Bayern verlagert sich zum Klassikersieg – FN

2:1

Im Klassiker muss Dortmund nach einem 1:2 in München die erste Saisonniederlage hinnehmen. Das Spiel war gegen einen passiven Dortmunder Matchplan durch Münchner Balldominanz geprägt. Vor welche Probleme das bayerische Angriffsspiel die Dortmunder stellte und welche Änderungen der BVB zur zweiten Halbzeit vornahm beleuchten wir in diesem Artikel.

Die Dortmunder passten sich den Bayern in der Grundordnung etwas an und agierten aus einem 5-3-2 heraus. Vor Kobel rückte überraschenderweise Süle für Bensebaini neben Anton und Schlotterbeck in die Dreierkette. Die Flügelverteidiger gaben Ryerson und Svensson. Im Zentrum agierte Sabitzer als alleinige Sechs. Die Achter bildeten Nmecha und Groß, der Beier in der Startelf ersetzte. In der Doppelspitze setzte Kovac auf Guirassy und Adeyemi.

Bayern agierte aus der gewohnten 4-2-3-1 Grundordnung heraus. Im Gegensatz zum Sieg gegen Frankfurt nahm Kompany zwei Änderungen in der Startelf vor. Den angeschlagenen Gnabry ersetzte Jackson. Dies hatte zur Folge, dass Jackson als Stürmer agierte und Kane auf die zehn rückte, was das Spiel noch maßgeblich beeinflussen sollte. Zudem rückte Pavlovic für Goretzka auf die Doppelsechs neben Kimmich.

Passivitätsprobleme im Mittelfeldpressing

Dortmund formierte sich von Beginn an in einem 5-3-2 Mittelfeldpressing. Die vorderste Pressinglinie bestehend aus Adeyemi, Guirassy und dem asymmetrisch herausschiebenden Nmecha löste vornehmlich bei Querpässen der Münchner Halbverteidiger durch die Kette aus. Zumeist war es Adeyemi der als erster Anläufer diagonal von außen Tah anlief. Guirassy schob in der Folge im Bogen auf Upamecano, um den Ball durch die Kette zu lenken und einen weiteren horizontalen Pass auf Kimmich zu forcieren. Das Nachschieben von Guirassy und Nmecha erfolgte leicht verzögert. So sprangen diese erst heraus, sobald der horizontale Pass auf Upamecano gespielt war. Die Münchner Halbverteidiger konnten durch diese Zeitverzögerung ihre Zirkulation stabilisieren und waren nur selten unter unmittelbarem Druck. Der Fokus der Dortmunder Anläufer lag viel mehr darauf über gut gewählte Deckungsschatten direkte Zuspiele in den Halbraum oder auf Sechser Pavlovic zu unterbinden. Statt direkten Druck auszuüben, sollte der Ball durch die Kette gelenkt werden, um auf außen für Zugriff zu sorgen. Hier taten sich durch die gut aufeinander abgestimmten Bewegungen der Münchner jedoch deutliche Probleme auf.

Kimmich agierte als rechter Part des bayerischen Dreiraufbaus auffällig flach. Dadurch wurde der sowieso schon weite Pressingweg Nmechas zusätzlich verlängert. Durch die hybride Rolle pendelnd zwischen 5-3-2 und 5-2-3 tat sich Nmecha generell bei schnellen Verlagerungen durch die Münchner Kette diagonal herausschiebend schwer aus seiner ballfern eingerückten Achterrolle effektiv Druck auf Kimmich auszuüben. Kimmich gewann dadurch an Zeit am Ball und konnte durch seinen freien Außenfuß weiter um den Block auf den aus der halbräumigen Startposition ausbrechenden Boey zu verlagern. Häufig beschleunigte Upamecano die Verlagerung auch durch Überspringen Kimmichs mit einem direkten Pass auf Boey. Dies geschah vor allem bei frühzeitigem Rausrücken von Nmecha. Hinter Nmecha taten sich durch das Auflösen der linken Achterrolle Lücken in der horizontalen Verschiebewegung zur Folge. So war Svensson dazu gezwungen auf Boey durchzuschieben. Dadurch fehlte es jedoch an einem direkten Deckungsschatten ins Zentrum auf die abkippenden Münchner Stürmer sowie Pavlovic. Als Folge von Svenssons Rausschieben war Schlotterbeck dazu gezwungen auf Olise durchzuschieben. Zudem fasste Anton seine Mannorientierung auf den in den Zwischenlinienraum abkippenden Jackson enger, was die Tiefensicherung löste.

 

Boey variierte seine Empfangsposition je nach Pressingwinkel von Nmecha auf Kimmich. So fand Kimmich Boey wiederholt auch im Halbraum, wodurch gleichzeitig eine direkte diagonale Verbindung von Kimmich auf Olise entstand. Durch die engere Position und die fehlende Halbraumsicherung durch den Verschiebemechanismus war Schlotterbeck gezwungen improvisierend auf Boey herauszuspringen. Boey tat sich wiederholt schwer unter sich anbahnendem Gegnerdruck seinen Zeitvorteil zu nutzen, wodurch dieser wiederholt die Exit Option auf Kimmich wählte.

Bayern zeigte sich in der Anschlussbewegung auf dem Flügel gewohnt dynamisch. So suchte Boey nach Pass auf Olise direkt vorderlaufend die Tiefe. Schlotterbeck nahm diese Läufe auf, während Svensson zusammen mit dem rückwärtspressenden Nmecha eine Merhkampfsituation gegen Olise herstellte. Dadurch verpasste es Nmecha allerdings Kimmich als Drucklöser zuzustellen. Die Bayern stabilisierten so durch eine erneute Verlagerung ihre Balldominanz.

Olises erste Prioriät war jedoch stets der Weg ins Zentrum, sei es per Dribbling oder Kombination. So suchte dieser mehrfach Pavlovic als Kombinationsspieler auf engem Raum. Dieser versuchte sich über ballorientiertes Überladen der engen Mannorientierung Sabitzers zu entziehen. Boey nahm in dieser dynamischen Dreiecksrotaiton nach seinem Tiefenlauf die Position in der Breite ein. Der rechte Halbraum blieb über Dribblings von Olise stets der Zielraum, da Sabitzer sich klar an Pavlovic orientierte und nicht den Raum vor der Kette sicherte. Olise kam dadurch mehrfach in gefährliche Räume und beschleunigte das Spiel ins letzte Drittel über Dribblings oder direkte Verlagerungen auf Diaz.

Mit der Zeit entschied sich Nmecha durch die fehlende Sicherung des Halbraums in seinem Rücken dazu situativ tiefer zu agieren und Kimmich nicht direkt anzulaufen. Nmecha nahm in diesen Situationen die ausbrechenden Bewegungen Boeys auf. Dies hatte den Vorteil, dass Svensson einen engen Mannbezug zu Olise halten konnte und Schlotterbeck Jacksons Abkippbewegungen mitging, wodurch die Tiefe über Anton besser gesichert war. Jedoch sorgte dies für eine zunehmende Passivität im Dortmunder Mittelfeldpressing, wodurch Bayern die Dominanz weiter ausdehnte und Kimmich durch den fehlenden Gegnerdruck das Spiel ordnete.

Quarterback Kane

Auf der linken Seite griff das Verschieben der Ketten deutlich besser jedoch taten sich auch hier Zugriffsprobleme auf. Bayern zirkulierte bei weiterhin losem Anlaufen der ersten Pressinglinie um den Block auf den aus halbräumiger Startposition herauskippenden Laimer. Der BVB verzichtete auf der rechten Seite bewusst auf das Durchschieben der Flügel- und Halbverteidiger. So sollte Süle als freier Mann im Defensivverbund Abkippbewegungen von Kane aus der Kette heraus mitgehen.

Durch das Anlaufen Adeyemis gegen Tah gelang dem BVB zudem eine bessere Verschiebung der Ketten, da Groß aus seiner rechten Achterrolle das Ausbrechen von Laimer verfolgen konnte. Groß schob bewusst diagonal aus dem Zentrum mit dem Ziel den Deckungsschatten auf den offensiven Halbraum zu legen und die Zentrumsanbindung zu unterbinden. Zusätzlich agierte Sabitzer weiterhin mannorientiert gegen Pavlovic. Allerdings lockerte Sabitzer durch die Nähe Adeyemis zum Münchner Sechser nach dessen Anlaufen mehrfach die Mannorientierung um in den Zwischenlinienraum als Anker vor der Kette zu fallen. Adeyemi verpasste es in diesem Fall den Rückpassweg auf Tah zu blocken. Eine größere Passweg- statt Mannorientierung hätte in diesem Fall für einen effektiveren Zugriff gesorgt. Durch das Wegbrechen von Tah als drucklösende Option hätte deutlich mehr Druck auf Laimer und Diaz in der Breite ausgeübt werden können.

Das Ausbrechen von Laimer hatte mehrere Vorteile. So schaffte dieser nicht nur für Tah eine Option um den Block, sondern verlängerte den Pressingweg von Groß auch maximal, was Laimer in eine offene Haltung brachte. Von dort aus gelang es den Münchner wiederholt sehr gut über Kane Anbindungen ins Zentrum zu schaffen. So kippte dieser bis auf eine Höhe mit Pavlovic in den Sechserraum und schaffte für Laimer eine horizontale Option in den Block. Süle ging diese Wege nur im Ansatz in den Zwischenlinienraum mit, agierte anschließend jedoch wieder strukturorientiert und orientierte sich zurück in die Kette. Kane gelang es so sich im Halbraum aufzudrehen und punktgenaue diagonale Verlagerungen auf Olise zu schlagen. Zusätzlich band Jackson durch diagonale Läufe nach links Schlotterbeck und Anton. Bayern gelang es so mehrfach nach diesen Verlagerungen gefährlich zu werden oder sich zumindest im letzten Drittel festzusetzen.

Bayern bespielte den linken Flügel ebenfalls sehr variabel. So setzte Laimer nach Pass in die Breite auf Diaz wiederholt zum Tiefenlauf an und band dadurch Süle. Ziel war es Diaz ein Dribbling ins Zentrum zu ermöglichen. Dieser arbeitete hierbei auch mit Ablagen der abkippenden Stürmer, um erfolgreich Dynamik aufzunehmen. Durch das Auflösen von Groß Mannorientierung auf Laimer erzeugte dieser zusammen mit dem aggressiv herausschiebenden Ryerson Mehrkampfsituationen gegen Diaz, wodurch sich dieser im Dribbling deutlich schwerer tat als Olise auf der rechten Seite.

Ein Schlüssel im Bespielen dieser strukturellen Probleme im Dortmunder Mittelfeldpressing war die Geschwindigkeit der Verlagerungen nach Abbrechen des Angriffs auf einer Seite. So konnte mithilfe einer schnellen Verlagerung durch die Kette bereits zuvor auftretende Tiefensicherungsprobleme effektiver bespielt werden, sowie die Lücken in der Verschiebebewegung der Mittelfeldkette maximal groß gehalten werden. Zudem stand der BVB durch die fehlende Entlastung in der ersten Halbzeit ständig unter Spannung die nächste Aktion zuzustellen. Hinzu kamen die ständigen diagonalen Verlagerungen durch Kane sowie der Außenstürmer nach Anziehen des Gegnerdrucks im Dribbling. Gerade das starke Timingspiel der Bayern stellte hier eine Bedrohung dar. Nach drucklösenden Rückpässen der Außenstürmer auf die Tah und Kimmich spielten diese wiederholt gut zurück in den Druck gegen die Rausrückbewegung des BVB. Kane und Jackson sorgten für eine gute vertikale Anbindung. Die Dortmunder Halbverteidiger agierten in diesen Situationen durch die vorausgegangenen Tiefenläufe der Münchner Außenverteigdiger vornehmlich tiefensichernd, wodurch sich die Münchner Stürmer aufdrehen konnten und dynamische, künstliche Umschaltsituationen erzeugten.

Variabel gegen erhöhte Pressingintensität

Ab der 30. Minute versuchte der BVB konstantere Übergänge ins Angriffspressing zu erzielen. Bei Rückpässen der Bayern schob man nun konsequenter kollektiv heraus, um einen signifikanten Höhengewinn zu erzielen. Dadurch fasste Sabitzer sowie die Flügelverteidiger ihre Mannorientierungen etwas enger und auch die Halbverteidiger stellten direkten Mannbezug her.

Neben den bereits thematisierten Abkippbewegungen von Kane, um Süle vor Rausschiebeprobleme zu stellen, zeigt vor allem Kimmich eine sehr gute Reaktion auf die höhere Aktivität der Dortmunder im Auslösen. Dieser gab seine abgekippte Positionierung dynamisch auf und rückte auf seine Ursprungsposition auf der Sechs ein. Pavlovic brach folglich aus dem Zentrum nach links in eine Zwischenebene zwischen Tah und Laimer aus. Der BVB tat sich schwer die Mannorientierungen im Zentrum zu übergegen. So blieb Nmecha raumorientiert eingerückt mit dem Fokus den linken Halbraum zu blocken. Durch die eingerückte hohe Positionierung verpasste es Nmecha jedoch auch die durch das Einrücken Kimmichs entstandene direkte Verbindung von Upamecano auf Boey zuzustellen, wodurch Bayern die Auslösung geschickt verzögern konnte.

Sabitzer löste als Reaktion auf die Passivität Nmechas seine Mannorientierung gegen Pavlovic auf und orientierte sich eigentlich klar auf Kimmich. Das zentrale Abkippen Kanes stellte Sabitzer jedoch wiederholt vor Entscheidungsprobleme – Struktur sichern oder Durchschieben? Sabitzer entschied sich für ein strukturorientiertes Verhalten und nahm die Abkippbewegungen von Kane auf. Die Innenverteidiger agierten in diesen Situationen tiefensichernd und verfolgten trotz der Sicherheit durch die Fünferkette die Abkippbewegungen Kanes nicht. So konnte sich Kimmich im Zentrum aufdrehen und der BVB war gezwungen wieder ins Mittelfeldpressing zurückzufallen.

Bei engerer Mannorientierung Sabitzers gegen Kimmich agierte dieser als Ablagespieler im Zentrum und bot eine Anspielstation für Tah, welcher von Adeyemi von außen angelaufen wurde. Über Kimmich gelang es den Bayern Pavlovic freizuspielen. Dieser agierte durch das Hochschieben von Laimer, was Groß aus der Zugriffszone zog, nun ohne Gegnerdruck. Pavlovics Andribbeln mit freiem Fuß war der Auslöser für variable Flügelrotationen. Durch die fehlende Sicherung vor der Kette war Süle dazu gezwungen die Abkippbewegung Jacksons mitzugehen, was die Tiefensicherung lockerte. Diaz rückte als Reaktion in den Halbraum ein und band Ryerson, der aufgrund der fehlenden Tiefensicherung die Bewegung mannorientiert verfolgte. Laimer nahm daraufhin die Rolle als Breitengeber ein. Durch die hohe Positionierung leicht höher als Groß konnte dieser in seiner aus dem Halbraum heraus springenden Rolle mit einem nach vorne gerichteten ersten Kontakt überdribbelt werden. Da Ryerson nur die Mannorientiertung und nicht die tiefe Urpsrungspositionierung übernahm boten sich für Diaz auch aufgrund des zuvor versuchten Initieren eines Angriffspressing und der damit einhergehenden höheren Linie Räume in der Tiefe für Diaz. Bayern erzeugte so wiederholt gefährliche künstliche Umschaltmomente in Gleichzahl.

Im Grunde gelang es dem BVB selbst durch die erhöhte Pressinghöhe sowie den Mannbezug kaum effektiven Druck auf die Bayern auszuüben. Bayern gelang es sehr gut sich durch gezielte Bewegungen und Variabilität im Ballbesitzspiel den Pressingübergang zu manipulieren und den BVB dadurch dauerhaft ins Mittelfeldpressing zu zwingen. Die Zugriffsprobleme führten zu einer totalen Münchner Dominanz in der ersten Halbzeit, aus der sich der BVB nicht zu befreien wusste.

BVB wird mutiger

Zur zweiten Halbzeit nahm Kovac strukturelle sowie personelle Änderungen im Spiel gegen den Ball vor. Groß übernahm von nun an den linken Part im Pressingübergang während Nmecha auf der Doppelsechs neben Sabitzer agierte. Der BVB agierte zu Beginn der zweiten Halbzeit deutlich mutiger im Angriffspressing und stellte auf dem ganzen Platz klar mannorientiert zu. Die Halbverteidiger Bensebaini und Anton orientierten sich an den Breite gebenden Münchner Außenstümern. Dadurch konnten aufwendige Durchschiebebewegungen der Flügel- und Halbverteidiger bei Anspiel der bayerischen Außenverteidiger vermieden werden. Die Flügelverteidiger agierten nun früher stark mannorientiert gegen Laimer und Boey und setzten diese bereits bei der Ballannahme unter Druck. Die klare Zuteilung der Flügelverteidiger hatte den Vorteil, dass der rechte Sechser nicht mehr aus dem Zentrum auf Laimer herausverteidigen musste. Dadurch konnte Sabitzer sich nun klar an Pavlovic orientieren, während Nmecha den Raum vor der Kette sicherte. Dieser konnte so Kanes Abkippen kontrollierter aufnehmen.

Bayern tat sich in der Phase nach der Pause schwer gegen die veränderte Dortmunder Stafflung Lösungen zu finden. Jackson versuchte stets durch Abkippen in die Halbräume Überzahlen im Zentrum zu erzeugen und vertikale Anbindungen für die Halbverteidiger zu schaffen. Schlotterbeck gab nur vereinzelt seine Position als zentraler Innenverteidiger auf, um die durch die Dreierkette bereits geschwächte Tiefensicherung nicht komplett zu öffnen. Schlotterbeck überzeugte im Rausrücken durch eine starke Entscheidungsfindung – wann rücke ich raus, wann sichere ich die Tiefe. Jackson tat sich schwer sich in den Situationen der vertikalen Anbindung aufzudrehen und die gewonnene Zentrumsüberzahl effektiv zu nutzen. Ein Grund war auch das starke Rückwärtspressing der Dortmunder. So lösten sich Svensson und Nmecha frühzeitig von ihren Gegenspielern, um bei vertikalem Anspiel im Halbraum Druck auszuüben.

Auch nach Abstößen stellte der BVB nun deutlich aggressiver und manndeckend zu. Neuer wählte in der Folge ungewöhnlich häufig den langen Ball. Diesen bereiteten die Bayern aus ihrer gewohnten 2-4-2-2 Struktur im tiefen Aufbau vor. Die Stürmer Kane und Jackson agierten dabei abkippend in den Zwischenlinienraum mit dem Ziel die Tiefe durch Herausziehen von Anton und Schlotterbeck zu öffnen. So setzten sich diese auch sehr gut ab, um zusammen mit den nachrückenden Außenverteidigern zweite Bälle aufzusammeln. Zielspieler des langen Balls war dann häufig Diaz, welcher allerdings seine Probleme gegen die physische Überlegenheit der Dortmunder Dreierkette hatte. Es entwickelte sich ein Kampf um den zweiten Ball, was zu einem deutlich wilderen Spiel mit vielen Pressing- und Gegenpressingmomenten führte, ohne dass jedoch ein Team klar überlegen war.

Vorbereitete lange Bälle

Nach 0,00 xG in der ersten Halbzeit gelang es dem BVB zudem nach Abstößen bessere Lösungen gegen die bayerische Manndeckung zu finden. So wollte man in Halbzeit eins, das Pressing ausschließlich über lange Bälle auf Guirassy überspielen und verzichtete auf einen flachen Aufbau. An dieser Herangehensweise änderte sich auch in der zweiten Halbzeit nichts, jedoch waren diese langen nun Bälle deutlich besser vorbereitet.

Der BVB baute nun aus einem 4-2-4 Aufbau heraus auf. Svensson agierte hierfür als Breitengeber in der letzten Linie. Kobel suchte nicht mehr den direkten Ball auf Guirassy, stattdessen galt es durch die Viererkette und die Sechser möglichst viel bayerisches Personal zu binden und Lücken im Zwischenlinienraum zu reißen. Guirassy kippte als Zielspieler genau in jenen geöffneten Raum ab. Groß und Adeyemi orientierten sich stark ballorientiert und boten Guirassy durch gegengleiche Bewegungen sowohl Ablage- als auch Verlängerungsoptionen in die Tiefe. Ballfern schob Svensson als zweite Welle aus der Breite ins Zentrum ein, um mögliche zweite Bälle aufzusammeln.

Dies trug einen weiteren Teil zum ausgeglicheneren Spiel in der zweiten Halbzeit bei, und führte hin und wieder zu Ballbesitzphasen des BVB. Durch die hohe Direktheit im Dortmunder Spiel wurde das Spiel jedoch deutlich hektischer und zweikampfbetonter.

Zehner Pavlovic

Kompany reagierte personell auf das veränderte Dortmunder Spiel gegen den Ball und brachte Goretzka für Jackson. Pavlovic bekleidete von nun an die Zehnerrolle, während Kane auf die Neun rückte. Pavlovic neigte qua seiner natürlichen Position als Sechser stark dazu neigt tief in den den Sechserraum abzukippen und den Aufbau zu überladen. Die Dortmunder Sechser Nmecha und Sabitzer konnten so wiederholt herausgezogen werden, was Lücken in der Tiefenstafflung offenbarte. Dadurch gelang es den Bayern linienbrechende Verbindungen auf den in den Zwischenlinienraum abkippenden Kane herzustellen. Dieser war in der Lage den Ball festzumachen und über diagonale Verlagerungen für gefährliche Umschaltmomente zu sorgen. Gerade Diaz und Olise lauerten in der Breite auf diese Verlagerungen, um ihr Qualitäten im Umschaltspiel wie vor dem 2:0 zu nutzen.

 

Bayern gelang es über diese Anpassung das Spiel phasenweise zu beruhigen, ehe der BVB über eine Reihe gewonnener zweiter Bälle zu etwas mehr Spielkontrolle fand und Bayern ins Mittelfeldpressing zwang. Daraus entstand gewissermaßen eine Schlussoffensive des BVB, die im Anschlusstreffer durch Brandt mündete. Bayern bliebt gegen das hohe Zustellen der Dortmunder jedoch stets gefährlich. Gerade über Kane als Verbindungsspieler gelang es wiederholt gefährliche Umschaltsituationen zu erzeugen und die Außenstürmer einzusetzen.

Fazit

In einer extrem dominanten ersten Halbzeit ließen die Münchner den BVB gar nicht ins Spiel kommen, was in einem xG Wert von 0,00 zur Pause mündete. Dortmund fand gegen das variable Münchner Ballbesitzspiel keine Lösungen. Gerade in der Pressingauslösung, sowie im Aufnehmen abkippender Spieler tat man sich schwer. Hinzu kam eine individuell überragende Tagesleistung von Kane. Dieser war nahezu überall auf dem Platz zu finden und glänzte als Verbindungsspieler im Offensivspiel.

In der zweiten Halbzeit sahen die Zuschauer eine ausgeglichene Partie. So fand der BVB durch eine bessere Stafflung nach langen Bällen, sowie strukturelle Veränderungen im Spiel gegen den Ball in die Partie. Insgesamt geht der Sieg für die Bayern aufgrund der dominanten ersten Halbzeit dennoch mehr als in Ordnung.

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