Frankreich sichert sich im Umschalten Platz 3 – MX
Im Spiel um Platz 3 der Nations League unterliegt Deutschland mit 0:2 gegen Frankreich. Das Mittelfeldpressing der Équipe Tricolore griff wirkungsvoll gegen den deutschen Dreieraufbau, während die schwache Restverteidigung der DFB-Elf wiederholt in Umschaltsituationen offengelegt wurde.
Nach der Halbfinalniederlage in der Nations League gegen Portugal traf Deutschland nun im Spiel um Platz 3 auf Frankreich – jenen EM-Halbfinalisten, der im Sommer ebenfalls am späteren Europameister Spanien gescheitert war. Julian Nagelsmann setzte erneut auf die gewohnte 3-3-4-Grundordnung: Ter Stegen stand im Tor, die Dreierkette bildeten Koch, Tah und Kimmich. Auf den Außenbahnen agierten Raum und Goretzka, im zentralen Mittelfeld kam Groß zum Einsatz. Die Flügel besetzten Wirtz und Adeyemi, im Sturm bildeten Woltemade und Füllkrug das Duo.
Didier Deschamps entschied sich bei Frankreich für ein klassisches 4-4-2-System: Maignan hütete das Tor, die Innenverteidigung bildeten Bade und Lucas Hernández, außen wurden sie von Digne und Gusto flankiert. Auf der Doppelacht agierten Tchouaméni und Rabiot, während Cherki als hängende Spitze auflief. Die Flügel besetzten die beiden Ex-Bundesligaspieler Kolo Muani und Thuram, im Zentrum stürmte Kylian Mbappé.
Frankreich im 4-4-2-Mittelfeldpressing
Im Spiel gegen den Ball formierte man sich in einem 4-4-2-Mittelfeldpressing. Die erste Pressinglinie aus Cherki und Mbappe agierte dabei meist zurückhaltend im Anlaufverhalten. Ziel war es weniger, aktiv Druck auf den Ballführenden auszuüben, sondern vielmehr, aus der kompakten Formation heraus gezielt die vertikalen Passwege der Halbverteidiger zu blockieren.
Insbesondere wollte man so die typischen Abkippbewegungen von besonders Woltemade unterbinden. Diese Passverbindungen wurden häufig erfolgreich unterbunden, wodurch beispielsweise Lucas Hernández als linker Innenverteidiger nicht aus der Kette mannorientiert herausverteidigen musste und die französische Defensivstruktur stabil blieb.
Grundsätzlich verfolgte Frankreich nicht das Ziel, den deutschen Dreieraufbau aggressiv anzulaufen. Stattdessen setzte man in der ersten Pressinglinie auf ein passoptionenorientiertes Verhalten. Tchouaméni und Rabiot markierten im Zentrum eng, Goretzka sowie häufig auch Füllkrug, der sich regelmäßig ins Mittelfeld zurückfallen ließ, um Überzahlsituationen im Sechserraum zu schaffen. Diese Übergaben liefen überwiegend sauber ab, da Frankreichs Innenverteidiger konsequent in der Kette verblieben und man im Zentrum durch das 4-4-2 ohnehin eine einfache Überzahl aufbauen konnte – denn der ballferne Stürmer orientierte sich dabei zumeist an Sechser Groß.
Die Flügelspieler im französischen 4-4-2 hielten zunächst halbräumige Ausgangspositionen. Das verleitete die deutschen Halbverteidiger zumeist dazu, das Spiel in die Breite zu verlagern. Anders als Portugal agierte Frankreich in diesen Situationen aktiver im Verfolgen deutscher Bewegungen: Thuram und Kolo Muani, nun als Flügelspieler im 4-4-2 eingeordnet, schoben dabei häufig konsequent in die Breite bei den breiten Abkippbewegungen der deutschen Elf, während die Außenverteidiger Digne und Gusto halbräumig und absichernd in ihren Zonen verblieben. Auch hier wurde deutlich: Stabilität in der Verteidigungslinie ist das oberste Credo von Didier Deschamps.
Beim Andribbeln der Halbverteidiger Kimmich und Tah oder wenn der Ball in der Breite war, sollten die Stürmer Cherki und Mbappé einerseits die ballnahen Bewegungen von Groß mannorientiert aufnehmen und gleichzeitig die Rückpasswege zustellen. So drängte Frankreich die Deutschen systematisch in 1-gegen-1-Duelle auf dem Flügel.
Altes Lied: Wie kommt man aus der Breite in die Tiefe?
37 % der deutschen Angriffe liefen über die linke Seite. Der Grund dafür wurde bereits angedeutet: Raum schob sehr aktiv in die Breite nach vorne und musste aufgrund des Pressingsystems der Gäste mehrfach breit angespielt werden. Gegen ein kompaktes 4-4-2 kommt es in der Breite vor allem auf das Tempo an – also darauf, wie viel Zeit die Außenspieler der Franzosen haben, um horizontal nach außen zu schieben. Raum liebt solche Situationen, verfügt über einen sehr vertikal orientierten ersten Kontakt und konnte mehrfach Muani bzw. die zweite Pressinglinie mit seinem Tempo überdribbeln. Dadurch zwang er Außenverteidiger Gusto wiederholt dazu, herauszurücken, was das französische System destabilisierte.
Grundsätzlich lag das Problem auf der linken Seite darin, dass zwar Wirtz nominell der Flügelspieler war, in Wahrheit aber immer wieder den Weg ins Zentrum suchte. Dadurch fehlte Raum im Halbraum häufig eine direkte, tiefe Anspielstation – die Wirtz sowieso nicht perfekt ausfüllt(e). Füllkrug oder Woltemade hielten sich zwar stellenweise ebenfalls im linken Halbraum auf, zeigte aber nicht konsequent Tiefe an und konnten auch im Tempo nicht mit Bade mithalten – diese Komponente fehlte also. Das Ergebnis: Die temporäre Destabilisierung konnte von Frankreich überwunden werden. Entweder schob Gusto aggressiv heraus und stellte Raum im Eins-gegen-eins, dabei übernahm Muani kurzfristig die Rolle des Rechtsverteidigers. Das ist eine klare Stärke des kompakten 4-4-2: Schnelles Auffüllen bedeutet schnelle Improvisation.
Über rechts waren die Abläufe etwas anders: Goretzka, nominell im zentralen Mittelfeld, wurde stärker eingebunden, indem er meist als verkappter Rechtsverteidiger agierte. Das war auch notwendig, da Kimmich als rechter Halbverteidiger spielte – somit fehlte das verbindende Element zwischen der ersten Aufbaulinie und Flügelspieler Adeyemi. Ähnlich wie auf der linken Seite versuchte man, Durchbrüche zu erzwingen, indem Kimmich über den temporären Außenverteidiger Goretzka für Breite sorgte. Das funktionierte jedoch nur selten.
Goretzka tat sich schwer, aus diesen Bewegungen Tempo zu entwickeln, wodurch es ihm kaum gelang, Linksaußen Thuram bzw. die zweite Pressinglinie zu überdribbeln. Entsprechend fehlte auf der rechten Seite häufig die nötige Dynamik, und temporäre Überzahlsituationen wie auf links blieben aus. Dabei hätte man mit Adeyemi eigentlich den Flügelspieler mit genau dem Tempo und Tiefgang gehabt, der auf der linken Seite vermisst wurde. Schade. Teils agierte man aus einem Viereraufbau heraus, wohl auch, um mit Kimmich in der Breite (statt Goretzka) noch eine zusätzliche spielerisches Element zu erhalten, über Kimmich sah man meist weite Chipbälle auf Woltemade, der direkt in die Tiefe ging. Diese langen Bälle konnte besonders Hernandez meistens gut klären, dadurch verzeichnete Deutschland gerade zu Mitte des Spiels durchaus gefährliche Ballverluste und Gegenkonter nach langen Bällen.

Das Loch im Mittelfeld, 2v1 auf der ballfernen Seite, Cherki nimmt Groß mannorientiert mit Deckungsschatten auf Woltemade
Auch die unterstützenden Bewegungen von Groß wurden nicht effektiv genug eingebunden. Das lag unter anderem daran, dass Frankreichs Stürmer – allen voran Cherki – die Bewegungen des Sechsers eng verfolgten. Grundsätzlich fehlte hier der Mut, denn Groß ist durchaus dafür bekannt, dass er auch unter Mannorientierung angespielt werden kann. Zumal diese Mannorientierung eher locker war. Ein zusätzlicher Faktor war die große Distanz zwischen Groß und der Verteidigungslinie nach vorne.
In solchen Szenen hätte ich mir gewünscht, dass man auch häufiger bewusst einen simplen Klatsch-Pass spielt – eine Aktion, die auf dem Papier wenig Raumgewinn bringt, aber das Pressing bearbeitet und gezielt auslösen lässt. Diese Art der Bearbeitung des Pressings der Franzosen fehlte mir besonders in der Anfangsphase.
Groß agierte sehr tief vor der Abwehr, während die zentralen Räume nur temporär durch Abkippbewegungen von Woltemade oder durch das Einrücken von Goretzka und Wirtz besetzt wurden. Doch auch diese Bewegungen waren in der Höhenstaffelung zu weit entfernt, um als dauerhaft effektive Verbindungsoptionen zu fungieren.
Später ließ sich Woltemade zwar immer noch weiter fallen, und auch Füllkrug wagte vereinzelt Wege ins Zentrum – grundsätzlich wirkte es jedoch so, als hätten die Halbverteidiger Kimmich und Tah Schwierigkeiten damit, diagonal ins Zentrum zu spielen, obwohl dort vermeintlich Überzahl herrschte. Interessanterweise ging der Blick der beiden zwar oft genau in diese Räume – letztlich entschieden sie sich aber doch häufig für den Pass in die Breite.
Wirtz bringt Zentrum ins Spiel
Die besten Ansätze über das Zentrum zeigte Deutschland erst, als sich Wirtz zunehmend zentraler und tiefer fallen ließ. Grundsätzlich blieb jedoch das Problem der fehlenden Anspielbarkeit über die Halbverteidiger bestehen. Daher kippte Wirtz meist nur dann ab, wenn Koch als mittlerer Innenverteidiger den Ball führte, Ter Stegen in einer Torspielerkette oder Groß als Sechser ausnahmsweise Raum hatte – etwa in Umschaltsituationen. Genau das unterschied seine Bewegungen deutlich von denen der anderen Spieler und ließ seine Erfolgsquote aus den tiefen Bewegungen auch deutlich nach oben schießen.
Wirtz war auch meist der einzige Spieler, der nach dem Abkippen aktiv mit dem Ball aufdrehen konnte. Die übrigen Akteure taten sich damit deutlich schwerer; häufig folgte lediglich ein Klatsch-Pass zurück. Gerade gegen Frankreich war das riskant, da ihr Doppelsturm die zentralen Rückpasswege sehr gut zustellte. Entsprechend war der Aufbau stark von Wirtz und seinen Dribblings abhängig – und tatsächlich hatte Tchouaméni überraschend große Probleme im direkten Duell mit ihm.
Wenn Deutschland Tiefe fand, dann überwiegend nach einem erfolgreichen Aufdrehen von Wirtz aus dem Abkippen heraus. Das lag vor allem daran, dass er aus dem linken Halbraum im Bogen ins Zentrum einlief. So agierte er aus dem Rücken von Tchouaméni, der dadurch oft sichtbar überrascht wurde.
Woltemade und Co. kippten dagegen meist vertikal ab – diese Bewegungen sind für direkte Gegenspieler vorhersehbarer und Übergaben sind einfacher, und aus einem senkrechten Abkippen ist das Aufdrehen deutlich schwieriger als bei einem Pass in den Bogenlauf mit offenem Fußwinkel.
Hier verdienen auch Groß und Koch ein Lob: Sie antizipierten Wirtz’ Bewegungen gut und spielten ihn gezielt in diesen offene Räume an. Im konkreten Beispiel schob Groß zudem nach vorn – ein klarer Trigger für Wirtz, das Abkippen einzuleiten. Dadurch war Rabiot zusätzlich gebunden und konnte nicht auf Wirtz improvisierend herausrücken. Die Folge: Dribbling in den offenen Raum und Attackieren der Tiefe.
Aus diesen Mustern entstanden dann durchaus sehr gute Chancen – wie aus dem obigen Beispiel – für Deutschland zu Beginn des Spiels, aber das Tor fiel nicht.
Momentum-Wechsel nach 20 Minuten
Nach rund 20 Minuten wurde das Spiel zunehmend wilder. Deutschland blieb zwar spielbestimmend und zeigte in einigen Bereichen bereits Verbesserungen – so wurde Groß nun besser eingebunden, wodurch der französische Doppelsturm mehrfach effektiv bearbeitet werden konnte. Gleichzeitig lief man jedoch immer häufiger in gefährliche Konter. Das lag einerseits an der fehlerhaften Verarbeitung der langen, tiefen Bälle. Vor allem aber an den daraus resultierenden, schnellen Umschaltbewegungen der Franzosen.
Den großen Raum im Zentrum zwischen dem 3-1-Aufbau und der Offensive habe ich bereits im Zusammenhang mit dem Ballbesitzspiel angesprochen. Gerade im Umschaltmoment suchte Frankreich jedoch zunehmend genau diesen Bereich – meist über Kolo Muani oder Thuram, der während längerer Ballbesitzphasen der Deutschen ballfern in eben jenem Raum verblieb. Auch Rabiot orientierte sich nach Ballgewinnen zügig in diese Zone und war dort schnell als Anspielstation für lange Bälle erreichbar. Teils schoben auch Gusto und Digne direkt vertikal nach vorne – dadurch entstanden lose 2v1-Überzahlszenen für Frankreich mit Muani/Thuram in der Breite.
Thuram beziehungsweise Muani banden durch ihr ballfernes Zocken oft einen der Halbverteidiger sowie Koch. Der jeweils andere Halbverteidiger schob in solchen Situationen meist weit auf die ballnahe Seite, was die Abstände innerhalb der Dreierkette stark vergrößerte. Diese entstehenden Lücken nutzten die schnellen französischen Offensivspieler konsequent – und das wurde mehrfach durchaus gefährlich. Mindestens aber wurde dadurch das Momentum gebrochen – lange deutsche Ballbesitzphasen wurden durch schnelle Konter der Gäste unterbrochen. Das nagte natürlich auch an der Kraft.
Überraschend war auch, wie anfällig Deutschland nach eigenen Ecken agierte. Meist verblieb lediglich Kimmich als Absicherung am Mittelkreis, während bei Frankreich sowohl Mbappé als auch phasenweise Kolo Muani im Angriffsdrittel positioniert blieben und auf einen Ballgewinn spekulierten. In mehreren Szenen der ersten Halbzeit führte das nach deutschen Ballverlusten bei der Ecke zu direkten 2-gegen-2-Duellen – eine Konstellation, die man in solchen Situationen eigentlich unbedingt vermeiden möchte. Man kann rückblickend von Glück sprechen, dass daraus kein Gegentor entstand.
Nach einem Freistoß aus dem gegnerischen Drittel gelang es Deutschland nach der Klärung nicht, aus dem tiefen Verteidigen im 4-4-2 heraus Druck auf Tchouaméni auszuüben. Dieser hatte zu viel Zeit und Raum, um eine Flanke auf Mbappé zu schlagen. Nach Problemen von Kimmich im 1-gegen-1 in der Box konnte Mbappé kurz vor der Pause schließlich doch zum 0:1 einschieben.
Zweite Halbzeit
Nach dem Seitenwechsel gab es einige kleinere Anpassungen. So kam direkt Deniz Undav für Nick Woltemade – vermutlich, um neben Wirtz einen agileren und technisch stärkeren Spieler im Zentrum zu haben. Genau diese Qualität hatte auf der Position in den ersten 45 Minuten über weite Strecken gefehlt.
Die Équipe Tricolore nahm das Tempo im Pressing etwas heraus, und Deutschland hatte mehr Ballbesitz – konnte daraus aber nur wenig Kapital schlagen. Frankreich blieb vor allem nach Umschaltszenen gefährlich, insbesondere durch Verlagerungen auf den ballfernen, hoch postierten Spieler oder durch direkte tiefe Bälle. Deutschland dagegen blieb beim strukturierten Ballbesitzspiel.
Dennoch zeigte sich relativ schnell ein positiver Effekt durch Undavs Einwechslung: Er suchte aktiv Abkippbewegungen, konnte sich daraus auch in die Breite aufdrehen und versuchte, Adeyemi in Szene zu setzen.
Zunehmend suchte Deutschland nun Diagonalverlagerungen auf die ballferne Seite. Zwar hatten sich Raum und Adeyemi bereits in der ersten Halbzeit regelmäßig angeboten, und es waren früh ballferne Überzahlsituationen mit Halbraumspielern – etwa Wirtz – gegen die gegnerischen Außenverteidiger zu erkennen. Doch diese Muster wurden zunächst nur selten angespielt, nun aber häufiger. Leider waren viele dieser Zuspiele unsauber, und so für Raum/Adeyemi schwer zu verarbeiten oder auch zu gefährlichen Kontern Frankreichs führte – etwa bei der Großchance von Thuram in der 59. Minute.
Allgemein zeigte Deutschland nun ein etwas dynamischeres Positionsspiel. Besonders Wirtz suchte fortan häufiger auch Wege auf den gegenüberliegenden Flügel und bewegte sich öfter in die Tiefe. In der 65. Minute kam Mittelstädt für Raum ins Spiel und agierte etwas tiefer als sein Vorgänger – was dem deutschen Spiel durchaus einen Mehrwert brachte. Durch seine spielerische Qualität im Passspiel konnte Deutschland mehrmals diagonal ins Zentrum oder in den Halbraum verlagern, insbesondere weil Undav bei Ballbesitz von Mittelstädt oft abkippte und auch gefunden wurde. Dank seiner Agilität konnte Undav sich aus diesen Abkippbewegungen heraus aufdrehen und anschließend Tiefe aufnehmen – ein Element, das bis dahin gefehlt hatte. Leider tat sich vor allem Adeyemi, den Undav mehrfach suchte, schwer damit, passende Wege in die Box zu finden.
In der letzten halben Stunde rückte Groß zunehmend offensiver auf, auch um zusätzliche Anspielstationen im Rückraum zu schaffen und als Verbindungsspieler zu fungieren – dennoch tat man sich fortlaufend schwer. Im sehr hohen Aufbauspiel formierte sich Deutschland allgemein zunehmend in einer Art 2-4-4-Anordnung mit vielen Bewegungen in die Box. Dennoch tat sich die Mannschaft weiterhin extrem schwer, tatsächlich in diese Zonen hineinzukommen.
Digne und Gusto zeigten als Außenverteidiger eine hervorragende Körperhaltung im 1-gegen-1 in der Breite und blockten gezielt die Wege in den Strafraum. Dadurch war Deutschland häufig gezwungen, den Rückpass zu wählen, was oft in Halbfeldflanken mündete – diese wurden entweder von Maignan sicher abgefangen oder blieben weitgehend ungefährlich.
Teilweise fehlte auch schlichtweg die Aktivität – ein generelles Problem der Überladung der letzten Linie: Wenn zu viele Spieler auf Höhe der letzten Linie agieren, erfolgt das Spiel häufig auf Höhe der gegnerischen Abwehrkette. Tiefe Bewegungen laufen dann immer wieder ins Abseits, was die Dynamik im letzten Drittel deutlich hemmt. Genau das war auch bei Deutschland zu beobachten.
Mehrfach entstanden 1-gegen-1-Situationen rund um den Strafraum, doch es fehlten schlicht passende Bewegungen und unterstützende Läufe. Diese mangelnde Dynamik führte zu Ballverlusten – und damit zu gefährlichen Umschaltsituationen für Frankreich. In der 84. Minute nutzten die Gäste eine dieser Gelegenheiten konsequent aus und erzielten per Konter das 0:2 – womit das Spiel entschieden war.
Fazit
Deutschland hatte mehr Ballbesitz (56 % zu 44 %), mehr Abschlüsse (20 zu 16) – und verliert am Ende dennoch verdient. Die Aussagekraft dieser Partie, insbesondere im Hinblick auf die Leistung der deutschen Mannschaft, bleibt dabei insgesamt schwer zu greifen. Zweifelsohne zeigte das Team von Julian Nagelsmann keine schlechte Vorstellung. Gerade im manndeckenden Spiel gegen den Ball war die deutsche Mannschaft erneut gut organisiert und weitgehend stabil – nicht unbewusst setzte Frankreich den Fokus auf das Umschalten. Doch es fehlte an der letzten Konsequenz, besonders im letzten Drittel.
Trotzdem sollte man jetzt nicht dem reflexhaften Katastrophen-Gerede verfallen, wie es in manchen Medien bereits zu lesen ist. Die strukturellen Fortschritte unter Nagelsmann bleiben erkennbar, auch wenn es in einigen Bereichen noch Luft nach oben gibt.
Frankreich hingegen zeigte eine über weite Strecken pragmatische Vorstellung. Man wusste genau, wie man Deutschland wehtun konnte – etwa durch das gezielte Bespielen der Restverteidigung, der tiefe Block in der letzetn halben Stunde oder das konsequente Isolieren einzelner Abkippbewegungen. Am Ende war es vor allem drei Komponenten zu verdanken, dass der Sieg an die Équipe Tricolore ging: der starken Innenverteidigung, Keeper Maignan – und natürlich Kylian Mbappé.
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MX entdeckte seine Liebe zur Taktik beim SSV Jahn. Nach einigen Stationen in Nachwuchsleistungszentren und zuletzt einer kurzen Pause richtet er nun seinen Fokus wieder verstärkt – und vor allem – auf seine Liebe: Spielverlagerung.
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