Leipzig ringt solide Kölner nieder – MX
Köln reiste mit guter Form zum Topspiel am 4. Spieltag nach Leipzig, verlor jedoch trotz einer soliden Leistung mit 1:3 gegen die Mannschaft von Ole Werner. Dennoch lassen sich auf beiden Seiten Auf- und Abs anhand der Partie erkennen.
RB Leipzig und Ole Werner kamen aus einem relativ mageren 1:0 gegen Mainz 05 in das Samstagabend-Topspiel gegen den 1. FC Köln. In gewohnter 4-2-3-1-Grundformation nahm Werner zwei Änderungen vor: Startelfdebütant und Ex-Schalker Ouedraogo sowie Offensivmann Diomande begannen für die verletzten Nusa (Unterarmbruch) und Schlager (Wade). Der bislang ungeschlagene FC Köln trat seinerseits in der gewohnten 4-3-3-Grundordnung an, mit Krauß und Johannesson für van den Berg (Schultereckgelenksprengung) und Lund (Bank). Grundsätzlich war im Vorfeld ein enges Duell zu erwarten: Leipzig hatte sich in den letzten Wochen zwar stabilisiert, wirkte aber weiterhin nicht völlig überzeugend, während es am Rhein unter Trainer Kwasniok einen kleinen Euphorieschub gab.
Köln im 4-3-3-Mittelfeldpressing
Die Gäste formierten sich in der Anfangsphase zumeist in einem 4-3-3-Mid-Block, synchron zur Grundordnung. Die Pressingauslösung der ersten Linie erfolgte dabei eher reaktiv als aktiv – Mittelstürmer Thielmann lief die Innenverteidiger Orban und Lukeba kaum an. Stattdessen versuchte man, über die enge Grundposition der Außenstürmer Waldschmidt und Bülter passoptionsorientiert die Passwege auf die Halbraumzehner von RB Leipzig zu isolieren und die Innenverteidiger dadurch auf die Außenverteidiger zu lenken. Das Kernproblem aus Kölner Sicht zeigte sich jedoch schnell: Die enge Grundposition führte beim Übergang von Raum- zu Mannorientierung zu Nachteilen. Die Außenstürmer mussten sehr horizontale Pressingwinkel auf die weit aufgerückten Leipziger Außenverteidiger entwickeln, wodurch ihre Pressingwege relativ lang wurden. Entsprechend ließ sich kaum wirklicher Balldruck erzeugen, und insbesondere Ridle Baku konnte Marius Bülter mehrfach direkt überdribbeln.

Leipzig im 2-3 gegen 4-3-3
Gleichzeitig orientierte sich Mittelstürmer Thielmann mannorientiert nach hinten auf Achter Seiwald, um die zweite Pressinglinie zu entlasten. Diese verhielt sich beim Ballspiel der Leipziger Außenverteidiger auffällig ballorientiert und rückte immer wieder horizontal heraus, um Passwege aus der Breite ins Zentrum zu isolieren – speziell Martel positionierte sich dabei so, dass er den direkten Pass vom Außenverteidiger auf Wandspieler Romulo unterbinden konnte. Grundsätzlich orientierten sich auch die Kölner Außenspieler so, dass Diagonalpässe in den Halbraum aus der Breite erschwert wurden, während der ballferne Außenspiele den ballfernen Halbraumzehner von RB markierte. Dieses Konstrukt geriet jedoch ins Wanken, als sich die Leipziger Flügelspieler in ihrer Vororientierung zunehmend tiefer bewegten und dadurch die Kölner Außenverteidiger mitzogen. Gleichzeitig band Romulo zentral wiederholt den ballnahen Innenverteidiger, wodurch neben diesem ein großer Zwischenraum entstand.
Gerade Kaminski schob nun mehrfach ballorientiert in den Halbraum, während sich sein eigentlicher Gegenspieler Assan Ouedraogo hinter seinem Rücken – über eine Kreuzbewegung – in eben jenen Zwischenraum hinter Außenverteidiger Krauß verschob. Tendenziell wollte Kaminski die initiale Mannorientierung an Achter Martel übergeben, doch Ouedraogo wurde von diesem schlichtweg nicht aufgenommen und Hübers blieb an Romulo gebunden. So konnte der Zehner ungehindert in die Tiefe stoßen, was Kaminski zu improvisierendem Hinterherlaufen zwang und dem FC einen deutlichen Dynamiknachteil einbrachte.
Grundsätzlich tat sich RB in den ersten Minuten jedoch noch schwer, diese Tiefe konsequent zu bespielen – auch weil Baku bei Chipbällen über mittlere Distanzen generell gewisse Probleme hat. Die breite Vororientierung von Bakayoko diente dabei nicht nur dem indirekten Tiefeneffekt, sondern auch dazu, sich frühzeitig von Krauß zu lösen und sich für das Aufdrehen vorzubereiten. Der Flügelspieler hat nämlich Schwierigkeiten, sich unter direktem Gegnerdruck aus dem Abkippen heraus zu befreien, und benötigt den Gegenspieler eher vor sich, um ins Dribbling zu kommen. Das Aufdrehen wird dadurch essenziell (weshalb sich Leipzig gegen Viererketten tendenziell leichter tut als gegen Fünferketten), und diese Vororientierung gewährleistet genau das. So bekam man Bakayoko früh in direkte 1-gegen-1-Duelle, in denen Krauß angesichts des leichten Zeitnachteils Mühe hatte. Häufig konnte er den Belgier nur mit Unterstützung von Hübers oder Kaminski stoppen.
Das Thema Vororientierung lässt sich auch bei den Außenverteidigern gut anführen. Diese bewegten sich beim Ballspiel der Innenverteidiger strukturell stets leicht vertikal nach hinten und etwas breiter, um nach dem Anspiel mit dem ersten Kontakt (hier sei gerade der exzellente von Baku hervorzuheben) direkt vertikal weiterleiten zu können und zugleich den Pressingwinkel möglichst horizontal zu gestalten – mit dem Ziel, die gegnerischen Außenstürmer unmittelbar zu überdribbeln. Aus der raumorientierten Grundposition, die den Vertikalpassweg isolieren sollte, war für die Kölner Außenstürmer zudem kaum eine wirksame Anpassung möglich, wodurch dieser Effekt deutlich spürbar wurde.
Köln passt sich schnell links an
Nach den frühen Durchbrüchen auf der linken Seite passte sich der Effzeh bereits nach wenigen Minuten an: Zunehmend presste Außenstürmer Bülter mit leicht vertikalem Winkel auf Orban, während gleichzeitig Achter Kaminski aus dem Halbraum diagonal nachschob und dadurch temporär ein 4-2-4 entstand. Zwar war auch dessen Pressingweg relativ lang, doch er kam deutlich besser in die Zweikämpfe als Bülter, sodass ein einfaches Überdribbeln nicht mehr möglich war. Grundsätzlich ließe sich an dieser Stelle diskutieren, ob es sich um eine bewusst geplante Anpassung handelte, doch die Wirkung war klar positiv: Der diagonale Pressingwinkel aus dem Halbraum erschwerte es Baku, die Tiefe anzuspielen, und das Herausrücken von Kaminski definierte zugleich einen klareren Zeitpunkt für die Übergabe von Ouedraogo von Kaminski an Martel, der ihn anschließend konsequenter aufnehmen konnte. Gleichzeitig blieb Bülter mannorientiert bei Innenverteidiger Orban und isolierte damit mögliche Rückpassoptionen für Baku, was den Druck auf den Ballträger spürbar erhöhte.
Ein Negativ punkt dieser Anpassung lag darin, dass Kaminskis diagonaler Pressingwinkel von innen nach außen zwar prinzipiell den Halbraum isolierte, Ouedraogo sich jedoch immer wieder aus dem Deckungsschatten freilaufen konnte. Zwar war der Druck auf Baku insgesamt höher, doch Kaminski hatte weiterhin Schwierigkeiten, das Durchpressen konsequent umzusetzen, wodurch der Pressingwinkel nicht optimal zur Geltung kam. Martel tat sich infolgedessen schwer, die Dynamik des Zehners aufzunehmen, sodass Ouedraogo mehrfach von Baku im Halbraum gefunden wurde. Teilweise lief sich der Leipziger Zehner auch höher im Halbraum frei, wobei die Übergabe von Sechser Martel an Innenverteidiger Hübers nicht sauber erfolgte. So konnte Ouedraogo phasenweise im Raum zwischen Abwehr und Mittelfeld agieren, ohne einen direkten Gegenspieler zu haben.
Bei Ouedraogo selbst war in den ersten Minuten noch spürbar, dass ihm etwas Spielpraxis fehlte: Technisch zeigte er sich mitunter unsauber, etwa mit einem zu weiten ersten Kontakt, sodass aus den diagonalen Zuspielen nur selten echte Tiefe entstand oder er über Dribblings Dynamik im Halbraum erzeugen konnte. Nach rund zehn Minuten war er jedoch deutlich besser im Spiel und konnte immer wieder über Dribblings im Halbraum direkt in die Tiefe vorstoßen, dabei auch seinen Tempovorteil gegenüber Hübers ausnutzen, der mitunter mit seinem Bewegungsradius etwas Probleme gegen den Zehner hatte. Anfangs war zudem noch ärgerlich, dass Bakayoko diese Tiefe auf dem Flügel zu selten andeutete. Stattdessen bewegte er sich unterstützend in den Halbraum, wodurch sich Ouedraogo zwar mehrfach über den Flügelspieler lösen konnte – später zeigte sich jedoch, dass er dadurch Außenverteidiger Krauß konsequent so weit in die Breite zog, dass ein möglichst großer Zwischenraum für Ouedraogos Dribbling entstand, den er zunehmend nutzte.
Baumgartner schafft Ablagenspiel
Interessanterweise presste man auf der rechten Seite weiterhin, wie gewohnt, mit Außenstürmer Waldschmidt auf Außenverteidiger Raum heraus. Dies könnte auch damit zusammenhängen, dass sich der ballnahe Raum etwas eingerückter bewegte als sein Pendant Baku (dadurch entstand meistens eine diagonale Verbindungslinie zwischen Innenverteidiger und Flügelspieler mit Raum als „Connector“ dazwischen), sodass sich ableiten lässt, dass die Anpassung auf der linken Seite auch von der Breite des Außenverteidigers beeinflusst wurde. Auf der rechten Seite tat sich Waldschmidt trotz des leicht eingerückten Raums jedoch schwer, über den horizontalen Pressingwinkel ausreichend Druck auf den Außenverteidiger auszuüben.
Auf der linken Seite zeigte sich zudem ein Problem: Der horizontale Pressingwinkel isolierte den Passweg von Raum in den Halbraum nicht, sodass Baumgartner immer wieder angespielt werden konnte. Der Österreicher bewegte sich häufig auf der letzten Linie im Halbraum und wurde von Raum wiederholt unter Druck angespielt. Sein direkter Gegenspieler Schmied kam kaum in die Zweikämpfe, da er bei den ballnahen Abkippbewegungen von Baumgartner eigentlich auf Johanesson in der zweiten Pressinglinie übergeben wollte – dieser jedoch Baumgartner in dessen totem Winkel nicht übernahm. So konnte Baumgartner mehrfach im Ablagespiel auf den breit durchschiebenden Diomande ablegen. Einige Male suchte Raum auch diagonal Romulo auf der letzten Linie, der sich immer wieder für Wandspiel ballnah anbot. Im Gegensatz zu Baumgartner bewegte er sich jedoch nicht abkippend auf den Ball zu und konnte sich daher kaum von Schmied lösen. In diesem statischen 1-gegen-1 behielt der Verteidiger mehrfach die Oberhand gegen den Brasilianer.
Mit der Zeit bewegte sich Johannesson immer wieder frühzeitig raumorientiert in den Halbraum, um den Passweg von Raum zu Baumgartner zu isolieren. Gleichzeitig rückte Martel zunehmend stärker in den Halbraum vor, um Baumgartner bei einem Anspiel effektiv markieren zu können. Wie so oft bei diesen mannorientierten Bewegungen auf den Zehner wurde jedoch die Körperhaltung des direkten Gegenspielers nur bedingt mitgedacht. Martel kam gegen Baumgartner häufig nur von hinten in den Zweikampf, da er sich durch seinen diagonalen Blick zum ballspielenden Raum für das Anspiel orientierte. Dadurch konnte er ein mögliches Ablagespiel nicht effektiv unterbinden. Wäre Baumgartner ein stärker dribbelorientierter Spieler gewesen, hätte dieser Zweikampfwinkel durchaus Sinn ergeben, um ihn direkt unter Druck zu setzen.
Auch Ouedraogo passte seine Bewegungen zunehmend an. Im Verlauf der ersten Halbzeit bewegte er sich aus tiefer Grundposition im Halbraum dynamisch in den Zwischenraum zwischen Kaminski und Bülter, diagonal unterstützend respektive aus dem diagonalen Pressingwinkel von Kaminski auf Baku frei. Martel tat sich dabei etwas schwer, den Antritt des Zehners zu verfolgen, sodass Ouedraogo immer wieder diagonal drucklösend von Baku angespielt werden konnte – meist über Klatsch-Pässe zurück zu Baku.
Dieser Effekt wurde zusätzlich verstärkt, da Ouedraogos Bewegungen in den Zwischenraum Kaminski intuitiv einrücken ließen. Nach dem Abklatschen entstand daher mehr Raum für Baku in der Breite, den er anschließend für vertikale Aktionen nutzte. Gleichzeitig öffnete sich durch das Herausrücken von Martel aus dem Sechserraum beziehungsweise dem Raum vor der Verteidigungslinie immer wieder der Zwischenlinienraum für Romulo. Dieser zeigte jedoch auf der linken Seite in den ballnahen Bewegungen weniger Dynamik als auf der rechten Seite, sodass er häufig im Deckungsschatten von Kaminski feststeckte, trotz des vorhandenen Raums vor sich. Somit konnte er trotz der guten Rahmenbedingungen meistens nicht dort im Wandspiel gesucht werde.
Nach dem Führungstreffer agierte RB mit dem Ball zunehmend abwartend. Die Kugel wurde flach zwischen Innen- und Außenverteidigern zirkuliert, ein gezieltes Spiel in den Druck oder 1-gegen-1-Situationen in der Breite unterblieb größtenteils. Vermutlich wollte Leipzig so ein mögliches Herausrücken der Kölner und daraus resultierende Räume dahinter provozieren – meist blieb dies jedoch aus. Dass man aus dieser bewussten Ruhe heraus kaum mehr in die Breite spielte, hing auch damit zusammen, dass die Außenverteidiger der Kölner nun direkter die Breite der Leipziger Flügelspieler annahmen. Dadurch blieb wenig Raum zum Aufdrehen, sodass RB das Risiko offenbar nicht eingehen wollte.
Probleme bekam Leipzig insbesondere, wenn Köln nach Rückpässen von Außen- zu Innenverteidigern über Mittelstürmer Jan Thielmann das Pressing aggressiv auslöste. In solchen Situationen musste man oft über Keeper Gulácsi drucklösend aus dem tiefen Aufbau neu aufbauen. Grundsätzlich lag das Problem darin, dass Seiwald sich zu wenig freilief und daher im diagonalen Pressingwinkel Thielmanns auf die Innenverteidiger feststeckte. Stattdessen hätte er weiter und direkter zentral abkippen müssen, um für die Innenverteidiger anspielbar zu sein. So hätte Leipzig die Aufbauhöhe besser halten und tendenziell auch über den Sechserraum auflösen können.
Leipzig nach dem Ausgleich
Nach dem kleinen Schock in der 21. Minute setzte das Spiel für die Leipziger zunächst in der bisherigen Weise fort: Man kontrollierte weitgehend das Spiel über die Innenverteidiger, bemühte sich um Progression über die Außenverteidiger und pflegte eine gewisse Vorsicht im Aufbau.
Zunehmend zeigte sich jedoch ein Kernproblem: Kaminski stellte seine Grundposition etwas höher, wodurch der Pressingweg auf Baku deutlich kürzer wurde. Gleichzeitig nahm er eine etwas breitere Grundposition ein, sodass der Pressingwinkel spitzer in der Diagonalität wurde. In der Folge war der Pass von Baku auf Ouedraogo immer wieder isoliert, sodass man praktisch in 1-gegen-1-Duelle in der Breite getrieben wurde, obwohl man dies eher ungern wollte. Grundsätzlich zeigte aber Bakayoko nun zunehmend mehr Dynmaik was die Tieffenbesetzug angeht: Immer wieder kippte er dynamisch ab, zog KRauß mit und lief dann im Bogen in die Tiefe ein, womit Krauß durchaus extreme Probleme hatte, im Antritt als auch im Beewgunungsraduis gegen den Bogen. Das führte zu durchaus sehr gefärlichen Aktionen, wie direk in Minute 25, wo Schwäbe beim Heruaslaufen auf Bakayoko über den Ball grätscht.
Nach rund einer halben Stunde rotierten Baumgartner und Ouedraogo immer wieder die Seiten, was einen durchaus positiven Effekt auf das etwas an Dynamik mangelnde Aufbauspiel der Leipziger hatte. Anders als Ouedraogo kippte Baumgartner beim Ballspiel von Baku nicht diagonal ab, sondern vertikal. Dadurch konnte er sich einerseits aus dem Deckungsschatten von Kaminski lösen. Hier zeigte sich ein allgemeiner Nachteil des diagonalen Pressingwinkels von innen nach außen: Er funktioniert nur, wenn man mit hoher Intensität durchpressen kann. Ansonsten ist der Winkel der Bespielbarkeit recht groß – und diesen nutzte Baumgartner. Selbst als Kaminski seinen Pressingweg verkürzte, war er oft noch zu lang. Zudem hatte der Österreicher über einen gewissen Dynamikvorteil gegenüber Martel (wie auf der anderen Seite) die Möglichkeit, sich immer wieder aufzudrehen und in die Breite zu Bakayoko abzulegen.
Tatsächlich verblieb Baumgartner infolge seiner Abkippbewegungen diagonal immer wieder breit positioniert, wodurch sich gegen Außenverteidiger Krauß und den davor verteidigenden Außenspieler regelmäßig ein 3-gegen-2 in der Breite ergab. Das ermöglichte Baku häufig, weit außen anzudribbeln, da sich Kaminski eher an Baumgartner als an Baku orientierte. Meist legte Baku nach kurzem Andribbeln, sobald Kaminski doch etwas herausschob, auf Baumgartner ab, der dann selbst das Dribbling suchte, während Baku diagonal nachstieß.

Leipziger Breitenüberzahl
Allgemein zeigte der Außenverteidiger immer wieder gute Ansätze im Spiel-und-Geh-Muster, verpasste es jedoch häufig, bis in die letzte Linie durchzuschieben. Dadurch blieb eine mögliche indirekte Gegnerbindung aus – obwohl ein 2-gegen-1 gegen Krauß durchaus entscheidende Vorteile für Bakayoko im Dribbling hätte bringen können – später schob er auch immer häufiger nach Anspiel an Bakayoko direkt durch und schuf für den Flügelspieler eine Option, wenn er sich im Dribbling nicht durchsetzen konnte. Baumgartner wiederum zögerte oft, Bakayoko im direkten Gegnerdruck anzuspielen, und es fehlte ihm aus dem Dribbling heraus etwas an Zug und Tempo, sodass Kaminski improvisierend auf ihn herausrücken konnte. Durch diese Doppelrolle Kaminskis orientierte sich auch Bülter zunehmend in die Breite und schob bei Bakus Spiel-und-Geh-Aktionen mit, wodurch der Rückpassweg auf Orban immer wieder offen blieb und Leipzig sich darüber drucklösend befreien konnte.
Interessant war zudem, dass Seiwald infolge von Baumgartners strukturellem Ausschieben zunehmend diagonale Abkippbewegungen zeigte und dadurch mehrfach von Baku anspielbar wurde. Baku spielte den Ball jedoch nur selten direkt in den unmittelbaren Druck, obwohl über Seiwald Ablagen und lokale Überzahlen in der Breite möglich gewesen wären. Auf der rechten Seite wurde Seiwald im Verlauf aber häufiger gesucht – so auch vor dem Führungstreffer in der 44. Minute, als ihn Diomande fand und Seiwald anschließend auf Orban verlagern konnte (Stichwort: fehlende Rückpasssicherung des Effzeh). Diese dynamischen Abkippbewegungen Seiwalds zogen Martel zudem intuitiv aus dem Sechserraum heraus, wodurch sich wiederholt Räume vor der Kölner Abwehr öffneten – die jedoch vom Mittelstürmer nur lose besetzt wurden. Gerade aus der Breite wäre es wertvoll gewesen, diese Option konsequenter zu nutzen. Erst gegen Ende der Halbzeit zeigte Seiwald dann vermehrt Bewegungen in den Halbraum, was sofort spürbare Effekte hatte: Hübers musste nun immer wieder aus der Kette heraus verteidigen, wodurch große Zwischenräume zwischen den Innenverteidigern aufklafften, die der eingerückte Ouedraogo mehrfach suchte und anspielbar besetzte.
Auf der linken Seite zeigte auch Raum sehr gute Ansätze im Spiel-und-Geh, agierte dabei jedoch anders als Baku: Er schob immer wieder vertikal aus dem Halbraum bis auf die letzte Linie durch und zog dadurch sowohl Waldschmidt als auch gelegentlich Johannesson mit. Dadurch öffneten sich regelmäßig Räume für inverse Dribblings von Diomande, mit denen insbesondere Sebulonsen große Probleme hatte. Über diese Vorstöße band Raum zudem im letzten Drittel wiederholt die Zehner im Rückraum ein, die daraus mehrfach zu gefährlichen Fernschussgelegenheiten kamen.
Für den 1. FC Köln wurde es zunehmend problematisch, dass durch die fehlende Rückpasssicherung und die stärkere Ballorientierung – vor allem von Bülter – immer wieder diagonale Verlagerungen von Orban auf die linke Seite zu Diomande möglich waren. Besonders heikel war dies, weil der Effzeh mit dem ballfernen Teil der Verteidigungslinie regelmäßig weit einrückte und nach solchen Diagonalbällen daher relativ unkontrolliert verschieben musste. Sebulonsen geriet dadurch mehrfach in isolierte 1-gegen-1-Situationen gegen Diomande und hatte dort sichtbare Schwierigkeiten. Hinzu kam, dass durch diese Verlagerungen große Zwischenräume zwischen Sebulonsen und Schmied im Halbraum entstanden. Leipzig nutzte diese Zonen jedoch zu selten für tiefe Läufe. Außenverteidiger Raum konzentrierte sich vielmehr darauf, als drucklösende Anspielstation für Diomande bereitzustehen, während Baumgartner zu selten diagonal in die Tiefe schob. Dadurch blieb die Besetzung des Zwischenraums suboptimal, sodass Diomande in seinen Dribblingsituationen immer wieder etwas isoliert wirkte.
Köln bindet halbräumig
Die Kölner unter Kwasniok zeigten in den ersten Wochen durchaus interessante Ansätze im Progressionsspiel, hatten in der ersten Halbzeit gegen das Leipziger 4-2-3-1-Mittelfeldpressing jedoch noch gewisse Probleme mit ihrem 3-2-Aufbau. Dennoch wurde im Verlauf der Partie schnell deutlich, dass Leipzig durchaus anfällig war: Die Leipziger Sechser Krauß und Martel ordneten sich beim Ballspiel der ersten Aufbaulinie sehr eng im Zentrum an. Das führte dazu, dass die Leipziger Flügelspieler in der zweiten Pressinglinie immer wieder nach innen einrücken mussten. Dadurch löste sich der Deckungsschatten der Flügelspieler bei den Ballzirkulationen der Kölner Halbverteidiger in die Breite auf, sodass Köln tendenziell vermehrt Raum sowohl auf den Flügeln als auch im Halbraum zur Verfügung hatte.
Ein weiteres Problem, das sich aus diesen Mustern ergab, war der fehlende aktive Druck aus der ersten Pressinglinie durch Romulo auf die Halbverteidiger. Der Brasilianer agierte vielmehr passoptionsorientiert, um die Diagonalpasswege auf den ballfernen Achter sowie in den Zehnerraum zu isolieren, auf den Leipzig insgesamt großen Fokus legte über enge Achter. Die Leipziger Achter versuchten, die Bewegungen von Kölns eingerückten Flügelspieler (gerade Bülter war Mitte der ersten Halbzeit auch oft zentral zu sehen) ballnah mannorientiert und ballfern eher raumorientiert zu halten – sprich: Der ballferne Achter sollte das Zentrum absichern. Das sicherte so auch gut Abkippbewegungen von Stürmer Thielmann in den Sechserraum ab, wodurch dieser im Wandspiel relativ gut aus dem Spiel genommen wurde.
Ein leichtes Problem aus Kölner Sicht entstand zudem dadurch, dass man aufgrund der situativ fehlenden Halbraumbesetzung (bei zentralen Bewegugen Bülters bzw. eines Flügelspielers) immer wieder deutliche Progressionsschwierigkeiten hatte. Zwar konnten die Halbverteidiger im Aufbau mehrfach gut andribbeln, die erste Pressinglinie überdribbeln und so den Halbraum öffnen. Auch in der Breite boten sich die Schienenspieler – vor allem Kaminski – frühzeitig in tieferer Position an. Das Problem: Leipzigs Außenverteidiger verfolgten diese Bewegungen eng und direkt. Zwar konnten die Schienenspieler Kaminski und Waldschmidt so durchaus angespielt werden, standen aber sofort unter hohem Druck von hinten. Im Dribbling wurden sie dadurch häufig nach innen gedrängt, wo Leipzig über das ballnahe Herausrücken des Achters sowie das Rückwärtspressing des Flügelspielers massiven Druck erzeugte. Ein konstruktives Progressionsspiel wurde so regelmäßig unterbunden – oft blieb nur der Rückpass als einzige Lösung. Tendenziell zeigte insbesondere Hübers zwar einzelne Ansätze im Spiel-und-Gehen, schob nach seinem Antritt jedoch häufig zu zögerlich nach und hielt auch nicht konsequent bis in die letzte Linie durch. Dadurch entstand kaum eine nachhaltige Tiefenbindung für Kaminski, der sich trotz guter Vororientierung meist isoliert behaupten musste.
Bemerkenswert war dabei auch die gruppentaktische Abstimmung der Leipziger, die dieses Auspressen in der Breite überhaupt erst ermöglichte: Stürmer Romulo übernahm infolge den Achter (oben: Krauß) aus der Markierung des Flügelspielers, wodurch dieser aggressiv rückwärtspressen konnte. Zwar waren die Übergabewege von Flügelspieler auf Stürmer teilweise lang und entgegen der Spielrichtung, doch der Kölner Achter orientierte sich zu selten rechtzeitig ballnah oder vertikal, sodass der Effekt nur vereinzelt zu sehen war. Die geringen Abstände zwischen den Ouedraogo und Seiwald erleichterten zudem die interne Übergabe auf den Halbraumspieler und ermöglichten ballorientiertes Ausschieben in die Breite, ohne dass sich diese frei ballnah bewegen konnten.
Etwas brenzlig für RB Leipzig war, dass Köln immer wieder auf der rechten Seite ballferne Überzahlen herstellte – einerseits durch das hohe Aufrücken des Schienenspielers, andererseits durch das sehr hohe und breite Agieren des Flügelspielers. Durch den fehlenden Balldruck auf die andribbelnden Halbverteidiger – oder auf ausweichende Achter – konnten die Kölner mehrfach diagonal auf die ballferne Seite verlagern. Dort entstand regelmäßig ein 2-gegen-1: Sebulonsen positionierte sich sehr breit, während Waldschmidt aus dem Halbraum diagonal durchschob. Leipzigs Linksverteidiger Raum musste auf Sebulonsen herausrücken – allgemein agierte Sebulonsen hauptsächlich als raumöffnender Breitengeber, während Waldschmidt als Progressionsspieler auf rechts fungierte. Dadurch blieb Waldschmidt beim Durchschieben häufig ohne direkten Gegenspieler.
Innenverteidiger Lukeba war derweil durch Mittelstürmer Thielmann gebunden, sodass sich ein großer Zwischenraum zwischen Außen- und Innenverteidigung auftat, den Waldschmidt konsequent besetzte. Rückte Lukeba in einzelnen Szenen intuitiv doch auf Waldschmidt heraus, öffnete sich der Tiefenraum für Thielmann, der diese temporäre Freiheit für Läufe in die letzte Linie nutzen konnte – ein Muster, das auch vor dem Ausgleichstreffer zu beobachten war. Vereinzelt zeigte sich ein ähnliches Muster auch auf der linken Seite. Hier war das Problem jedoch, dass Kaminski im Halbraum – teils rotierend mit Bülter in der Breitenanordnung – häufig zu eingerückt agierte, sodass er den Zwischenraum nicht so dynamisch und direkt wie Waldschmidt auf der rechten Seite besetzen konnte und RB ihn gut übergeben konnte innerhalb der Verteidigungslinie.
Zu Mitte bis Ende der ersten Halbzeit entwickelte RB Leipzig wieder ein etwas klareres 3-4-3-System, bei dem Bülter dauerhaft als Flügelspieler auf der linken Breite agierte und Kaminski im Halbraum positioniert war. Gleichzeitig brach Krauß zunehmend halblinks aus, wodurch auch Bakayoko in die Breite gezogen wurde. Dies öffnete immer wieder Passwege für Halbverteidiger Hübers diagonal in den Halbraum, über die Kaminski im Ablagespiel häufig flache Verlagerungen einleitete. Allgemein zeigte sich, dass RB in der Verschiebung innerhalb des 4-2-3-1 noch leichte Probleme hatte. Durch das provozierte Verschieben öffneten sich wiederholt Zwischenräume, insbesondere zwischen Stürmer und Flügelspieler, wodurch die Sechser immer wieder angespielt werden konnten und sich aufdrehen konnten. Das Problem blieb jedoch bestehen: Konnte man nicht direkt diagonal verlagern und Leipzigs Verteidigungslinie darüber auseinanderziehen, war der Effzeh weiterhin auf Dribblings aus der Breite angewiesen, um den Halbraum zu öffnen. Das Herausziehen des Außenverteidigers löste Leipzig in diesen Szenen jedoch größtenteils sauber, sodass das Tiefenspiel im Halbraum meist kontrolliert blieb.
Zweite Halbzeit
Nach dem Doppelschlag vor der Halbzeit ging RB Leipzig mit einem 3:1 in die Pause – möglicherweise ein etwas zu hoher Rückstand, aber in der Spielanlage durchaus verdient. Nach Wiederanpfiff zeigte der 1. FC Köln ein angepasstes 3-1-2-4-System im Aufbauspiel, mit Johannesson als rechtem Zehner und Krauß als linkem Halbverteidiger in der ersten Aufbaulinie, während Martel zunehmend die alleinige Sechs übernahm. Grundsätzlich änderte sich die Spieldynamik wenig: Köln hatte etwas mehr Ballbesitzanteile, während Leipzig sein 4-2-1-3-Mittelfeldpressing beibehielt, das nun allerdings stärker manndeckend agierte.
Durch die dezent diagonalen Pressingwinkel der Außenstürmer auf die Kölner Halbverteidiger wurde einerseits der Passweg im Halbraum auf die Zehner isoliert, die zudem direkt und eng von Seiwald und Ouedraogo verfolgt wurden, andererseits leicht in die Breite gelenkt. Auffällig war jedoch, dass die Kölner Flügelspieler – insbesondere Sebulonsen – sich teils zu wenig tief bewegten und dadurch, praktisch bedingt durch die zunehmend enge Mannorientierung der Leipziger Außenverteidigung, isoliert in der Höhe gegen den leicht diagonalen Pressingwinkel agierten. Hier lässt sich durchaus diskutieren, ob die Systemumstellung von Köln tatsächlich vorteilhaft war, da sie es Leipzigs Achtern ermöglichte, die Bewegungen der Zehner konsequent vertikal zu verfolgen. In der ersten Halbzeit hatten sich die eingerückten Halbraumspieler noch wiederholt diagonal in die Breite bewegt, was das Verfolgen durch die Leipziger Achter deutlich komplexer machte. Teilweise zeigte sich zudem bei Seiwald eine Schwierigkeit: Im Kölner Spiel im letzten Drittel hatte er Probleme, die Bewegungen von Johannesson rund um die Box im Rückraum zu verfolgen. Oft verlor er den Zehner mangels Schulterblicken aus den Augen (im eigenen Drittel agierte er ein Stück zu ballorientiert), sodass dieser teils im Rückraum angespielt werden konnte. Ein Beispiel dafür war die große Chance in Minute 60, bei der seine Halbfeldflanke jedoch nicht verwertet werden konnte.
Trotz größerer Ballbesitzanteile tat sich der Effzeh weiterhin schwer, über das 3-1-2-4 durch direkte Halbraumbesetzung mehr Tiefe zu erzeugen. Dies scheiterte vor allem daran, dass die Flügelspieler zu selten in der Breite eingebunden wurden. Nur vereinzelt schaffte man es, dass sich die Flügelspieler frühzeitig tiefer positionierten, den Leipziger Außenverteidiger mitzogen und der Stürmer anschließend durchschieben konnte. Grundsätzlich fehlte durch die vertikalen Pressingwinkel und die zunehmende Manndeckung schlichtweg auch das Andribbeln der Halbverteidiger im Halbraum, wodurch das direkte Bespielen der Bewegungen der Stürmer oder Zehner erschwert wurde.
Positiv hervorzuheben war die gute Besetzung um den eingewechselten Ache, insbesondere El Mala. Über die eingerückten Zehner konnte man bei langen Bällen die zweiten Bälle effektiv sichern. Gegen die tiefen Achter von RB gelang es dennoch nur schwer, daraus nennenswerte Tiefe zu generieren. Auch die für Köln typischen inversen Dribblings kamen weiterhin nur vereinzelt zum Einsatz, da RB im Rückwärtspressing sehr stabil agierte. Lediglich El Mala sorgte hier für etwas Dynamik, etwa mit einem leichten Fernschuss in Minute 72 nach einem inversen Dribbling. Teils gelang es, den Sechser Martel über die Halbverteidiger diagonal einzubinden, da sich Zehner Baumgartner beim Verfolgen seiner diagonalen, ballnahen Bewegungen etwas schwer tat. So konnte die zunehmend sehr gute Passisolation von Romulo zwar über Ablagenspiele teilweise umgangen werden, den entscheidenden Effekt brachte dies jedoch nicht, da die Manndeckung darauf jeweils prompt reagierte. Teils sah man noch gute Ansätze über entgegengserzte Bewegungen, indem der Stürmer im Halbraum abkippt, dn Innenvertiediger herauszeith und der Flügelspoeler diagonal in dissen Rücken durchschoebt, aber tels waren die langen Anspiele dorthineien etwas unsauber.
Fazit
Köln spielte solide, erhält dafür aber trotzdem keine Punkte auswärts – erstmals in dieser Saison. Die Partie zeigte jedoch, warum man so stabil in der Tabelle steht. Gleichzeitig traten im Spielaufbau dennoch weiter kleine Probleme auf, und Detailfragen im Pressing sowie Fehler im Abwehrverhalten machten an diesem Tag den Unterschied aus.
Gegen eine – auch in Halbzeit 2 – stabile Leipziger Mannschaft zeigten die Kölner punktuell, warum sie so weit oben in der Tabelle stehen: Sie präsentierten ein stabiles Gesamtkonstrukt, das stellenweise jedoch etwas an Dynamik mangelte. Nach einem frühen Gegentor kam man zurück, kassierte dann aber vor der Halbzeit zwei unglückliche Gegentore und suchte anschließend etwas nach dem eigenen Momentum. Leipzig zeigte zwar keine überragende Leistung, erzeugte jedoch insbesondere in der ersten Halbzeit viel Dynamik im Aufbauspiel und kreierte gute Chancen. Gegen den Ball war das Spiel nicht perfekt; nach den Anpassungen wirkte es befriedigend, in Halbzeit zwei jedoch teilweise etwas zu passiv.
MX machte sich in Regensburg mit seiner Vorliebe für die Verübersachlichung des Spiels einen Namen. Dabei flirtete er mit der RB-Schule, blieb aber heimlich immer ein Romantiker für Guardiolas Fußballkunst.
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