Nächster Nackenschlag für Pep
Aston Villa feiert einen weiteren Sieg gegen ein Top-Team und bleibt in der Spitzengruppe der Premier League. Mit hart erarbeiteter Stabilität bezwingen sie Manchester City und fügen Peps Mannschaft einen weiteren Rückschlag in einer immer größer werdenden Misere zu. Eine Aufarbeitung des Spiels.
MX
Nach der enttäuschenden 1:2-Niederlage in Nottingham sah sich Unai Emery mit berechtigter Kritik konfrontiert, dass sein Team noch nicht auf dem gewünschten Niveau agierte. Darauf reagierte er mit einer 4-2-3-1-Formation. Martinez agierte als mitspielender Torspieler im Aufbau, während Cash und Digne als Außenverteidiger agierten, um die Breite abzusichern. Konsa und Torres formierten die Innenverteidigung, während Kamara und Onana das Zentrum in der Doppelsechs stabilisierten. Tielemans wurde als zentraler Mittelfeldspieler vor die Doppelsechs gestellt. McGinn und Rogers agierten als Außenstürmer, während Duran die Spitze übernahm und für die Tiefe sorgte.
Pep Guardiola setzte seinerseits ebenfalls auf das 4-2-3-1-System, mit Ortega im Tor und Gvardiol auf der linken Verteidigerposition. Lewis startete zunächst auf der rechten Seite, rückte jedoch immer wieder ins Zentrum, um als zusätzlicher Sechser im Ballbesitz zu agieren. Die Innenverteidigung bildeten Stones und Akanji, während das Mittelfeld durch Kovacic, Gündogan und Foden dominierte. Grealish und Silva sorgten für die Breite, während Haaland wie gewohnt die Sturmspitze übernahm. Nach vier sieglosen Spielen und nur einem Sieg seit Ende Oktober war die Partie gegen Villa für City mehr als nur ein weiteres Ligaspiel – sie war entscheidend für das Durchbrechen der Krise und den dringend benötigten Sieg.
Ecken bringen Momentum
Dementsprechend hoch war die Spannung vor diesem Duell im Villa Park an diesem Samstagnachmittag. Die Verunsicherung der letzten Wochen war den Citizens noch deutlich anzumerken, was sich direkt in der Anfangsphase der Partie zeigte: Schon nach wenigen Sekunden stand Duran nach einem Ballverlust von Stones frei vor Ortega, der im 1v1 parieren musste.
Aston Villa setzte City von Beginn an unter Druck und erarbeitete sich in den ersten fünf Minuten bereits vier Ecken. Diese Ecken waren äußerst gefährlich und kippten das Momentum früh auf die Seite der Gastgeber. City formierte sich in einem 2-3-3-2-Block, einer Mischung aus Raum- und Mannorientierung, mit dem Ziel, den zentralen Raum vor dem Tor zu sichern und die Bewegungen der Villans durch Mannorientierungen aufzufangen.
Durch entgegengesetzte Bewegungen von Digne – der sich zunächst in eine ballnahe Position schob und anschließend im Bogen weglief – zog er einen City-Akteur aus dessen Raumorientierung heraus. Dadurch öffnete sich Torres der Weg in Richtung der Fünfmeterlinie. Die Abläufe von Villa zu unterbinden, gelang City nur selten: Der Spieler auf Höhe des Elfmeterpunkts – häufig Torres – nutzte durch dynamisches Einlaufen und den bewusst gelockerten Abstand der ersten, raumorientierten Linie entscheidende Lücken.
Gleichzeitig agierten die Villans mit cleveren Bewegungsmustern. Der Akteur am kurzen Pfosten – meistens Duran – zog auf die Fünfmeterlinie vor, während ein weiterer Spieler, meist Konsa, denselben Raum aggressiv aus einem anderen Winkel attackierte. Diese Dynamik, gepaart mit gezielten Staffelungen, stellte City trotz der hohen Raumdichte vor erhebliche Herausforderungen und führte zu wiederkehrenden Defensivproblemen.
Das Thema Ecken erwies sich in der Anfangsphase, verbunden mit den direkten Ballverlusten, als echter Momentum-Killer für City. Dementsprechend bemühte man sich, das Tempo aus dem strukturierten Ballbesitz heraus zunächst gering zu halten, um die Dynamik der Partie nicht weiter anzuheizen.
City treibt mit Ortega an
City agierte dabei aus einer 4-1-Torspielerkette gegen das gewohnte 4-2-3-1-Pressing von Villa. Die erste Pressinglinie der Villans fokussierte sich zunächst auf die Außenverteidiger (außerhalb der Torspielerkette Halbraumverteidiger) Akanji und Gvardiol. Ziel war es, die Passwege aus der Ausgangsposition des zentralen Innenverteidigers beim Spielaufbau Stones gezielt zuzustellen, um den Ball auf eben jene äußeren Verteidiger zu lenken und dort die Intensität zu steigern.
Pep Guardiola setzte dabei auf zwei entscheidende Anpassungen: Lewis wurde in den Sechserraum gezogen, wodurch er Tielemans vorerst band. Gleichzeitig ermöglichte das passive Verhalten des Mittelstürmers Watkins, dass Ortega und Stones langsam Andribbeln und an Höhe gewinnen konnten.
Tendenziell stellt sich die Frage, warum die Außenstürmer von Villa – Tielemans und Duran – keinen Bogenlauf einsetzten. Ein solcher Lauf hätte es ihnen ermöglicht, aus einer aktiveren und dynamischen Haltung zu agieren, anstatt in einer reaktiven, wartenden Position verharren zu müssen. Dies hätte den Aufbau Citys möglicherweise stärker unter Druck gesetzt und die Ballzirkulation im zentralen Bereich erschwert.
Relativ schnell bekam man im Spiel jedoch das Gefühl, dass diese passive Herangehensweise von Villa auch damit zusammenhing, dass Kovačić sich in die Dreierlinie zurückfallen ließ, während Gvardiol höher und breiter agierte. Durch diese asymmetrische Positionierung und das tiefe Abkippen seines direkten Gegenspielers musste Tielemans eine ungewohnte Rolle als Außenstürmer einnehmen.
Im individualtaktischen Bereich, insbesondere beim Verteidigen des Rückens, dem Einsetzen von Bogenläufen und den Übergaben der direkten Gegenspieler, zeigte Tielemans in der Anfangsphase eine verunsicherte Leistung. Diese Unsicherheiten führten dazu, dass City in diesen Bereichen immer wieder Räume fand.
Villa unkontrolliert im 4-2-4
Je höher City durch das Andribbeln vorstieß – irgendwann löste man die Torspielerkette auf – desto stärker wandelte sich die Formation von Aston Villa in ein 4-2-4. McGinn nahm zunehmend eine höhere Position ein. Interessanterweise führte dies zu einer Unordnung in den direkten Zuordnungen des Villa-Pressings.
Plötzlich übernahm auch McGinn die Aufgabe, den Halbverteidiger Kovačić – nachdem der Pass von Stones irgendwann gespielt werden musste – anzulaufen, obwohl Tielemans eigens dafür eine Linie höher agierte. Diese inkonsistente Rollenverteilung öffnete für City indirekt Möglichkeiten, eine temporäre Überzahl im Zentrum zu schaffen. Durch das höhere Schieben von Tielemans und das Pressing fehlte Villa ein Spieler, der entscheidend für die Übergaben und Absicherung im zentralen Raum gewesen wäre.
Tendenziell fehlte es City in diesen Szenen jedoch an Mut und Konsequenz. Mehrmals hätte sich die Möglichkeit geboten, Lewis, der sich durch geschicktes Lösen von Duran oft ballnah freilaufen konnte, gezielt ins Druckspiel einzubinden. Stattdessen entschied man sich häufiger gegen diese riskanteren Pässe. Gündogan, der immer wieder mit Foden rotierte, versuchte durch leichtes Herauskippen, besser anspielbar zu werden und gleichzeitig Raum für Haaland zu schaffen.
Zusätzlich agierte Foden breiter und schuf gemeinsam mit Silva 2v1-Situationen gegen Digne. Diese Bewegungen hatten nicht nur Auswirkungen auf Digne, sondern zogen auch Onana etwas weiter in die Breite, wodurch sich im Zentrum wertvoller Raum für Haaland eröffnete. Solche Sequenzen verdeutlichten die flexible Staffelung Citys, auch wenn die finalen Aktionen in diesen Räumen häufiger hätten gesucht werden können.
Bemerkenswert war die Rolle von Haaland, der in diesen Szenen bewusst tiefer agierte. Dadurch hätte sich über Lewis ein idealer Ausgangspunkt für die Weiterleitung ergeben können. Doch City nutzte diese Verbindungen nicht, was die Angriffsbemühungen häufig ins Stocken brachte.
Da die Villans den mittleren Innenverteidiger Stones nicht anliefen, ergaben sich mehrfach Chancen für diagonale Zuspiele auf den breit agierenden Grealish. Dieser bewegte sich zudem geschickt im Zwischenlinienraum. Diese Anspiele nutzte Grealish hervorragend: Mit einem perfekten First Touch und direktem Drang in die Box bereitete er den Villans erhebliche Probleme. Cash, Grealishs direkter Gegenspieler, wirkte zu Beginn in diesen Szenen oft überfordert. Sein Versuch, Grealish nach außen zu drängen, scheiterte daran, dass er zu viel Abstand hielt. Dies erlaubte Grealish wiederholt, nach innen zu ziehen und gefährliche Abschlüsse zu suchen. Ein typisches Beispiel dafür war die Großchance in der 5. Minute.
Villa stellt leicht um und kommt besser rein
Villa fand gegen den Ball im Verlauf der Partie zunehmend besser ins Spiel, insbesondere im Mittelfeldpressing. In der 4-2-3-1-Ordnung legten die Außenspieler ihren Deckungsschatten gezielt auf die abkippenden Mittelfeldspieler Foden und Gündogan. Gleichzeitig folgten die Sechser von Villa deren Bewegungen konsequent, was den Spielaufbau der Gäste stark einschränkte.
Ein weiterer Schlüssel war die zunehmend isolierte Rolle von Lewis, der durch die Mannorientierung von Tielemans zunehmend aus dem Spiel genommen wurde. Auch die Flügelspieler von City wurden ballnah konsequent in der Breite markiert, wodurch sie als Passoptionen wegfielen.
Vor allem bei Rückpässen von den Halbverteidigern auf den mittleren Innenverteidiger Stones zeigte sich Mittelstürmer Duran äußerst aufmerksam. Er antizipierte, dass Stones sich etwas fallen ließ, um für solche Rückpässe anspielbar zu bleiben. Duran übte gezielten Druck auf Stones aus, der sich für Rückpässe fallen ließ. Dadurch verlor City abrupt an Aufbauhöhe, und Stones blieb häufig nur der Rückpass auf Ortega, da Villas Pressing andere Optionen versperrte.
City fiel es schwer, das Spiel über die Halbverteidiger hinaus in höhere Zonen zu verlagern. Insbesondere der Übergang in die Offensive erfolgte meist über die rechte Seite, da Lewis‘ Ausscheren und Fodens nach rechts orientierte Positionierung dort für eine verstärkte Präsenz sorgten. Oft wurde Lewis als Zielpunkt für flache diagonale Zuspiele angespielt, wobei er sich gegen Onana in einigen Situationen gut behaupten konnte. Allerdings war Villa in den umliegenden Räumen äußerst kompakt und durch die ballseitig verschiebende Viererkette sowie den tiefen Sechsern numerisch überlegen.
Lewis nutzte Silva als Breitengeber, um diesen ins 1v1 gegen Digne zu bringen. Silva konnte jedoch selten Akzente setzen: Zwar suchte er häufig den Weg nach innen, doch Digne verteidigte äußerst diszipliniert, indem er den direkten Weg zum Tor konsequent abschnitt. Das zwang Silva immer wieder zu Rückpässen, wodurch Citys Angriffe ins Stocken gerieten.
Aus den Rücklagen über Lewis und Stones versuchte City wiederholt, Grealish auf der gegenüberliegenden Seite ins Spiel zu bringen. Grealish agierte dabei in der vollen Breite und fand durch die ballseitig verschobene Viererkette von Villa zunächst viel Raum. Doch die Effektivität der Diagonalbälle ins letzte Drittel nahm mit fortlaufender Spielzeit ab: Cash verschob konsequenter zu Grealish, suchte aktiv den Kontakt und wurde zudem oft von Kamara unterstützt. Diese Kombination führte dazu, dass Grealish zunehmend in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurde, was es Villa ermöglichte, auch auf dieser Seite Zugriff zu bekommen und seinen Einfluss auf das Spiel zu minimieren. Ein Ballgewinn aus einer solchen Situation führte übrigens zum 1:0 für Villa.
Pep und Emery stellen beide um
Ab der 15. Minute passten beide Teams ihr Spiel an. Silva, der zuvor hoch auf dem rechten Flügel positioniert war, rückte nun tiefer. Dies verbesserte den Passwinkel von Halbraumverteidiger Akanji zu Silva, wodurch dieser bei Ballannahmen weniger Druck erlebte. Zusätzlich verschob Lewis häufiger auf die rechte Seite, was eine Raute mit Akanji, Lewis, Silva und dem abkippenden Foden bildete.
In dieser Struktur agierte Foden flexibel. Nach einem anfänglichen Abkippen lief er im Bogen in die Tiefe, um den Raum hinter Digne zu besetzen, der durch Silvas tiefere Positionierung freigeworden war. Obwohl die Pressingwinkel und Abstände dies ermöglichten, gelang es nur selten, Foden mit gezielten Pässen in die Tiefe einzusetzen.
Ein Grund für diese Schwierigkeiten war die Anpassung von Aston Villa, die zunehmend aus einem temporären 5-1-3-1 verteidigten. Onana rückte zwischen Innenverteidiger Torres und Außenverteidiger Digne, um Fodens Tiefen- und Abkippbewegungen besser zu neutralisieren. Diese Verschiebung erlaubte es Digne, enger an Silva zu verteidigen, wodurch dessen Raum weiter eingeengt und Citys Offensivspiel weiter verlangsamt wurde. Dennoch reagierte Digne zu langsam auf Silvas Abkippbewegungen, da er den Raum im Rücken nicht öffnen wollte, den Silva jedoch nicht nutzen konnte.
Ein direkter Pass von Stones auf Silva hätte aus taktischer Sicht sinnvoller und effektiver gewesen sein können. Der Passwinkel wäre günstig gewesen, und Digne verteidigte im „auf Sprung“-Modus. Er rückte erst dann auf Silva heraus, wenn der Ball von Stones zu Akanji gespielt wurde. Ein direkter Pass zu Silva hätte ihm mehr Zeit verschafft, um auch gegen den dann heranrückenden Rogers zu agieren. Trotz des möglichen Pressings von Rogers und der einsetzenden Verschiebung der Villa-Verteidiger wäre der Zeitvorteil und der Pressingwinkel wahrscheinlich kein Problem für Silva gewesen.
Diagonale Verbindungen auf rechts, 2v1 auf links
Gegen Mitte der Halbzeit, mit dem Rückstand im Rücken, behielt Manchester City weiterhin die Kontrolle über das Spiel und den Ballbesitz. Kovacic ließ sich zunehmend in höheren Aufbauphasen halblinks zwischen Stones und Gvardiol fallen oder halbrechts zwischen Gvardiol und Stones – alternativ zentral vor die gegnerische Pressingwand. Dadurch schaffte er es, der Viererkette mehr Breite zu verschaffen, um gegen die relativ enge erste und zweite Pressinglinie von Villa zu agieren.
Foden ließ sich zunehmend fallen, teils sogar bis in den Sechserraum, wobei diese Bewegungen in erster Linie darauf abzielten, Onana herauszuziehen und Raum in seinem Rücken zu öffnen. Diese Raumverlagerung war die Vorbereitung für Folgebewegungen, die das gezielte Angreifen in die Tiefe ermöglichten, wenn Silva den Ball hielt. Der Pass in die Tiefe wurde selten gespielt. Stattdessen musste Silva oft den Rückpass wählen oder direkt ins 1v1 gehen.
Die diagonale Anordnung mit Lewis und (hin und wieder auch Kovacic) zwischen Stones und Akanji sorgte für mehr Diagonalität im Spiel von City. Sie stellte eine Verbindung zwischen Stones und dem in diesen Szenen deutlich breiter und höher agierenden Akanji her, was es City ermöglichte, die Passwege effektiv zu nutzen und die gegnerische Defensive weiter auseinanderzuziehen.
Villa presste dann aus einem 5-2-3/4-1-2-3-System mit Rogers auf Lewis, während Kovacic in seiner tieferen Rolle weitgehend nicht angepresst wurde. Dadurch konnte er mehrere gute direkte Verlagerungen, insbesondere auf Grealish, einleiten. Der Pressingwinkel von Rogers auf Lewis war relativ seitlich, wodurch der Pass zum breiten Geber Akanji relativ gut gespielt werden konnte. Lewis reagierte mit seinem First Touch und den Aufdrehbewegungen sehr gut auf diesen Winkel, was den Pass auf Akanji erleichterte.
Tielemans, der im zentralen Mittelfeld eine sehr zentrale Grundposition hatte, presste dann auf Akanji, aber der weite Weg, den er dafür zurücklegen musste, gab Akanji ausreichend Zeit und Raum, um den Ball zu kontrollieren und die Spielformation von Villa weiter zu zersetzen.
Fast schon penetrant suchte City vor der Halbzeit immer wieder die Verlagerungen zu Grealish. Zudem bereitete man diese Aktionen nun gruppentaktisch besser vor, da Gündogan (je nach Rotation auch Foden) zunehmend höher agierte. Dadurch bildeten Gündogan und Grealish zusammen ein 2v1 gegen Cash, was Grealish deutlich mehr Zeit und Raum verschaffte. Nach Grealish‘ Ballannahme ging Gündogan tief, wodurch eine gute Folgebewegung entstand. Diese Verlagerungen führten zu den gefährlichsten Chancen der ersten Halbzeit.
City mit Problemen im letzten Drittel
Diese Bewegungen und Muster brachten City zwar wieder vermehrt ins letzte Drittel, aber besonders Silva – der nun häufiger in 1v1-Situationen agierte – war häufig isoliert und fand sich in klaren Unterzahlsituationen wieder, die für ihn schwer zu lösen waren. Die ersten Pressinglinien von Villa ließen sich oft weit fallen und agierten sehr ballnah verschiebend. Dadurch konnte der Raum um den Ball gut zugestellt werden, was vor allem die Freilaufbewegungen von Foden als offensiven Mittelfeldspieler oder die ballnahen Bewegungen von Sechser Lewis neutralisierte und in den Deckungsschatten stellte.
Diese Enge in der Offensive führte dazu, dass City oft auf Flanken zurückgreifen musste (weil auch Rückpässe nicht mehr ohne Probleme durchführbar waren), die jedoch von Villa gut verteidigt werden konnten. Durch die dichte Absicherung der Außen und das konsequente Verschieben im Pressing konnte die Gefahr aus diesen Situationen weitgehend minimiert werden.
Kamara als „Entlastungsdribbler“
Infolge der rund 35-minütigen Dominanzphase von Manchester City zeigte sich jedoch, dass die Mannschaft immer wieder Probleme hatte, die Entlastungsangriffe von Aston Villa zu kontrollieren. City agierte im sehr hohen Spielaufbau stark ballnah verschiebend, wie auch in der oben erwähnten Grafik erkennbar.
Nach Ballgewinnen suchte Aston Villa konsequent die ballferne Seite, um die gegnerische Staffelung zu überspielen, und fand insgesamt sehr gut drucklösende Pässe selbst unter hohem Gegnerdruck. Dies war maßgeblich auf die gruppentaktischen Vorgaben zurückzuführen: Zentrumsspieler wie Duran im Sturm oder die Mittelfeldakteure Tielemans, Kamara und Onana suchten vorrangig Bewegungen zum Ball sowie den Blick zum Tor, während die Außenspieler unmittelbar Breite und Tiefe herstellten.
Insbesondere Kamara fiel dabei auf, da er sich häufig sehr breit oder tief positionierte, was ihn präsenter im Aufbauspiel machte und ihm ermöglichte, seine Dribbelstärke in den Folgebwegungen optimal einzubringen. Ergänzt wurde dieses Vorgehen durch das effektive Umschalten der offensiven Dreierreihe, die sich nach Ballgewinn breit auffächerte und gegen die enge Dreierkette von Manchester City Räume in der Breite nutzte. Diese Breite eröffnete – nachdem die Halbverteidiger die Außenstürmer markierten – Räume in den Zwischenlinien, die von durchschiebenden Zentrumsspielern, wie Tielemans, mehrfach effektiv genutzt werden konnten.
Pep stellt in der Halbzeit erneut um, Emery reagiert
Trotz des 0:1-Pausenrückstands deutete die dominierende Spielweise von Manchester City auf ordentliche Aussichten für die zweite Halbzeit hin. Unter anderen Umständen hätte man das Problem im letzten Drittel wohl nur als „fehlendes Glück“ bezeichnet. Dennoch entschied sich Guardiola für eine Änderung: Walker kam für Stones, wodurch Akanji ins Zentrum der Dreierkette rückte und Walker als rechter Verteidiger agierte. Diese Umstellung führte zu einer strukturellen Anpassung im Aufbau. Statt des vorherigen 3-2-4-1 agierte City in einem 2-3-4-1, wobei Walker im hohen Aufbau breit blieb, sich aber in tieferen Aufbauphasen häufig mit Kovacic zurückfallen ließ, sodass situativ ein 4-4-2 sichtbar wurde.
Diese Anpassung hatte zwei wesentliche Effekte:
- Überzahl gegen die erste Pressinglinie von Villa: City konnte eine 5-gegen-4-Situation herstellen, was dazu führte, dass Akanji meist nicht aktiv angelaufen wurde, während Kovacic mehr in den Fokus geriet. Duran, der wie schon in der ersten Halbzeit tiefer agierte, suchte weiterhin die Isolation von Lewis, wodurch jedoch der Pressingwinkel auf Kovacic litt. Dieser konnte, trotz engerem Zugriff, durch seine technische Klasse Zeit und Raum für den Aufbau schaffen.
- Breitere Anspielstationen: Durch Walkers breites Agieren im hohen Aufbau erhielt City zusätzliche Optionen, die den Ballfluss verbesserten. Zudem bewirkte das synchrone Zurückfallen von Kovacic und Walker, dass die flache Struktur der Abwehrkette dynamischer wurde, was den Ballzirkulation begünstigte.
Aston Villa reagierte mit Anpassungen im Pressing: Tielemans hielt eine deutlich engere Mannorientierung auf Lewis, was Duran in der ersten Linie entlastete. Gleichzeitig folgte Kamara nahezu allen Bewegungen von Gündogan, um die 2-gegen-1-Situationen zugunsten von Grealish auf der linken Seite zu neutralisieren. Dies erlaubte es Cash, aggressiver auf Grealish zu schieben und auch auf Gündogans Folgebewegungen direkt zu reagieren. Diese Maßnahmen führten situativ zu einer 6-3-1-Formation, die City das Spiel in den Halbräumen erschwerte.
Onana blieb als zweiter Sechser im Raum agierend und verteidigte auf Sprung. Dies ermöglichte es Foden, der sich häufig ins Mittelfeld zurückfallen ließ, in den Zwischenraum zwischen Rogers und Duran zu stoßen und anspielbar zu werden. Auch wenn er oft nur prallen ließ, zog er so die erste Linie von Villa zusammen. Dies wiederum öffnete in der Folge Räume für die Außenverteidiger, wodurch City mehr Breite und Dynamik im hohen Aufbau erzielen konnte.
Villa mit mehr Ballbesitzphasen
In der zweiten Halbzeit wendete sich das Blatt: Aston Villa fand zunehmend Wege, nach Ballgewinnen in den strukturierten Ballbesitz zu gelangen. Besonders auffällig war, dass Villa im Gegensatz zu Manchester City häufig tiefere Aufbauphasen und Abstöße bevorzugte.
Im eigenen 2-4-Aufbau integrierte Villa auch Martínez stärker ins Spiel. Bei Abstößen wurde er von den Innenverteidigern angespielt, hielt den Ball mit der Sohle und leitete so die Auslösung des Pressings von Haaland ein – und lief auch im Bogen durch und isolierte so auch dauerhaft die ballferne Seite bzw. den Rückpass. Dieser begann seine Bogenlaufaktion von außen nach innen, um Konsa zu isolieren. Gleichzeitig wurden die beiden Sechser von Villa, Kamara und Onana, durch mannorientierte Deckung von Foden und Gündogan ebenfalls neutralisiert. Hierbei positionierte sich Foden vor Onana, um seinen Pressingweg auf Torres zu verkürzen und einen spitzeren Winkel zu vermeiden. Dennoch gelang es Villa gelegentlich, durch ungenaue Abstimmungen in Citys Pressingstruktur, Torres ins Andribbeln zu bringen.
Die Außenverteidiger von Villa, Digne und Cash, wurden konsequent durch Silva und Grealish isoliert. Beide City-Spieler positionierten sich halbräumig und nutzten ihren Deckungsschatten, um die abkippenden Bewegungen von Rogers zu unterbinden. Diese Bewegungen wurden von Kovačić, der im 4-1-4-1 von City als Sechser agierte, häufig weit mitverfolgt.
Diese mannorientierten Verhaltensweisen führten jedoch indirekt zu einer temporären Desorganisation im Sechserraum. Villa nutzte diese Lücken gezielt, insbesondere nach Andribbeln der Innenverteidiger, um mit langen Bällen Druck auf die City-Defensive auszuüben. Dies setzte die Defensivreihe unter erheblichen Stress, vor allem bei Luftzweikämpfen. Nach gewonnenen zweiten Bällen konnte Villa die offene Staffelung von City mehrfach effektiv ausnutzen und an Momentum wie Kontrolle gewinnen. Die Unterstützung durch die schnell nachschiebenden Außenverteidiger Cash und Digne verschärfte die Situation zusätzlich. Nach langen Bällen stellten diese beiden nicht nur drucklösende, sondern auch tiefere Anspielstationen bereit. Dies zwang City zu intensiven horizontalen Verschiebebewegungen, wodurch die Kompaktheit im Mittelfeld zunehmend litt.
Ein weiterer Problempunkt in Citys Pressing war, dass sich Onana mehrfach aus dem Deckungsschatten von Foden lösen konnte und somit diagonal flach für Torres anspielbar wurde. Die Übergabe von Foden auf Gündogan war dabei suboptimal gestaltet, da Gündogan den Abstand zu Onana teilweise unterschätzte und somit keinen Zugriff mehr erhielt. In solchen Situationen musste Kovačić häufig seine Mannorientierung aufgeben, um auf Onana zu pressen. Dies öffnete jedoch Räume für Rogers, der diese Freiheiten gut auf engen Raum ausnutzen konnte – womit City ja mächtig Probleme hatte, wie man am 2:0 für Villa sah.
Keine Intensität von City in der Endphase
Nach dem erhöhten Rückstand verfiel City zunächst in eine leichte Schockstarre, was sich unmittelbar in einer nachlassenden Griffigkeit mit dem Ball zeigte. Die Mannschaft suchte weiterhin Verlagerungen auf die Flügelspieler, doch die 1v1-Duelle waren zunehmend von Unsicherheit und fehlender Dynamik geprägt.
Villa setzte in dieser Phase konsequent auf ein anspielstationenorientiertes Pressing. Sie ließen den Ball in den Reihen von City zirkulieren, verdichteten jedoch gezielt den Raum im Zentrum. Dies zwang City immer wieder in direkte Duelle, die meist zugunsten von Villa entschieden wurden. Pässe auf Foden im Zwischenlinienraum wurden aggressiv zugestellt, und seine Dribbelversuche fanden mehrmals durch Onana ein abruptes Ende. Eine frühere gelbe Karte für Onana hätte hier womöglich das Spielgeschehen beeinflussen können.
Die Bewegungen im ballnahen Raum fehlte es an Lösungen. Silva wurde in der Breite direkt von Digne unter Druck gesetzt, was Foden immer mal wieder davon abhielt, diese Option sofort – sondern nur verzögert zu wählen, wodurch keine Dynamik entstand. Gleichzeitig fehlten im Zentrum Tiefe und Ballung, wodurch City Schwierigkeiten hatte, Kontrolle und Durchschlagskraft zu verbinden.
Auch im Pressing verlor City zunehmend die Kontrolle. Villa fand immer wieder Wege, den Sechserraum gezielt anzuspielen, sei es über lange Bälle oder direkte Zuspiele auf Duran, der tief und lang gegen den oft glücklos agierenden Walker angespielt wurde. Bemerkenswert: Walker konnte weder in Boden- noch Luftzweikämpfen überzeugen, was Villas direkte Angriffe erleichterte.
Ebenso problematisch war die fehlende Bindung zu Onana, der sich mehrfach ohne Druck von seinen eigentlichen Gegenspielern Foden und Gündogan lösen konnte. Dadurch erhielt er die Möglichkeit, sich aufzudrehen und das Spiel mit hoher Dynamik anzutreiben. Rogers zeigte sich in engen, kleinräumigen Situationen auffällig durchsetzungsstark und konnte so Progression oder Tiefe herstellen.
Ein weiteres Warnsignal für Citys Spiel gegen den Ball war die wiederholte Möglichkeit, die Außenverteidiger Digne und Cash unter wenig Druck anzuspielen und ihnen Zeit für kontrollierte Aufdrehbewegungen zu gewähren. Diese Entwicklungen zeigen die Schwächen eines mannorientierten Pressings, das stark von der physischen Präsenz und der Zweikampfstärke der Spieler abhängt. Bei City scheint die hohe Belastung aktuell spürbar an den physischen Grundlagen und der Präzision im Pressing zu nagen, was Villas Ansatz begünstigte.
Fazit
City dominierte lange das Spiel mit Ballbesitz und Kontrolle, doch am Ende ging Aston Villa – trotz späten Anschlusstreffer von Foden – als Sieger hervor. Die Gastgeber beeindruckten mit einer taktisch klaren und sich im Verlauf immer weiter anpassenden Herangehensweise, gepaart mit pragmatischem Ballbesitz. Besonders ihre Mischung aus situativem Risiko, extremer Kompaktheit und einer zentrumsorientierten Defensive zeigte, wie man auch gegen ein individuell überlegenes Team wie City erfolgreich bestehen kann. Villa erkannte und nutzte geschickt die Schwächen der Gäste im Umgang mit zweiten Bällen und im Gegenpressing aus, was ihnen wiederum Ballbesitzphasen, Struktur und Momentum sicherte.
Für City ist es ein Spiel, das sie vor wenigen Monaten mit großer Wahrscheinlichkeit noch gewonnen hätten. Ihre Fitnessprobleme wurden zunehmend offenbar, nicht nur in Zweikämpfen, sondern auch in der fehlenden Dynamik und Präzision in entscheidenden Momenten, vor allem im Abschluss. Ein Spiel mehr, das das Team aufgrund fehlender Frische nicht in seiner gewohnten Intensität aufziehen konnte.
Aston Villa hat Manchester City nun auf den fünften Platz verdrängt, während Pep Guardiolas Mannschaft in den letzten 12 Spielen über alle Wettbewerbe hinweg neun Niederlagen hinnehmen musste. Zuvor hatte City in den 106 Partien davor nur acht Niederlagen kassiert – die Zahlen einer Krise.
Frohes Fest, euch Taktikern!
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