Bremer Aufholjagd besiegelt Ten Hags Bayer-Ende – JK

3:3

Bremen gegen Leverkusen – ein Spiel das Tore verspricht. In den letzten 5 Spielen fielen ganze 19 Tore, ein Trend der sich in diesem Spiel auch bestätigen sollte. Trotz des frühen Zeitpunkts in der Saison, steht bei beiden bereits viel auf dem Spiel: Denn sowohl die Bremer stehen unter Druck nach einer verkorksten Vorbereitung und Niederlagen im DFB-Pokal und 1. Bundesligaspiel, als auch die Leverkusener, die mit internen Themen zu kämpfen haben.

Die Startaufstellung der Bremer sah im Vergleich zum 1. Spieltag schon stark verändert aus, gebeutelt durch die Verletzungen der Vorbereitung und des Bundesligaauftakts. So fielen Marco Friedl, Julian Malatini und Amos Pieper verletzt aus, was zum Startelfdebüt von Karim Coulibaly in der Innenverteidigung führte. Außerdem rotierte Patrice Covic neben Senne Lynen auf die Doppel 6, während auf der rechten Seite Neuzugang Sugawara beginnen durfte. Njinmah und Mbangula waren die beiden klaren Flügelspieler, während Grüll und Schmid flexibel die zentralen Räume unter sich ausmachten. Insgesamt ergab sich also eine 4-2-3-1 Struktur, die aber dadurch, dass Schmid jegliche Freiheiten besaß gelegentlich auch in ein 4-2-4 umfunktioniert worden ist.

 

Bei den Leverkusern standen ebenfalls Wechsel an. So rückte Axel Tape mit in die Dreierkette für den Wechselwilligen Hincapie (mittlerweile Spieler des FC Arsenal), während durch Tillmans Berufung Tella eine Position zurückwich und wieder als rechter Schienenspieler unterwegs war. Außerdem rutschte Kofane für Maza auf den Halbraum, hinter Sturmspitze Patrik Schick. Erik Ten Hag stellte sein Team also in einem 5-2-3 auf, was aber je nach Tapes Position in der Kette (teils in der Halbspur, teils in der ganzen Breite) auch als 4-3-3 fungierte, wobei Tella den rechten Flügel Spieler gab.

Werder mit Ansätzen, Leverkusen mit dem FührungsTor

Zu Beginn des Spiels tasteten beide Mannschaften sich vorsichtig ab, ohne in den Aktionen selbst zu viel Risiko zu suchen. Werder war darauf besinnt in ihrer 4-2 Struktur die Ballhöhe allmählich zu erhöhen und über die Sechser die Seite zu verlagern, in der Hoffnung auf der ballfernen Seite mit einem klar die Breite haltendem Flügelspieler und einem Außenverteidiger ein Zwei gegen Eins zu kreieren. Teils versuchte man diese auch herzustellen, indem man den Ball hoch und diagonal auf den ballfernen Flügelspieler schlug, der Ball fand aber nur selten seinen Abnehmer. Besonders in den ersten Minuten war die Bayer-Elf jedoch in der Lage die weiten Verlagerungen aufzunehmen und nicht in Unterzahl zu geraten.

Gegen das Bremer 4-2-4 agierte Leverkusen gegen den Ball in einem 5-2-3, wobei die Angriffsreihe ein wenig versetzt anlief. So war es üblich, dass mit Pass auf Coulibaly Patrick Schick auslöste und die ballnächsten Optionen Coulibalys (Stark & Agu) von den zwei Halbräumen Tillman und Kofane mit Pass zugestellt worden sind. Dahinter war das Bremer Mittelfeldduo aus Lynen und Covic in enger Manndeckung von Andrich und Aleix Garcia. Löste Werder also über Coulibaly aus, dauerte es nicht lange bis Leverkusen den Ball gewann oder zumindest einen Fehlpass erzwang. Wurde Stark angespielt, rückte Grimaldo aus der 5er Kette vor um mit Pass auf Sugawara Druck ausüben zu können. Jene Abläufe gelangen zu Spielbeginn recht gut, erst recht wenn vom Bremer Tor herausgespielt worden ist. Schließlich wurde Ten Hags Mannschaft auch früh im Spiel dafür belohnt, nachdem man durch einen Konter nach hohem Ballgewinn aufgrund eines Patzers von Coulibaly das 1:0 erzielte.

Die Abläufe gegen den Ball blieben aber auch gleich, wenn man die Pressinglinie weiter nach hinten in Höhe der Mittellinie verlagerte. Einzig das Verhalten des Angriffstrio änderte sich dahingehend, dass man zu aller erst darauf Bedacht war mit dem Deckungsschatten Pässe ins Zentrum oder in die Halbräume zu schließen. Trotzdem entstanden erste Probleme im Anlaufen: Meist waren Horizontale Pässe von einem der Innenverteidiger der Auslöser für die Schick und Co. wieder vorzuschieben. Bei Bällen von Stark auf Coulibaly konnte man so weiterhin individuelle Fehler oder lange Bälle erzwingen, knifflig wurde es nur, wenn der Ball von Coulibaly auf Stark kam. Erneut war es Kofane der die Aufgabe hatte Stark mit Pass stellen zu können. Häufig war seine Ausgangssituation hierbei zu tief, weshalb Stark immer wieder den Ball raus auf Sugawara spielen konnte. Hierbei verschlimmerte sich das Problem, da im tiefen Block Grimaldos Weg auf Sugawara nochmal weiter wurde, weshalb der Bremer Außenverteidiger häufig mit Zuspiel in offener Stellung war und nach belieben das Spiel fortsetzen konnte. Entweder suchte man dann das 2 v 1 auf dem Flügel mit dem freien Njinmah, der, indem er die ganze Breite hielt, den Weg für Tapsoba zu weit machte, dass dieser rechtzeitig ihn zustellen kann oder es wurden Grüll und Schmid vor der Abwehrkette gesucht.

Mit zunehmender Zeit in Halbzeit 1 agierte Kofane dann vorsichtiger beim vorschieben auf Stark und fokussierte sich darauf den Halbraum mit seinem Deckungsschatten zu schließen und mit Pass auf Sugawara da sein zu können, womit man den Bremer Versuch auf Außen Zwei gegen 1 zu bilden erstmal neutralisieren konnte. Gleichzeitig führte dies zu weniger Druck auf den ballführenden Innenverteidigern, weshalb man den Ballbesitz weiter nach vorne treiben konnte und zugleich mehr Zeit hatte, um nach Passlinien ins Zentrum zu suchen. Da Andrich und Garcia beide sehr nah an der Leverkusener Kette standen und sich ballnah sehr weit rausziehen lassen, konnte Werder immer wieder in den ballfernen Halbraum spielen. Die Innenverteidiger konnten jene Bälle nur selten vorverteidigen, da die anderen Angreifer (häufig der ballferne Flügelspieler) Sprints hinter die Kette anzogen.

Ein weiterer Ablauf mit weniger Wirksamkeit war in gegenläufigen Bewegungen zwischen Flügelspieler und Stürmern zu beobachten. So war zu beobachten, dass mit Ball auf einen der Innen- oder Außenverteidiger sich der ballnahe Flügelspieler weit fallen lies, um einen möglichen Pass zu empfangen. Jener Flügelspieler wurde immer aus der Kette vorverteidigt, was den ganzen Flügel öffnete für Läufe der Stürmer. Meist waren die Passlinien sogar flach bespielbar, da die Flügelspieler die Position des Verteidigers gen Zentrum manipulierten, was noch mehr Gefahr entfachte. Zwar war man so in der Lage immer wieder Vorstöße zu verzeichnen, dennoch war die Bayer-Innenverteidigung athletisch der Aufgabe gewachsen und konnte einen kompletten Durchbruch in die Tiefe verhindern oder sogar den Ball ins Aus klären.

Individuelle Lösungen als Erfolgsbringer

Bayer baute in Ballbesitz in einem 4-2-4 auf, wobei Tape als rechter Verteidiger agiert und Tella hochschiebt auf den rechten Flügel. Um auf das weitere Vorgehen und die Anpassungen einzugehen, muss man zuerst einen Blick auf Werders Struktur gegen den Ball schauen: So spiegelte Werder zu Beginn die Formation der Leverkusener und lief selbst in einem 4-2-4 auf. Vor allem die 4 Offensiven hatten damit eine klare Zuteilung zu der Bayer Abwehrkette, Probleme entstanden erst in der Linie davor bei den Mittelfeldspielern. Covic hatte den Auftrag einen von Andrich oder Garcia in Manndeckung zu nehmen, während Lynen zwischen dieser Aufgabe und der Kontrolle des Raums vor der Kette abwägen musste. Denn schoben sowohl Lynen als auch Covic komplett mannorientiert an Garcia und Andrich ran, klaffte der Raum zwischen Abwehr und Mittelfeld weit auf für Tillman, der mit Pass versuchte aufzudrehen und Dynamik zu entwickeln oder für Schick als Wandspieler. Blieb Lynen vor der eigenen Kette, war es Schmids Aufgabe einen der Sechser mit seinem Deckungsschatten zuzuhalten. Häufig passte er hierfür seine Positionierung an und stand nur knapp vor seinem Gegenspieler, um für den Fall, dass er doch überspielt wird, wieder Zugriff bekommen kann, aber gleichzeitig mit Anspiel Druck auf den für ihn nächsten Innenverteidiger geben kann.

Vor allem Garcia (Andrich vereinzelt auch) versuchte als Antwort darauf sich immer wieder zwischen die Kette zu fallen lassen um Schmids Zugriff zu entkommen. Zum einen war man, auch wenn Schmid mit vorverteidigte, in einer Drei gegen Zwei Situation inklusive Torwart als Sicherheitsoption. Außerdem erhielten Garcia und Tapsoba immer wieder in Halbraum Breite den Ball, was viele Passlinien eröffnete, vor allem zur hochbindenden Angriffskette. Noch weiter konnten sie die Bremer vor Herausforderungen stellen, indem Andrich klar auf eine Seite verschob. Verfolgt Covic diesen Lauf, entsteht so ein riesiges Loch im Mittelfeld, welches der tiefstehende Lynen kaum stopfen kann, auch aufgrund mangelnder Range. Meist erkannte Covic jene Situation und sicherte deshalb die Mitte, was jedoch dadurch führte, dass Leverkusen die erste Pressinglinie überspielen konnte.

Schmid orientiert sich aufgrund dessen noch weiter in Richtung Zentrum und versuchte zuerst den Raum zu kontrollieren, was wiederum im Angriffspressing zu Problemen führte. Ohne Schmid presste man mit 3 Spielern gegen die Abwehrkette, wobei man zwar häufig mit Pass auf einen der Innenverteidiger die horizontale Verlagerung zustellen und Druck ausüben konnte, jedoch den Pass zum Torwart nicht zugestellt bekam. Zwar waren die ballfernen Flügelspieler eingerückt, um die Spielfortsetzung vom Torwart auf den freien Innenverteidiger zu verhindern, jedoch war man nicht in der Lage einen Abstand zu halten, der gleichzeitig Zugriff auf den Außenverteidiger gewährt. So wurde das Pressing per Flugball vom Torwart nach Außen überspielt und Leverkusen konnte Dynamik entwickeln. Das zweite Leverkusener Tor entsteht dann unter anderem nach Chipball über den Flügelspieler auf den Außenverteidiger.

Fazit

In Halbzeit 1 zeigten beide Mannschaften vielversprechende Ansätze in Ballbesitz. Werder machte einen guten Eindruck im Spielaufbau, suchte immer wieder nach spielerischen Lösungen mit Lynen und Covic, wusste sich aber auch zu helfen gegen das hohe Anlaufen der Leverkusener, mit Bällen in die Tiefe. Das systematische Problem im durchschieben der Leverkusener wurde erkannt und dann konsequent bespielt. Dennoch gingen die Leverkusener mit einer Führung in die Halbzeit, was zum einen an den Lösungen im Spielaufbau lag, die aber vor allem individueller Natur waren, als auch an den Patzern der Bremer.

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