Rechter Flügel: Hier kippte meistens Bakayoko in den Halbraum ab, um Halbverteidiger Leite aus der Fünferkette herauszuziehen. Schienenspieler Nedeljković suchte anschließend nachbesetzend diagonal den Tiefenlauf in den Rücken Leites und wurde direkt von Halbverteidiger Orbán tief angespielt. Gerade Köhn hatte gegen die diagonalen Tiefenläufe seines direkten Gegenspielers durchaus Probleme im Bewegungskomplex, sodass der Serbe gerade mit seinem hohen Tempo daraus mehrmals erfolgreich gefunden werden konnte
  • Linker Flügel: Hier schob Raum in den Halbraum, um Flügelverteidiger Haberer dort zu binden und so Zeit und Raum für Diomandé in der Breite zu schaffen – insbesondere für das Aufdrehen des dribbelstarken Flügelspielers. Ziel daraus war es, im Dribbling ein 2‑gegen‑1 gegen Haberer zu erzeugen bzw. Haberer zum Herausverteidigen zu provozieren und anschließend über Raum Tiefe zu generieren

    Linkes Grundmuster

Das Problem aus Sicht Leipzigs bei den gut vorbereiteten Mustern war jedoch, dass Union ebenfalls gut vorbereitet agierte. Zwar funktionierten Raums Bindungen von Haberer durchaus gut, und Diomandé konnte sich ohne direkten Druck von hinten fallen lassen. Doch Jeong verschob nach Leipzigs Verlagerungen sehr schnell zur rechten Seite, sodass Diomandé kaum angespielt werden konnte bzw. sich nach einem Pass in die freie Außenbahn aufdrehen konnte. Tendenziell lässt sich zudem sagen, dass Leipzig etwas das Tempo aus den Verlagerungen fehlte, da die Abstände inder Dreierkette zu groß waren und Union mit dem Mittelfeld in dieser Zeit verschieben konnte. Die Essenzialität der Nicht-Existenz von Unions Achtern im Halbraum war dadurch jedoch nicht mehr gegeben.

Insgesamt lässt sich hier bereits ein frühes Lob an die Verteidiger von Union aussprechen. Zwar ließ sich Leite ein paar Mal von Bakayoko herausziehen, doch insgesamt waren insbesondere Querfeld und Doekhi bereits in der Vororientierung vor den langen Tiefenbällen Orbáns frühzeitig präsent. Dadurch konnte man einerseits die Nachrückbewegungen von Baumgartner und Harder in der Box aus diesem Vorteil abfangen und andererseits etwaige Bewegungen von Nedeljković ins Zentrum verhindern, sodass dieser nach außen gedrängt wurde. Auch als Baumgartner später zunehmend im rechten Halbraum durchschob, wurde er gut von Querfeld übernommen, sodass es auch dem Österreicher schwerfiel, den Ball tief zu sichern. Insgesamt agierte er aus tieferer Grundposition und suchte gelegentlich die Räume zwischen den Linien, wurde jedoch gerade von Kemlein sehr eng markiert und konnte so kaum Dribblings daraus ziehen.

Schlager wird zum Knackpunkt

Insgesamt bestätigt das fehlende Tempo beim flachen Verlagern von RB auch, dass man spürbar besser mit Unions 5‑3‑2 zurechtkam, wenn man direkter verlagern konnte. Aus dem 3‑3‑4-System heraus war dies eigentlich nur über Sechser Schlager möglich, der jedoch über weite Strecken des Spiels in seinen zentralen Bewegungen beim Ball in der Breite von Khedira weitgehend mannorientiert aus dem Spiel genommen wurde. Das änderte sich erst, als Baumgartner auf der rechten Seite zunehmend Kemlein breiter band und Khedira dadurch ebenso weiter ausschieben musste. Folglich wurde Khediras Fokus auf die Mannorientierung geringer, sodass Schlager wieder im Zentrum anspielbarer wurde.

Zwar war dies auf der rechten Seite von Union ähnlich, da Jeong auf Diomandé immer wieder ausschieben musste, jedoch liegt der Unterschied im Rückwärtspressing der Unioner Stürmer. Burke agierte weiter zurückfallend in den Sechserraum und dadurch deutlich näher an Schlager als sein Pendant Ansah, der im Restpressing zu hoch stand. Folglich tat sich Ansah schwer, auf Schlager Zugriff zu bekommen, wenn dieser angespielt wurde, sodass er den Ball zu Diomandé auf die ballferne Breite verlagern konnte. Da das Berliner Konstrukt dadurch zu wenig Zeit zum Verschieben hatte, konnte RB einerseits mit den Flügelspielern immer wieder aufdrehen und auf Unions Tor zudribbeln, andererseits blieb der Halbraum vor der Box durch Unions Achter infolge unzureichend abgedeckt. So konnte RB Halbfeldflanken aus diesen Rückraum suchen, insbesondere über den extrem flankenstarken Raum. In der Box hatte jedoch Union weiterhin deutlich die Oberhand.

Tendenziell bleibt dennoch die Frage, wieso man diese direkten Verlagerungsmuster nicht einfach öfter gesucht hat – frei nach dem Motto: Wer viel verschieben lässt, wird irgendwann die Räume finden. Das Problem liegt jedoch im Ursprung: Man fand schlichtweg kaum Dribblings aus der Höhe. Bakayoko agierte zu viel abkippend im Halbraum, und Nedeljković suchte zwar gelegentlich Dribblings in der Breite, doch diese waren zu tief, sodass Seiwald daraus zu wenig Raum zwischen den Linien hatte. Hier wäre etwas mehr rotierendes Ausweichen Bakayokos in die Breite wünschenswert gewesen, sodass er daraus mehr inverse Dribblings in Richtung Schlager hätte suchen können – wobei er ein Spielertyp gewesen wäre, der durchaus auch unter direktem Gegenspielerdruck das Dribbling ziehen kann. Dies scheint aber Leipzig grundsätzlich zu vermeiden, entsprechend legt man einen hohen Wert auf das direkte Tiefenspiel.

Nach rund 30 Minuten agierte Khedira deutlich enger und stärker mannorientiert an Schlager und rückte kaum noch raumorientiert ein bei etwaigem Ausschieben Kemleins – der Fokus lag demnach nun klar auf die Unterbindung jener Aktionen. Dadurch waren direkte Verlagerungen über den Sechser kaum mehr zu erkennen, selbst klatsch-Aktionen über die Halbverteidiger für flache Verlagerungen wurden aufgrund der Engheit des direkten Duells deutlich seltener.

Leipzig variiert

Das Thema Verteidigungslinie spielte bei Union auch nach rund 15 Minuten eine noch entscheidendere Rolle. RBL stellte nun leicht um: David Raum agierte zunehmend als linker Halbverteidiger, während Seiwald in den Sechserraum aufrückte und neben Schlager im Zentrum agierte. Dadurch war durch die gleichzeitige tiefere Grundposition von Diomandé eher ein 3‑4‑3 zu erkennen. Diese tiefere Grundposition spielte dahingehend eine Rolle, dass Jeong aus dem Mittelfeld nun aktiv das Pressing auf Halbverteidiger Raum suchte, nach der Umstellung jedoch die Bewegungen von Diomandé nicht mehr aufnehmen konnte. Folglich musste Flügelverteidiger Haberer herausschieben.

RB passt sich an

Haberer tat sich mit den entgegengesetzten Bewegungen von Diomandé sehr schwer. Ähnlich wie Köhn hatte er große Probleme, sich gegen die Richtungsänderungen im Lauf des direkten Gegenspielers zu drehen, sodass Diomandé immer wieder im Rücken Haberers auftauchte. Dass er die Tiefenbälle von Raum kaum verarbeiten konnte, lag vor allem am direkten Herausschieben Doekhis, der diese Bälle immer wieder in den Rücken Haberers abfangen konnte. Insgesamt war dies eine sehr löbliche Leistung in Sachen Vororientierung und Abfangen von langen Bällen. Rutschte Union doch mal ein Ball durch, so zeigte auch Ronnow im Herauslaufen eine sehr gute Leistung und antizipierte durch hohe Grundstellung etwaige lange Bälle frühzeitig.

Insgesamt muss man hier auch durchaus Stürmer Harder nennen, denn gerade die tiefe Grundposition Doekhis und das Ausschieben in die Breite offenbarten Zwischenräume in Unions Verteidigungslinie, die der Stürmer kaum aktiv bespielte. Aus dieser fehlenden Ballnähe konnte er auch kaum Druck auf Doekhi nach dessen Ballgewinn im individuellen Gegenpressing ausüben, wodurch dieser meist relativ ungestört klären konnte. Tendenziell agierte Harder in seiner Grundposition oft zu statisch im Zentrum, und gerade durch Unions kompaktes Mittelfeld war er praktisch kaum im Aufbauspiel präsent – zwar bot er vereinzelt vertikale Abkippbewegungen zwischen den Linien an, jedoch tat er sich gegen den eng mitverteidigenden Doekhi sehr schwer im Wandspiel.

Union findet weiter in die Partie

Probleme gegen enges und direktes Herausverteidigen hatte RB Leipzig insgesamt auch im tiefen Aufbauspiel aus dem 2-3-2-3 gegen Unions 4-1-3-2 mit Mannbezug. Zwar agierten die Stürmer in der ersten Pressinglinie auch hier zunächst durchaus reaktiv, jedoch vor allem aus dem Grund, dass man Leipzig bewusst in die Breite drängen wollte, um den Pass vom Außenverteidiger zu den Flügelspielern zu provozieren. Dort verteidigte man einerseits mit einer einfachen Überzahl gegen Stürmer Harder als Wandspieler durch die Innenverteidiger, andererseits ermöglichte diese Überzahl, die Bewegungen der Leipziger Flügelspieler sehr eng und direkt mitzuverfolgen. Diese hatten dadurch große Probleme und konnten sich kaum aufdrehen bzw. das Dribbling suchen. Auch die Ausweichbewegungen der Zehner wurden vom Sechser Kemlein eng verfolgt, wodurch sie kaum unterstützend agieren konnten. Insgesamt zeigte Union zudem ein gutes Gespür dafür, wann ein taktisches Foul zu ziehen war, wenn sich der Gegner im Abkippen zu stark löste. Entsprechend kam kaum Spielrhythmus für RB auf.

RB im tiefen Aufbauspiel

Durch die einfache Besetzung der Sechs gegen die doppelte Zehn von RB entstand zwar nominell eine Unterzahl im Zentrum, diese isolierte man jedoch über die diagonalen Pressingwinkel der Außenspieler auf die Leipziger Außenverteidiger sehr gut, sodass dieser Raum praktisch nicht bespielt werden konnte. Leipzig schaffte es in der Folge kaum, alternative Lösungen zu finden. Zwar war insbesondere Sechser Seiwald über die Außenverteidiger durchaus immer wieder anspielbar, da sich dessen Gegenspieler Khedira häufig fallen ließ, um den Raum zentral vor der Verteidigung zu schließen. Dennoch wurde kaum versucht, Seiwald gezielt zu finden, nicht zuletzt, weil auf die Außenverteidiger direkter Druck von Union ausgeübt wurde. Leipzig war förmlich in der Breite gefangen.

Demnach fand Union auch über das Angriffspressing zunehmend besser in diese Partie, was jedoch auch daran lag, dass man nach Ballgewinnen immer häufiger gute Entlastungsangriffe fahren konnte. Dies hing einerseits damit zusammen, dass Leipzig durch das Aufrücken Schlagers auf der Sechs im Verlauf der ersten Halbzeit zunehmend Probleme hatte, den Raum vor der Verteidigungslinie zu schließen. Diesen Raum besetzten die Stürmer von Union Berlin permanent, ohne dabei in der 1-2-Restverteidigungsstruktur Leipzigs direkt mannorientiert von den Verteidigern verfolgt zu werden.

Diese Indirektheit in den direkten Duellen der Restverteidigung ist dabei ein nicht zu unterschätzender Faktor, denn sowohl Ansah als auch Burke verfügen über enorme Qualitäten in der Ballverarbeitung aus dem Wandspiel heraus. Gerade Ansah besitzt ein sehr gutes Gespür dafür, wie er sich aus dem Gegnerdruck drehen kann, während Burke sowohl im Dribbling als auch im Tiefenlauf über gutes Tempo verfügt. Entsprechend kam Union in diesem Zusammenspiel immer wieder zu Dribblings aus dem Zwischenlinienraum, worauf Leipzig mit einem Zurückfallen der Verteidigungslinie reagierte, was teils eine gewisse Inkompaktheit implizierte, insbesondere zwischen den Verteidigern.

Union im Restangriff

Dadurch war Leipzig auch für Nachschiebebewegungen aus dem Mittelfeld, gerade von den äußeren Spielern Jeong und Kemlein, durchaus anfällig. Tendenziell kann sich Union – und insbesondere Ansah – jedoch vorwerfen, aus diesen Dribblings zu spät den Moment gewählt zu haben, um ins Tiefenspiel überzugehen. Dieses zu lange Ballhalten in der ersten Halbzeit führte dazu, dass Leipzigs Halbverteidiger Ansah beziehungsweise Burke teilweise nach außen drängen konnten, wodurch die Konter an Tempo verloren. Insgesamt sorgten diese Konter jedoch für viel Entlastung auf Seiten Union Berlins und verliehen dem Spiel zusätzliche Stabilität. Diese gewann man vor allem aus der Sicherheit heraus, dass die Stürmer Klärungsaktionen aus der Verteidigungslinie im Zentrum verarbeiten konnten. Dadurch wurde zwar häufig bewusst lang geklärt, doch gerade diese Klarheit in der Einfachheit erwies sich als durchaus förderlich für Union.

Obwohl man – wie oben beschrieben – Leipzigs tiefes Aufbauspiel über das Angriffspressing gut isolierte, ging man gegen Ende der ersten Halbzeit zunehmend in ein Mittelfeldpressing über. Ein Grund dafür dürften auch die Konter gewesen sein, die man vor allem aus dem Mittelfeldpressing heraus fahren konnte. Demnach sicherte sich Union Berlin ein verdientes 0:0 zum Pausentee – wenngleich man kurz zuvor beinahe noch aus einem Konter die Führung hätte erzielen können, als Burke in der 41. Minute zum Abschluss kam, nachdem Ansah erneut per Dribbling durchgebrochen war.

Zweite Halbzeit

Danach gestaltete sich die Partie zunächst ähnlich wie zuvor, jedoch mit etwas mehr Ballbesitz auf Seiten von Union Berlin. Gerade bei eigenen Abstößen schob man das eigene Team weiterhin eng zusammen, wobei sich RB dennoch sehr schwer tat, aus diesen Situationen Ballkontrolle zu erlangen. Dies lag vor allem an Unions Sechser Kemlein, der mehrfach entscheidend den zweiten Ball vor dem Leipziger Angriff sicherte. Insgesamt nahm Kemlein eine Schlüsselrolle ein, denn sowohl vor dem 1:0 als auch beim 2:1 leitete er ballsicherend nach zweiten Bällen das Umschaltspiel ein und wurde so zu einem entscheidenden Faktor für den späteren Sieg der Eisernen.

Die Schienenspieler Unions – insbesondere Köhn – rückten nach Ballgewinnen nun noch direkter in der Breite auf, was grundsätzlich positiv für das eigene Umschaltspiel war, da die Stürmer dadurch aus dem Druck heraus direkte horizontale Optionen hatten. Gleichzeitig erwies sich diese Breite nach eigenen Ballverlusten – gerade in Ping-Pong-Situationen – jedoch als anfällig. Dadurch stieg die Belastung auf die Dreierkette um Leite, Querfeld und Doekhi, die sich damit zunächst etwas schwer tat, zumal Wandspieler Harder nun dynamischer agierte, wiederholt sich tiefer postierte und daraus in die Tiefe breit durchschob. Zwar fiel folgerichtig der Ausgleich zum 1:1, nachdem Union im Umschalten den Ball verlor und Gomis sich im Rücken von Schienenspieler Köhn absetzte, von Harder aus dem Zwischenlinienraum bedient wurde und einschob. Das 2:1 folgte jedoch nach einem Aufschieben und einer Halbfeldflanke von Trimmel auf Ansah. Folglich kann man aus Sicht von Union sagen: gut gegangen.

Nach der wilden Phase rund um die 60. Minute mit drei Toren beruhigte sich das Spiel zunächst wieder, wobei weiterhin die Entlastungsangriffe über Ansah und Burke eine entscheidende Rolle spielten. Zwar fiel das 1:1 nach einem Ballverlust von Ansah an Seiwald, der in dieser Szene den Raum vor der Verteidigungslinie alleine absicherte, doch blieb dies letztlich ein Einzelfall. Leipzig suchte nun aus einem 2-3-2-3 direkter den Weg in die Breite auf die Flügelspieler und versuchte es zunehmend über inverse Dribblings, um die hängenden Bewegungen Harders und Baumgartners/Schlagers daraus zu finden. Gerade die Einwechslung von Trimmel für Haberer erwies sich hierbei jedoch als entscheidend für Union, da Diomandé gegen den frischen Trimmel kaum in Richtung Zentrum aufdrehen konnte. Mit sehr tiefen Achtern sicherte man zudem den zentralen Raum vor der Box ab, den insbesondere Gomis immer wieder suchte – Leipzig fand daraus kaum Tiefe.

Fazit

Ein spannenderes Spiel, als ich erwartet hätte. Union agierte gegen den Ball grundsätzlich sehr stabil, während Leipzig teilweise in altbekannte Muster im eigenen Aufbauspiel verfiel und etwas zu viel Direktheit suchte – was den Berlinern durchaus in die Karten spielte. Die mangelnde Absicherung durch die Restverteidigung, verbunden mit der zu hohen Besetzung des Sechserraums, ist eine Nebenwirkung des fehlenden Verbindungsspiels aus der Breite ins Zentrum. Hier gilt es in den kommenden Wochen weiterzuarbeiten. Insgesamt bleiben es genau die Spiele, die für RB-Mannschaften unangenehm sind – aber man muss gleichzeitig anerkennen: Union Berlin wusste genau, wie man RB wehtun kann.

MX machte sich in Regensburg mit seiner Vorliebe für die Verübersachlichung des Spiels einen Namen. Dabei flirtete er mit der RB-Schule, blieb aber heimlich immer ein Romantiker für Guardiolas Fußballkunst.

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